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Wird immer geraucht werden?Erwachet! 1981 | 8. Juni
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1. Teil
Wird immer geraucht werden?
DIE Mehrzahl der Erdbevölkerung raucht entweder selbst oder ist zeitweise dem von anderen produzierten Tabakrauch ausgesetzt. Vor allem das Zigarettenrauchen ist fast überall, wo Menschen leben, eine eingefleischte Gewohnheit.
Als man vor einigen Jahren in einem Regenwald auf den Philippinen die Tasaday entdeckte und feststellte, daß ihnen der Tabak vollständig unbekannt war, wertete man das als überzeugenden Beweis für ihre außergewöhnliche Isolation. Doch Zigaretten gibt es eigentlich noch nicht sehr lange.
Geschichtlicher Abriß
Vor knapp 500 Jahren lernte Christoph Kolumbus als erster Europäer das Tabakrauchen kennen. Die Indianer der Neuen Welt rauchten Pfeife. Im 17. Jahrhundert rauchte man in Europa handgerollte Zigaretten. In den 1880er Jahren wurden die ersten leistungsfähigen Zigarettenmaschinen erfunden.
Besonders im Ersten Weltkrieg begannen sehr viele Leute, Zigaretten zu rauchen. Im allgemeinen rauchen die Frauen erst seit ungefähr 40 Jahren. Heute ist der Zigarettenkonsum phänomenal.
Eine blühende Industrie
Im Jahre 1978 wurden 4 200 000 000 000 Zigaretten hergestellt. Das sind so viele, daß jeder Mann, jede Frau und jedes Kind auf der Erde fast drei Stück täglich oder tausend im Jahr rauchen könnte! Da ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung noch keine 20 ist, entfallen auf jeden erwachsenen Erdbewohner 2 000 Zigaretten im Jahr.
Allein in China gibt es Hunderte von Millionen Raucher. In den Vereinigten Staaten rauchen mehr als 55 Millionen, in Japan 34 Millionen, in der Bundesrepublik Deutschland etwa 20 Millionen und in Großbritannien 18 Millionen. Nicht selten raucht ein einzelner jährlich 10 000 und mehr Zigaretten. Sicherlich glaubst du, daß immer geraucht werden wird, weil das Rauchen so populär ist. Aber nicht alle teilen diese Meinung.
Eine leitende Persönlichkeit der Zigarettenindustrie sagte: „Wir bereiten uns darauf vor, die Herstellung von Tabakwaren allmählich einzustellen; im nächsten Jahr noch nicht, aber vielleicht in 20 Jahren.“ Amerikanische Zigarettenfirmen haben schon begonnen, auf andere Unternehmungen auszuweichen. Keine führt im Firmennamen noch das Wort „Tabak“.
John Pinney, Direktor im US-Gesundheitsministerium, behauptete: „Das Rauchen kommt aus der Mode.“ Warum sagte er das, obschon der größere Teil der Weltbevölkerung dem Tabakgenuß frönt?
Ein Mörder angeprangert
„Wir leben in einer neuen Zeit der Pandemien“, schrieb Dr. Jean Mayer. Fast die Hälfte der Männer in den westlichen Ländern stirbt an Herzkrankheiten, und von den übrigen rund 50 Prozent fallen viele dem Krebs zum Opfer. Es ist erwiesen, daß das Zigarettenrauchen eine Hauptursache dieser schrecklichen Seuchen ist.
Das Königlich-Britische Ärztekollegium bezeichnete das Rauchen „als eine ebenso wichtige Todesursache wie die großen epidemisch auftretenden Krankheiten: Typhus, Cholera, Tuberkulose u. a.“ Nach dem amerikanischen öffentlichen Gesundheitsdienst ist das Rauchen „die Hauptursache vermeidbarer Krankheiten und Frühtodesfälle“.
Die Beweise mehren sich ständig. Im Januar 1979 veröffentlichte der höchste beamtete Arzt im Gesundheitswesen der USA einen Bericht über das Rauchen, in dem 30 000 Forschungsarbeiten als Quellen verwendet wurden. „Das Zigarettenrauchen“, hieß es in dem Bericht, „ist der am leichtesten zu verhütende Umweltfaktor, der in den Vereinigten Staaten zu Krankheit, Invalidität und Tod führt.“ Ein Leitartikler der New York Times schrieb über den Bericht: „Der Glimmstengel tötet jedes Jahr über 350 000 Amerikaner.“ (In der Bundesrepublik Deutschland sterben jedes Jahr 140 000 Menschen an den Folgen des Rauchens.)
Der 1980 vom höchsten beamteten Arzt der USA herausgegebene Bericht beleuchtete die verheerenden Auswirkungen des Rauchens bei den Frauen, die doch in so großer Zahl noch gar nicht lange rauchen. „Jetzt zeigen sich unter den Frauen die ersten Anzeichen des epidemischen Auftretens einer typischen Raucherkrankheit“, hieß es darin. „In drei Jahren soll bei ihnen die Zahl der Lungenkrebsfälle die der Brustkrebsfälle übersteigen.“
Dr. Halfdan Mahler, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sagte im vergangenen März: „Das Rauchen ist wahrscheinlich die verbreitetste unter den einzelnen verhütbaren Ursachen schlechter Gesundheit in der Welt.“
Angenommen, du rauchst noch. Was würdest du tun, wenn dich Hunderte von geachteten Ärzten in dieser Weise über die Gefahren deiner Gewohnheit aufklären würden?
Kommt es aus der Mode?
Millionen von Rauchern hat diese Aufklärung veranlaßt, sich das Rauchen abzugewöhnen. Allein in den Vereinigten Staaten gibt es jetzt rund 30 Millionen Exraucher. Im Jahre 1965 rauchten in den USA noch die meisten Männer, 1979 dagegen rauchten nicht einmal mehr 37 Prozent. In dieser Zeit sank sogar die Zahl der Raucherinnen von 32 auf 28 Prozent. In Kanada rauchten 1965 über 50, jetzt dagegen weniger als 42 Prozent der Bevölkerung.
Vielen Rauchern wurde geholfen, mit dieser Gewohnheit zu brechen. In den Vereinigten Staaten wurden 1978 rund 2 000 000 000 Zigaretten weniger geraucht als im Vorjahr. Optimistisch gab Daniel Horn vom US-Institut für Informationen über Rauchen und Gesundheit bekannt: „Der Kampf gegen das Rauchen ist gewonnen. Was noch zu tun bleibt, ist nicht mehr viel.“ Stimmt das?
Überhaupt nicht! So sagte zum Beispiel ein leitender Beamter des US-Tabakinstituts: „Wir haben nicht die Absicht, die Hände in den Schoß zu legen und zuzuschauen, wie unsere Industrie vernichtet wird.“ Deshalb wandte die Zigarettenindustrie in einem der letzten Jahre 875 Millionen Dollar für die Werbung auf. Das ist mehr, als für die Werbung irgendeines anderen in den USA verkauften Produktes ausgegeben wurde. In Wirklichkeit sank der Zigarettenverbrauch in den USA nur von 617 Milliarden auf 615 Milliarden. Das ist ein Rückgang von weniger als einem drittel Prozent.
Doch die Zigarettenindustrie wächst weiter, da sie in den Ländern der dritten Welt neue Märkte erschließt. In einem der letzten Jahre steigerten die USA ihren Tabakexport um mehr als 20 Prozent! Im Jahre 1978 wurden in der ganzen Welt 100 Milliarden mehr Zigaretten produziert als im Jahre 1977.
Um zu verhindern, daß das Rauchen aus der Mode kommt, hat die Tabakindustrie noch einen anderen Markt aufgespürt: die Jugend. Der Psychologe Dr. Ronald Shor erklärte: „Die Jugendlichen wollen sich mit der Erwachsenenrolle identifizieren und suchen einen Weg, um ein glückliches und normales Leben wie Erwachsene zu führen, ohne ihren jugendlichen Geist aufgeben zu müssen. Das aber wird, wie die [Zigaretten-]Reklamen sagen, dadurch erreicht, daß man raucht.“
In den USA gibt es gegenwärtig 6 Millionen jugendliche Raucher. In anderen Ländern ist der Prozentsatz anscheinend noch höher, wie aus der Zeitschrift World Health hervorgeht: „In Belgien rauchen 50 Prozent der 15jährigen. In der Bundesrepublik Deutschland sind 36 Prozent der 10- bis 12jährigen bereits regelmäßige Raucher.“
Aber warum wird ein Produkt, von dem man weiß, daß es furchtbare Krankheiten zur Folge hat, nicht verboten? Warum darf marktschreierisch dafür geworben werden, und warum darf es so hingestellt werden, als würde es einem guttun? Warum gibt es immer noch Millionen Raucher, obschon die Gefährlichkeit des Rauchens eindeutig erwiesen ist?
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Warum soviel geraucht wirdErwachet! 1981 | 8. Juni
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2. Teil
Warum soviel geraucht wird
OBWOHL eindringlich vor den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens gewarnt wird und Antiraucherkampagnen gestartet worden sind, wird immer noch sehr viel geraucht, ja, manche Leute rauchen jetzt mehr als früher.
In den Jahren von 1965 bis 1978 stieg in den Vereinigten Staaten die Zahl der gerauchten Zigaretten um fast 90 Milliardena, doch die Zahl der Raucher blieb mehr oder weniger unverändert. Warum raucht der einzelne mehr?
Nikotin- und Teergehalt
Ein Grund dafür ist anscheinend der geringere Nikotin und Teergehalt mancher Zigaretten. Nikotin, ein wichtiger Bestandteil des Tabakrauches, ist eine giftige Droge, die als Insektenvertilgungsmittel Anwendung findet. Teer ist ein weiterer Inhaltsstoff des Tabakrauches, auch „der klebrige Rückstand des Tabakrauches“ genannt. Da Nikotin und Teer gesundheitsschädigend sind, haben die Tabakfirmen Zigaretten mit einem geringeren Anteil dieser beiden Stoffe herausgebracht. Mit welchem Ergebnis?
Eine Folge davon ist die Tendenz zu vermehrtem Rauchen. „Bei Vorversuchen“, berichtete die Zeitschrift Medical World News, „rauchten sieben starke Raucher im Durchschnitt 25 % Zigaretten mehr am Tag, als sie auf eine nikotinarme Sorte umgestiegen waren.“ Dr. Stanley Schachter, der die Versuche leitete, kam deshalb zu dem Schluß, daß „der Feldzug zugunsten nikotinarmer Zigaretten ein Fehlschlag“ sei.
Warum werden von den nikotin- und teerarmen Zigaretten mehr geraucht? Um die Sucht des Rauchers nach Nikotin zu befriedigen — damit er die Nikotinmenge erhält, an die er gewöhnt ist. Das Nikotin gelangt, wenige Sekunden nachdem der Raucher den Rauch eingezogen hat, in das Gehirn. Jeder Zug stellt nach Dr. Michael A. H. Russells Worten eine Dosis Nikotin dar. In seinem Buch Drug Metabolism Reviews (1978) schreibt er, daß man das mit einer Heroinspritze vergleichen könne.
Ein Heroinsüchtiger mag es mehrere Stunden ohne Heroin aushalten. Nach dem Abrauchen einer Zigarette dauert es etwa 20 bis 30 Minuten, bis das Nikotin vom Gehirn aus in andere Organe gelangt ist. Das entspricht ungefähr der Zeitspanne, die ein starker Raucher verstreichen läßt, bis er sich wieder eine „Nikotinspritze“ gibt.
Ist es denn fair, das Verlangen nach einer Zigarette mit dem Verlangen nach Heroin zu vergleichen? Macht Nikotin wirklich süchtig?
Ist das Rauchen eine Sucht?
Allgemein wird behauptet, man rauche, um sich zu entspannen, um Streß abzubauen und um sich zu beruhigen. Versuche haben aber gezeigt, daß der Raucher nicht raucht, um sich zu entspannen, sondern weil er dadurch das Auftreten unangenehmer Entzugserscheinungen verhindern kann.
Diese Tatsache wurde festgestellt, als man Nichtraucher und Raucher Streßsituationen aussetzte. Wenn Raucher schwere Zigaretten rauchten, bewältigten sie diese Situationen besser, als wenn sie nikotinarme Zigaretten oder gar nicht rauchten. Aber es erging ihnen weder besser noch schlechter als Nichtrauchern in der gleichen Situation. Dazu schrieb Dr. Schachter: „Das Rauchen macht einen Raucher Stressoren gegenüber nicht weniger reizbar oder anfällig.“ Er fügte jedoch hinzu: „Wenn er nicht oder nur nikotinarme Zigaretten raucht, wird er reizbarer.“
Der Heroinsüchtige braucht das Heroin, um der Reizbarkeit und anderen Symptomen vorzubeugen; aus ähnlichen Gründen braucht der Raucher sein Nikotin.
Fachleute betrachten das Zigarettenrauchen jetzt als eine Sucht. Wie es in dem Bericht Rauchen oder Gesundheit vom Königlich-Britischen Ärztekollegium heißt, ist es „eine Art Drogenabhängigkeit, die sich zwar von der Abhängigkeit von anderen Suchtdrogen unterscheidet, aber nicht weniger stark ist“. Abschließend wird darin gesagt: „Die meisten Raucher können mit der Gewohnheit nicht brechen, weil sie nikotinsüchtig sind.“
Dr. M. A. H. Russell sagte aufgrund umfangreicher Forschungen unverblümt: „Wenn im Tabakrauch kein Nikotin wäre, hätten die Leute zum Zigarettenrauchen ungefähr ebensoviel Lust wie zum Aufsteigenlassen von Seifenblasen oder zum Abbrennen von Wunderkerzen.“ Zwar mögen noch andere Faktoren dazu beitragen, daß so viel geraucht wird, aber viele Raucher sind offensichtlich süchtig. Wären sie das nicht, dann wäre es für sie nicht so qualvoll, ohne Zigarette zu sein. In einem Artikel der Zeitschrift Harper’s schildert Budd Whitebook seine Erlebnisse während der Entwöhnungsperiode wie folgt:
„Ich war körperlich kränker, als ich es für möglich gehalten hatte. Die Arm und Schultergelenke sowie die Muskeln in Brust und Waden schmerzten die erste Nacht so furchtbar, daß ich im Schutze der Dunkelheit weinte. Dieser Schmerz dauerte nur einen Tag; aber mindestens eine Woche lang tat es mir irgendwo weh. Mund, Nase, Hals, Magen und Zähne bekamen keinen Rauch und kein Nikotin mehr, und ihre Reaktionen hielten viel länger an. Immer wieder riß ich den Mund weit auf, als müßte ich mich an neue Zahnprothesen gewöhnen. Mein Hals war entzündet, als hätte ich zuviel geraucht — vielleicht weil ich zu intensiv an einer Zigarette gezogen hatte, die nicht vorhanden war. Ich putzte mir die Nase, obwohl es gar nicht notwendig war. Es war unglaublich, wie viele meiner Körperteile — Finger und Zehen, Organe, Schleimhäute und Haare — auf ihre eigene schmerzliche Weise rauchen wollten. Zwei ganze Wochen lang war mir übel.“
Vielleicht fragst du jetzt: „Ist es nicht kriminell, den Verkauf von Tabakwaren durch Werbung zu fördern, obschon man weiß, daß sie süchtig machen und gesundheitsschädlich sind?“ Warum geschieht das?
Um des Geldes willen
Es ist bekannt, daß selbst Personen, die als freundlich und achtbar gelten, bereit sind, für Geld sozusagen alles zu tun, sogar andere Menschen zu töten. Manchmal zetteln Regierungen einen Krieg an, der viele Opfer fordert, nur um wirtschaftliche Interessen zu schützen. Ist das vielleicht bei der Zigarettenreklame auch so?
Die Zeitschrift Medical Tribune schrieb: „Das Zigarettenrauchen ist in den USA eine der Haupttodesursachen, dennoch haben die meisten Staatsorgane wiederholt gezeigt, daß sie nicht bereit sind, die Öffentlichkeit zu schützen, ja sie verschlimmern die ganze Sache noch, indem sie den Tabakanbau subventionieren.“
Die in New York erscheinende Daily News schrieb: „Die Verfahrensweise des Staates in Sachen Tabak ist ein Lehrgang in Heuchelei. ... seit 1938 stützt er den Tabakpreis, wobei der Betrag allmählich angehoben wurde, so daß er heute 65 Millionen Dollar beträgt, einschließlich einer Zuweisung von 24 Millionen Dollar in Form von Darlehen für Tabaklieferungen an unterprivilegierte Völker im Zuge der Entwicklungshilfe.“
Der amerikanische Staat nimmt durch die Zigarettensteuer jährlich Milliarden von Dollar ein. Aber auch Tausende von amerikanischen Bürgern profitieren vom Tabakanbau und von der Tabakindustrie. In den USA leben rund 450 000 Familien vom Tabakanbau, und 72 700 Personen sind in der Zigarettenindustrie beschäftigt. „Wenn wir keinen Tabak mehr anbauen dürften“, sagte ein Pflanzer, „müßten wir alle stempeln gehen. Der Kleinbauer kann sich mit dem Anbau von Mais und Sojabohnen nicht über Wasser halten.“
Es ist jedoch möglich, sich umzustellen und seinen Lebensunterhalt auf andere Weise zu verdienen. Vor einigen Jahren haben sich alle Zeugen Jehovas, die im Tabakanbau oder in der Tabakindustrie tätig waren, eine andere Beschäftigung gesucht. Sie erkannten, daß es für einen Christen inkonsequent ist, etwas anzubauen oder zu verkaufen, was, wie medizinische Untersuchungen zeigen, „jedes Jahr mehr Todesopfer fordert, als die USA im Zweiten Weltkrieg, im Koreakrieg und im Vietnamkrieg zusammen zu beklagen hatten“.
Doch mag der eine oder andere jetzt sagen: „Ein Raucher schädigt nur sich selbst. Warum sollte man etwas verbieten, was für viele Leute ein Genuß ist?“
[Fußnote]
a In der Bundesrepublik Deutschland wurden 1969 112,4 Milliarden Zigaretten verkauft und 1978 123,3 Milliarden, also rund 11 Milliarden mehr.
[Bilder auf Seite 8]
Der Heroinsüchtige braucht das Heroin um der Reizbarkeit vorzubeugen ... ... aus ähnlichen Gründen braucht der Raucher Nikotin.
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Sollte man das Rauchen verbieten?Erwachet! 1981 | 8. Juni
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3. Teil
Sollte man das Rauchen verbieten?
„FÜR mich ist das Rauchen ein Genuß. Ihm opfere ich gerne, wenn es sein muß, ein paar Jährchen meines Lebens.“ Mit diesen Worten erklärte ein Mann seinem Enkel, warum er rauchte. Der Mann starb schließlich an Krebs.
Es gibt jedoch Achtzig- und sogar Neunzigjährige, die schon lange rauchen und doch noch verhältnismäßig gesund sind. Sollte man einen Raucher, der über die Gefahren des Rauchens aufgeklärt ist, zwingen, auf das, was ihm Genuß bereitet, zu verzichten?
Ist ein Raucher verantwortlich dafür, wie sich seine Gewohnheit auf andere auswirkt?
Eine moralische Verantwortung?
Man darf nicht vergessen, daß sich die meisten Raucher das Rauchen bereits in jungen Jahren angewöhnt haben. Die Zeitschrift Weltgesundheit (Nr. 1, 1980) berichtet zum Beispiel, daß in der Sowjetunion „82,4 Prozent der [befragten] Raucher vor dem 19. Lebensjahr zu rauchen begonnen haben“. Aus einer anderen Umfrage geht hervor, daß ungefähr ein Drittel der Gewohnheitsraucher noch keine neun Jahre alt waren, als sie ihre erste Zigarette rauchten.
Warum gewöhnen sich Kinder etwas an, was sich viele von ihnen später wieder abgewöhnen möchten? Der Hauptgrund ist das Beispiel der Erwachsenen. Kinder rauchen, wenn sie sich erwachsen geben wollen. Sie möchten wie die Erwachsenen sein: hart, selbstsicher. In der Sowjetunion stammen vier von fünf Rauchern aus Familien, in denen die Erwachsenen rauchten. Ein Raucher mag meinen, seine Gewohnheit sei seine eigene Angelegenheit, doch dem ist nicht so, denn durch sein Verhalten beeinflußt er andere.
Das trifft ganz besonders auf die Ärzte zu. Sie gelten allgemein als Personen, die mit den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens bestens vertraut sind. So konnte man im Leitartikel einer Zeitschrift der amerikanischen Ärztevereinigung lesen:
„Jede Gruppe der Ärzteschaft sollte daran denken, daß ihre Mitglieder den Patienten gegenüber Leitbildfunktion haben. Wenn wir rauchen oder wenn auf unseren Konferenzen und in unseren medizinischen Einrichtungen geraucht werden darf, sagen wir deutlich: ,Glaubt unseren Worten nicht, seht euch an, was wir tun.‘ Deshalb sollte bei allen offiziellen Veranstaltungen ärztlicher Körperschaften nicht geraucht werden, und alle Mitglieder sollten ermahnt werden, es auch in ihrer Praxis und in der medizinischen Einrichtung, der sie angeschlossen sind, nicht zu tun. Wenn sich die Ärzte, die über die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens am besten aufgeklärt und in der Regel auch ziemlich diszipliniert sind, das Rauchen nicht abgewöhnen, dürfen wir dann von den unaufgeklärten und verhältnismäßig undisziplinierten Laien erwarten, daß sie nicht mehr rauchen?“
Man sollte meinen, daß in den Krankenhäusern ein Rauchverbot bestehe, um den ärztlichen Warnungen vor den Gefahren des Rauchens Nachdruck zu verleihen. Aber wie die Zeitschrift Medical World News berichtete, gibt es nur in 472 von den 7 200 Krankenhäusern in den USA bestimmte Bereiche für Nichtraucher, und nur in 491 ist der Verkauf von Zigaretten untersagt. In einem Krankenhaus, das den Verkauf von Zigaretten nicht mehr gestattet hatte, wurde er später wieder erlaubt, „weil der Umsatz zurückging, als der Kiosk im Krankenhaus keine Zigaretten mehr führte“.
Was hältst du von Personen, denen das Geld und der eigene Nutzen wichtiger sind als das Wohl anderer? Ist dir wirklich daran gelegen, wie sich dein Beispiel auf andere auswirkt? Leider gibt der Eigennutz oft den Ausschlag. Zum Beispiel schrieb die Zeitschrift Columbia Journalism Review im Jahre 1978, daß sie in den vergangenen sieben Jahren in keiner einzigen der großen amerikanischen Zeitschriften, die Zigarettenreklamen bringen, einen umfassenden Artikel über die Gefahren des Rauchens fand.
Das Rauchen wird verboten
Doch der Trend ist unverkennbar. Das Rauchen wird an immer mehr Orten verboten. Und wenn jemand in einem Bereich, wo das Rauchen untersagt ist, raucht, wird er jetzt oft gebeten, seine Zigarette auszumachen.
In einigen US-Staaten gibt es neuerdings strenge Antirauchgesetze. In Minnesota ist es verboten, in öffentlichen Einrichtungen zu rauchen. Das Gesetz definiert eine öffentliche Einrichtung als „abgeschlossenen, umgrenzten Bezirk, der von der Allgemeinheit genutzt wird“. Auch der Staat Utah hat ähnliche Gesetze erlassen. Konsequent angewandt, bedeuten sie, „daß Raucher in Utah nur im Freien oder bei sich zu Hause rauchen können“.
In den USA hat auch jeder Nichtraucher unter den Fluggästen Anspruch auf einen entsprechenden Platz in einer Verkehrsmaschine.
Viele Raucher sind empört darüber, daß ihre Freiheit zu rauchen immer mehr eingeschränkt wird. Im vergangenen Dezember erschoß ein Raucher einen Polizisten, weil dieser ihn gebeten hatte, seine Zigarette auszudrücken. Sind die Verbote berechtigt?
Auswirkungen auf Nichtraucher
Nur wenige wissen, welch großen Schaden der Raucher nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zufügen kann. Zum Beispiel verursachen Raucher jährlich viele Brände — allein in den USA 2 000 —, in denen Tausende von Menschen ihr Leben verlieren. In Kanada werden mehr als 40 Prozent aller Brände auf die Fahrlässigkeit von Rauchern zurückgeführt.
Ferner wird die Luft durch Zigarettenrauch stark verunreinigt. Während eines Fußballspiels im „Silverdome“-Hallenstadion in Pontiac (Michigan, USA) war die Luft so rauchgeschwängert, daß die zuständige Stelle Smogalarm ausgelöst hätte, wäre die Luft im Freien so verunreinigt gewesen. Schuld an der Verschmutzung waren die vielen Raucher unter den 80 000 Zuschauern.
Auf den Passivraucher kann der Zigarettenrauch die gleiche Wirkung haben wie auf den Raucher selbst. In einem Artikel der Zeitschrift American Medical News wurde Dr. Charles F. Tate wie folgt zitiert: „Es liegen jetzt Studien vor, die zeigen, daß Nichtraucher in einem Raum, in dem geraucht wird — je nachdem, wie viele rauchen und wie groß der Raum ist —, soviel Rauch einatmen, wie wenn sie selbst täglich ein Dutzend Zigaretten rauchen würden.“ Der Rauch einer glimmenden Zigarette ist besonders schädlich, weil er fast doppelt soviel Teer und Nikotin enthält wie der Rauch, den der Raucher inhaliert, während er eine Zigarette raucht.
Schon seit einiger Zeit ist bekannt, daß nichtrauchende Erwachsene, die ein Herz- oder ein Lungenleiden haben, und kleine Kinder durch Zigarettenrauch geschädigt werden. Nun aber zeigte eine in der Zeitschrift New England Journal of Medicine vor kurzem veröffentlichte Studie, daß auch gesunde nichtrauchende Erwachsene durch Zigarettenrauch geschädigt werden. „Zum erstenmal haben wir Meßwerte für eine körperliche Veränderung“, schrieben Dr. Claude Lenfant und Barbara Liu in einem Leitartikel, der auf die Meßwerte eingeht.
Besonders gefährlich wirkt es sich aus, wenn eine Schwangere raucht. Durch das Rauchen verengen sich die Blutgefäße in der Gebärmutter, so daß das Kind nur ungenügend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Außerdem gelangt das giftige Kohlenmonoxyd über die Plazenta in das kindliche Blut. „Es ist ganz klar“, schrieb Dr. Mary B. Meyer von der Fachhochschule für Gesundheitswesen der John-Hopkins-Universität, „daß das Rauchen die Gefahr einer Fehlgeburt, Totgeburt oder Frühgeburt erhöht.“
Wenn man bedenkt, wie schädlich das Rauchen für den Raucher selbst sowie für die unfreiwilligen Mitraucher in seiner Umgebung ist, braucht man sich dann zu wundern, daß das Rauchen verboten wird? Schon seit langem weisen Jehovas Zeugen darauf hin, daß das Rauchen mit biblischen Grundsätzen unvereinbar ist. „Laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes“, heißt es in Gottes Wort (2. Kor. 7:1). Es ist erwiesen, daß das Rauchen sowohl den Raucher selbst als auch die Personen in seiner Umgebung verunreinigt und in vielen Fällen sogar krank macht. Wie kann ein Raucher behaupten, andere, die von Zigarettenrauch unbefleckt bleiben möchten, zu lieben, wenn er in ihrer Gegenwart raucht? (Matth. 22:39).
Wenn das lieblose alte System der Dinge durch Gottes Königreich vernichtet sein wird, wird es keine Tabakraucher mehr geben. Es wird ganz bestimmt nicht immer geraucht werden. Möchtest du einen Anteil an den Segnungen der göttlichen neuen Ordnung haben, dann hast du keine andere Wahl — sofern du noch rauchst —, als mit dem Rauchen aufzuhören. Und wenn du wirklich willst, schaffst du es auch!
[Bild auf Seite 10]
Der Hauptgrund, warum Kinder anfangen zu rauchen, ist das Beispiel der Erwachsenen.
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Das Rauchen wird an immer mehr Orten verboten.
Der Rauch einer glimmenden Zigarette ist schädlicher als der Rauch, den der Raucher inhaliert.
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Rauchen erhöht die Gefahr einer Fehlgeburt, Totgeburt oder Frühgeburt.
Kann man nach biblischen Grundsätzen leben und gleichzeitig rauchen?
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Du kannst vom Rauchen loskommen!Erwachet! 1981 | 8. Juni
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4. Teil
Du kannst vom Rauchen loskommen!
„NICHTS ist leichter als das.“ So beschrieb der berühmte Schriftsteller Mark Twain den Abschied von der Zigarette. „Ich muß es ja wissen“, fügte er hinzu, „denn ich habe es schon tausendmal getan.“
Die große Schwierigkeit besteht nicht darin, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern darin, nicht wieder damit anzufangen. Millionen Raucher verzichten einen Tag, eine Woche oder gar mehrere Monate auf die Zigarette — aber dann fangen sie wieder an zu rauchen. Das größte Problem liegt vielfach nicht darin, die physische Nikotinabhängigkeit zu überwinden, sondern dem heißen Verlangen nach einer Zigarette zu widerstehen.
Wenn man wirklich will, kann man vom Rauchen loskommen. Gibt es Beweise dafür? Ja. Die gesamte Gemeinschaft der Zeugen Jehovas enthält sich des Tabakgenusses. Aber manche Zeugen haben früher auch geraucht.
In vielen Ländern raucht mindestens ein Drittel der Erwachsenen. Danach müßten ungefähr ein Drittel der mehr als 2 000 000 Zeugen Exraucher sein. Wie sind diese Hunderttausende, als sie Zeugen Jehovas wurden, vom Rauchen losgekommen?
Erkenntnis und ein Entschluß
Es ist so, wie Dr. Charles F. Tate in der Zeitschrift American Medical News schrieb: „Der Raucher muß tief in seinem Inneren den Entschluß fassen. Hat er diesen Entschluß einmal gefaßt, ist die Schlacht schon halb gewonnen.“ Anders ausgedrückt: Man muß wirklich aufhören wollen. Was kann dazu motivieren?
Erkenntnis kann das tun. Aber welche Erkenntnis? Für viele ist es die Erkenntnis, daß das Rauchen das Leben verkürzen kann. „Ein Patient nach dem anderen kommt zu mir, um sich röntgen zu lassen“, schrieb Dr. Tate. „Ich zeige dann jedem sein Röntgenbild, auf dem ein Tumor zu sehen ist. Sie fragen mich, ob es Krebs sei. Wenn ich ihre Vermutung bestätige, nehmen sie sich vor, nie mehr zu rauchen.“
Wenn man ein Zeuge Jehovas wird, möchte man sich das Rauchen nicht nur deshalb abgewöhnen, weil man weiß, daß es das Leben verkürzen kann, sondern weil man auch zu der Erkenntnis gelangt ist, daß Jehova Gott, wie die Bibel sagt, „uns gemacht hat“ (Ps. 100:3). Jehovas Zeugen wissen, daß es Gott, ihrem Schöpfer, mißfällt, wenn sie ihren Körper beflecken. Deshalb rauchen sie alle nicht (2. Kor. 7:1).
Ferner sind sie entschlossen, nicht zu rauchen, weil sie wissen, daß es auch ihre Mitmenschen schädigen würde. So ahmen zum Beispiel Kinder rauchende Erwachsene nach, und außerdem kann diese gefährliche Gewohnheit das Leben anderer verkürzen. Das sind die Gründe, warum ein wahrer Christ nicht raucht. Alle Raucher, die Zeugen Jehovas werden, hören auf zu rauchen, weil sie dem göttlichen Gesetz gehorchen: ‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst’ (Matth. 22:39).
Das heißt nicht, daß es für Raucher, die Zeugen Jehovas werden, immer leicht ist, sich das Rauchen abzugewöhnen. Für einige ist es eine richtige Qual — das Schwierigste, womit sie in ihrem Leben je fertig werden mußten. Aber sie schaffen es — allerdings nicht ohne Hilfe. Auch du kannst vom Rauchen lassen.
Die erforderliche Hilfe
„Der Verkauf von Mitteln, die eine Entwöhnung erleichtern sollten“, schrieb die Zeitung New Scientist, „wird allmählich so lukrativ wie der Verkauf von Schlankheitsmitteln.“ In dem Artikel wurden verschiedene Therapien und Programme besprochen, doch abschließend hieß es dann: „Die Mittel, die eine Entwöhnung erleichtern sollen, sind alle ohne Ausnahme für den Raucher keine echte Hilfe.“ Anti-Smoking-Drogen haben nur einen geringen, wenn überhaupt einen Wert.
Die Anti-Smoking-Hilfen oder -Programme sollen für den angehenden Nichtraucher lediglich eine Unterstützung sein; sie schenken ihm Selbstvertrauen; sie stellen ein System dar, auf das er bauen kann. Viele kommen nicht vom Rauchen los, weil sie nicht überzeugt sind, daß sie es schaffen können. Solchen Personen muß zu der Überzeugung verholfen werden, daß sie es schaffen können. Äußerst wertvoll sind anteilnehmende Freunde, besonders solche, die früher selbst geraucht haben und daher bestätigen können, daß es möglich ist, das Rauchen aufzugeben. Auf diese Weise sind Raucher, die Zeugen Jehovas geworden sind, bei ihren Bemühungen, sich das Rauchen abzugewöhnen, unterstützt worden.
Möchte man mit dem Rauchen aufhören, benötigt man vor allem die Hilfe Gottes. Wie wahr sind doch die Worte des Apostels Paulus: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht.“ (Phil. 4:13)! Eine Hausfrau aus Brooklyn (New York, USA), die früher drei bis vier Päckchen Zigaretten am Tag geraucht hatte, erzählte, wie es ihr möglich war, ihren Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören, auszuführen:
„Meine Hände zitterten. Ich weinte fast immer. Ich war ganz krank; das Verlangen nach der Zigarette war qualvoll. Aber ich hatte den Entschluß gefaßt, und mit Jehovas Hilfe konnte ich auch daran festhalten. Ich bin jetzt überzeugt davon, daß Personen, die vom Rauchen nicht loskommen, das Rauchen gar nicht aufgeben wollen. Sie lieben den Glimmstengel immer noch mehr als Jehova.“
Um vom Rauchen loszukommen, muß man den aufrichtigen Wunsch haben, Gott wohlzugefallen. Das ist das ganze Geheimnis. Wie der Gebrauch von Marihuana, der ungebundene Geschlechtsverkehr und andere ungesetzliche Handlungen, so bereitet auch das Rauchen Vergnügen. Ein Raucher, dem es sehr schwer fiel, sich das Rauchen abzugewöhnen, schrieb: „Schließlich gestand ich Jehova im Gebet, daß mir das Rauchen tatsächlich Vergnügen bereitete, daß ich es aber aufgeben wollte, um ihm zu gefallen. ... Endlich kam ich davon los.“
Auch du kannst davon loskommen. Wenn du Gott wohlgefällig sein möchtest, dann schreibe an die Herausgeber der Zeitschrift Erwachet! Sie freuen sich, dir völlig unentgeltlich jemand zu schicken, der befähigt ist, dich in der Bibel zu unterweisen und dir moralischen Beistand zu leisten. Auf diese Weise wurde schon vielen geholfen, vom Rauchen loszukommen.
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