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  • Was ist an der Kernenergie verkehrt?
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Erwachet! 1980
g80 22. 4. S. 21-23

Was ist an der Kernenergie verkehrt?

DIE Welt war entsetzt, als sie von den beiden Atomexplosionen über Hiroschima und Nagasaki erfuhr. Während sich aber die Öffentlichkeit von dem Schock allmählich erholte, wurde ihr beschwichtigend versichert, die Atomenergie sei nicht nur zerstörerisch; sie könne auch, exakt gesteuert, friedlichen Zwecken zugeführt werden.

Die ersten Verlautbarungen weckten sogar die Hoffnung, daß die durch die Kernspaltung von Uran entstandene Energie die endgültige Lösung des Energieproblems sein könnte. Uran war zwar teurer als Kohle oder Öl, aber es hatte einen millionenmal größeren Energiegehalt, der jeden bis dahin bekannten Energieträger übertraf. Man dachte damals, die Kosten des Brennstoffes für Kernreaktoren seien denkbar gering. Wenn man einen Reaktor bauen und dann noch Turbogeneratoren installieren würde, könnte man fast zum Nulltarif Strom erzeugen.

Aber dieser Wunschtraum von einer nahezu kostenlosen Energie sollte bald zerstört werden. Die erste ernüchternde Feststellung war, daß weniger als ein Prozent des Urans (U-235-Isotop) für die Kettenreaktion brauchbar ist. Um es in so hoher Konzentration anzureichern, daß die Kettenreaktion nicht abreißt, muß es von seinem schwereren Isotop (U 238) getrennt werden. Das ist ein schwieriges und kostspieliges Verfahren, und ein beträchtlicher Anteil der Energie, die die Kernspaltung des U 235 liefert, muß schon vorher für diesen Trennungsvorgang aufgewandt werden.

Der Zerfallsvorgang wird durch Neutronen vom bereits aktiven auf den neuen Brennstoff übertragen. Sie verhalten sich jedoch anders als die Flammen in einem Kohleofen, die von einer Kohle auf die nächste überspringen. Bei der Atomspaltung wird durch die Neutronen, die die gespaltenen Atome verlassen, der Brennstoff, der Reaktor und alles in der unmittelbaren Umgebung radioaktiv. Die Anlage muß also von dicken Abschirmschichten umgeben sein und aus genügend großer Entfernung mit mechanischen Vorrichtungen bedient werden. Die Vorgänge im Innern sind gefährlicher als Feuer, denn wenn die unsichtbaren Strahlen nach außen dringen, können wir tödliche „Verbrennungen“ erleiden, ohne es gleich zu bemerken.

Außerdem ist die Steuerung des Brennvorgangs eine heikle Angelegenheit. Ein Kernreaktor ist zwar keine Bombe, aber wenn man die Kontrolle darüber verliert, kann er die Schutzummantelung durchschmelzen und durch seine tödliche Strahlung die Umgebung verseuchen. Um dem vorzubeugen, sind ausgeklügelte und kostspielige Sicherheitsmaßnahmen und ständige Wachsamkeit erforderlich. Das Uran verbrennt auch nicht zu Asche. Die im Laufe der Zeit entstehenden Spaltprodukte nehmen immer mehr von den Neutronen auf, die das Uran abgibt, und drosseln dadurch die Kettenreaktion. Der Brennstoff muß, lange bevor er verbraucht ist, entfernt und durch neues Uran 235 ersetzt werden.

Der verbrauchte Brennstoff läßt sich nicht so leicht beseitigen wie Holzasche, die man einfach im Garten verstreut. Der Atommüll ist stark radioaktiv und muß lange Zeit gut abgeschirmt werden. Einige der häufiger vorkommenden radioaktiven Elemente unter den Spaltprodukten überdauern Jahrhunderte. Man kann sie nicht ins Abwasser oder ins Meer leiten. Auch dürfen sie nicht im Grundwasserbereich vergraben werden. Heute wird noch der größte Teil der radioaktiven Abfälle an bewachten Lagerstätten aufbewahrt, bis genügend Möglichkeiten zur Wiederaufarbeitung und Endlagerung bestehen.

All diese Maßnahmen verursachen hohe Kosten, so daß die Preisvorteile des „kostenlosen“ Brennstoffes wieder zunichte werden. Trotz der Einbußen ist die Kernenergienutzung weit vorangetrieben worden und bestreitet in vielen Ländern einen Teil des täglichen Energiebedarfs.

Einige Wirtschaftsexperten sagen, die Kernenergie sei heute noch nicht so preisgünstig wie die Energie aus Kohle oder Erdöl und habe bisher lediglich aufgrund der vielen Regierungszuschüsse so gut Fuß gefaßt, die die Kraftwerksbetreiber nicht zurückzuzahlen brauchten. Andererseits hat z. B. der Versorgungsbetrieb, der die Stadt Chicago mit Strom beliefert, eine Kostenliste veröffentlicht, aus der hervorgeht, daß Kernkraftwerke den Verbrauchern Millionen von Dollar einsparen helfen. Sie erzeugen bereits 42 Prozent des Stroms aus Kernenergie, und man beabsichtigt, bis 1985 den Anteil auf 65 Prozent auszudehnen. Die Kernenergie spielt in vielen Ländern eine bedeutende wirtschaftliche Rolle.

Einwände gegen Kernenergie

Die Kernenergienutzung stößt auf immer mehr Widerstand. Der sich anhäufende radioaktive Abfall gibt Anlaß zu Besorgnis; niemand möchte den Atommüll in der Nähe seines Wohnortes wissen. Manche haben das ungute Gefühl, ein Kernkraftwerk könne einmal explodieren, wodurch in der Umgebung Millionen von Menschen radioaktiv verseucht würden. Bisher ist nie eine solche Explosion eingetreten, aber keiner kann garantieren, daß es unmöglich ist.

Der Bau von Kernkraftwerken wird durch Demonstrationen und Gerichtsbeschlüsse verzögert. Um die Kernkraftgegner zu beschwichtigen, verschärfen die Behörden das Genehmigungsverfahren für neue Kraftwerke.

Bei dem Störfall in der Nähe von Harrisburg (Pennsylvanien, USA) steigerte sich die Furcht vor einer Kernkraftwerksexplosion zu einer landesweiten Hysterie. Der Reaktor geriet außer Kontrolle, weil einige Ventile und Instrumente versagten, die zur Überwachung des Kühlwassers dienten, das den Reaktorkern durchströmte. Es war mehrere Tage lang fraglich, ob sich der Reaktor nicht überhitzen und dann zusammenschmelzen würde oder ob nicht das Wasserstoffgas, das sich im oberen Teil ansammelte, den Druckbehälter auseinandersprengen würde. Das Reaktorgebäude war so konstruiert, daß es unter keinen Umständen radioaktive Stoffe entweichen lassen würde. Hätte aber auch diese Schutzvorkehrung versagt, dann wären, wie man sich vorstellen kann, in der Umgebung Tausende von Menschen ums Leben gekommen. Viele Bewohner trauten den offiziellen Zusicherungen nicht, sondern verließen das Gebiet und kamen erst zurück, als die Krise vorüber war.

Am Ende erwies es sich, daß die Strahlenbelastung nicht größer war als bei einem üblichen Röntgengerät, doch das Kraftwerk war verloren. Die Reinigungs- und Reparaturarbeiten könnten genausoviel kosten wie der Bau eines neuen Kraftwerks.

Obwohl in vielen Presseberichten die Gefahr übertrieben wurde — ein Kommentator sagte: „Wir hätten beinahe Pennsylvanien verloren“ —, besteht kein Zweifel, daß dieser Vorfall die Position der Kernkraftgegner gestärkt hat. Die Forderung, die Kernkraftwerke stillzulegen, scheint mehr gefühls- als vernunftbedingt zu sein. Vergleicht man das Risiko mit anderen Risiken, die einfach hingenommen werden, dann mutet es geradezu unbedeutend an.

In den USA beispielsweise fahren Autofahrer weiterhin schneller, als es das Gesetz erlaubt, obwohl sie wissen, daß es in diesem Jahr allein deshalb in ihrem Land 8 000 Tote mehr geben wird. Noch schlimmer: Veranlaßt durch die allgegenwärtige Werbung und unterstützt durch die Regierung, werden die Leute weiterhin Zigaretten rauchen, obwohl als Folge davon auch dieses Jahr 80 000 Menschen an Lungenkrebs sterben werden.

Im Gegensatz dazu wurde in Harrisburg, beim schlimmsten Unfall in der Geschichte der Kernkraftnutzung, nicht ein einziger getötet oder verletzt. Dennoch gibt es etliche, die eine Stillegung aller Kernkraftwerke fordern. Zweifellos trägt die mögliche Gefahr, durch unsichtbare Strahlung geschädigt zu werden, zu den gefühlsbedingten Einwänden bei. Dennoch bilden diese Empfindungen einen Faktor, den es zu berücksichtigen gilt und der die Behörden veranlassen wird, bedachtsamer vorzugehen und strengere Sicherheitsvorschriften zu erlassen. So wird die Energieerzeugung noch teurer werden.

Wie lange wird das Uran reichen?

Gegen die Ausdehnung der Kernenergie wird auch der Einwand erhoben, daß die Uranreserven nicht unbegrenzt sind. Wenn die bis 1985 geplante Verdoppelung der Kapazität erreicht wird, werden die Vorräte der USA noch vor dem Jahr 2000 zur Neige gehen.

Es besteht jedoch eine Möglichkeit, den Nachschub zu erweitern. Sie beruht auf der Tatsache, daß sich, während Uran 235 verbraucht wird, Uran 238 in Plutonium verwandelt. Das Plutonium kann vom verbrauchten Brennstoff chemisch getrennt werden und bildet einen Energieträger, der dem Uran 235 sogar überlegen ist. In Reaktoren, die mit Plutonium betrieben werden, kann der Brennstoff schneller regeneriert werden, als er verbraucht wird, so daß fast das gesamte Uran — nicht nur ein Bruchteil eines Prozents — genutzt wird.

Doch es besteht ein Risiko, das wie eine düstere Wolke über allen gegenwärtigen und künftigen Projekten schwebt. Das gleiche Uran, das in Kernkraftwerken genutzt wird, kann für die Herstellung von Bomben verwendet werden. Aus diesem Grund überwachen die Regierungen die Produktionsanlagen, in denen U 235 isoliert wird, und achten streng darauf, in welche Hände es gelangt. Dennoch ist es möglich, im Laufe der Zeit, nachdem dieser Stoff in Kernreaktoren genutzt wurde, genügend Plutonium zu sammeln, um eine Atombombe herzustellen. Genau das ist in Indien geschehen, sehr zur Bestürzung der Kanadier, die dort den Bau des Reaktors unterstützt haben. Das Problem wird noch akuter, wenn man einmal Plutonium als Brennstoff verwenden wird. Deshalb sind einige Politiker gegen die Weiterentwicklung des Brutreaktors.

Viele Wissenschaftler setzen ihre Hoffnung auf eine andere Möglichkeit, aus dem Atomkern Energie zu gewinnen. Sie entsteht nicht durch die Spaltung eines Atoms in zwei leichtere, sondern durch die Verschmelzung der leichtesten Atome — der Wasserstoffatome — zu Heliumatomen. Das ist der Vorgang, der in der Sonne abläuft. Im Gegensatz zu den begrenzten Uranvorräten und sogar zu den noch größeren Kohlevorräten sind die Wasserstoffreserven so grenzenlos wie die Weltmeere. Würde die Anwendung dieses Verfahrens nicht die Energieprobleme des Menschen für immer lösen?

Zu diesem Thema wird in einer der folgenden Erwachet!-Ausgaben ein Artikel erscheinen.

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