Wir beobachten die Welt
43 000 Personen mit Herzschrittmacher
◆ Auf dem Internistenkongreß in Wiesbaden gab Professor Franz Grosse-Brockhoff (Düsseldorf) die Zahl der herzkranken Personen mit eingepflanztem Herzschrittmacher mit rund 43 000 an. Dabei handele es sich um Patienten im Alter von meist 60 bis 70 Jahren. Ihre Lebenserwartung sei im allgemeinen günstiger als die von Patienten, die herkömmlich behandelt würden, vor allem sei die psychische Situation der Herzschrittmacher-Patienten stabiler, weshalb beispielsweise die pauschale Ablehnung einer Fahrerlaubnis für solche Kranken nicht gerechtfertigt sei.
Einnahmenverlust der Kirchen durch die Steuerreform
◆ Die evangelischen Landeskirchen und die katholischen Diözesen in der Bundesrepublik einschließlich West-Berlins müssen als Folge der staatlichen Steuerreform im Jahre 1975 mit einem Einnahmenverlust von insgesamt rund 1,2 Milliarden Mark rechnen. Von kirchlicher Seite wurde ferner darauf hingewiesen, daß außerdem noch die Senkung der Kirchensteuersätze sowie der Finanzausfall durch Kirchenaustritte hinzugerechnet werden müßten. Die Gesamteinnahmen der katholischen und der evangelischen Kirche betrugen 1973 in der Bundesrepublik rund 6,9 Milliarden Mark.
Embryos durch Nikotin gefährdet
◆ Der Aachener Sozialmediziner Dr. Georg Kirschbaum nahm in der Zeitschrift Die Betriebskrankenkasse Stellung zu der Frage, inwieweit Nikotin Embryos gefährde. Nach seinen Feststellungen haben Raucherinnen häufiger als Nichtraucherinnen Fehl- oder Frühgeburten. Der Wissenschaftler führt das darauf zurück, daß der Embryo im Mutterleib gewissermaßen mitrauche und damit auch die Schadstoffe im Tabakrauch aufnehme. Medizinische Reihenuntersuchungen hätten ferner den Nachweis erbracht, daß Kinder von rauchenden Müttern bei der Geburt im Durchschnitt ein bis zwei Zentimeter kleiner seien als die Babys nichtrauchender Frauen. Eine von englischen Forschern in jüngster Zeit erarbeitete Studie belege außerdem, daß das Leistungsniveau vieler Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft geraucht hätten, auch noch im Alter von sieben Jahren niedriger sei als das von gleichaltrigen Kindern nichtrauchender Frauen.
In den USA lösen jetzt Gewalttätige die Taschendiebe ab
◆ Polizei-Leutnant Casey aus Chicago sagte zu diesem Thema: „In Chicago gibt es nur noch etwa ein halbes Dutzend Taschendiebe, die ihr Handwerk wirklich verstehen. Es sind altgediente Leute, die auch die Innentaschen einer Jacke erreichen. Wir nehmen sie nicht oft fest, und wenn wir es tun, dann ist es schwierig, ihre Verurteilung zu erreichen.“ Nun aber hätten Muskeln und Gewalt die Stelle von Geschicklichkeit eingenommen. Das habe zur Folge gehabt, daß die Polizei von Chicago bereits 1961 ihr Taschendiebstahl-Dezernat aufgelöst habe und nur noch wenn einmal nötig, Sonderkommissionen einsetze. Im September 1973 hätte Caseys Kommission insgesamt 42 Kolumbianer unter der Beschuldigung der Verschwörung zum Verbrechen festnehmen können. Der Leutnant berichtete weiter, daß einige der Verhafteten zugegeben hätten, in einer Schule für Verbrechen in Bogotá richtiggehend als Taschendiebe und Trickbetrüger ausgebildet worden zu sein und „neue Identitäten“ als Puertoricaner erhalten zu haben. 100 auf diese Weise ausgebildete Kolumbianer seien auf einmal in die USA gereist, wo sie in mehreren Städten Taschen geleert hätten.
Der Rhein biologisch dem Tod nahe
◆ Nach Ansicht der verantwortlichen Männer droht dem Rhein noch in diesem Jahr die Gefahr, daß auf ganzen Strecken alles Leben darin abstirbt. Bernard Glass, der leitende Regionalbeamte im französischen Umweltministerium erklärte zu diesem Thema: „Die Verschmutzung ist wieder auf dem Vormarsch. Bei steigenden Temperaturen im Sommer werden eine Reihe vom Umständen zusammenkommen, die eine Wahrung des ökologischen Gleichgewichtes in einigen Rheingebieten unmöglich machen könnten.“
Obwohl dringend Hilfe geboten ist, wurde doch eine Konferenz der für den Bereich Umwelt zuständigen Minister der vier Rheinanliegerstaaten — Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, die Schweiz und die Niederlande — von Mitte Februar auf den Herbst verschoben, als deutlich wurde, daß eine Vielfalt finanzieller und innenpolitischer Probleme sowie ein Schuß Nationalismus ein Übereinkommen verhinderten. Inzwischen wird der Rhein weiter verseucht mit Salzen aus den staatseigenen Kalibergwerken im Elsaß und Chemikalien aus deutschen Industriewerken. Dazu kommen jährlich noch etwa 1 000 Tonnen Arsen, 200 Tonnen Kadmium, 1 500 Tonnen Blei, 29 000 Tonnen Kupfer, 200 Tonnen Chrom und 9 000 Tonnen Zink. Fachleute kommen zu dem Schluß, daß starke Nitrat- und Phosphat-Konzentrate im Rhein und überdurchschnittliche Temperaturen im Winter zu einer Situation geführt haben, bei der die Mikrobakterien im Rhein größte Schwierigkeiten bei der natürlichen Säuberung von Verunreinigungen haben. Falls dabei der Sauerstoffgehalt auf Null absinken würde, müßte das Leben im Fluß an diesen Stellen absterben. „Es ist außerordentlich schwer, diesen Prozeß umzukehren. Es könnte einen schwierigen Sommer geben“, meinte Glass zu diesem Thema.
Schwimmer von Hechten angefallen
◆ Nach Augenzeugenberichten wurden kürzlich im Meer vor Miami Beach Brandungsschwimmer von Tausenden hungriger Makrelenhechte angefallen und verletzt. „Das Wasser war grau von Fischen. Sie wimmelten zu Tausenden in riesigen Schwärmen herum und waren offenbar von einem Anfall von Freßwut befallen“, sagte Bademeister Alper. Drei Schwimmer mußten sich wegen Fleischwunden, die ihnen die bis zu 60 cm langen und 6 bis 10 Pfund schweren Tiere mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen beigebracht hatten, behandeln lassen. „Glücklicherweise war es am frühen Morgen, so daß noch nicht viele Leute im Wasser waren“, sagte Rick Persson, der an der Rettungsaktion teilgenommen hatte.
Der Assuandamm — eine Krankheitsquelle
◆ Wie aus einem Bericht im Praxis-Kurier hervorgeht, haben Ärzte schon, als in Ägypten der Bau des Assuandamms geplant wurde, eindringlich — doch wie sich jetzt herausstellte, vergebens — vor ökologisch-medizinischen Gefahren gewarnt. Heute erweist es sich, daß sie recht hatten. Für die Menschen im Niltal ist es aber zu spät. Die Bauern oberhalb wie unterhalb des Damms leiden nämlich seit einiger Zeit immer stärker unter Bilharziose. Sie wird von Schistosoma-Pärchenegeln hervorgerufen, die den Menschen beim Baden oder mit dem Trinkwasser als Larven befallen. Seit der Staudamm die hydrologischen Verhältnisse im Niltal stabilisiert und gleichzeitig das Wachstum der Wasserpflanzen außerordentlich begünstigt hat, haben sich ihre Lebensbedingungen sehr verbessert. So sind heute unterhalb des Damms, wo statt jährlicher Überschwemmungen kontinuierlich bewässert wird, 35 % statt früher 5 % der Bevölkerung von Schistosomiase befallen, stromabwärts sogar 76 %. Die einzige Bekämpfungsmöglichkeit bestünde darin, die Würmer mit Kupfersulfat zu vergiften; doch die dicken Pflanzenteppiche im Wasser saugen das Gift sehr schnell auf; sie zu entfernen wäre zu kostspielig.
Haarscharf an nuklearer Katastrophe vorbeigekommen
◆ Wie Panorama berichtet, ist nach einem schweren Brand das größte Atomkraftwerk der Welt in Decatur (US-Bundesstaat Alabama) stillgelegt worden. Das Feuer wurde durch eine offene Kerze verursacht und hat fast eine nukleare Katastrophe von unabsehbarem Ausmaß ausgelöst. Wie ein Sprecher der Tennessee Valley Authority mitteilte, versagte während des Brandes das Sicherheitssystem, wodurch die Gefahr einer Überhitzung des spaltbaren Materials im Inneren eines der beiden 1065-Megawatt-Reaktoren entstand. Offiziellen Angaben gemäß brach das Feuer aus, als ein Ingenieur unter dem Kontrollraum dem Ursprung eines Luftzuges aus einer Kabelröhre nachgehen wollte. Dazu bediente er sich einer offenen Kerze. Die offene Flamme entzündete die Plastikhülle des Kabels und setzte dieses in Brand. Dann legte das Feuer das Sicherheitssystem lahm, das im Falle eines Unglücks die Reaktortemperatur auf dem gleichen Stand halten soll. Als schließlich das Notsystem eingeschaltet werden sollte, stellte sich heraus, daß es nicht arbeitete.
Experten schätzten, daß ein Ausströmen radioaktiven Materials aus dem Reaktor möglicherweise den Tod von 100 000 oder mehr Menschen verursacht hätte. Einer der führenden Kritiker der kommerziellen Atomkraftwerke in den USA, Daniel Ford, erklärte zu dem Vorfall: „Wenn mir jemand vor einigen Wochen gesagt hätte, daß ein Arbeiter in einem Atomkraftwerk in der Nähe von spaltbarem Material mit einer Kerze hantiert, hätte ich diese Vorstellung empört zurückgewiesen.“
Fleisch- und Wurstversand aus dem Gefängnis
◆ Die Häftlinge und das Personal der Justizvollzugsanstalt Hannover haben ihren Vorgesetzten wieder einmal einen handfesten Skandal beschert. Nachdem im Herbst 1974 insgesamt neun Häftlinge aus der modernen Anstalt geflüchtet waren, die bis dahin als absolut sicher galt, wurde jetzt ein schwunghafter Handel mit Fleisch- und Wurstwaren aufgedeckt. Der außergewöhnliche Fleischhandel flog auf, als ein Kontrollbeamter bemerkte, daß die Wurst für die 900 Gefangenen sehr dünn geschnitten war. Er wog die Portionen nach und stellte fest, daß das Küchenpersonal statt der vorgeschriebenen 90 Gramm nur 60 Gramm pro Mann ausgegeben hatte. Schließlich wurde im Schrank eines Kalfaktors ein „versandfertiges“ Paket mit 58 Pfund Fleisch und Wurst sichergestellt.
Struwwelpeter-Erlaß
◆ Der hessische Innenminister hat jetzt einen „Struwwelpeter-Erlaß“ verkündet. Als Grund nannte er das Aussehen der Polizisten in Hessen, die in jüngster Zeit immer mehr „ihr äußeres Erscheinungsbild in nicht mehr vertretbarem Maße vernachlässigen“. In diesem Erlaß werden die Beamten ermahnt, „Auswüchse“ bei der Haar- und Barttracht „gar nicht erst entstehen zu lassen“ und auf korrekt sitzende Kleidung zu achten.
Bombe im Handschuhfach
◆ Die Aktion „Das sichere Haus“ machte in München jetzt auf die tödlichen Gefahren unsachgemäß behandelter Sprühdosen aufmerksam. Dabei wurde besonders an die Urlauber appelliert und ihnen geraten, bei Reisen in heiße Zonen auf keinen Fall Sprühdosen im Handschuhfach des Autos zurückzulassen, da dort Temperaturen bis zu 90 Grad entstehen könnten. Bei Erhitzung über 50 Grad — von 80 Grad an höchste Gefahr — könnten die Dosen wegen darin befindlichen Treibgases zu lebensgefährlichen Bomben oder Handgranaten werden. Auch bei Flugreisen dürfen Sprühdosen nicht in dem Gepäck, das in den Frachtraum kommt, mitgeführt werden. Die Erwachsenen ermahnte die Bundesorganisation zur Verhütung von Unfällen im häuslichen Bereich und in der Freizeit, sofort einzugreifen, wenn Kinder angeblich leere Sprühdosen in ein Feuer werfen wollen. Keine Dose sei ganz leer. Geringe zurückgebliebene Treibgasreste könnten die Blechdosen auseinanderreißen und die Kinder schwer verletzen.
Bittere Bilanz eines Krieges
◆ Unter dieser Überschrift berichtete der Wiesbadener Kurier, daß die Vereinigten Staaten vom Jahre 1961 bis zur Kapitulation der südvietnamesischen Streitkräfte über 141 Milliarden Dollar für militärische und wirtschaftliche Hilfe sowie für den Einsatz ihrer Streitkräfte in Vietnam ausgegeben haben. Bis zum Abschluß der Pariser Friedensvereinbarungen im Januar 1973 hätten über 56 000 Amerikaner in diesem Land ihr Leben verloren. Insgesamt hätten 2,6 Millionen US-Soldaten einen Teil ihrer Dienstzeit in Südvietnam verbracht. Gleichzeitig hätten die USA allein 4 900 Hubschrauber und 3 700 Kampfflugzeuge aller Art auf diesem Kriegsschauplatz verloren. Die Gesamtauswirkungen des Krieges auf die USA würden jedoch weit über die rein statistischen Zahlen hinausgehen. Viele Wirtschaftswissenschaftler würden die nun schon seit Ende der 60er Jahre anhaltende Entwertung des Dollars direkt auf die durch den Kriegseinsatz entstandenen Haushaltsdefizite zurückführen.
Hitler — ein unbekanntes Wesen
◆ Am 30. April jährte es sich zum 30. Mal, daß sich der „Führer“, Adolf Hitler im Bunker der Reichskanzlei Berlin erschoß. Aus Anlaß dieses Jahrestages inszenierte der Wissenschaftler Professor Dr. Heribert Heinrichs bei 2 000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 17 Jahren eine Umfrage. Das Thema lautete: „Schreibe auf, was Du über Hitler weißt“. Ein knappes Drittel, genau 31 %, wußten gar nichts über ihn. Für ein Mädchen waren „Hitler freche Cowboys“.
Unterschätzte Gefahren beim Aufprall
◆ Aus einer in Bonn vorgelegten Erhebung, die der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) unter 9 000 Autofahrern im Saarland durchführte, geht hervor, daß fast die Hälfte der Autofahrer falsche Vorstellungen über die Folge von Unfällen und die Wirksamkeit von Sicherheitsgurten bei Zusammenstößen hat. Danach waren fast 50 % der irrigen Ansicht, daß Auffahrunfälle erst bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h einen tödlichen Ausgang nehmen können, während dies bereits bei 20 km/h der Fall sein kann. Ebenso falsch war dementsprechend die Ansicht, erst bei höheren Geschwindigkeiten Sicherheitsgurte anlegen zu müssen. Es wurde auch eine ständige Qualitätskontrolle für Sicherheitsgurte gefordert, da von Autoherstellern serienmäßig eingebaute Gurte trotz Prüfzeichen nicht immer die amtlich festgesetzten Normen erfüllen würden.