Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Die Unterdrückung wird besiegt
    Erwachet! 1975 | 22. Juni
    • Dies ist eine ungeheuerliche Vergewaltigung der bürgerlichen Grundrechte. So dachte man zur Zeit der Inquisition, als man meinte, die Gerichte seien dazu da, Ketzer aus der Gemeinde zu beseitigen. Unter der Inquisition wurden die Ketzer zu Tode gebracht, während sie in Quebec nur ins Gefängnis gesteckt werden; doch Richter Mercier sähe es anscheinend nicht ungern, die schwerere Strafe wiederaufleben zu lassen. Er soll gesagt haben, daß er jedem Zeugen Jehovas ,mindestens lebenslänglich‘ gönnen würde, wäre dies möglich.“

      Ein Schock für viele Kanadier

      Für viele Kanadier war es ein Schock, von der Verfolgung der Zeugen Jehovas zu erfahren. Der Glaube und die Standhaftigkeit dieser Minderheit angesichts solch erdrückenden Widerstandes brachten ihnen die Achtung vieler Leute ein.

      Jack Karr, ein bekannter Journalist, berichtete in der Torontoer Zeitung Star vom 26. Dezember 1946:

      „Es kostet schon Mut, heutzutage in der Provinz Quebec Zeuge Jehovas zu sein, denn die Zeuge sehen sich dem Haß, dem Argwohn und der Verachtung der allgemeinen Bevölkerung gegenüber. Doch nur wenige Quebecer wissen anscheinend so recht, weshalb sie die Zeugen eigentlich hassen und verachten, außer weil ihnen die Regierung gesagt hat, sich vor ihnen in acht zu nehmen.

      Wenn es aber für einen Nichtquebecer schon schwer ist, hier ein Zeuge zu sein, so muß es für jene Quebecer, die ihren Glauben verleugnet und sich der Bewegung angeschlossen haben, um ein Vielfaches schwerer sein. Sie haben ihre Freunde verloren und sind praktisch von ihren Nachbarn aus der Gesellschaft ausgestoßen worden. Es heißt, daß ihre ehemaligen Freunde ihnen jetzt nachspionieren und Informationen über ihre Tätigkeit weiterleiten. Wenn Zusammenkünfte abgehalten werden, ist die ganze Nachbarschaft voller Feindseligkeit und spioniert unverhohlen.

      Daher ist es für einen Außenstehenden manchmal etwas schwierig, die Tragweite dieser Situation zu verstehen und völlig zu begreifen, daß so etwas tatsächlich in Kanada geschieht. Der Betrachter mag weder mit den Lehren der Zeugen noch mit den Methoden, die sie anwenden, um ihre Ziele zu erreichen, ganz übereinstimmen, doch nachdem er sie genauer kennengelernt hat, gewinnt er wenigstens einen enormen Respekt vor dem Mut und der Zähigkeit, mit der sie für ihre Rechte eintreten. ...

      Kurz gesagt, haben die Zeugen Jehovas, eine kleine Gruppe von 200 Leuten, das alte Quebec ganz schön in Aufregung versetzt. Und in einer Stadt, deren Bevölkerung zu 90 Prozent französisch spricht und zu 95 Prozent katholisch ist, werden ihre Versammlungen den Versammlungen der ersten Christen im Rom zu Zeiten Neros immer ähnlicher.“

      Und was brachten alle diese Leiden ein?

      Von 1949 bis 1959 errangen Jehovas Zeugen fünf wichtige Siege vor dem Obersten Gerichtshof Kanadas und machten so den bösartigen Angriff, den Kirche und Staat auf sie unternommen hatten, unwirksam. In diesen Musterfällen vor dem Obersten Gerichtshof wurden Grundsätze aufgestellt, mit deren Hilfe dann Hunderte anderer Verfahren eingestellt werden konnten.

      Die letzten beiden größeren Streitfälle wurden im Jahre 1959 gewonnen. Bei dem einen handelte es sich um eine Privatklage gegen Maurice Duplessis, die von einem Zeugen Jehovas erhoben worden war, der Restaurantbesitzer in Montreal war. Man hatte ihm die Lizenz für den Alkoholausschank entzogen, weil er für viele der angeklagten Zeugen Jehovas Kaution gestellt hatte. Der Oberste Gerichtshof Kanadas machte Duplessis persönlich für den Schaden haftbar. Duplessis starb, drei Monate nachdem er die vom Gericht festgesetzte Strafe bezahlt hatte.

      Bedeutung der Entscheidungen anerkannt

      Führende Fachleute auf dem Gebiet des Verfassungsrechts in Kanada haben den Wert und die Bedeutung dieser Entscheidungen und des mutigen Einsatzes der Zeugen Jehovas anerkannt und wohlwollend kommentiert. Der jetzige Premierminister Kanadas, Pierre Elliott Trudeau, stellte in seinem Buch Federalism and the French Canadian fest: „In der Provinz Quebec sind Jehovas Zeugen ... von unserer ganzen Gesellschaft verhöhnt, verfolgt und gehaßt worden; aber sie haben es fertiggebracht, mit legalen Mitteln gegen Kirche, Regierung, Nation, Polizei und die öffentliche Meinung anzukämpfen.“

      Professor Frank Scott von der McGill-Universität bespricht in seinem Buch Civil Liberty and Canadian Federalism den Fall Lamb gegen Benoit: „Der Fall Lamb ist lediglich ein weiteres Beispiel von Polizeiunrecht, doch er gehört zu dem traurigen Bild, das in den letzten Jahren von Quebec nur zu oft bekanntgeworden ist. Fräulein Lamb, wiederum eine Zeugin Jehovas, wurde gesetzwidrig verhaftet und über das Wochenende eingesperrt, ohne daß irgendeine Anklage gegen sie erhoben wurde. Man gestattete ihr nicht, einen Rechtsanwalt anzurufen, und bot ihr dann die Freilassung unter der Bedingung an, daß sie eine Erklärung unterzeichne, in der sie die Polizei von aller Verantwortung für die Art und Weise, wie man sie behandelt hatte, freispreche. Wenn man solch einen Fall liest, fragt man sich, wie viele andere unschuldige Opfer die Polizei ähnlich behandelt hat, die aber nicht den Mut und die Rückendeckung hatten, den Rechtsfall bis zum Sieg durchzukämpfen, der in diesem Beispiel zwölfeinhalb Jahre nach der Verhaftung erreicht wurde. Wir sollten dankbar sein, daß wir in unserem Land einige Opfer staatlicher Unterdrückung haben, die für ihr Recht kämpfen. Ihr Sieg ist unser aller Sieg.“

  • Quebec schreitet voran: Die lautlose Revolution
    Erwachet! 1975 | 22. Juni
    • Quebec schreitet voran: Die lautlose Revolution

      INNERHALB von sechs Monaten nach Duplessis’ Tod im Jahre 1959 wurde seine Regierung abgesetzt. Ramsay Cook schrieb in seinem Buch Canada and the French Canadian Question: „Durch Duplessis’ Tod wurde das letzte Hemmnis beseitigt, das die schwelende Unzufriedenheit im französischsprachigen Kanada länger als ein Jahrzehnt zurückgehalten hatte. Man kann sogar bezweifeln, ob selbst Duplessis diese Unzufriedenheit noch lange Zeit hätte niederhalten können, denn die sozialen und wirtschaftlichen Kräfte, die am Werk waren, waren viel zu stark.“

      In einer Schilderung dieser Zustände schrieb Pierre Elliott Trudeau (selbst ein Katholik) über die Notwendigkeit der „Befreiung des Gewissens, das von einer bürokratisierten und bildungsfeindlichen Kirche drangsaliert wurde“, und davon, „Menschen zu befreien, die durch eine autoritäre und veraltete Tradition erdrückt wurden“. Er wies darauf hin, daß es in Quebec noch nie besonders viel Freiheit gegeben habe, und fügte hinzu: „Um das Jahr 1960 herum schien es, daß die Freiheit schließlich doch den Sieg erringen würde ..., und das in solchem Maße, daß die Generation, die 1960 volljährig wurde, die erste in unserer Geschichte war, die eine wenigstens einigermaßen vollständige Freiheit in Aussicht gestellt bekam. Der Dogmatismus der Kirche und des Staates, der Tradition, der Nation war überwunden.“

      Die Wende

      Die „Abkehr vom Alten“ brachte in vielfacher Hinsicht neue Entwicklungen. Das Jahr 1960 stellte die Wende dar; es war ein Sprung vorwärts, der so plötzlich kam, daß man ihn allgemein als die „lautlose Revolution“ bezeichnet.

      Es begann ein neues Zeitalter der Informationsfreiheit und der geistigen Freiheit. Zeitungen und andere Nachrichtenmittel fingen an, die Wirklichkeit und ihre Probleme zu behandeln, anstatt alles so zurechtzustutzen, daß damit der Katholizismus und der Status quo geschützt wurden. Die Soziologen, die an der Studie Canada 70 beteiligt waren, sagten dazu: „Die Gründung eines Bildungsministeriums im Jahre 1964 bedeutete das Ende des Einflusses der Kirche auf Bildung und Erziehung,

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen