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„Wie goldene Äpfel“Erwachet! 1973 | 22. Dezember
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für die der Damm daher ein Segen sein wird. Oder wir könnten so schreiben, daß der Leser beunruhigt würde wegen der Nachteile, die solche Dämme für die Bevölkerung haben können, weil durch solche Stauanlagen die Gefahr wächst, daß sich Krankheiten ausbreiten, deren Überträger im Wasser leben. Danach könnten wir einige der trockenen Angaben über die Größe der Stauanlage einfügen sowie über die Fischerträge, die man zu erzielen hofft.
Wenn wir das Interesse unseres Lesers gefesselt haben, möchten wir es wachhalten. Ob uns das gelingt, hängt zu einem großen Teil davon ab, wie wir schreiben.
Die Darstellungsart
Man kann die Gedanken, die man übermitteln möchte, verschieden darstellen. Man könnte z. B. einen nüchternen Tatsachenbericht schreiben und darauf bauen, daß die Tatsachen für sich selbst sprechen. Oder man könnte wie Plato oder Aristophanes die Gedanken in Form eines Dialoges, in dem jede der beiden Personen einen anderen Standpunkt vertritt, darstellen. Man kann aber auch ein Schauspiel oder eine Geschichte schreiben und durch den Ausgang, den das Leben der verschiedenen Gestalten nimmt, zeigen, wie man über bestimmte Situationen denkt. Bei einem Schauspiel kann auch, wie beim griechischen Drama, den Schauspielern ein Chor gegenübergestellt werden; durch das, was er im Verlauf der Handlung sagt, wird das, was gezeigt werden soll, hervorgehoben. Manchmal ist es noch wirkungsvoller, wenn man die Handlung für sich selbst sprechen läßt. Gewisse literarische Meisterwerke sind fast ausschließlich in Versform verfaßt, so auch das Buch Hiob.
Ferner werden die Wörter, die man wählt, die Zuhörer beeinflussen. Die Kritiker sind sich darin einig, daß man die Gedanken in einfache Form und in wenige, doch gutgewählte Worte fassen sollte. Dem griechischen Philosophen Aristoteles bedeuteten Reinheit und Klarheit der Sprache sehr viel, und Horaz gab den angehenden Schriftstellern den Rat, die Farbtöpfe und alle anderthalb Fuß langen Wörter wegzutun. Damit meinte er, man sollte nicht blumig schreiben und auch keine langen, gelehrten Wörter verwenden, die niemand verstände.
Wir möchten vielleicht das, was wir zu sagen haben, etwas ausschmücken, doch der einfache, klare Stil bleibt unübertroffen. Wenn man zu wortreich und zu gedrechselt schreibt, mag man seine Leser verwirren und bewirken, daß ihnen die Lust am Weiterlesen vergeht. Ein Muster an Einfachheit ist die Jesusbiographie von Johannes. Stil und Wortschatz des Johannes lassen erkennen, daß er ein einfacher, ungelehrter Mann war; doch sein Evangelium bewegt das Gemüt mehr als die übrigen drei Evangelien.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für Einfachheit ist die Kürze. Sich kurz zu fassen ist aber viel schwieriger, als sich manch einer vorstellt. Der französische Philosoph Blaise Pascal schrieb an einen Freund: „Dieser Brief ist länger geworden als üblich, weil mir die Zeit fehlt, mich kurz zu fassen.“ Und der römische Dichter Horaz sagte etwas traurig, wenn er versuche, sich kurz zu fassen, werde er unverständlich.
Er hatte jedoch viele gute Vorschläge, wie wir unsere Gedanken in möglichst einfache Form und in möglichst wenig Worte fassen können. Als erstes sollten wir alle unnötigen Wörter und alle Wiederholungen wegstreichen. Anders ausgedrückt, wir sollten das, was wir geschrieben haben, von allem Ballast befreien. Die Gedanken sollten wohl vollständig, aber kurz und bündig dargelegt werden. Unsere Darlegungen werden klar, wenn wir alles bis auf das Gerippe des Gedankens wegstreichen, so daß er hervorsticht. Ein einzelner Schauspieler auf der Bühne vermag die Aufmerksamkeit des Publikums auch leichter zu fesseln als eine ganze Gruppe.
Einfachheit und Bündigkeit des Stils, die die großen Schriftsteller befürwortet haben, bedeuten aber nicht, daß kein Ausdrucksreichtum vorhanden sein darf. Es fehlt nicht an reizvollen Wörtern, noch fehlt es an interessanten Möglichkeiten, sich auszudrücken. In der Bibel finden wir eine Vielzahl individueller Schreibarten, und wir würden gut tun, die eine oder andere davon nachzuahmen.
Die Psalmen sind in poetischem Stil geschrieben, das Buch Habakuk in dramatischem Stil; Nahum bekundet eine lebhafte Phantasie, denn er spricht von der „Flamme des Schwertes“ und dem „Blitz des Speeres“; die „Sprüche“ sind prägnant und treffend geschrieben, das Buch Jona ganz sachlich (Jona brauchte diese Geschichte nicht auszuschmücken!); ferner wären noch die Gleichnisse Christi zu erwähnen. Sie sind aus dem Leben gegriffen und unterhaltend dargelegt. Wenn wir Falschheit bloßstellen möchten, dürfen wir die Satire verwenden wie der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther. Feinsinnig führt er den Korinthern ihre Undankbarkeit vor Augen, indem er ihre „superfeinen Apostel“ angreift.
Eine wichtige Rolle spielt natürlich unser Beweggrund. Wir könnten uns fragen: Werden meine Worte auf den Leser einwirken, auf seine Lebensanschauung, seine Arbeit oder auf sein Verhältnis zu seinen Mitmenschen? Wollen wir ihn durch das, was wir geschrieben haben, dazu bringen, gute oder schlechte Gedanken zu denken? Ist unser Held eine unsittliche Person, und versuchen wir Unrechttun zu entschuldigen, oder unterstützen wir vielleicht gar eine Theorie, die der Bibel widerspricht?
Ein Buch kann noch so gut geschrieben sein — wenn die Gedanken, die darin mitgeteilt werden, den guten sittlichen Grundsätzen widersprechen, wird es einem wahren Christen nicht gefallen. Ein solches Buch kann sogar eine Gefahr sein, denn wenn es gut geschrieben ist, können seine Leser verleitet werden, schlechte Gedanken zu denken, ähnlich wie ein gutes Buch seine Leser anregen kann, gute Gedanken zu denken.
Nachdem nun alles gesagt ist, was es zu sagen gibt, liegt das übrige, wie Terentianus Maurus einmal sagte, in den Händen unserer Leser. Als letzte Veranschaulichung möchten wir auf jenen berühmten König hinweisen, der den Wert eines Wortes, „gesprochen zu rechter Zeit“, zu schätzen wußte. Er schrieb eines der schönsten Liebesgedichte aller Zeiten. Darin flehte er ein junges Mädchen vom Lande an, die Seine zu werden. Er sagte, sie sei wie das Morgenrot, schön wie der Vollmond, strahlend wie die Sonne. Aber was erreichte er mit seinen schönen Worten? Nichts!
Das Mädchen liebte seinen Hirten, und Salomo konnte es mit all seinen schönen Worten nicht zu einer Sinnesänderung bewegen. In ihren Augen verschwendete er seine schönen Worte und auch seine Zeit. Somit muß ein Wort nicht nur zur rechten Zeit gesprochen, sondern es muß auch an die richtige Person gerichtet werden!
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Die moderne Nahrungsmittelverpackung — Vorteil oder Nachteil?Erwachet! 1973 | 22. Dezember
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Die moderne Nahrungsmittelverpackung — Vorteil oder Nachteil?
DIE amerikanische Hausfrau öffnet jährlich im Durchschnitt zweitausend Packungen. Dabei handelt es sich meist um abgepackte Nahrungsmittel. Wenn sie einen modernen Supermarkt betritt, sieht sie sich etwa zehntausend verschiedenen Waren gegenüber, alle in buntbedruckten Umhüllungen aus Kunststoff, Metall, Papier oder Holz.
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