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  • Mein Entschluß, ‘standhaft und unbeweglich’ zu sein
    Der Wachtturm 1985 | 1. November
    • Mein Entschluß, ‘standhaft und unbeweglich’ zu sein

      Von Paul Smit erzählt

      IN DEN 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in der südafrikanischen Kapprovinz viele weiße Bauern von einer großen Unruhe erfaßt. Sie, die niederländischer Abstammung waren, wollten nicht länger unter britischer Herrschaft stehen. Tausende begaben sich auf den Treck in das kaum bekannte Landesinnere. Nach Überwindung vieler Hindernisse siedelten sich einige von ihnen nördlich des Flusses Oranje an, in jenem Gebiet, das später der Oranjefreistaat wurde. Andere überquerten den Vaal und siedelten im heutigen Transvaal. Unter ihnen befanden sich auch meine Afrikaans sprechenden Vorfahren, die sich um 1860 im Norden Transvaals niederließen. Ich wurde im Jahre 1898 in der Nähe von Nylstroom geboren.

      Die wenigen Einwohner führten damals ein sehr einfaches Leben. Der Nahrungsmittelbedarf wurde hauptsächlich durch das reichlich vorhandene Wild und durch einige Landwirtschaftsprodukte gedeckt. Im Jahre 1899 kam es zum Krieg — dem Burenkrieg. Die Briten waren entschlossen, ihre Herrschaft auf die beiden Burenrepubliken Oranjefreistaat und Transvaal auszudehnen. Drei Jahre kämpften die Briten und die Buren („Bauern“ in Afrikaans) erbittert um die Vorherrschaft. Im Verlauf des Krieges kamen wir in ein Konzentrationslager.

      Nach Beendigung der Feindseligkeiten kehrten wir auf unseren Hof zurück, den wir jedoch geplündert und schwer zerstört vorfanden. Es gab furchtbares Leid. Tausende von Männern waren im Kampf gefallen, und Tausende von Frauen und Kindern hatten in den Konzentrationslagern ihr Leben lassen müssen. Es herrschte Armut im Land. Auch wir besaßen nichts mehr. Wir konnten nur überleben, weil uns die Regierung mit einer Weizenzuteilung unterstützt hatte und meine Eltern fleißig auf dem Hof arbeiteten und Gemüse und andere Feldfrüchte anbauten.

      Die Wahrheit verursacht einen „Wirbelsturm“

      Dann kam das denkwürdige Jahr 1915. Ich war gerade 16 Jahre alt und ging noch zur Schule, als ich durch die Post die Broschüre Was sagt die Heilige Schrift über die Hölle? erhielt, die von Jehovas Zeugen zu jener Zeit herausgegeben worden war. Ich las sie zusammen mit meinem Schulfreund, Abraham Stroh, und wir waren uns einig, daß es die Wahrheit war. Wir waren begeistert, als wir erfuhren, daß Gott die Menschen nicht ewig quält, sondern daß die Toten ohne Bewußtsein im Tode schlafen und auf die von Jesus verheißene Auferstehung warten (Prediger 9:5, 10; Hesekiel 18:4; Johannes 5:28, 29). Voller Begeisterung schritten wir zur Tat. Als wir beiden Schuljungen in Nylstroom furchtlos und mit Überzeugung verkündeten, daß die Lehren der Niederländischen Reformierten Kirche falsch sind, brach ein Aufruhr los, so als wäre die Stadt von einem Wirbelsturm heimgesucht worden. Die Geistlichkeit war natürlich aufgebracht und wetterte von den Kanzeln gegen die „neue Religion“.

      Das Ergebnis war, daß Abraham und ich bei unseren Freunden nicht mehr willkommen waren. Sogar mein Vater drohte mir, mich aus dem Haus zu werfen. Meine Mutter, eine wirklich schafähnliche Person, sagte dagegen nie ein unfreundliches Wort. Mit der Zeit gewöhnte sich auch mein lieber, alter Vater, der tiefen Respekt vor der Bibel hatte, an die „neue Religion“, und Zeugen Jehovas wurden in unserem Haus gastfreundlich aufgenommen. In jenen frühen Tagen wußten wir noch nichts von der Wachtturm-Gesellschaft, und wir verließen uns völlig auf Jehova. Später besuchten uns Kolporteure (heute Pioniere genannt) und brachten uns mit dem Büro der Gesellschaft, das sich im 1 600 km entfernten Kapstadt befand, in Verbindung. Im Jahre 1918 ließ ich mich schließlich taufen.

      Zwei Jahre später wohnte ich einem Kongreß in Pretoria bei. Etwa 23 Brüder und Schwestern waren zusammengekommen, und Bruder Ancketill, der Vertreter der Gesellschaft, hatte den Vorsitz inne. Wie eindrucksvoll war es doch, mit Glaubensbrüdern zusammenzusein, selbst wenn es nur wenige waren! Das Programm setzte sich hauptsächlich aus Lehrfragen und „Zeugnissen“ oder Erfahrungen zusammen, aber es regte mich dazu an, standhaft zu bleiben. Es war genau das, was ich brauchte.

      Erst eine Enttäuschung, dann Segnungen

      Der größte Schock meines Lebens wurde mir damals von meinem Freund Abraham versetzt. Nach Beendigung der Schule hatte er durch das örtliche Schulamt eine Anstellung erhalten. Später drohte man ihm mit Entlassung, wenn er seinen Glauben nicht aufgeben würde. Er gab die Wahrheit auf und schloß sich der Niederländischen Reformierten Kirche an. Daraufhin stand ich — noch jung an Jahren und neu in der Wahrheit — im nördlichen Transvaal völlig allein da. Ich vergoß manche Träne wegen des Verlusts meines Gefährten, aber ich betete auch ohne Unterlaß zu Jehova und wurde in meinem Entschluß bestärkt, ‘standhaft und unbeweglich’ zu bleiben und ‘im Werk des Herrn allezeit reichlich beschäftigt zu sein’ (1. Korinther 15:58).

      Dann kamen die 20er Jahre. Jehova segnete meine Bemühungen, gemäß der Wahrheit zu leben, so gut ich konnte. Ich begann in meiner Nachbarschaft „Schafe“ zu finden. Der Sohn eines Bauern nahm die gute Botschaft vom Königreich an, und so kam ich über den Verlust meines Gefährten hinweg. Hannes Grobler, so hieß dieser Bruder, der erst vor kurzem starb, blieb bis an sein Lebensende treu. Bei der siebenköpfigen Familie Vorster konnte ich ein Studium anhand des Buches Die Harfe Gottesa durchführen.

      Jeden Samstag ging ich etwa 6 km durch das Buschland, um das Studium durchzuführen. Die Eltern ließen sich taufen und blieben als Zeugen Jehovas treu bis zum Tod.

      Im Jahre 1924 machte Bruder George Phillips, der erst kurz zuvor nach Südafrika gekommen war, um im Zweigbüro in Kapstadt zu dienen, einen Besuch in Nylstroom. Welch ein begeisterndes Ereignis für mich! Zwischen uns entwickelte sich eine enge Freundschaft. Eine Zeit theokratischer Zusammenarbeit begann, die andauerte, bis er 1982 seinen irdischen Lauf vollendete.

      Das Interesse am Ort nahm zu, und schon bald gab es eine Gruppe von 13 Brüdern und Schwestern — die erste Gruppe von Zeugen nördlich von Pretoria. Im Laufe der Zeit wurde die Botschaft vom Königreich auch in dem riesigen Gebiet im Norden Transvaals verbreitet.

      Probleme und Fortschritt in Pretoria

      In jenem Jahr wurde ich jedoch von der Bank, bei der ich arbeitete, nach Pretoria versetzt, wo es eine kleine Gruppe von acht Bibelforschern (Zeugen Jehovas) gab. Aber nur einer von ihnen hatte wirklich Wertschätzung für theokratische Dinge. Dieser Bruder starb jedoch schon kurze Zeit später. Die anderen — unter ihnen gebildete Männer — zeigten keine Wertschätzung für die Vorkehrung der Gesellschaft, die Versammlungen zum Dienst zu organisieren, und zwei von ihnen verließen uns sogar.

      Mittlerweile schrieb der „Älteste“ der Gruppe trotz der Mißbilligung der Gesellschaft ein Buch mit seiner eigenen Auslegung der Bibel. Ich bat ihn, dieses Vorhaben aufzugeben. Doch der Höhepunkt kam an einem Sonntagmorgen. Sein Buch war bereits gedruckt worden, und er brachte einige Exemplare mit in die Zusammenkunft und bat die Gruppe, sie zu verbreiten. Ich war schockiert. Ich stand auf und widersetzte mich seiner Aufforderung. Das Ergebnis war, daß der „Älteste“ und vier oder fünf andere die Organisation verließen. Eine liebe alte, gehbehinderte Schwester, meine Frau und ich waren die einzigen, die übrigblieben. Aber wir waren entschlossen, ‘standhaft und unbeweglich’ zu sein und die Gesellschaft loyal zu unterstützen. Von da an bewirkte Jehova eine langsame, aber stetige Mehrung (1. Korinther 3:6; 15:58).

      Zur gegebenen Zeit wurden viele weitere Verkündiger zur Versammlung in Pretoria hinzugefügt. Zum Beispiel kamen 1931 zwei Schwarze in unser Studienzentrum und stellten sich uns als Brüder vor. Einige Jahre gehörte es dann zu meiner Verantwortung, sowohl Europäern (Weißen) als auch Afrikanern (Schwarzen) zu dienen — ein seltenes Vorrecht in Südafrika. Um den afrikanischen Brüdern zu helfen, leitete ich eine Studiengruppe in ihrer Township, wie man die separaten Wohngebiete der Schwarzen nennt. Dort bediente ich mich auch der auf Schallplatten aufgenommenen Vorträge von Bruder Rutherford. Hamilton Kaphwitti Maseko, ein afrikanischer Bruder, half mir jeden Sonntagabend, diese Vorträge mittels einer leistungsstarken Verstärkeranlage auch auf dem Kirchplatz im Zentrum von Pretoria abzuspielen.

      Da Jehova die Mehrung gab, konnte eine afrikanische Versammlung gegründet werden. Viele Jahre lang organisierte ich als Stadtaufseher ihre besonderen Zusammenkünfte. Die Anfänge waren zwar klein, aber das Werk unter den Afrikanern in Pretoria dehnte sich immer weiter aus. Im Jahre 1984 gab es in diesem Gebiet 16 Versammlungen.

      Verbot während des Krieges

      Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 brachte unermeßliches Leid über viele Länder. Südafrika bildete allerdings eine Ausnahme. Doch wurden durch die welterschütternden Ereignisse viele Südafrikaner aus ihrer Gleichgültigkeit aufgeschreckt, und ihre Aufmerksamkeit wurde auf die Erfüllung der biblischen Prophezeiungen gelenkt. Das führte zu einer außerordentlichen Zunahme der Predigttätigkeit im Dienstjahr 1941, denn die Zahl der Verkündiger stieg um 50 Prozent. Das erregte den Zorn der Kirchen, insbesondere den der katholischen Kirche, die die Gesellschaft beschuldigte, staatsgefährdend zu sein. Daraufhin verbot die Regierung viele Publikationen der Gesellschaft.

      Etwa zu jener Zeit machte ich mit Anna, meiner Frau, und unseren Kindern, Paul und Anelise, einen Besuch in Nylstroom, wo ich einen Vortrag halten sollte. Ich nahm die Gelegenheit wahr und zeigte den Brüdern dort, wie man unsere Zeitschriften auf der Straße anbieten kann. Ich wählte einen Standplatz vor dem Gericht. Nach kurzer Zeit wurde ich von einem Polizisten aufgefordert, mich sofort auf der Polizeiwache zu melden, da ich ein ungesetzliches Werk verrichten würde. Da wir uns entschlossen hatten, eine Stunde lang tätig zu sein, setzte ich meinen Dienst trotzdem fort. Daraufhin erschien ein anderer Polizeibeamter, der mir mitteilte, daß der Polizeichef auf mich warten würde. Ich rührte mich jedoch nicht vom Fleck. Dann kam noch ein weiterer Polizist mit derselben Mitteilung. Er erhielt die gleiche Antwort. Nachdem die Stunde um war, in der wir viel Erfolg gehabt hatten, ging ich mit meiner Familie in ein Café, um eine Tasse Tee zu trinken.

      Auf der Polizeiwache wurde ich dann gefragt, was mit der Literatur geschehen sei. Ich erklärte, sie sei an die Öffentlichkeit verteilt worden. Später erschienen Polizisten auf dem Hof meiner Eltern, wo wir uns aufhielten, und beschlagnahmten alle Zeitschriften, die sie finden konnten.

      Nachdem ich mit den Brüdern am Ort gesprochen hatte, entschieden wir, die Angelegenheit nicht auf sich beruhen zu lassen. Daher standen wir in der nächsten Woche mit 30 anderen Brüdern auf den Straßen von Nylstroom, und in der darauffolgenden Woche befanden wir uns in Warmbad, das etwa 30 km südlich liegt. Entgegen den Erwartungen wurden wir von niemand gehindert. Nach beträchtlichen Schwierigkeiten wurden uns später die Publikationen zurückgegeben, die nicht unter das Verbot fielen.

      ‘Standhaft und unbeweglich’ trotz Alter

      Meine Frau Anna unterstützte mich loyal bis zu ihrem Tod im Jahre 1949. Seit 1954, als ich wieder heiratete, steht mir meine liebe Frau Maud genauso ergeben zur Seite. Von frühster Kindheit an begleiteten mich meine Kinder, Paul und Anelise, in allen Dienstzweigen. Als sie von zu Hause weggingen, nahmen beide den Pionierdienst auf. Anelise und ihr Mann, Jannie Muller, stehen immer noch im Vollzeitdienst. Paul entfernte sich später von der Wahrheit und strebte eine akademische Laufbahn an. In den letzten Jahren ist er jedoch in die Gemeinschaft zurückgekehrt. Meine fünf Enkel sind ebenfalls Zeugen Jehovas; zwei von ihnen dienen zusammen mit ihrem Ehepartner im Vollzeitdienst. Ich kann Eltern nur nachdrücklich empfehlen, ein enges Verhältnis zu ihren Kindern zu haben und sie durch Unterweisung sowie durch das eigene Beispiel zu schulen, Jehova zu lieben und ihm ganzherzig zu dienen (5. Mose 6:6, 7).

      In den 69 Jahren, die ich jetzt im theokratischen Dienst stehe, habe ich eine begeisternde Ausdehnung des Werkes gesehen. Im Jahre 1931 gab es in Pretoria und Umgebung nur fünf Verkündiger des Königreiches. Heute sind es mehr als 1 500, die mit 26 Versammlungen verbunden sind. Alles Lob und alle Ehre dafür gebühren Jehova. Ich bin jetzt 86 Jahre alt und freue mich, immer noch — sofern es die Gesundheit erlaubt — am Zeugnisgeben von Haus zu Haus teilnehmen und die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! auf der Straße anbieten zu können. Maud und ich sind entschlossen, treu, ‘standhaft und unbeweglich’ zu bleiben und Jehovas Namen in alle Ewigkeit zu preisen.

      [Fußnote]

      a Herausgegeben von der Watch Tower Bible and Tract Society.

  • „Ich möchte ein kompromißloser Christ sein“
    Der Wachtturm 1985 | 1. November
    • „Ich möchte ein kompromißloser Christ sein“

      Nachdem ein junger Mann aus Simbabwe das von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebene Buch „Dein Königreich komme“ gelesen hatte, fühlte er sich gedrängt, folgendes zu schreiben:

      „Ich habe im Verlauf der letzten Jahre beobachtet, daß die Zeugen Jehovas hier in Simbabwe wirklich bemüht sind, dem Beispiel Christi zu folgen. Ich gehöre zu den Siebenten-Tags-Adventisten, aber mir scheint, daß meine Kirche in diesem Land nicht mehr vom heiligen Geist inspiriert wird. Wir schließen Kompromisse mit der Welt. Wir glauben zum Beispiel wie Ihr, daß Christus nicht am 25. Dezember geboren wurde, aber unsere Pfarrer sagen, wir könnten trotzdem Weihnachten feiern, solange wir daran dächten, daß Christus für unsere Sünden gestorben ist. ...

      Ich meinerseits habe es satt, mich Christ zu nennen, während meine Lebensweise dem Beispiel Jesu nicht entspricht. Ich möchte ein kompromißloser Christ sein ... Ihr seid bis jetzt die einzige Gruppe, der es gelungen ist, mich von Gottes Liebe und der Macht seines Evangeliums zu überzeugen, und zwar durch Eure Lebensweise, nicht nur durch das, was Ihr redet und schreibt. Ihr predigt das Evangelium und lebt auch entsprechend, während sehr viele es nur predigen, aber nicht danach leben.“

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