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Sie verkündigen die Freiheit im „Land der Freien“Der Wachtturm 1977 | 1. Februar
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Sie verkündigen die Freiheit im „Land der Freien“
„LAND der Freien“ — das ist die Bedeutung des Namens Thailand. Noch viele können sich daran erinnern, daß dieses Land früher „Siam“ hieß und in Liedern als malerisches und exotisches Land besungen wurde, das durch seine glücklichen, unkomplizierten Menschen anziehend wirkt. Thailands Einwohner sind stolz auf ihre Kultur und darauf, daß sie sich niemals für längere Zeit anderen unterwerfen mußten, nicht einmal in der Zeit des Imperialismus, in der die meisten Nachbarländer britische oder französische Kolonien wurden.
In der unfreundlichen Welt der heutigen Zeit kämpft Thailand um die Bewahrung seiner traditionellen Freiheiten. Doch heute wird dort eine neue Art von Freiheit ausgerufen — nicht nur Freiheit von bedrückenden Regierungen, sondern auch Freiheit von Armut, von Krankheit und sogar vom Tode! All diese Freiheiten stellte Jesus in Aussicht, als er zu seinen Jüngern sagte: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh. 8:32).
Diese „Wahrheit“ ist die machtvolle Botschaft, die in Gottes Wort, der Bibel, enthalten ist. Doch jahrelang schien diese Wahrheit im „Land der Freien“, besonders unter der buddhistischen Bevölkerung, nur wenig Fortschritte zu machen. Nicht, daß sich diese Buddhisten der biblischen Botschaft gewalttätig widersetzt hätten, wie es bei den religiösen Juden der Fall war, die Jesus töten wollten (Joh. 8:36, 37). Die thailändischen Buddhisten sind von Natur aus tolerant; sie schätzen die Freiheit so sehr, daß sie sie auch anderen zugestehen, besonders auf dem Gebiet der Religion. Sie haben eine bekannte Redensart, die besagt: „Alle Religionen lehren die Menschen, Gutes zu tun.“ Und so besteht auch vollständige Freiheit, die biblische Wahrheit in Thailand zu predigen, und das hat sich für viele ehrlichgesinnte Menschen als ein Segen erwiesen.
Warum hat denn dann die Verkündigung der biblischen Wahrheit in diesem Land jahrelang keine nennenswerten Fortschritte gemacht? Dafür ist die Umgebung und die Vergangenheit dieser friedliebenden Menschen verantwortlich. Im Laufe vieler Jahrhunderte hatten sie nur wenig mit den Auseinandersetzungen der Nationen zu tun. Sie haben sich von dem geschäftigen Treiben der großen Welt ferngehalten. Sie haben sich damit zufriedengegeben, entlang ihren klongs (Wasserstraßen) in Ruhe zu leben und den Reis und die anderen Produkte, die der fruchtbare Boden in Fülle hervorbringt, zu genießen. Sie haben keinen Messias erwartet und haben auch keine Vorstellung von einem väterlichen Gott, zu dem sie beten könnten. Ihr „Herr Buddha“, wie sie ihn respektvoll nennen, hat sie weder etwas über Gott gelehrt noch seine Existenz geleugnet. Wenn man sie etwas über Gott fragt, sagen sie oft in aller Ehrlichkeit: „Mai koei kit“, was „Ich habe nie gedacht“ bedeutet. In bezug auf die biblische Wahrheit ist Thailand wirklich ein fernes Land.
VERKÜNDIGER DER FREIHEIT KOMMEN NACH THAILAND
Ist es nicht begeisternd, von dem Glauben und Ausharren des Apostels Paulus und seiner Gefährten zu lesen, die die Wahrheit bis in ferne Länder trugen? Die ersten neuzeitlichen Zeugen Jehovas, die nach Südostasien kamen, standen vor einer ähnlichen Aufgabe. Sie waren nur eine Handvoll, aber in ihrem Wunsch, die gute Botschaft zu verkündigen, zogen sie aus und reisten kreuz und quer durch einen riesigen Teil des asiatischen Kontinents. Sie gingen nach Thailand, Indochina, Birma und über die Straße von Birma nach China. Sie unterschieden sich in ihrer Nationalität, in ihrem Aussehen und ihrer Persönlichkeit, aber sie alle wurden leicht erkannt. Wieso? Sie trugen alle große Taschen. Und die brauchten sie auch. Denn diese Taschen waren voller Bücher, die Jehovas befreiende Botschaft in vielen Sprachen enthielten. Diese Männer waren auch alle sehr erfinderisch, ob es nun darum ging, für ihre Bedürfnisse zu sorgen, oder darum, sich bei Epidemien vor Cholera zu schützen oder in einem verwanzten Bett Schlaf zu finden. Sie wurden geschlagen und bestohlen, und manchmal ließ man sie liegen, da man sie für tot hielt, aber sie machten weiter. Sie wurden durch die fremden Sprachen behindert, aber sie harrten aus.
Als erster Zeuge Jehovas kam Claude Goodman nach Thailand, als er im Jahre 1931 auf seinem Weg von England nach Indien war. Er blieb nur eine Woche in dem feuchten Bangkok, besuchte Leute im Geschäftsviertel und ließ viel Literatur in Englisch zurück. Etwa fünf Jahre später kam Frank Dewar aus Neuseeland, und er blieb ein Jahr und predigte ebenfalls in Englisch. Später schloß sich ihm Willi Unglaube aus Deutschland an. Darauf folgten ein Australier, Ted Sewell, und ein weiterer Deutscher, Kurt Gruber, der beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 aus Penang dorthin geflohen war, um der Internierung zu entgehen. Aber unter den einheimischen Thai gab es immer noch keine Fortschritte, und es waren auch keine biblischen Schriften in Thai vorhanden.
Doch dann geschah es! Kurt und Willi machten eine Predigttour durch Nordthailand und tauchten eines Tages mit ihren großen Taschen in Chiang Mai auf. Eines ihrer Bücher, in Englisch geschrieben, fiel Chomchai in die Hände, der jungen und eifrigen Leiterin der presbyterianischen Mädchenschule in jener Stadt. Es war, als sei ein Streichholz in trockenes Feuerholz gefallen. Chomchai und ihre Gefährtinnen schwangen sich sogleich aufs Fahrrad und suchten nach diesen „zwei Zeugen“. Bald fanden sie sie, und nach einem stundenlangen Gespräch wurden sie von babylonischen Lehren frei, z. B. von der Lehre der Dreieinigkeit und der Höllenqual. Ein paar Monate später wurden Chomchai und der frühere Leiter des presbyterianischen Seminars zusammen mit einigen anderen am Fuße eines Wasserfalls getauft. Chomchai fing an, biblische Schriften aus dem Englischen ins Thai zu übersetzen, und das tut sie bis auf den heutigen Tag.
MÜHSALE WÄHREND DER KRIEGSJAHRE
Im Jahre 1941 schienen alle Weichen für eine Ausdehnung des Befreiungswerkes gestellt, doch nun befand sich die Welt im Krieg. Anfang jenes Jahres besetzten die Japaner Thailand. Zuerst wurden die australischen Zeugen für vier Jahre interniert, weil ihr Land gegen Japan Krieg führte. Später wurden die Deutschen verhaftet, weil sie Zeugen Jehovas waren und diese von den Achsenmächten verboten worden waren. Allein Willi Unglaube blieb frei und arbeitete im Oberland (im Norden Thailands) im „Untergrund“. Er wurde von den neuen Zeugen in dieser Gegend mutig unterstützt. Einige einheimische Thai sprechende Zeugen wurden ebenfalls verhaftet, unter ihnen Chomchai. Doch trotz der japanischen Besetzung traten thailändische Beamte bereitwillig in Aktion, um die deutschen und die thailändischen Zeugen freizulassen.
Im Jahre 1947 waren die Verbindungen wieder offen, es ergoß sich biblische Literatur in das Land, und die erste Ausgabe des Wachtturms in Thai erschien — zwar nur vervielfältigt und in einer Auflage von 200 Exemplaren im Monat, doch wie wertvoll für all diejenigen, die nur Thai lesen konnten! Inzwischen verkündigten in den fünf Versammlungen des Landes 65 ergebene Zeugen die gute Botschaft von Tür zu Tür. Doch bei einer Bevölkerung von 15 Millionen konnte dies nur ein Anfang sein. Jetzt wurde das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ in Thai zur Verfügung gestellt.
GESCHULTE HILFE AUS DER FERNE
Die treuen reisenden Pioniere (Vollzeitarbeiter) hatten im ganzen Land den Samen der guten Botschaft ausgesät. Doch jetzt mußte ein andersartiges Werk getan werden. Von der Wachtturm-Bibelschule Gilead in den USA kamen Missionare nach Thailand und zeigten, wie man Bibelstudien in den Wohnungen der Menschen durchführt. Je besser diese Mitarbeiter aus fernen Ländern die Landessprache beherrschten, desto wirkungsvoller wurde ihre Arbeit. Einheimische Thailänder, die zu „Sonderpionieren“ ernannt wurden, schlossen sich ihnen in diesem Dienst an, und bald wurde die Königreichsdienstschule eingeführt, die hauptsächlich zur Ausbildung von Aufsehern der Ortsversammlungen durchgeführt wurde. Diese Schule erwies sich als eine ausgezeichnete Hilfe. Später kamen Filipinos als Missionare nach Thailand und halfen mit, dem Werk neuen Geist zu verleihen.
Besonders von 1967 an hat die Wahrheit bedeutende Fortschritte in Thailand gemacht. Die Zeugen hatten mit einem Ziel gepredigt, sie hatten Ergebnisse erwartet, und sie wurden nicht enttäuscht. Über 40 000 Exemplare der Bücher „Gott bleibt wahrhaftig“ und Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies in Thai waren im ganzen Land verbreitet worden, und jetzt begannen die ausländischen und die einheimischen Missionare, in Thai zu lehren, nicht nur zu predigen. Es ist auch beachtenswert, daß eine ganze Anzahl von denen, die jetzt die biblische Wahrheit predigten, ehemalige Buddhisten waren. Sie waren belohnt worden, weil sie nach Gott ‘gesucht und getastet’ hatten (Apg. 17:27). Da waren sie nun — einer hier, der andere dort —, und sie waren wirklich etwas Kostbares.
EINHEIMISCHE ZEUGEN GEHEN ANS WERK
Eine der ersten Einheimischen, die die biblische Wahrheit annahmen, war ein Mädchen, das in der Nähe der birmanischen Grenze lebte. Sie war als Buddhistin geboren, wollte aber mehr über ihren Schöpfer erfahren. Als sie in den Besitz einer Bibel und einer Broschüre in Thai kam, war sie von der Botschaft, die sie darin las, begeistert und hatte den Wunsch, die Wahrheit zu verkündigen. Mit ihren Angehörigen hatte sie sich der presbyterianischen Kirche angeschlossen, und dort bat sie darum, als Prediger ausgebildet zu werden. Doch man hatte immer nur Ausreden für sie bereit. Eines Tages jedoch kam ein eifriger „Sonderpionier“ an ihre Tür. Man hatte sie bereits gewarnt, daß er ein „Wolf in Schafskleidern“ sei, aber da er über die Bibel sprach, mußte sie ihm einfach zuhören und das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ in Thai entgegennehmen. Er war beharrlich und sprach immer wieder bei ihr vor, und er tat genau das, wonach sie sich gesehnt hatte: Er half ihr, die Bibel kennenzulernen und ein Verkündiger der guten Botschaft zu werden. Auch sie wurde ein „Pionier“.
In Bangkok besuchte ein thailändischer „Pionier“ einen jungen Mann, der in einer typischen hartarbeitenden, dem Ahnenkult ergebenen chinesischen Familie lebte. Auch er war auf der Suche. Wieder einmal fanden das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ und das geduldige Lehren des Zeugen in dem Herzen eines aufrichtige Menschen einen guten Nährboden. Trotz des heftigen Widerstandes der großen Familie nahm auch er den Freiheitsruf an und wurde ein „Pionier“.
In Phitsanulok, in Zentralthailand, war ein aufrichtiger Mann ein Ältester und Prediger der presbyterianischen Kirche geworden. Doch kam es zu einer Spaltung, und seine eigene Kirche trennte sich von der Mutterkirche, aber er fuhr weiterhin jeden Sonntag 25 Kilometer weit mit dem Fahrrad zur Kirche, um zu predigen. Jehovas Zeugen nahmen mit ihm Verbindung auf, und er studierte mit ihnen die Wahrheit. Bald war er überzeugt. Er setzte seine wöchentlichen Fahrradfahrten fort, doch jetzt, um biblische Wahrheiten zu predigen. Er nahm die falschen religiösen Zeichen von seiner Kirche ab, und sie wurde ein echtes Bibelstudienzentrum. Mehrere andere Mitglieder der Kirche studierten mit ihm, und im Laufe der Zeit wurden auch sie von Jehovas Zeugen getauft.
Eine thailändische Zeugin, die die biblische Botschaft in den Niederlanden kennengelernt hatte, kehrte mit ihrem niederländischen Ehemann in ihr Heimatland zurück. Sie besuchte ihre buddhistischen Verwandten, die nördlich von Phitsanulok verstreut lebten. Sie lud sie alle zu einer Familienfeier ein, erzählte ihnen begeistert von der biblischen Wahrheit und nahm sie zu den Zusammenkünften der Versammlung in Phitsanulok mit. Viele begannen Interesse zu zeigen, und sie machten sich abwechselnd zu Fuß auf den beschwerlichen, sechs Kilometer weiten Weg zu den Zusammenkünften. Es wurden ihnen Tonbandaufnahmen mit Vorträgen geschickt, darunter ein Kreisaufsehervortrag mit dem Thema: „Was Jehovas Zeugen glauben“. Als es schließlich Pionieren möglich war, sie zu besuchen, erlebten sie bei ihrer Ankunft so viel Freude, daß sie ihre Müdigkeit vergaßen. Diese demütigen Menschen beteten bereits vor jeder Mahlzeit, und sie hatten gründlichen Gebrauch von den Tonbändern gemacht und in der ganzen Umgebung Zeugnis gegeben. Bald darauf nahm der noch unverheiratete Vater der Familie seine acht Kinder mit zum Bezirkskommissar und ließ seine Ehe mit ihrer Mutter gesetzlich eintragen. Beide verließen sogleich die babylonische Religion und gaben auch das Rauchen auf.
Unterdessen hatte die Zeugin aus den Niederlanden an weitere Verwandte biblische Literatur geschickt. Auch diese bekundeten Interesse, und sie zogen um, damit sie sich der ersten Gruppe anschließen konnten. Tatsächlich war der Umzug kein großes Problem für sie. Ein paar Tage Arbeit mit Bambus und Blättern, und das schöne neue Haus war fertig.
Etwa 50 Kilometer davon entfernt, hatte ein junger Mann islamischer Herkunft ein Exemplar des Buches Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies in Thai entgegengenommen. In seiner Einsamkeit verschlang er begierig den Inhalt des Buches. Dann reiste er nach Bangkok, um sich mehr biblische Literatur zu besorgen, und auch, um mit Jehovas Zeugen Gemeinschaft zu pflegen und von ihnen geschult zu werden. Darauf kehrte er zu seiner Frau auf seine Farm zurück und fing an, mit großem Eifer und Mut in einer hauptsächlich buddhistischen Gemeinde zu predigen. Dies war ein Bezirk, in dem wilde, Pistolen tragende und Marihuana rauchende Männer lebten und sich dort vor dem Arm des Gesetzes sicher glaubten. Einer dieser „rauhen Burschen“ war von dem ruhigen Verhalten beeindruckt, das der neue Zeuge gezeigt hatte, als er zu einem Kampf herausgefordert worden war. Dieser Mann bekundete Interesse. Er gab auch das Rauchen auf und fing an, mit anderen über die Wahrheit zu sprechen. Infolgedessen wurde er das Angriffsziel seiner früheren Bandengenossen. Um ihn auf die Probe zu stellen, stahlen sie seine Rinder, und schließlich erschossen sie ihn. Um einer blutigen Bandenfehde aus dem Wege zu gehen, zogen der andere Zeuge und seine Frau und andere Interessierte fort und schlossen sich der in der Nähe lebenden Gruppe von Zeugen Jehovas an. Sie bauten gemeinsam einen kleinen Königreichssaal auf einem Hügel und errichteten ringsherum ihre eigenen Häuser. Jetzt konnten sie alle in Frieden Gemeinschaft miteinander pflegen und sich darauf konzentrieren, weiteren Menschen die befreiende Botschaft zu verkündigen.
Im Laufe der Jahre gab es Probleme, die riesige buddhistische Bevölkerung zu erreichen, aber die Ausdauer wurde belohnt. Von den über 700 eifrigen Zeugen in Thailand sind 213 in den letzten beiden Jahren getauft worden. Die Einstellung der Menschen im allgemeinen hat sich geändert, und die dünne Mauer des höflichen geistigen Widerstandes beginnt zusammenzufallen. Die Weltereignisse, die sich teilweise vor Thailands Toren abspielen, haben viele daran zweifeln lassen, ob ihre Philosophie Tam Die Dai Die (Tue Gutes — empfange Gutes) ausreicht, um im gegenwärtigen System der Dinge zurechtzukommen. Viele fühlen sich durch die Wahrheit — die biblische Wahrheit — ermutigt, Jehovas messianisches Königreich anzuerkennen, damit sie wirklich ‘frei gemacht’ werden und die künftigen ewigen Segnungen auf einer paradiesischen Erde erleben können.
[Karte auf Seite 69]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
CHIANG MAI
PHITSANULOK
BANGKOK
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Eine andere Ansicht über die Unsterblichkeit der SeeleDer Wachtturm 1977 | 1. Februar
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Eine andere Ansicht über die Unsterblichkeit der Seele
DAS Leben ist eine kostbare Gabe Gottes. Menschen, die in Gefahr sind, haben ein starkes Verlangen, am Leben zu bleiben. Stirbt jemand, so hegen die Hinterbliebenen gewöhnlich die Hoffnung, daß der Tod nicht allem ein Ende gemacht hat.
Das Wort Gottes stellt eine wunderbare Hoffnung für die Toten in Aussicht. Zum Beispiel sagte Jesus Christus: „Dies ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern daß ich es am letzten Tage zur Auferstehung bringe. Denn dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und Glauben an ihn ausübt, ewiges Leben habe, und ich will ihn am letzten Tage zur Auferstehung bringen“ (Joh. 6:39, 40).
Was geschieht in der Zeit zwischen dem Tod eines Menschen und seiner Auferstehung „am letzten Tage“? Hat man dich gelehrt, daß sich beim Tode eine unsterbliche „Seele“ vom Körper trennt, die bei Bewußtsein bleibt und Freude oder Qualen erlebt, während sie auf die Wiedervereinigung mit dem Körper in der Auferstehung wartet? Millionen Menschen, die einst an diese Lehre geglaubt haben, denken heute anders darüber. Warum?
DIE ANDERE ANSICHT
Jahrhundertelang haben bedeutende Bibelgelehrte und Geistliche einen Widerspruch zwischen der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und der Lehre von der Auferstehung gesehen. Einer von ihnen war der Bibelübersetzer William Tyndale, der sagte: „Wer sagt, die Seelen der Verstorbenen seien im Himmel, in der Hölle oder im Fegefeuer, zerstört die Argumente, mit denen Christus und Paulus die Auferstehung beweisen ... Wenn die Seele im Himmel wäre, dann soll mir einer sagen, welchen Grund es für die Auferstehung gibt.“ Tyndale erwähnte auch, daß die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele von „den heidnischen Philosophen“ stamme.
Ähnlich äußerte sich der katholische Monsignore Ray T. Bosler. Im Herbst 1974 schrieb er in einem Zeitungsartikel: „Das Neue Testament spricht nicht von einer unsterblichen Seele, die vom Leib getrennt wäre. ... Wenn das Wort Seele im Neuen Testament verwendet wird, bezieht es sich auf das eigentliche Selbst — Leib und Seele —, das mit der Auferstehung in ein neues Leben eingeht. ... Unsere Theologen sind sich nicht darüber einig, in was für einer Existenz sich die Heiligen bis zur Auferstehung befinden. ... Theologen spekulieren hier über das Unbekannte; wir haben daher nicht allzuviel Hilfe von ihnen zu erwarten.“a
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