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Südafrika und benachbarte Staaten (Teil 1)Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1976
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ERFOLGREICHE JAHRE IN SÜDWESTAFRIKA
Mit dem ereignisreichen Jahr 1939 begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Werkes in Südwestafrika. Bis dahin gab es in diesem Land noch keine Verkündigergruppen; das ganze große Gebiet stand noch zur Bearbeitung offen. Ein Pionierehepaar — Barry Prinsloo und seine Frau Joan — fühlte sich gedrängt, dorthin zu gehen und den Menschen in diesem Gebiet zu predigen.
Bruder Prinsloo kaufte sich einen Lastwagen und baute ihn in einen Wohnwagen um, in den er einen Holzgasgenerator einbaute, da er richtig voraussah, daß Benzin während des Krieges knapp werden würde. Um von Johannesburg nach Südwestafrika zu gelangen, mußten sie die Kalaharisteppe durchqueren. Dort gab es so gut wie keine Straßen, sie mußten den Spuren folgen, die andere Wagen oder Eselskarren vor ihnen hinterlassen hatten, und selbst diese waren bisweilen vollständig verwischt.
Schließlich kamen sie in Windhuk an. Von dort arbeiteten sie sich nach Norden durch, wobei sie predigten und Literatur verbreiteten. Eine Zeitlang folgte ihnen die Polizei und sammelte die Literatur ein, die sie abgaben. Schließlich wurden sie verhaftet und angeklagt, sie hätten ohne Gewerbeschein Waren verkauft. Sie folgten dem Rat der Gesellschaft, den Fall vertagen zu lassen, um den Ausgang ähnlicher Fälle in Südafrika abzuwarten. Ein paar Wochen später erschien Bruder Prinsloo vor Gericht, und er wurde freigesprochen.
Sie hörten davon, daß in Johannesburg ein Kongreß abgehalten würde, und entschlossen sich, dorthin zu gehen, obwohl dies für sie eine beschwerliche Reise von über 1 500 Kilometern bedeutete. Doch es kam zu einem tragischen Unglück. Die meisten Flüsse in Südwestafrika sind nichts weiter als trockene, sandige Schluchten, in denen nur nach außerordentlich starken Regenfällen Wasser fließt. Bei dem Versuch, einen dieser Flüsse zu überqueren, blieben sie mit ihrem Wagen stecken. Über Nacht wurde der Fluß zu einem reißenden Strom, der den Wohnwagen mehrere hundert Meter flußabwärts riß. Dort fanden sie ihn am nächsten Morgen wieder. Er war in zwei Teile gebrochen, und das Fahrgestell steckte tief im Sand. Sie retteten, was noch zu retten war, und teilten der Gesellschaft mit, welches Unglück ihnen zugestoßen sei und daß es ihnen leid tue, den Kongreß nicht besuchen zu können. Der Zweigaufseher schickte ihnen aber umgehend eine Überweisung und ein Telegramm, in dem stand, das Geld sei für „einen kleinen Urlaub“ gedacht.
Nach dem Kongreß kehrten sie zurück und zelteten in der Nähe ihres kaputten Wohnwagens, um ihn zu reparieren. Zugleich predigten sie den Ovambos, die auf den Bauernhöfen arbeiteten, wobei ihnen Johannes übersetzte. Johannes war ein Buschmann, den sie sich gemietet hatten, damit er sie auf ihren Reisen durch das Land begleite, und es ist gut möglich, daß er der erste Buschmann war, der die Wahrheit annahm.
Die Buschmänner sind ein Nomadenvolk, das in Wüsten- und Steppengebieten wohnt und sich hauptsächlich durch die Jagd mit Pfeil und Bogen ernährt. Ihre Lebensgewohnheiten sind äußerst primitiv. Sie sind unter allen Afrikanern im Süden Afrikas der Stamm mit dem kleinsten Wuchs, vergleichbar mit den Pygmäen Zentralafrikas. Der Kontakt mit ihnen ist sehr schwer, nicht nur, weil sie an so abgelegenen Orten leben, sondern auch, weil ihre Sprache eine begrenzte Zahl Wörter und unermeßlich viele Schnalzlaute enthält. Doch einige Angehörige dieses Volkes werden Landarbeiter. Nach einiger Zeit berief die Gesellschaft das Ehepaar Prinsloo wegen des Verbots der Literatur und wegen der allgemeinen Lage nach Südafrika zurück.
Obwohl also in den Jahren 1929, 1935 und 1942 Pioniere in Südwestafrika arbeiteten und viel Literatur verbreiteten, wurde das Feld nicht richtig bearbeitet, so daß die Resultate spärlich waren. Doch das Jahr 1950 stellte einen Wendepunkt in der Geschichte des Werkes in Südafrika dar. In diesem Jahr sandte die Gesellschaft 4 Missionare, Absolventen der Gileadschule, dorthin, und zwar George Koett, Fred Hayhurst, Gus Eriksson und Roy Stephens. Anfang 1950 wurde in Windhuk ein Missionarheim eröffnet.
Zwar sollten die Brüder nicht das Abgeben von Literatur zu ihrem Hauptziel machen, sondern das Auffinden und Weiden der „anderen Schafe“ des Herrn, doch konnten sie trotzdem sehr viel Literatur verbreiten (Joh. 10:16). Zugleich konnten sie mit 5 afrikanischen Brüdern Verbindung aufnehmen, die aus der Südafrikanischen Union in das nahe gelegene Eingeborenenviertel gezogen waren und die nun zu einer Gruppe (Versammlung) organisiert wurden. Einer der Missionare begann nicht weniger als 25 Studien in diesem afrikanischen Wohnviertel. Allem Anschein nach hatte das Werk in diesem Gebiet, insbesondere unter den Afrikanern, einen ausgezeichneten Anfang genommen, und es bestanden gute Aussichten auf Zunahme.
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Südafrika und benachbarte Staaten (Teil 2)Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1976
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Südafrika und benachbarte Staaten (Teil 2)
REIBUNGSLOSER ÜBERGANG
Bruder Rutherford, der als Präsident der Gesellschaft 25 Jahre lang treu und unermüdlich gedient hatte, war Ende 1941 bereits sehr krank. Er war nun 72 Jahre alt und hatte sich viele Jahre lang im Dienst Jehovas verausgabt. Am 8. Januar 1942 beendete er seinen Dienst für das Königreich auf der Erde. Wenige Tage darauf trat der Vorstand der Gesellschaft im Bethel in Brooklyn zusammen und wählte Nathan H. Knorr zum neuen Präsidenten. Die Reaktion der Brüder auf den Tod Bruder Rutherfords unterschied sich sehr von ihrer Reaktion auf den Tod Bruder Russells. Diesmal jammerte niemand: „Was sollen wir jetzt machen?“ Die Feinde der Wahrheit freuten sich natürlich sehr über den Tod Bruder Rutherfords und sagten: „Nachdem nun ihr Führer und Sprachrohr nicht mehr ist, wird ihr Werk bald in sich zusammenfallen.“ Sie wurden aber darüber sehr bald eines Besseren belehrt.
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