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Diokletians Versuch, das Christentum auszurottenDer Wachtturm 1958 | 15. Januar
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Diokletians Versuch, das Christentum auszurotten
JESUS sagte zu seinen Nachfolgern: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ Seit frühester Zeit hat der Teufel verschiedene Mittel angewandt, um die Menschen von der Anbetung Gottes, Jehovas, abzuwenden. Er hat auf raffinierte Weise den Materialismus benutzt, hat an das Verlangen der Menschen nach weltlichen Gütern oder Ansehen unter den Menschen appelliert, und jene, die im Glauben schon fest waren, hat er durch heftige Bekämpfung abzuschrecken versucht. Wenn es ihm nicht gelungen war, sie auf diese Weise abspenstig zu machen, suchte er sie durch rohe Gewalt zu vernichten, wie er es bei Christus Jesus getan hatte. — Joh. 15:20, NW; Spr. 29:25.
Nach Christi Tod am Marterpfahl entstand eine heftige Verfolgung der christlichen Versammlung, an der sich das Volk und die Regierung beteiligten. An verschiedenen Orten flammten ernste Verfolgungen auf und nahmen später wieder ab. Aber im vierten Jahrhundert wurde unter dem römischen Kaiser Diokletian ein von Dämonen inspiriertes Verfolgungsprogramm in Gang gesetzt, das sich auf das ganze Reich erstreckte und durch das das Christentum mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden sollte. Eine diokletianische Denkmünze, die von dieser „Säuberungsaktion“ zeugt, trägt die Inschrift: „Der Name der Christen werde ausgelöscht1.“
Die Auswirkungen des Christentums konnten in der römischen Welt nicht unbeachtet bleiben. Der wahre Glaube ist mehr als nur eine Form der Frömmigkeit; er beeinflußt die ganze Lebensweise derer, die ihn ausüben. Und jene, die sich dazu bekennen, sind davon überzeugt und sprechen auch darüber mit Überzeugung zu anderen. „Daher suchten die Diener des alten Aberglaubens, welche nicht ohne Grund fürchteten, die christliche Religion möchte zu ihrem größten Schaden die Grenzen ihrer Herrschaft überall ausbreiten, den Diocletianus, den sie als einen furchtsamen und leichtgläubigen Herrn kannten, durch erdichtete Göttersprüche und andre Betrügereyen zu einem Krieg gegen die Christen zu bewegen2.“ Als ihre Bemühungen, den Kaiser zu solch einem Unternehmen zu bewegen, mißlangen, versuchten sie es mit seinem Schwiegersohn Galerius, der unter Diokletian die nördlichen Teile des Reiches beherrschte.
Galerius verbrachte den Winter im Palast des Kaisers zu Nikomedia. Am 23. Februar 303, dem Tage, an dem der römische Gott Terminus gefeiert wurde, begannen die Bemühungen des Galerius ihre ersten faulen Früchte zu tragen, als seine Leute das Zentrum der Christenversammlung in Nikomedia stürmten und, weil sie nichts anderes fanden, die heiligen Schriften verbrannten. Am folgenden Tage wurde ein allgemeines Edikt erlassen, wonach alle christlichen Kirchen zerstört und die Bücher und Bibeln verbrannt werden sollten. Die Christen sollten ihrer bürgerlichen Rechte beraubt und jene aus den unteren Schichten, sofern sie an ihrem Glauben festhielten, zu Sklaven gemacht werden. Sklaven konnten nie wieder frei werden. Obwohl „die Magistrate [zunächst] kein Blut vergießen durften … war die Anwendung jeder anderen strengen Maßnahme gestattet, ja sogar empfohlen, was ihren Eifer noch anstachelte“, und bald betrachtete man die Weigerung der Christen, ihre Bücher auszuliefern, als Grund genug, sie mit dem Tode zu bestrafen3. Es handelte sich bei dieser Aktion um einen energischen Versuch, die Bibel aus dem Dasein auszulöschen und sie ganz in Vergessenheit zu bringen.
Als ein vom Edikt Betroffener die Proklamation aus Rache abriß, wurde er festgenommen, grausam gefoltert und zur Strafe schließlich lebendig auf einem Rost über einem Feuer gebraten. Entweder durch Zufall oder durch Absicht brach in den darauffolgenden zwei Wochen in Diokletians Schlafgemach zweimal Feuer aus. Ob der Brand von angeblichen Christen oder von dem heimtückischen Galerius gelegt wurde, konnte nie nachgewiesen werden. Aber diese und andere unliebsamen Vorfälle wurden rasch aufgegriffen und geschickt dazu benutzt, Diokletian gegen die Christen aufzuhetzen. Der Kaiser, der es Galerius überlassen hatte, die Verfolgung in Gang zu setzen, begann sich nun selbst sehr aktiv daran zu beteiligen. Eine ganze Anzahl Christen war anscheinend im Palast selbst beschäftigt, und einige bekleideten ziemlich verantwortungsvolle Stellungen; aber selbst diese wurden nicht verschont.
Als Diokletian sah, daß seine Gesetze die Christen nicht von ihrem Glauben abzubringen vermochten, geriet er in Wut. „Sein Groll oder seine Furcht veranlaßten Diokletian schließlich, seine gemäßigte Haltung, die er bis dahin eingenommen hatte, aufzugeben, und er erließ eine Reihe strenger Edikte, in denen er erklärte, den christlichen Namen ausrotten zu wollen … die Statthalter der Provinzen wurden angewiesen, alle Personen geistlichen Standes zu verhaften, und so füllten sich die Gefängnisse, die für die schlimmsten Verbrecher bestimmt waren, bald“ mit denen, die in den Versammlungen das Aufseheramt bekleideten3. Kurz danach wurde ein weiteres Edikt erlassen, in dem angeordnet wurde, „alle diese Gefangenen mit Strafen und Martern zum Götzenopfer zu nöthigen2“. Diokletian hoffte, daß, wenn er diese veranlassen könnte, ihre Lauterkeit aufzugeben, die anderen ihrem Beispiel folgen würden.
Eusebius berichtet, wie gewisse Brüder gemartert wurden, um als abschreckendes Beispiel für die Gemeinden zu dienen. Er erwähnt eine Verordnung, nach welcher „die Eingekerkerten, falls sie opfern würden, auf freien Fuß zu setzen seien, würden sie sich aber dessen weigern, mit tausend Martern gepeinigt werden sollten“. In einem Falle wurde der Betreffende geheißen, zu opfern, und als er „sich dessen weigerte, wurde der Befehl ertheilt, er solle nackt in die Höhe gezogen und so lange mit Geißeln am ganzen Körper zerfleischt werden, bis er erliegen und auch wider seinen Willen das, was ihm befohlen worden, thun würde4“. Als er aber selbst unter diesen Leiden standhaft blieb, wurde er anderen Martern ausgesetzt, die zu teuflisch sind, um erwähnt zu werden.
Als es dem Staat nicht gelang, den christlichen Glauben auf diese Weise auszurotten, richtete er seine wilde Wut nicht mehr nur gegen die Aufseher, sondern gegen alle Gläubigen. „Im zweyten Jahr dieser Verfolgung I. C. 304 fügte Diocletian, auf Antrieb seines Tochtermanns und der übrigen Feinde des christlichen Namens, zu den vorigen Verordnungen die vierte, wodurch er den Obrigkeiten befahl, alle Christen ohne Unterschied durch Foltern zur Verehrung der Götter zu zwingen2.“ Sowohl die in Metall eingeprägten kaiserlichen Edikte als auch die lokalen Verordnungen wurden in jeder Stadt angeschlagen, so daß jedermann sie lesen konnte1. Nie zuvor hatte Rom einen solch gemeinsamen Versuch unternommen, den christlichen Glauben auszurotten. Besonders Maximian, der über die westlichen Teile des Reiches regierte, ergötzte sich an dieser Säuberung3. Man hat in Spanien sogar eine Säule gefunden, die die Worte trägt: „Diokletian … weil er den Namen der Christen ausgetilgt hat1.“
Im Jahre 305, nur zwei Jahre nach dem Erlaß des ersten Edikts, trat Diokletian von der Regierung zurück. Die Verfolgung ließ jedoch nicht nach. Galerius, der nun die höchste Gewalt besaß, suchte seinen Haß gegen die Christen und seine Lust an Grausamkeit restlos zu befriedigen. Je nach der Gesinnung der örtlichen Regenten hielt die mehr oder weniger strenge Bedrückung ununterbrochen an, bis Galerius, kurz vor seinem Tode, ein Edikt erließ, das den Christen eine gewisse Duldung brachte, und Konstantin gewährte darauf im Jahre 313 von Mailand aus durch eine Proklamation Glaubensfreiheit.
Die treuen Christen des vierten Jahrhunderts betrachteten ihre Lage vom gleichen Standpunkt aus wie die drei Hebräer, die zu dem wutentbrannten König Nebukadnezar sagten: „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag — und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten — oder ob nicht, es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden.“ Jehova gibt seinem Volke die Zusicherung, daß es allen Angriffen siegreich standhalten werde, bis es durch die Aufrichtung der neuen Welt befreit werde, wenn er sagt: „Sie werden gegen dich streiten, aber dich nicht überwältigen; denn ich bin mit dir, spricht Jehova, um dich zu erretten.“ — Dan. 3:17, 18; Jer. 1:19.
QUELLENANGABE
1 The History of the Church of Christ von Joseph Milner, S. 258, 270.
2 Kirchengeschichte des Neuen Testaments von Johann Lorenz Mosheim, S. 412, 416, 417.
3 History of Christianity von Edward Gibbon, S. 270—275, 277.
4 ‚Eusebius‘ Kirchengeschichte, S. 292, 293.
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„Mit dem Christentum spielen“Der Wachtturm 1958 | 15. Januar
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„Mit dem Christentum spielen“
Das Bulletin von Norwich, Connecticut, vom 6. Juni 1957, veröffentlichte die Predigt des Pfarrers Albert M. Pennybacker von der Kongregationalistenkirche in Taftville. Es war eine Predigt über Billy Grahams Kreuzzug in New York, der damals gerade im Gange war. Prediger Pennybacker erklärte: „Der christliche Glaube ist nicht für Schwätzer und Einfaltspinsel bestimmt. Er ist nicht etwas, mit dem man spielt. Er ist nichts Kleines oder Mittelmäßiges. Er befaßt sich mit den wirklichen entscheidenden Fragen, mit denen, die sich mit Symptomen befassen, die unter der Oberfläche liegen …
Vielleicht haben wir das größte Beispiel dieses Spielens mit dem Christentum jetzt im Madison Square Garden erlebt. Mit gewaltigen Reklamen und großen Menschenmengen und fahnengeschmückten Galerien ruft Billy Graham jeden Abend die Menschen auf, sich für Christus zu entscheiden. Ich zweifle weder an seiner Aufrichtigkeit noch an seinen Motiven, noch an seinen Ergebnissen, noch an seinen Finanzen oder an den Menschenmengen, die ihm zuhören. Ich frage mich, ob der christliche Glaube so einfach ist, wie Graham sagt. ‚Entweder wirst du hier heute abend bekehrt und gehst nach vorn, oder du gehst mit einem verhärteten Herzen hinweg.‘ Es handelt sich hier nicht um die Stimme Gottes, sondern um Billy Grahams Einladung. Diese bleibt im menschlichen Rahmen. Ihre Dimensionen sind nicht diejenigen Gottes und Satans, sondern die eines gewaltigen Reklamefeldzuges und großer Sportarenen.
Es ist eine Art, wie mit dem Christentum gespielt wird, der wir uns oft schuldig machen. Wir passen dadurch Gott und seine Errettung unseren Worten an, reihen ihn sozusagen in unsere Kirchen ein oder geben ihm einen Platz in unserem Sonntag. Es ist ein kleines Evangelium für kleine Leute … Es ist eine Religion für ‚Schwätzer und Einfaltspinsel‘. Sie wollen ihre Religion sehr einfach gestalten, doch besteht die Schwierigkeit darin, daß der christliche Glaube nicht so einfach ist. Ich wünschte, er wäre es! … Ich wünschte, daß er niemals unser Gewissen rührte oder das Urteil über uns und die Welt, die wir schaffen, aussprechen würde! … Gibt es einen Mittelkurs, eine andere Wahl als die des einfachen, leeren Spielens mit dem Christentum in Worten oder als die blinde Unwissenheit über das, worum es wirklich geht? Wir hätten es gerne anders. Wir lieben große Streitfragen und möchten an gigantischen Kämpfen beteiligt sein … Die Schwätzer und Einfaltspinsel, jene, die mit dem Christentum spielen … sind zu sehr damit beschäftigt, Geld zu verdienen oder Kriege zu führen oder Seelen zu retten.“
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Seminar-AusbildungDer Wachtturm 1958 | 15. Januar
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Seminar-Ausbildung
● William L. Sullivan schreibt in seinem Buch Under Orders [Vorschriften unterworfen]: „Das Seminar war ein Ort für geistig unreife Menschen, die auch unreif bleiben sollten. Die Kirche war reif, und das genügte. Wir waren wie Kinder, die einfach die Worte ihrer unfehlbaren Eltern wiederholen mußten. Die Methode genügte für praktische Zwecke, denn wozu brauchte man in der düsteren Stille eines Pfarrhauses und in dem ewigen Einerlei, das die Verrichtung der Gemeindepflichten mit sich bringen würde, schon einen Verstand? Ja im Unterbewußtsein schlummerte bei uns der Gedanke, daß ein unabhängiger Geist, der sich an ein gründliches und unparteiisches Studium der Religion heranmachte, sich in Gefahr begeben würde.“
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