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Gericht bestätigt das Recht, von Tür zu Tür zu predigenErwachet! 1980 | 8. November
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diskriminierend, da sie gewisse Kirchen, Wohltätigkeitsorganisationen und politische Gruppen als Ausnahme behandelte, aber anderen Einhalt zu gebieten suchte.
Zudem erklärte Richter Sweeney die Verordnung als verfassungswidrig, weil sie auf eine Überwachung des freien Meinungsaustausches abzielte. Er erklärte: „Da die Verordnung dem Bestreben dient, die Redefreiheit und den freien Austausch von Ideen oder religiösen Gedanken zu kontrollieren, ist sie unwirksam und nicht vollziehbar, denn eine Regierung kann nicht gesetzmäßigerweise ihre Bürger vom freien Fluß religiöser oder politischer Gedanken und Ideen abschirmen.“ Das Urteil schloß mit den Worten:
„Aus obigen Gründen befindet, entscheidet und verordnet das Gericht, daß es der Stadt Ladue für immer untersagt ist, obengenannte Verordnung zu vollziehen, insofern sie sich auf die Beklagten und andere Mitglieder der Zeugen Jehovas und die darin beschriebenen Tätigkeiten bezieht. Die Kosten muß der Kläger tragen.“
Auf diese Weise wurde dem Bemühen einer Kommunalverwaltung, die grundlegenden Freiheiten des Menschen abzuerkennen, durch das Urteil eines mutigen und scharfsichtigen Richters Einhalt geboten, der das Recht, von Tür zu Tür zu predigen, bestätigte.
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Wir beobachten die WeltErwachet! 1980 | 8. November
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Wir beobachten die Welt
Europäer im All
◆ Im Jahre 1982 soll der erste Westeuropäer ins Weltall fliegen. Für einen gemeinsamen sowjetisch-französischen Raumflug sind zwei Piloten der französischen Luftwaffe nach einem kritischen Verfahren ausgewählt worden. Nur einer von ihnen wird zusammen mit dem sowjetischen Bordkommandanten den einwöchigen Aufenthalt in der Orbitalstation erleben. Das gemeinsame Weltraumunternehmen war vor einem Jahr von dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew und dem französischen Staatspräsidenten Valery Giscard d’Estaing beschlossen worden. Wie die Nachrichtenagentur Reuter berichtet, hatte die Sowjetunion bisher einen tschechischen, ostdeutschen, polnischen, bulgarischen und zuletzt einen ungarischen Kosmonauten an Weltraummissionen beteiligt.
Kirche und Politik
◆ Vier Bremer Polizeibeamte wollen in einer gemeinsamen Aktion der evangelischen Kirche den Rücken kehren und ihren Austritt erklären. Gemäß einem Bericht der Zeitung Die Welt geben die Polizeibeamten 51 Pastoren eine Mitschuld an den Krawallen anläßlich der Rekrutenvereidigung am 6. Mai im Bremer Weserstadion. Scharfe Kritik gegen die Aktivitäten evangelischer Pastoren bei der Besetzung in Gorleben durch Kernkraftgegner äußerte vor Journalisten auch Bundesratsminister Hasselmann. „Wenn sich die Kirche um Politik kümmert sind wir Politiker verpflichtet, uns um die Kirche zu kümmern“, begründete der niedersächsische Landesvorsitzende seiner Partei und langjährige Synodale der hannoverschen Landeskirche seine Empörung.
60 000 Atombomben
◆ Gemäß einer dpa/AP-Meldung sagte der Direktor des Stockholmer Internationalen Friedensforschungs-Instituts (SIPRI): „Im Falle eines Atomkrieges würde Europa in eine radioaktive Wüste verwandelt.“ Nach seinen Angaben gibt es rund 60 000 nukleare Sprengköpfe und Bomben, von denen 8 000 auf europäische Städte gerichtet sind. Jede europäische Stadt sei von einer Vernichtungskraft von 2 000 Hiroschima-Bomben bedroht. Der SIPRI-Direktor erwähnte, daß in diesem Jahr die Ausgaben für den Rüstungswettlauf zum ersten Mal 500 Milliarden Dollar (800 Milliarden DM) übersteigen werden, wobei 70 Prozent der Ausgaben auf die USA und die UdSSR und 15 Prozent auf Länder der dritten Welt fallen.
Außerirdische Lebewesen: „Die Nase könnte fehlen“
◆ Viele Astronomen verwerfen heute nicht mehr die Möglichkeit, daß die Existenz „außerirdischen Lebens“ eines Tages nachgewiesen wird. Wie eine Konferenz, die über dieses Thema vor kurzem unter der Schirmherrschaft der UNESCO und der Europäischen Raumfahrtbehörde stattfand, zeigte, wird die Phantasie der Wissenschaftler dabei von der Vorstellung, daß sich das Leben zufällig entwickeln kann, geprägt.
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