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Was ist richtig verstandene Tierliebe?Erwachet! 1976 | 8. Mai
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Gegenstück brauchte er ein Geschöpf, das ebenfalls mit Vernunft begabt war. Es war niemals Gottes Vorsatz, daß die Tiere den Menschen ersetzen sollten, sie mögen noch soviel Freude bereiten, noch so anhänglich, belehrend, amüsant oder interessant sein. Sind wir uns darüber im klaren? Wenn ja, dann wird uns der Umgang mit Tieren noch mehr Freude bereiten, denn dann sehen wir sie im richtigen Licht und halten sie in den vom Schöpfer gezogenen Grenzen.
Es bleiben jetzt allerdings noch Fragen über das Leben und den Tod der Tiere offen, Fragen wie: Hat der Mensch das Recht, Tiere zu töten? Wie sollte man den Tod eines Tieres betrachten, das zu Nahrungszwecken getötet wird? Diese Fragen werden in einer späteren Ausgabe besprochen werden.
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Ein Turm, dessen Spitze bis in den Himmel reichtErwachet! 1976 | 8. Mai
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Ein Turm, dessen Spitze bis in den Himmel reicht
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Kanada
ES GIBT einen Turm, dessen Spitze wirklich ‘bis in den Himmel’ reicht. Er steht in Toronto und wirkt wie ein riesiges startbereites Raumschiff, dessen spitz zulaufendes Ende in den Himmel zeigt. Seine Höhe, 553 Meter, ist schwindelerregend — fünfmal so hoch wie die Saturn-V-Rakete, mit der Apollo 11 zum Mond geschossen wurde. Wir haben den „CN-Turm“ vor uns, das größte selbsttragende Bauwerk der Welt. („CN“ steht für Canadian National, die staatseigene Eisenbahn- und Fernmeldegesellschaft in Kanada.)
Schon in frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte hat sich der Mensch bemüht, Türme zu bauen, die ‘bis in den Himmel reichen’, zuerst für die Zwecke der falschen Religion und später für militärische Zwecke (1. Mose 11:1-9). Obwohl der erste dieser Türme, über den wir einen Bericht haben, ein Tempelturm oder eine Zikkurat, keinen ehrenwerten Zweck erfüllte, haben Menschen seither manchmal ganz erstaunliche Fähigkeiten gezeigt, wenn sie mit Türmen einen guten Zweck erreichen wollten. Manche Türme sind nur wegen ihrer architektonischen Schönheit und Symmetrie gebaut worden, doch andere sind aus zweckmäßigen Gründen errichtet worden, zum Beispiel, um Brücken mit riesigen Spannweiten den nötigen Halt zu geben.
Der CN-Turm soll die beiden letztgenannten Ziele kombinieren, das heißt, er soll schön anzuschauen sein und einer Anzahl praktischer Zwecke dienen. So sagte der Bundesminister für Bergwerke, Energie und Bodenschätze, Donald McDonald, als die Arbeiten am Turm begannen: „Der CN-Turm wird nicht nur eindrucksvoll, sondern auch sehr zweckmäßig sein.“
Und eindrucksvoll ist er! Hast du schon einmal den Eiffelturm in Paris gesehen? Stelle einen weiteren Eiffelturm darauf, und er wird die Spitze des CN-Turms um nur 45 Meter überragen. Oder bist du schon einmal auf der Aussichtsterrasse des Empire State Building in New York gewesen? Sie ist nur etwas mehr als zwei Drittel so hoch wie die Spitze dieses Turmes. Ja, er ist etwa 120 Meter höher als das höchste Bürogebäude der Welt, der Sears-Turm in Chicago (USA). Es stimmt zwar, daß es Fernsehtürme gibt, die höher sind als der 553 Meter hohe CN-Turm, aber diese werden von Spanndrähten gehalten oder auf andere Weise von außen stabilisiert, wohingegen der CN-Turm frei steht. Über einen halben Kilometer hoch, beherrscht er das Stadtzentrum von Toronto.
Doch nicht nur die gewaltige Höhe des Turms ist beeindruckend. Von seinem Fundament steigt er in der Form von drei raketenähnlichen „Finnen“ auf, und von seiner Y-förmigen Basis aus verjüngt er sich elegant bis in 335 Meter Höhe. Dort wird diese Aufstiegslinie durch einen siebenstöckigen Komplex, bestehend aus Aussichtsterrassen und einem sich drehenden Restaurant, unterbrochen. Über diesem „skypod“ setzt sich der Aufstieg weitere 120 Meter fort, und zwar in Form einer sechseckigen Säule, bis zu einer weiteren Aussichtsplattform. Schließlich wird das Bauwerk von einem sich allmählich verjüngenden, 102 Meter hohen Antennenmast gekrönt, der in einer nadelförmigen Spitze endet. Der Anblick dieses Turms mit seiner einfachen, eleganten Form hinterläßt einen unvergeßlichen Eindruck.
Ein technisches Meisterwerk
„Wie hat man denn all dieses Material da hinaufgeschafft?“ fragt man sich. Das war gar nicht so einfach. Nach gründlichen Bodenproben, die bis in 27 Meter Tiefe gingen, begann man im Februar 1973 mit den Ausschachtungsarbeiten. Man ging 17 Meter tief hinab (die letzten acht Meter in den Felsen), und dazu mußten über 56 000 Tonnen Schieferton entfernt werden. Die freigelegte Oberfläche der Grube wurde mit nasser Sackleinwand ausgekleidet, und dann wurde eine 30 Zentimeter dicke Betonschicht gegossen, um den Zerfall des Felsbodens zu verhindern. Darüber wurde eine weitere Betonschicht gegossen, diesmal 5 1⁄2 Meter dick. Dann kam ein Fundament aus 7 070 Kubikmeter Beton.
Als nächstes wurde der Beton für den Y-förmigen Teil des Turms und seine sechseckige Säule gegossen. Das wurde mit Hilfe einer „Gleitschalung“ bewerkstelligt, die sich unter hydraulischem Druck ständig aufwärts bewegte (6 Meter pro Tag) und die durch mehrere Flaschenzüge gehalten wurde. So konnte der Beton um ein Geflecht von Stahlstäben und gespanntem Stahl gegossen werden. Das Gießen wurde am 22. Februar 1974 in 446 Meter Höhe abgeschlossen, wo das obere Aussichtsdeck beginnt. Das „Richtfest“ fand am 21. März 1974 statt. Mindestens 96 000 Tonnen Beton waren gebraucht worden, außerdem 4 500 Tonnen Bewehrungsstahl, 540 Tonnen Konstruktionsstahl und 900 Tonnen (130 Kilometer!) Spanndraht.
Diese ungewöhnliche Konstruktion war ein technisches Meisterwerk. Bei solch großen Höhen lassen Bauingenieure nur bis zu 7,5 Zentimeter Abweichung vom Lot zu. Mit Hilfe einer riesigen Lotwaage und optischen Präzisionsinstrumenten war es möglich, den Guß mit einer Abweichung von nur 2,8 Zentimetern zu vollenden.
Etwas anderes, was täglich überprüft werden mußte, war die Tendenz des Bauwerks, sich zu verdrehen, je höher es wuchs. Diese „Torsionsschwingung“ wird auf die Erdrotation zurückgeführt. Auf der nördlichen Halbkugel werden hohe, schmale Gebäude während des Baues entgegen dem Uhrzeigersinn verdreht.
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