Wir beobachten die Welt
Der Alltag im Fernsehfilm?
◆ Der Kölner Medienforscher Dr. U. M. Krüger ging der Frage nach, wie sehr die Spielfilme im Fernsehprogramm die Lebenswirklichkeit der Familie reflektieren und inwieweit sich die Inhalte in den letzten Jahrzehnten geändert haben. In den Fernsehserien über gewisse Familien (z. B. „Schölermann“ und „Hesselbach“) wurden Ende der fünfziger Jahre noch „relativ intakte Verhältnisse gezeigt“. „Anders in den sechziger Jahren“, schreiben die Düsseldorfer Nachrichten zu der Studie. „Hier zeigten die Fernsehspiele zunehmend Brüche und Krisen, schilderten, wie eine von Konsumzwang, Statussymbolen und Karrieresucht beherrschte Eltern-Generation ihre Kinder vernachlässigte.“ In den siebziger Jahren trat das Thema Scheidung in den Vordergrund und die „unvollständige Familie“. Ebenso wurden Schul- und Drogenprobleme als Fernsehstoff verarbeitet. Diese Tendenz setzte sich auch zu Beginn der achtziger Jahre fort, wobei in den alltagsnahen Fernsehfilmen die Familie eine bedeutende Rolle spielt. „Selten wird sie jedoch als positive, dem einzelnen Rückhalt bietende Intimsphäre dargestellt, sondern vorrangig als Schauplatz für Ehe- und Familienkrisen. Häufig seien es — wie bereits in den siebziger Jahren — die Frauen, die den Ausbruch aus der Ehe praktizieren.“ Das Fernsehen spiegelt demnach überwiegend — besonders im Hauptabendprogramm — die schlechten Beispiele des Alltags wider.
Totogelder für „christliche Institutionen“?
◆ In Dänemark wird gegenwärtig die Frage diskutiert, ob die Übersetzung des „Alten Testaments“ in das heutige Dänisch durch Gelder des Fußballtotos mitfinanziert werden soll. Das dänische Parlament hat sich mehrheitlich für die Verwendung von Totogeldern ausgesprochen, nachdem es sich mit dieser Streitfrage mehrere Stunden lang beschäftigt hatte. Wie die Publikation bibelreport berichtet, wird die Revision der dänischen Bibel seit Jahrhunderten vom Staat finanziell unterstützt. Wegen Geldknappheit wollte das zuständige Ministerium die Arbeit an der Bibel nicht länger finanziell fördern. „Das Ministerium empfahl der Bibelgesellschaft, sich bei der staatlichen Fußballotterie um Fördermittel zu bewerben, wie das auch andere christliche Institutionen des Landes [!] tun.“
Eine Frage des handwerklichen Könnens“
◆ Das amerikanische Ärztemagazin Contemporary Orthopaedics widmete kürzlich eine seiner Ausgaben hauptsächlich der Chirurgie ohne Blut an Jehovas Zeugen. In dem einleitenden redaktionellen Teil mit dem Titel „Eine Frage des handwerklichen Könnens“ schrieb der Redakteur Dr. med. J. Paul Harvey jun.: „Ein Glaube, der für mich besonders problematisch gewesen ist ..., ist die Überzeugung der Zeugen Jehovas, kein Blut auf irgendeine Weise in ihren Körper aufzunehmen.“ Aber nachdem er festgestellt hatte, daß „bei einer bedeutenden Anzahl von Menschen die Gefahr eines ernsten Leberschadens durch Transfusionen entsteht“, erklärte er:
„Die Erkenntnis, daß es einige Ärzte zu ihrem gemeinsamen Bestreben gemacht haben, größere Operationen ohne Bluttransfusion durchzuführen, hat uns veranlaßt, einen Teil dieser Ausgabe des Contemporary Orthopaedics diesem Thema zu widmen. Vielleicht vergessen wir zu leicht, daß die Chirurgie ein Handwerk ist, das sich auf die persönliche Geschicklichkeit des einzelnen gründet. Geschicklichkeit kann verbessert werden. Wenn also die Autoren, die zu dieser Ausgabe beigetragen haben, das heikle Problem der ärztlichen Behandlung von Patienten, deren religiöse Lehre Bluttransfusionen verbietet, in Angriff nehmen, dann erinnern sie uns auch an eine der Grundlagen der Chirurgie — gutes handwerkliches Können“ (Dezember 1980, S. 629).
Evolutionstheorie unter Beschuß
◆ In den USA wird erneut eine Kontroverse darüber geführt, wie der Ursprung des Lebens an den öffentlichen Schulen gelehrt werden soll. Ein Vater aus Kalifornien klagte vor dem Obersten Gerichtshof des Bundesstaates gegen die Schulbehörde, weil diese im Unterricht die Evolutionstheorie als feststehende Tatsache dargestellt hat. Der Vater sah damit die religiösen Rechte seiner Kinder, die an die Schöpfung glauben, gefährdet. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in diesem Rechtsstreit bestand aus einem Kompromiß: Er bestimmte, daß die Behandlung der Evolutionstheorie im Unterricht statthaft sei; zugleich aber machte er zur Auflage, daß die Evolution im Unterricht nicht als eine anerkannte Tatsache, sondern nur als Theorie behandelt werden müsse.
Inzwischen ist auch im Bundesstaat Arkansas ein Gesetz verabschiedet worden, das den Schulen vorschreibt, der Schöpfungslehre die gleiche Zeit wie der Evolutionstheorie zu widmen. Fünfzehn weitere Bundesstaaten haben ähnliche Gesetze in Betracht gezogen. Wie es scheint, hat nun ein entgegengesetzter Trend als vor zwanzig Jahren eingesetzt. Damals begann die Evolutionstheorie an den öffentlichen Schulen zu dominieren.
Altersbestimmung bei Tieren
◆ Eine neue Methode zur Bestimmung des Alters von Tieren haben sowjetische Biologen entwickelt. Wie die Zeitschrift Sowjetunion heute berichtet, werden zu diesem Zweck feinste Schnitte von Tierzähnen (20 bis 30 Mikron) angefertigt und mit verschiedenen Lösungen bearbeitet. Unter dem Mikroskop sind danach helle und dunkle Streifen zu erkennen, die den Jahresringen der Bäume ähneln. Die Anzahl der Streifen läßt Rückschlüsse auf das Alter der Tiere zu. Mit Hilfe dieser Methode kann das Alter von Tieren mit einer Genauigkeit bis zu einem Jahr ermittelt werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler wird die neue Methode auch den Paläontologen eine Hilfe sein, das Lebensalter längst ausgestorbener Tiere zu bestimmen.
Tümpel sind nützlich
◆ Wie die Ludwigsburger Kreiszeitung berichtet, hat sich ein Sprecher des Regierungspräsidiums Tübingen auf einer Pressefahrt in den Kreis Sigmaringen im Frühjahr dieses Jahres für den Schutz und die Einrichtung von Feuchtgebieten ausgesprochen. Feuchtgebiete gleichen „ökologischen Nischen“ für viele gefährdete Tiere und Pflanzen. Ferner beeinflussen „die Flachwasser ... Kleinklima und Wasserhaushalt und sind wichtige und kostenlose Klärfilter“. Die Zeitung schreibt weiter: „Nicht zuletzt gilt, so wurde bei der Pressefahrt unterstrichen, Vorurteile gegen die Feuchtgebiete wegen des Insektenbefalls abzubauen. Lurche sind wertvolle Schädlingsvernichter: Eine mittlere Population von tausend Kröten und Fröschen frißt jährlich 800 Kilogramm Insekten, ein Frosch erspart den Bauern im Jahr für 35 Mark Insektizide.“
Arznei und Lebensmittel
◆ Die Wirkung von Medikamenten werde oft durch bestimmte Lebensmittel stark gemindert. Dies erklärte vor kurzem in Bonn die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AGV) gemäß der Westdeutschen Zeitung. Zum Beispiel sei das Antibiotikum Tetracyclin bei gleichzeitigem Verzehr von Milch und Milchprodukten wirkungslos. Ebenso werde die Wirkung von Penicillinen beeinträchtigt, wenn man gleichzeitig Nahrung zu sich nehme, weil die bei der Verdauung freigesetzte Magensäure das Medikament chemisch verändere. Eisenpräparate sollten nicht gleichzeitig mit Kaffee oder Tee eingenommen werden, da die darin enthaltenen Gerbstoffe den Mineralstoff Eisen unwirksam machten. Medikamente gegen Bluthochdruck könnten genau das Gegenteil bewirken, wenn sie mit bestimmten Lebensmitteln wie Bananen, Tomaten und Walnüssen sowie Käse und Wein, zusammentreffen würden. Diese Lebensmittel enthalten blutdrucksteigernde Stoffe (Amine), deren Abbau im Darm durch die Einnahme blutdrucksenkender Mittel gestört wird.
„Sprechendes Auto“
◆ Einen „weiblichen“ Bordcomputer als Mitfahrer hat die japanische Autofirma Toyota in die neue Luxusausgabe ihres Personenwagens einbauen lassen. Eine angenehm klingende weibliche Stimme warnt den Fahrer, sobald er etwas falsch macht oder unterläßt, berichtet die Zeitschrift Funkschau. Ob man nun den Zündschlüssel dreht, bevor man sich angeschnallt hat, den Schlüssel im Auto stecken läßt, eine Tür nicht richtig verschlossen hat oder das Licht beim Verlassen des Wagens nicht ausgeschaltet hat — immer ertönt ein Hinweis des Computers. Besonders eindringlich warnt „sie“ wenn das Benzin knapp wird oder die Handbremse beim Fahren noch angezogen ist.
Sowjetunion: Millionen Abtreibungen
◆ Nach Angaben des staatlichen Planungsausschusses gibt es in der Sowjetunion mehr Abtreibungen als Geburten. Wie ein führender Mitarbeiter des Ausschusses vor Journalisten gemäß der Zeitung Die Welt erklärte, würden jährlich 5 Millionen Geburten registriert. Die Sowjetunion beabsichtige jedoch nicht, die Möglichkeiten für eine Abtreibung einzuschränken.
Folgenschwere Rüstung
◆ Gegenwärtig werden in der ganzen Welt jede Minute rund 1 Million Dollar (etwa 2,4 Millionen Mark) für die Rüstung ausgegeben. Diese Angabe enthielt der 12. Jahresbericht des Stockholmer Instituts für Friedensforschung (SIPRI), der Anfang Juni veröffentlicht wurde. Das Institut bezeichnet die Ausgaben gemäß dem Hamburger Abendblatt als eine „tragische Vergeudung unserer begrenzten Mittel“. Weiter heißt es: Trotz der ungeheuren Ausgaben für militärische Zwecke fühlten sich heute nur wenige Staaten sicherer als vor zehn Jahren.“ Der Direktor des Instituts weist sogar darauf hin, daß sich angesichts der ungeheuren Rüstungsanstrengungen „die militärpolitische Weltsituation auf dem Weg von der Abschreckung zum Präventivschlag befinde“.
Der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt dazu: „Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut kommt zum Schluß, hätte man Rohmaterialien, Produktionskapazität, menschliches Wissen und Phantasie statt für die Rüstung für andere Zwecke verwendet, dann ginge es dem Durchschnittsbürger auf unserer Erde heute entschieden besser. Hätte man den gleichen wissenschaftlichen, technologischen und organisatorischen Aufwand für die Bekämpfung von Hunger und Krankheiten eingesetzt, statt für militärische Zwecke zu forschen, die Ergebnisse könnten beeindruckend sein.“
Verhängnisvolle Auflösung der Familie
◆ Auf der 17. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie in München war der Selbstmord bei Kindern und Jugendlichen das Hauptthema. Wie die Zeitung Die Welt berichtet, nehmen sich in der Bundesrepublik Deutschland jedes Jahr 110 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren das Leben. Bei den 15- bis 25jährigen sind es sogar 1 500. Über 600 Wissenschaftler untersuchten auf der Tagung die Ursachen und Motive für diese traurige Statistik. An erster Stelle stehen — so wurde auf einer Pressekonferenz erklärt — Schwierigkeiten in der Familie, an zweiter Schul- und Berufsprobleme, gefolgt von Partnerschaftskonflikten. „Der Funktionsverlust und die zunehmenden Auflösungstendenzen innerhalb der Familie, die um sich greifende Entfremdung im Zusammenleben zählen ebenso zu den Gründen wie Kindergarten und das Schul- und Bildungssystem“, schreibt Die Welt. Der Marburger Professor H. Remschmidt machte gemäß dem Münchner Merkur ebenfalls „fehlende Bindungen in Familie, Kindergarten und Schule“ für die wachsende Selbstmordrate verantwortlich.
Blitzschlag und Flugsicherheit
◆ Die schweizerische Fluggesellschaft Swissair hat über mehrere Jahre das Vorkommen von Blitzschlägen und die Wirkung von Einschlägen auf ihre Flugzeuge untersucht. Ein vom Blitz getroffenes Flugzeug fällt keineswegs wie ein Stein zur Erde oder explodiert gar. Vielfach werden Blitzschläge erst nach der Landung festgestellt. Wie der Münchener Medizinischen Wochenschrift zu entnehmen ist, sind Verletzungen bei Passagieren äußerst selten. Auf 1 700 Flüge der Swissair-Luftflotte kam ein Blitzschlag. In etwa 30 Prozent der Fälle verursachten die Blitzschläge nur leichte Beschädigungen an der Flugzeugstruktur, die die Flugsicherheit nicht beeinträchtigten. Hauptsächlich werden Flugzeugnase, Leitwerk oder Tragflächenenden getroffen. Nur in außergewöhnlich extremen Fällen können Einschläge in die Tragflächenenden, in deren Nähe sich die Tankentlüftungen befinden, die austretenden Dämpfe entzünden. Ausfälle von Funk und Navigationsanlagen sind durch Doppel- und Dreifachsysteme gedeckt und zudem häufig nur kurzfristig. Die übliche Flughöhe von 10 000 Metern stellt einen weiteren Sicherheitsfaktor dar, da nach der Statistik die meisten Blitzschläge in einer Höhe zwischen 1 300 und 3 300 Metern und bei einer Außentemperatur zwischen −5 °C und +5 °C vorkommen.
Jehovas Zeugen in Rußland
◆ „Jehovas Zeugen sind eine Plage für Rußland“. So lautete kürzlich eine Schlagzeile in der italienischen Zeitung Il Resto del Carlino. Der Artikel gab die Beobachtung wieder, daß die Zeugen „den sowjetischen Ideologen anscheinend einiges Kopfzerbrechen bereiten“. Aus welchem Grund? Die Zeitung erklärt: „Ihre Mitglieder, die zumeist in Mittelrußland, im Kaukasus und in Ostsibirien verbreitet sind und deren Zahl vor kurzem noch auf nur wenige Zehntausend geschätzt wurde, scheinen sich in neuerer Zeit vermehrt zu haben, und dies aufgrund eines bemerkenswerten Zustroms junger Leute. Die ,Zeugen‘ gehören nicht zu den ,registrierten‘ religiösen Gruppen, die von den sowjetischen Behörden geduldet werden.“ Die Behörden haben den falschen Eindruck, Jehovas Zeugen stellten irgendwie eine Bedrohung dar, weil sie politisch und militärisch neutral bleiben, was sie jedoch unter jeder Regierung tun.