Der Ami-Stamm von Südost-Formosa
Von einem Missionar der Watchtower Society in Japan
SIE werden „unzivilisiert“ genannt, was uns wundern läßt, wie wohl das Wort „Zivilisation“ definiert werden sollte. Allerdings leben sie auf primitive Weise von Reis und verschaffen sich nur gelegentlich Abwechslung mit gewissen Fleischarten, Eiern und tropischen Früchten. Große Familien von verschiedenen Generationen leben eingeengt in strohbedeckten Hütten. Sie haben in erzieherischer oder medizinischer Hinsicht nicht teil an den Wohltaten der westlichen Welt, und doch sind sie viel, viel glücklichere Menschen als jene des Westens. Einer aus ihren Reihen, ein Diener Gottes Jehovas, beschreibt sie wie folgt:
„Statt einer Kenntnis der Buchstaben haben die Glieder des primitiven Stamms der Ami ein scharfes Wahrnehmungsvermögen, Überlegtheit und Verstandeskräfte. Ist ihnen einmal etwas gesagt worden, so vergessen sie es nicht mehr. So ist es bei ihnen von Geburt an und es ist bei ihnen ganz natürlich. Was Tiefe der Gefühle betrifft, sind sie ein besonderes Volk. Verglichen mit anderen Menschen, sind sie einfach und ehrlich. Wenn sie das erste Mal etwas von Gottes Königreich und der Hoffnung auf ewiges Leben hören, haben sie ein besonderes Interesse dafür.
Da sie unzivilisiert sind, sind sie anders als diese komplizierte moderne Welt. Ihr Gebiet weltlichen Wissens ist begrenzt, aber sie sind eine zufriedene Gruppe Menschen von kühlem Kopf, die in enger Naturverbundenheit leben.
Beim Predigen der Bibel von Haus zu Haus nehmen reife Evangeliumsdiener mit Schulbildung die Analphabeten mit. Manche, die zuhören, können ebenfalls nicht lesen und schreiben, und so erhalten die Menschen guten Willens von Taiwan ihr Verständnis nicht gleich wie jene, die lesen und schreiben und Bibelstellen nachschlagen können. Im allgemeinen muß man mit jenen, die die japanischen Schriftzeichen nicht lesen können, einfach reden und weiterreden. Sie hören gut zu, ohne uns zu unterbrechen und verbinden die Worte in ihren Herzen, und in ihrem Sinn überlegen sie still. Auch wenn sie die Botschaft nie zuvor gehört haben, verstehen sie sie gut. Nachdem sie zugehört haben, suchen sie nicht Einwände zu erheben, sondern sie stellen Fragen über das Gehörte. Dann öffnet der Evangeliumsdiener seine Bibel und erklärt die Sache weiter. Selbst solche, die lesen und schreiben können, lieben es, zuerst einen Vortrag vom Evangeliumsdiener anzuhören. Dann stellen sie ihre Fragen, und die Antworten werden aus der Bibel gegeben.
Unsere Tätigkeit von Haus zu Haus führt zu Heimbibelstudien. Wenn wir ein Bibelstudium in einem Hause abhalten, wird die Familie in zwei Gruppen, in jene, die lesen und jene, die nicht lesen können, geteilt. Die Menschen guten Willens mit Elementarbildung werden durch die übliche Studienmethode unterwiesen. Im Studium mit denen, die nicht lesen können, verwendet der Evangeliumsdiener das japanische Buch ‚Gott bleibt wahrhaftig‘ oder den Wachtturm. Zuerst liest der Evangeliumsdiener den Stoff in Japanisch vor. Dann übersetzt er ihn und erklärt ihn im Ami-Dialekt. Auf diese Erklärung hin stellt er die Frage und läßt sie dann durch sie beantworten. Auf diese Weise wird an einem Abend stundenlang ernstlich studiert. Indes sind die Ergebnisse dieser mündlichen Erklärung gut und den Umständen in Taiwan entsprechend. Indem wir unablässig die gute Botschaft so predigen, mehren sich die Menschen guten Willens überall, und zwar weit mehr, als wir uns bewußt werden.“
Unzivilisiert? Selbstische Weltlinge mögen sie so bezeichnen. Aber der Ami-Stamm besteht nicht aus Leuten, die ihren Sinn vollgestopft haben mit den Philosophien und dem ehrgeizigen Streben dieser verderbten Welt voll Gewalttat. Sie nehmen die einfachen, ewigen Wahrheiten des Wortes Gottes in sich auf und tun dies so eifrig, daß ihre Zahl von durchschnittlich etwas mehr als 300 tätigen Dienern Gottes des letzten Jahres im Jahre 1953 auf 1205 angestiegen ist.