-
„Es ist nicht meine Schuld!“Der Wachtturm 1979 | 1. Oktober
-
-
die geistig Befähigten den auf Abwege Geratenen „im Geiste der Milde“ wieder zurechtbringen sollten. Aber angenommen, ein Ältester erteilt seinen Rat nicht mit Milde. Das kann zur Folge haben, daß derjenige, dem der Rat gegeben wurde, sehr deprimiert ist, sich ärgert oder sonstwie aufgebracht ist. Weil er grob behandelt wurde, mag er nicht ‘wieder zurechtgebracht’ werden und sogar bei seiner verkehrten Handlungsweise beharren. Kann der unfreundliche Älteste unter solchen Umständen mit Recht sagen: „Es ist nicht meine Schuld.“? (Vergleiche Lukas 17:1, 2; 2. Korinther 6:3.)
WENN JEMAND BEDRÜCKT WIRD
Oder was ist zu sagen, wenn sich jemand, der über andere Gewalt hat, als tyrannisch erweist? Weil er einige von ihnen grob behandelt, mag es ihnen fast unmöglich erscheinen, inneren Frieden zu haben, und sie müssen sich vielleicht sogar sehr bemühen, sich zu beherrschen. Das überrascht uns nicht, denn wir lesen in der Bibel: „Allein Bedrückung kann bewirken, daß ein Weiser unsinnig handelt“ (Pred. 7:7).
Tatsächlich, wenn ein Weiser längere Zeit bedrückt wird, kann selbst er unbesonnen handeln. Er mag zum Beispiel die Selbstbeherrschung verlieren und etwas Verkehrtes tun. Kann der Bedrücker in diesem Fall zu Recht alle Verantwortung von sich weisen und sagen: „Es ist nicht meine Schuld.“?
Prediger 7:7 könnte andererseits auch Bedrückung beschreiben, an der der Weise selbst beteiligt ist, indem er unbarmherzig ist und blind für die Notlage der Bedrückten. Er mag unsinnig handeln, indem er herrschsüchtig ist und dazu neigt, andere zu bedrücken; er kommt sich vielleicht als großer Wohltäter vor, der das Recht hat, jeden zu unterdrücken, der es wagt, seine Methoden zu kritisieren. (Vergleiche 2. Chronika 16:10.) Er ist aber bestimmt nicht schuldlos, nur weil er diese falsche Auffassung hat.
LIEBE UND VERTRAUEN ERFORDERLICH
Natürlich läßt sich die Schuldfrage in vielen Lebensbereichen stellen. Man denke zum Beispiel an die Ehe. Um eine glückliche Ehe führen zu können, sind Liebe, Zärtlichkeit und gegenseitiges Interesse unbedingt erforderlich. Doch was kann geschehen, wenn es ein Ehepartner versäumt, diese Eigenschaften zu bekunden? Und welche Folgen kann es haben, wenn er sich mit Absicht und beharrlich weigert, seine eheliche Pflicht zu erfüllen?
Wird ein Ehepartner durch eine solche Verweigerung unter Druck gesetzt und wird ihm keine Liebe, keine Zärtlichkeit und kein wahres Interesse entgegengebracht, so mag er einer Versuchung erliegen und Ehebruch begehen. Geschieht dies, kann der lieblose Ehepartner dann mit Recht jede Verantwortung von sich weisen und sagen: „Es ist nicht meine Schuld.“? Wohl kaum.
Damit es nicht zu einer solchen Entwicklung kommt, schrieb der Apostel Paulus: „Entzieht es [die ehelichen Beziehungen] einander nicht, außer mit gegenseitiger Einwilligung für eine bestimmte Zeit, damit ihr dem Gebet Zeit widmen und wieder zusammenkommen könnt, so daß der Satan euch nicht wegen eures Mangels an Selbstbeherrschung beständig versuche“ (1. Kor. 7:1-5).
Ob ein Christ mit seinen Familienangehörigen verkehrt oder mit anderen, stets sollte er durch das, was er tut, Vertrauen erwecken. Wer entschlossen ist, sein Ziel zu erreichen, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen, mag versucht sein, zu unredlichen Methoden Zuflucht zu nehmen, und dies damit begründen, daß der Zweck die Mittel heilige. Doch was geschieht oft, wenn die Leute herausfinden, daß jemand ‘eine trügerische Zunge in seinem Mund’ hat? (Micha 6:12). Wahrscheinlich werden sie der unehrlichen Person künftig nicht vertrauen und sich sogar von ihr distanzieren. Der Betreffende mag deshalb bestürzt sein. Da er es aber selbst herbeigeführt hat, kann er dann wirklich mit Recht behaupten: „Es ist nicht meine Schuld.“?
EINE ERNSTE SACHE
Diejenigen, die von einer Person mit einer trügerischen Zunge betrogen werden, merken es vielleicht nicht immer. Aber es gibt einen, der es immer merkt, und er wird den Schuldigen zur Rechenschaft ziehen. In der Bibel wird uns die Zusicherung gegeben: „Wer auf Abwegen geht, ist für Jehova etwas Verabscheuungswürdiges, aber Sein trauter Umgang ist mit den Rechtschaffenen“ (Spr. 3:32). Wer im Reden und Handeln unehrlich ist, mag sich zwar etwas vormachen oder sogar denken, er habe das Recht, seine trügerische Zunge auf schlaue Weise zu gebrauchen und zu fragwürdigen Methoden Zuflucht zu nehmen. Was das betrifft, fehlen seinen Mitmenschen vielleicht ausreichende Beweise, um ihm ‘einen Verweis erteilen’ zu können (Luk. 17:3). Wenn aber eine solche Person ihre Handlungsweise nicht aufgibt, wird sie nie die Anerkennung Gottes haben. Wer unehrlich handelt, ist in den Augen Jehovas verabscheuungswürdig, und nur der Rechtschaffene kann sich des ‘trauten Umgangs’ mit Gott erfreuen.
Letzten Endes müssen wir uns alle vor dem Höchsten verantworten (Röm. 14:10-12). Daher ist es wichtig, sich von Gottes Geist und seinem inspirierten Wort leiten zu lassen, während man unablässig um Hilfe betet, damit man es vermeidet, grausam zu sein, sich eines Vergehens schuldig zu machen, verantwortungslos zu handeln, bedrückende Methoden anzuwenden sowie lieblos und unzuverlässig zu sein. Ja, in vielen Fällen kann man nicht zu Recht die Verantwortung beiseite schieben und sagen: „Es ist nicht meine Schuld!“
-
-
Fest im Glauben trotz schwieriger ZeitenDer Wachtturm 1979 | 1. Oktober
-
-
Fest im Glauben trotz schwieriger Zeiten
WIE im 1. Jahrhundert wütet auch heute in vielen Teilen der Welt heftige Verfolgung gegen wahre Christen. Wie damals, so bleiben auch heute Christen fest im Glauben. Gegen Ende des Jahres 1978 erhielt das Zweigbüro eines Landes von einem reisenden Aufseher der Zeugen Jehovas einen Brief, in dem er von der heftigen Verfolgung berichtete, unter der die Zeugen in einem bestimmten Gebiet zu leiden haben. Ihre Standhaftigkeit ist ein weiteres hervorragendes Beispiel christlicher Lauterkeit.
Gemäß dem Bericht des reisenden Aufsehers sagten die Verfolger zu einer Gruppe von Zeugen: „Wir wollen nicht mehr hören, daß ihr irgend etwas über Jesus predigt.“ Sie aber entgegneten: „Wir können nichts Verkehrtes in dem sehen, was Jesus tat. Deshalb ist es auch nicht verkehrt, wenn wir über ihn predigen.“
Das machte die Männer wütend. Sie ließen deshalb die Zeugen — drei Brüder und zwei Schwestern — alle ihre Bücher zu einem etwa fünf Kilometer entfernten Ort tragen. Dort verbrannten sie die Bücher. Dann brachten sie die Brüder an eine Stelle, die ein paar Meter entfernt war, und fingen an, eine der Schwestern — noch ein junges Mädchen — zu schlagen, während die Brüder zusehen mußten. Als sie zu den Brüdern zurückkehrten, sagten sie: „Das
-