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  • Der Stierkampf — das spanische Nationalspiel
  • Erwachet! 1975
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Erwachet! 1975
g75 22. 12. S. 9-12

Der Stierkampf — das spanische Nationalspiel

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Spanien

IN VIELEN Wohnungen in der ganzen Welt hängen Bilder, auf denen eine Stierkampfszene dargestellt ist. Viele Leute sind von diesem „Sport“ gefesselt. Aber die Mehrzahl der Menschen hat noch nie selbst einem Stierkampf beigewohnt. Wie wird ein solcher Kampf durchgeführt? Wir wollen einmal in die Stierkampfarena in Barcelona gehen — Plaza de Toros Monumental genannt — und uns einen solchen Kampf ansehen.

Unter dem Publikum am Eingang der Arena herrscht eine gewisse Erregung und Spannung. Die Arena, im maurischen Stil gebaut, hat die Form eines Amphitheaters. An der Kasse zahlen die Leute für eine Eintrittskarte 500 oder 1 000 Peseten (9 oder 18 Dollar). Obschon der Eintritt nicht billig ist, wimmelt es von Schaulustigen.

Wir betreten nun die Arena und erblicken links, hoch oben in den Sitzreihen, eine Kapelle, die einen Paso doble (Gesellschaftstanz in schnellem Zweivierteltakt) spielt. Diese Art Musik gehört sozusagen zum Stierkampf. Weiter rechts, ebenfalls hoch oben, befindet sich die Loge des presidente. Der presidente, gewöhnlich eine Magistratsperson, steht dem Spiel vor und verteilt die Preise. Im toriles (Stierzwinger) stehen sechs Stiere aus einer besonderen Zucht. Sie sind wenigstens vier Jahre lang auf den Stierkampf hin dressiert worden. Jeder dieser Stiere wiegt eine halbe Tonne.

Unten links stehen drei toreros (Matadore) mit ihrer cuadrilla, ihrer Mannschaft, die zum Teil beritten ist. An diesem Tag werden diese drei Matadore alle sechs Stiere töten, jeder zwei Tiere.

Die „corrida de toros“ beginnt

In der Arena steht nun nur noch der älteste der drei Toreros. Der Stierzwinger wird aufgeschlossen, und heraus stürmt ein prachtvoller schwarzer Stier. Der 500 Kilogramm schwere Muskelkoloß galoppiert mit hocherhobenem Kopf in der Arena umher, als wollte er jemand zum Kampf herausfordern. Er muß nicht lange auf einen Gegner warten. Während der Torero zuschaut, machen sich seine Gehilfen daran, den Stier mit ihrer capa (Mantel) zu erproben.

Nun geht der Torero in die Mitte des Kampffeldes und beginnt, den Stier mit dem capote oder der großen capa zu reizen, indem er sich langsam von ihm wegdreht, wenn er heranstürmt. Ist der Torero besonders selbstsicher, mag er die Arbeit mit dem großen roten Tuch in kniender Stellung ausführen und den Stier veranlassen, mehrmals auf die capa, die er durch die Luft schwenkt, loszustürmen. Das Publikum quittiert das mit lautem Beifall, indem es immer wieder ruft: „¡Ole! ... ¡Ole!“ Jetzt ertönt ein Hornsignal.

Damit endet die Arbeit mit der capa, und es beginnt der Lanzenkampf (varas), ausgeführt von einem Picador zu Pferd. Mit der Lanze in der Hand reitet der Picador an den Rand der Arena, um die Aufmerksamkeit des Stieres auf sich zu lenken. Plötzlich sieht der Stier dieses viel größere Angriffsziel. Er stürmt auf das Pferd, dem man die Augen verbunden hat, zu und bohrt die Hörner in die gepanzerte rechte Flanke des Pferdes. Unter der Wucht des Aufpralls weichen Pferd und Reiter etwas zurück. Nur mit Mühe vermag das Pferd das Gleichgewicht zu bewahren. In diesem Augenblick sticht der Picador seine Lanze in den Nacken des Stieres und preßt sie mit aller Kraft tief ins Fleisch, wobei er Muskeln und Sehnen des Stieres verletzt. Dadurch wird dieser gezwungen, den Kopf tiefer zu tragen. Das ist für die spätere Arbeit des Toreros mit der muleta (einem kleineren Tuch) notwendig.

Der Stier weicht für kurze Zeit zurück, greift dann erneut an und erhält wieder einen Lanzenstich in die Schulter. Dadurch wird er noch mehr geschwächt und auch langsamer in seinen Bewegungen.

Nach dem zweiten Stich treten die banderilleros in Aktion. Sie haben die Aufgabe, dem Stier über 70 cm lange mit Widerhaken versehene Stäbe, banderillas genannt, in den Nacken zu stoßen. Aus einer Entfernung von 20 bis 30 Metern zieht der banderillero die Aufmerksamkeit des Stieres durch Zurufe auf sich. Dann läuft er mit einer banderilla in jeder Hand auf den Stier zu. Im entscheidenden Augenblick stellt er sich auf die Zehen, streckt die Arme aus und stößt dem Stier die mit Widerhaken versehenen Spieße ins Fleisch. Das mag bis viermal wiederholt werden; die banderilleros können auch beritten sein.

Der Stier ist nun schon sehr abgekämpft. Aus den Nackenwunden quillt Blut und strömt über den Leib herab. Er steht schwer keuchend und mit hängender Zunge da. Nun ertönt wieder ein Hornsignal, das den Abschnitt des Stierkampfes ankündigt, in dem das Tier getötet wird.

Der Todesstoß

Bevor der Torero den Stier tötet, mag er seinen Hut lüften und den Stier einem Zuschauer, möglicherweise einer prominenten Person, oder sogar dem Publikum im allgemeinen zueignen. Dann geht er mit seiner muleta, einem an einem Stock befestigten roten Tuch, auf den Stier zu. Er reizt damit das Tier zum Angriff. Der Stier, obschon erschöpft, nimmt die Herausforderung an und stürmt darauf zu. Das tut er aber nicht, weil das Tuch rot ist, denn Rinder sind farbenblind. Er wird durch die Bewegungen des Tuches erregt.

Der Torero reizt den Stier zu einer bestimmten Reihe von Passagen. Mit jedem Mal versucht er, ihn näher an sich heranzulocken; dabei läßt er jedoch die gefährlichen Hörner nicht aus den Augen. Einmal stürmt das Tier so nahe an ihm vorbei, daß er fast das Gleichgewicht verliert. Als er sich erneut umdreht, um das Tier nochmals zum Angriff zu reizen, ist sein Anzug mit dem Blut des Stieres beschmiert.

Nun macht sich der Torero bereit, das Tier mit dem estoque, dem Stoßdegen, zu töten. Zum letzten Mal stehen sich Stier und Matador gegenüber: das Tier erschöpft und blutend, keuchend und mit sechs mit Widerhaken versehenen Spießen im Nacken; der Matador gespannt, die Füße beisammen, mit dem Degen zielend.

Die Regeln für das Töten des Stieres fordern, daß dem Tier der Degen zwischen den Schulterblättern bis an das Heft in den Leib gestoßen wird. Dabei wird eine Schlagader oder ein lebenswichtiges Organ getroffen. Aber das gelingt selten auf Anhieb. Bei diesem Kampf schafft es der Torero erst beim zweiten Versuch. Für Bruchteile einer Sekunde steht das Tier, dem die Zunge heraushängt und Geifer und Blut aus dem Maul fließen, still. Dann taumelt es und stürzt tot zu Boden. Für den Fall, daß das Tier noch nicht tot ist, kommt ein Gehilfe und sticht ihm mit einem besonderen Degen hinter den Hörnern ins Genick, so daß die Wirbelsäule durchtrennt wird.

Nach dem Töten

Nun können die Zuschauer ihr Urteil abgeben, das entweder durch Schweigen (ein Zeichen ihres Mißfallens) oder Pfeifen oder Beifallklatschen und Schwenken der Taschentücher zum Ausdruck gebracht wird. Inzwischen schleppen einige Pferde den toten Stier weg. Das Ganze, angefangen vom Erscheinen des Stieres bis jetzt, hat nur etwa 15 Minuten gedauert.

Der presidente entscheidet, ob der Torero mit einer Trophäe belohnt wird oder nicht. Wenn er gute Arbeit geleistet hat, mag er ein Ohr des Stieres bekommen. Hat er sich durch besondere Eleganz und Geschicklichkeit ausgezeichnet, erhält er beide Ohren. Eine außergewöhnliche Leistung trägt die höchste Belohnung ein: beide Ohren und den Schwanz des Stieres sowie Ruhm und Ehre, und wahrscheinlich erhält der Torero bei den künftigen Stierkämpfen ein größeres Honorar.

Geschichtliches über den Stierkampf

Der Stierkampf hat sich im Laufe von Jahrtausenden entwickelt, vor allem in Spanien. In diesem Land werden Stiere mit den besonderen Eigenschaften, die für den Stierkampf notwendig sind, gezüchtet. In den letzten fünfzehn Jahren haben die vielen Touristen — Spanien wird jetzt jährlich von rund 30 Millionen Touristen besucht — dazu beigetragen, daß der Stierkampf in Spanien immer noch ein blühendes Geschäft ist. Die meisten Touristen gehen zu einem Stierkampf, denn sie meinen, der Stierkampf sei ein typisch spanisches Erlebnis. Aber das ist nicht wahr. Obwohl der Stierkampf als spanisches Nationalspiel gilt, sehen sich die meisten Spanier keine Stierkämpfe an und haben auch wenig Interesse daran. Aber solange es genügend Leute gibt, die bereit sind, den Eintritt dafür zu bezahlen, gibt es auch Toreros, die bereit sind zu kämpfen, und Züchter, die bereit sind, Stiere aufzuziehen. Aber wie wirkt sich der Stierkampf auf die Zuschauer aus?

Wirkung auf die Zuschauer

Die Leute reagieren verschieden auf den Stierkampf. Die einen finden ihn abstoßend, die anderen dagegen fasziniert er. Der aficio-nado (Fan) zum Beispiel macht sich nichts daraus, daß der Stier dabei getötet wird. Er ist mehr daran interessiert zu sehen, mit welchem Können, mit welcher Eleganz und mit welcher Geschicklichkeit der Torero mit der capa und der muleta arbeitet. Aber während viel über Können und Eleganz der Bewegungen des Torero gesprochen wird, geben selbst neuzeitliche Verfechter des Stierkampfes zu, daß es eigentlich Tierquälerei ist. In einer Enzyklopädie wird zum Beispiel erwähnt, daß sich der Stierkampf im Laufe der Jahre gewandelt habe, daß er „nicht mehr so brutal“ sei, gleichzeitig aber wird zugegeben, daß er „in gewissen Details immer noch grausam“ sei (Kursivschrift von uns).

Ferner muß man auch bedenken, daß der Torero sein Leben aufs Spiel setzt, um dem Publikum zu gefallen. Wir lesen in der Encyclopædia Britannica:

„Die Zuschauer haben kein Interesse daran, zu sehen, wie ein Mann getötet wird, aber die Gefahr, daß er das Leben verliert, und seine Verachtung der Gefahr, verletzt zu werden, sowie die Geschicklichkeit, mit der er dieser Gefahr ausweicht, entzücken die Zuschauer. Sie kommen nicht zum Stierkampf, um zu sehen, wie ein Mann ein Tier in der Arena auf sicherste Weise und ohne jegliche Gefahr, sich dabei zu verletzen, tötet; der Mann muß geschickt sein, sich elegant bewegen und Mut bekunden. Eine corrida ist nicht lediglich ein Kampf zwischen einem Mann und einem Stier, sondern eher zwischen einem Mann und sich selbst: Wie dicht läßt er die Hörner an sich herankommen? Wie weit geht er, um die Zuschauer zu befriedigen?“

Interessanterweise ist der Stierkampf in Portugal (dort darf der Stier nicht getötet werden) beim zahlenden Publikum nicht so populär.

Natürlich enden nicht alle Kämpfe zugunsten des Torero. In der Encyclopædia Britannica wird erklärt: „Fast jeder Matador wird während einer Spielzeit mindestens einmal mehr oder weniger schwer verletzt. Belmonte (einer der berühmtesten Stierkämpfer der 1920er Jahre) wurde über 50mal verletzt. Von den rund 125 bedeutenden Matadoren seit 1700) sind 42 beim Stierkampf getötet worden; diese Zahl schließt die Anfänger oder die Banderilleros und Picadores, die getötet worden sind, nicht ein.“ Dennoch werden in spanischen Stierarenen während dieser Saison über 3 000 Stiere auf diese rituelle Weise getötet werden, und Dutzende von Toreros werden mehrmals in einer Woche ihr Leben aufs Spiel setzen.

Die katholische Kirche und der Stierkampf

Jahrelang waren die Stierkämpfe von der katholischen Kirche verboten. Papst Pius V. (1566—1572) gab Rundschreiben heraus, in denen er Stierkämpfern mit Exkommunikation und der Verweigerung eines christlichen Begräbnisses drohte. Andere Päpste teilten diesen Standpunkt, doch Klemens VIII. (1592—1605) machte die Androhung der Exkommunikation rückgängig, verlangte aber, daß man in Spanien an Feiertagen keine Stierkämpfe durchführe. Dennoch wurde es allgemein gebräuchlich, bei religiösen Anlässen und Festen Stierkämpfe zu veranstalten. Das zeigt folgender Auszug aus dem Werk Enciclopedia Universal Ilustrada:

„Das Fronleichnamsfest, die Feste zu Ehren einer Reliquie, eines Heiligenbildes, des Schutzpatrons der verschiedenen Dörfer und Städte, die Kirchweih, die Feste anläßlich einer Heiligsprechung und viele weitere religiöse Feste wurden durch die Veranstaltung von Stierkämpfen gefeiert. Man opferte z. B. fröhlich 200 Stiere in rund 30 Stierkämpfen, um die Heiligsprechung der heiligen Teresa de Jesús zu feiern. Auch in der Kathedrale von Palencia wurden Stierkämpfe durchgeführt, und das Fleisch der zu Ehren der Heiligen getöteten Tiere wurde als Reliquie und als Mittel zum Heilen von Krankheiten aufbewahrt. Die Stierkämpfe wurden von dem Domkapitel [Gesamtheit der Geistlichkeit eines Doms] organisiert und finanziert ... In Tudela führte man am Morgen des Stierkampfes einen Kapuzinermönch zu den Stieren. Er sollte sie durch Zauber bannen, damit sie dann mehr Mut zeigen würden.“

Die Toreros sind in der Regel gläubig; aber wie einige von ihnen zugeben, handelt es sich dabei mehr um Aberglauben. Jede Stierkampfarena besitzt eine Privatkapelle, in der die Toreros vor dem Kampf beten können.

Ist der Stierkampf etwas für Christen?

Wie sollte der Christ den Stierkampf betrachten? Für ihn erheben sich eine ganze Anzahl von Fragen. Wir wissen, daß der Mensch im Bilde Gottes geschaffen ist und daß Gott Liebe ist. Vermag aber ein Mensch, der gegen Tiere so grausam ist, diese Liebe widerzuspiegeln? (1. Mose 1:26; 1. Joh. 4:8). Ist es vernünftig, daß ein Christ, der sich Jehova Gott hingegeben und ihm sein Leben zur Verfügung gestellt hat, sein Leben aufs Spiel setzt, indem er einen wilden Stier reizt? Wird es in der neuen Ordnung, in der, wie die Bibel sagt, weder Mensch noch Tier „Schaden stiften noch irgendwie Verderben anrichten“ werden, Stierkämpfe geben? (Jes. 11:9).

Was ist deshalb über das Sammeln von Bildern zu sagen, auf denen Stierkampfszenen dargestellt sind oder auf denen ein Matador zu sehen ist? Oder was ist vom Aufhängen solcher Bilder in der Wohnung zu halten? Verrät man Vernünftigkeit, gesunden Menschenverstand und ein gutes Urteilsvermögen, wenn man Männer verehrt, die die Gabe des Lebens verachten und die sich ihr Brot durch Teilnahme an Kampfspielen, bei denen Tiere mißhandelt werden, verdienen? Weitere Fragen wären folgende: Wie reagieren die Mitchristen darauf, wenn man in seiner Wohnung solche Bilder hängen hat? Oder wie würde ein Christ empfinden, wenn er sähe, daß einer seiner Glaubensbrüder einen Stierkampf besuchte? Für denkende Christen sind das ernste Fragen, denn der Apostel Paulus schrieb: „Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen“ (1. Kor. 10:24).

[Bild auf Seite 12]

Eingang zur Kapelle der Plaza de Toros Monumental in Barcelona

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