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Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten — warum?Der Wachtturm 1963 | 15. Januar
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Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten — warum?
„Jede Seele unterwerfe sich den obrigkeitlichen Gewalten; denn es ist keine Obrigkeit, außer von Gott, und diese, welche sind, sind von Gott verordnet.“ — Röm. 13:1.
1. Wieso wirkte Josephs und Marias Unterordnung unter die politische Gewalt der Welt Gottes Willen und Prophezeiung nicht entgegen?
IM JAHRE 2 v. Chr. fügten sich Joseph, der Sohn Jakobs, und seine schwangere Frau Maria, die Tochter Helis, der Verordnung des römischen Kaisers Cäsar Augustus. Sie ließen sich in ihrer Heimatstadt in Judäa einschreiben. Daher kam es, daß ihr Sohn Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde. Das war in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, Jehovas, des himmlischen Vaters Jesu, der siebenhundert Jahre zuvor durch den Propheten Micha hatte voraussagen lassen, daß sein Sohn dort geboren werden würde. (Micha 5:1; Matth. 1:1, 16, 18; Luk. 2:1-7; 3:23) Diese Unterordnung unter die politische Gewalt wirkte dem Willen und Vorhaben Gottes nicht entgegen, obschon die Juden in Palästina immer noch verpflichtet waren, die Zehn Gebote und die übrigen Gesetze, die ihnen Jehova Gott durch seinen Propheten Moses gegeben hatte, zu halten.
2. Welchem der beiden Gesetze, denen die Juden unterworfen waren, mußten sie sich anpassen, und welche vollkommene Regel für diese Anpassung legte ihnen Jesus dar?
2 Da die Juden dem Gesetz Gottes gehorchen mußten, das den Gesetzen der Menschen übergeordnet war, bestand für sie die Notwendigkeit, sich dem Gesetz der kaiserlichen Regierung anzupassen, der damals das Gebiet von Juda und Galiläa unterstand und die für Ruhe und Ordnung sorgte sowie die Steuern und Zölle einzog. Die vollkommene Regel für diese Anpassung legte Jesus Christus einer Gruppe von Juden dar, die zum Teil für die Römer und zum Teil gegen die Römer waren. Jesus sagte zu ihnen: „Gebet denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ (Matth. 22:15-22) Weder die Juden, die für die Römer waren, noch die Juden, die gegen sie waren, konnten an dieser Regel etwas aussetzen.
3. Warum müssen Christen trotz dem, was 1914 geschah, diese vollkommene Regel befolgen?
3 Die Kaiser des Römischen Reiches sind längst gestorben, und auch jenes Reich besteht nicht mehr, aber das, was in diesen Worten Jesu, die er vor neunzehnhundert Jahren sprach, durch den Kaiser verkörpert wurde, besteht noch — nicht nur der Imperialismus und Kolonialismus, sondern die politischen Regierungen dieser Welt. Das gilt sogar noch seit dem Jahre 1914, also seitdem „die Zeiten der Nationen“ abgelaufen sind — eine Tatsache, die Jesus in seiner Prophezeiung über das Ende der Welt oder des Systems der Dinge vorausgesagt hatte. (Luk. 21:5-7, 24) Die Handlungsregel, die Jesus aufstellte, muß daher heute noch respektiert und befolgt werden, besonders von Gott hingegebenen und getauften Christen, wie Jehovas Zeugen es sind. Nicht nur die Nationen existieren noch, sondern auch Gott, und alle Nationen auf Erden befinden sich seit 1914 im Gericht Gottes. Menschen, die wegen ihrer Gesinnung Gott gegenüber mit Schafen verglichen werden können, befolgen die Regel, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Als Apostel Christi hielten sich auch Paulus und Petrus an diese Regel und stützten sie in ihren Briefen. — Matth. 25:31-40.
4. (a) Wann und an wen schrieb Paulus über diesen umstrittenen Punkt, und auf welche Herrscher nahm er Bezug? (b) Verstanden die Empfänger dieses Briefes Pauli Worte, und verstehen sie die heutigen Christen?
4 Um das Jahr 56 schrieb Paulus an die Christenversammlung in der Hauptstadt des Römischen Reiches einen Brief. In diesem Brief, und zwar in Kapitel dreizehn, behandelte er diesen umstrittenen Punkt. Das war mehr als zweihundert Jahre vor der Entstehung der Christenheit (im vierten Jahrhundert). Paulus schrieb seinen Brief mitten im heidnischen Römischen Reich, zu einer Zeit, als es noch keine „christlichen“ Könige gab, die behaupteten, zufolge göttlichen Rechts und „von Gottes Gnaden“ zu herrschen. In seinem Brief an die Christen in Rom schrieb Paulus daher nicht über die politischen Herrscher der Christenheit, sondern über die heidnischen Herrscher wie den Kaiser und seine Statthalter sowie die Könige der einzelnen Völker. Besonders die Christen in Rom mußten über die Frage im klaren sein: Schulden die Christen weltlichen Herrschern etwas, die über die Länder, auch über das Land Palästina und die Stadt Jerusalem, regieren, da sie doch keine Christen und Gott nicht hingegeben sind? Um des Christentums willen mußten die Christen in Rom über diese umstrittene Frage im klaren sein, und sie mußten ein geschultes Gewissen haben, um richtig handeln zu können. Paulus dachte daran und behandelte daher diese Frage in seinem Brief. Er drückte sich bestimmt deutlich aus, und sie verstanden, was er ihnen schrieb. Doch heute, neunzehnhundert Jahre später, ist der Sinn der Worte Pauli umstritten, was der religiöse Streit, der vor einiger Zeit im geteilten Deutschland geführt wurde und die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit erregte, gezeigt hat.a
5, 6. (a) Zu wessen Nutzen schrieb Paulus Römer 13:1-7? Welche Frage entsteht jedoch in diesem Zusammenhang? (b) Was hilft uns, diese Frage richtig zu beantworten, und was tun wir deshalb nun?
5 Paulus schrieb „allen Geliebten Gottes, berufenen Heiligen, die in Rom sind“, und somit schrieb er zum Nutzen der Christenversammlung. (Röm. 1:7) Aber nicht alles, was er in diesem Brief behandelt, bezieht sich auf Dinge in der Versammlung. Die große Frage, die es heute zu beantworten gilt, ist: Bezieht sich das, was Paulus im Römerbrief, Kapitel dreizehn, in den Versen 1 bis 7 behandelt, auf Angelegenheiten innerhalb oder auf Dinge außerhalb der Versammlung? Die Verse, die dem Kapitel dreizehn vorausgehen, helfen uns, diese Frage zu beantworten. Wir dürfen nicht vergessen, daß Paulus seinen Brief nicht in Verse und Kapitel einteilte; er schrieb ihn als Brief, nicht als ein modernes Buch oder im Stil der heutigen Bibel. Wir haben keinen Beweis dafür, daß er das, was jetzt Kapitel 13:1-7 ist, von dem, was diesen Versen vorausgeht, trennte. Um des Zusammenhangs willen wollen wir daher den Teil des Briefes, der heute als Kapitel 12:17 bis Kapitel 13:7 (Schlatter) bezeichnet wird, ohne Unterbrechung lesen. Er lautet:
6 „Keinem vergeltet Böses mit Bösem. Sorgt für das, was bei allen Menschen löblich ist. Ist es möglich, so viel an euch liegt, seid mit allen Menschen im Frieden. Rächt euch nicht selber, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Raum. Denn es ist geschrieben: Mein ist der Vollzug des Rechts; ich werde vergelten, spricht der Herr. Wenn aber dein Feind hungert, speise ihn; wenn er dürstet, tränke ihn. Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt häufen. Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege durch das Gute das Böse. Jede Seele unterwerfe sich den vorgesetzten Gewalten [obrigkeitlichen Gewalten, Elb.]. Denn es besteht keine Gewalt anders als von Gott; die aber, die bestehen, sind von Gott geordnet. Daher widersteht der, der sich der Gewalt widersetzt, der Anordnung Gottes. Die aber, die Widerstand leisten, werden für sich ein Urteil erhalten. Denn die Regierenden sind kein Schrecken für das gute Werk, sondern für das schlechte. Willst du dich vor der Gewalt nicht fürchten? Tue das Gute, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie ist Gottes Dienerin dir zum Guten. Wenn du aber das Schlechte tust, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Denn sie ist Gottes Dienerin, der Anwalt des Rechts im Dienst des Zorns gegen den, der das Böse treibt. Deswegen ist es notwendig, sich zu unterwerfen, nicht bloß wegen des Zorns sondern auch wegen des Gewissens. Denn deshalb zahlt ihr auch Steuern; denn sie sind Gottes Diener und verharren dabei beständig. Allen erstattet, was ihr ihnen schuldet; dem, dem ihr die Steuer schuldet, die Steuer; dem, dem ihr den Zoll schuldet, den Zoll; dem, dem ihr die Furcht schuldet, die Furcht; dem, dem ihr die Ehre schuldet, die Ehre.“
7. Wen muß Paulus mit den „obrigkeitlichen Gewalten“ logischerweise gemeint haben, wenn man die vorangehenden Verse berücksichtigt?
7 Aus dem eben Gelesenen geht deutlich hervor, daß Paulus in den letzten fünf Versen des zwölften Kapitels den Heiligen Gottes sagt, wie sie sich den Menschen außerhalb der Christenversammlung gegenüber benehmen sollten, wobei der Ausdruck „alle Menschen“ auch Feinde einschließt, Personen, die den Christen Böses antun, also Personen außerhalb, nicht innerhalb der Versammlung. Gleich darauf kommt Paulus auf die „obrigkeitlichen Gewalten“ zu sprechen und hat seinen Blick somit nicht auf Dinge inner-, sondern auf solche außerhalb der Versammlung gerichtet. Somit spricht er logischerweise von den „vorgesetzten“ oder „obrigkeitlichen“ Gewalten in der Welt, außerhalb der Versammlung.b Gewiß dürfen wir unsere Augen vor der Tatsache nicht verschließen, daß es außerhalb der christlichen Versammlung Gewalten gibt.
8. (a) Welches griechische Wort gebrauchte Paulus für „Gewalt“, und auf wen wurde dieses Wort ebenfalls angewandt? (b) Wie gebrauchten Satan, der Teufel, und ein römischer Hauptmann in Kapernaum dieses Wort?
8 Obschon es sich um die Versammlung in Rom handelte, schrieb Paulus griechisch, nicht lateinisch. Das griechische Wort, das Paulus für „Gewalt“ benutzte, war exousía. Leser der alten griechischen Septuaginta-Übersetzung der Hebräischen Schriften kannten das Wort exousía gut und wußten, daß es sich auf heidnische Herrschaften oder Gewalten bezog. (Siehe Daniel 7:6, 14, 17; 11:5.) Sogar Satan, der Teufel, beanspruchte Gewalt. Als er Jesus Christus mit der Aussicht auf Herrschaft und Gewalt über die Welt locken wollte, sagte er zu ihm: „Ich will dir alle diese Gewalt [exousía] und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie.“ Aber Jesus lehnte es ab, mit Gottes Hauptfeind um weltliche Gewalt zu feilschen. (Luk. 4:6-8) Später, als ein römischer Hauptmann in Kapernaum Jesus bat, seinen Knecht zu heilen, gebrauchte er Worte, die in Römer 13:1 zu finden sind; er sagte: „Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund werden. Denn auch ich bin ein Mensch unter Gewalt und habe Kriegsknechte unter mir; und ich sage zu diesem: Geh hin, und er geht.“ — Matth. 8:5-9; Luk. 7:8.
WELTLICHE GEWALTEN
9. Wie gebrauchten Jesus und seine Feinde dieses Wort in Verbindung mit den weltlichen Obrigkeiten?
9 Als Jesus seine Jünger vor der Verfolgung durch Feinde des Christentums warnte, sagte er: „Wenn sie euch aber vor die Synagogen und die Obrigkeiten und die Gewalten führen, so sorget nicht, wie oder womit ihr euch verantworten, oder was ihr sagen sollt.“ (Luk. 12:11) Die religiösen Führer der Juden sandten Männer, die vorgaben, gerecht zu sein, zu Jesus, „auf daß sie ihn“, wie es in Lukas 20:20 heißt, „in seiner Rede fingen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Landpflegers überliefern möchten“. Als Jesus sich im Garten Gethsemane gefangennehmen ließ, sagte er zu seinen Feinden: „Dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis.“ (Luk. 22:53; Kol. 1:13) Was tat der Statthalter Pontius Pilatus mit Jesus? „Als er erfahren hatte, daß er aus der Gerichtsbarkeit [exousía] des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes.“ (Luk. 23:7, Fußnote) Bei einer früheren Gelegenheit hatte Jesus über diese Gewalt der weltlichen Herrscher zu seinen Aposteln gesagt: „Die Könige der Nationen herrschen über dieselben, und die Gewalt über sie üben, werden Wohltäter genannt. Ihr aber nicht also.“ (Luk. 22:25, 26) Und in dem letzten Buch der Bibel, das Geschehnisse voraussagt, die sich in unserer Zeit ereignen, wird von zehn symbolischen Königen berichtet, daß sie „Gewalt“ empfangen „wie Könige“, „e i n e Stunde mit dem Tiere“. „Diese haben e i n e n Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tiere.“ (Off. 17:12, 13) Bei allen diesen handelt es sich somit um weltliche „Gewalten“.
10. Meint Paulus, wenn er von „vorgesetzten“ Gewalten spricht, damit Gewalten außerhalb dieser Welt, und was ist bei der Beantwortung dieser Frage ausschlaggebend?
10 Jemand mag jedoch einwenden: „Paulus spricht in Römer 13:1 von ‚vorgesetzten‘ Gewalten; meint er damit nicht Gewalten außerhalb dieser Welt? Gibt es Gewalten, die Gott ‚vorgesetzt‘ sind?“ Nein; Paulus erinnert uns daran, daß diese „Gewalten“, obschon sie „vorgesetzt“ sind, Gott untergeordnet sind. Wieso? Paulus sagt: „Es besteht keine Gewalt anders als von Gott; die aber, die bestehen, sind von Gott geordnet.“ Wenn Gott sie geordnet hat, d. h. in ein bestimmtes Verhältnis zu ihm und zueinander gebracht hat, dann müssen diese „vorgesetzten Gewalten“ Gott, dem Höchsten, untergeordnet sein. (Luk. 6:35; Apg. 7:48; Heb. 7:1) „Vorgesetzt“ ein Partizip, das Paulus hier gebraucht, wird im Griechischen von einem Tätigkeitswort gebildet, das auch noch „darüberhalten, überlegen (oder besser), übertreffen, überragen“, nicht unbedingt über allem stehen bedeutet. Wir wollen weitere Verwendungen dieses griechischen Verbs betrachten.
11. Wie wird das gleiche griechische Tätigkeitswort in 1. Timotheus 2:1, 2; 1. Petrus 2:13 und Philipper 2:3 gebraucht?
11 In 1. Timotheus 2:1, 2 (Schlatter), wo Paulus davon spricht, daß für alle Arten von Menschen gebetet werden sollte, sagt er: „Ich ermahne darum, vor allem Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen zu halten für alle Menschen, für die, die Kaiser sind, und für alle, die in hoher Stellung sind.“ Der Ausdruck „in hoher Stellung“ ist eine Wiedergabe des griechischen Hauptwortes hyperokhe’, abgeleitet von dem Tätigkeitswort hyperékhein, dessen Partizip Paulus in Römer 13:1 gebraucht. Petrus gebraucht das gleiche griechische Tätigkeitswort in 1. Petrus 2:13 (Schlatter) und bezeichnet einen Kaiser als einen, „der über den anderen steht“. In Philipper 2:3 zeigt der Apostel Paulus den Christen in der Versammlung, wie sie gegeneinander gesinnt sein sollten, daß „in der Demut einer den anderen höher“ achten sollte „als sich selbst“, natürlich nicht höher als Jehova Gott.
WEM „VORGESETZT“?
12. Gibt es in der Welt Personen, die höher stehen als Christen, und was vergessen Christen in dieser Hinsicht nicht?
12 In der Welt jedoch, in der sich die Christen befinden, obschon sie kein Teil von der Welt sind, gibt es Personen, die höher stehen und mehr Gewalt haben als wahre Christen. Das trifft auf politische Regierungen zu, weil Christen, die Gott wirklich hingegeben sind, wie Jehovas Zeugen, sich nicht in die Politik einmischen und für kein politisches Amt kandidieren. Doch sie vergessen nicht, daß König Salomo gesagt hat, wie wir in Prediger 5:7 (ZB) lesen, daß Jehova Gott höher sei als der höchste Mensch; es heißt dort: „Wenn du siehst, wie im Lande der Arme bedrückt, wie Recht und Gerechtigkeit vorenthalten wird, so wundre dich nicht über die Sache; denn über den Hohen wacht ein Höherer, und ein Höchster über sie alle.“
13. Warum sollte sich „jede Seele“ unterwerfen, und woraus ersehen wir, daß diese Aufforderung nicht an Engel gerichtet ist?
13 Da Christen nicht vermeiden können, mit weltlichen Regierungen zu tun zu haben, schreibt Paulus an die Christen in Rom: „Jede Seele unterwerfe sich den vorgesetzten Gewalten.“ Er erinnert sie daran, daß sie Seelen sind und daß es dabei um ihr Leben als Seele geht. Jede Seele, jeder einzelne in der Versammlung ist verpflichtet, sich auf diese Weise unterzuordnen. Niemand ist davon ausgenommen; und das Leben des Apostels Paulus beweist, daß er sich nicht davon ausgeschlossen hat. Aber in welchem Maß sollten sich die Christen unterordnen? Vollständig? Nein. Man vergesse nicht, daß Römer 13:1 nicht an die Engel im Himmel gerichtet ist, die nur Gott und seinem verherrlichten Sohn Jesus Christus untertan sind. (Heb. 1:5, 6; 1. Pet. 3:21, 22) Die Engel des Himmels haben schon früher gegen politische Regierungen der Menschen gekämpft, und sie werden wieder gegen sie kämpfen, nämlich im „Kriege [jenes] großen Tages Gottes, des Allmächtigen“. (Off. 16:14-16; 19:14-20) Römer 13:1 ist nicht an sie gerichtet, sondern an die Christen, die auf Erden leben, wo die politischen Regierungen dieser Welt immer noch bestehen.
14. Auf welchen begrenzten Gebieten müssen sich Christen zum Beispiel unterordnen?
14 Auf Erden gibt es viele begrenzte Gebiete, auf denen sich Christen gemäß dem geschriebenen Worte Gottes unterordnen müssen. Sogar Jesus war, als er noch ein Knabe war und in Nazareth wohnte, seinen irdischen Pflegeeltern, Joseph und Maria, „untertan“. (Luk. 2:51, 52; Gal. 4:1-5) Daher heißt es in 1. Timotheus 3:4 und Epheser 6:1-4, daß die Kinder ihren christlichen Eltern gehorchen sollen; jüngere Christen sollten sich älteren unterordnen (1. Pet. 5:5); die Sklaven oder Knechte ihren Besitzern oder Herren (Titus 2:9; 1. Pet. 2:18; Eph. 6:5-8); die Frauen ihren Männern (Kol. 3:18; Titus 2:5; 1. Pet. 3:1, 5; Eph. 5:22-24); die Frauen den Brüdern in der Versammlung (1. Kor. 14:33, 34) und die Glieder der Versammlung den Brüdern, die ihnen treu dienen. (1. Kor. 16:16) In allen diesen Fällen ist eine Unterordnung erforderlich, aber nur eine bedingte, denn wir müssen vor allem das tun, was Christen in Jakobus 4:7 geboten wird: „Unterwerfet euch nun Gott. Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen.“
15. Von welcher Art ist die Unterordnung unter die „vorgesetzten Gewalten“ demnach, und warum?
15 Die Unterordnung der Christen unter die „vorgesetzten Gewalten“ dieser alten Welt ist nur bedingt, denn sie läßt Gott und das Gewissen nicht unberücksichtigt. Der Apostel Paulus sagt, ein Grund, warum sich jede Seele unterwerfen sollte, sei, daß „keine Gewalt“ „anders als von Gott“ bestehe.
MIT GOTTES ZULASSUNG
16. Wieso besitzt Satan, der Teufel, Macht und Gewalt, und was hat er damit getan?
16 Die Macht, die Satan, der Teufel, hat, erhielt er ursprünglich von Gott. Doch wir müssen uns keinen Augenblick dem Teufel unterordnen, sondern wir müssen ihm widerstehen. Ihm wurde ein gewisses Maß unsichtbarer Gewalt über diese alte Welt gewährt; sonst hätte er Jesus nicht die Macht über die ganze Welt anbieten können, als er versuchte, ihn zur Sünde zu verleiten. Eine Person, die Macht und Gewalt hat, kann sie weitergeben oder anderen etwas davon übertragen. Satan, „der große Drache“, hat seiner sichtbaren Organisation auf Erden Macht übertragen. In Offenbarung 13:1, 2 wird seine Organisation als ein wildes Tier beschrieben, und dann heißt es: „Und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt.“
17. Ordnen sich Christen Satan unter, wenn sie sich den irdischen Regierungen unterordnen? Worin besteht der Unterschied?
17 Alles das geschah natürlich nur mit Gottes Zulassung, und die Folge davon sind die politischen Regierungen und Herrschaften, die es heute gibt. Satan, der Teufel, ist jedoch keine sichtbare, irdische Gewalt, der sich die Christen unterordnen müssen. Wenn sich die Christen den bestehenden sichtbaren, irdischen Regierungen der Menschen oder den „vorgesetzten Gewalten“ unterordnen, ordnen sie sich nicht Satan, dem Teufel, dem Drachen, unter. Sie gehorchen dem Gebot Gottes.
18, 19. (a) Welche Erklärung über sein Vorhaben veranlaßte Gott die Vernichtung Satans hinauszuschieben? (b) Was mußte Gott in bezug auf den verheißenen „Samen“ beweisen?
18 Satan, der Drache, hat nur mit Gottes Zulassung seit der Zeit vor der Sintflut bis jetzt Macht und Gewalt ausüben können. Gott hat Satan nur noch nicht vernichtet, weil er im Garten Eden, nachdem Adam und Eva gesündigt hatten, zu ihm sagte: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ — 1. Mose 3:15.
19 Dem Teufel mußte Zeit zum Handeln eingeräumt werden, damit die Streitfrage, die zum ersten Male aufgeworfen worden war, entschieden werden konnte: Wer hat die höchste Herrschaftsgewalt, Jehova Gott oder Satan, der Teufel? Da auch der Same oder Nachkomme des „Weibes“ Gottes etwas mit der Streitfrage zu tun hatte, mußte Jehova Gott beweisen, daß er, obschon der erste vollkommene Mensch unter dem Druck, den Satan, der Teufel, auf ihn ausgeübt hatte, sündig geworden war, einen Samen oder Nachkommen auf der Erde haben könne, der ihm, Gott, treu bleiben würde. Die Unterordnung dieses Samens unter die irdischen „vorgesetzten Gewalten“ würde diesen Samen oder Nachkommen nicht dazu verleiten, von Gott abzufallen oder ihm untreu zu werden.
20. Was zeigen die Erfahrungen Hiobs aus dem Lande Uz, und was wurde dadurch vorgeschattet?
20 Wie Gott Satan erlaubt, seine Macht gegen gottesfürchtige, treue Menschen anzuwenden, zeigt der Fall des geduldigen Hiob, der im Lande Uz wohnte. Jehova Gott sagte zu Satan, dem Teufel, nachdem ihn dieser herausgefordert hatte, vom treuen Hiob: „Siehe, alles, was er hat, ist in deiner Hand; nur nach ihm strecke deine Hand nicht aus.“ Als Satan, der keinen Erfolg gehabt hatte, Gott ein zweites Mal herausforderte, sagte Gott von Hiob: „Siehe, er ist in deiner Hand; nur schone seines Lebens.“ Wiederum bewies Hiob, daß Satan, der Teufel, ein Lügner war. Das schattete vor, daß Satan keinen Erfolg haben würde, wenn ihm erlaubt werden würde, den Samen oder Nachkommen des „Weibes“ Gottes seine Macht spüren zu lassen. — Hiob 1:12; 2:6.
21, 22. (a) Wieso haben die „vorgesetzten Gewalten“ demnach Gewalt? (b) Wie machte Jesus dies dem römischen Statthalter klar?
21 Wie bei Satan, so ist es auch bei den sichtbaren, „vorgesetzten Gewalten“ der Menschen. Diese hätten keine Gewalt, wenn Gott sie ihnen nicht wegen der damit verbundenen Streitfrage ließe. Als der Erste des Samens des „Weibes“ Gottes, nämlich Jesus Christus, vor der irdischen obrigkeitlichen Gewalt in Judäa, dem römischen Statthalter Pontius Pilatus, stand, sagte er etwas, was sehr aufschlußreich ist. Jesus war damals eines todeswürdigen Verbrechens angeklagt.
22 Als Jesus mit dem römischen Statthalter nicht über seine himmlische Herkunft sprechen wollte, sagte Pilatus zu ihm: „Redest du nicht mit m i r? Weißt du nicht, daß ich Gewalt habe, dich loszugeben, und Gewalt habe, dich zu kreuzigen?“ „Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Gewalt wider mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben [gewährt worden, NW] wäre.“ (Joh. 19:9-11) Nur weil Gott Pilatus seine irdische Gewalt gewährte, konnte er sie gegen Jesus anwenden und ihn hinrichten lassen.
23. Was gilt somit auch für andere „obrigkeitliche Gewalten“, die gegen andere Glieder des Samens des „Weibes“ vorgehen mögen, und wie gibt eine amerikanische Übersetzung Römer 13:1 dementsprechend wieder?
23 Das gilt auch für alle anderen politischen „vorgesetzten“ oder „obrigkeitlichen Gewalten“, wenn sie gegen die anderen treuen Glieder des Samens oder Nachkommen des „Weibes“ Gottes vorgehen, wenn sie z. B. in unserer Zeit gegen die „übrigen ihres Samens“ vorgehen. (Off. 12:13, 17) Daher beziehen sich die Worte des Apostels Paulus in Römer 13:1 auf die Gewalt, die diesen „vorgesetzten Gewalten“ gelassen wird. In Übereinstimmung mit dieser Tatsache gibt An American Translation, eine amerikanische Übersetzung der Bibel, Römer 13:1 folgendermaßen wieder: „Jeder gehorche den Gewalten, die über ihm sind, denn keine Gewalt kann ohne die Zulassung Gottes bestehen.“
24. Kann sich die den irdischen Herrschern gewährte Gewalt zum Schaden des Volkes Gottes auswirken, und herrschen sie auf Grund eines göttlichen Rechts?
24 Die unvollkommenen, sündigen menschlichen Herrscher mögen die ihnen gewährte Gewalt zum Wohle oder zum Schaden ihres Volkes gebrauchen, doch in keinem Falle wirkt sich das zum ewigen Schaden des treuen Volkes Gottes aus, sondern zu seinem ewigen Wohle. Gott wacht darüber, wie Personen, die Gewalt haben, sie gebrauchen. Er weiß, wie sein geschriebenes Wort zeigt, ob sie sie zum Guten oder zum Schlechten gebrauchen. Die „vorgesetzten Gewalten“ müssen diese Macht daher mit Gottes Zulassung haben und herrschen nicht auf Grund eines göttlichen Rechts.
DIE OBRIGKEITEN, DIE BESTEHEN, SIND GEORDNET
25. In welchem Sinne sind die bestehenden Gewalten „von Gott geordnet“?
25 In Römer 13:1 (Schlatter) entwickelt Paulus den Gedanken über Gottes Zulassung weiter, indem er fortfährt: „Die Gewalten aber, die bestehen, sind von Gott geordnet.“ Das griechische Tätigkeitswort tasso, das Paulus hier braucht, bedeutet „ordnen, einrangieren“, wie in Lukas 7:8, wo es bedeutet, der Befehlsgewalt eines anderen unterstellt zu sein. Daher bezieht es sich auf das Anordnen von Dingen. (Matth. 28:16; Apg. 28:23; 15:2, Schlatter) Wir müssen beachten, daß es in Römer 13:1 nicht heißt, die Gewalten, die bestünden, seien von Gott geschaffen. Er ist nicht ihr Schöpfer. Er ließ zu, daß sie ins Dasein kamen. Er sah sogar voraus, daß sie ins Dasein kommen würden. Er sagte sie voraus, da er ja ihr Dasein zulassen wollte. Er dachte immer an die Beziehung dieser „vorgesetzten Gewalten“ auf Erden zum Samen oder Nachkommen seines „Weibes“.
26. Mit Rücksicht worauf stellte Gott die Grenzen der Völker fest, und warum?
26 Wir sehen das bei der jüdischen Nation, den Nachkommen Israels oder Jakobs. Gottes Prophet Moses führte die Nation Israel (oder Jakob) aus Ägypten heraus, an einigen weltlichen Nationen vorbei, bis an die Grenze Kanaans, des Verheißenen Landes. An der Grenze dieses Landes komponierte Moses kurz vor seinem Tod ein prophetisches Lied, in dem es heißt: „Als der Höchste [Jehova Gott] den Nationen das Erbe austeilte, als er voneinander schied die Menschenkinder, da stellte er fest die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israel. Denn Jehovas Teil ist sein Volk, Jakob die Schnur seines Erbteils. So leitete ihn Jehova allein, und kein fremder Gott war mit ihm.“ (5. Mose 32:8, 9, 12) Aus dieser Nation gingen in Erfüllung biblischer Prophetie der Erste des Samens des „Weibes“ Gottes und auch Tausende weiterer Glieder ihres Samens hervor. Wir können somit verstehen, warum Jehova die Grenzen der weltlichen Völker „nach der Zahl der Kinder Israel“ festgesetzt hat. Er war daran interessiert, diesen Samen hervorzubringen.
27. Welchen ähnlichen Gedanken äußerte Paulus vor dem Obersten Gerichtshof in Athen, und wie zeigte sich das bei Abraham, Isaak und Jakob?
27 Der Apostel Paulus äußerte vor dem Obersten Gerichtshof von Athen (Griechenland) einen ähnlichen Gedanken, als er sagte: „Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, dieser, indem er der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln ... Und er hat aus e i n e m Blute jede Nation der Menschen gemacht, um auf dem ganzen Erdboden zu wohnen, indem er verordnete Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat, daß sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und finden möchten, obgleich er nicht fern ist von einem jeden von uns.“ (Apg. 17:24, 26, 27) Wie Gott die Zeiten ihres Daseins verordnete und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmte, geht aus der biblischen Geschichte hervor. Zu der Zeit, als Abraham, Isaak und Jakob im Verheißenen Lande Kanaan umherzogen, gestattete Jehova den heidnischen Kanaanitern, das Land zu bewohnen und dort Gewalt zu haben; und Abraham, Isaak und Jakob mußten sie anerkennen. „Und als sie wanderten von Nation zu Nation, von einem Reiche zu einem anderen Volke. Er ließ keinem Menschen zu, sie zu bedrücken, und ihretwegen strafte er Könige: ‚Tastet meine Gesalbten nicht an, und meinen Propheten tut nichts Übles!‘“ — Ps. 105:13-15.
28, 29. (a) Was tat Gott mit seinem Volk, den Nachkommen Abrahams, als die „Ungerechtigkeit der Amoriter“ voll war? (b) Was gestattete Gott dem Volk Israel auf seinem Zug nach Kanaan nicht?
28 Hunderte Jahre später, als die „Ungerechtigkeit der Amoriter“, die Kanaan bewohnten, voll war und Jehovas festgesetzte Zeit kam, sie aus dem Verheißenen Land auszurotten, führte er die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs durch die Hand Moses aus Ägypten heraus. Er führte sie durch die Wüste und an dem Gebiet anderer Völker östlich vom Jordan vorbei oder durch ihr Gebiet hindurch. — 1. Mose 15:13-21; Ps. 105:26-45.
29 Auf diesem Zug nach Kanaan gestattete Gott seinem Volk Israel nicht, die Edomiter (oder Nachkommen Esaus; Bewohner des Gebirges Seir), Moabiter und Ammoniter anzugreifen, zu überrennen oder auszurotten. Warum nicht? „Das Gebirge Seir“, sagte Jehova, „habe ich dem Esau als Besitztum gegeben.“ „Befeinde Moab nicht und laß dich nicht in Streit mit ihnen ein, denn ich werde dir von seinem Lande kein Besitztum geben; denn Ar habe ich den Kindern Lot als Besitztum gegeben ... ich werde dir von dem Lande der Kinder Ammon kein Besitztum geben; denn ich habe es den Kindern Lot als Besitztum gegeben.“ — 5. Mose 2:5, 9, 19.
30. Was tat Gott durch das Volk Israel mit anderen Völkern, und warum blieben einige feindliche Völker in Kanaan bestehen?
30 Die Israeliten, Gottes auserwähltes Volk, mußten auf Gottes Befehl andere Völker vernichten, wie die Amoriter unter König Sihon, ferner die Amoriter unter Og, dem König von Basan, und die Kanaaniter östlich des Jordan. (5. Mose 2:31 bis 3:13) Als aber das in Kanaan eindringende Volk Israel seine Gottesfurcht und seinen Eifer verlor und die kanaanitischen Völker, wie die Philister, die Zidonier, die Hethiter, die Hewiter, die Amoriter, die Perisiter und die Jebusiter, nicht ausrottete oder sie sich nicht unterwarf, erklärte Jehova, daß er diese Feinde bestehen lassen werde, damit sie die Israeliten bedrängen sollten und ihnen zur Schlinge würden. — Richt. 2:20 bis 3:6.
31. Wie verhielt sich Gott zu den anderen Völkern rings um das Volk Israel vor und während der „Zeiten der Nationen“?
31 Jehova Gott wußte, daß es rings um sein auserwähltes Volk noch mehr heidnische Völker gab, wie die Bewohner von Babel (Babylon), Assyrien, Syrien und auch Ägypten, über die er Plagen gesandt, die er aber nicht ausgerottet hatte. Das war vor dem Jahre 607 v. Chr., dem Beginn der Zeiten der Nationen. Jehova Gott hatte die „Zeiten der Nationen“ vorausgesagt, und sein Sohn Jesus Christus erwähnte sie in seiner Prophezeiung über das Ende der Welt oder dieses Systems der Dinge. (Luk. 21:24; Jer. 25:8-29; 5. Mose 28:64-68; 3. Mose 26:31-41) Durch seine Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel sagte Jehova auch voraus, in welcher Reihenfolge sich die Weltmächte — die erste war Babylon — während der Zeiten der Nationen, die im Jahre 1914 (n. Chr.)c endeten, ablösen würden.
32. Was hat Gott von den Vereinigungen von Völkern, die nach 1914 gegründet werden sollten, vorausgesagt, und während welcher Zeit schrieb Paulus seinen Brief über die „vorgesetzten“ oder „obrigkeitlichen Gewalten“?
32 Mit Hilfe von bemerkenswerten Sinnbildern hat das letzte Buch der Bibel die Zusammenschlüsse oder Vereinigungen von Völkern vorausgesagt, die in der „Zeit des Endes“, die 1914 begann, bestehen würden: z. B. die sichtbare irdische Organisation des Teufels, die britisch-amerikanische Doppelweltmacht, den Völkerbund und die Vereinten Nationen. (Off. 13:1 bis 19:20) Jehova Gott sagte auch voraus, daß diese „vorgesetzten“ oder „obrigkeitlichen Gewalten“ in dem „Krieg [jenes] großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, vernichtet würden. Der Apostel Paulus schrieb seinen Brief, in dem er sich über diese „vorgesetzten“ oder „obrigkeitlichen Gewalten“ äußerte, während der Zeiten der Nationen, als das Römische Reich Weltmacht war. Der Wachtturm veröffentlicht diesen Artikel über die „obrigkeitlichen Gewalten“ achtundvierzig Jahre nach dem Jahre 1914, dem Jahre, in dem die Zeiten der Nationen geendet hatten.
33. Findet Römer 13:1 seit 1914 keine Anwendung mehr? Wann haben diese Worte keine Anwendung mehr?
33 Römer 13:1 findet jedoch auch noch nach dem Jahre 1914 Anwendung. Obschon die „Zeiten der Nationen“ in jenem Jahr geendet hatten, blieben die „vorgesetzten“ oder „obrigkeitlichen Gewalten“ der Nationen auf Erden bestehen, sie stehen jedoch im Gericht vor Gottes Königreich, das im Jahre 1914 im Himmel aufgerichtet wurde, als Jesus Christus, der Sohn Gottes, auf den Thron erhoben wurde, um zur Rechten Gottes zu sitzen. Diese „vorgesetzten Gewalten“ der Nationen bestehen immer noch, obschon sie viele Wandlungen und Neugestaltungen durchmachen. Gott der Allmächtige wird sie so lange bestehen lassen, bis sein Werk, die Einsammlung der schafähnlichen Menschen aus allen Völkern, seinem Willen gemäß beendet sein wird. Dann wird er den universellen Krieg, Harmagedon genannt, beginnen, um sie zu vernichten.
UNTERSCHIEDLICHE GESETZE
34. Warum haben sich die Gesetze von Zeit zu Zeit geändert, und sind solche Änderungen nur bei den heidnischen Völkern zu beobachten?
34 Als während der Zeiten der Nationen eine Weltmacht die andere ablöste, gab es natürlich von Zeit zu Zeit auch Änderungen der Gesetze, denen die Völker, die von ihnen unterworfen wurden, gehorchen mußten. Auch wichen die Gesetze der verschiedenen Länder voneinander ab, da die Rechtsauffassungen in den verschiedenen Ländern verschieden waren. Die Gesetze in einem Land mochten den Gesetzen in einem anderen Land direkt widersprochen haben. Sogar die Gesetze, die Gott seinem Volke gab, änderten sich. Das Volk Israel z. B. stand unter den Gesetzen des alten Bundes, bei dessen Schließung Moses als Mittler zwischen Israel und Jehova geamtet hatte; die „heilige Nation“ des geistigen Israel dagegen steht seit 33 n. Chr. unter den christlichen Gesetzen des neuen Bundes Gottes, bei dem Jesus Christus, Gottes Sohn, als Mittler geamtet hat. Gott verbot den Juden der alten Zeit, Fett, Schweinefleisch sowie das Fleisch anderer unreiner Tiere zu essen, den Christen hingegen hat er den Genuß dieser Dinge gestattet. Doch kann deswegen nicht gesagt werden, Gott widerspreche sich.
35. Wieso stimmen viele dieser heidnischen Gesetze mit dem christlichen Gewissen überein?
35 Die Gesetze der Menschen sind nicht in allen Ländern und nicht zu allen Zeiten dieselben, sondern mögen sich widersprechen, doch nicht alle Gesetze der Nationen verlangen etwas, was gegen das Gewissen des Volkes Gottes verstößt. Viele dieser Gesetze sind in Übereinstimmung mit dem christlichen Gewissen, obschon die Gesetzgeber der Nationen weder vom Judaismus noch vom Christentum beeinflußt waren. Wie ist das möglich? Das ist ganz einfach; alle Nationen und Völker stammen ursprünglich von Adam und Adams Frau, Eva, ab, denen Gott ein Gefühl für Recht und Unrecht, „Gewissen“ genannt, eingepflanzt hat. Außerdem hat die Menschheit einen zweiten Anfang gehabt, der weniger weit zurückliegt. Diesen Anfang bildeten die gerechten Menschen, die vor viertausenddreihundert Jahren die weltweite Flut überlebten: der gewissenhafte Noah, seine Frau sowie seine drei Söhne und deren Frauen, insgesamt acht Personen.
36, 37. Welchen Einfluß verraten diese Gesetze nach den Worten des Apostels Paulus?
36 Das Gewissen ist dem Menschen angeboren, denn Gott hat den Menschen mit einem Gewissen erschaffen. Seit der Sintflut sind Jahrtausende vergangen, und doch haben selbst die Menschen, die nicht zu Gottes auserwähltem, ihm hingegebenem Volk gehört haben, gezeigt, daß sie noch ein Gewissen haben. Viele ihrer Gesetze verraten den Einfluß des von Gott stammenden Gewissens, daß es wenigstens zum Teil noch vorhanden ist. Über dieses Thema schrieb Paulus an die Christen in Rom:
37 „Die Täter des Gesetzes werden gerechtgesprochen werden. Denn wenn solche, die zu den Völkern gehören, die nicht das Gesetz haben, von Natur das tun, was das Gesetz sagt, so sind diese, da sie das Gesetz nicht haben, sich selber das Gesetz, [wieso?] da sie das Werk des Gesetzes als in ihre Herzen geschrieben erweisen, da ihr Gewissen zustimmend Zeugnis gibt und gegenseitig die Urteile sich anklagen oder verteidigen.“ — Röm. 2:13-16, Schlatter.
38, 39. (a) Wie verhalten sich Christen somit den Gesetzen der „vorgesetzten Gewalten“ gegenüber? (b) Was zeigen die Erfahrungen, die Daniel unter der medo-persischen Herrschaft und seine drei Gefährten unter König Nebukadnezar machten, in bezug auf ihren Gehorsam, und wie beweisen Christen heute, daß sie nichts tun, was gegen die Gesetze Gottes verstoßen würde?
38 Wenn sich Christen den „vorgesetzten Gewalten“ der Nationen mit ihren verschiedenen Regierungssystemen und Gesetzen unterordnen, so gehorchen sie den Gesetzen, die den Einfluß des Gewissens verraten, das Gott ursprünglich dem Menschen gegeben hat. Da sich die Christen den weltlichen „vorgesetzten Gewalten“ nur bedingt unterordnen, sind sie nicht verpflichtet, weltlichen Gesetzen zu gehorchen, die gegen die Gesetze des höchsten Gesetzgebers, Jehovas Gottes, verstoßen. Sogar während der Zeiten der Nationen weigerte sich der Prophet Daniel, das medo-persische Gesetz zu halten, das ihm verbot, täglich zu Jehova zu beten. Die wunderbare Befreiung Daniels aus der Löwengrube bewies, daß Daniel, der sich König Darius nicht in dem Maße unterordnete, daß er Gottes Gesetz brach, recht gehandelt hatte. — Dan. 6:1-23.
39 Obschon die drei hebräischen Gefährten Daniels Gefangene der Babylonier waren, gehorchten sie dem Gesetz des Königs nicht, das von ihnen verlangte, daß sie sich vor einem goldenen Götzenbild niederwerfen und es anbeten sollten. Die Tatsache, daß sie lebend aus dem überheizten Ofen herauskamen, daß ihnen das Feuer nichts angetan hatte, bewies, daß es richtig gewesen war, daß sie sich aus Gewissensgründen geweigert hatten, dem König zu gehorchen und das Gesetz Gottes, des Höchsten, das den Götzendienst verbot, zu brechen. (Dan. 3:1-30) Gleich jenen Zeugen Jehovas der alten Zeit weigern sich auch Jehovas Zeugen von heute, Gesetzen von Menschen zu gehorchen, die gegen Gottes Gesetz verstoßen. Sie sind gesetzestreu gegenüber Gott; deshalb gehorchen sie allen Gesetzen der „vorgesetzten Gewalten“ der Nationen, die nicht gegen Gottes Gesetz verstoßen. Auf diese Weise können sie als gesetzestreue Bürger untertan sein.
40. (a) Welche Stellung nehmen die bestehenden Gewalten vor Gott ein, obwohl sie von ihm „geordnet“ sind? (b) Haben sie eine vorgesetzte Stellung auf Erden, und warum müssen sich Christen ihnen unterordnen?
40 Auf Grund der biblischen Geschichte und unseres Studiums der biblischen Prophezeiungen, die sich an den Heidennationen erfüllt haben, stellen wir fest, daß wahr ist, was in Römer 13:1 (Schlatter) gesagt wird, nämlich: „Die [Gewalten] aber, die bestehen, sind von Gott geordnet.“ Jehova, der Höchste, ist nicht der Gott der weltlichen Nationen und ihrer „vorgesetzten Gewalten“, und doch überwacht er sie. Dadurch, daß er sie ordnete oder einreihte und die Reihenfolge der Weltmächte bestimmte, verordnete Jehova nicht, daß sie ihm oder seinem Christus vorgesetzt sein sollten. Haben die Obrigkeiten jedoch eine vorgesetzte Stellung auf Erden, wenn auch eine bedingte? Ja, sogar in bezug auf Christen. Es ist ihnen erlaubt, Macht auszuüben. Eine solche Macht haben wahre Christen nicht. Warum nicht? Weil Christen sich nicht an der Politik beteiligen und nicht nach der weltlichen Macht eines Kaisers, Königs, Statthalters oder Bürgermeisters usw. streben. Diese Obrigkeiten gehören zu dieser Welt, die bald, in Harmagedon, vernichtet wird; und die Christen sind kein Teil der zum Untergang verurteilten Welt. Aber so lange Gott diese Gewalten bestehen läßt, müssen sich die Christen ihnen in einem bedingten Maße unterordnen.d
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Der Nutzen der Unterordnung unter die obrigkeitlichen GewaltenDer Wachtturm 1963 | 15. Januar
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Der Nutzen der Unterordnung unter die obrigkeitlichen Gewalten
1. Wie würde sich jemand der Anordnung Gottes in bezug auf die Obrigkeiten widersetzen, und was verhindert Gott nicht, wenn er es tut?
WER wollte sich der Anordnung Gottes bewußt widersetzen? Bestimmt niemand. Das würde man aber tun, wenn man sich der Gewalt, die Gott Männern in hohen Stellungen gewährt, widersetzte. Solcher Widerstand wäre einem aber nicht zum Nutzen. Der Apostel Paulus sagt nach Römer 13:2 (Schlatter): „Daher [wegen der eben erwähnten Dinge aus dem 1. Vers] widersteht der, der sich der Gewalt [Obrigkeit, Lu] widersetzt, der Anordnung Gottes. Die aber, die Widerstand leisten, werden für sich ein Urteil erhalten.“ Da jemand, der sich der Obrigkeit widersetzt, der Anordnung Gottes widersteht, verhindert Gott nicht, daß er von ihr bestraft wird.
2. Warum widersetzte sich Jesus der irdischen Gewalt oder Obrigkeit nicht, und wie wurde er deshalb belohnt?
2 Jesus kannte Gottes Anordnung genau. Daher widersetzte er sich der irdischen Gewalt oder Obrigkeit, selbst als es um sein Leben ging, nicht. Er widersetzte sich nicht dem römischen Statthalter in Jerusalem, dem Gott die Gewalt gewährt hatte, ihn zu töten. Der Statthalter hatte, wie ihm Jesus selbst sagte — nur beschränkte Gewalt. Gottes Gewalt dagegen ist die höchste Gewalt und ist unbeschränkt. (Joh. 19:10, 11; Luk. 20:20) Deshalb berief sich Jesus nicht auf den Kaiser. Er fügte sich der Anordnung Gottes widerstandslos wie ein Lamm und erfüllte dadurch die Prophezeiung aus Jesaja 53:6, 7. (Apg. 8:32, 33) Er wurde nicht wegen Widerstandes gegen die „Gewalt“ oder „Obrigkeit“ zum Tod verurteilt, sondern weil es seinen verleumderischen Anklägern gelang, den Statthalter, der einen religiösen Aufruhr verhüten wollte, zu überreden. Da Jesus den irdischen „obrigkeitlichen Gewalten“, die Gott gewähren ließ, nicht widerstand, wurde er belohnt. Er wurde zu himmlischem Leben auferweckt und empfing einen Thron im Himmel zur Rechten Gottes.
3. (a) Weshalb wurde Jesus umgebracht? Was gebot er seinen Nachfolgern danach trotzdem? (b) Warum widersetzt man sich Gottes Anordnung nicht, wenn man die biblische Botschaft predigt?
3 Jesus wurde umgebracht, weil er die gute Botschaft von Gottes Königreich gepredigt hatte. Er hatte gewußt, daß die Verkündigung dieser Botschaft etwas Rechtes war, obwohl ihn die römische „Gewalt“ deswegen hinrichten ließ. Deshalb sagte er seinen Jüngern, als er ihnen nach seiner Auferstehung erschien, sie sollten diese gute Botschaft von Gottes Königreich weiterverkündigen. Diese Predigttätigkeit, derentwegen er damals sterben mußte, kann nicht als ein Verfehlen, sich den „obrigkeitlichen Gewalten“ dieser Welt unterzuordnen, betrachtet werden. Diese „obrigkeitlichen Gewalten“ können das göttliche Gebot, die gute Botschaft der Rettung zu predigen, das Christus seinen Nachfolgern gegeben hat, nicht aufheben. Sich den weltlichen Obrigkeiten unterzuordnen bedeutet also nicht, aufzuhören, das Wort Gottes zu predigen. Durch diese Predigttätigkeit widersetzt man sich der Anordnung, die Gott für die weltlichen Obrigkeiten getroffen hat, nicht. Predigen heißt Gott gehorchen, von dem alle Gewalt kommt.
4. Warum läßt Gott zu, daß wir wegen der Verkündigung des Königreiches vor Statthalter und Könige geführt werden?
4 Wenn man uns verfolgt, weil wir Gottes Wort predigen, bedeutet das nicht, daß wir uns der weltlichen Obrigkeit widersetzt hätten. Gott läßt zu, daß wir wegen der Verkündigung der guten Botschaft vor Könige, Statthalter und Richter geführt werden, damit wir auch ihnen ein Zeugnis geben und von ihnen, wenn möglich, Hilfe erhalten. Jesus hieß seine Nachfolger daher nicht aufhören zu predigen, wenn sie verfolgt und vor Männer in hohen Stellungen geführt würden. (Luk. 12:11, 12) Sie sollten diese Gelegenheit vielmehr dazu benutzen, das Königreich selbst vor den „obrigkeitlichen Gewalten“ furchtlos zu bezeugen. Sie sollten es als eine Gelegenheit betrachten, ihnen ein Zeugnis zu geben. Jesus sagte: „Auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Nationen zum Zeugnis.“ — Matth. 10:18.
5. Mit welchen Worten erklärten die Apostel, weshalb sie dem jüdischen Gericht nicht gehorcht hatten, und womit handelten sie also in Übereinstimmung?
5 Petrus und die anderen Apostel Christi sagten deutlich, weshalb sie dem Befehl des höchsten jüdischen Gerichts in Jerusalem nicht nachgekommen seien: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“ Die Apostel hatten sich in diesem Fall jenem jüdischen Gericht, das von der römischen Regierung immer noch anerkannt wurde, nicht unrechtmäßig widersetzt. (Apg. 5:29, NW) Sie wußten, daß Gott dieses Gericht selbst beseitigen würde. Deshalb verschworen sie sich nicht dagegen und organisierten auch unter den Christen keinen Aufstand dagegen. Sie suchten es auch nicht durch politische Wühlarbeit unter der Bevölkerung zu beseitigen. In doppelter Hinsicht handelten sie nach Gottes Willen: Sie ordneten sich erstens der von Gott zugelassenen Obrigkeit unter und kamen zweitens seinem Gebot zu predigen nach.
6, 7. (a) Wie haben sich gewisse Religionsgemeinschaften der Christenheit der Anordnung Gottes widersetzt? (b) Wie hat sich die römisch-katholische Kirche in dieser Hinsicht schuldig gemacht, und zwar trotz welcher Behauptung ihrerseits?
6 Gewisse Religionsgemeinschaften der Christenheit haben sich der Anordnung Gottes widersetzt. Wieso? Weil sie sich den von ihm zugelassenen Obrigkeiten nicht unterworfen, sondern sich ihnen widersetzt haben. Wie denn? Indem sie sich in die Politik eingemischt und versucht haben, an die Macht zu gelangen und den Staat zu beherrschen.
7 Wer in Geschichte bewandert ist, weiß, wie sich die römisch-katholische Hierarchie mit dem Papst an der Spitze, stets bemüht hat, eine den „obrigkeitlichen Gewalten“ oder der „Obrigkeit“ (Al; Lu) übergeordnete Stellung einzunehmen. Sie hat versucht, über die weltliche „Obrigkeit“ zu herrschen, statt sich ihr zu unterwerfen, wie es wahre Christen tun. Sie hat mit den Staaten der Christenheit jahrhundertelang einen Machtkampf geführt. Einigen hat sie ihr Kirchenrecht aufgezwungen. Auf ihre Veranlassung hat der Staat Ketzer hingerichtet. Sie hat Aufstände gegen nichtkatholische Regierungen geschürt und den Sturz von Regierungen herbeigeführt, die der Kirche nicht genehm gewesen sind. Sie hat sich mit dem Staat verbunden oder sich gleichsam mit ihm vermählt und darum gekämpft, in dieser Gemeinschaft die Rolle des Mannes oder Hauptes zu spielen, statt sich unterzuordnen wie eine Frau, die ihrem Mann untertan sein sollte. Dabei behauptet sie, die Braut Christi zu sein und den Befehlen, die er ihr zum Beispiel nach Römer 13:1, 2 durch Paulus und nach 1. Petrus 2:13-17, 21-24 durch Petrus gegeben hat, nachzukommen. Die römisch-katholische Kirche erhält daher nun das Urteil, das sie verdient.
8. Welches griechische Wort gebrauchte Paulus an dieser Stelle für „Gericht“, und was zeigt, daß sich dieses Wort nicht nur auf einen künftigen Gerichtstag bezieht?
8 Nach einigen Bibelübersetzungen ziehen sich jene, die sich der Obrigkeit widersetzen, „das Gericht“ zu. (AB; Rösch; Elberfelder Bibel, Fußnote) Mit diesem „Gericht“ kann jedoch nicht das künftige Gericht, das während der Tausendjahrherrschaft Christi durchgeführt wird, gemeint sein. Es handelt sich dabei um ein Urteil, das jetzt von der in der Welt herrschenden „Gewalt“ gefällt wird. Paulus gebrauchte an dieser Stelle das Wort krima. Dem Ausdruck „der Tag des Gerichts“ liegt jedoch durchwegs das Wort krisis zugrunde. Das Wort krima bedeutet ein Urteil, das zu irgendeiner Zeit, von irgendeiner Seite — Mensch oder Gott — über jemanden gefällt werden kann. Zu sagen, dieses Urteil werde erst an einem künftigen Gerichtstag nach Harmagedon gefällt, wäre nicht richtig. In Lukas 24:20 (ZB) lesen wir, daß Jesus „zum Todesurteil [krima] ausgeliefert“ worden sei. Und 1. Korinther 6:7 spricht davon, daß Christen krimata, das heißt „Rechtshändel“ oder „Prozesse“ miteinander führten. — Me, AB.
9. Was für Personen, die sich etwas zuschulden kommen ließen, werden von den weltlichen Obrigkeiten verurteilt, und was muß die Versammlung mit einem ihrer Glieder tun, das gegen das Gesetz verstoßen hat?
9 Personen, die gegen gute Sitten und die öffentliche Ordnung verstoßen, werden von der weltlichen Obrigkeit verurteilt und bestraft, ob sie zur Christenversammlung gehören oder nicht. Sie haben kein Recht, sich über eine solche Bestrafung zu beklagen. Das zeigte auch Paulus durch seine Worte, die er vor dem Richterstuhl des Kaisers sprach. (Apg. 25:11) Die Christenversammlung kann daher kein Glied, das ein Dieb, Schmuggler, Bigamist, Mörder, Verleumder oder Betrüger usw. ist, vor der Bestrafung schützen. Sie muß zulassen, daß solche Glieder von der weltlichen Obrigkeit bestraft werden. Sie haben das Gesetz des Landes übertreten und sich somit der „Gewalt“ oder „Obrigkeit“ widersetzt. Folglich haben sie der Anordnung Gottes widerstanden.
10. Wie muß eine Versammlung gegen einen Rechtsbrecher aus ihrer Mitte vorgehen, und warum?
10 Gott hat der Christenversammlung weder das Gebot noch das Recht gegeben, solche Rechtsbrecher davor zu schützen, von der Obrigkeit des Landes gebührend bestraft zu werden. Wir können die Vollstreckung des Urteils (krima) nicht verhindern, dürfen sie nicht verurteilen oder uns ihr widersetzen, indem wir den Rechtsbrechern helfen oder sie decken. Täte die Christenversammlung das, so würde sie der Anordnung Gottes widerstehen. Darum läßt sie nicht nur zu, daß an Personen, die durch ihr Handeln Schmach auf Gottes Volk bringen, das „Urteil“ (krima) vollstreckt wird, sondern sie entzieht ihnen sogar die Gemeinschaft. Sie möchte nicht, daß ein Urteil über sie gefällt werden müßte, weil sie für die Rechtsbrecher Partei ergriffen oder sie in ihrem Widerstand gegen die weltliche „Obrigkeit“ unterstützt hätte. Sie möchte auch keine Schmach auf sich bringen.
EIN SCHRECKEN FÜR BÖSE WERKE
11. Wer ist unter den in Römer 13:3 erwähnten Regierenden zu verstehen, und für welches „gute Werk“ sind sie kein Schrecken?
11 In Römer 13:3 (Schlatter) lesen wir dann: „Denn die Regierenden sind kein Schrecken für das gute Werk, sondern für das schlechte. Willst du dich vor der Gewalt nicht fürchten? Tue das Gute, und du wirst Lob von ihr haben.“ Unter den hier erwähnten „Regierenden“ sind nicht die unsichtbaren Herrscher dieser Welt, Satan, der Teufel, und seine Dämonen, zu verstehen (Joh. 12:31; 14:30; Eph. 2:2; 6:12, NW), sondern die sichtbaren, irdischen, menschlichen Herrscher! Sie sind kein Schrecken für das „gute Werk“. Dieses „gute Werk“ ist nicht die Verkündigung der guten Botschaft von Gottes Königreich — wiewohl sie das beste Werk ist, das wir tun können. Mit diesem „guten Werk“ sind die guten Werke gemeint, die das Gesetz der „Obrigkeit“ jedem Bürger vorschreibt und die im allgemeinen auch getan werden.
12. Wie zeigte Paulus vor dem Gericht in Cäsarea, daß die römischen Reichsherrscher damals kein „Schrecken“ für die Predigttätigkeit waren?
12 Als Paulus im Jahre 56 seinen Brief an die Christen in Rom schrieb, herrschte immer noch Kaiser Nero. Auf ihn berief sich Paulus auch. Warum legte er bei diesem heidnischen Reichsherrscher Berufung ein? Um die gute Botschaft von Gottes Königreich weiterhin ungehindert predigen zu können, auch in den jüdischen Gebieten. (Apg. 25:8-12; 26:1-7) Somit war Kaiser Nero damals kein „Schrecken“ für das vortreffliche Werk der Verkündigung des Königreiches Gottes. Der vorhergehende Kaiser Claudius (51-54), hatte zwar die Juden, unter ihnen auch Aquila und Priscilla, aus Rom vertreiben lassen. Doch dieses Vorgehen des Kaisers Claudius hatte sich nicht gegen die Christen gerichtet, obwohl sie wegen des Ursprungs ihrer Religion mit den Juden verwechselt werden konnten. — Apg. 11:28; 18:2; Joh. 4:22.
13. Von wem wurden die Christen bis dahin hauptsächlich verfolgt, und obwohl er was war wurde Paulus in Philippi aus dem Gefängnis entlassen?
13 Die organisierte Verfolgung der Christen durch die Heiden, die nach dem Brand der Stadt Rom (64) entstand, war noch nicht im Gange. Somit konnte Paulus mit Recht im Interesse des Predigtwerkes, das die Juden stillegen wollten, bei Kaiser Nero Berufung einlegen. Bis dahin waren die Christen vornehmlich von den Juden verfolgt worden. Die beiden Missionare Paulus und Silas kamen in Philippi, Mazedonien, ins Gefängnis, weil sie von einigen unreellen Geschäftsleuten bei den heidnischen Stadtrichtern verleumdet und als Juden gebrandmarkt worden waren. Paulus berief sich damals mit Erfolg auf sein römisches Bürgerrecht. Er wurde aus dem Gefängnis entlassen, obwohl er ein aktiver Christ war. — Apg. 16:19-21, 37-39, Me.
14. Warum fürchtete sich Paulus nicht, sich auf den Kaiser zu berufen, und wieso bestätigte er dadurch das, was er nach Römer 13:3 über die Regierenden geschrieben hatte?
14 Paulus fürchtete sich daher nicht, sich vor dem Statthalter Festus auf den Kaiser zu berufen, denn er hatte nichts Schlechtes getan, auch wenn er Gottes Wort gepredigt hatte. Er berief sich auf die höchste gerichtliche Instanz des Römischen Reiches, um sein Recht, weiterpredigen zu dürfen, zu verteidigen. Seinen Brief an die Römer schrieb er mehrere Jahre vor seiner Gefangenschaft in Jerusalem und Cäsarea und seiner Überführung nach Rom, wo er bei dem Kaiser Nero persönlich Berufung einlegen sollte. Seine Überführung nach Rom erfolgte ungefähr im Jahre 59 oder fünf Jahre vor dem Brand Roms. Somit konnte er in seinem Brief an die Römer (13:3) noch mit Recht schreiben, daß jene Regierenden in hohen weltlichen Stellungen kein Schrecken für das „gute Werk“ seien, auch nicht für die Verkündigung des Königreiches.
15. Welche Aufgabe hat eine Regierung nach dem Gesetz, und wie bestätigt das selbst die Gesetzsammlung des Hammurabi?
15 „Denn die Regierenden sind kein Schrecken für das gute Werk, sondern für das schlechte.“ Sie sind ein Schrecken für das schlechte Werk, weil sie „Gewalt“ haben. Eine Regierung hat nach dem Gesetz die Aufgabe, schlechte Werke zu verhindern und einzuschränken. Der Regent muß dem Gesetz des Landes entsprechend gegen das Schlechte vorgehen. Die in solchen Gesetzen verankerte Gerechtigkeit ist auf den Einfluß des Gewissens zurückzuführen, das Gott dem ersten Menschen eingepflanzt hat und von dem bei den Gesetzgebern der Menschen noch gewisse Spuren vorhanden sind. Der Regent muß durch sein gerechtes Handeln Personen, die dazu neigen, schlecht zu handeln, eine hemmende Furcht einflößen. Das bestätigt auch das Vorwort zur Gesetzsammlung des heidnischen Königs Hammurabi, der im alten Babylon herrschte. Wir lesen dort in der ersten Spalte: „... zu jener Zeit beriefen sie mich, Hammurabi, den erhabenen Fürsten, den Verehrer der Götter, damit ich dem Recht Geltung verschaffe im Land, Bosheit und Schlechtigkeit beseitige, die Schwachen von der Unterdrückung der Starken befreie ... dem Lande Licht bringe und das Wohl der Menschen fördere.“a
16. Was erwartet das Volk von seinen Regenten? Warum gewährt ihnen Gott Gewalt, und ist der Mißbrauch dieser Gewalt von Gott verordnet?
16 Nicht nur Personen, die in der Organisation Jehovas Gewalt haben, sind ein Schrecken für das schlechte Werk, sondern auch die „obrigkeitlichen Gewalten“ dieser Welt. Alle irdischen Regenten müßten das sein. Auch das Volk, ihre Untertanen, erwarten dies von ihnen. Durch die furchteinflößende Gewalt der Regierenden wird im allgemeinen das Böse unterdrückt. Gott gewährt weltlichen Regenten Gewalt, um ihnen zu zeigen, wieviel oder auch wie wenig Gutes sie tun können im Vergleich zu dem, was das verheißene Königreich Gottes tun wird. Der Mißbrauch irdischer Gewalt ist nicht von Gott verordnet, sondern geht auf den Teufel zurück. Die rechtmäßige Ausübung der Gewalt gereicht dem Volk zum Nutzen, da sie Gesetzlosigkeit und Unordnung einschränkt.
17. (a) Warum brauchen sich Christen wegen ihrer Predigttätigkeit vor der Gewalt oder Obrigkeit nicht zu fürchten? (b) Was ist das Gute, das Christen nach Römer 13:3 tun sollten, um von der Gewalt gelobt zu werden?
17 Übeltäter fürchten sich mit Recht vor der Gewalt oder der Obrigkeit, da deren Gesetze und Verfügungen gewöhnlich veröffentlicht werden. Prediger und Lehrer der guten Botschaft von Gottes Königreich brauchen sich nicht zu fürchten, denn sie tun nichts Unrechtes, sondern nur Gutes. Dennoch beziehen sich die Worte in Römer 13:3 (Schlatter): „Tue das Gute, und du wirst Lob von ihr [der Gewalt] haben“, nicht auf die Verkündigung des Königreiches. Sie beziehen sich auf das Befolgen der guten Gesetze des Landes, die selbst jene Menschen halten, die Gottes Königreich nicht verkündigen. Durch das Lob, das die Obrigkeit gesetzestreuen Untertanen oder Bürgern spendet, fördert sie Ordnung, gute Sitten und rechtes Handeln im allgemeinen. So sprach zum Beispiel der römische Statthalter Festus zu König Herodes Agrippa II. günstig über den Apostel Paulus. — Apg. 25:24-27.
18. Ist es somit etwas Außergewöhnliches, wenn Jehovas Zeugen von zivilen Behörden gelobt werden?
18 Paulus fürchtete sich wegen seiner Predigttätigkeit nicht vor der Obrigkeit. Er schätzte sich glücklich, sich vor König Agrippa und dem Statthalter Festus verantworten zu dürfen. (Apg. 26:1-3; 25:8-11) Heute ist es nichts Außergewöhnliches, wenn die christlichen Zeugen Jehovas von zivilen Behörden gelobt werden. Im zweiten Weltkrieg protestierte der stellvertretende amerikanische Justizminister Francis Biddle gegen die Pöbelausschreitungen, die in vierundvierzig amerikanischen Staaten von irregeführten, fanatischen und voreingenommenen Menschen gegen Jehovas Zeugen unternommen wurden.b Das war ihnen zum Nutzen.
(Fortsetzung dieser Artikelserie in unserer nächsten Ausgabe.)
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