Wir beobachten die Welt
Volksrepublik China in der UNO
◆ Mit 76 zu 35 Stimmen entschied sich die Vollversammlung der UNO für die Aufnahme der Volksrepublik China in die Weltorganisation. Gleichzeitig bedeutet der Einzug der Pekinger Delegation den Auszug der Delegation Nationalchinas (Taiwan) aus den Vereinten Nationen. Vergeblich hatten sich die USA dagegen gewehrt, daß Nationalchina ausgeschlossen wird. In der Geschichte der Vereinten Nationen wurde solch eine Maßnahme noch nicht getroffen. Taiwans Außenminister Tschau Schu-kai klagte die UNO an, der Beschluß, das kommunistische Regime Pekings aufzunehmen, sei dasselbe, wie einen Mörder in einem Kriminalgericht zu Gericht sitzen zu lassen. „Die UNO hat mit ihrem Beschluß ihren eigenen Untergang heraufbeschworen.“
Auch in der Bundesrepublik Deutschland beobachtete man die Entschließung der Vollversammlung mit großem Interesse. Bundesaußenminister Scheel habe die Aufnahme der Volksrepublik China als „eine logische Konsequenz der aktiveren Teilnahme der Volksrepublik China am weltpolitischen Geschehen“ gesehen. Auch der CDU-Abgeordnete Ernst Majonica vertrat diese Auffassung, fügte jedoch noch hinzu, daß durch die Aufnahme der Volksrepublik China und den Ausschluß Taiwans die Weltorganisation zwar an Umfang zugenommen, aber nicht an moralischer Autorität gewonnen habe.
„Enzyklika Pauls VI. schuld an Schwangerschaftsunterbrechungen“
◆ Frau Dr. Ranke-Heinemann, Professorin für katholische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Rheinland in Neuß, sieht in der Enzyklika „Humanae Vitae“ eine unmittelbare Mitursache von Schwangerschaftsunterbrechungen. Sie sagte: „Bei Fernsehsendungen habe ich erfahren, daß viele Frauen lieber die schwere Sünde einer Abtreibung auf sich nehmen als die tägliche Pille.“ Sie vertritt den Standpunkt, daß eine strafrechtliche Verfolgung bei einem Schwangerschaftsabbruch bis zum dritten Monat nicht erfolgen solle. Mit einer Strafandrohung auch bis zum dritten Monat würden die Frauen in ein „kriminelles Dunkel“ gedrängt, anstatt sich vertrauensvoll an Beratungsstellen zu wenden. „Das ganze Problem ist ein gesellschaftliches und kein strafrechtliches Problem“, erklärte sie.
Ladendiebstahl — 1 Milliarde DM im Jahr
◆ Nach Schätzungen haben in der Bundesrepublik 1970 rund 3 Millionen Ladendiebe Waren im Wert von einer Milliarde Mark gestohlen. In einigen Fällen soll sogar der Anteil der Ladendiebstähle bis zu vier Prozent des Umsatzes eines betroffenen Unternehmens ausmachen.
Höchste Arbeitslosenzahl in Großbritannien
◆ Die Zahl der Arbeitslosen in Großbritannien hat nach Angaben der Regierung in London im August mit 929 121 ihren höchsten Stand seit 31 Jahren erreicht. Damit sind in England, Wales und Schottland 3,9 Prozent der arbeitenden Bevölkerung ohne feste Anstellung. In Nordirland liegt die Prozentzahl sogar bei 8,8 Prozent.
Die größten Industrieunternehmen: Hoher japanischer Anteil
◆ Das US-Wirtschaftsmagazin Fortune führt in seiner Aufstellung die 200 größten Industrieunternehmen außerhalb der Vereinigten Staaten auf. Mit 10,8 Milliarden Dollar steht der niederländisch-britische Konzern Royal Dutch/Shell an erster Stelle. Insgesamt erzielten in diesem Jahr 77 nichtamerikanische Unternehmen Milliardenumsätze. Die Bundesrepublik war mit 15 Dollarumsatz-Milliardären vertreten. Das Volkswagenwerk wurde z. B. mit 4,3 Milliarden Dollar auf dieser Rangliste aufgeführt. Von den 200 Unternehmen waren aber die meisten japanische Konzerne. Die Statistik der Zeitschrift nannte im Jahre 1970 51 japanische Unternehmen. Mit fast 5 Mrd. Dollar Umsatz ist der an sechster Stelle vermerkte Nippon-Stahlkonzern das größte japanische Unternehmen auf der Liste. Auch vier Schweizer Konzerne gehören zu den Spitzenreitern: Nestle (2,3 Mrd.), Ciba-Geigy (1,6 Mrd.), Brown Boveri (1,3 Mrd.) und Hoffmann-LaRoche (1,1 Mrd.).
SOS-Rufe der Ameisen
◆ Für Menschen kaum hörbare Töne werden von Ameisen abgegeben, wenn sie in Gefahr geraten. Nur mit einem äußerst schwingungsempfindlichen Meßgerät konnte das von einer in 20 Zentimeter Tiefe steckenden Ameise ausgestoßene Zirpen empfangen werden. Jedoch sind diese hohen Töne bei ihren Artgenossen hörbar. Darüber schreibt das Magazin Bild der Wissenschaft: „Wie sich bei weiteren biophysikalischen Messungen und Berechnungen herausstellte, sind die Sinnesorgane der Ameisen auf jeden Fall mindestens empfindlich genug, um eine Artgenossin zu ,hören‘ oder besser zu ,erfühlen‘, die aus fünf Zentimeter Verschüttungstiefe ruft. Das scheint wenig: Auf menschliche Körpermaße umgerechnet, entspräche dem eine Tiefe von etwa zehn Metern!“
Handelsbilanz-Defizit der USA
◆ Das Defizit der Handelsbilanz in den Vereinigten Staaten stieg in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres auf 700 Millionen Dollar an. Allein im Monat Juli exportierten die USA um 300 Millionen Dollar weniger Waren, als sie importierten. Im Jahre 1970 hatten sie während desselben Zeitraumes noch ein Handelsbilanz-Plus von zwei Milliarden Dollar. Dieses Defizit war mit ein Auslöser der bestehenden Währungswirren.
Hohe Lebenshaltungskosten in Japan
◆ Obwohl in den Ländern, in die Japan exportiert, japanische Waren billig zu erwerben sind, bezahlt der Japaner in seinem eigenen Land für dieselben Artikel, die nicht nur Luxuswaren, sondern auch Gebrauchsgüter sind, in manchen Fällen das Doppelte. Ein Grund dafür mag darin liegen, daß eine Steuer auch für Gebrauchsgüter erhoben wird. Wenn z. B. ein Japaner in seinem eigenen Land einen Farbfernseher für zirka 1 800 Mark kauft, was ungefähr 15 Prozent seines Jahresverdienstes ausmacht, braucht ein Amerikaner in den USA für das gleiche japanische Gerät nur die Hälfte zu bezahlen. Es gibt keine offizielle Statistik, wie hoch die Lebenshaltungskosten in Japan sind jedoch sollen sie, hauptsächlich in städtischen Gegenden, zu den höchsten der Welt zählen. Mit dem Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung liegt Japan jedoch nur an der 16. Stelle.
Wenn man den kleinen Finger reicht ...
◆ Eine rege Diskussion entfachte auf der Bischofssynode der Zölibat. Führende Männer der Kirche unterbreiteten ihre Vorschläge. Einige forderten die Zulassung des verheirateten Priesters, andere waren gegen jede weiteren Änderungen. Der Erzbischof von Lagos meldete z. B. seine Bedenken für eine Aufhebung des Pflichtzölibats an. Würde man den Priestern die Heiratserlaubnis geben, wäre mit einer Kettenreaktion zu rechnen. Mönche und Nonnen, erklärte der Oberhirte der katholischen Kirche von Lagos, würden nicht zögern, um Heiratserlaubnis zu bitten. Ja, es würde sogar so weit kommen, daß katholische Geistliche nach und nach auch Argumente zugunsten der Ehescheidung, der Empfängnisverhütung und sogar der Polygamie ersinnen würden.
Auch über die Kleidung des katholischen Klerus wurde gesprochen. Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Beltritti, forderte die Priester auf, keine Kleidung zu tragen, die dem guten Geschmack widerspreche. Er wußte von einer Begebenheit in der Grabeskirche zu Jerusalem zu berichten. Dort wurden vor kurzem zwei Frauen in allzu kurzen Kleidern zurückgewiesen. Man habe dann erfahren, daß es sich um zwei Ordensschwestern handelte.
Woher kommt das Rauschgift?
◆ Der größte Erzeuger des Rauschgiftes Heroin, das in die Vereinigten Staaten geschmuggelt wird, ist nicht die Türkei, sondern die Volksrepublik China. Zu diesem Schluß kam der amerikanische Fachmann für die Behandlung von Rauschgiftsüchtigen, Dr. Robert Baird. Gemäß seiner Auffassung würde das Rauschgift über Hongkong ausgeführt. In Hongkong seien 125 000 Heroin-Fälle festgestellt worden. Der auch als Drogenexperte bei den amerikanischen Streitkräften in Südostasien tätig gewesene Wissenschaftler erklärte, daß die Soldaten in Vietnam und Korea wüßten, daß der beste „Stoff“ aus China komme. Er äußerte die Befürchtung, daß durch die Ausweitung des chinesisch-amerikanischen Handels noch mehr Heroin illegal in die USA gelangen könnte.
Dem DDR-Bürger geht es am besten
◆ Közcazdasái Szemle, das Organ des volkswirtschaftlichen Institutes der ungarischen Akademie der Wissenschaften, veröffentlichte einen Vergleich der Volkseinkommen in. den Ländern des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (Comecon). Nach dieser Aufschlüsselung ist der DDR-Bürger unter den Bewohnern der Ostblockstaaten der finanziell bestgestellte. Damit hat die DDR die hochindustrialisierte Tschechoslowakei überflügelt, deren Bürger im Jahre 1960 noch um ein Prozent mehr als der Ostdeutsche verdiente. Im Jahre 1968 aber lag der Verdienst der Tschechen und Slowaken bereits um fünf Prozent unter dem des DDR-Bürgers. Die Sowjetunion hat unter den Ländern, die dem Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe angehören, das drittgrößte Volkseinkommen. Diesen drei Spitzenreitern in den Ostblockländern folgen nach langem Abstand die anderen kommunistischen Länder. Das durchschnittliche Einkommen eines Ungarn betrug 1960 nur 61 und 1968 65 Prozent des Einkommens eines DDR-Bürgers, eines Bulgaren 50 und 62 Prozent, und am schlechtesten war das Einkommensverhältnis des Rumänen mit 42 und 55 Prozent.
55 Millionen Mark für persische Feier
◆ Die 2 500-Jahr-Feiern in Persien haben 18,6 Millionen Dollar (zirka 55 Millionen Mark) gekostet. Davon wurden 7,6 Millionen Mark für die Bewirtung der Gäste des Schahs in Persepolis verwandt. Die Zeltstadt mit allen Nebengebäuden habe 20,8 Millionen Mark gekostet. Weitere 19,8 Millionen Mark seien für das „Shahyad“-Monument in Teheran benötigt worden. Die Parade mit historischen Kostümen kostete 660 000 Mark. Für Prachtlimousinen wurden 2,6 Millionen Mark ausgegeben.
Schäden durch Luftverschmutzung
◆ Die Luftverschmutzung in belgischen Großstädten erweist sich angeblich immer häufiger als Ursache von Frühinvalidität und Frühtod. Nach einer veröffentlichten Erhebung des Obersten Rates des Nationalen Wohnungsinstitutes hat in Brüssel, Antwerpen und Lüttich der Gehalt der Luft an Schwefeldioxyd und Schwefeltrioxyd die Toleranzgrenze überschritten. Als gesundheitsgefährdend werden die Autoabgase genannt, die für ein Drittel der Luftverschmutzung in Belgien verantwortlich gemacht werden. In Brüssel verursachen die Autoabgase täglich mehr als 2 000 Tonnen Kohlenmonoxyd. Nach Ansicht des Instituts könnte die Luftverschmutzung in Belgien geringer sein, wenn nicht „einige Leute, die an einem raschen Profit interessiert sind leichtfertig handelten“.
München, die dritte U-Bahn-Stadt Deutschlands
◆ Neben Berlin und Hamburg besitzt nun auch München als Millionenstadt der Bundesrepublik eine U-Bahn. Die erstmals in Betrieb genommene Strecke besteht aus 13 Stationen und ist 12 Kilometer lang. Den Steuerzahler hat die Anlage des neuen Verkehrsmittels bisher 546 Millionen Mark gekostet. Dazu Oberbürgermeister Vogel: „Eine enorme Summe, gewiß. Aber in der gleichen Zeit wurden allein in München für den Erwerb neuer Kraftfahrzeuge 3,5 Milliarden und für Tabakwaren und Spirituosen über 2 Milliarden Mark ausgegeben.“ Um die Bahnschächte anlegen zu können, war es notwendig, 40 Millionen Kubikmeter Grundwasser beiseite zu schaffen, mehr Wasser also, als der ganze Pilsensee bei Herrsching hat.
Neu entdeckter Volksstamm
◆ Auf die Spuren eines in der zerklüfteten Gebirgsgegend auf der südlichsten großen Insel der Philippinen, Mindanao, lebenden Volksstammes sind Völkerkundler gestoßen. Die Tasadays — wie man diesen entdeckten Volksstamm nannte — sind ein armes Bergvolk und benutzen Steinwerkzeuge. Sie treiben keinen Ackerbau, sie kennen keinen Zucker, Reis und kein Salz sondern sammeln Pflanzen und fangen gelegentlich Tiere. Zu ihrer Nahrung gehören Kaulquappen, Insekten und kleine Fische, die sie mit der Hand in kleinen Bächen und Bergtümpeln fangen. Jedoch besitzen sie etwas, was der zivilisierten Welt schon lange verlorengegangen ist: völlig gesunde Zähne. Die Mitglieder der bisher entdeckten Familien tragen als Kleidung winzige Blätter, sind dunkelhäutig und kleiner als 1,52 Meter. Das Feuer entfachen sie durch Reiben von trockenen Hölzern. Die Völkerkundler nehmen an, daß die Tasadays vor 1 500 bis 2 000 Jahren ihre im Flachland gelegene Heimat aus Angst vor Seuchen verlassen haben.
Kein Leben am Grund der Ostsee
◆ Verursacht durch Abwässer, haben sich am Grund der Ostsee in einigen Gebieten wegen starken Sauerstoffmangels „Tiefenwüsten“ gebildet, in denen alles Leben abgestorben ist. Diesen Bericht trug ein polnischer Wissenschaftler, der einen Lehrstuhl für Umweltschutz am Institut für Seefischerei in Gdingen innehat, in Kiel vor. Im Gotlandtief der Ostsee bedeckten diese toten Gebiete in Tiefen von 70 bis 100 Metern bereits Flächen von mehreren tausend Quadratkilometern.