Gottes Geist und Gottes Wort helfen uns Leben erlangen
„Der Geist ist es, der Leben gibt; das Fleisch ist von gar keinem Nutzen. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ — Joh. 6:63.
1. Was gefährdet die Luft und unsere Nahrung heute und macht das Leben auf der Erde immer schwieriger?
ANGENOMMEN, du würdest aus dem Schlaf erwachen und merken, daß du giftige Dämpfe einatmest, würdest du dann nicht sofort an die frische Luft zu gelangen suchen? Was würdest du tun, wenn du feststelltest, daß eine Speise, die du regelmäßig genießt, Giftstoffe enthält, die deinen Körper so sehr schädigen, daß du mit einem baldigen Tod rechnen müßtest? Würdest du nicht zu einer anderen Kost übergehen, zu einer Kost, die deinen Körper gesund erhält? Obwohl wir einerseits darauf bedacht sind, solche unmittelbaren Gefahren auszuschalten, wird das Leben auf der Erde wegen der Verunreinigung der Luft, der Nahrung und des Trinkwassers immer schwieriger. Radioaktive Niederschläge von Atomversuchen, Rauchgase und andere schädliche Abgase verunreinigen Luft, Nahrung und Trinkwasser. Viele Nahrungsmittel haben nicht mehr den richtigen Nährwert oder werden durch Gifte und Zusätze verdorben. Abwässer und Abfallstoffe, die sich in Flüsse und Seen ergießen, verschmutzen das Trinkwasser und verursachen Krankheiten, die in vielen Fällen sogar schon zum Tod geführt haben. Darüber hinaus herrscht in manchen Ländern ein bedenklicher Nahrungsmittel- und Trinkwassermangel.
2. (a) Welche „Luft“ ist schädlicher als die verunreinigte natürliche Luft, und woher kommt sie? (b) Stelle das Geschick derer, die sich vom „Geist der Welt“ leiten lassen dem Geschick derer gegenüber, die sich von Gottes Geist leiten lassen.
2 Hast du aber schon gewußt, daß heute die meisten Menschen eine „Luft“ einatmen, die noch viel gefährlicher und weit schädlicher ist als die buchstäbliche Luft, die immer mehr verunreinigt wird? Oder wußtest du, daß die meisten Menschen ständig eine „Kost“ genießen, die sie auf dem schnellsten Weg ins Grab bringen wird? Die „Luft“ oder die weltliche Atmosphäre, die die Menschen im allgemeinen heute einatmen, ist, sinnbildlich gesprochen, der „Geist der Welt“, den Jehova als unrein verurteilt hat. (1. Kor. 2:12; Offb. 16:17-21) Diese allgemein vorherrschende Geisteshaltung ruft bei den Menschen eine bestimmte Denk- und Redeweise, bestimmte Ansichten und Meinungen und ein Verhalten hervor, das nach einem bestimmten Muster ausgerichtet ist und dem Einfluß des Geistes Gottes und der Belehrung des Wortes Gottes, der Bibel, entgegenwirkt. Das ist nicht zu verwundern, denn „die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“, in der Macht Satans, des Teufels, der als der „Gott dieses Systems der Dinge“ bezeichnet wird, als der „Herrscher der Gewalt der Luft“, der „Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“. (1. Joh. 5:19; 2. Kor. 4:4; Eph. 2:2) Wenn wir nicht aufwachen und die tödlichen Auswirkungen dieses Geistes, dessen Urheber der Teufel ist und der dem selbstsüchtigen Verlangen des Fleisches entspricht, nicht erkennen, werden wir umkommen. Wir müssen uns von Gottes heiligem Geist leiten und uns dazu antreiben lassen, den reinen, gerechten Weg zu gehen, der zum Leben führt. „Denn die, welche mit dem Fleische in Übereinstimmung sind, richten ihren Sinn auf die Dinge des Fleisches, die aber mit dem Geiste in Übereinstimmung sind, auf die Dinge des Geistes. Denn das Sinnen des Fleisches bedeutet Tod, das Sinnen des Geistes aber bedeutet Leben und Frieden.“ — Röm. 8:5, 6.
3. Welche geistige Kost nehmen die meisten Menschen zu sich, und was bewirkt sie?
3 Ist die geistige Kost, die die Mehrzahl der Menschen genießt, besser als die „Luft“, die sie einatmen? Die Seufzer der kranken, dem Tode nahen Welt geben die Unglück verheißende Antwort. Die allgemeine Ausbreitung der Gewalttat, Habsucht, Sittenlosigkeit und Gotteslästerung ist die furchtbare Auswirkung. Die Menschen haben die unverfälschte Nahrung aus Gottes Wort, die sie geistig gesund machen und sie über den Weg zu ewigem Leben belehren würde, beiseite geschoben und haben sich den Philosophien, Theorien, Sittenmaßstäben, Plänen, Ideologien, ja sogar den zersetzend wirkenden religiösen Sekten des gegenwärtigen alten Systems zugewandt. Wie verfälschte Nahrungsmittel und verunreinigtes Wasser zu Krankheit und zu einem frühen Tod führen können, so hat auch diese geistige Kost die meisten Menschen derart krank gemacht, daß sie in Gottes Augen tot sind, obwohl sie noch leben. (Eph. 2:1; 1. Tim. 5:6) „Zwiefach Böses hat mein Volk begangen: Mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zysternen auszuhauen, geborstene Zysternen, die kein Wasser halten.“ „Sie haben Jehova verlassen, haben den Heiligen Israels verschmäht, sind rückwärts gewichen. — Warum solltet ihr weiter geschlagen werden, da ihr nur den Abfall mehren würdet? Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist siech. Von der Fußsohle bis zum Haupte ist nichts Gesundes an ihm.“ — Jer. 2:13; Jes. 1:4-6.
4. Womit, statt mit der Weisheit dieser Welt, sollte der Mensch seinen Geist nähren?
4 Damit der Mensch richtige Entscheidungen treffen kann, Entscheidungen, die zum Leben führen, muß er seinem Geist kräftige, auf Wahrheit beruhende Nahrung zuführen; er darf ihn nicht mit weltlicher Weisheit nähren. Jesus zeigte, was das wichtigste ist, als er vom Teufel versucht wurde: „Es steht geschrieben: ‚Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht.‘“ (Matth. 4:4) Um folgerichtig denken zu können, benötigt der Mensch göttliche Weisheit. Es muß eine auf Wahrheit beruhende Grundlage da sein, auf der aufgebaut werden kann. Jesus sagte im Gebet zu Gott: „Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh. 17:17) Durch ein sorgfältiges Studium der Bibel, des Buches der Wahrheit, erkennen wir den einzigen Weg zum ewigen Leben, den Weg, der über das Opfer Jesu Christi führt. „Jesus sagte zu ihnen: ‚Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird überhaupt nicht hungrig werden, und wer Glauben an mich ausübt, wird überhaupt nie durstig werden.‘“ — Joh. 6:35; Jak. 3:13-18.
5. Wozu verhilft uns die wahrhafte Speise aus Gottes Wort?
5 Paulus schrieb an die hebräischen Christen, denen es etwas schwerfiel, die tieferen Dinge in Verbindung mit Jesus, dem Messias, zu verstehen: „Über ihn haben wir viel zu sagen, das schwer zu erklären ist, da ihr am Gehör stumpf geworden seid. Die feste Speise aber gehört reifen Menschen, jenen, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben zur Unterscheidung sowohl von Recht als auch Unrecht.“ (Hebr. 5:11, 14) Er schrieb ferner folgende Warnung nieder: „Seht euch vor: vielleicht mag es jemand geben, der euch durch die Philosophie und leeren Trug als seine Beute wegführen wird gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus.“ — Kol. 2:8; Ps. 119:104, 105.
6. Wodurch hilft uns Gott, weil er will, daß der Mensch lebt?
6 Wenn wir in Gottes neuem System der Dinge leben möchten, müssen wir also unbedingt aufhören, den „Geist der Welt“ einzuatmen, und müssen fortan Gottes heiligen Geist als Triebkraft in uns wirken lassen. Wir dürfen uns nicht mehr von der Spreu weltlichen Wissens ernähren und dürfen nicht mehr von dem verunreinigten Wasser menschlicher Ideen trinken, sondern müssen uns künftig von der geistigen Speise aus Gottes Wort ernähren und müssen die Erkenntnis und Wahrheit dieses Wortes in uns aufnehmen. Es geht dabei tatsächlich um Leben und Tod. Wir müssen uns die göttlichen Vorkehrungen, die uns helfen, Leben zu erlangen, zunutze machen, sonst erreichen wir dieses Ziel nicht. Wenn wir wirklich den Wunsch haben zu leben, hilft uns Gott, Leben zu erlangen, denn er will nicht, daß wir umkommen. Sein Geist und sein Wort bieten uns dafür die beste Gewähr. — 2. Petr. 3:9; Hes. 33:11; Joh. 7:37-39.
7. (a) Wirkt Gott Wunder, um uns zu helfen, sein Wort zu verstehen? (b) Wie sollten wir die Wirkungen, die Gottes Geist bei den Propheten und bei den Bibelschreibern hervorrief, betrachten?
7 Die Frage erhebt sich nun: Wie können wir uns diese Hilfe am besten zunutze machen? Jehova öffnet uns den Sinn nicht durch ein Wunder, um uns Verständnis einzuflößen. Er ist nie auf diese Weise vorgegangen. Wir müssen nach Erkenntnis und Verständnis suchen wie nach verborgenen Schätzen. (Spr. 2:1-9) Wenn unser Herz richtig eingestellt ist und wir Gott wirklich dienen möchten, gibt er uns ein Verständnis; er übt aber keinen Zwang aus. Die Anbetung Gottes muß auf Freiwilligkeit beruhen, sie muß von Herzen kommen. Wiewohl Gott die Bibelschreiber und andere Personen inspirierte, mußten sie ihren Verstand gebrauchen, um seinen Willen kennenzulernen und um den Entschluß zu fassen, ihm zu dienen. Oft verstanden sie nicht recht, was ihnen durch seine Inspiration zuging. (Dan. 12:8, 9; 1. Petr. 1:10-12) Gott ergreift von uns nicht Besitz, wie die Dämonen von einem Menschen Besitz ergreifen, der ihnen übergeben worden ist und dessen Sinn sie dann beherrschen. Wir empfangen den „heiligen Geist“ nicht in Verbindung mit sichtbaren Kundgebungen, wie das in den Tagen der Apostel der Fall war. Nach dem Tode der Apostel und ihrer engsten Mitarbeiter wurden durch Gottes heiligen Geist keine Machttaten und Wunder mehr gewirkt. — 1. Kor. 13:8-13; 2. Petr. 1:19-21.
8. (a) Was bewirkt der heilige Geist heute noch, obwohl durch ihn keine Machttaten mehr geschehen? (b) Wie hilft uns Gottes Geist, die Dinge, „die uns Gott in Güte gegeben hat“, zu verstehen?
8 Bedeutet das, daß der heilige Geist nicht mehr für uns wirkt? Nein, Machttaten waren nur e i n e Art der Wirkung des Geistes. Paulus schrieb: „Nun gibt es Verschiedenheiten in den Gaben, aber da ist derselbe Geist.“ (1. Kor. 12:4-6) Jesus sagte: „Der Geist ist es, der Leben gibt; das Fleisch ist von gar keinem Nutzen. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ „Wenn der Helfer gekommen ist, den ich euch vom Vater her senden will, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird dieser Zeugnis von mir ablegen; und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr bei mir gewesen seid, seitdem ich begann.“ (Joh. 6:63; 15:26, 27) Nach Pfingsten des Jahres 33 u. Z. hat Jehovas heiliger Geist fortgesetzt als „Helfer“ gewirkt; er hat „erinnert“, „gelehrt“ und „Zeugnis abgelegt“. (Joh. 16:7-16; 14:25, 26; Mark. 13:11) Nachdem der heilige Geist Johannes, den letzten Bibelschreiber, dazu inspiriert hatte, den Bibelkanon zu beenden, erfüllte er diese Aufgabe vor allem dadurch, daß er den wahren Dienern Jehovas behilflich war, Gottes Wort immer besser zu verstehen und die gute Botschaft zu einem Zeugnis in der ganzen Welt zu verkünden. Es waren keine weiteren Offenbarungen mehr nötig, sondern das, was bereits niedergeschrieben worden war, mußte nun verstanden werden. Paulus drückte dies folgendermaßen aus: „Denn uns hat Gott sie durch seinen Geist geoffenbart, denn der Geist erforscht alle Dinge, selbst die tiefen Dinge Gottes. Nun haben wir nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott kommt, damit wir die Dinge erkennen könnten, die uns Gott in Güte gegeben hat. Diese Dinge reden wir auch, nicht mit Worten, die durch menschliche Weisheit gelehrt werden, sondern mit solchen, die durch den Geist gelehrt werden, indem wir geistige Dinge mit geistigen Worten verbinden.“ — 1. Kor. 2:10, 12, 13.
9. Wie können wir das „Muster gesunder Worte“ in unseren Sinn aufnehmen?
9 Dieser Vorgang setzt eine Änderung unserer Denkweise voraus. Wir müssen aufhören, den Geist dieser Welt einzuatmen, und müssen einen neuen Geist oder eine neue Kraft in uns entwickeln, einen Geist, der mit Gottes Geist und mit Gottes Wort übereinstimmt. Gottes Geist wirkt stets in Übereinstimmung mit Gottes Wort. Er kann dem Worte Gottes nicht entgegenarbeiten. Gott gibt uns keine neuen Richtlinien oder Anweisungen, die dem widersprechen, was er zu unserer Belehrung in seinem Wort niederschreiben ließ, sondern er hilft uns, das, was bereits niedergeschrieben ist, zu verstehen. Wir müssen geistige Dinge verstehen lernen, indem wir von den geistigen Worten in der Bibel eine klare Vorstellung zu erhalten suchen. Wir müssen verwandte Gedanken miteinander verbinden, damit wir ein geistiges Verständnis erlangen. Paulus schrieb an Timotheus: „Halte dich weiterhin an das Muster gesunder Worte, die du von mir gehört hast, mit dem Glauben und der Liebe, die mit Christus Jesus verbunden sind. Behüte dieses vortreffliche anvertraute Gut durch den heiligen Geist, der in uns wohnt.“ — 2. Tim. 1:13, 14; Eph. 3:14-19.
10. Auf welche Weise wirkt Gottes Geist durch Gottes Wort?
10 Die Blätter der Bibel an sich — ob diese nun kostspielig oder einfach gebunden ist — sind weiter nichts als bedrucktes Papier. Beginnt man aber die von Gottes Geist inspirierten Worte mit einem guten Herzen zu studieren, so geht von ihnen eine gewaltige Kraft aus, und man kann mit Recht sagen, daß der aufmerksame Leser Gottes Geist in sich aufnimmt. Auf diese hervorragende Weise wirkt zum Beispiel der heilige Geist heute, denn diese Kraft ist durch heiligen Geist in Gottes Wort hineingelegt worden. Wenn diese Kraft auf unser Leben einwirkt, bringt sie Früchte hervor. „Denn das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch selbst bis zur Scheidung von Seele und Geist, und von Gelenken und ihrem Mark, und ist imstande, die Gedanken und Absichten des Herzen zu beurteilen.“ (Hebr. 4:12) Eine solch durchdringende Kraft hat das Wort Gottes! Es dringt bis zu unseren Beweggründen für unser Handeln vor. Es unterscheidet zwischen dem, was wir als lebendes Geschöpf, als Seele, zu sein scheinen, und dem, was wir in unserem Herzen, unserer Gesinnung oder unserem Geist in Wirklichkeit sind. Wenn wir unser Leben von ihm beeinflussen lassen, wirkt es falschen Vorstellungen, unreinen Beweggründen und eigennützigen Wünschen entgegen. Es kann in uns eine gewaltige Kraft erzeugen, die uns zur Gerechtigkeit antreibt. — Jer. 17:9, 10.
EINEN NEUEN GEIST ERARBEITEN
11. Wie sollte der Mensch gemäß Gottes Vorhaben seine Denkfähigkeit gebrauchen?
11 Als Jehova den Menschen erschuf, gab er ihm die wunderbare Fähigkeit zu denken. Welch eine gütige Gabe! Adams und Evas Gehirn war nicht im voraus mit festgelegten Bahnen versehen worden, die sie veranlaßt hätten, aufgrund gewisser Reize in einer vorgeschriebenen Richtung zu denken oder zu handeln. Sie waren auch keine Roboter, deren Bewegungen im einzelnen vom Himmel aus gesteuert worden wären. Nein, Jehova wollte sie allmählich über alles belehren, was sie wissen mußten, um im Leben rechte Entscheidungen zu treffen. Sie sollten Recht und Unrecht nicht durch Erfahrung (oder durch Ausprobieren) kennenlernen. Sie sollten die ihnen durch die Sinne vermittelten Wahrnehmungen miteinander verbinden und zu Erkenntnisbildern verarbeiten. Die auf diese Weise gewonnene Erkenntnis konnten sie sogleich anwenden oder sie im Gedächtnis aufbewahren, um sie später anzuwenden. Mit der Zeit hätte der Mensch in seiner geistigen Vorratskammer eine Fülle von Dingen aufgespeichert gehabt, die er von seinem Schöpfer gelernt hätte und die er dann als Weisheit hätte anwenden können, um das, was Gott von ihm verlangte, mit Verstand zu tun. — Spr. 3:1-7.
12. (a) Was hat Jehova dem Menschen bei der Erschaffung in Herz und Sinn gelegt, das als Antrieb wirkt? (b) Wodurch unterscheidet sich diese geistige Kraft des Menschen von der der Tiere?
12 Die Gehirntätigkeit ist sehr kompliziert, aber wir wissen, daß der Mensch schon von Geburt an eine Kraft in sich hat, die ihn zum Handeln antreibt. Die Bibel bezeichnet diese innere Neigung oder diese treibende Kraft als den Geist (hebräisch: ruach; griechisch: pneuma) des Menschen. (Spr. 25:28; 1. Kor. 2:11) Er entspringt seinen Wünschen, seinen Bedürfnissen, seinem Streben und anderen von innen oder außen kommenden Antrieben und wird durch deren Förderung gestärkt. Auch die Tiere haben einen Geist, nur mit dem Unterschied, daß diese innere Kraft sie dazu antreibt, nach dem Instinkt zu handeln und alles ziemlich gleich zu tun, wie es ihre Vorfahren seit Jahrhunderten getan haben. Da der Mensch diese innere Neigung seinen Überlegungen gemäß nach mehr als nur einer Richtung steuern kann, ist er imstande zu wählen; er hat einen freien Willen. Seine Freiheit ist jedoch nicht unumschränkt. Es sind ihm bestimmte Schranken gesetzt. Das ist in seinem eigenen Interesse, denn es gäbe vieles, was er tun könnte, was für ihn aber schädlich wäre. Sein Schöpfer, der weiß, was für den Geist und den Körper des Menschen gut ist, hat ihm daher vernünftige Schranken gesetzt, die für ihn keine Last sind. — 1. Joh. 5:3; 1. Petr. 2:16.
13. Wie wirkt der Wille des Menschen in Verbindung mit dessen „Geist“?
13 Eng verbunden mit dieser treibenden Kraft ist der Wille des Menschen, das heißt die Fähigkeit, bewußt und vorsätzlich zu handeln. Der Wille ist feste, unabänderliche Absicht und Zielsetzung. Die Art und Weise, wie wir Kenntnisse in uns aufnehmen und sie miteinander verbinden, um Verständnis zu erlangen, beeinflußt unseren Willen wesentlich. Unsere Handlungen gehen von inneren Beweggründen aus, und die Beherrschung dieser Beweggründe durch unseren Willen bestimmt, ob wir dieses oder jenes tun. Wir nennen dies Willenskraft. Wir können unseren Willen stärken, indem wir die von Gott festgelegten Gründe für rechtes Handeln und die Folgen für verkehrtes Handeln kennenlernen, und wenn wir das tun, werden uns unsere Beweggründe auf den richtigen Weg lenken. „Denn Weisheit wird in dein Herz kommen, und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein; Besonnenheit [Denkvermögen, NW] wird über dich wachen, Verständnis [Unterscheidungsvermögen, NW] dich behüten: um dich zu erretten von dem bösen Wege.“ — Spr. 2:10-12; Dan. 11:3, Lu; 1. Kor. 7:37.
14. (a) Wozu neigt der Sinn des Menschen wegen der Sünde? (b) Wie können wir einen neuen Geist empfangen, der unseren Sinn antreibt?
14 Unsere Ureltern hörten auf, rechte Kenntnisse in sich aufzunehmen und ihren Willen zu stärken, der sie hätte antreiben sollen, das zu tun, was Jehova für sie vorgesehen hatte. Sie ließen ein Verlangen nach verkehrten Dingen in sich aufkommen, das sie veranlaßte, den Weg der Selbstbestimmung einzuschlagen. (Jak. 1:14, 15; 2. Kor. 11:3) Sie sündigten, und durch Vererbung haben wir die gleichen Neigungen. „Die Neigung des Menschenherzens [ist] böse ... von seiner Jugend an.“ (1. Mose 8:21, NW) David bekannte: „Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter.“ Er war sich der erbärmlichen Lage, in der er sich wegen seiner sündigen Handlungsweise befand, bewußt und betete daher reumütig: „Schaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in meinem Innern einen festen Geist [gib mir einen neuen, beständigen Geist, Lu]! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir!“ (Ps. 51:5, 10, 11) Um diesen neuen Geist zu empfangen, müssen wir Gottes Wort eifrig studieren und seinen Rat zu Herzen nehmen. Wir müssen uns von Gottes heiligem Geist leiten lassen. Wären wir auf unser eigenes Urteil angewiesen, so würden wir oft fallen und trotz unserer guten Absichten auf falsche Wege gelangen. Der Apostel ermahnt uns deshalb mit den Worten: „Ihr [sollt] die alte Persönlichkeit ablegen ..., die eurem früheren Wandel entspricht, und die gemäß ihren trügerischen Begierden verdorben wird; ... ihr [sollt] aber erneuert werden ... in der Kraft, die euren Sinn antreibt, und [sollt] die neue Persönlichkeit anziehen ..., die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist.“ — Eph. 4:22-24.
15. Was müssen wir tun, um ein gutes Herz und den rechten Geist zu bewahren?
15 Wenn wir beten, studieren und uns bemühen, einen rechten Geist zu erarbeiten, steht uns Gott dabei treu zur Seite. Jesus betonte die Notwendigkeit, Gott darum zu bitten, daß sein Geist unseren Geist stärken möge: „Wachet und betet unablässig, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist zwar voller Eifer, das Fleisch aber ist schwach.“ (Matth. 26:41) Unser Geist muß einen solch starken Drang oder eine solch starke Neigung in die rechte Richtung haben, daß er jedem Verlangen des Fleisches, einen verkehrten Weg oder den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, entgegenwirkt. Dann werden wir keiner Versuchung erliegen und ‘dem Teufel nicht Raum geben’. (Eph. 4:27) Wenn wir geistig wach bleiben und uns stets eifrig bemühen, Gottes Willen zu tun, werden wir unser Fleisch so weit beeinflussen können, daß es uns trotz seiner Unzulänglichkeiten und Unvollkommenheiten gehorcht. — 1. Kor. 9:26, 27; Röm. 6:12-14.
16. (a) Was wirkt unserem erneuerten Sinn entgegen? (b) Was benötigen wir, um die Begierden des Fleisches zu überwinden?
16 Gott wirkt also kein Wunder, um die in uns wohnende Unvollkommenheit und unseren Hang zur Sünde zu beseitigen. Wir sind immer noch damit behaftet — wir werden uns dessen tagtäglich neu bewußt —, obwohl wir uns eifrig bemühen, gottgefällig zu handeln. „Ich finde also in meinem Fall dieses Gesetz: daß, wenn ich das Rechte zu tun wünsche, das Schlechte bei mir vorhanden ist. Ich habe wirklich Lust an dem Gesetz Gottes gemäß dem Menschen, der ich innerlich bin, aber ich sehe in meinen Gliedern ein anderes Gesetz, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich gefangennimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist ... so bin ich selbst denn mit meinem Sinn ein Sklave des Gesetzes Gottes, mit meinem Fleisch aber des Gesetzes der Sünde.“ (Röm. 7:21-25) Aus eigener Kraft könnten wir die Begierden des Fleisches niemals besiegen. Gott leistet uns darum die Hilfe, die wir zum Erfüllen der Anforderungen über das hinaus benötigen, was wir selbst tun können, „damit die Kraft, die über das Normale hinausgeht, Gottes sei und nicht die aus uns selbst“. (2. Kor. 4:7) Er gibt uns seinen Geist nicht, damit dieser uns durch ein Wunder aus einer schwierigen Lage befreie, sondern damit er uns verstehen helfe, wie wir sie meistern, wie wir darin ausharren und wie wir durch sie geschult werden und in ihr unsere Lauterkeit beweisen können. „Gott hat uns nicht einen Geist der Feigheit gegeben, sondern den der Kraft und der Liebe und des gesunden Sinnes.“ — 2. Tim. 1:7; Luk. 11:13.
17. (a) Was sollten wir nie aus dem Auge verlieren, wenn wir Prüfungen zu erdulden haben? (b) Warum werden wir manchmal bis aufs Äußerste geprüft?
17 Wir sollten nicht denken, unsere Prüfungen seien etwas Besonderes und seien mit der großen Streitfrage um die universelle Souveränität verbunden, wie das bei Hiob der Fall war. Wir sollten aber auch nicht in das andere Extrem verfallen und denken, wir könnten durch unsere Treue in Prüfungen nichts zur Rechtfertigung des Namens Jehovas beitragen. Der Teufel und seine Dämonen würden Gottes Diener erbarmungslos vernichten, wenn Gott sie nicht beschützen und nicht für Verhältnisse sorgen würde, in denen Glauben, Hoffnung und Liebe gedeihen können und die Eigenschaft der Lauterkeit entwickelt werden kann. Der Teufel zieht die Lauterkeit und Rechtschaffenheit der Diener Gottes immer wieder in Frage und lenkt die Dinge oft so, daß wir in Versuchung geraten, geschmäht, bedroht oder irgendwie behindert werden. Einige Streitfragen sind scharf umrissen, und manchmal scheint es auf des Messers Schneide zu stehen, ob der einzelne seine Lauterkeit und Treue in einer Prüfung bewahrt. Würde Jehova unterschiedslos alle durch seine Macht aus solchen Situationen befreien, dann hätte der Teufel Grund, Jehova zu schmähen und zu sagen, Gott habe nicht zugelassen, daß die Streitfrage vollständig entschieden worden sei. „Jehova half ihnen gerade im kritischen Moment; hätte er sie in diesem Augenblick nicht befreit, dann hätten sie die Probe, auf die ich sie gestellt hatte, nicht bestanden.“ Die Ergebnisse wären demnach keine überzeugenden Beweise, was die Streitfrage betrifft. — Spr. 27:11; Offb. 7:1-4, 9-17.
18. Inwieweit können wir von Jehova Hilfe erwarten?
18 Würde aber andererseits eine Erprobung oder Prüfung über das hinausgehen, was vernünftig ist, und nichts mehr zur Klärung der Streitfrage beitragen, dann würde Jehova in seiner Barmherzigkeit mit Recht eingreifen und entweder durch seine heiligen Engel, die öffentlichen Diener seiner Heiligen auf der Erde, oder anderswie eine Befreiung bewirken. Der einzelne mag diese besondere Hilfe nicht verspüren, aber er verspürt die Erleichterung. Jehova kann eine Sache zum Stillstand bringen und einen Ausweg schaffen, wenn die Prüfung ihren Zweck erfüllt hat, er kann es aber auch bis zum Äußersten kommen lassen, wenn die Streitfrage nur durch Treue bis in den Tod entschieden werden kann. „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle. Keine Versuchung hat euch ergriffen, ausgenommen eine allgemein menschliche. Gott aber ist treu, und er wird nicht zulassen, daß ihr über das hinaus versucht werdet, was ihr ertragen könnt, sondern mit der Versuchung wird er auch den Ausweg schaffen, damit ihr sie zu erdulden vermögt.“ — 1. Kor. 10:12, 13; 2. Kor. 4:7-12.
19. Was sollten wir sorgfältig tun, da ‘Jehova die Geister wägt’?
19 Wie tröstlich sind doch die Worte des Paulus: „Darum lassen wir nicht nach, sondern wenn auch der Mensch, der wir äußerlich sind, verfällt, wird gewißlich der Mensch, der wir innerlich sind, von Tag zu Tag erneuert.“ (2. Kor. 4:16) ‘Den Menschen, der wir innerlich sind’, sollten wir fortgesetzt erneuern und behüten. Während wir ausharren, denken wir daran, daß ‘Jehova die Geister wägt’. (Spr. 16:2) Er wacht darüber, ob wir uns vom Geiste und von der Weisheit dieser Welt antreiben lassen oder ob wir uns eng an sein Wort halten und uns von seinem Geist leiten lassen. „Betrübt ... nicht Gottes heiligen Geist.“ „Nehmt weiterhin wahr, was der Wille Jehovas ist ... werdet fortwährend mit Geist erfüllt.“ — Eph. 4:30; 5:17, 18; Gal. 3:16-26.
20. Wozu hat Jehova uns seinen Geist und sein Wort gegeben? Was wird der nächste Artikel zeigen?
20 Wenn wir die neue Ordnung erleben möchten, die Jehova Gott für die Menschheit herbeiführen wird, müssen wir uns jede Hilfe zunutze machen, die er uns zum Erlangen des Lebens bietet. Der vorliegende Artikel hat uns gezeigt, daß Gottes Wort und Gottes Geist in dieser Hinsicht unentbehrlich sind. Der nächste Artikel wird uns zeigen, daß es noch ein drittes, ebenfalls unentbehrliches Hilfsmittel gibt, für das Jehova in seiner Liebe gesorgt hat, um seinem Volk auf dessen Suche nach dem Leben beizustehen.