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Hausfrauen — zwei ExtremeErwachet! 1981 | 8. März
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was wir während des Tages erlebt hatten. ... Oft kochen wir gemeinsam, und das macht uns Spaß — manchmal trinken wir auch ein Glas Wein zusammen und plaudern miteinander. Wenn ich die Hausarbeit allein tun müßte, würde ich sie bestimmt als lästig empfinden.“
Durch solche Hilfe beweist ein Ehemann nicht nur, daß er seine Frau liebt, sondern er zeigt auch, daß er Rücksicht nimmt auf sie, weil sie, wie die Bibel es nennt, das ‘schwächere Gefäß’ ist (1. Petr. 3:7).
Eine vernünftige Einstellung hat Freude zur Folge
„Man muß vernünftig sein“, sagte eine erfahrene Hausfrau. „Es ist nicht gut, wenn man zu penibel ist, sonst fühlen sich die anderen nicht wohl. Aber auch Schlampigkeit fällt auf die Nerven. Die Frau, die den Haushalt vernachlässigt, ist gereizt, weil sie ein schlechtes Gewissen hat, und die Angehörigen sind gereizt, weil die Wohnung tagelang schmutzig ist.“
Vernünftigkeit hat zur Folge, daß man den Haushalt so gut führt, wie es möglich ist, und dabei auf eine entspannte Atmosphäre achtet. Die Hausarbeit muß richtig bewertet werden — sie darf nicht als das Wichtigste angesehen werden, aber auch nicht als das Unwichtigste. Vernünftigkeit ist das ganze Geheimnis. In der Bibel finden wir den treffend formulierten Grundsatz: „Laßt eure Vernünftigkeit allen Menschen bekanntwerden“ (Phil. 4:5).
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Gärten unter PlastikErwachet! 1981 | 8. März
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Gärten unter Plastik
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Südafrika
„ZIEHEN Sie sich warm an“, empfahl der Führer. „Im Freien sind es minus sechs Grad. Glücklicherweise weht zu dieser Jahreszeit jedoch kaum Wind.“ Wir verließen das warme Gewächshaus, indem die Tomaten prächtig gediehen. Tonnen reifer Früchte warteten nur darauf, abgenommen zu werden.
Als wir ins Freie traten, mußten wir wegen des drastischen Temperaturwechsels und der großen Höhe — 1800 m — förmlich nach Luft schnappen, und als der Führer die großen Tore hinter uns schloß, mummelten wir uns in unsere Mäntel ein.
Wir hatten gerade ein Beispiel dafür gesehen, wie genial der Mensch mit der „Natur“ zusammenarbeitet, um Gemüse wie Tomaten in riesigen Plastiktunnels heranzuziehen. Das geschieht mitten im Winter durch den sogenannten erdelosen Pflanzenbau. Jeder Tunnel ist 51 m lang, 3 m hoch und 7,5 m breit.
Im Farmbüro erzählte der Führer:
„Diese Methode ist in Südafrika so populär geworden, daß man jetzt häufig, wenn man über Land fährt, ja sogar, wenn man durch die Stadt fährt, solche Plastiktunnels sieht.
Der erdelose Pflanzenbau ist nicht nur ein Hobby für Hausfrauen oder für vielbeschäftigte leitende Angestellte, die sich abends bei dieser Arbeit entspannen, sondern er ist auch gewinnbringend — 60 bis 70 Prozent, nachdem sich die Anschaffungskosten amortisiert haben.“a
Der Führer, dessen Ausführungen wir mit gespannter Aufmerksamkeit folgten, sagte, daß in den vergangenen Jahrzehnten Tausende von Bewohnern der nördlichen Hemisphäre in Glashäusern blühende Pflanzen, Farne und Gemüse gezogen hätten. In der südlichen Hemisphäre habe keine Notwendigkeit für Gewächshäuser bestanden, weil es dort genügend Sonne und fruchtbaren Boden gegeben habe. Auch habe die Erde ohne große Bemühungen von seiten des Menschen alles hervorgebracht, was er zum Leben benötigt habe.
„Aber zufolge der horrenden Bodenpreise, der hohen Löhne, der steigenden Strom und Kraftstoffpreise und der weltweiten Bevölkerungsexplosion hat sich das alles drastisch geändert.“
Anbau ohne Erde
Der Anbau von Pflanzen ohne Erde, Hydrokultur genannt, ist eigentlich schon lange bekannt. Die Methode wurde gut entwickelt, doch gab es verschiedentlich Rückschläge. Zum Beispiel mußten ausgemauerte Kanäle vorhanden sein, und das zum Filtern benötigte Material — Steine, Kies und Sand — war so teuer, daß sich der Durchschnittsverdiener diese Anbaumethode als Hobby nicht leisten konnte.
Nun warfen wir die Frage auf: „Warum ist diese Anbaumethode jetzt so populär?“
Unser Führer antwortete: „Die hauptsächlichen Gründe sind wahrscheinlich der wachsende Bedarf an Qualitätsgemüse sowie die weltweite Tendenz der Menschen, mehr Rohsalate zu verzehren. Außerdem ist der Gewinn so hoch, daß sich auch der Durchschnittsverdiener den erdelosen Gemüseanbau leisten kann.“
Der Führer zeigte uns dann Tausende schöner Tomaten, sauber in Kartons verpackt und bereit, in das größte Siedlungs- und Industriezentrum Südafrikas, Witwatersrand, verschickt zu werden. Die Tomaten waren durchweg gleich schön und gleich groß. Die Hausfrau braucht also nicht lange nach Tomaten in der von ihr gewünschten Qualität zu suchen. Die gesunden, schönen und gleichmäßig großen Früchte gewährleisten beste Ergebnisse für die Köchin.
Wir fragten unseren Führer: „Kann man in den Plastiktunnels nur Tomaten ziehen? Und wieso erzielt man solche Ergebnisse ohne Erde und obschon die Außentemperatur unter den Gefrierpunkt sinkt?“
Er antwortete: „In den Plastiktunnels kann man nicht nur Tomaten, sondern jedes rankende Gemüse ziehen. Wir bauen auch Gurken, Paprika, Bohnen, Erdbeeren und Honigmelonen an sowie weißen und gelben Mais. Einige Gemüsesorten sind jedoch nicht so rentabel wegen des starken Blattwuchses. Am lohnendsten ist bis jetzt der Anbau von Tomaten, Erdbeeren, Paprika und Gurken gewesen.“
Dann ging er auf den zweiten Teil unserer Frage ein, indem er fortfuhr: „Wir haben die Erfahrung gemacht, daß wir im Winter sogar die Tunneltore offenlassen können, vorausgesetzt, wir hängen den Eingang mit einem speziellen Windnetz zu, das 40 bis 50 Prozent luftdurchlässig ist. Es verhindert, daß zuviel kalte Luft einströmt und die eingefangene Sonnenwärme und die Wärme der Pflanzen entweichen. Mittags herrscht in den Tunnels eine Temperatur von ungefähr 25 °C. Wenn wir etwa um 16 Uhr die Tore schließen, ist für die Nacht so viel Wärme ,eingeschlossen‘, daß das Wachstum der Pflanzen nicht beeinträchtigt wird.“
„In kälteren Klimaten, in größeren Höhen und wo die Sonneneinstrahlung geringer ist, müßten die Tunnels natürlich beheizt werden“, fügte er hinzu. „Wir experimentieren mit sonnenbeheiztem Wasser, das in einem Röhrensystem unter der Erde die ganze Tunnellänge entlanggeleitet wird. Der Anschaffungspreis für Sonnenzellen ist zwar hoch, aber dafür kommen keine weiteren Ausgaben für Heizmaterial wie Öl hinzu, auch wird die Luft nicht durch Rauch verschmutzt.“
Pflanzen, die über der Erde wachsen
Was wir in den riesigen Tunnels gesehen hatten, war sehr aufschlußreich. In jedem Tunnel gediehen 1 200 kräftige Tomatenpflanzen, die in Vermiculit (zu den Hydroglimmern zählendes Mineral) gesetzt waren und durch feine, in ein 50-mm-Plastikrohr eingesetzte Röhrchen mit Nährlösung versorgt wurden.
Jede einzelne Pflanze steckte in einer Plastiktasche, die zu drei Vierteln mit Vermiculit gefüllt war. Durch je eines der winzigen Röhrchen tröpfelte den einzelnen Pflanzen wohldosiert die Nährlösung zu, die die Wurzeln 24 Stunden lang mit den notwendigen Stoffen versorgt. Der vollkommen ebene Sand oder Erdboden ist mit einem schwarzen Kunststoffteppich abgedeckt, der verhindert, daß sich Unkraut entwickelt, und der gleichzeitig die Behälter gegen die kühleren Temperaturen der darunterliegenden Erde schützt. Auch werden die Wurzeln dadurch vor den Fadenwürmern vollkommen geschützt.
Außerhalb jedes Tunnels steht auf einem Ziegelsteinuntersatz ein verzinkter Wassertank, der als „Wasserkammer“ für die Hauptleitung und die dünnen Röhrchen dient. Mit einer Tankfüllung der wasserlöslichen Nährstoffe kann jede Pflanze täglich mit fast zwei Liter Wasser, in dem alles enthalten ist, was die Pflanze zum Wachstum braucht, versorgt werden. Damit nichts von diesem Wasser verlorengeht, fließt es durch ein Ventil in die Hauptleitung.
Jede Plastiktasche weist in der Höhe eines Liters Löcher auf. Sobald die Flüssigkeit aus diesen Löchern herauströpfelt, wird das Absperrventil geschlossen. Bewässert wird zweimal täglich — eine Arbeit, die insgesamt 10 Minuten erfordert, also sehr zeitsparend ist.
Arbeitsparend
Wir waren verblüfft, wie einfach diese Methode war, doch wir wollten noch mehr wissen. Wir fragten unseren geduldigen Führer, dem auch die ganze Anlage gehörte: „Wie viele Angestellte benötigt man für diese Tunnels?“
„Um diese Frage zu beantworten, sollten wir uns zuerst vor Augen halten, was nicht getan werden muß. So muß beispielsweise nicht gejätet werden, weil der Boden mit dem schwarzen Kunststoffteppich bedeckt ist. Ein weiterer Faktor sind die Wasserrohre: Sie sind fest montiert. Wir müssen also keine Bewässerungsgeräte von einer Stelle zur anderen befördern, sondern drehen einfach den Hahn auf.
Zu unserer täglichen Arbeit gehört als erstes eine kurze Überprüfung der Pflanzen, um festzustellen, ob die Blätter frisch und schön sind oder ob Rost daran ist oder ob sie sonst irgendwie krank sind; dann knipsen wir Unerwünschtes ab, um größere Erträge zu erzielen und auch wegen einer besseren Belüftung. Danach nehmen wir die reifen Früchte ab und bringen sie in das Haus, wo sie zum Versand fertiggemacht werden.
Darauf wird in jedem Tank die Nährlösung bereitet und das erstemal bewässert. Nun werden die Tore geöffnet und, wenn nötig, die Netze herabgelassen. An sehr heißen Sommertagen müssen wir auch an den Seiten lüften. Wir schlagen dann lediglich ein Stück des überlappenden Plastiks zurück, oder bei kompliziert gebauten Tunnels werden mechanisch Rolläden hochgezogen. Eine Person kann, ohne sich zu übernehmen, die Arbeit, die in zwei großen Tunnels anfällt, bewältigen.“
Über die Rentabilität einer solchen Hydrokulturanlage war sich unser Führer vollkommen im klaren. Er wies darauf hin, daß man zwar viel investieren müsse, aber im Verhältnis zu den Kosten für geeignetes Land und seine Umzäunung sowie für Geräte, Pflanzenschutzmittel und Wegbau sei eine Hydrokulturanlage doch billiger. Jedenfalls müßten die meisten Böden stark gedüngt und bearbeitet werden, ehe etwas angebaut werden könnte.
Solche Kunststofftunnels können auf ebenem Boden, ganz gleich, um was für einen Boden es sich handelt, aufgebaut werden. Erforderlich ist lediglich ein fester Boden, auf dem die Kunststofftaschen und die Wasserrohre montiert werden können.
Die halbrunde Form der Tunnels kann Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/st standhalten, so daß weder Tunnels noch Pflanzen Schaden erleiden. Wenn ein Tunnel in Nord-Süd-Richtung errichtet wird, hat er von morgens bis abends Sonneneinstrahlung
Einträglich als Hobby — oder auch als Broterwerb
Da man Hydrokulturanlagen in der Nähe von Ballungszentren betreiben kann, entstehen keine hohen Transportkosten, und das Gemüse kommt frischer auf den Markt.
Bei dieser Anbaumethode erzielt man nicht nur eine gleichbleibende Qualität und entstehen nicht nur geringere Verluste, sondern man kann auch Methoden zur Ertragssteigerung bei der einzelnen Pflanze und zur Massensteigerung bei der einzelnen Frucht Aufmerksamkeit schenken. Unter normalen Wachstumsbedingungen und bei durchschnittlicher Betreuung trägt eine Pflanze fünf bis acht Kilogramm. Wenn man behutsam auslichtet und nur zehn Früchte per Bündel sich entwickeln läßt und eine Pflanze auf zehn Bündel beschränkt, kann der Ertrag bis auf 12 Kilogramm gesteigert werden. Außerdem wird dabei auch die Qualität und die Fleischmasse verbessert.
Ein Garten unter Plastik bringt Hausfrauen, Ärzte, leitende Angestellte und auch Kinder auf andere Gedanken. Es bereitet Freude und befriedigt, sich mit Pflanzen zu beschäftigen, die einst im Paradies, das Gott für die Menschheit schuf, so üppig gediehen (1. Mose 2:8). Ein Arzt sagte: „Wenn ich mich den ganzen Tag mit kranken, behinderten und depressiven Patienten beschäftigt habe, erwartet mich am Abend in meinem Plastiktunnel Freude und blühendes Leben. Ich kann tatsächlich in den Pflanzen den Schöpfer ,sehen‘!“
Wir stellten unserem Führer noch eine letzte Frage: „Wenn wir einen solchen Plastiktunnel kaufen und ihn als Familie bewirtschaften möchten, wieviel würde uns das kosten?“
„Diese Frage kann man nur beantworten, wenn man sich auf eine bestimmte Gemüseart festlegt, sagen wir, auf Tomaten. Die Bruttoeinnahmen pro Kilogramm können durchschnittlich 35c [40c (US)] betragen. Wenn man 1200 Pflanzen rechnet, die zweimal jährlich Frucht tragen, und sechs Kilogramm Früchte pro Pflanze, ergibt es eine ziemlich hohe Summe.
Der Plastiktunnel ist jedoch auch teuer; hier kostet er 3 000 Rand [3 400 US-Dollar] samt Rohren, Kunststoff, Taschen, Nährstoffen und Vermiculit. Eine 15prozentige Wertminderung pro Jahr sowie die Kosten für Kunststoffersatz, für Samen, Pestizide, zusätzliche Nährstoffe und für Vermiculit, ferner für Wasser, Verpackungsmaterial und Transport erhöhen die Ausgaben beträchtlich.
Wenn man einen solchen Tunnel als Familie bewirtschaften möchte, kann man die Kosten für die eigene Arbeit berechnen oder auch nicht. Müßte man aber einen Teilzeitarbeiter anstellen, wären die jährlichen Kosten noch um etwa 2 000 Rand [2 300 US-Dollar] höher. Wenn man davon die anfänglichen Investitionen abrechnet, ergibt es immer noch einen ansehnlichen Gewinn, und man hat keinen ,Boß‘ über sich oder ist nicht mehr auf seine bisherige Arbeit angewiesen.“
Die verständlichen und zuversichtlichen Antworten unseres Führers ließen uns nicht im Zweifel darüber, daß diese Pflanzenbaumethode Zukunft hat. Für jeden kann sich ein Garten unter Plastik lohnen, sei es in finanzieller, in körperlicher oder sogar in seelischer Hinsicht.
[Fußnote]
a Das ist außergewöhnlich. Ein Experte hält Gewinne von 30 bis 40 Prozent für wahrscheinlicher.
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