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Überraschende neue Beweise kommen ans Licht!Der Wachtturm 1978 | 1. August
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kleine Teile davon in Aramäisch. Als die Juden jedoch in die Länder des Altertums zerstreut wurden, fingen sie an, Griechisch zu sprechen, das damals die internationale Sprache war. Deshalb begann man um das Jahr 280 v. u. Z., die Hebräischen Schriften ins Griechische zu übersetzen. Das Ergebnis ist die als Septuaginta (LXX) bekannte griechische Wiedergabe.
Als Jesus seinen Dienst antrat, war diese Übersetzung unter griechisch sprechenden Juden sehr gebräuchlich. Die Apostel lassen durch den Wortlaut ihrer Schriften erkennen, daß sie mit der Septuaginta vertraut waren, und sicherlich war Jesus es auch.
Enthielt diese griechische Übersetzung aber den Namen Gottes? Die vollständigsten Manuskripte der Septuaginta, die erhalten geblieben sind, stammen aus dem 4. Jahrhundert u. Z. Sie enthüllen eine erstaunliche Tatsache. Überall, wo in der hebräischen Bibel das Tetragrammaton stand, wurde es in der griechischen Septuaginta durch die Worte „Gott“ (Theos) und „Herr“ (Kyrios) ersetzt. Die Gelehrten haben daher die Ansicht vertreten, daß Jesus und seine Apostel den persönlichen Namen Gottes nicht gebrauchten. Man hat behauptet, sie seien beim Vorlesen oder Zitieren aus den Hebräischen Schriften dem damaligen Brauch gefolgt, als Ersatz die Wörter für „Herr“ oder „Gott“ zu lesen. Die Septuaginta, die sie gebrauchten, hätte nicht einmal den Namen Gottes enthalten.
Die meisten Theologen hielten recht zuversichtlich an dieser Ansicht fest. Was zeigt nun aber der Fund aus der „Höhle der Schrecken“?
DER HINWEIS AUS JUDÄA
Behalte im Sinn, daß die „Höhle der Schrecken“ in der Wüste Juda einige Bruchstücke einer Lederrolle der zwölf Kleinen Propheten barg, die ungefähr zur Zeit der Geburt Jesu aufgezeichnet worden war. Sie war in Griechisch geschrieben und hatte die Form der Septuaginta. Wie verhält es sich aber mit dem Namen Gottes? Beachte die nebenstehende Reproduktion.
Die Fragmente aus der Wüste Juda enthalten den Namen Gottes in einer althebräischen Schrift. Obwohl es sich um einen griechischen Text handelt, wurde der Name Gottes in hebräischen Buchstaben beibehalten. Man hatte das Tetragrammaton nicht durch den griechischen Titel Kyrios ersetzt, wie das in Septuaginta-Handschriften späterer Jahrhunderte der Fall ist.
In noch neuerer Zeit lenkte dann ein anderer wichtiger Fund die Aufmerksamkeit auf sich. Auch dieser ist für die Frage von Bedeutung, ob der Name Gottes in deiner Bibel stehen sollte und ob du ihn daher gebrauchen solltest. Dieser Fund wurde in Kairo gemacht.
DER HINWEIS AUS ÄGYPTEN
Es handelt sich dabei um mehrere Fragmente einer alten Papyrusrolle des 5. Buches Mose, die unter dem Namen „Papyrus Fouad 266“ registriert worden sind. Obgleich diese Bruchstücke bereits in den 1940er Jahren entdeckt worden sind, standen sie der Gelehrtenwelt für Forschungszwecke nicht zur Verfügung.
Im Jahre 1950 wurden in der New World Translation of the Christian Greek Scriptures zum erstenmal Fotografien mehrerer dieser seltenen Fragmente veröffentlicht. Noch während der 1950er und 1960er Jahre war den meisten Experten der Zutritt zu den Fragmenten selbst verwehrt, und es erschienen in keiner anderen wissenschaftlichen Veröffentlichung Reproduktionen bzw. Analysen aller dieser Fragmente. Das geschah erst in dem Werk Études de Papyrologie, Jahrgang 1971. Aber was war an diesen Fragmenten so außergewöhnlich? Und was haben sie mit dem Gebrauch des Namens Gottes zu tun?
Der Papyrus Fouad 266 wurde im zweiten oder ersten Jahrhundert v. u. Z. aufgezeichnet, und zwar nicht in Hebräisch, sondern in Griechisch. Sieh dir die unten abgebildeten Muster etwas näher an. Erkennst du, daß der Text zwar in griechischer Sprache abgefaßt ist, doch das Tetragrammaton in hebräischer Quadratschrift wiedergegeben wird? Der Abschreiber dieser Papyrusrolle ersetzte es also auch nicht durch die griechischen Wörter für „Herr“ (Kyrios) oder „Gott“, sondern gebrauchte mitten im griechischen Text über 30mal das Tetragrammaton in hebräischen Buchstaben.
Dr. Paul E. Kahle (Oxford) erklärte, diese Fragmente enthielten „vielleicht den reinsten Septuaginta-Text von 5. Mose, der uns überliefert worden ist“. Und in der Schriftenreihe Studia Patristica führt er aus: „Wir haben hier einen griechischen Bibeltext vor uns, der den Text der Septuaginta in einer zuverlässigeren Form bietet als der Codex Vaticanus und der zugleich mehr als 400 Jahre vor dem Vaticanus geschrieben worden ist.“ Außerdem ist darin wie in den griechischen Fragmenten der zwölf Propheten aus der Wüste Juda der persönliche Name Gottes beibehalten worden. Die beiden Texte stimmen in diesem Punkt überein.
Im Journal of Biblical Literature (Jg. 79, S. 111—118) gab Dr. Kahle eine Übersicht über die sich häufenden Beweise des Gebrauchs des Namens Gottes unter den Juden und schlußfolgerte:
„In allen griechischen Übersetzungen der Bibel, die in vorchristlicher Zeit von Juden für Juden angefertigt wurden, muß das Tetragrammaton in hebräischen Schriftzeichen als Gottesname verwendet worden sein und nicht [Kyrios] ... oder Abkürzungen davon, wie wir sie in den christlichen [Abschriften der Septuaginta] ... finden.“
Daß man den Namen Gottes besonders hervorheben wollte, um ihn sorgfältig zu bewahren, ist auch an hebräischen Handschriften zu erkennen, die aus einer Zeit um das erste Jahrhundert stammen. In einigen hebräischen Schriftrollen aus den Höhlen in der Nähe des Toten Meeres wurde das Tetragrammaton mit roter Tinte oder in älteren hebräischen Buchstaben geschrieben, die leicht von den anderen zu unterscheiden sind. J. P. Siegel schrieb darüber:
„Bei den vor über zwanzig Jahren in Qumran entdeckten Manuskripten bestand eines der überraschenden Merkmale darin, daß in einer begrenzten Gruppe von Texten das Tetragrammaton in althebräischen Buchstaben erschien. ... Daß dieser Brauch eine tiefe Ehrfurcht vor dem [den] göttlichen Namen darstellt, ist geradezu ein Gemeinplatz“ (Hebrew Union College Annual, 1971).
Außerdem wird berichtet, daß es im ersten Jahrhundert in Jerusalem eine hebräische Schriftrolle der fünf Bücher Mose gab, die das Tetragrammaton in Goldbuchstaben enthielt (Israel Exploration Quarterly, Bd. 22, 1972, S. 39—43).
Würdest du diese neuerlichen Funde nicht als starken Hinweis darauf deuten, daß Jesus mit dem Namen Gottes gut vertraut war und ihn gebrauchte, sei es, daß er aus den Schriften in griechischer oder hebräischer Sprache vorlas?
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Etwas Neues über den Namen Gottes?Der Wachtturm 1978 | 1. August
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Etwas Neues über den Namen Gottes?
AUF den vorangehenden Seiten haben wir einige überraschende neue Hinweise in bezug auf den Gebrauch des Namens Gottes zur Zeit Jesu und der Apostel betrachtet.
Erkennst du, was man daraus schlußfolgern kann? Inwieweit wirken sich diese Hinweise auf die Frage aus, ob du den Namen Gottes in der Bibel finden und wie du persönlich zu diesem Namen eingestellt sein solltest? Beachte bitte die Schlußfolgerungen eines bekannten Experten, der die durch Handschriften gelieferten Beweise untersuchte:
Vor etwas mehr als einem Jahr griff George Howard, außerordentlicher Professor für Religion an der Universität von Georgia, in der Zeitschrift Journal of Biblical Literature (Jg. 96, Nr. 1, 1977, S. 63—83) die damit zusammenhängenden Fragen auf. Sein Artikel beginnt mit den Worten:
„Neuere Entdeckungen in Ägypten und in der Wüste Juda gewähren uns aus erster Hand einen Einblick in den Gebrauch des Namens Gottes in vorchristlichen Zeiten.“
Er besprach dann die neuerdings veröffentlichten griechischen Manuskripte aus vorchristlicher Zeit, deren Reproduktionen du auf den vorangegangenen Seiten gesehen hast. Zu der früher gehegten Ansicht, daß in der Septuaginta der Name Gottes durch den Titel Kyrios ersetzt worden sei, erklärte er:
„Aufgrund dieser Funde können wir heute mit fast absoluter Sicherheit sagen, daß der Name Gottes, יהוה, in der vorchristlichen griechischen Bibel nicht so oft mit [Kyrios] ... wiedergegeben wurde, wie man angenommen hat.“
Wie verhält es sich mit der großen Zahl von Schriftrollen vom Toten Meer? Professor Howard schreibt:
„Vielleicht die bemerkenswerteste Feststellung, die dieser mannigfaltige Gebrauch des Namens Gottes zuläßt, besteht darin, daß das Tetragrammaton für sehr heilig gehalten wurde. ... Beim Abschreiben des biblischen Textes wurde das Tetragrammaton sorgfältig behütet. Diese Bewahrung des Tetragrammatons wurde selbst auf die griechische Übersetzung des biblischen Textes ausgedehnt.“
WIE VERHIELTEN SICH ABER JESUS UND SEINE JÜNGER?
Alles, was wir bis jetzt betrachtet haben, mag zwar für Gelehrte von besonderem Interesse sein, doch von welcher Bedeutung ist das für deine Bibel? Wie solltest du zum Gebrauch des persönlichen Namens Gottes eingestellt sein?
Professor Howard zieht einige wichtige Schlußfolgerungen. Zunächst betont er:
„Für uns steht es fest, daß griechisch sprechende Juden in ihren griechischen Schriften weiterhin יהוה schrieben. Des weiteren ist es sehr unwahrscheinlich, daß die ersten konservativen griechisch sprechenden Judenchristen von diesem Brauch abwichen. ... Es wäre äußerst ungewöhnlich, wenn sie das Tetragrammaton aus dem Bibeltext weggelassen hätten.“
Wie gingen die Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften vor, wenn sie aus den Büchern der hebräischen Bibel zitierten, sei es aus dem hebräischen Original oder aus einer griechischen Übersetzung? Gebrauchten sie das Tetragrammaton, wenn es in der Quelle vorkam, aus der sie zitierten? Gestützt auf die heute vorliegenden Beweise, erklärt Professor Howard:
„Da das Tetragrammaton in den Abschriften der griechischen Bibel, die die Schriften der Urkirche bildeten, immer noch geschrieben wurde, ist es vernünftig anzunehmen, daß die Schreiber des N[euen] T[estaments] das Tetragrammaton im Bibeltext beibehielten, wenn sie aus den Schriften zitierten. Wir können uns vorstellen, daß der NT-Text in Übereinstimmung mit dem vorchristlichen Brauch der Juden in seinen AT-Zitaten das Tetragrammaton enthielt.“
Warum fehlt dann aber das Tetragrammaton in allen vorhandenen Abschriften des „Neuen Testaments“? Könnte der Name Gottes nach dem Tode der Apostel beseitigt worden sein? Die Hinweise deuten darauf hin. Professor Howard sagt weiter:
„Das Tetragrammaton blieb in diesen Zitaten natürlich so lange erhalten, wie man es in den christlichen Abschriften der LXX weiter verwendete. Als es aber aus dem griechischen AT entfernt wurde, fiel es auch aus den AT-Zitaten im NT weg.“
„Somit mußte das Tetragrammaton irgendwann zu Beginn des zweiten Jahrhunderts durch den Gebrauch von Surrogaten [Ersatznamen für den Namen Gottes] aus beiden Testamenten verdrängt worden sein. Bald war der Name Gottes für die Heidenkirche gänzlich verloren, sofern er sich nicht in den verkürzten Surrogaten widerspiegelte oder Gelehrte sich gelegentlich daran erinnerten“ (Kursivschrift von uns).
DAS IST NEU! ODER NICHT?
Viele Gelehrte, die das Journal of Biblical Literature gelesen haben, mag die Schlußfolgerung überrascht haben, daß der Name Gottes, Jehova (Jahwe), ursprünglich im „Neuen Testament“ erschien. Das mag für sie neu gewesen sein, denn es widerspricht der langgehegten Ansicht, christliche Schreiber hätten den Namen Gottes nicht gebraucht. Ist es aber wirklich etwas Neues?
Schon im Jahre 1796 gebrauchte Dominikus von Brentano den Namen Gottes an etlichen Stellen in seiner deutschen Übersetzung des „Neuen Testaments“. Beachte zum Beispiel folgende Reproduktion von Markus 12:29. Man hatte Jesus gefragt: „Welches ist das allervornehmste Gebot?“ Brentanos Übersetzung lautet:
29. Das allervornehmste Gebot, antwortete Jesus, ist dies: Höre Israel! Jehovah, unser Gott, ist der einige Gott*).
Hatte Brentano einen stichhaltigen Grund dafür, Jesus den Namen Gottes in den Mund zu legen? Ja, denn Jesus zitierte aus 5. Mose 6:4, wo das Tetragrammaton enthalten ist. Bestimmt war Jesus im Gegensatz zu den meisten religiösen Führern der Juden nicht traditionsgebunden, denn Jesus ‘lehrte wie einer, der Gewalt hatte, und nicht wie die Schriftgelehrten’ (Matth. 7:29). Christus erklärte öffentlich, daß er den Namen seines Vaters verherrlichen wollte. Damit meinte er den Namen an sich sowie alle damit verbundenen Vorsätze und Werke Gottes (Joh. 12:28). Und gegen Ende seines irdischen Lebens sagte er, daß er den Namen seines Vaters bekanntgemacht hatte. Brentano hatte somit als Übersetzer eine vernünftige Grundlage dafür, daß er Jesus beim Zitieren eines Textes, der den Namen Gottes enthält, diesen Namen aussprechen ließ (Joh. 17:6, 26).
Allein das Matthäusevangelium enthält über 100 Zitate aus den Hebräischen Schriften. In der New World Translation of the Christian Greek Scriptures (Ausgabe 1950) wird über Matthäus gesagt: „Sofern diese Zitate den Namen Gottes enthielten, war er verpflichtet, getreu das Tetragrammaton aufzunehmen.“
Das Komitee, das im Jahre 1950 diese Übersetzung herausgab, war im Grunde genommen zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie Professor Howard in dem Artikel, der im Jahre 1977 im Journal of Biblical Literature erschienen ist. Angesichts der Beweise dafür, daß die Schreiber des „Neuen Testaments“ auf das Tetragrammaton stießen, ob sie nun aus dem hebräischen Text der Schrift oder aus der griechischen Septuaginta zitierten, heißt es in dem Vorwort der New World Translation:
„Folglich ist der neuzeitliche Übersetzer berechtigt, den göttlichen Namen als Synonym für [die griechischen Wörter für „Herr“ und „Gott“] ... zu benutzen, das heißt an Stellen, wo Matthäus und andere [Schreiber] Verse, Stellen und Aussprüche aus den Hebräischen Schriften oder aus der LXX anführen, in denen der göttliche Name vorkommt.“
Die Stellungnahme, die Professor Howard im Jahre 1977 veröffentlichte, ist somit nicht völlig neu. Doch sie bringt vorzügliche neue Beweise ans Licht, die im Jahre 1950 bei der Herausgabe der New World Translation of the Christian Greek Scriptures, die im „Neuen Testament“ 237mal „Jehova“ enthält, noch nicht zur Verfügung standen.
Der Name Gottes gehört also mit Sicherheit in Übersetzungen der Bibel, damit alle wahren Anbeter ihn kennenlernen und gebrauchen können. Dann können sie wie Jesus den Namen des himmlischen Vaters verherrlichen und beten: „Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt“ (Matth. 6:9, Luther, 1975).
[Bild auf Seite 9]
Nachal Hever in östlicher Richtung zum Toten Meer hin
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Sie kritisierten zu früh!Der Wachtturm 1978 | 1. August
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Sie kritisierten zu früh!
IM Jahre 1950 wurden in der New World Translation of the Christian Greek Scriptures (Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften) Beweise unterbreitet, die den Gebrauch des göttlichen Namens stützten. Dennoch kritisierten gewisse Theologen, daß man den Namen „Jehova“ in das „Neue Testament“ aufgenommen hatte. Sie zeigten dadurch, daß sie anders eingestellt waren als David, der die Worte sang: „Hoch preiset mit mir Jehova, und laßt uns seinen Namen zusammen erheben“ (Ps. 34:3; vergleiche Psalm 74:10, 18).
In einer von den katholischen Kolumbusrittern veröffentlichten Broschüre wurde folgende Anschuldigung erhoben:
„Die ersten Christen, die das Neue Testament schrieben, gebrauchten mit Sicherheit nicht [Jehova] ..., sondern das Wort ,Herr‘, das sie auch auf Christus anwandten. Somit haben wir es hier mit einem kläglichen Beispiel für einen pseudowissenschaftlichen Versuch zu tun, etwas Unhaltbares zu verteidigen.“
Auch der presbyterianische Gelehrte Bruce M. Metzger behauptete, dieses Vorgehen sei „unhaltbar“, und fügte hinzu:
„Bei der Einführung des Wortes ‚Jehova‘ in den Text des Neuen Testamentes ... geht es eindeutig um die Stützung von Eigeninteressen.“
Jack P. Lewis, Professor an einem College der Kirche Christi, schrieb über den Gebrauch des Namens „Jehova“:
„Er ist zwar im Alten Testament schon fragwürdig genug, doch im Neuen Testament ist er gänzlich ungerechtfertigt.“
Und der Baptistenprediger Walter R. Martin erging sich über die, wie er es nannte
„oberflächliche Gelehrsamkeit der Zeugen Jehovas, deren arrogante Behauptung, daß sie einen triftigen Grund für die Einführung des göttlichen Namens [Jehova] in die Schrift hätten ... sich als ein leerer scholastischer Betrug herausgestellt hat“.
Es waren kühne, dogmatische und anmaßende Kritiken. Wie die Artikel in dieser Ausgabe zeigen, waren diese Kritiken völlig unbegründet. Selbst Gelehrte geben heute zu, daß Jesu Apostel den Namen Gottes gebrauchten, ja ihn in das „Neue Testament“ aufnahmen.
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Theologen stolpern über den Namen GottesDer Wachtturm 1978 | 1. August
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Theologen stolpern über den Namen Gottes
WIE können Geistliche und Theologen über den Namen Gottes stolpern? Zunächst scheint ein bedeutender Irrtum in der Lehre entstanden zu sein, und zwar dadurch, daß man den Namen Gottes aus der Bibel gestrichen hat. Wie im vorangegangenen Artikel gezeigt worden ist, begann man offensichtlich „irgendwann zu Beginn des zweiten Jahrhunderts“, den Namen Gottes im „Neuen Testament“ durch die Bezeichnungen „Herr“ oder „Gott“ zu ersetzen. So entstand das Problem der Identifizierung: Welcher Herr war gemeint?
Im „Neuen Testament“ werden in Verbindung mit dem Sohn Stellen aus den Hebräischen Schriften zitiert, in denen von Jehova die Rede ist (Jes. 40:3 — Matth. 3:3, Joh. 1:23; Joel 2:32 — Röm. 10:13; Ps. 45:6, 7 — Hebr. 1:8, 9). Dies leuchtet ein, da es sich bei Jesus um den obersten Vertreter des Vaters handelte. Ja, selbst von einem Engel wurde einmal so gesprochen, als sei er Jehova, weil er bei dieser Gelegenheit Jehova vertrat (1. Mose 18:1-33). Was mochte jedoch zur Beseitigung des Namens Gottes geführt haben?
Im Journal of Biblical Literature heißt es:
„An vielen Stellen, wo zwischen der Person Gottes und der Person Christi ein deutlicher Unterschied gemacht wird, muß die Beseitigung des Tetragrammatons erhebliche Unklarheit geschaffen haben. ... Nachdem in den Zitaten durch die Veränderung beim Namen Gottes einmal Verwirrung entstanden war, griff diese Verwirrung auch auf andere Teile des NT über, bei denen es sich überhaupt nicht um Zitate handelte.“
Man erkennt anscheinend, daß dies zur Entwicklung der Dreieinigkeitslehre beigetragen haben konnte, da es im Artikel weiter heißt:
„Entstanden durch diese Umstrukturierung des Textes in der Kirche die späteren christologischen Auseinandersetzungen [über die Natur Christi], und waren die Stellen im NT, die bei diesen Auseinandersetzungen eine Rolle spielten, mit denen identisch, die in der Zeit des NT anscheinend überhaupt keine Probleme schufen? ... Beruhen die [gegenwärtigen christologischen] Studien auf dem NT-Text, wie er sich im ersten Jahrhundert bot, oder auf einem geänderten Text, der für eine Zeit in der Geschichte der Kirche steht, als der Unterschied zwischen Gott und Christus im Text verwischt war und im Sinn der Kirchenmitglieder verschwamm?“
Somit konnte die Beseitigung des Namens Gottes aus dem „Neuen Testament“ später zur Annahme der Dreieinigkeitslehre geführt haben, die anhand des Originaltextes der Bibel überhaupt nicht vertreten werden konnte.
Ein zweiter Stein des Anstoßes für Theologen hängt mit der Aussprache des Namens zusammen. In Hebräisch wird er mit vier Konsonanten geschrieben, die gewöhnlich als JHWH oder JHVH wiedergegeben werden. Unter dem Volk Israel der alten Zeit war die Aussprache durch die Überlieferung aus früheren Zeiten bekannt. Doch offensichtlich ging irgendwann nach dem Jahre 70 u. Z. die genaue Aussprache verloren. Als spätere jüdische Abschreiber die Konsonanten mit Vokalzeichen als Lesehilfe versahen, gebrauchten sie Zeichen für Adonai (Herr) und Elohim (Gott), was zu der Form „Jehova“ führte.
Viele Hebraisten geben der Aussprache „Jahwe“ den Vorzug. Doch eigentlich kann heute niemand mit Sicherheit sagen, wie beispielsweise Moses den Namen Gottes aussprach.
In dem Werk Vetus Testamentum (Okt. 1962) erklärt Dr. E. C. B. Maclaurin: „Es sollte erneut betont werden, daß es keine überzeugenden älteren Hinweise dafür gibt, daß der Name Jahwe ausgesprochen wurde, sondern daß viele ältere Hinweise für Hū’, Jah, Jo-, Jau-, -jah und vielleicht -jo vorliegen.“ Dr. M. Reisel schreibt in dem Werk The Mysterious Name of Y.H.W.H., daß die „Vokalisation des Tetragrammatons ursprünglich JeHūàH oder JaHūàH gewesen sein muß“. Canon D. D. Williams (Cambridge) vertritt die Ansicht, daß die „Hinweise erkennen lassen, ja sogar beweisen, daß Jahwe nicht die richtige Aussprache des Tetragrammatons war ... Der Name selbst lautete wahrscheinlich JĀHÔH“ (Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, Bd. 54).
In den meisten Sprachen gibt es eine geläufige Schreibweise und Ausspracheart des Namens Gottes; sie sind von Sprache zu Sprache verschieden. In Italienisch lautet der Name Geova, in Fidschi Jiova und in Dänisch Jehova. Warum sollte man darauf bestehen, daß heute alle Menschen eine alte hebräische Ausspracheart nachahmen, über die sich selbst Experten nicht einigen können? Deshalb sagt Professor Gustav Oehler (Tübingen) in einem Buch, nachdem er verschiedene Aussprachearten behandelt hat:
„Ich bediene mich von jetzt an des Wortes J e h o v a, weil dieser Name nun einmal in unserem Sprachschatz eingebürgert ist und aus demselben ebensowenig sich wird verdrängen lassen, als z. B. statt des J o r d a n s jemals J a r d e n, was richtiger wäre, herrschend werden wird.“
Das ist eine vernünftige Ansicht, die den Gebrauch der überall bekannten Aussprache zuläßt, durch die der Schöpfer und Gott, der uns zum Gebrauch seines Namens ermuntert, immer noch deutlich identifiziert wird (Jes. 42:8; Röm. 10:13). Viele Theologen haben es statt dessen vorgezogen, in bezug auf technische Einzelheiten Haarspaltereien zu betreiben und den Namen Gottes lieber ganz zu meiden.
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Der Name Gottes und dein NameDer Wachtturm 1978 | 1. August
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Der Name Gottes und dein Name
DU BIST zu Recht an deinem Namen interessiert, denn er ist für dich von Bedeutung. Wird dein Name erwähnt, so spitzt du die Ohren. Du magst Otto, Nancy oder Carlos heißen, doch kann unter deinem „Namen“ auch dein Ruf zu verstehen sein. So gesehen, verbindet sich mit deinem Namen deine Persönlichkeit und dein Wesen.
Wahrscheinlich werden dich Personen, die dir nahestehen, nicht mit deinem Familiennamen, sondern mit deinem Ruf- oder Vornamen anreden. Aber du bist am glücklichsten, wenn sie dich als jemand betrachten, der ‘einen guten Namen’ hat (Spr. 22:1). Wir alle haben Grund, an unserem Namen interessiert zu sein.
Wenn das auf Menschen zutrifft, wieviel mehr trifft es dann auf den Schöpfer des Universums zu! Es gefiel ihm, sich den Menschen mit einem persönlichen Namen zu offenbaren, der eine Bedeutung hat und ihn als denjenigen kennzeichnet, der seine Vorsätze und Verheißungen erfüllt. Daher konnte Gott seinen Namen Jehova passenderweise als seinen „Gedenknamen“ bezeichnen (2. Mose 3:14, 15; Hos. 12:5; Ps. 135:13). Dieser Name steht im Zusammenhang mit allem, was er bereits getan hat und noch zu tun beabsichtigt.
Sollten wir also nicht Gottes Namen kennen und gebrauchen? Kennt Gott unseren Namen? Kennt er unseren persönlichen Namen, und kennt er uns als eine Person, die seine Gunst genießt?
Die meisten führenden Geistlichen und selbst viele Bibelübersetzer neigen dazu, den Namen Gottes zu ignorieren oder zu bagatellisieren. Das trägt dazu bei, daß Menschen daran gehindert werden, in Gottes Gunst zu gelangen. Dr. Walter Lowrie schrieb in der anglikanischen Zeitschrift Theological Review über die Auslassung des göttlichen Namens in einigen Bibeln:
„Im Verkehr mit unseren Mitmenschen ist es sehr wichtig, daß wir wissen, wie eine Person, die wir lieben, die wir anreden, oder eine Person, von der wir reden, heißt. Genau dasselbe gilt für das Verhältnis des Menschen zu Gott. Wer Gott nicht mit Namen kennt, kennt ihn in Wirklichkeit nicht als Person, er hat ihn nicht im Gespräch kennengelernt (was eigentlich durch das Gebet geschieht), und er kann ihn nicht lieben, wenn er ihn nur als eine unpersönliche Kraft kennt.“
Der Verfasser hatte dabei besonders im Sinn, daß in einer neueren Bibelübersetzung der Name Gottes nur viermal erscheint. Ja, obwohl viele Geistliche ihre Herde beten lehren: „Dein Name werde geheiligt“, gehen sie weder im Gebrauch dieses Namens führend voran, noch treten sie dafür ein, daß er in Bibelübersetzungen aufgenommen wird (Luk. 11:2, Luther).
Nimm zum Beispiel die Common Bible (1973), die im englischen Sprachraum von Protestanten und Katholiken gleichermaßen anerkannt wird. Ihr Vorwort enthält den Hinweis, daß man nicht dem Beispiel der American Standard Version (1901) folge, in der der Name Gottes mehrere tausend Male gebraucht wird. Weshalb unterläßt man den Gebrauch dieses Namens? Ein Grund seien die unterschiedlichen Ansichten über die Aussprache. Als zweiter Grund wird genannt: „Der Gebrauch eines Eigennamens für den einzigen Gott — als gäbe es andere Götter, von denen er zu unterscheiden
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