Die Kanarischen Inseln lobpreisen Jehova
STELL dir vor, du besuchtest eine kleine Inselgruppe und hättest das Gefühl, einmal auf dem Planeten Mars, einmal in einem Paradies und einmal in der Wüste Sahara zu sein. Glaubst du, daß es so etwas gibt? Ja, es sind die zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln, die der marokkanischen Küste (Nordwestafrika) vorgelagert sind.
Jehovas Zeugen sind dort seit 1958 organisiert, dem Jahr, als sie in Las Palmas de Gran Canaria ihre erste Zusammenkunft abhielten, bei der sechs Personen anwesend waren. Während der letzten 24 Jahre sind die Wasser der Wahrheit ungehindert geflossen, und überall konnten Versammlungen gegründet werden. Zum Gedächtnismahl am 8. April 1982 versammelten sich auf allen Inseln insgesamt 4 357 Personen.
Wir wollen eine kurze Reise durch den Archipel unternehmen und sehen, welche Früchte Jehova dort hervorbringen ließ (1. Korinther 3:6, 7).
Lanzarote — eine Insel aus dem All?
Unser Düsenflugzeug nähert sich der Insel Lanzarote, und uns bietet sich ein beeindruckender Anblick. Vor uns erstreckt sich eine öde Landschaft mit Vulkankegeln und eingestürzten Kratern. Rot, Schwarz und Ocker sind die Farben, die am meisten hervorstechen. Wir fragen uns, ob wir wohl auf unserem Planeten Erde oder auf dem Mars landen werden.
Endlich haben wir Grund und Boden unter den Füßen. Sofort fällt uns auf, daß es fast keine Bäume gibt und der Boden dürr ist. Es regnet nur selten, und das Wasser ist knapp. Die Bauern müssen sich sehr abmühen, um dem Boden — ausgedörrte Lava — etwas für ihren Lebensunterhalt abzuringen. Sie graben Hunderte von Löchern, in die einzelne Weinstöcke gepflanzt werden, die darin ziemlich geschützt sind. Und irgendwie bringen diese köstlichen Wein hervor.
Jehovas Zeugen sind auf der Insel im Hervorbringen von Früchten zum Lobpreise Gottes ebenso entschlossen vorgegangen. Ein gutes Beispiel sind Juan Cabrera Medina und seine Frau Benedicta. Anfang der 70er Jahre kamen sie zum ersten Mal mit Jehovas Zeugen in Verbindung. Juan erzählt:
„Ich war immer ein eifriger Katholik gewesen. Der Ortsgeistliche war sogar ein Freund unserer Familie. Dann bat mich eines Tages einer meiner Freunde, ihm zu helfen, das zu widerlegen, was ihm die Zeugen Jehovas bei ihren Besuchen sagten. Ich dachte, das sei ein leichtes, doch unser erstes Gespräch belehrte mich eines Besseren. Manuel Sosa, ein Sonderpionier, stellte mit der Bibel taktvoll meine Unwissenheit bloß. Ich kannte nicht einmal den Namen Gottes. Das Ergebnis des Gesprächs war, daß auch ich mit den Zeugen die Bibel studierte.
Einige Tage später besuchte mich mein ,Freund‘, der Geistliche. Diesen Besuch wiederholte er an acht aufeinanderfolgenden Abenden, denn er wollte mich dazu bewegen, das Bibelstudium aufzugeben. Als das nichts half, drohte er mir an, dafür zu sorgen, daß mein Arbeitsverhältnis gelöst würde. Doch es nützte nichts. Ich blieb in meinem Entschluß fest.“
Da Juan so entschlossen für die Wahrheit eintrat, sind jetzt fünf seiner Angehörigen ebenfalls Zeugen Jehovas. Sie sind mit der Versammlung in Arrecife verbunden, die beim Gedächtnismahl im Jahre 1982 eine Anwesendenzahl von 111 Personen zu verzeichnen hatte. Das ist für eine Insel mit 50 000 Einwohnern bestimmt ein guter Fruchtertrag.
Fuerteventura — eine Insel wie die Sahara
Wenn man auf Lanzarote das Gefühl hat, man befände sich auf einem anderen Planeten, so erinnert einen Fuerteventura an einen anderen Kontinent: an Afrika und die Wüste Sahara.
Seit sechs Jahren dienen Vicente Bueno aus Zaragoza (Spanien) und seine Frau Abigail aus Puerto Rico als Sonderpioniere auf der Insel. Vicente erwähnt ein besonderes Merkmal ihres Missionargebiets:
„Unser Gebiet schließt Tausende Soldaten der spanischen Legion ein. Im Jahre 1977 trafen wir Máximo López an, einen Sergeanten, der in der Militärkapelle spielte. Er bat um eine Bibel und um das Studienhilfsmittel Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt. Seine Frau war davon nicht sehr begeistert, und wir dachten, bei unserem nächsten Besuch würde sie Schwierigkeiten machen. Zu unserer Überraschung wurden wir hereingebeten und konnten bis 4 Uhr morgens ein angeregtes biblisches Gespräch führen.
Aufgrund eines wöchentlichen Bibelstudiums faßten sie den Entschluß, sich auf dem internationalen Kongreß in Barcelona im August 1978 taufen zu lassen. Es stand aber ein Hindernis im Wege. Er hatte zwar seine Entlassung aus der Armee beantragt, dem Antrag war jedoch noch nicht stattgegeben worden. Ich besprach mit ihnen dennoch die Fragen, die sie auf die Taufe vorbereiteten, falls der Antrag schließlich doch noch rechtzeitig genehmigt werden würde. Und so war es auch. Die Genehmigung traf einen Tag vor Kongreßbeginn ein! Sie konnten also zur rechten Zeit nach Barcelona kommen, um sich taufen zu lassen.
Gegenwärtig haben wir eine kleine Versammlung, bestehend aus 19 Verkündigern der guten Botschaft. Welche Freude war es doch, beim Gedächtnismahl 69 Anwesende zu zählen! Nun befindet sich auf dieser wüstenähnlichen Insel eine geistige Oase.“
Gran Canaria — ein Miniaturkontinent
Vom Flugzeug aus betrachtet, scheint Gran Canaria in zwei unterschiedliche Zonen aufgeteilt zu sein: der fruchtbare grüne Norden mit seinen zahlreichen Bananenkulturen und hochgewachsenen Bäumen und das rauhe Gelände des trockenen Südens, das in den Sanddünen von Maspalomas endet. Kein Wunder, daß die Insel oft als Miniaturkontinent bezeichnet wird!
Beim Predigen wird man hier an die alte Zeit im Nahen Osten erinnert, und besonders in ländlichen Gegenden erweisen die Leute Fremden im allgemeinen Gastfreundschaft. Sie mögen nicht deine Religion annehmen, aber sie werden dir freundlich eine Erfrischung anbieten.
Im Jahre 1978 sprach eines Tages Yajaira Arias, eine sympathische Schwester aus Venezuela, an einer Tür vor, die von der Tochter des Hauses, Julia Rosa, einem Teenager, geöffnet wurde. Julia war kurz zuvor von dem Geistlichen der Gemeinde sehr enttäuscht worden, weil er ihre Fragen nicht beantworten konnte. So schien der Besuch Yajairas für Julia die Erhörung ihrer Gebete um Hilfe zu sein. Yajaira beantwortete alle ihre Fragen an Hand der Bibel, und so konnte sie es kaum erwarten, bis sie, wie versprochen, wieder besucht wurde, denn sie wollte mehr lernen. Julia erzählt:
„Yajairas freundlicher und herzlicher Gruß beeindruckte mich sehr, denn ich brauchte einen echten Freund. Am selben Morgen hörte ich zum ersten Mal, daß der Name Gottes Jehova ist. Was für eine überraschende Entdeckung, nachdem ich so oft gebetet hatte: ,Dein Name werde geheiligt.‘! Von diesem Zeitpunkt an studierte ich sorgfältig die Bibel mit Hilfe des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt. Im Mai 1979 ließ ich mich als Symbol meiner Hingabe an Jehova taufen. Meine Suche nach dem wahren Gott war belohnt worden.“
Als 1970 das Werk der Zeugen Jehovas in Spanien gesetzlich anerkannt wurde, gab es auf Gran Canaria 175 aktive Zeugen. Diese Zahl ist inzwischen auf 839 angestiegen, und sie sind mit 14 Versammlungen verbunden.
Die Insel Teneriffa — ein Paradies
Kurz vor der Landung auf dem Flughafen Reina Sofia nimmt uns der Anblick des hochragenden Vulkans Pico de Teide gefangen, dessen weiße Spitze bis in die Wolken reicht. Mit seinen 3 717 Metern ist er Spaniens höchster Berg.
An der Nordküste Teneriffas, jenseits der üppigen Bananenkulturen von La Orotava, liegt die Stadt Icod de los Vinos. In diesem Gebiet predigen José Ramírez und seine Frau Antonia seit mehreren Jahren. Über die Reaktion der Inselbewohner auf die Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas sagt er:
„Die Leute sind zwar im Grunde genommen freundlich und friedlich, wenn aber die Geistlichkeit Haß sät, bekommen wir manchmal Schwierigkeiten. Als wir zum Beispiel vor einigen Jahren in San Pedro Daute von Haus zu Haus gingen, trafen wir Ester Alonso an, die Interesse für die Bibel bekundete. Auch ihr Mann beteiligte sich schließlich am Bibelstudium. Das veranlaßte ihre Angehörigen und ihre Freunde, ihr noch mehr Widerstand entgegenzusetzen als vorher. Beispielsweise versorgten ihre Nachbarn sie nicht mehr wie früher mit Wasser. Das bedeutete, daß Ester zu dem öffentlichen Brunnen des Ortes gehen mußte, um ihre Wäsche zu waschen.
Einmal mußte sie dort die Wäsche unbeaufsichtigt liegenlassen. Als sie zurückkam, stellte sie fest, daß jemand die gewaschenen Sachen mutwillig beschmutzt hatte. Und wieso war es zu dieser unchristlichen Einstellung gekommen? Der Ortsgeistliche hatte Broschüren verteilt, die gegen Jehovas Zeugen geschrieben waren, und hatte sie in seinen Predigten kritisiert.
Doch so leicht gab sich Ester nicht geschlagen; sie setzte ihren Kampf für die wahre Anbetung fort. Als Ergebnis haben sich aus ihrem kleinen Ort inzwischen 5 Personen taufen lassen, und mehrere ihrer Verwandten studieren ebenfalls die Bibel.“
In der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife gibt es nun vier Versammlungen. Auf der ganzen Insel sind jetzt insgesamt 774 Zeugen Jehovas tätig, die mit 15 Versammlungen verbunden sind.
Gomera, La Palma und Hierro — Vorposten der Wahrheit
Gomera war die letzte Station, wo sich Kolumbus mit Vorräten versorgte, ehe er den Atlantik überquerte, um unbekannte Küsten anzusteuern. Im Jahre 1972 kamen Gary Nelson aus den USA und Hasse Stenberg aus Schweden dort an. Sie waren die ersten Zeugen Jehovas, die diese gebirgige Insel betraten. Bald fanden sie eine preiswerte Unterkunft bei einer Familie, der sie erklärten, daß sie Missionare seien.
„Was für Missionare?“ fragte man sie.
„Missionare der Zeugen Jehovas.“
Daraufhin ging eine der Töchter ins Haus und kam mit mehreren Publikationen der Watch Tower Society zurück. „Wir besitzen sie zwar, aber wir verstehen sie nicht. Können Sie uns helfen?“ Das ließen sich Gary und Hasse nicht zweimal sagen! Gary heiratete schließlich diese Tochter, und beide stehen heute auf Teneriffa im Vollzeitdienst.
La Palma, la isla bonita, die schöne Insel, ist mit viel Wasser gesegnet. Man hat den Eindruck, man befände sich in einem gebirgigen, jedoch fruchtbaren, grünen Paradies. Es gibt dort zwei Versammlungen der Zeugen Jehovas. Die eine befindet sich an der Westküste — in Llanos de Aridane — und die andere an der Ostküste — in Santa Cruz de la Palma. Zusammen bearbeiten sie ein Gebiet, das 66 000 Einwohner umfaßt. Beim letztjährigen Gedächtnismahl waren 113 Personen anwesend.
Unser letzter Anlaufhafen befindet sich auf Hierro, der westlichsten der Kanarischen Inseln. Jahrhundertelang wurde sie von Seefahrern als der Rand der Welt betrachtet. Aufgrund von Wassermangel ist die Insel mit ihren 7 000 Einwohnern nur dünn besiedelt. Die Menschen dort sind von der modernen Zivilisation und den Problemen, die sie mit sich bringt, völlig abgeschnitten. Die zuvor erwähnten beiden Männer, Gary und Hasse, waren die ersten Zeugen Jehovas, die auf die Insel kamen. Das war 1973. Heute nimmt sich der 70jährige Trinidad Vidal, der vor vier Jahren von Malaga (Spanien) dorthin gezogen ist, des Predigtwerkes an.
Vielleicht hast du dich gefragt, woher der Name „Kanarische Inseln“ stammt. Sie wurden nicht nach den wilden Kanarienvögeln benannt, sondern nach den wilden Hunden, die man dort vor 2 000 Jahren fand. Deshalb schrieb Plinius d. Ä.: „Canaria [abgeleitet von dem lateinischen Wort canis, Hund] erhielt seinen Namen wegen der vielen riesigen Hunde.“ Ungeachtet der Hunde oder der Vögel wird Jehova auf der ganzen Inselgruppe von Jehovas Zeugen gepriesen, denn sie verkündigen eifrig die Botschaft von Gottes Königreich in den Händen Jesu Christi (Matthäus 6:9; 24:14).
[Karte auf Seite 12]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Spanien
Afrika
Atlantischer Ozean
[Karte]
Kanarische Inseln