Ein Schulungsprogramm, das in Afrika Erfolge bringt
KANNST du dir ein internationales Bildungsprogramm mit Unterweisern, Lehrbüchern, Schulgebäuden und wirkungsvollen Lehrmethoden — sogar mit persönlichen Hausbesuchen — vorstellen, das in mindestens 41 afrikanischen Ländern durchgeführt wird? In diesem internationalen Programm wird Rat erteilt über moralische Grundsätze, über das Familienleben und darüber, wie man allen Personen gegenüber echte Liebe zeigen kann.
Zudem ist es ein Unterrichtsprogramm, das ausschließlich von Freiwilligen, ja von fast einer viertel Million Personen bestritten wird. Sie wenden viele Stunden auf, um andere zu unterweisen, ohne für ihre Dienste bezahlt zu werden.
Ein solches Programm erscheint in unserer heutigen Welt unmöglich. Nichtsdestoweniger ist es genau das, was Jehovas Zeugen schon seit mehr als 50 Jahren in Afrika durchführen. Im vergangenen Jahr setzten sie für diese öffentlichen Dienstleistungen über 40 Millionen Stunden ein. Das ergab einen Durchschnitt von sechs Minuten für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf dem gesamten afrikanischen Kontinent und den benachbarten Inseln. Nur in sehr wenigen Gebieten Afrikas ist die Bevölkerung noch nicht mit den liebevollen Bemühungen dieser Freiwilligen vertraut, die Einzelpersonen persönlich Hilfe leisten.
Das wichtigste Lehrbuch, die Grundlage des „Verhaltenskodex“, den sie lehren, ist die Bibel. Jehovas Zeugen führten im vergangenen Jahr mit mehr als 200 000 Familien wöchentlich biblische Gespräche. Hinzu kommen die Zusammenkünfte, die ebenfalls der Unterweisung dienen und wöchentlich in ihren Königreichssälen stattfinden. Die Zeugen brachten nicht nur Tausenden das Lesen und Schreiben bei (77 Prozent der Zeugen sind Alphabeten, verglichen mit 20 Prozent der Bevölkerung einiger afrikanischer Länder), sondern, was noch wichtiger ist, sie lehren sie auch die Grundsätze richtigen Verhaltens.
Kongresse „Siegreicher Glaube“
Große Kongresse bilden einen wesentlichen Teil dieses Schulungswerkes. Während der letzten Monate des Jahres 1978 und zu Anfang dieses Jahres wurden in ganz Afrika und auf den benachbarten Inseln 72 Kongresse abgehalten. Es wurde die erstaunliche Zahl von 524 571 Anwesenden verzeichnet.
Einer dieser Kongresse wurde von einem sehr prominenten König in Ghana in Begleitung der Königinmutter und der Fürsten und Ältesten des Königs besucht. „Ich bin beeindruckt, ja gefesselt von Ihren Kongreßeinrichtungen und Ihrem ordentlichen Betragen“, sagte er. Warum waren er und viele andere so „gefesselt“?
Nicht nur wegen des ordentlichen Betragens, sondern hauptsächlich wegen des Programms. Die praktischen Vorträge und die neuen ergänzenden Lehrbücher wie das Buch Das Familienleben glücklich gestalten boten Familien eine echte Hilfe, mit der zunehmenden häuslichen Zwietracht fertig zu werden.
Bringt das Programm wirklich Erfolge?
In Nigeria befand sich unter den Kongreßbesuchern ein ehemaliger Rowdy, der einer politischen Partei angehört hatte. Er hatte sich an Gewaltakten gegen politische Gegner beteiligt. Er hatte einige ihrer Häuser abgebrannt und sogar einigen Gegnern Gliedmaßen abgeschnitten. Er war so berüchtigt, daß die Leute es nicht einmal wagten, in ein bestimmtes Kino zu gehen, weil sie wußten, daß er immer dorthin ging. Zufällig war der Verwalter dieses Kinos ein Zeuge Jehovas. Er begann mit diesem Mann über die Bibel zu sprechen, und das Ergebnis war, daß der Mann seinen Lebenswandel änderte und ein Zeuge Jehovas wurde.
Dieser früher so gewalttätige Mann fing an, andere über die Bibel zu unterrichten. Anfangs, als er den Predigtdienst aufnahm, ergriffen viele Leute die Flucht, sobald sie ihn kommen sahen. Es kostete einige Anstrengungen, sie davon zu überzeugen, daß er sich geändert hatte. Und wie er sich geändert hatte! Jetzt hilft er anderen, in ihrem Leben ähnliche Änderungen vorzunehmen.
Ein Einzelfall? Gewiß nicht. Prostituierten, Dieben, Trinkern und Drogenabhängigen ist geholfen worden, ihr Leben zu ändern. Andere, die die bemerkenswerten Veränderungen beobachteten, waren so beeindruckt, daß sie ebenfalls Zeugen Jehovas wurden.
Zum Beispiel sprach ein Zeuge Jehovas in Rhodesien den weißen Besitzer einer großen Farm an, um, wie es üblich ist, die Erlaubnis zu erhalten, mit einigen seiner Feldarbeiter zu sprechen. „Worüber wollen Sie denn meine Arbeiter belehren?“ wollte der Mann genau wissen. „Über die Bibel und ihre Grundsätze“, erwiderte der Zeuge Jehovas. „Und das wäre zum Beispiel?“ fragte der Besitzer. „Der Standpunkt der Bibel in bezug auf Ehrlichkeit, Reinlichkeit, Mäßigkeit in den Gewohnheiten und die Einstellung zur Arbeit.“ Darüber war der Großgrundbesitzer erstaunt, denn gerade in diesen Punkten hatte er mit einigen seiner Arbeiter oft Probleme.
Da er sich nun daran erinnerte, daß einige seiner Arbeiter ebenfalls Zeugen Jehovas sind, bedrängte er den Besucher: „Wer auf dieser Farm ist denn ein Zeuge Jehovas?“ Du kannst dir vorstellen, wie überrascht er war, als der Besucher die Namen der besten und vertrauenswürdigsten Arbeiter nannte. Tief beeindruckt, interessierten er und seine Frau sich dafür, welche Lehren den Geist dieser Afrikaner erreicht und solche Änderungen bewirkt hatten. Einige Zeit später wurden sie selbst Zeugen Jehovas, und heute bieten auch sie anderen ihre Hilfe an.
In einigen Teilen Afrikas ist die Ehrlichkeit von Jehovas Zeugen schon beinahe legendär geworden. Kongreßbesucher sind häufig erstaunt darüber, daß es ein „Fundbüro“ gibt. „Die meisten Afrikaner haben keine Hoffnung, verlorenes Geld wiederzubekommen; der Gedanke, gefundenes Geld zurückzugeben, ist den meisten Afrikanern fremd“, bemerkte ein einheimischer Zeuge Jehovas aus Kenia. Doch auf den Kongressen bringen die Finder das Geld — große und kleine Beträge — zum Fundbüro, und in der Regel wird es auch abgeholt.
Gestärkte Familien
Wie steht es mit dem Familienleben? Der Bürgermeister der südafrikanischen Stadt Mdantsane machte öffentlich die bemerkenswerte Äußerung:
„In den letzten sechs Jahren habe ich noch kein einziges Mal gehört, daß ein Zeuge Jehovas nicht seine Miete bezahlt, sich mit seiner Frau gestritten oder eine Scheidung eingereicht hätte. Aus dem Grund habe ich vor diesen Leuten eine hohe Achtung.“
Um den tiefgreifenden Einfluß biblischer Unterweisung zu sehen, braucht man nur die Kongresse zu besuchen und zu beobachten, wie Tausende gehorsame Kinder ihre Eltern begleiten. Als ein Weltreisender, der schon viele Kongresse besucht hatte, von dem Kongreß in Abidjan (Elfenbeinküste) abreiste, bemerkte er:
„Und was für Kinder! Noch nie habe ich Kinder gesehen, die sich auf Kongressen so wohlerzogen und manierlich benehmen wie hier in Afrika. Stundenlang sitzen sie neben ihren Eltern und kümmern sich anscheinend nicht um die Hitze, um die Feuchtigkeit und die harten Sitzbänke, die für diese provisorischen Laubhütten gebaut wurden.“
Grace DeCecca, eine 89jährige Besucherin aus dem New Yorker Hauptbüro der Zeugen Jehovas, wurde von den afrikanischen Zeugen herzlich begrüßt. Nachdem sie einen Monat lang einen Kongreß nach dem anderen besucht hatte, wurde sie nach ihrer Rückkehr gefragt: „Was hat dich bei deiner Reise am meisten beeindruckt?“ Ohne zu zögern, antwortete sie: „Es war die Fürsorglichkeit der Leute, vor allem die der Männer. Man konnte sehen, wie ganze Familien geschlossen den Kongreß besuchten und wie sich die Väter in rührender Weise um die Kinder kümmerten.“
Stell dir vor, in ganz Afrika gäbe es nur Familien und Einzelpersonen, die ordentlich, fürsorglich und ehrlich sind! Würde nicht jeder vernünftige Mensch die Sicherheit begrüßen, die das mit sich bringen würde?
Einheit zwischen Stämmen und Rassen
Welches Empfinden hättest du gegenüber jemand von einer anderen „Familie“, der deine Verwandten aus ihrem Haus vertrieben und viele von ihnen getötet hat? Glaubst du, du könntest diese Person lieben?
Genau solche Vorkommnisse gab es zwischen dem weltbekannten Stamm der Watussi und dem Stamm der Hutu. Ihre Kämpfe gehen schon 400 Jahre zurück! 1963 führten sie zu einem totalen Krieg, bei dem mehr als 10 000 Watussi getötet und die Überlebenden zur Flucht gezwungen wurden. Trotz allem kann man in einem Bericht über den Kongreß in Nairobi folgende Einzelheiten lesen:
„Männliche und weibliche Zeugen aus Rwanda vom bekannten Stamm der Watussi lauschten dem Kongreßprogramm Seite an Seite mit Besuchern vom Stamm der Hutu. Obwohl sonst zwischen diesen Leuten noch schwerwiegende Differenzen bestehen, stimmt es einen glücklich, zu sehen, daß diejenigen, die Anbeter Jehovas geworden sind, diese Differenzen hinter sich gelassen haben und sich jetzt als ,Bruder‘ und ,Schwester‘ betrachten.“
Schwarze und Weiße dienen Gott gemeinsam in Gegenden, in denen starke rassische Spannungen herrschen. Südafrikas erster völlig ohne Rassentrennung durchgeführter großer Kongreß wurde in Kapstadt, der Stadt der Rassentrennung, abgehalten. Die 6 959 Anwesenden waren spürbar begeistert darüber, sich mit so vielen aus anderen Rassen versammeln zu können. Ein Bericht aus Südafrika lautet: „Die Zeugen verhielten sich so, als täten sie das schon seit Jahren. Es herrschte ein liebevoller Geist des Friedens und der Einheit.“
Diese Einheit zwischen Rassen ist nicht lediglich eine „oberflächliche Duldung“, sondern entspringt bei den Zeugen einem tiefwurzelnden Gefühl. Seit Jahrzehnten arbeiten viele weiße Zeugen als Missionare mit schwarzen einheimischen Zeugen zusammen. Daraus entwickelte sich ein Band echter Liebe. Als Beispiel diene der Fall eines Missionars, der schon seit 30 Jahren in Afrika dient und sehr krank wurde, so daß er sogar drei Monate das Bett hüten mußte. Er wurde von einem reisenden Aufseher gefragt, ob er nicht in sein Heimatland Kanada zurückkehren wolle. „Nein!“ erwiderte er fest. „Das ist meine Heimat, bei diesen Leuten hier, und ich möchte hier so lange bleiben, wie ich am Leben bin.“
Der reisende Aufseher von Jehovas Zeugen war etwas verblüfft über die Antwort, schloß aber seinen Bericht mit den Worten:
„Diese ganzherzige Hingabe an Jehova ist das, was die Bruderschaft von Jehovas Zeugen zu einer unverbrüchlichen Einheit verschweißt, die nicht durch internationale Grenzen oder unterschiedliche Rassen, Sitten oder Sprachen geschwächt werden kann.“
„Christi Sinn“ einflößen
Hunderttausende haben eine Persönlichkeit entwickelt, die sich nach festen moralischen Normen ausrichtet, und dadurch sind starke Familien entstanden, die allen Personen gegenüber Liebe bekunden. Würdest du dich nicht freuen, solche Personen als Nachbarn zu haben? Sie haben sich „Christi Sinn“ zu eigen gemacht, indem sie ihre Denkweise und ihren Wandel nach dem Beispiel und den Lehren Jesu Christi ausrichten (1. Kor. 2:16).
Sie haben die Erfolge erzielt, die sich die Welt wünscht. Nach einer ausgedehnten Studie über Jehovas Zeugen in Afrika äußerte sich der Oxforder Soziologe Bryan R. Wilson wie folgt:
„Die Zeugen ... haben einzigartigen Erfolg darin, ihre Gefolgschaft zur Einhaltung hoher Grundsätze der moralischen Strenge und Selbstdisziplin zu bewegen.
Sie flößen Werte ein wie harte Arbeit, Pünktlichkeit, Nüchternheit und Selbstachtung. Ihre Angehörigen erreichen einen familiären Zusammenhalt, der für Ostafrika höchst ungewöhnlich ist. Ihre Methoden der Unterweisung und Schulung sind äußerst wirkungsvoll. ...
Ständiger Bestandteil der Reden afrikanischer Politiker ist die Verurteilung des Stammesdenkens. Paradoxerweise sind die Zeugen darin erfolgreicher als irgendeine andere Gruppe, wenn man bedenkt mit welcher Schnelligkeit sie unter ihren eigenen Neulingen stammesbedingte Feindseligkeiten ausmerzen.“
Personen mit „Christi Sinn“ haben auch das Empfinden, daß ihr Leben sinnvoller geworden ist und daß sie in dem Maße glücklich sind, wie es die entmutigenden Weltverhältnisse zulassen. Zudem hegen sie die biblische Hoffnung auf eine Welt ohne Ungerechtigkeit, in der „Gerechtigkeit wohnen“ wird und sich alle Menschen völliger Sicherheit erfreuen werden. Das wird- eine Weltordnung nach Gottes Vorstellungen sein, und sie wird das alte, auf Selbstsucht beruhende System ersetzen. Alle dann Lebenden werden sich solcher vollkommenen Bedingungen nur deshalb erfreuen, weil sie ihr Leben durch ein umfangreiches biblisches Bildungsprogramm formen ließen (2. Petr. 3:13; Ps. 85:8-13; 145:20).
[Bild auf Seite 25]
Eine afrikanische Familie erfreut sich an wichtiger biblischer Unterweisung.