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Ist ein tausendjähriges Friedensreich nur ein Traum?Der Wachtturm 1980 | 15. Januar
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Ist ein tausendjähriges Friedensreich nur ein Traum?
„Das am 30. Januar 1933 ins Leben gerufene Dritte Reich sollte, wie Hitler großsprecherisch verkündete, tausend Jahre dauern, und im Volksmund wurde es oft ironisch das ,Tausendjährige Reich‘ genannt“ („Aufstieg und Fall des Dritten Reiches“, W. L. Shirer).
DU WEISST, wie es ausging: Hitlers Tausendjahrtraum verwirklichte sich nicht. Weißt du aber auch, daß viele Leute nach einem wirklichen tausendjährigen Friedensreich Ausschau gehalten haben? Dr. W. Lee von der Universität Dublin bemerkte: „Sowohl in weltlicher als auch in religiöser Vorstellung kennt man den Traum von einem tausendjährigen Reich.“
Oft gehört zu diesem „Traum“, daß man auf die Wiederherstellung eines vergangenen goldenen Zeitalters hofft. Wenn du zum Beispiel den Iran besuchst, hörst du vielleicht von einem einstigen „goldenen Zeitalter der Unschuld, ohne Krankheit und Tod“. Im südlichen Afrika erzählen Buschmänner von vergangenen Zeiten, als Menschen und Tiere miteinander in Frieden lebten. In dem Werk The Encyclopaedia of Religion and Ethics wird auf solche Vorstellungen eingegangen und erwähnt, daß die Idee von einem „früheren goldenen Zeitalter, das durch den Fehler des Menschen verlorenging“, oft mit der „Hoffnung auf bessere Verhältnisse in der Zukunft“ — zum Beispiel in einem künftigen tausendjährigen Friedensreich — verknüpft wurde.
Sind aber solche Hoffnungen nicht lediglich Wunschdenken? Überlege einmal, was jeden Tag auf dich einstürmt — Meldungen, die von Verbrechen und Inflation, von Umweltverschmutzung, sozialen Unruhen und Kriegen handeln. Nur wenige würden sich aufgrund dieser Meldungen veranlaßt sehen, an eine kommende Ära des Friedens und der Wohlfahrt zu glauben. In einem im September 1976 veröffentlichten Bericht über die Konferenz des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse, die in Baden (Österreich) abgehalten wurde, hieß es: „Die Leute, die sich mit den nackten Tatsachen, die zum Krieg führen, auseinandersetzen, können nicht einmal mehr mit theoretischen Lösungen aufwarten, um das zu erreichen, was einst als eine Generation des Friedens verheißen wurde.“
Wenn du jedoch die Bibel aufschlägst, kannst du darin gewichtige Gründe für die Ansicht finden, daß man ein tausendjähriges Friedensreich nicht einfach als Traum abtun sollte. Mehr noch, die Bibel verheißt Verhältnisse, die, wenn sie einmal Wirklichkeit werden, unser Leben überaus bereichern und viel angenehmer machen werden. Am Schluß dieses Buches kannst du die folgenden Worte lesen:
„Und [ein Engel] ... ergriff den Drachen, die Urschlange, welche der Teufel und der Satan ist, und band ihn tür tausend Jahre ..., damit er die Nationen nicht mehr irreführe, bis die tausend Jahre zu Ende wären. ... Und er [Gott] wird jede Träne von ihren [der Menschen] Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen“ (Offb. 20:1-3; 21:4).
So großartig sich auch eine solche Beschreibung anhört, die Frage ist: Warum haben wir mehr Grund, die Verwirklichung eines tausendjährigen Friedensreiches zu erwarten, als irgendwelche anderen Menschen, wie zum Beispiel die, die auf ein nationalsozialistisches tausendjähriges Reich hofften? Für unsere Hoffnung gibt es einen zwingenden Grund: Das tausendjährige Friedensreich ist von Jehova Gott verheißen worden. Als einmal ein Mann Jesus gegenüber äußerte, etwas Bestimmtes erscheine ihm unmöglich, entgegnete der Sohn Gottes: „Die Dinge, die bei Menschen unmöglich sind, sind bei Gott möglich“ (Luk. 18:27).
Sagt aber die Bibel wirklich, daß Gott in der Zukunft buchstäblich tausend Jahre Frieden für die Erde herbeiführen wird? Sollten wir die Worte der Heiligen Schrift so verstehen? Allein der Gedanke, es könnten uns und unseren Angehörigen großartige Segnungen bevorstehen, sollte uns veranlassen herauszufinden, ob ein solches tausendjähriges Friedensreich nicht mehr ist als nur ein Traum.
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Was ist unter dem Tausendjährigen Reich zu verstehen?Der Wachtturm 1980 | 15. Januar
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Was ist unter dem Tausendjährigen Reich zu verstehen?
Was hat man sich darunter vorgestellt? Können wir es für die Zukunft erwarten?
„Eine Zeit, in der sich die Sehnsucht des Menschen nach Frieden, nach Befreiung von allem Übel und nach einer gerechten Herrschaft für die Erde durch die Macht Gottes endlich erfüllt.“
SO VERSTEHT die Encyclopaedia Britannica die biblische Lehre von der „Tausendjahrperiode, die als das Tausendjährige Reich bekannt ist“.
Wünschst du nicht auch, daß die oben geschilderten Verhältnisse Wirklichkeit werden? Bestimmt sehnen wir uns nach Frieden, nach Befreiung von allem Übel und nach Gerechtigkeit auf der Erde. Schließen aber deine Vorstellungen vom Tausendjährigen Reich solche Aussichten ein?
Auf viele Leute trifft dies nicht zu, denn sie wissen wenig oder überhaupt nichts vom Tausendjährigen Reich. Davon sind sogar Millionen von Kirchgängern nicht ausgenommen; in vielen Kirchen wird nämlich das Thema praktisch ausgelassen, als ob es sich um ein Thema handle, das Gott zwar in die Bibel aufgenommen habe, das aber nicht mehr von Interesse oder von Bedeutung sei.
Wie wir jedoch gelesen haben, ist in der Bibel das Tausendjährige Reich damit verknüpft, daß Gott Leid, Tränen und Tod beseitigen wird. Aus gutem Grund möchten wir verstehen, wie das gemeint ist, was Jehova Gott über das Tausendjährige Reich zu sagen hat. Vielleicht ist unsere und die Zukunft unserer Familie davon betroffen.
Wenn du in deiner Bibel das 20. Kapitel der Offenbarung aufschlägst, findest du den größten Teil des Aufschlusses, den die Bibel über die Tausendjahrherrschaft Christi gibt. Der Apostel Johannes läßt uns an der Vision, die er sehen durfte, teilhaben:
„Ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen mit dem Schlüssel des Abgrundes und einer großen Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die Urschlange, welche der Teufel und der Satan ist, und band ihn für tausend Jahre. Und er schleuderte ihn in den Abgrund und verschloß diesen und versiegelte ihn über ihm, damit er die Nationen nicht mehr irreführe, bis die tausend Jahre zu Ende wären. ...
Und ich sah Throne, und da waren solche, die sich darauf setzten ... Ja, ich sah die Seelen derer, die mit dem Beil hingerichtet worden waren wegen des Zeugnisses, das sie für Jesus abgelegt [hatten] ... Und sie kamen zum Leben und regierten als Könige mit dem Christus für tausend Jahre. ...
Und sobald die tausend Jahre zu Ende sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden, und er wird ausziehen, um die Nationen, die an den vier Ecken der Erde sind, irrezuführen ... Aber Feuer kam aus dem Himmel herab und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie irreführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geschleudert ...
Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Buchrollen wurden geöffnet. ... Und wer irgend im Buche des Lebens nicht eingeschrieben gefunden wurde, wurde in den Feuersee [den zweiten Tod] geschleudert“ (Offb. 20:1-15).
Gemäß der Bibel ist das Tausendjährige Reich also eine künftige Zeitperiode, in der Satan nicht mehr frei ist, um die Menschen irreführen zu können, und in der die Toten auferweckt und gerichtet werden und die Menschheit von Jesus Christus und seinen Miterben in Gerechtigkeit regiert wird.
Du magst dich indes zu Recht fragen, warum man in den Kirchen oder überhaupt in religiösen Kreisen so wenig darüber hört. Wenn du der Sache auf den Grund gingest, würdest du feststellen, daß einige die Ansicht vertreten, das Tausendjährige Reich sei keine Periode von buchstäblichen 1 000 Jahren, in denen Christus herrschen werde. Nach einer anderen allgemein verbreiteten Lehre ist das Tausendjährige Reich lediglich ein Symbol der Herrschaft Christi, die vor fast 2 000 Jahren begonnen habe und immer noch andauere. Was solltest du nun glauben? Wenn wir das richtige Verständnis über die wichtige Lehre vom Tausendjährigen Reich erhalten wollen, lohnt es sich, das zu betrachten, was der Apostel Johannes und die anderen Apostel glaubten, sowie das, was nach dem Tod der treuen Apostel Jesu gegen Ende des 1. Jahrhunderts an Vorstellungen aufkam.
DIE WAHRHEIT ÜBER DAS KÖNIGREICH VERDREHT
Wenn wir heute in der Bibel lesen, ist es nicht schwer, zu erkennen, daß das himmlische Königreich Gottes eines der wichtigsten Themen war, über die Jesus seine Jünger belehrte. Schon als er anfing zu predigen, verkündete er: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht“ (Matth. 4:17; Joh. 18:36). Er teilte seinen Aposteln mit, daß er sterben müsse; aber er werde auferweckt werden und ihnen eine Stätte im Himmel bereiten (Matth. 16:21; Luk. 22:28 bis 30; Joh. 14:2, 3). Anfangs verstanden ihn die Apostel nicht, denn sie stellten sich vor, das Königreich werde auf der Erde aufgerichtet werden (Joh. 20:9; Apg. 1:6, 7). Erst nachdem sie den heiligen Geist empfangen hatten, erkannten sie, daß es sich um ein himmlisches Königreich handelte. So schrieb der Apostel Paulus: „Was uns betrifft, unser Bürgertum besteht in den Himmeln.“ Um himmlisches Leben zu erlangen, mußten sie sterben und als Geistgeschöpfe auferweckt werden, denn „Fleisch und Blut [können] Gottes Königreich nicht ererben“ (Phil. 3:20; 1. Kor. 15:50).
Nach dem Tode der Apostel Jesu wurde jedoch diese klare biblische Wahrheit verschleiert. Wie geschah dies? Paulus sagte: „Nach meinem Weggang ... werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apg. 20:29, 30). Ja, im 1. Jahrhundert übten die Apostel einen hemmenden Einfluß aus und hielten auf diese Weise die christliche Lehre rein. Als sie aber alle gestorben waren, setzte der Abfall ein (2. Thess. 2:3-8; 1. Tim. 4:1-4). Dies wirkte sich nachhaltig auf die Lehre vom Tausendjährigen Reich aus. Wir wissen heute genau darüber Bescheid, denn wir können uns anhand von Schriften, die aus dem 2. und dem 3. Jahrhundert stammen, ein Bild von den damaligen Vorstellungen machen.
SEKTIERERISCHE VORSTELLUNGEN VOM TAUSENDJÄHRIGEN REICH
In dem Jahrhundert nach dem Tode des Apostels Johannes kam die Ansicht auf, Christus werde während des Tausendjährigen Reiches auf der Erde herrschen, vielleicht vom wieder erbauten Jerusalem aus. Nach Meinung des Historikers J. Mosheim könnte diese Auffassung durch eine Verschmelzung der christlichen Hoffnung auf „das himmlische Königreich unseres Heilands“ mit der unter den Juden vorherrschenden Hoffnung auf „ein irdisches Königreich des Messias“ entstanden sein. In Kleinasien trat die Sekte der Montanisten auf, die lehrten, Jesus werde von Phrygien aus regieren. Sowohl sie als auch andere lehrten, daß sich viele phantastische Dinge zutragen würden, wenn Christus und seine Miterben während des Tausendjährigen Reiches auf der Erde herrschten. Zum Beispiel würden sich diese Herrscher sinnlichen Vergnügungen aller Art — auch in geschlechtlicher Hinsicht — hingeben. Und sie würden materielle Körper haben, die herrlicher und verklärter als die Körper anderer wären. Solche extremen Ansichten galten damals als typisch für die, die an das Tausendjährige Reich glaubten. Als Folge davon verlor nach Meinung Dr. A. Neanders die ganze Lehre vom Tausendjährigen Reich ihren guten Ruf.
Es kam auch eine weitere Ansicht auf, die noch zur Verwirrung beitrug. Danach seien die „tausend Jahre“ lediglich symbolisch zu verstehen. Der wahrscheinlich einflußreichste Vertreter dieser Lehre war der Kirchenlehrer Augustinus. In der Encyclopædia Britannica können wir lesen:
„Nach seiner Bekehrung zum Christentum bevorzugte Augustinus — ein früherer Bonvivant [Lebemann] — konsequent ein entsagungsvolles und asketisches Leben. Tatsächlich war seine Abkehr von der Welt noch gründlicher als die der Chiliastena, denn er verwarf jegliche Erwartung einer erneuerten und gereinigten Welt, auf die sich die Gläubigen freuen könnten, als fleischlich.“
Gemäß der New Catholic Encyclopedia vertrat Augustinus „die Theorie, das Tausendjährige Reich habe in Wirklichkeit mit Christi Geburt begonnen“. Wenn du also noch nicht viel vom Tausendjährigen Reich gehört hast, hängt das wahrscheinlich mit der Entwicklung dieser Vorstellungen zusammen. Die katholische Kirche ist nämlich heute der Auffassung, die „Tausendjahrherrschaft Jesu“ stehe „symbolisch für die ganze Daseinsdauer der Kirche ... Die Fesselung Satans in der gleichen Zeitspanne bedeutet, daß der Einfluß Satans zwar nicht völlig beseitigt worden ist, aber merklich abgenommen hat.“
Diese widersprüchlichen sektiererischen Ansichten haben dazu beigetragen, daß das Interesse am Tausendjährigen Reich geschwunden ist. Da aber unsere eigene Zukunft betroffen sein mag, wollen wir die beiden Vorstellungen untersuchen und herausfinden, was sich davon auf Gottes Wort, die Bibel, stützt; das sollten wir dann glauben.
WO UND WANN?
Schon im 2. Jahrhundert kam der Gedanke auf, Jesus sowie seine Mitkönige und Mitpriester würden während des Tausendjährigen Reiches im Fleische auf der Erde regieren, und auch heute lehren viele Kirchen, Christus werde im Fleische wiederkommen. Doch Jesus selbst sagte: „Noch eine kleine Weile, und die Welt wird mich nicht mehr sehen, ihr aber [für die er im Begriff stand, eine Stätte im Himmel zu bereiten] werdet mich sehen, weil ich lebe und ihr leben werdet“ (Joh. 14:2, 3, 18, 19). Jesus wies somit darauf hin, daß er im Himmel regieren werde. Geht dies auch aus dem 20. Kapitel der Offenbarung hervor? Ja, denn die Bibel widerspricht sich nicht.
In Hastings’ Encyclopædia of Religion and Ethics wird gegen die Ansicht argumentiert, die tausendjährige Herrschaft werde im Fleische auf der Erde ausgeübt. In dem Werk wird die folgende Erklärung gegeben:
„Das Neue, das in diesem Bericht [Offenbarung 20] herausgestellt wird, ist die Tausendjahrherrschaft der Märtyrer mit Christus ... Von dieser Herrschaft heißt es nicht, sie werde auf der Erde ausgeübt, noch heißt es von der ersten Auferstehung, sie sei leiblich ... Wenn die ins Leben zurückgerufenen Märtyrer die Heiligen wären, die in Jerusalem wohnen und von Gog und Magog angegriffen werden, wäre es seltsam, daß Christus (mit dem sie herrschen) nicht diese Feinde angreift. Ihre Vernichtung geht [aber] vom Himmel] aus“ (Bd. V, S. 387).
Dies stimmt auch mit dem überein, was wir bereits aus der Bibel erkannt haben, nämlich daß Jesus und seine Miterben in einem himmlischen Königreich herrschen werden. In der Bibel heißt es nicht, solche „Mitgenossen der himmlischen Berufung“ würden jemals — und sei es nur für die tausend Jahre — menschliche Körper erhalten (Hebr. 3:1). Statt dessen wird klar und deutlich gezeigt, daß geistgesalbte Christen mit ‘einem geistigen Leib auferweckt’ werden, wie es auch bei Jesus Christus der Fall sein mußte, damit er sich in den Himmel begeben konnte (1. Kor. 15:42-49; Hebr. 9:24).
Da die, die das Königreich ererben, in den Himmel kommen, entbehren alle sektiererischen Phantasievorstellungen, nach denen Jesus und die „Heiligen“ im Fleische vom irdischen Jerusalem oder von Phrygien aus regieren und sich sinnlichen Vergnügungen hingeben würden, einfach jeglicher Grundlage.
Durch solche Ansichten werden offensichtlich die folgenden zwei Lehren, die die Bibel herausstellt, verdreht: 1. Das Königreich ist eine himmlische Regierung, die sich aus Jesus, den Aposteln und anderen zusammensetzt, die durch die „erste Auferstehung“ zu himmlischem Leben gelangen (Offb. 20:6). 2. Unter dieser himmlischen Regierung werden auf der von allen bösen Menschen gesäuberten Erde friedliche, paradiesische Verhältnisse wiederhergestellt werden, deren sich die irdischen Diener Gottes erfreuen sollen (Luk. 23:43; Offb. 19:11 bis 20:3; 22:1, 2, 17).
Wie jeder weiß, sind die unter dem zweiten Punkt genannten Verhältnisse bis jetzt noch nicht eingetreten. Läßt dies nicht vermuten, daß das Tausendjährige Reich noch in der Zukunft liegt?
Wir haben bereits festgestellt, daß einige die Ansicht vertreten, das Tausendjährige Reich sei keine wirkliche Zeitperiode von tausend Jahren, sondern einfach eine lange Zeitspanne von unbestimmter Dauer, die vielleicht vor Jahrhunderten begonnen habe. Kann dies aber richtig sein? Zugegeben, gewisse in der Offenbarung genannte Zahlen oder Zeitperioden sind bildlich zu verstehen, denn die Botschaft dieses Buches wurde in vielen „Zeichen“ gegeben (Offb. 1:1, 4; 2:10). Gibt es jedoch Gründe zu glauben, bei den „tausend Jahren“ handle es sich nicht um eine symbolische Zeitspanne?
In Offenbarung, Kapitel 7 unterscheidet der Apostel zwischen der festgelegten Zahl derer, die mit Christus herrschen (144 000), und der größeren, unbestimmten Zahl derer, die die „große Drangsal“ überleben. Wie macht Johannes diesen Unterschied? Er bezeichnet die letztere Gruppe als „große Volksmenge, die kein Mensch zu zählen vermochte“ (Offb. 7:4, 9). Später bezieht er sich dann wieder auf die festgelegte Zahl, nämlich auf „die hundertvierundvierzigtausend“ (Offb. 14:3). Ebenso sagt Johannes in Offenbarung 20:8, daß die unbestimmte Zahl der Personen, die am Ende der tausend Jahre rebellieren, „wie der Sand am Meere“ ist. Außerdem gebraucht er in Offenbarung, Kapitel 20 nicht die Mehrzahl „Tausende“, die an anderen Stellen verwendet wird, um eine große und vielleicht auch unbestimmte Zahl anzuzeigen (Offb. 5:11; Dan. 7:10; 1. Sam. 18:7; Ps. 68:17; 119:72). Es scheint also keinen stichhaltigen Grund für die Schlußfolgerung zu geben, mit den in Kapitel 20 erwähnten „tausend Jahren“ sei eine lange Zeitspanne von unbestimmter Dauer gemeint. Vielmehr gebraucht Johannes den Ausdruck auf eine Weise, die erkennen läßt, daß es sich um eine Zeitspanne von festgelegter Dauer handeln muß; er sagt nämlich: „... die tausend Jahre“ (Offb. 20:6).
Wie können wir aber mit Sicherheit wissen, wie lang diese festgesetzte Zeitspanne ist? J. J. Wettstein — für den die Offenbarung ein Buch war, das von den Juden handelte, die um das Ende des 1. Jahrhunderts lebten — behauptete, die 50 Jahre zwischen dem Tod des Kaisers Domitian (96 u. Z.) und dem Beginn des jüdischen Krieges während der Herrschaft Hadrians seien das Tausendjährige Reich gewesen. Eine andere Ansicht besagte, ein Tag stünde für ein Jahr. Nach dieser Ansicht soll das Tausendjährige Reich bei 360 Tagen im Mondjahr 360 000 Jahre (360 × 1 000) dauern. Professor A. T. Robertson schrieb über solche Auslegungen: „Alle möglichen Theorien werden aufgestellt, doch keine befriedigt einen völlig.“
Was wirklich gemeint ist, versteht man am besten, wenn man die „tausend Jahre“, die Johannes erwähnt, wörtlich nimmt — als 1 000 Jahre. Viele haben darin die für Jesus Christus — der in der Bibel „Herr des Sabbats“ genannt wird — angebrachte Zeitspanne gesehen (Matth. 12:8). Diese Zeitspanne gleiche dann einem Tag der Sabbatruhe, nachdem die menschliche Unvollkommenheit etwa 6 000 Jahre die irdische Szene beherrscht habe (2. Petr. 3:8).
Wie Johannes selbst zeigt, folgt das Tausendjährige Reich auf den Krieg, den Christus gegen alle seine irdischen Feinde erfolgreich führen wird (Offb. 19:11-21). Da dieser Krieg bisher noch nicht stattgefunden hat, können wir sicher sein, daß das Tausendjährige Reich noch kommen wird. Die Erfüllung der biblischen Prophezeiungen in unserer Zeit beweist — wie es Jesus selbst voraussagte —, daß Christus bald gegen die irdischen Feinde Gottes Krieg führen und sie vernichten wird (Matth. 24:3-22).
All die biblischen und historischen Beweise, die erkennen lassen, daß wir in den letzten Tagen des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge leben, bilden die sichere Grundlage für unsere Hoffnung, daß das tausendjährige Friedensreich in naher Zukunft anbrechen wird (2. Tim. 3:1-5). Wie wird es dann auf der Erde aussehen?
[Fußnote]
a Chiliasmus: „[Lehre von der] Erwartung des Tausendjährigen Reiches Christi auf Erden nach seiner Wiederkunft vor dem Weltende“ (Das große Wörterbuch der deutschen Sprache).
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Irdische Segnungen während des Tausendjährigen ReichesDer Wachtturm 1980 | 15. Januar
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Irdische Segnungen während des Tausendjährigen Reiches
Wie wirkt es sich aus, wenn ‘Gottes Wille auf der Erde geschieht’?
Betest auch du das berühmte Mustergebet, das Jesus lehrte? Er sagte: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matth. 6:10).
MILLIONEN von Menschen haben dieses Gebet gesprochen. Doch wie viele haben ernsthaft darüber nachgedacht, wie es auf der Erde aussehen wird, wenn Gott dieses Gebet vollends erhören wird? Hast du dir je darüber Gedanken gemacht, welch schöne Zeit dir und deiner Familie bevorsteht, wenn ihr das Vorrecht habt, am Leben zu sein, wenn der Wille Gottes wie im Himmel so auch auf der Erde geschieht?
Das Buch der Offenbarung kann uns hier weiterhelfen. Im 19. Kapitel lesen wir von dem bevorstehenden Krieg, in dem Jesus Christus alle irdischen Feinde Gottes vernichten wird. Das 20. Kapitel berichtet davon, daß der Teufel, der hinter allem Bösen gestanden hat, für 1 000 Jahre in den Abgrund geworfen wird. Während dieser Zeit wird Christus zum Segen der irdischen Diener Gottes, zu denen auch die Auferstandenen gehören, vom Himmel aus regieren. Da die bösen Elemente dann beseitigt sein werden, wird es „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ geben, in denen Gerechtigkeit wohnt (Offb. 20:11; 21:1; 2. Petr. 3:13).
Bist du daran interessiert, dir ein genaueres Bild von den irdischen Segnungen während des Tausendjährigen Reiches machen zu können? Nun, die Offenbarung beschreibt die Zustände, die herrschen werden, wenn Jehova der neuen irdischen Gesellschaft wahrer Anbeter seine Aufmerksamkeit zuwenden wird. Wir lesen:
„Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen“ (Offb. 21:4).
Zeigt nicht die Tatsache, daß es keine Tränen mehr geben wird, daß die Menschen Grausamkeiten wie Mißhandlungen von Kindern oder Ehefrauen, Vergewaltigungen und Raubüberfälle sowie den Terrorismus und Kriege nicht länger zu fürchten brauchen? Außerdem versichert uns Gott, daß es Schmerz und Tod — heute oft die Folge von Krankheiten und Unfällen — als Ursache des Leids nicht mehr geben wird.
Auch unsere Hoffnung auf weitere irdische Segnungen während des Tausendjährigen Reiches gründet sich auf die Bibel. In dieser Hinsicht haben wir es nicht nötig, unserer Phantasie die Zügel schießen zu lassen oder maßlos zu übertreiben, wie es einige im 2. und im 3. Jahrhundert taten.
WIE SICH FRÜHCHRISTLICHE SCHREIBER DIE ZUSTÄNDE AUF DER ERDE VORSTELLTEN
Wie im vorangehenden Artikel erwähnt, trat nach dem Tode der Apostel der Abfall vom wahren Christentum ein, und einige begannen, durch ihre Lehren die Wahrheit zu verdrehen. Zum Teil taten sie dies, weil sie irrtümlich glaubten, Jesus und seine Miterben würden auf der Erde regieren (Joh. 14:19; 2. Tim. 2:12; 1. Petr. 1:3, 4). Offensichtlich folgerte man daraus, solch überirdische Herrscher würden unglaublich herrliche Zustände auf der Erde herbeiführen.
Ein Beispiel, wie man derartige Verhältnisse von unvorstellbarer Schönheit zu beschreiben versuchte, finden wir in den Schriften des Papias, eines Prälaten von Phrygien, der im 2. Jahrhundert lebte. Wie er sich die Verhältnisse ausmalte, die während des Tausendjährigen Reiches herrschen sollten, geht aus den Worten eines anderen Schreibers hervor, der ihn zitierte:
„Es werden ... Weinstöcke wachsen ..., jeder mit 10 000 Reben, und an einer Rebe 10 000 Zweige, und an einem Zweige 10 000 Schosse und an jedem Schoß 10 000 Trauben und an jeder Traube 10 000 Beeren ... Ähnlich werde auch ein Weizenkorn 10 000 Ähren hervorbringen und jede Ähre 10 000 Körner haben und jedes Korn 10 Pfund weißes, reines Mehl geben.“
Andere frühchristliche Schreiber wiesen jedoch auf die wunderbaren Beschreibungen im Buche Jesaja hin und glaubten, daraus gehe hervor, wie es unter der Tausendjahrherrschaft Christi aussehen werde.
Im 2. Jahrhundert zitierten zum Beispiel Justin der Märtyrer und Irenäus aus den in Jesaja 65:17-25 und 11:6-9 niedergeschriebenen Prophezeiungen. Die erste dieser Prophezeiungen lautet:
„‚Sie werden gewißlich Häuser bauen und sie bewohnen; und sie werden bestimmt Weingärten pflanzen und deren Fruchtertrag essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen; sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen. Denn gleich den Tagen eines Baumes werden die Tage meines Volkes sein ... Der Wolf und das Lamm selbst werden einträchtig weiden, und der Löwe wird Stroh fressen so wie der Stier ... Sie werden nicht Schaden tun noch irgendwelches Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berge‘, hat Jehova gesprochen.“
Auch in Jesaja, Kapitel 11 ist davon die Rede, daß die Tiere miteinander in Frieden leben werden und der Löwe Stroh fressen wird wie der Stier. Und es wird gesagt, daß ein kleiner Knabe die Tiere führen wird.
Irenäus erkannte, daß diese Worte treffend beschreiben, wie Gottes Wahrheit in der Persönlichkeit von „wilden Menschen ..., die aus den verschiedensten Völkern ... gläubig geworden sind und nun mit den Gerechten übereinstimmen“, Änderungen hervorrufen kann. Er folgerte aber daraus auch, im Tausendjährigen Reich würden sich diese Änderungen in der Persönlichkeit — die aus einem bösartigen Menschen einen friedsamen machen — in der Tierwelt widerspiegeln. Er schrieb:
„Wenn nun die Schöpfung wiederhergestellt ist, dann müssen alle Tiere dem Menschen sich unterwerfen und gehorsamen und zur ersten von Gott ihnen gegebenen Speise zurückkehren, zur Frucht der Erde, wie sie auch dem Adam in Gehorsam unterworfen waren“ (Gegen die Häresien V, 33, 4).
Wenn wir heute jene Worte Jesajas im Kontext lesen, können wir erkennen, daß sich seine Prophezeiungen zweimal erfüllten: einmal im kleinen oder im Vorbild, als sein Volk aus der Gefangenschaft in Babylon befreit worden war, und zum zweitenmal in gegenbildlichem oder endgültigem Sinne in den „letzten Tagen“, als die geistigen Israeliten aus der Gefangenschaft in Babylon der Großen befreit worden waren. Im kleinen erfüllten sich die Prophezeiungen im Jahre 537 v. u. Z. Unter der neuen Regierung, die über das Land herrschte, konnten die befreiten Israeliten darangehen, ihr Land zu bebauen und seine Fruchtbarkeit, seine Schönheit und seinen Frieden wiederherzustellen (Jes. 35:1, 2). Jehova half ihnen, Boshaftigkeit und tierische Eigenschaften abzulegen und in ihrem ganzen Verhalten die Friedsamkeit widerzuspiegeln, die für wahre Anbeter angebracht ist (Micha 6:8; siehe Rettung aus der Weltbedrängnis steht bevor!, S. 318—320, Abs. 15—19; „Neue Himmel und eine neue Erde“, S. 322—331, Abs. 18—29).
Wenn sich eine solche Friedsamkeit damals unter den befreiten Israeliten entwickelte und sie auch heute unter den wahren Anbetern zu beobachten ist, können wir dann nicht davon überzeugt sein, daß die Menschen während des Tausendjährigen Reiches diese Eigenschaft in noch größerem Maße offenbaren werden? Die Bibel bietet aber in dieser Beziehung noch weiteren Stoff zum Nachdenken.
ANHALTSPUNKTE IM BRICHT ÜBER EDEN
Als Jesaja auf die neuen Verhältnisse hinwies, unter denen die befreiten Israeliten leben sollten, benutzte er als Veranschaulichung die ursprüngliche Heimat des Menschen, das Paradies, Garten Eden genannt. Er schrieb:
„Denn Jehova wird Zion gewißlich trösten. Er wird bestimmt all ihre verwüsteten Stätten trösten, und er wird ihre Wildnis wie Eden machen und ihre Wüstenebene wie den Garten Jehovas“ (Jes. 51:3).
Andere Bibelschreiber wiesen ebenfalls auf den Garten Eden hin, um die Wohlfahrt und die gesegneten Verhältnisse zu veranschaulichen, unter denen Menschen gern leben möchten (Hes. 36:35; Joel 2:3; 1. Mose 13:10; vergleiche Hosea 2:18-21).
Folglich hilft es uns, eine Vorstellung von den irdischen Segnungen des Tausendjährigen Reiches zu erhalten, wenn wir uns das in den Sinn rufen, was Jehova Gott am Anfang, im Garten Eden, für die Menschen vorgesehen hatte.
Aus dem Bericht in 1. Mose erfahren wir, daß Gott Adam und Eva in einen „Garten“ oder ein „Paradies“ setzte (1. Mose 2:8, Septuaginta). Der Garten war weit mehr als ein Blumengarten. Wir lesen: „So ließ Jehova Gott aus dem Erdboden allerlei Bäume hervorwachsen, begehrenswert für den Anblick und gut zur Speise.“ Es gab nicht nur eine Fülle von gesunder Nahrung, sondern der Garten Eden war auch ein Ort, wo man lohnende Arbeit verrichten konnte. Adam und Eva sollten den Garten bebauen und pflegen sowie von seinen mannigfaltigen Erzeugnissen essen, was alles zu ihrer Zufriedenheit beigetragen hätte (1. Mose 2:9, 15, 16; vergleiche Prediger 2:24; 5:12).
Mußten Adam und Eva in diesem wunderschönen Garten die wilden Tiere fürchten? Wurde etwa ihr Friede durch Tiere gestört, die aufeinander Jagd machten? Die Worte Jesajas, die in den Kapiteln 11 und 65 niedergeschrieben sind, lassen darauf schließen, daß dies nicht der Fall war. Auch können wir aus dem 1. Buch Mose den folgenden historischen Aufschluß erhalten:
„Gott sprach weiter [zu Adam und Eva]: ,Hier habe ich euch alle samentragenden Pflanzen gegeben, die es auf der Oberfläche der ganzen Erde gibt, und jeden Baum, an dem es samentragende Baumfrucht gibt. Euch diene es als Speise. Und jedem wildlebenden Tier der Erde und jedem fliegenden Geschöpf der Himmel und allem, was sich auf der Erde regt, in welchem Leben als eine Seele ist, habe ich alle grünen Pflanzen zur Speise gegeben.‘ Und so wurde es“ (1. Mose 1:29, 30).
Wie dir vielleicht bekannt ist, lehnen heute viele Personen, darunter auch Geistliche, den Bericht der Bibel über den Garten Eden und über die Zustände, die darin herrschten, ab. Einige behaupten, der Bericht über Adam und Eva sei nur ein Mythos oder ein Gleichnis. Damit setzen sie sich in Widerspruch zu Jesus Christus, der den Bibelbericht als historisch anerkannte, ja sogar daraus zitierte (Matth. 19:4, 5). Auch glauben viele Geistliche nicht an das, was in Gottes Wort über die Tiere im Garten Eden steht. Vielleicht sind sie von der Evolutionstheorie beeinflußt, wonach sich heute die Tiere untereinander so verhalten würden wie seit eh und je und unter den Tieren und unter den Menschen immer das Gesetz vom „Überleben des Geeignetsten“ gegolten habe.
Wenn wir aber an die Macht Gottes glauben und bereit sind, den Bericht der Bibel anzuerkennen, können wir überzeugt sein, daß die ersten Menschen in Eden nicht sündig oder kriegerisch veranlagt waren und daß die Tiere im Paradies miteinander in Frieden lebten. Oder denken wir an unsere eigenen Erfahrungen, die wir im Beobachten von Tieren gesammelt haben; wir haben die Tiere vielleicht in Zoos oder auf Bauernhöfen beobachtet, oder wir haben uns Fernsehsendungen angeschaut, in denen Tiere in freier Wildbahn gezeigt wurden. Können wir daraus nicht schließen, daß der Mensch mehr Lebensfreude empfunden haben muß, als er sah, wie ihm im Paradies die Tiere untertan waren? (1. Mose 1:26).
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Wie wir also gesehen haben, schuf Gott eine Grundlage für die Hoffnung auf bevorstehende irdische Segnungen: Die in Offenbarung 21:4 aufgezeichnete Verheißung besagt, daß wir das Ende von Leid, Schmerz und Tod erwarten dürfen. Und logischerweise würde dies das Ende der gegenwärtigen Verhältnisse bedeuten. Auch kennen wir einige Einzelheiten der Zustände im Garten Eden. Aufgrund dieser Kenntnisse können wir ein wiederhergestelltes irdisches Paradies erwarten, in dem man lohnende Arbeit verrichtet, sättigende und gesunde Nahrung ißt und in dem die Tiere wieder dem Menschen untertan sind (Luk. 23:43; Ps. 72:16).
Diese Zustände werden sich nicht auf einen einzigen Garten beschränken, der sich an irgendeinem Ort befindet. Vielmehr wird Gott seinen ursprünglichen Vorsatz verwirklichen, der darin besteht, daß der ganze Erdball dem Menschen unterworfen und zu einem Paradies gestaltet wird. Seine Vorsätze scheitern nie (Jes. 45:18; 1. Mose 1:28; vergleiche Jesaja 14:24).
Die materiellen Segnungen werden aber keinesfalls die einzigen Segnungen sein, deren wir uns im Tausendjährigen Reich erfreuen können. Jehova sichert uns auch auf einem anderen Gebiet Segnungen zu, die für ein wirklich befriedigendes Leben sogar von noch größerer Wichtigkeit sind, nämlich auf geistigem Gebiet. Erinnern wir uns an das, was Jesus dem Versucher entgegnete: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht“ (Matth. 4:4). Somit können wir davon überzeugt sein, daß das Tausendjährige Reich durch eine Fülle an geistiger Speise — biblische Belehrung — gekennzeichnet sein wird. Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit werden überströmen und zu dauerndem Frieden beitragen (Ps. 72:1, 5-7, 17; Jes. 9:6, 7; 32:1, 16-18; vergleiche Jesaja 26:7-9).
HEUTE GLAUBE ERFORDERLICH
Damit wir einmal die Segnungen des Tausendjährigen Reiches genießen können, müssen wir Glauben bekunden. Gott teilte uns in seiner Weisheit nicht alle Einzelheiten der Zustände mit, die während der tausend Jahre auf der Erde herrschen werden. Er gab uns keine Beschreibung, auf welche Weise er das vollbringen wird, was heute noch als fast unmöglich gilt: die Umweltschäden zu beseitigen, von denen heute große Teile der Erde betroffen sind, die mit Krankheit behafteten Menschen zu heilen, verkrüppelte Gliedmaßen wiederherzustellen und Frieden unter den Tieren herbeizuführen. Die Informationen, die er in sein Wort aufgenommen hat, genügen jedoch, um zu beweisen, daß er die übermenschliche Fähigkeit besitzt, solche Wunder zu vollbringen, ja sogar die Toten aufzuerwecken (Apg. 10:37, 38; Luk. 7:14-16; 19:37, 38; 1. Mose 7:6-16). Und dennoch erfordert es Glauben, Gott zu dienen, nämlich den Glauben daran, daß er geistige und irdische Segnungen ausgießen wird (Hebr. 11:1, 6).
Erfüllt von einem solchen Glauben, führen Jehovas Zeugen ihr weltweites Bildungsprogramm durch. Sie helfen Personen, die Bibel zu studieren, einen festen Glauben zu entwickeln und zu der Zuversicht zu gelangen, daß Gott bald durch Christus das Böse endgültig ausmerzen wird (Matth. 24:14). Viele von denen, die heute glauben, werden dieses Eingreifen Gottes überleben; sie werden den Beginn des Tausendjährigen Reiches Christi erleben und schließlich die irdischen Segnungen genießen, über die wir gesprochen haben. Wir ermuntern dich, das Angebot der Zeugen Jehovas anzunehmen und dir von ihnen beim Studium der Bibel helfen zu lassen, damit auch du voller Zuversicht den Segnungen des Tausendjährigen Reiches entgegensehen kannst.
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Während des Tausendjährigen Reiches wird Gott die Umweltschäden beseitigen, die Krankheiten ausmerzen und Frieden unter den Tieren herbeiführen.
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Gestärkt durch die Hoffnung auf das Tausendjährige ReichDer Wachtturm 1980 | 15. Januar
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Gestärkt durch die Hoffnung auf das Tausendjährige Reich
„Von dem Feigenbaum lernt nun das Gleichnis: Sobald sein junger Zweig weich wird und seine Blätter hervortreibt, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. Ebenso auch ihr, wenn ihr diese Dinge geschehen seht, so erkennt, daß er nahe an den Türen ist“ (Mark. 13:28, 29).
1, 2. (a) Was sagte ein Staatsmann über Krieg und Frieden? (b) Aber von welcher Hoffnung sprach Jesus? (Vergleiche Lukas 21:29-31.)
„IM Zeitalter der Wasserstoffbombe besteht kein wesentlicher Unterschied mehr zwischen globalem Krieg und globalem Selbstmord.“ Das sagte der Präsident der Vereinigten Staaten nach seiner Rückkehr von der Unterzeichnung des SALT-Abkommens mit der Sowjetunion. Die Welt lebt, wie er weiter ausführte, in einem „zwielichtigen Frieden“ und unter der steten Bedrohung eines „katastrophalen Atomkrieges, eines Krieges, der, was Schrecken, Ausmaß der Vernichtung und Todesopfer betrifft, sämtliche Kriege der langen und blutigen Menschheitsgeschichte in den Schatten stellen würde“. Wird es aber zu einem globalen Selbstmord kommen? Untersuchen wir, was der „Sohn des Menschen“, Jesus Christus, gemäß dem Markusevangelium darauf antwortet.
2 In seiner Voraussage über die „Dinge“, die heute, im 20. Jahrhundert, „geschehen“, zog Jesus Christus einen Vergleich mit dem Feigenbaum, indem er sagte: „Sobald sein junger Zweig weich wird und seine Blätter hervortreibt, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist“ (Mark. 13:28, 29). Damit wies Jesus auf die Zeit seines Kommens als Urteilsvollstrecker hin. Auf diese Zeit werden „die tausend Jahre“ folgen, in denen der Teufel die Nationen nicht mehr irreführen wird (Offb. 20:2, 3).
3. (a) Wie wirken sich die von Jesus erwähnten ‘Dinge, die geschehen’, auf die Menschheit aus? (b) Was sollten Jesu Jünger in diesen Ereignissen sehen?
3 Doch die „Dinge“, die heute „geschehen“, sind nicht gerade erfreulich. In seiner Prophezeiung ermuntert uns Jesus deshalb auch mit den Worten: „Wenn ihr von Kriegen und Kriegsberichten hört, so erschreckt nicht; diese Dinge müssen geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, es wird an einem Ort nach dem anderen Erdbeben geben, Lebensmittelknappheit wird eintreten. Diese Dinge sind ein Anfang der Bedrängniswehen“ (Mark. 13:4, 7, 8). Jesu Jünger sind daher wegen der furchterregenden Ereignisse, die seit dem Ende der „bestimmten Zeiten der Nationen“ im Jahre 1914 auf Erden eingetreten sind, nicht übermäßig beunruhigt (Luk. 21:24-28). Diese Ereignisse deuten alle darauf hin, daß Christus Jesus, der Sohn des Menschen, „nahe an den Türen ist“ und daß seine auferweckten Fußstapfennachfolger bald „tausend Jahre“ mit ihm als Könige regieren werden (Matth. 24:33; Offb. 20:4).
„GEBT ACHT AUF EUCH SELBST“
4. Warum haben Jehovas Zeugen oft mehr zu erdulden als andere, und was geht diesbezüglich aus Markus 13:9 hervor?
4 Wie viele andere Menschen, so haben auch Jehovas Zeugen unter diesen „Bedrängniswehen“ zu leiden. Mitunter müssen sie sogar mehr erdulden als andere, denn jetzt ist die Zeit, in der der Teufel besonders zornig über diejenigen ist, „die die Gebote Gottes halten“ (Offb. 12:12, 17). Im Hinblick auf diese Zeit sagte Jesus: „Was euch betrifft, gebt acht auf euch selbst; man wird euch örtlichen Gerichten ausliefern, und ihr werdet in Synagogen geschlagen und um meinetwillen vor Statthalter und Könige gestellt werden, ihnen zu einem Zeugnis“ (Mark. 13:9).
5. Was haben Jehovas Zeugen, während sie dem Tausendjährigen Reich entgegengehen, seit 1914 erlebt?
5 Wie sich dies doch in der Zeit nach dem Jahre 1914 bewahrheitet hat! Gewissenhafte Erforscher der Bibel wurden in den meisten Ländern, die am Ersten Weltkrieg beteiligt waren, heftig verfolgt. Eine Verfolgungswelle nach der anderen ging in den 30er und den 40er Jahren über die deutschen Zeugen Jehovas hinweg, doch sie konnten dadurch nicht ausgerottet werden. Während des Zweiten Weltkrieges schürten die meisten Staaten der Erde den Haß gegen Jehovas Zeugen. Aber trotz ihrer Leiden hatten diese Christen immer die strahlende Hoffnung auf die Segnungen der Tausendjahrherrschaft vor Augen, und um diese glückliche Zeit zu erleben, drängten sie ständig voran (Offb. 20:6).
6. (a) Welches „Zeugnis“ müssen Jehovas Diener geben? (b) In welchem Ausmaß hat sich in unserer Zeit Markus 13:10 erfüllt?
6 Bis heute müssen Jehovas Diener in vielen Ländern vor Richtern und Herrschern erscheinen, „ihnen zu einem Zeugnis“. Das ist darauf zurückzuführen, daß sie vor allem treue Untertanen des Königreiches Christi sind, das nach Jesu eigenen Worten „kein Teil dieser Welt“ ist (Joh. 18:36). Ein weiterer Grund besteht darin, daß sie sich daran beteiligen, folgende Worte aus Jesu Prophezeiung zu erfüllen: „Auch muß unter allen Nationen zuerst die gute Botschaft gepredigt werden“ (Mark. 13:10). Ist das seit 1914 geschehen? Ganz bestimmt. Nicht aus menschlicher Kraft, sondern durch die Macht des Geistes Gottes führen Jehovas Zeugen einen Feldzug des Predigens und Jüngermachens auf der ganzen Erde durch. Mehr als zwei Millionen verkündigen heute die Hoffnung auf das Tausendjährige Reich „bis zu den äußersten Enden der bewohnten Erde“ (Sach. 4:6; Röm. 10:18).
7. In welcher Hinsicht verspüren Jehovas Zeugen die Hilfe der dynamischen Kraft Gottes? (Jes. 40:28-31).
7 Gott stärkt seine Diener auf wunderbare Weise durch seine dynamische Kraft, während sie das erleben, was Jesus in seinen weiteren Worten beschrieb: „Wenn sie euch aber abführen, um euch auszuliefern, so macht euch nicht im voraus Sorgen über das, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet, denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der heilige Geist. Ferner wird ein Bruder den Bruder zum Tode überliefern und ein Vater ein Kind, und Kinder werden gegen die Eltern aufstehen und sie zu Tode bringen lassen; und um meines Namens willen werdet ihr Gegenstand des Hasses aller Menschen sein“ (Mark. 13:11-13).
8. Wie hat der „heilige Geist“ Gottes Dienern oft geholfen, wenn sie unter Druck gesetzt wurden?
8 In unserer Zeit, in der sich das von Jesus erwähnte „Zeichen“ erfüllt, hat Jehova seine Diener in vielen gefährlichen Situationen durch den „heiligen Geist“ geleitet (Mark. 13:4). Ein Zeuge Jehovas, ein treuer reisender Aufseher, wurde vor kurzem verhaftet, weil er die „gute Botschaft“ gepredigt hatte. Man traf bereits Vorbereitungen für seine Hinrichtung. Doch er erhob Einspruch und wies darauf hin, daß zunächst ein ordentliches Verfahren stattfinden müsse. Als man dem Einspruch stattgab, bat er um einen Gerichtsschreiber. Mit der Hilfe des Geistes Jehovas gab dieser Aufseher ein vorzügliches Zeugnis über das Königreich und zitierte viele Schriftstellen. All das wurde im Gerichtsprotokoll festgehalten. Man verurteilte ihn dennoch zum Tode. Am nächsten Tag unterrichtete er aber das Gericht davon, daß ihm das Gesetz das Recht zubillige, Berufung einzulegen. So gestattete man ihm, aufgrund des Gerichtsprotokolls Berufung einzulegen. Das übergeordnete Gericht hob das Urteil auf und erkannte auf Freispruch. So konnte der reisende Aufseher die Verkündigung des Königreiches Gottes fortsetzen. Der heilige Geist hatte ihm geholfen, den Sieg zu erringen. (Vergleiche Apostelgeschichte 4:13, 31; 5:32.)
9. Welche Probleme sind in Verbindung mit Familiengliedern aufgetreten und überwunden worden?
9 Wie Jesus vorhersagte, haben sich sogar ungläubige Familienglieder als Verfolger von Zeugen Jehovas erwiesen. Rebellische Kinder haben ihre eigenen Eltern verraten, so zum Beispiel in einem Flüchtlingslager in Afrika. Auch in verhältnismäßig friedlichen Ländern haben Zeugen Jehovas von seiten ihres Ehepartners oder anderer Angehöriger manchmal erbitterten Widerstand zu erdulden. Während solche Zeugen taktvoll Zeugnis geben und liebevoll versuchen, ihren gegnerischen Angehörigen zu helfen, werden sie durch die Zusicherung gestärkt: „Wer aber bis ans Ende ausgeharrt haben wird, der wird gerettet werden“ (Mark. 13:13; vergleiche Markus 10:28-30; 1. Petrus 3:1-4).
DAS „ABSCHEULICHE DING“ ERKENNEN
10. Welche Frage steigt in bezug auf Markus 13:14 auf?
10 Alle, die sich nach dem herannahenden Tausendjährigen Reich sehnen, sind sehr an der Erfüllung der weiteren Worte Jesu interessiert: „Wenn ihr aber das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, dort stehen seht, wo es nicht stehen sollte (der Leser wende Unterscheidungsvermögen an), dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen“ (Mark. 13:14). Was ist dieses „abscheuliche Ding“?
11. (a) Inwiefern stehen Gottes Königreich und das „abscheuliche Ding“ im Gegensatz zueinander? (b) Warum sind die Vereinten Nationen in den Augen Jehovas „abscheulich“?
11 Das „abscheuliche Ding“ steht im Gegensatz zum „Königreich unseres Herrn [Jehova Gott] und seines Christus“, das im Jahre 1914 im Himmel geboren wurde (Offb. 11:15 bis 12:12). Dieses Königreich wird prophetisch als „schön von Erhebung“ und als „der Schönheit Vollkommenheit“ beschrieben (Ps. 48:2; 50:2). Aber die Nationen begannen sogleich, gegen das Königreich zu toben (Ps. 2:1-6). Es dauerte nicht lange, bis sie den Völkerbund ins Leben riefen, der später in Form der Vereinten Nationen wieder auf den Plan trat. In der Offenbarung wird diese internationale Organisation als etwas wirklich „Abscheuliches“ dargestellt — ‘ein scharlachfarbenes wildes Tier, das voll lästerlicher Namen ist und sieben Köpfe und zehn Hörner hat’ (Offb. 17:3, 8). In den Augen Jehovas ist sie „abscheulich“, denn sie ist als die Einrichtung gepriesen worden, die der Menschheit „Frieden und Sicherheit“ bringen soll — etwas, was nur Christi herrliche Königreichsherrschaft zustande bringen kann (Jes. 9:6, 7; vergl. 1. Thessalonicher 5:3).
12. Wodurch hat Babylon die Große Gottes Mißfallen erregt, und welche Folgen wird dies für sie haben?
12 Wer hat solch prahlerische Behauptungen über diese menschliche Einrichtung aufgestellt? Insbesondere die Geistlichkeit der Christenheit. Im Dezember 1918 pries der Generalrat der Kirchen Christi in Amerika den damals beantragten Völkerbund als „politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“. Im Jahre 1965 verkündete Papst Paul VI., die Vereinten Nationen seien die „letzte Hoffnung für die Eintracht und den Frieden“. Bis zu diesem Jahr, 1980, haben Päpste und Prälaten weiterhin um Gunstbezeigungen der UN gebuhlt. Aber zu wem gehören diese Geistlichen? Sie sind mit einer religiösen „Hure“ verbunden, die in der Offenbarung als „Babylon die Große, die Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde“, bezeichnet wird (Offb. 17:1, 3-6). Als Weltreich der falschen Religion betreibt dieses buhlerische „Weib“ — diese Hure — ihre Geschäfte mit den politischen Führern der Nationen, während sie ihren Glauben an das „Tier“, die UN, verkündet und sich sogar anmaßt, als „Königin“ auf diesem „Tier“ zu ‘sitzen’ und es zu lenken (Offb. 18:7). Aber gerade dann, wenn sie bei ihren politischen „Liebhabern“ offenbar fest im Sattel sitzt, werden die radikalen „zehn Hörner“ der UN „die Hure hassen und werden sie verwüsten und nackt machen“ und sie völlig vernichten (Offb. 17:16).
13, 14. (a) Warum sollten wir heute sichergehen, daß unsere ‘Flucht in die Berge’ abgeschlossen ist? (b) Was beweist, daß immer noch viele das Gebot aus Offenbarung 18:4 befolgen?
13 Mit dem Glaubensauge können Christen schon heute sehen, daß das „abscheuliche Ding“, die UN, ‘dort steht, wo es nicht stehen sollte’, und daß seine „Hörner“ den angeblich heiligen Bereich der Christenheit bedrohen (Mark. 13:14; Matth. 24:15). Die Verwüstung der falschen Religion naht heran. Sie hat sich verrechnet, wenn sie ihr Vertrauen auf dieses „abscheuliche“ Tier setzt. Was aber sollte der Leser tun, der diese Dinge erkennt? Wie Jesus sagte, sollte er „in die Berge zu fliehen beginnen“.
14 Glücklicherweise haben viele derer, „die in Judäa sind“, ihre Flucht in Jehovas schützende „Berge“ außerhalb jenes Bereichs nicht hinausgeschoben. Deshalb gibt es heute in 205 Ländern und Territorien der Erde Zeugen Jehovas, die warnend das baldige Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge verkündigen. Sie haben der Stimme gehorcht, die vom Himmel her sagt: „Geht aus ihr [Babylon der Großen] hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt. Denn ihre Sünden haben sich aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Taten der Ungerechtigkeit gedacht“ (Offb. 18:4, 5). Jehovas Diener sind „kein Teil der Welt“ (Joh. 15:19). Auch heute ergreifen immer noch Tausende die Flucht, was sich darin zeigt, daß sich in den drei Jahren nach 1975 insgesamt 416 167 Personen taufen ließen.
EILE GEBOTEN
15. Wie können wir den Rat aus Markus 13:15, 16 in unserem Leben befolgen?
15 Jesus betonte, daß während des „Abschlusses“ des Systems der Dinge Eile geboten sei, indem er weiter sagte: „Wer auf dem Hausdach ist, steige nicht hinab, noch gehe er hinein, um etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht zurück zu den Dingen hinter sich, um sein äußeres Kleid zu holen“ (Mark. 13:15, 16). Wenn in biblischen Zeiten Unheil drohte, wäre es töricht gewesen, jemand wäre die Außentreppe von seinem Dachgemach hinuntergestiegen und ins Haus gegangen, um seine Habe herauszuholen. Der schnellste Fluchtweg führte meistens über die Nachbardächer. Auch ein Landwirt, der sich für die Feldarbeit gekleidet hatte, aber zurückgekehrt wäre, um ein gutes Gewand zu holen, hätte seine Flucht gefährdet. Genausowenig kann man heute dadurch gerettet werden, daß man versucht, materielle Dinge aus einer zum Untergang verurteilten Welt in Sicherheit zu bringen, sondern nur dadurch, daß man zu Gottes Königreich flieht und die Königreichsinteressen ständig allem voranstellt. (Vergl. Lukas 9:62; 12:22-31; 17:31, 32.)
16. (a) Für wen wird es eine sehr schwere Zeit sein, wenn die abschließende „Drangsal“ hereinbricht? (b) Welche tröstliche Hoffnung können dagegen gottesfürchtige Eltern haben?
16 Jesus sagte weiter: „Wehe den schwangeren Frauen und denen, die ein Kleinkind stillen in jenen Tagen!“ (Mark. 13:17). Für solche Personen war es eine schwere, ja eine sehr schwere Zeit, als die kaiserlichen Heere Roms im Jahre 70 u. Z. Jerusalem zerstörten. Und es wird für Familien, die Jehovas Vorkehrung zur Flucht außer acht gelassen haben, eine schwere Zeit sein, wenn die abschließende „Drangsal“ über die Erde hereinbricht. Glücklicherweise können gottesfürchtige Eltern, die sich bemühen, ihre Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ aufzuziehen, damit rechnen, daß gehorsamen Minderjährigen das Familienverdienst zugute kommt, was für sie Rettung bedeuten kann (Eph. 6:4; vergleiche 1. Korinther 7:14). Doch der Weg, der zum Überleben führt, wird nicht einfach sein, denn Jesus sagte:
17. (a) Was können wir von der „Winterzeit“ (der „Drangsal“) erwarten? (b) Wie können wir heute weise handeln, und mit welcher Zukunftshoffnung? (Jes. 26:20, 21).
17 „Betet unablässig, daß es nicht zur Winterzeit geschehe; denn jene Tage werden Tage einer Drangsal sein, wie es seit Anfang der Schöpfung, die Gott schuf, bis zu dieser Zeit keine gegeben hat und nicht wieder geben wird. In der Tat, wenn Jehova die Tage nicht verkürzt hätte, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt“ (Mark. 13:18-20). Es könnte sein, daß uns als einzelnen die Flucht nicht gelingt, wenn wir sie hinausschieben und uns nicht zu einer günstigen Zeit (dem Sommer vergleichbar), sondern zur Winterzeit (während der „Drangsal“) auf den Weg machen. In der heutigen unnormalen Zeit kann niemand erwarten, weiterhin ein normales Leben zu führen. Man handelt weise, wenn man auf die Seite des Königreiches Gottes flieht und dort bleibt, indem man ein Leben der Opferbereitschaft zugunsten der Königreichsinteressen führt (Mark. 8:34-36; Matth. 6:33). Während wir der größten Drangsal entgegengehen, können wir für Jesu Zusicherung dankbar sein, daß Jehova ‘die Tage verkürzen’ wird, um „Fleisch“ zu retten, das ihm ergeben ist, nämlich das der „Auserwählten“, die mit Christus herrschen werden, und das der „großen Volksmenge“, die den Kern derer bilden wird, die während der Tausendjahrherrschaft auf der Erde leben (Offb. 5:9, 10; 7:4, 9-17).
18. Welche Hoffnung können wir haben, wenn auch „Angst und Bangen unter den Nationen“ einem Höhepunkt zustreben? (Jes. 45:18).
18 Nachdem Jesus „falsche Christusse und falsche Propheten“ erwähnt hat, von denen viele heute, in der Endzeit, aufgetreten sind, spricht er von furchterregenden Zeichen am Himmel und davon, daß er als „Sohn des Menschen“ „mit großer Macht und Herrlichkeit“ kommen wird, um das Urteil zu vollstrecken und die Seinen zur Rettung zu versammeln (Matth. 24:24, Mark. 13:26). Angesichts der zunehmenden Knappheit an Nahrungsmitteln, Kraftstoff und anderen Bedarfsgütern sowie des ständig wachsenden Vorrates an Massenvernichtungswaffen mehren sich zweifellos „Angst und Bangen unter den Nationen, die ... weder aus noch ein wissen, während die Menschen ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen“ (Luk. 21:25, 26). Ob diese Nationen in selbstmörderischer Weise einen totalen Atomkrieg wagen werden, bleibt abzuwarten. Aber sie werden nicht alles menschliche Leben auf der Erde auslöschen können, denn die „Auserwählten“ und ihre Gefährten haben die feste Zusicherung, befreit zu werden (Luk. 21:28; Matth. 24:21, 22).
19. Was können wir in der nahen Zukunft erwarten?
19 Die „Bedrängniswehen“ haben, seitdem sich ‘Nation gegen Nation’ in einem Weltkrieg erhoben hat, tatsächlich viel Kummer und Leid für die Menschheit mit sich gebracht (Mark. 13:8). Doch wie an den jungen Blättern, die der Feigenbaum hervortreibt, die Nähe des Sommers zu erkennen ist, so lassen — gemäß Jesu Zusicherung — ‘die Dinge, die geschehen’, auf einen baldigen Höhepunkt schließen — das Kommen Christi als Urteilsvollstrecker. Jesus sagte: „Wahrlich, ich sage euch, daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Mark. 13:21-27, 30, 31). Überdies wird uns in der Offenbarung, die Jesus später dem Apostel Johannes gab, zugesichert, daß auf die Beseitigung des Teufels und all seiner Werke die Tausendjahrherrschaft des Königreiches Gottes folgen wird (Offb. 20:2, 3; 1. Joh. 3:8).
„WACHT BESTÄNDIG“
20. (a) Weshalb ist es gefährlich, sich heute in den Schlaf lullen zu lassen? (b) Wie können wir im Einklang mit Markus 13:34, 35 die Treue zu unserem Herrn beweisen?
20 Die abschließenden Worte der großen Prophezeiung Jesu enthalten eine nachdrückliche Warnung für uns alle. Einige mögen schläfrig geworden oder sogar in den Schlaf gelullt worden sein, weil der „Sohn des Menschen“ nicht zur erwarteten Zeit gekommen ist, um mit den Nationen abzurechnen. Welch eine Gefahr! Jesus sagte: „Von jenem Tage oder der Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater. Haltet ständig Ausschau, bleibt wach, denn ihr wißt nicht, wann die bestimmte Zeit da ist.“ Daß wir die Zeit nicht kennen, ist für uns ein zwingender Grund, hellwach zu bleiben. Außerdem erfordert die Treue zu unserem Herrn, die wir durch unser eifriges Predigen der „guten Botschaft“ über sein Kommen unter Beweis stellen, ständige Wachsamkeit. „Es ist wie ein Mensch, der, als er außer Landes reiste, sein Haus verließ und seinen Sklaven Vollmacht gab, einem jeden seine Arbeit, und dem Türhüter gebot, wachsam zu sein. Wacht also beharrlich, denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt“ (Mark. 13:32-35).
21. Angesichts welcher Verheißungen sollten wir ‘beständig wachen’?
21 Mögen wir daher, wenn der „Sohn des Menschen“ „plötzlich“ als Urteilsvollstrecker kommt, nicht schlafend angetroffen werden, sondern emsig damit beschäftigt sein, den Willen unseres Vaters zu tun. Wir werden gesegnet werden, wenn wir Jesu Worte befolgen: „Was ich aber euch sage, sage ich allen: Wacht beständig“ (Mark. 13:37). Mögen uns Jehovas kostbare Verheißungen stärken, durch die „Drangsal“ hindurchzukommen und die tausendjährige Friedenszeit zu erleben (Offb. 20:1-6; 21:1-5).
[Bild auf Seite 15]
Die „Bedrängniswehen“, die 1914 begannen, haben seither zugenommen.
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Fasse Mut! Das Tausendjährige Reich ist naheDer Wachtturm 1980 | 15. Januar
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Fasse Mut! Das Tausendjährige Reich ist nahe
„In der Welt habt ihr Drangsal, doch faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt“ (Joh. 16:33).
1. Weshalb mußten Jesu Jünger sehr mutig sein?
DIESE Worte richtete Jesus kurz vor seiner Verhaftung und Hinrichtung an seine Jünger. Er selbst hatte in beachtlichem Maße Mut gezeigt, und er erwartete auch von seinen Jüngern, daß sie Mut bewiesen. Sie mußten sehr mutig sein, denn Jesus hatte ihnen soeben gesagt: „Wenn die Welt euch haßt, wißt ihr, daß sie mich gehaßt hat, bevor sie euch haßte. Wenn ihr ein Teil der Welt wäret, so wäre der Welt das Ihrige lieb. Weil ihr nun kein Teil der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, deswegen haßt euch die Welt. Behaltet das Wort im Sinn, das ich euch gesagt habe: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten. Alle diese Dinge aber werden sie euch um meines Namens willen antun, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat“ (Joh. 15:18-21).
2. Was schließt Mut, wie Christus ihn bewies, ein? (Vergleiche Psalm 27:13, 14; 31:24.)
2 Was schließt jedoch Mut, wie Christus ihn bewies, ein? Ist darunter die Tapferkeit zu verstehen, die Soldaten in der Hitze der Schlacht offenbaren? Nein, christlicher Mut schließt viel mehr ein. Er erfordert, daß man jederzeit vorbildliche moralische Kraft aufbringt und daß man Gottes Königreich unerschütterlich und unter allen Umständen unterstützt. Er verlangt Standhaftigkeit, Ausharren und unentwegte Treue zu rechten Grundsätzen. Wahrer Mut umfaßt Zielstrebigkeit und die Entschlossenheit, voranzudrängen und selbst angesichts scheinbar unüberwindlicher Widerstände und Schwierigkeiten erfolgreich zu sein. Er schließt die Entschiedenheit ein, die der Apostel Paulus in den Worten zum Ausdruck brachte: „Da ist eines diesbezüglich: Die Dinge vergessend, die dahinten sind, und mich nach den Dingen ausstreckend, die vor mir sind, jage ich dem Ziel entgegen“ (Phil. 3:13, 14).
DER BEISPIELHAFTE MUT DANIELS
3. Welchen beispielhaften Mut zeigten Daniel und seine Gefährten in bezug auf Essen und Trinken?
3 Gottes Wort berichtet über viele Personen, die in Glaubensprüfungen großen Mut offenbarten. Zu ihnen zählt der Prophet Daniel, der mehrere Male einen solchen Mut unter Beweis stellte. In jungen Jahren diente er als Sklave in Babylon, doch „beschloß [er] in seinem Herzen, sich mit den Delikatessen des Königs und mit seinem Trinkwein nicht zu verunreinigen“. Genauso verhielten sich Schadrach, Meschach und Abednego (Dan. 1:8-19). Das erforderte ähnlichen Mut, wie ihn junge Zeugen Jehovas heute in einigen Ländern zeigen müssen, wenn sie zum Beispiel ein Schulfrühstück ablehnen, das Erzeugnisse aus Blut enthält (Apg. 15:28, 29).
4. Welches gute Beispiel haben heute viele junge Menschen in Daniel, Kapitel 3 entdeckt? (Röm. 15:4).
4 Später, als diese drei Gefährten Daniels in der Frage des Götzendienstes standhaft Stellung bezogen, billigte Daniel zweifellos in loyaler Weise ihren Standpunkt. Unter Inspiration zeichnete er über jene Ereignisse einen sehr ausführlichen Bericht auf, der in den heutigen kritischen Tagen zu unserer Ermahnung dient (Dan., Kap. 3).
5. (a) Weshalb erforderte es von Daniel Mut, vor Nebukadnezar und später vor Belsazar zu sprechen? (b) Inwiefern müssen Jehovas Zeugen heute ähnlichen Mut bekunden?
5 Sich vor Nebukadnezar zu stellen und die Auslegung der Träume dieses mächtigen babylonischen Herrschers kundzutun erforderte von Daniel Mut, besonders deshalb, weil seine Voraussage auf den schließlichen Niedergang des Babylonischen Reiches und die Demütigung König Nebukadnezars hindeutete (Dan. 2:36-38, 44, 45; 4:24, 25, 33). Als bei Belsazars götzendienerischem Festmahl an der Wand des Palastes die Handschrift von Jehova erschien, mußte Daniel ebenfalls sehr mutig sein, indem er dem König und seinen Großen verkündete, daß für das mächtige Babylon das Ende gekommen sei und daß es an Medo-Persien fallen werde (Dan. 5:1 bis 6, 17-28). Mut ist heute auch für viele Zeugen Jehovas erforderlich, um unerschrocken Gottes Urteilssprüche über Babylon die Große und über andere zum Untergang verurteilte Systeme dieser Welt bekanntzumachen (Offb. 16:12 bis 16, 19).
IN DER LÖWENGRUBE
6, 7. (a) Wieso gelangte Daniel während der Herrschaft des Darius in eine geachtete Stellung? (b) Wie nur konnten seine Feinde einen Vorwand gegen ihn finden? (c) Zu welch ähnlicher Situation kommt es heute?
6 Daniel und seine Gefährten vertrauten in ihren Prüfungen völlig auf Jehova und beteten zu ihm (Dan. 2:17, 18). Und gerade in Verbindung mit dem Gebet mußte Daniel unerschütterlichen Mut bekunden. Babylon war gefallen, und es herrschte nun Darius über Medo-Persien, die vierte in der Bibel erwähnte Weltmacht. Der betagte Daniel war aufgrund des ihm von seinem Gott verliehenen „außerordentlichen Geistes“ geachteter als alle anderen Beamten des Königreiches. Diese angesehenen Männer waren auf Daniels Weisheit und Stellung eifersüchtig und suchten nach einer Möglichkeit, ihn zu vernichten. Aber sie wußten, daß sie keinen Vorwand gegen ihn finden konnten, es sei denn in Verbindung mit dem „Gesetz seines Gottes“ (Dan. 6:1 bis 5).
7 Da die Verschwörer wußten, daß Daniel es gewohnt war, täglich dreimal zu seinem Gott zu beten und ihn zu lobpreisen, veranlaßten sie den König, einen Erlaß zu unterzeichnen, daß jeder, der im Laufe von 30 Tagen an irgendeinen Gott oder einen Menschen eine Bitte richte außer an den König, in die Löwengrube geworfen werden solle. Der Erlaß wurde zu einem unabänderlichen Gesetz der Meder und Perser (Dan. 6:6-9). Eine ähnliche Situation besteht heute in vielen Ländern. Es gibt engstirnige Beamte oder Geistliche, denen es ein Dorn im Auge ist, daß sich Jehovas Zeugen weigern, ein Teil der Welt zu werden oder ihr Königreichswerk zu verlangsamen. Solche Personen sind eifersüchtig darauf, daß Gott dieses Werk segnet, und sind nur darauf aus, die Zeugen zu „erledigen“ und ihr Werk lahmzulegen. Diese Gegner wissen nur allzugut, daß Jehovas Diener gewöhnlich die gesetzestreuesten und ehrlichsten Personen eines Gemeinwesens sind. Daher machen sie aus götzendienerischen Zeremonien und Ehrenbezeigungen und dem Ausrufen von Parteiwahlsprüchen oder patriotischen Schlagworten wie „Heil Hitler!“ und „Viva Franco!“ eine Streitfrage.
8. Wie haben treue Zeugen heute Daniels kompromißlose Handlungsweise nachgeahmt?
8 Daniel hinterließ uns ein leuchtendes Beispiel, wie man solchen Streitfragen ins Auge sieht. Der Bericht lautet: „Sobald aber Daniel wußte, daß die Schrift unterzeichnet worden war, ging er in sein Haus, und während die Fenster in seinem Dachgemach für ihn nach Jerusalem hin offen waren, kniete er sich sogar dreimal am Tag auf seine Knie und betete und brachte Lobpreis dar vor seinem Gott, wie er es vor diesem regelmäßig getan hatte“ (Dan. 6:10). Er hörte nicht auf, Jehova so anzubeten, wie er es gewohnt war. Genausowenig stellen neuzeitliche Zeugen ihre Gottesanbetung ein, wenn ein Diktator ihr christliches Werk verbietet oder einschränkt. Sie mögen sich vorsichtig bewegen müssen, indem sie zum Beispiel ihren Dienst von Haus zu Haus mit Unterbrechungen durchführen, nur mit der Bibel Zeugnis geben oder in der Hauptsache auf informelle Weise predigen. Aber ihren Gottesdienst müssen sie verrichten. Sie ‘können nicht aufhören, von den Dingen zu reden, die sie gesehen und gehört haben’ (Apg. 4:20).
9. Wie wurde Daniel beschützt, und inwiefern ist das eine Ermunterung für uns heute?
9 Daniel wurde, weil er die Lauterkeit bewahrte, in die Löwengrube geworfen. Bedeutete das aber, daß sein Gott ihn verlassen hatte? Keineswegs! Ebensowenig läßt Jehova seine Zeugen heute im Stich, wenn sie in schmutzige Gefängnisse geworfen werden. Daniel wurde nicht einmal von König Darius aufgegeben, der ‘die Nacht fastend verbrachte’ und wahrscheinlich zu dem Gott Daniels betete. Jehovas Schutz war wirksamer als der unabänderliche medo-persische Gesetzeserlaß. Als der König am nächsten Morgen zur Löwengrube eilte und Daniel rief und ihn fragte, ob sein Gott, dem er „mit Beharrlichkeit“ diene, ihn zu befreien vermocht habe, konnte Daniel antworten: „Mein eigener Gott hat seinen Engel gesandt und das Maul der Löwen verschlossen, und sie haben mich nicht ins Verderben gebracht, da ja vor ihm Unschuld selbst an mir gefunden wurde; und auch vor dir, o König, habe ich keine verletzende Handlung begangen“ (Dan. 6:18-22).
10. Wie können Jehovas Diener die Pläne des Teufels, des „brüllenden Löwen“, vereiteln?
10 Zu Jehova zu beten ist heute ebenso wichtig wie zur Zeit Daniels. Und es kann sehr wirkungsvoll sein! Wenn Jehovas Zeugen heutzutage auch nicht in eine buchstäbliche Löwengrube geworfen werden, so leben sie doch in einer Welt, in der ihr „Widersacher, der Teufel, ... wie ein brüllender Löwe [umhergeht] und ... jemand zu verschlingen“ sucht. Was sollten Christen also tun, wenn sie Verfolgung und anderen Prüfungen ins Auge sehen müssen? Sie sollten mutig sein. Sie sollten sich demütig in die Prüfungen fügen und zu Gott beten in der Zuversicht, daß auch ihre Brüder überall inbrünstig für sie beten. Der Apostel Petrus gab den vortrefflichen Rat: „[Werft] alle eure Sorge auf [Gott] ..., denn er sorgt für euch. Bleibt besonnen, seid wachsam. ... widersteht ... [dem Teufel], fest im Glauben, wissend, daß die gleichen Dinge in bezug auf Leiden sich an eurer ganzen Bruderschaft in der Welt vollziehen. Aber nachdem ihr eine kleine Weile gelitten habt, wird der Gott aller unverdienten Güte ... eure Schulung selbst beenden, er wird euch befestigen, er wird euch stärken. Ihm sei die Macht immerdar“ (1. Petr. 5:6 bis 11).
11. Welche Beispiele aus unserer Zeit haben wir dafür, daß Jehovas Diener in einer „Löwengrube“ überlebten?
11 Es gibt heute viele Beispiele von Zeugen Jehovas, die sozusagen in eine „Löwengrube“ geworfen wurden. Löwenähnliche Boten des Teufels, des „brüllenden Löwen“, suchen ständig, Gottes Diener zu verschlingen. Doch seine Zeugen beharren im Gebet, werfen ihre Sorgen auf Jehova und bleiben standhaft, „fest im Glauben“. Da war zum Beispiel ein junges Mädchen aus Rhodesien, das von seinen Eltern gut über biblische Grundsätze belehrt worden war. Sie wurde von Guerillakämpfern gefangengenommen. Ihre Eltern bangten um sie, da die Guerillas junge Mädchen gewöhnlich vergewaltigten oder ihnen ihr Gedankengut einimpften. Die Eltern konnten nichts anderes tun, als Gottes Schutz für sie zu erbitten. Nach mehreren Tagen kehrte sie unversehrt zurück. Auf die Frage ihrer Eltern, wie es ihr ergangen sei, antwortete sie: „Ich gab den Leuten einfach ständig Zeugnis.“ Daraufhin hatten die Guerillas sie nach Hause geschickt. Später kam der Guerillaführer in das Dorf und suchte nach ihren Eltern. Er wollte einmal, wie er ihnen erklärte, die Eltern eines so gut erzogenen Mädchens kennenlernen.
12. Welches inbrünstige Gebet können wir stets an Gott richten, und in welcher Zuversicht?
12 Jehova sorgt wirklich für seine Diener, die zu ihm beten, und er steht ihnen bei. Wie David können wir stets zuversichtlich beten: „O Jehova, mein Gott, zu dir habe ich Zuflucht genommen. Rette mich vor all denen, die mich verfolgen, und befreie mich, damit niemand meine Seele zerreiße wie ein Löwe, mich wegreiße, wenn kein Befreier da ist.“ Ja, wir mögen manchmal denken, daß unsere „Seele ... inmitten von Löwen“ sei, daß wir uns „unter Verzehrern hinlegen, ja bei den Menschensöhnen, deren Zähne Speere und Pfeile sind und deren Zunge ein scharfes Schwert ist“. Doch wenn wir inbrünstig zu Jehova beten und unter dem Schatten seiner Flügel Zuflucht suchen, wird er uns helfen, diese Prüfungen zu überstehen und unsere Lauterkeit zu bewahren (Ps. 7:1, 2; 57:1-4). Wie Daniel mögen auch wir ‘durch Glauben der Löwen Rachen verstopfen’ (Hebr. 11:33).
IN EINER „ZEIT DER BEDRÄNGNIS“
13. (a) Weshalb mußte Daniel zur Zeit der Herrschaft des Cyrus gestärkt werden? (b) Inwiefern benötigen Jehovas Zeugen heute ähnlichen Mut?
13 Später, während der Herrschaft des Königs Cyrus, erschien dem Propheten Daniel in einer Vision ein Engel, der ihn mit den Worten stärkte: „Fürchte dich nicht, o sehr begehrenswerter Mann. Mögest du Frieden haben. Sei stark, ja sei stark“ (Dan. 10:1-19). Es erforderte Mut von Daniel, die bedeutsame Prophezeiung zu empfangen und aufzuzeichnen, die ihm von dem Engel als nächstes gegeben wurde und die wir in Daniel, Kapitel 11 und 12 finden. Und es erfordert Mut von Jehovas Zeugen, „kein Teil der Welt“ zu sein, während sich der letzte Teil dieser Prophezeiung erfüllt, der von der Konfrontation des kommunistischen „Königs des Nordens“ mit dem kapitalistischen „König des Südens“ im heutigen Atomzeitalter handelt.
14. (a) Woran ist zu erkennen, daß Michael der Herr Jesus Christus ist? (b) Inwiefern können wir aus dem Bericht in Daniel, Kapitel 12 Mut schöpfen?
14 Im Buch Daniel wird mehrere Male Michael erwähnt, dessen Name „Wer ist wie Gott?“ bedeutet (Dan. 10:13, 21). Daran ist zu erkennen, daß es sich bei diesem großen Fürsten um den Herrn Jesus Christus handelt, der für die Rechtfertigung der Souveränität Jehovas kämpft. Im Hinblick auf die heutige „Zeit des Endes“ sagte der Engel zu Daniel: „Und während jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der zugunsten der Söhne deines Volkes steht. Und es wird gewißlich eine Zeit der Bedrängnis eintreten, wie eine solche nicht herbeigeführt worden ist, seitdem eine Nation entstanden ist, bis zu jener Zeit. Und während jener Zeit wird dein Volk entrinnen, ein jeder, der im Buche aufgeschrieben gefunden wird“ (Dan. 12:1, 4). Mögen wir sehr mutig bleiben und alles ausführen, was der Gott Daniels von uns verlangt, bis Satans böse Welt in dieser „Zeit der Bedrängnis“ hinweggefegt wird. Denn dann wird der herrliche Tag der Tausendjahrherrschaft Jesu anbrechen. „Viele von den im Staub des Erdbodens Schlafenden ... [werden] aufwachen“ mit der Aussicht, ewig auf der Erde zu leben. Auch der mutige Daniel ‘wird aufstehen zu seinem Lose am Ende der Tage’ (Dan. 12:2, 9, 13).
„SEID MUTIG UND STARK“
15, 16. (a) In welcher früheren Situation benötigte das Volk Daniels Mut? (b) Auf welche Weise kann der Mut des Volkes Gottes heute ebenso gestärkt werden wie bei den Israeliten?
15 Gottes Volk steht heute an den Toren des Tausendjährigen Reiches. Die Situation gleicht derjenigen, in der sich die Israeliten, das Volk Daniels, vor langer Zeit befanden. Sie lagerten am Ufer des Jordan und waren bereit, in das Verheißene Land hinüberzuziehen. Das Ziel war in Sicht. Doch immer noch lagen Prüfungen und Schwierigkeiten vor ihnen. Sie benötigten Mut. Daher richtete ein anderer berühmter Prophet Jehovas, der betagte Moses, folgende Worte an die Israeliten: „Seid mutig und stark. Fürchtet euch nicht, noch entsetzt euch vor ihnen [euren Feinden], denn Jehova, dein Gott, ist es, der mit dir zieht. Er wird dich weder im Stiche lassen noch dich gänzlich verlassen.“ Und seinem voraussichtlichen Nachfolger, Josua, erteilte Moses einen ähnlichen Rat: „Sei mutig und stark“ (5. Mose 31:1-8).
16 Ja, das ganze Volk würde sehr mutig sein müssen, und daher gab Moses den Priestern, den Leviten und den älteren Männern Israels folgende Anweisung hinsichtlich dessen, was alle sieben Jahre beim Laubhüttenfest geschehen sollte, das alle Israeliten feiern sollten: „Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die Kleinen und deinen ansässigen Fremdling, der innerhalb deiner Tore ist, damit sie hören und damit sie lernen mögen, da sie Jehova, euren Gott, fürchten und darauf achten sollten, alle Worte dieses Gesetzes auszuführen“ (5. Mose 31:9-12). Das Gesetz Jehovas zu hören, es kennenzulernen und zu befolgen war für diese Nation unerläßlich, wenn sie Gelingen haben wollte, und es ist für Gottes Diener heute ebenfalls unerläßlich, damit ihr Mut gestärkt wird; denn dadurch wird es ihnen möglich sein, das Weltende zu überleben.
17, 18. Was ist erforderlich, um „mutig und stark“ zu werden, und warum sollten christliche Älteste besonders darauf achten?
17 In der kritischen Zeit, in der sich das Volk Israel damals befand, mußte der ältere Mann Josua vorbildlichen Mut offenbaren, was auch heute für Älteste der Christenversammlung erforderlich ist. Daher sollten wir den Worten, die Jehova an Josua richtete und die eine Bekräftigung der zuvor von Moses geäußerten Worte sind, volle Aufmerksamkeit schenken: „Sei mutig und stark. ... Nur sei mutig und sehr stark. ... Sei mutig und stark. Entsetze dich nicht und erschrick nicht, denn Jehova, dein Gott, ist mit dir, wohin du auch gehst“ (Josua 1:6, 7, 9). Jehova sagte Josua, was erforderlich war, um „mutig und stark“ zu sein und in jeder Lage weise handeln zu können. Und was war das? Lassen wir die Schrift antworten:
18 „Dieses Buch des Gesetzes sollte nicht von deinem Munde weichen, und du sollst Tag und Nacht mit gedämpfter Stimme darin lesen, damit du darauf achtest, nach allem zu tun, was dann geschrieben steht; denn dann wirst du deinen Weg zum Erfolg machen, und dann wirst du weise handeln“ (Josua 1:8).
19, 20. Was wird schließlich die Folge sein, wenn wir „mutig und stark“ sind?
19 Was hatte das weise Vorgehen Josuas sowie der mutige Gehorsam des Volkes schließlich zur Folge? Nachdem alle Hindernisse überwunden worden waren, nachdem Jehova den Israeliten den Sieg über alle ihre Feinde verliehen hatte und nachdem sich das Volk in jenem „Land, das von Milch und Honig“ floß, niedergelassen hatte, konnte Josua die Israeliten mit den Worten ermutigen: „Ihr wißt wohl mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele, daß kein einziges Wort von allen guten Worten, die Jehova, euer Gott, zu euch geredet hat, dahingefallen ist. Sie alle sind für euch eingetroffen. Kein einziges Wort von ihnen ist dahingefallen“ (Josua 5:6; 23:14).
20 Wenn Jehovas mutige Diener die katastrophale „Zeit der Bedrängnis“ überstanden haben werden und die tausendjährige Friedensherrschaft Christi begonnen haben wird, werden sie sehen, wie sich Jehovas Verheißungen in einem weit größeren Ausmaß und endgültig verwirklichen. Mögen wir alle „mutig und sehr stark“ sein, um das Tausendjährige Reich, das jetzt nahe ist, zu erleben!
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