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Ein Polygamist entscheidet sich für ein besseres ErbeErwachet! 1976 | 22. April
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auch ich selbst. Jetzt kenne ich kein höheres Ziel, als anderen zu helfen — auch meiner Frau und meinen Kindern —, so zu handeln, daß sie den Namen Gottes ehren, damit uns allen gemeinsam dieses bessere Erbe, das ewige Leben, zufallen wird.
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Warum sie Terror verbreitenErwachet! 1976 | 22. April
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Warum sie Terror verbreiten
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Deutschland
EIN bekanntes Gesicht blickte von Hunderten von Wahlplakaten herab, die in der ganzen Stadt aufgehängt waren. Peter Lorenz war Bürgermeisterkandidat in West-Berlin, und sein Motto war die Sicherheit. „Mehr Tatkraft schafft mehr Sicherheit“, hieß es auf den Wahlplakaten. „Berliner leben gefährlich. ... Die Kriminalität in unserer Stadt steigt an“ war auf den Flugblättern zu lesen, die von Lorenz’ Partei verteilt wurden.
Doch dann, kurz vor dem Wahltag, war das gleiche bekannte Gesicht in Tausenden von Zeitungen in der ganzen Stadt zu sehen — diesmal erschöpft, gekennzeichnet von Drogen und ohne die gewohnte Brille. „Peter Lorenz — Gefangener der Bewegung 2. Juni“, prahlte das Schild vor seiner Brust. Er war ein Opfer des Terrors geworden, gegen den er zu Felde gezogen war. Er wurde erst dann freigelassen, nachdem die Bundesregierung allen Forderungen seiner Entführer nachgekommen war.
Politischer Terror und Gewalttat haben sich wie eine Krankheit über die ganze zivilisierte Welt verbreitet. Ja, noch in der gleichen Woche, in der Lorenz als Geisel genommen wurde, berichteten deutsche Zeitungen über Fälle von politischer Gewalttat in anderen Teilen der Welt:
Argentinien: „Argentinische Extremisten haben den von ihnen entführten amerikanischen Honorarkonsul John Patrick Egan in Cordoba erschossen.“
Südfrankreich: „Bei einer Serie von sechs Bombenanschlägen in Südwestfrankreich ist in der Nacht zum Montag erheblicher Sachschaden angerichtet worden.“
Kenia: „Die einst friedliche Hauptstadt Nairobi lebt im Schatten des Terrors. Bei einem Bombenanschlag auf einen Überlandbus wurden in der Stadt 27 Personen getötet. 36 Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht.“
Rom: „In einer blutigen Straßenschlacht zwischen links- und rechtsextremistischen Jugendlichen ist am Freitag in Rom ein Demonstrant durch Kopfschuß lebensgefährlich verletzt [worden].“
Nordirland: „Trotz der Waffenruhe wurden gestern nacht in Belfast wieder zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt.“
Israel: „Mit einem Blutbad endete Donnerstag früh der Überfall arabischer Terroristen auf ein Hotel in Tel Aviv. ... 14 Menschen [kamen] ums Leben.“
Und all das innerhalb einer Woche! Kein Wunder, daß sich besorgte Menschen fragen: „Wo wird das noch enden?“ und: „Kann denn keiner etwas dagegen unternehmen?“ Der deutsche Bundeskanzler, Helmut Schmidt, warnte jedoch das Bonner Parlament: „Der Rechtsstaat kann keinen absoluten Schutz vor Terrorismus und vor anarchistischer Gewalttätigkeit bieten ... Auch Militär- und Polizeidiktaturen sind nicht in der Lage, dagegen einen Schutz zu bieten.“ Auf der Suche nach einer Lösung fragte der Berliner Tagesspiegel:
„Wo blieb die Weltorganisation der Vereinten Nationen oder wenigstens die internationale Solidarität der betroffenen Länder, wenn es darum ging, die Herausgabe oder doch zumindest die Bestrafung politischer Mörder, Geiselnehmer und Flugzeugentführer zu verlangen? Das Übel wird unausrottbar sein, solange es nicht an dieser Wurzel gepackt werden kann.“
Das stimmt, aber was sind wirklich die Wurzeln des Terrors? Läßt sich das Problem dadurch lösen, daß Terroristen gerichtlich verfolgt werden? Ein Blick hinter ihre Gewalttaten zeigt, daß die Wurzeln tiefer sitzen.
Der Weg zur Gewalttat
Idealistischen jungen Menschen braucht man nicht zu sagen, daß mit der Gesellschaft, in der sie leben, etwas nicht stimmt. Die Notwendigkeit einer Änderung ist offensichtlich. Doch oft blieb ihr Protest ohne Wirkung auf die tiefeingewurzelten Systeme. Die Protestwelle, die in den Industrienationen des Westens während der 1950er Jahre begann, war zunächst friedlich. „Verbietet die Bombe!“ war der Ruf der Teilnehmer an den Ostermärschen von Aldermaston in England, an den sich heute noch so mancher erinnern kann. Aber die Bombe wurde nicht verboten. Statt dessen hat die nukleare Aufrüstung nie gekannte Ausmaße erreicht.
Ähnliche Enttäuschungen in Verbindung mit dem Vietnamkrieg, den Bürgerrechten und anderen Streitfragen gaben aktiveren Formen des Protests Nahrung. Der anscheinende Erfolg der revolutionären Gewalttat in Ländern wie China und Kuba bestärkte viele Protestierer immer mehr in ihrem Glauben, eine Änderung ließe sich nur durch den gewaltsamen Sturz der Herrschenden erreichen.
„Macht kaputt, was euch kaputtmacht!“ war der revolutionäre Aufruf protestierender Berliner Studenten in den 1960er Jahren. Da es dem Staat nicht gelungen war, die gesellschaftlichen Probleme zu lösen, kamen sie zu dem Schluß, er müsse beseitigt und ersetzt werden — wenn nötig, durch Gewaltmaßnahmen. Die Gruppe, die den Bürgermeisterkandidaten Lorenz entführte, sagte, daß „Worte und Forderungen nichts nützen, um das, was in diesem Lande falschläuft, zu verändern ... Nur durch Gewalt und Waffen wird der Faschismus weggefegt.“
Der bekannte deutsche Journalist Fritz René Allemann erklärte ihre Strategie wie folgt: „Der Terror — bald in gröbsten und brutalsten Formen angewandt, bald raffiniert und fast spielerisch verfeinert — sollte die Oberschichten reizen und die Unterschichten aus ihrer Lethargie und ihrer fatalistischen Ergebenheit aufrütteln, indem man ihnen klarmachte, daß die Herrschenden nicht länger unantastbar seien.“
Die Methoden des modernen Terrors, bisher nur bekannt aus den Religionskämpfen Nordirlands und den „Befreiungskämpfen“ völkischer Minderheiten, begannen sich auf diese Weise in den Wohlstandsländern der westlichen Welt auszudehnen. „Stadtguerillas“ operieren in den modernen, zum Dschungel gewordenen Großstädten, die mit ihren Hochhaussiedlungen und unpersönlichen Straßen reichlich Unterschlupf und Deckung bieten. Zu ihren exakt geplanten, blitzartigen Attacken gehören Banküberfälle, Bombenattentate und „Exekutionen“ unbeliebter Politiker sowie Entführungen prominenter Persönlichkeiten, um Lösegelder zu erpressen oder um die Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen zu erzwingen.
Unterdessen hat ein anderer, oft übersehener Faktor sehr zu diesem Klima der Gewalttat beigetragen. Welcher ist das?
Die Rolle der Geistlichkeit
Religiöse Personen mögen sich allen Ernstes fragen, warum es der Religion nicht gelungen ist, der politischen Gewalttat Einhalt zu gebieten. Ist das Christentum nicht gegen Gewaltanwendung? Fordert es die Menschen nicht vielmehr auf, ihre Mitmenschen zu lieben?
Heinrich Albertz, ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin, evangelischer Gemeindepfarrer und Mitglied der Kirchensynode, weist uns auf die Antwort hin. Gegen Ende 1974 gab er in einem Fernsehinterview zu: „Das Schlimme ist nur ..., daß wir alle mitschuldig an dieser Entwicklung sind, denn es sind ja alles unsere Söhne und Töchter.“ Seine Worte werden durch die Tatsache bekräftigt, daß einer der vier angeklagten Rädelsführer der berüchtigten Baader-Meinhof-Terrororganisation, der fünf Fälle von Mord und zahlreiche Fälle von versuchtem Mord, Bankraub, Brandstiftung, Bombenanschläge, Fälschung und schwerer Diebstahl angelastet werden, die Tochter eines protestantischen Geistlichen ist.
Die meisten katholischen und evangelischen Geistlichen würden zwar nicht offen sagen, daß sie Gewalttat und Terror befürworten. Doch der Beitrag, den diese Geistlichen zum Terrorismus leisten, läßt sich weniger an ihren Worten als an ihren Taten ermessen. Sie sind wie Eltern, die ihrem Kind das Rauchen verbieten, ihm aber nicht den Grund dafür erklären und gleichzeitig selbst weiter rauchen — und dadurch zu einer falschen Handlungsweise ermuntern. Geistliche mögen daher verurteilen, was Terroristen tun, aber sie selbst haben den Boden kultiviert, in dem der Same des Terrors und der Gewalttat Wurzeln geschlagen hat und aufgegangen ist. Wieso?
Nun, man denke nur an die Methoden, die religiöse Führer in den Jahrhunderten des Mittelalters anwandten, als sie noch stark genug waren, um dem Staat ihren Willen aufzuzwingen. Sind die blutigen Kreuzzüge, die furchtbaren Inquisitionen, die Verbrennungen von „Ketzern“, „Bekehrungen“ mit dem Schwert und andere gewalttätige Praktiken nicht genügend Beweis dafür, daß sie nicht gegen Terror und Gewalttat waren, wenn es zu ihrem Vorteil gereichte? Hat sich mit der Zeit diese zugrundeliegende Gutheißung von Gewalttat geändert?
Die Geschichte zweier Weltkriege, die im Herzen der Christenheit ausbrachen, antwortet mit Nein. Die Tatsachen zeigen, daß politische Führer auf beiden Seiten in beiden Auseinandersetzungen mit der eifrigsten Unterstützung der Kirchen rechnen konnten, als sie ihre jungen Männer aussandten, um Gewalttaten zu begehen. So sagte der britische Brigadegeneral Frank P. Crozier: „Die christlichen Kirchen verstehen es ausgezeichnet, die Mordlust zu wecken, und wir haben sie fleißig dazu benutzt.“ Der religiöse Terror in Nordirland ist ein modernes Beispiel für diesen Trend zur Gewalttat in der Christenheit, ganz gleich, wieviel die Geistlichen von Frieden reden.
Für einige Geistliche war es somit nur ein kurzer Schritt von der Unterstützung der Gewalttätigkeit des Krieges unter dem Motto „Für Gott und Vaterland“ zur Befürwortung der Gewalttat zur Förderung politischer Ziele, die einige für „gerecht“ halten. Der presbyterianische Studentenpfarrer Henry W. Malcolm befürwortete dies in der Zeit radikaler Studentenrevolten gegen den Vietnamkrieg mit den Worten:
„Diejenigen, die sich darüber beschweren, daß sich die Geistlichkeit in Streitfragen der Öffentlichkeit einmischt, wie zum Beispiel in bezug auf Politik, Wirtschaft, Armut, Krieg und Frieden, verstehen in Wirklichkeit nicht die Geschichte des geistlichen Dienstes. ... sie sind es, die den sichtbaren Beweis für die grundlegendsten Lehren ihres Glaubens geben. Und diese Tatsache entgeht den radikalen Studenten unserer Nation nicht.“
Darauf zeigte Malcolm, daß sich Geistliche nicht nur mit Worten in politische Bewegungen einmischen sollten:
„Wenn das auch bedeutet, daß etwas unternommen werden muß, um die gelenkte Gesellschaft in eine freiere Gesellschaft zu verändern, dann muß auch das versucht werden. Alles in allem ist das der Grund, warum sich der Studentenpfarrer mit radikalen Studenten befassen muß.“
Es häufen sich die Berichte über Geistliche, die sich für die „Befreiungs“-Bewegungen auf der ganzen Erde einsetzen. Viele befürworten den Umsturz „bedrückender“ Systeme nicht nur mit Worten, sondern greifen selbst zur Gewalttat. Auf diese Weise geben sie der Gewalttat eine moralische Rechtfertigung als entspräche sie dem Willen Gottes. Typisch sind die Worte des kolumbianischen katholischen Priesters Camillo Torres, der vor einigen Jahren im Verlauf eines Feuergefechtes von Regierungstruppen getötet wurde:
„Revolution heißt: eine Regierung einsetzen, die den Hungernden zu essen gibt, die Nackten kleidet und die Unwissenden unterrichtet, kurz, Liebe übt ... Aus diesem Grunde ist die Revolution dem Christen nicht nur gestattet, sondern sie ist seine Pflicht, wenn sie die einzige wirksame und hinreichende Möglichkeit ist, die Liebe zu allen durchzusetzen.“
Kann man der Jugend von heute einen Vorwurf machen, daß sie sich zu dem Glauben verleiten ließ, sie könne durch ihre eigenen Bemühungen eine gerechte Gesellschaft schaffen — und sie handle im Einklang mit dem Willen Gottes, der nicht selbst handeln könne oder wolle? William F. Starr, ein protestantischer Berater an der Columbia-Universität, wies auf die Ansicht des im Dritten Reich hingerichteten protestantischen Theologen Dietrich Bonhoeffer hin, „die Welt selbst, der Mensch selbst, wie er in der Welt lebt, erfülle Bedürfnisse und löse Probleme, nicht Gott“. Starr fügte hinzu: „Als Bonhoeffers Zuhörer wiederholen wir seine Aufforderung, man dürfe nicht verlangen, daß Gott etwas tut, was der Mensch für sich selbst und füreinander tun kann.“
Wenn der Mensch tatsächlich auf sich selbst angewiesen ist, scheint der Ruf „Macht kaputt, was euch kaputtmacht!“ vielen eine legitime Antwort auf ihre Enttäuschung über das Versagen menschlicher Regierungen zu sein. Aber ist er das wirklich?
Die wahre Lösung
Es wäre naiv zu glauben, Terroristen hätten in all ihren Schlußfolgerungen unrecht. Statt die Realität zu ignorieren, erkennen sie, daß es die gegenwärtigen Systeme nicht fertigbringen, die politischen, wirtschaftlichen, rassischen und umweltbedingten Probleme zu lösen. Aber ist ihre Lösung — die gewaltsame Ersetzung des gegenwärtigen Systems durch ein anderes ihrer eigenen Wahl — die richtige? Oder würde man dadurch lediglich eine Form der Bedrückung durch unvollkommene Menschen gegen eine andere eintauschen?
Was haben dagegen diejenigen zu bieten, die es befürworten, „in dem System“ zu arbeiten? Soviel sie auch reden und tun, muß man sich doch fragen: Entwickeln sich die Weltverhältnisse in die richtige Richtung? Die wachsende Zahl verarmter, arbeitsloser, ungebildeter, hungernder und obdachloser Menschen — und jetzt noch die zunehmende Zahl von Flüchtlingen — zeigt deutlich, daß die Antwort Nein ist.
Haben unvollkommene Menschen nicht gründlich bewiesen, daß sie nicht die notwendigen weltweiten Veränderungen herbeiführen können, um der ganzen Menschheit Frieden und Glück zu bringen? Doch was wäre, wenn die Veränderung von außerhalb des menschlichen Bereichs käme, von jemandem, der die Macht hat, alle sich befehdenden, selbstsüchtigen, nationalistischen Herrscher von heute zu stürzen und sie durch eine Weltregierung zu ersetzen, die wirklich den Interessen der gesamten Menschheit dienen würde? Aus Prophezeiungen der Bibel geht hervor, daß der Schöpfer der Menschheitsfamilie genau das vorhat:
„In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich [eine Regierung] aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen“ (Dan. 2:44).
Die Bibel zeigt auch, daß dann eine völlig neue Ordnung dasein wird, deren Grundlagen Friede, Gleichheit und brüderliche Liebe sein werden — Dinge, die von vielen, die das gegenwärtige System verändern möchten, herbeigewünscht werden. (Siehe 2. Petrus 3:13; Offenbarung 21:1-5.)
Die Geistlichkeit hat es versäumt, der heutigen Jugend diesen Vorsatz Gottes bekanntzumachen. Sie trägt daher eine schwere Verantwortung dafür, daß Radikale irregeführt worden sind und einen Weg des Terrors und der Gewalttat eingeschlagen haben. Sie hätte viel dazu beitragen können, das Aufkommen des Terrorismus zu verhindern, wenn sie ihren Auftrag erfüllt hätte, junge Menschen in den großartigen Vorsätzen Gottes zu unterweisen, statt zu sagen, der Mensch müsse seine Probleme selbst lösen. Wer Gottes Vorsätze nicht berücksichtigt, kann nur das ernten, was auch die Israeliten der alten Zeit ernteten, als sie Gott außer acht ließen:
„Man hoffte auf Frieden, aber nichts Gutes kam, und auf eine Zeit der Heilung, und siehe! Schrecken!“ (Jer. 14:19).
Geschieht heute nicht genau das? Wäre es daher nicht weise, die begrenzten Lösungen, die unvollkommene Menschen ersinnen, zu verwerfen und die weltumfassende Lösung anzuerkennen, die Gott durch sein Königreich bringen wird? Erst dann wird die ersehnte Zeit des Friedens, des Rechts und der Gerechtigkeit, die der aufrichtige Traum auch vieler Terroristen ist, Wirklichkeit werden.
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