Wir beobachten die Welt
Zeuge Jehovas in Spanien aus Haft entlassen
◆ Nach der Verbüßung einer Strafe von elf Jahren, einem Monat und einem Tag wurde der aus Barcelona stammende Zeuge Jehovas Alberto Contijoch, der sich aus Gewissensgründen weigerte, Wehrdienst zu leisten, aufgrund einer Begnadigung des spanischen Regierungschefs aus dem Gefängnis entlassen. Der jetzt 33jährige Alberto Contijoch wurde am 12. März 1959 das erste Mal zum Militärdienst gerufen, den er jedoch aus Gewissensgründen damals sowie auch bei weiteren drei Gelegenheiten, als er erneut zum Wehrdienst eingezogen werden sollte, ablehnte. Insgesamt wurde er zu 19 Jahren und zwei Tagen Gefängnis verurteilt. Über 160 weitere Prediger der Zeugen Jehovas verbüßen gegenwärtig ihre Gefängnisstrafe aus demselben Grund, und davon sind 73 schon zwischen drei und zehn Jahre eingesperrt.
Tiefste Krise der Kirche
◆ Die gegenwärtige Situation der protestantischen Kirche wird in der evangelischen Zeitschrift Bibel-Report wie folgt beurteilt: „Unsere Evangelische Kirche, die ‚Kirche des Wortes‘, durchlebt augenblicklich eine tiefgehende Krise, und zwar gerade im Zentrum ihrer Existenz, im Leben mit der Bibel und im Bezeugen des Evangeliums. Was einst eine lebendige Ganzheit war, fällt in unseren Gemeinden auseinander in biblizistischen Formalismus und von der Bibel gelöste Mitmenschlichkeit. Biblizistischer Formalismus ist es, wenn wir uns damit begnügen, den Traupaaren eine Luther-Bibel zu schenken, und es unseren Konfirmanden zur Pflicht machen, zwei Jahre lang mit einer Bibel (die zumeist aus dem Familienmuseum stammt) zum Unterricht zu kommen.“
70 000 Tote durch das Erdbeben in Peru
◆ Die früheren Schätzungen der Zahl der durch das Erdbeben geforderten Opfer waren mit 50 000 Toten noch zu gering beziffert worden. Nach neuesten Angaben des nationalen Katastrophenausschusses sind bei dem schweren Erdbeben Ende Mai dieses Jahres in Peru 70 000 Menschen ums Leben gekommen.
Vorhersage von Erdbeben möglich?
◆ Erdbeben führt man auf Verschiebungen in der Erdkruste, denen die relativ unelastischen Gesteine nicht ausreichend folgen können, zurück. Das hat zur Folge, daß Spannungen im Erdmantel auftreten, die, wenn sie eine bestimmte Festigkeitsgrenze überschritten haben, sich durch einen plötzlichen Riß lösen. Die dabei freiwerdende Energie strahlt in mechanischen Wellen vom Bebenherd aus. Seismologen waren bemüht, Anzeichen, die auf Erdbeben hindeuten, auszuwerten und an ihnen ein herannahendes Beben abzulesen. So vertritt Professor Ymaguti, ein japanischer Wissenschaftler, die Meinung, daß der Meeresspiegel vor großen Erdbeben in auffallender Weise steige. Es sei zum Beispiel herausgefunden worden, daß der Meeresspiegel sich vor den verheerenden Beben in Nankaido 1946, in Boso-Oki 1953 und in Niigata 1964 an der japanischen Küste jeweils um mehrere Zentimeter gehoben habe. Ähnliche Anzeichen konnte man nach der Ansicht Ymagutis 1941 beim schweren Erdbeben in Portugal beobachten. Von weiteren Möglichkeiten der Vorhersage berichtete die Wetterauer Zeitung: „Es scheint theoretisch durchaus möglich, alle physikalischen Veränderungen der Gesteine in gefährdeten Gebieten laufend zu verfolgen und so Aufhäufung von Spannungen und bevorstehendes Stechen zu erkennen. Mit Präzisions-Entfernungsmessern auf Laserstrahl-Basis, Mikroklinometern — sie messen Veränderungen der Neigung von Gesteinswinkeln —, mit Magnetometern und zahlreichen anderen Geräten läßt sich die Dynamik der Erdkruste beobachten.“ Obwohl Anzeichen, die auf Erdbeben hindeuten, von den Menschen wahrgenommen werden können, vermögen sie dennoch nicht, Erdbeben zu verhindern. Gerade für unsere heutige Zeit, die die Bibel als Abschluß des Systems der Dinge“ beschreibt, sind Erdbeben vorhergesagt. — Matth. 24:3, 7.
Moderner „Gottesdienst“
◆ Etwas überrascht waren wahrscheinlich die Mitglieder der Pfarrgemeinde St. Bardo über die neue Form ihres „Gottesdienstes“. Kaplan Novotny von der Basilika-Pfarrei Seligenstadt kam mit einer Beatgruppe nach Petterweil, um in der St.-Bardo-Gemeinde eine Beatmesse zu zelebrieren. Obwohl die Instrumentalgruppe einen vorzüglichen Klangkörper bildete, ließ jedoch die Akustik in der Kirche zu wünschen übrig. Kaplan Novotny beendete den „Gottesdienst“ mit einer Ansprache über die derzeitige Situation der Kirche und einem feierlichen Abendmahl.
Folgen von Rauschgiftgenuß
◆ In der Münchner Universitätsklinik ist ein 18jähriger Feinmechaniker vermutlich an einer Überdosis Opium oder LSD gestorben. Er war auf einer Rauschgiftparty bei einem Freund bewußtlos geworden. Die Partygäste legten ihn auf eine Parkbank, wo er von einem Autofahrer gefunden wurde. Ein herbeigerufener Arzt forderte eine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus.
In New York mußte ein dreijähriger Junge mit lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht werden, da er sieben LSD-Tabletten geschluckt hatte. Die Mutter hatte die Tabletten auf dem Nachttisch liegengelassen. Der Dreijährige soll dann die Tabletten an sich genommen haben, als die Mutter schlief. Obwohl dem Kind vorerst geholfen werden konnte, befürchten die Ärzte jedoch ein Wiederauftreten der Halluzinationen, die auch noch mehrere Monate nach dem Einnehmen der LSD-Tabletten auftreten können.
Müdigkeitsmeßgerät
◆ Der ungarische Wissenschaftler Dr. Daniel Muszka hat angeblich im Kybernetischen Labor der Universität Szeged ein Gerät zur Messung von Ermüdungserscheinungen entwickelt. Aus dem Verhalten und den Bewegungen des Fahrers ermittelt der Müdigkeitsmesser eine Reihe von Daten, die er zu einem Gesamtergebnis verarbeitet. An einem roten Strich einer Skala kann der Fahrer ablesen, wann es Zeit wäre, zu halten und eine Pause einzulegen. Das Meßgerät würde also dem Fahrer helfen, herauszufinden, wie lange seine Fahrtüchtigkeit noch ausreicht.
Fernseh-Telephon — keine Utopie
◆ Ende des letzten Jahrhunderts wurde das Telephon erfunden, und heute ist diese technische Errungenschaft, die im Dienste der Nachrichtenübermittlung verwendet wird, keine Seltenheit mehr. Eine Verbesserung der Verständigung wird gegenwärtig in den Vereinigten Staaten angestrebt, wo bereits „dem Wort“ nun auch „das Bild“ hinzugefügt wurde. Das Zeitalter des Fernsehtelephons hat somit begonnen. Man wird seinen Gesprächspartner jetzt nicht nur an der „Strippe“, sondern auch auf einem 12 × 14 Zentimeter großen Fernsehschirm vor sich haben. In den nächsten Jahren wird der Anschluß eines Fernsehtelephons noch recht teuer sein, denn er kostet allein 150 Dollar, die monatliche Gebühr: 160 Dollar, und jede zusätzliche Minute, die im Monat über 30 Minuten hinausgeht, kostet den Fernseh-Telephon-Besitzer 25 Cent. Trotz dieser beachtlichen Kosten haben sich Firmen in Pittsburgh und Chicago entschlossen, Fernsehtelephone installieren zu lassen. Die erste „Picturephone“-Leitung wurde bereits von dem Bürgermeister in Pittsburgh und dem Direktor einer amerikanischen Telephongesellschaft in Betrieb genommen.
Organisierter Diebesring im Kaufhaus
◆ Unter der Führung eines neunzehnjährigen Verkäufers arbeitete ein Diebesring, dem 23 Angestellte des Warenhauses angehörten, in einem Kaufhaus. Monatelang wurde gestohlen und die Beute unter der Leitung des „Bandenbosses“ weiterverkauft. In kurzer Zeit wurden Waren im Werte von 12 000 DM gestohlen.
Vorsprung der Sowjets im Wettrüsten?
◆ Nach Auffassung des amerikanischen Verteidigungsministeriums habe die Sowjetunion nicht nur in der Raketenrüstung das Verhältnis zu ihren Gunsten verändert, sondern außerdem die wehrtechnische Forschung und Entwicklung erheblich intensiviert. Nach einer Erklärung des Leiters der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Pentagons, Foster, betrage heute der Vorsprung der Sowjets bereits 50 Prozent.
Papyrus ist seetüchtig
◆ Thor Heyerdahl, ein norwegischer Forscher, wollte beweisen daß schon die alten Mittelmeervölker, unter anderem auch die Ägypter zumindest theoretisch die Möglichkeit gehabt hatten, über den Atlantik zu fahren und auf dem amerikanischen Kontinent an Land zu gehen. Nach seinem ersten Versuch mit der „Ra I“, der im vergangenen Jahr vor der Insel Barbados scheiterte, versuchte er mit dem Papyrusboot „Ra II“ ein zweites Mal, den Atlantik zu überqueren. „Ra II“ wurde nach alten ägyptischen Grabzeichnungen aus Papyrus hergestellt, und zwar von südamerikanischen Indianern aus der Gegend des Titicacasees (Bolivien), wohingegen „Ra I“ von Afrikanern vom Tschadsee geflochten worden war. Es gelang dem Forscher, in 57 Tagen mit sieben weiteren Begleitern verschiedener Nationalität und Religion über den Atlantik zu fahren. „Die Reise hat gezeigt“, meinte Heyerdahl, „daß sich die Kunst des Schiffsbaus aus Papyrusstauden in Südamerika länger erhalten hat als in Afrika.“ Somit wären auch die Ägypter in der Lage gewesen, mit solchen Booten den Atlantik zu überqueren und ihre Kultur auf den heute als Amerika bekannten Kontinent zu tragen.
Wofür darf man beten?
◆ Zwischen dem evangelischen Dekan von Bad Berneck, Klaus Diegritz, und dem bayerischen Landtagsvizepräsidenten Simon Nüssel ist es zu einer Meinungsverschiedenheit gekommen, da man sich nicht über die Frage, ob man für einen Kommunisten beten darf, einigen konnte. Der CSU-Politiker hatte beanstandet, daß der Dekan zu Pfingsten den DDR-Ministerpräsidenten Stoph in ein Fürbittgebet eingeschlossen und dabei den Plural „wir bitten“ gebraucht hatte. In einem jetzt bekanntgewordenen Briefwechsel spricht Nüssel von einer „großen christlichen Dummheit“. Er, Nüssel, halte es eher mit Gebeten, die vor einer Gefahr aus dem Osten bewahren mögen. Der Dekan erklärte, er werde auch einmal für Mao beten, wenn er es für ratsam halte.
Sieg über den Schmutz wird teuer
◆ Um nicht im Schmutz zu ersticken, müssen bis zum Jahr 2000 in der Bundesrepublik rund 230 Milliarden Mark für wasser- und abfallwirtschaftliche Maßnahmen aufgewendet werden. Zu diesem Ergebnis kamen die führenden Vertreter der wissenschaftlichen Institute der Behörden, Wasserwirtschaftsverbände und der Industrie bei einem Kolloquium über Wasserverunreinigung und Gewässerschutz. Wie der Leiter der Tagung, Professor B. Boehnke, Ordinarius für Siedlungswasserwirtschaft der TH Aachen, dazu mitteilte, erfordert von den 230 Milliarden allein der Nachholbedarf für Wasserversorgung, Abwasserreinigung, Kanalisation und Abfallbeseitigung bei Kommunen und Kleingewerbe 32 Milliarden und bei der Industrie 18 Milliarden. Nach Angaben von Professor Boehnke werden die notwendigen Maßnahmen einen zusätzlichen Personalbedarf zur Folge haben, der mit 16 600 Ingenieuren, 7 700 Technikern und Zeichnern sowie 102 000 Mann Fachpersonal zu veranschlagen sei.
5 000 Bombenanschläge in 18 Monaten
◆ Nach offiziellen Angaben sind in den letzten 18 Monaten in den Vereinigten Staaten rund 5 000 Bombenanschläge verübt worden. Dadurch kamen 40 Menschen ums Leben, 300 erlitten Verletzungen und ein Sachschaden von zirka 82 Millionen Mark entstand. In diesen Gewaltakten sieht der demokratische Senator McClellan den „Anfang inneramerikanischer Guerilla-Tätigkeit“. Es handele sich zwar um kriminelle Akte, die jedoch nicht aus Gewinnsucht verübt wurden oder um ein Verbrechen zu begehen, sondern einer „Haltung der Rebellion gegen die Gesellschaft und gegen jede verfassungsmäßige Autorität“ entsprängen.
„Hitler war ein Sadist“
◆ Anläßlich einer Sendung der „American Broadcasting Corporation“ äußerte sich der ehemalige Rüstungsminister Hitlers, Albert Speer, im amerikanischen Fernsehen zu der Judenvernichtung im sogenannten Dritten Reich. Er bestritt erneut, etwas davon gewußt zu haben, sagte aber, daß ein befreundeter Gauleiter ihm nach einem Besuch in Auschwitz erzählt habe, daß dort schreckliche Dinge passierten. „Von da an hätte ich wissen müssen, daß dort etwas geschieht, das auch mich etwas angeht.“ Er habe jedoch weder Himmler noch Hitler gefragt und damit werde die Schuld, die er zu tragen habe, eine wirklich schwere, sagte Speer in dem Interview. Auf die Frage, wie er Hitler mit einem Wort beschreiben wurde, meinte Speer: „Er war ein charmantes Ungeheuer. Oder er war ein Sadist.“
Archäologische Funde aus phönizischer Zeit
◆ Auf der der westsizilianischen Küste bei Marsala vorgelagerten kleinen Insel San Pantaleo wurden interessante Funde aus phönizischer Zeit gemacht. Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete, kamen bei der Suche nach einem dort vermuteten Altar, auf dem die Phönizier ihre Erstgeborenen dem Gott Baal opferten, auch silberner Schmuck, Krüge und verschiedene Votivstelen mit phönizischen Inschriften und Darstellungen zutage.