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Erwachet! 1977
g77 22. 5. S. 5-9

Die Olympiade — Was soll daraus werden?

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Kanada

MAN hat geplant, die nächsten Olympischen Spiele im Sommer 1980 in Moskau auszurichten. Pläne liegen zwar vor, doch sind viele Leute im ungewissen darüber, was aus den Spielen werden soll. Sie fragen sich, ob diese Sportveranstaltung in ihrer gegenwärtigen Form weiterbestehen kann.

Wie kommt das? Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Einer hat mit dem größer gewordenen Umfang der Spiele zu tun. Im Laufe der Jahre kamen viele neue Disziplinen dazu, und es beteiligen sich mehr Länder und Sportler als je zuvor. Folglich sind immer mehr Einrichtungen erforderlich für all die Disziplinen und Unterkünfte für die Tausende von Teilnehmern, Reportern und Zuschauern. Für alle Länder, abgesehen von den wohlhabenderen, wird es unpraktisch, die Spiele in ihrer gegenwärtigen Form abzuhalten.

Ein anderer Grund ist in der Politik zu suchen. Die Differenzen, die einzelne Länder miteinander haben, kommen in den Olympischen Spielen zum Ausdruck. Wenn die Feindschaft tiefgreifend genug ist, dann boykottieren sogar einige Länder diese Veranstaltung.

Die Feindseligkeiten, die durch extremen Nationalismus hervorgerufen werden, sind immer vorhanden. Jedes Land versucht, so viele Medaillen wie möglich zu gewinnen, und das fast immer auf Kosten des Sportlers. Verschiedene Länder haben große Sportprogramme, die bereits Kinder einschließen und darauf abzielen, „Super“sportler heranzubilden, hauptsächlich um zu Nationalprestige zu kommen. Einige Rivalitäten nehmen beinahe kriegsähnliche Formen an, besonders zwischen einigen kommunistischen und westlichen Ländern.

Außerdem gibt es noch die persönlichen Rivalitäten. Die Sportler stehen unter dem starken persönlichen und nationalen Druck zu gewinnen und empfinden oft eine tiefgreifende Feindschaft gegenüber anderen Sportlern. Einige betrügen oder nehmen Drogen, um im Vorteil zu sein.

All diese und andere Probleme traten bei den letzten Spielen, die hier in Montreal (Kanada) im Sommer 1976 ausgerichtet wurden, zutage. Somit entpuppt sich das, was als eine Veranstaltung gepriesen wird, die die Verständigung und Freundschaft zwischen den Völkern fördern soll, oft als etwas ganz anderes.

Die Geschichte der Spiele

Es ist interessant, die Geschichte der Olympiade zu streifen, um zu sehen, wie sie sich zu ihrer jetzigen Form entwickelte. Das, was mit den Spielen im Altertum geschah, findet möglicherweise bei der heutigen Veranstaltung eine Parallele.

Die ersten Olympischen Spiele, über die berichtet wird, wurden im Jahre 776 v. u. Z. im westlichen Griechenland in der Ebene von Olympia ausgerichtet. Das war ungefähr zu der Zeit, als Jesaja, ein hebräischer Prophet des Altertums, gegen Juda zu prophezeien begann. Während Jesaja über den lebendigen Gott sprach, widmeten die alten Griechen dagegen ihre Olympiade dem falschen Gott Zeus. Da die Spiele zu Ehren des Zeus abgehalten wurden, brachte man ihm und anderen mythischen Göttern Opfer dar. Man betete auch das olympische Feuer an.

Zu den Spielen gehörte damals nur eine Disziplin, der Wettlauf. Da aus den verschiedenen Stadtstaaten Griechenlands viele Wettkämpfer kamen, rannten die Läufer in mehreren Einzelläufen. Die Sieger dieser Einzelläufe traten dann gegeneinander an. Wer im Entscheidungsrennen als erster die Ziellinie erreichte, wurde zum Sieger erklärt. Diese Methode wird auch heute noch angewandt.

Um das Jahr 708 v. u. Z. kamen andere Wettkämpfe hinzu, wie zum Beispiel Springen, Werfen und Ringen. Später gab es noch den Boxkampf und das Wagenrennen. Zu den neuen Wettkämpfen, die sehr hoch im Kurs standen, gehörte der Fünfkampf, bei dem jeder Teilnehmer in fünf verschiedenen Disziplinen kämpfte: Laufen, Springen, Ringen, Diskus- und Speerwerfen. Eine abgewandelte Form des Fünfkampfes findet man noch in der neuzeitlichen Olympiade vor — zehn Disziplinen für Männer und fünf für Frauen.

Im Altertum erhielten die Sieger einen Kranz aus den Blättern wilder Oliven und ernteten außerdem großen Beifall. Ihre Namen wurden im ganzen Land von öffentlichen Ausrufern bekanntgemacht. Man errichtete ihnen zu Ehren Statuen, und Dichter schrieben Gedichte über sie.

Im Altertum wurde bei allen Wettkämpfen von den Spielern ein Eid verlangt, der besagte, daß sie sich mindestens zehn Monate lang vorbereitet hatten. Außerdem schworen sie, sich an die Regeln zu halten und nicht zu irgendwelchen unehrlichen Praktiken Zuflucht zu nehmen.

Im Laufe der Zeit nahmen an den Wettkämpfen auch Sportler aus anderen Ländern teil. Allmählich wich der ursprüngliche Zweck, nämlich die Person zu ehren, der Verherrlichung der betreffenden Nation. Zudem wurden Selbstsucht und Brutalität augenfälliger. Bis zum Jahre 394 u. Z. waren die Spiele so korrupt geworden, daß sie von Kaiser Theodosius, dem Oberhaupt des Oströmischen Reiches, abgeschafft wurden.

Nach fünfzehn Jahrhunderten, nämlich im Jahre 1896, wurden sie wiederbelebt. In jenem Jahr half Pierre Baron de Coubertin von Frankreich, die ersten neuzeitlichen Olympischen Spiele in Athen (Griechenland) zu organisieren. Acht Länder nahmen daran teil. (Die Olympischen Winterspiele wurden erst im Jahre 1924 eingeführt.) Außer in der Zeit während des Ersten und Zweiten Weltkrieges sind die Spiele seit ihrer Wiederbelebung in der Neuzeit alle vier Jahre abgehalten worden.

Traum und Wirklichkeit

De Coubertins Traum war es, ein internationales Sportfest zu schaffen, das Klassen-, Rassen- und Religionsschranken abbauen würde. Er hoffte, daß dadurch der Friede bewahrt würde und sich Verständnis und Eintracht zwischen den Völkern einstellen würden. Das waren bestimmt edle Beweggründe.

Dasselbe trifft aber auch auf die Beweggründe zu, die hinter den ursprünglichen Olympischen Spielen im alten Griechenland standen. Allerdings entstand im Laufe der Zeit bei den Spielen des Altertums eine große Kluft zwischen Beweggrund und Wirklichkeit. Gelehrte weisen darauf hin, daß in verschiedenen Disziplinen die Wettkämpfer damals eher für ihre Brutalität als für Geschicklichkeit und Ritterlichkeit bekannt waren. Das galt vor allem für das Boxen, das Ringen und den als Pankration bekannten Wettkampf, der eine Verbindung zwischen Faust- und Ringkampf bildete und bei dem alles erlaubt war.

Auch in der Neuzeit sind die edlen Motive zu einem großen Teil der harten Wirklichkeit gewichen. Wie kommt das?

Politische Probleme

Die Spiele in Montreal (1976) waren zu Beginn von einer Wolke überschattet. Eine noch nie dagewesene Zahl von Ländern weigerte sich aus politischen Gründen, an den Spielen teilzunehmen.

Die Eröffnungszeremonie wurde von zwanzig afrikanischen Ländern boykottiert. Sie forderten, daß Neuseeland von der Olympiade ausgeschlossen werde, weil die dortige Rugbymannschaft kürzlich eine Rundreise durch Südafrika gemacht habe. Da Südafrika die Politik der Rassentrennung betreibt, waren die afrikanischen Länder dagegen, daß Neuseeland solche sportlichen Bindungen mit Südafrika hatte. Deshalb verließen die Afrikaner das Stadion, und Guyana und Irak schlossen sich ihnen an.

Schließlich traten insgesamt dreißig Länder zurück. Das war ein Viertel der erwarteten 119 Teilnehmerländer. Mehr als 600 Sportler wurden von den betreffenden Regierungen nach Hause zurückgerufen, ohne daß sie teilgenommen hatten.

Zu den Nichtteilnehmern gehörte Taiwan, da es darauf bestanden hatte, unter dem Namen „Republic of China“ (Republik China) teilzunehmen. Kanada blieb jedoch dabei, daß das Regime auf dem Festland die rechtmäßige Regierung dieses Landes sei.

Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Taiwan sagte Lord Killanin, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees: „Ich meine, die Welt hat genug von den Politikern, die sich in Sportangelegenheiten einmischen.“ Daraufhin schlugen einige vor, die Nationalhymnen für die Sieger und, außer der olympischen Fahne, alle Flaggen abzuschaffen.

Es meldeten sich aber auch die Realisten zu Wort. Sie warfen die Frage auf, wie viele Länder die nötige finanzielle und moralische Unterstützung geben würden, wenn die Nationalität nicht mehr hervorgehoben würde und das nationale Tamtam nicht mehr da wäre. Allerdings ziehen es die Teilnehmer in vielen Fällen aus patriotischen oder anderen Gründen (Streben nach Ruhm und vielleicht Reichtum in ihrem Heimatland) persönlich vor, unter einem Hoheitszeichen zu kämpfen.

Die Politik wurde noch auf andere Weise offenkundig. Das konnte man an den umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen sehen. An allen Stellen, die mit der Olympiade zu tun hatten, machten bewaffnete Wachen die Runde. Von oben wurde alles durch Hubschrauber beobachtet. Mehr als 16 000 Soldaten standen in Bereitschaft. Wozu solche wohldurchdachten Sicherheitsmaßnahmen? Sie waren für die Möglichkeit des Terrors gerüstet. Alle hatten noch in lebendiger Erinnerung, was vier Jahre zuvor bei der Münchner Olympiade geschehen war. Damals waren in einer Schreckensnacht israelische Sportler von politischen Terroristen ermordet worden.

Finanzielle Problem

Alle Länder mußten enorme Geldsummen aufbringen, um ihre Sportler zu unterstützen. Aber vor allem Montreal hatte in finanzieller Hinsicht starke Kopfschmerzen, nachdem es von den Spielen erwachte.

Die Kanadier hatten gehofft, daß sich die Veranstaltung „selbst finanzieren“ würde. Die Kosten beliefen sich aber in Wirklichkeit auf ungefähr 1,5 Milliarden Dollar. Das war mehr, als vor zwei Jahrzehnten für den Bau des St. Lawrence Seeweges ausgegeben wurde. Wenn man die Einkünfte abzieht, dann betrug das Gesamtdefizit ungefähr eine Milliarde Dollar.

Die vielen Wettkampfstätten, die neuen Wohngebiete und andere Einrichtungen waren sehr teuer. Außerdem war das eindrucksvolle Aufgebot der fortgeschrittenen Technik, die hier eingesetzt wurde, ein zusätzlicher Kostenfaktor. Zum Beispiel wurde beim Speer- oder Diskuswerfen nicht mehr ein einfaches Bandmaß verwendet. Statt dessen wurden die Millimeter von Instrumenten angegeben, die mit Infrarotstrahlung arbeiteten und sofort anzeigten. Bei den Wettlaufdisziplinen wurden die Sekunden von Digitaluhren und Computerkameras in Hundertstel aufgeteilt. Auch die Startblöcke, von denen sich die Läufer abstoßen, wurden elektronisch überwacht, damit kein Läufer vorzeitig starten konnte.

Im Olympiaschwimmbecken berührte jeder Schwimmer am Ende des Wettschwimmens eine elektronische Einrichtung, die sofort die Uhr für seine Bahn stoppte. Der Unterschied zwischen einer Goldmedaille für den ersten und einer Silbermedaille für den zweiten Platz besteht hier möglicherweise nur in einigen Hundertstelsekunden, das ist nicht viel mehr als der Unterschied zwischen langen und kurzen Fingernägeln.

Am Ende eines Wettkampfes zeigten sofort auf zwei großen Bildschirmen (jeder vier Stockwerke hoch) 38 000 Leuchtröhren die Ergebnisse zusammen mit dem Bild des Sportlers und seinem Platz. Videobänder mit einer Gesamtlänge von über 1 600 Kilometern und ungefähr 360 Kilometer Film waren Kennzeichen für die anspruchsvollste und technisch fortgeschrittenste Dokumentationsmethode — aber auch für die teuerste. Zweiundneunzig Farbfernsehkameras schickten das Programm über Satelliten um die ganze Erde.

Sieger und Verlierer

Welt- und Olympiarekorde wurden gebrochen. Im allgemeinen jedoch stimmten die Verlierer nicht mit Baron de Coubertin überein, der gesagt hatte: „Bei der Olympiade kommt es nicht darauf an, Medaillen zu gewinnen. Die Teilnahme ist das, was zählt.“ Heutzutage sind die Sportler der Meinung, das Siegen sei das einzige, was zählt. Viele zeigten das durch ihre Einstellung gegenüber den Spielen.

Ein Sportler, so berichtet die Zeitschrift Psychology Today, „setzte sich allein hin — den Kopf geneigt, die Augen geschlossen — und entwickelte Aggressionen und Haßgefühle gegenüber seinem nächsten Gegner“. Andere nahmen für die Muskelentwicklung anabole Steroide (künstlich hergestellte Hormone). Damit der Sauerstoffgehalt des Blutes steigt, dopten sich einige durch Blutaustausch, indem sie sich Blut abzapften und es dann kurz vor dem Wettkampf wieder in ihren Körper transfundierten. Eine ganze Anzahl nahm verschiedene Präparate, die das Durchhaltevermögen steigern. Der Zusammenbruch eines Sportlers wurde direkt mit einem Präparat in Verbindung gebracht, das er vorher eingenommen hatte.

Ein Fechter wurde beim Betrug ertappt. Beim Fechten wird elektronisch gezählt, indem jeder Treffer auf dem gegnerischen Brustschild automatisch auf einer Anzeigetafel registriert wird. Dieser Fechter dagegen hatte eine elektronische Vorrichtung im Griff seiner Waffe, so daß jedesmal, wenn er einen Knopf drückte, ein Treffer registriert wurde. Es wurde aber zu auffällig, weil auch dann Treffer angezeigt wurden, wenn er nicht nahe genug am gegnerischen Brustschild war. Man untersuchte seine Waffe, entdeckte die Vorrichtung und schloß ihn von den Spielen aus.

Ein Trainer sagte, was heutzutage in Wirklichkeit erforderlich ist, um bei der Olympiade siegen zu können: „Wenn ein Land im Amateursport Siege erringen möchte, dann muß es Profis nehmen.“

Bewölkte Zukunft

Da sich so viele Probleme einstellen, räumten etliche Beobachter ein, daß die Zukunft der Spiele in Frage gestellt ist. In einer in Montreal erscheinenden Zeitung las man in Verbindung mit der Veranstaltung von „einer Stimmung der Ernüchterung und der Enttäuschung.“ Es wurde von „der Untergrabung von Grundsätzen“ und einer „Entartung des Geistes“ gesprochen.

Prinz Philip von England sagte: „Sobald die Leute meinen, es sei wichtig, daß ihr Land eine große Zahl von Medaillen oder was auch sonst gewinnt, würde ich lieber die Wettkämpfe aufgeben — sie sind sinnlos.“ Er sprach von „bedauerlichen“ Berichten darüber, daß eine Regierung eine Untersuchung beabsichtigte, weil ihre Sportler nicht genügend Medaillen gewonnen hatten.

Ein enttäuschter kanadischer Boxer sagte: „Ich werde nicht noch einmal bei den Olympischen Spielen mitmachen, auch nicht für eine Million Dollar. Sie sind die Opfer nicht wert, weil zuviel Politik betrieben wird. Diese großen Länder führen die Spiele auf Kosten des Sportlers durch.“

Im Rückblick auf die Spiele stellten sich einige unter anderem folgende Fragen: „Wie viele Grundsätze kann man noch aufs Spiel setzen? Wieviel offenkundige Betrügereien, Dopings und politische Zankereien können die Spiele noch verkraften? Wieviel Geld muß noch ausgegeben werden? Wie stark muß die Veranstaltung von der Geschäftswelt noch ,aufgepumpt‘ werden, damit sie weiterhin auf einer Traumwolke schweben kann?“

Die Fragen drehen sich praktisch um dieses Kernproblem: Haben sich die Spiele, so wie sie in Montreal stattfanden, überlebt? Die Antwort darauf wird 1980, wenn nicht schon vorher, in Moskau gegeben werden.

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