Zungenreden, Trance und „Stimmen“ — Sollten wir uns davor in acht nehmen?
Vom Awake!-Korrespondenten in Südafrika
DER Sonntagabend-Gottesdienst in einer südafrikanischen Kirche der Pfingstgemeinde war in vollem Gange. Ein Wunder geschah! Eine Asiatin stand auf und begann, in einer fremden Sprache zu reden. „Sicherlich eine göttliche Offenbarung!“ dachten ihre Mitgläubigen.
Doch einer Frau und ihrer Tochter kam diese Kundgebung irgendwie seltsam vor. Sie fragten den Pfarrer, was die Frau tatsächlich gesagt habe. Zu ihrer Überraschung gab der Pfarrer, der die Sprache verstand, zu, daß der Wortschwall vulgär und obszön gewesen sei. Noch erstaunlicher war sein Eingeständnis, es gebe „sowohl gute als auch böse Geister“.
Vielleicht hat man dich gelehrt, Phänomene wie das Zungenreden seien Kundgebungen des heiligen Geistes. Wenn ja, dann beunruhigt dich das obenerwähnte Geschehnis wahrscheinlich. „Böse Geister“, die in einer Kirche reden? Aufgeschlossene Menschen werden mit Recht bezweifeln, daß solche Kundgebungen von Gott stammen.
Die Forscherin Barbara Rosen, die das Buch Witchcraft (Zauberei) herausgegeben hat, beobachtete, daß Phänomene wie Krämpfe, außergewöhnliche Stärke und Halluzinationen — die oft mit Anbetung verbunden sind — typisch für von bösen Geistern Besessene sind. Die Autorin behauptet, daß „Hunderte von sogenannt christlichen Sekten in Afrika (und in entlegenen Gebieten Amerikas) den durch Krämpfe erlangten Trancezustand immer noch als ‚die Ausgießung des heiligen Geistes‘ betrachten, und sie richten ihre Anbetung darauf aus, diesen Zustand zu erreichen“ (Kursivschrift von uns).
Könnte es also sein, daß aufrichtige Gläubige von bösen Geistermächten getäuscht werden? „Wie ist das möglich?“ wirst du fragen. „Ist nicht sogar in der Bibel von Dienern Gottes die Rede, die solche Kundgebungen erlebten?“
Zungenreden
Zum erstenmal erlebten etwa 120 Jünger Christi, die sich während des jüdischen Pfingstfestes 33 u. Z. in Jerusalem versammelt hatten, das Wunder des Zungenredens als Gabe Gottes. War es nur ein Schauspiel, das Neugierige anlocken sollte? Nein, denn die Bibel zeigt klar, daß es zu dem Zweck geschah, Ausländern, die Jerusalem besuchten, Zeugnis zu geben; auch sie sollten „die großen Dinge Gottes“ kennenlernen (Apostelgeschichte 2:8-11; 1:15). Bei jenen „Zungen“ handelte es sich nicht um Kauderwelsch oder um Obszönitäten. Sie waren klar verständlich.
Diese Gabe war ein Bestandteil der frühen christlichen Anbetung. Doch der Apostel Paulus betonte in 1. Korinther 13:8: „Seien es Zungen, sie werden aufhören.“ Als die Versammlung wuchs und zur Reife gelangte, waren die „Zungen“ nicht mehr notwendig.
Wie steht es mit dem Wunder des Zungenredens in unserer Zeit? Wie am Anfang des Artikels gezeigt, kann der Inhalt einer „übernatürlichen“ Rede alles andere als Gott wohlgefällig sein. Ein ehemaliger Hindu-Priester, der einer Pfingstgemeinde angehörte, sagte von den Gläubigen, daß einige gelegentlich „sogar die Namen hinduistischer Gottheiten in ihrem Gerede erwähnen, zum Beispiel ‚Schiwa, Schiwa, Schiwa‘“.
Wenn natürlich ein Angehöriger einer Kirche in einer fremden Zunge spricht, weiß meistens niemand, was er sagt. Der Apostel Paulus schrieb jedoch: „Wer daher in einer Zunge redet, bete, daß er es übersetzen könne“ (1. Korinther 14:13). Dieser Rat wird selten befolgt. Das Geplapper hat sicherlich keine Ähnlichkeit mit den zweckmäßigen Kundgebungen des Geistes Gottes, von denen die Christen des ersten Jahrhunderts Zeuge waren. Es weist statt dessen die Merkmale einer Täuschung durch Dämonen auf.
Trance
Gott gebrauchte auch die Trance, um Botschaften zu übermitteln. Der Apostel Petrus geriet zum Beispiel in einen Trancezustand, wodurch er innerlich darauf vorbereitet wurde, die ersten unbeschnittenen Heidenchristen zu taufen (Apostelgeschichte 10:9-48). Eine Trance, die Sinn hat, unterscheidet sich allerdings sehr von dem, was man heute unter einer Trance versteht.
In der Zeitung The Daily News, die in Durban (Südafrika) erscheint, wurde eine Feuerläuferzeremonie beschrieben, die zu Ehren der Hindugöttin Draupadiamman veranstaltet wird. „Die Prozession beginnt an einem nahe gelegenen Fluß, wo sich die Teilnehmer, die 18 Tage lang gefastet haben, einer rituellen Reinigung unterziehen und dann in Trance fallen. Darauf werden sie gewöhnlich mit Früchten behängt. Diese sind an Haken befestigt, die in die Haut gestochen werden. Ihre Zunge und ihre Wangen werden mit Messingnadeln durchstochen.“ Nachdem die Teilnehmer durch eine Grube mit feurigen Kohlen gelaufen sind, „werden sie von den Haken und Nadeln befreit, und sie erwachen aus ihrer Trance, ohne zu bluten, ohne Schmerzen zu empfinden und anscheinend ohne sich zu erinnern“.
Wie sehr sich dies doch von dem Trancezustand des Petrus unterscheidet! Petrus war sich dessen, was geschah, völlig bewußt und wurde nicht aufgefordert, grausige Taten zu vollbringen. Die perversen und masochistischen Handlungen, die heute mit der Trance verbunden sind, brandmarken sie als von Dämonen inspiriert.
„Stimmen“
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hörte ein 13jähriges französisches Bauernmädchen eine „Stimme“, die behauptete, von Gott zu kommen. Sie wurde der „Stimme“ hörig, was schließlich dazu führte, daß sie die Führung der französischen Armee übernahm — und später am Marterpfahl starb. Ihr Name war Jeanne d’Arc (die Jungfrau von Orleans).
Auch heute behaupten viele, „Stimmen“ zu hören. Oft stehen diese „Stimmen“ im Widerspruch zur Bibel. Jeanne d’Arc handelte durch ihre Beteiligung an politischen Kriegen entgegen der Erklärung Jesu in bezug auf seine Jünger, nämlich, daß sie „kein Teil der Welt“ sind (Johannes 17:16).
Die Bibel warnt uns davor, uns „an die spiritistischen Medien oder an diejenigen, die einen Geist der Voraussage haben, die lispeln und Äußerungen murmeln“, zu wenden (Jesaja 8:19). In der Heiligen Schrift finden Christen alle Grundsätze und Richtlinien, die sie benötigen, um in dieser Angelegenheit eine weise Entscheidung treffen zu können (2. Timotheus 3:16, 17). Seit der Vollendung der Bibel um das Jahr 98 u. Z. hat sich Gott seinem Volk nicht mehr durch heilige Engel mitgeteilt. Geisterstimmen, die seither gehört worden sind, stammen folglich von Dämonen.
Böse Geistermächte und ihr Ursprung
Wer sind die bösen Geistermächte, die anscheinend hinter okkulten Phänomenen stecken? Viele glauben, es seien die Seelen Verstorbener. In der Bibel steht jedoch, daß die Seele sterblich ist und daß sich „die Toten ... nicht des geringsten bewußt“ sind (Prediger 9:5; Hesekiel 18:4, 20). Wir müssen ihren Ursprung also woanders suchen.
Einst zählten diese nun bösen Geistermächte zur treuen Schar der Engel Gottes. Gott hatte sie lange vor dem Menschen erschaffen, und sie waren ihm loyal ergeben. Aber dann rebellierten einige Engel. Sie gaben ihren Platz im Himmel auf und nahmen Menschengestalt an. Der Grund? Sie wollten unerlaubten Geschlechtsverkehr mit Frauen auf der Erde haben. Zweifellos hatte der ursprüngliche Rebell, Satan, der Teufel, einen großen Einfluß darauf, daß sie diesen perversen Lauf einschlugen (Offenbarung 12:4). Die Auswirkung auf die Menschheit war so verheerend, daß Gott die damalige Generation durch eine Flut vernichten mußte. Die ehemaligen Engel — von da an Dämonen — waren gezwungen, wieder zur geistigen Existenz zurückzukehren, aber sie waren nun Gott entfremdet und in geistiger Finsternis gefangen (1. Mose 3:1-24; 6:1-7; Judas 6; Offenbarung 12:9).
Da Satans Engel keine Menschengestalt mehr annehmen können, sind sie dazu übergegangen, die Menschen durch arglistige Täuschungen zu beeinflussen; dazu gehören diejenigen, von denen die Bibel sagt: „Solche Menschen sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt immer wieder die Gestalt eines Engels des Lichts an“ (2. Korinther 11:13, 14). Daher sollte es uns nicht überraschen, daß einige von Satans „betrügerischen Arbeitern“ religiöse Führer sind.
Man kann indessen vom Einfluß der Dämonen freikommen. Damit einem das gelingt, muß man sich von Religionen abwenden, die spiritistische Handlungen billigen (2. Korinther 6:14-18). Das ist allerdings nicht leicht. Doch Jehovas Zeugen sind immer bereit zu helfen. Sie haben schon Tausenden beigestanden, die Täuschungen der bösen Geistgeschöpfe zu durchschauen. Ihre Hilfe beginnt damit, daß sie die biblische Wahrheit lehren. Sie helfen dir, das anzuwenden, was du gelernt hast.
Schließlich wirst du selbst anfangen, Gottes Geist in deinem Leben zu offenbaren, und zwar weder durch von Dämonen beeinflußte Trance noch durch das Zungenreden, sondern indem du wahre christliche Eigenschaften wie ‘Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde und Selbstbeherrschung’ bekundest. Im Laufe der Zeit wirst du in der Lage sein, die Rüstung anzulegen, die in der Bibel „die vollständige Waffenrüstung Gottes“ genannt wird und die es uns ermöglicht, erfolgreich gegen dämonische Einflüsse anzukämpfen (Galater 5:22, 23; Epheser 6:11-18).