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  • Der Schiefe Turm von Pisa — Warum ist er schief?
    Erwachet! 1979 | 22. November
    • Der Schiefe Turm von Pisa — Warum ist er schief?

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in Italien

      BESTIMMTE Städte, die in aller Welt gut bekannt sind, verdanken ihre Berühmtheit einer besonderen Struktur des Stadtbilds oder einem Meisterwerk, das seit Jahrhunderten als historisches Erbe gehütet wird. Das trifft hier in Italien auch auf die Stadt Pisa zu. Der Name dieser einstigen Küstenstadt wäre heute unbekannt, gäbe es nicht den berühmten Schiefen Turm von Pisa, der dort schon seit mehr als 700 Jahren steht.

      Eine Besichtigung des Schiefen Turms von Pisa ist ein ungewöhnliches Erlebnis, und solltest du ihn zufälligerweise mit dem „Experten“ besichtigen, der mich begleitete, dann wirst du um so mehr Freude daran haben. Laß mich etwas darüber erzählen.

      Mein erster Eindruck

      Ich muß in aller Offenheit sagen, daß ich auf meiner Reise durch Mittelitalien in dieser Stadt nur haltmachte, um den Turm zu sehen. (Ich hoffe, die Bewohner von Pisa fühlen sich deswegen nicht beleidigt.) Inzwischen weiß ich, daß die Stadt aus vielen anderen Gründen eine Reise wert ist.

      Der Turm steht majestätisch im Mittelpunkt eines großen Platzes, und sein Baustil ist derart außergewöhnlich, daß es scheint, als müsse er so geneigt sein, um dem Gesetz der Schwerkraft zu trotzen. Beim ersten Anblick ist das ziemlich faszinierend, und man erhält den Eindruck, man habe einen reglosen Riesen vor sich, der auf einem Bein stehe. Während ich über den Platz ging, konnte ich meinen Blick nicht von dem Turm wenden. Als ich auf der Seite des Überhangs aus unmittelbarer Nähe nach oben starrte, war mir, als könne er jeden Moment auf mich fallen. Das ängstigte mich so sehr, daß ich verstohlen um mich blickte, um sicherzugehen, daß mich niemand beobachtete, und mich — so gelassen wie irgend möglich — auf die andere Seite begab. Jetzt konnte ich ihn mit einem Gefühl der Erleichterung bestaunen.

      Der Führer

      Ich war immer noch in grundlegende Betrachtungen vertieft, die sich mehr um die Geometrie als um die künstlerische Gestaltung drehten; da wurden meine Gedanken durch eine Stimme unterbrochen, die einen typisch toskanischen Akzent hatte.

      „Vierundfünfzig Meter und sechs Zentimeter.“

      Ich drehte mich um, um mich für diese Information zu bedanken, und sah einen Jungen vor mir. Er war ziemlich rundlich und machte einen äußerst aufgeweckten Eindruck. Ich bemerkte seinen zufriedenen Gesichtsausdruck und erkannte, daß er mir eigentlich genau die Antwort auf die Frage gegeben hatte, die mir in jenem Moment in den Sinn gekommen war.

      „Gewöhnlich möchten die Leute, wenn sie ihn etwa 30 Sekunden lang betrachtet haben wissen, wie hoch er ist. Ihr Verhalten entspricht genau dem Durchschnitt“, lautete die Erwiderung, die mich in Erstaunen versetzte. „Darf ich Ihnen zur Besichtigung des Turms meine Führung anbieten?“

      Ich ging nicht sofort darauf ein, sondern schaute noch einmal hoch, um den Anblick zu genießen. Entweder war es der neue Blickwinkel oder die eben erhaltene Einladung, die jetzt den Turm sogar noch schiefer erscheinen ließ.

      „Oh, ich verstehe, Sie haben Angst!“

      Vielleicht hatte er recht, oder vielleicht mußte mir nur ein Gefühl der Sicherheit vermittelt werden. Er schien das ebenfalls zu erkennen, und ehe ich mich’s versah, hatte er eine endlose Litanei historischer Informationen aufgesagt, die sich bei einem Vergleich mit dem Reiseführer tatsächlich als genau erwiesen. Ich glaube, er versuchte mich davon zu überzeugen, daß der Turm, der schon seit so langer Zeit steht, wahrscheinlich nicht gerade jetzt umkippen würde.

      Er sagte mir, der Turm sei als Glockenturm für den nahe gelegenen Dom und das Baptisterium erbaut worden. Konstruiert wurde er von Bonanno Pisano, und am 9. August 1173 legte man den Grundstein. Nach mehrmaligen Unterbrechungen der Bauarbeiten wurde er 1370 von Tommaso di Andrea Pisano fertiggestellt, doch gemäß Berichten war er anscheinend schon im Jahre 1298 schief. Am beruhigendsten ist die Tatsache, daß er bis heute mehr als 100 Erdbeben überstanden hat und sogar den Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg standhielt, obschon damals die Umgebung stark bombardiert wurde und einige Säulen durch Geschützfeuer weggesprengt wurden.

      Das Problem der Neigung

      Angesichts dieser Fülle von genauen Einzelinformationen konnte ich nur zustimmend nicken. Doch schließlich faßte ich den Mut, die Frage zu stellen, die mich von Anfang an beschäftigt hatte. „Aber — wurde er denn schiefgebaut, oder ist er nachträglich schief geworden?“

      Mit Spannung wartete ich seine Reaktion ab, war jedoch erleichtert, daraufhin seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck zu sehen, der mir verriet, daß ich keine völlig abwegige Frage gestellt hatte.

      „Das ist genau die Frage, über die sich Experten schon seit Jahren den Kopf zerbrechen. Einige versichern, daß er mit Absicht schief gebaut wurde, um eine originelle Note zu erzielen. Doch die Mehrheit vertritt die Auffassung, daß der durch unterirdische Quellen mit Wasser durchdrungene lehmige Untergrund nach Beginn der Bauarbeiten nachgab und daß das Projekt dann mit allen Vorsichtsmaßnahmen in dieser schrägen Lage weitergebaut wurde. Niemand weiß mit Sicherheit, was alles vor sich ging, ... nur der Turm weiß es“, sagte er und warf ihm einen liebevollen Blick zu, „und der kann nicht sprechen, um uns etwas über sich zu erzählen.“

      Dann erzählte er mir mehrere Legenden, die die Jahrhunderte hindurch überliefert worden waren, um verschiedene Theorien zu stützen. Eine Geschichte besagt, daß der Turm bereits schief gebaut wurde, weil ein Buckliger wollte, daß er ihm ähnlich sehe. Andere sagen, er wurde durch den Wind schief. Im 18. Jahrhundert vertrat man die Auffassung, der Turm sei gar nicht schief, sondern er erscheine nur so zufolge einer optischen Täuschung.

      All diese Angaben brachte der Führer auf eine Weise, als habe er sie bereits Hunderte von Malen wiederholt, und strahlte dabei eine gewisse Selbstzufriedenheit aus, so daß es mich reizte, nach einer Frage zu suchen, die er nicht beantworten konnte. Ich machte einen Versuch: „Weißt du denn, wie schwer er ist?“

      „Vierzehntausendfünfhundert Tonnen“, lautete die Antwort, und er fügte sofort hinzu: „Oben hat er eine Abweichung von vier Metern und einunddreißig Zentimetern, die sich jedes Jahr um 0,7 bis 0,8 Millimeter vergrößert.“

      Selbst dieses Mal war er nicht um eine Antwort verlegen. Ich beschloß somit, den letzten Trumpf auszuspielen: „Wann wird er umkippen?“ Mein Tonfall war ziemlich ironisch.

      „Darüber besteht kein Zweifel. Sobald sich sein Schwerpunkt außerhalb seiner Grundfläche befindet. Nach einer gewissen Neigung beginnt ...“

      Ich erkannte, daß es keinen Sinn hatte, gegen dieses wandelnde Lexikon anzutreten, und beschloß daher, ihm nur noch ernsthafte Fragen zu stellen: „Kann man denn nichts unternehmen, um den Kippvorgang aufzuhalten?“

      „Es sind viele Lösungsvorschläge gemacht worden, und einige hat man bereits ausprobiert. 1933 gaben sie dem Turm 361 Injektionen ...“

      „Was taten sie?“ entfuhr es mir vor Erstaunen.

      „Nun, ganz gleich, woran Sie im Moment dachten — es waren Injektionen mit Zement, rundherum, insgesamt 93 Tonnen.“

      Zement natürlich — was sollte es denn sonst gewesen sein! Jetzt schämte ich mich meiner ersten Reaktion. Doch um ihm zu zeigen, daß ich auf diesem Gebiet nicht völlig unwissend war, sagte ich, ich hätte gelesen, 1966 sei ein weltweiter Aufruf ergangen, die Kippbewegung des Turms aufzuhalten, und Experten hätten allgemein die Notwendigkeit bestätigt, in der unmittelbaren Umgebung den Untergrund zu festigen. Einige schlugen vor, daß man es verbieten sollte, im Umkreis von eineinhalb Kilometern Wasser aus dem Boden zu pumpen; andere meinten, daß es schlimmer werden würde, wenn der Grundwasserspiegel unter 50 Meter absinken würde, und daß man daher das Problem nur überwinden könnte, indem man das Grundwasser ständig auf dem gleichen Stand halten würde, und zwar durch ein System von Pumpen, die das Wasser herauspumpen und je nach dem augenblicklichen Bedarf wieder zurückpumpen würden.

      Der Junge schien sich auch in dieser Sache auszukennen und setzte die Diskussion fort mit der ergänzenden Bemerkung: „Dann gibt es noch einige ausgefallene Ideen, die zuweilen von komischen Leuten erdacht werden.“

      „Zum Beispiel?“

      „Ein Erfinder schlug einmal vor, daß man den Turm durch Stahlseile aufrecht halten sollte, und ein anderer wollte unter dem Fundament einen Tunnel graben lassen ...“

      „Was wollte er damit erreichen?“

      „Nun, ... ich bin mir nicht ganz sicher ...“

      Endlich war ich auf etwas gestoßen, worüber er nichts wußte. Auf jeden Fall hatte ich inzwischen an diesem Jungen Gefallen gefunden und war sogar bereit, mit ihm den Turm zu besteigen, falls er mich nochmals fragen sollte.

      „Würden Sie denn gern mit mir hinaufgehen?“

      Die Frage kam genau im richtigen Moment, und ich hatte sie fast erwartet. „Gut, dann gehen wir“, sagte ich, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern.

      Im Innern des Turms

      Das Innere des Turms ist nichts weiter als der Hohlraum eines riesigen Zylinders — eigentlich kahl im Vergleich zu seinem reichgeschmückten, spitz zulaufenden Äußeren mit den 207 Säulen, die gleichmäßig auf sieben Stockwerke verteilt sind, deren oberstes die Glocken beherbergt.

      Behende kletterte der Führer die steilen Stufen empor, die in die Wand gehauen sind. Bei jedem der sieben Stockwerke legten wir eine Pause ein, um ringsherum zu gehen und das vor uns ausgebreitete Panorama zu genießen. Unser Blick galt zuerst dem großen Platz, dann den massiven Gebäuden in der Umgebung und wanderte schließlich über die Dächer und über die Bollwerke an den Stadtmauern in der Ferne. Doch am großartigsten war der Ausblick von ganz oben. Die Ebene von Pisa im Norden ist vom St.-Giuliano-Gebirge umsäumt, hinter dem Lucca liegt; im Osten befindet sich das Gebirge von Pisa und das Arnotal; im Süden konnten wir eine Hügellandschaft erkennen, und im Westen war an diesem herrlichen sonnigen Tag das Meer mit dem Seehafen Livorno und den ausgedehnten Pinienwäldern von St. Rossore zu sehen.

      Während der aufgeweckte junge Führer all die Landschaftsmerkmale erklärte, strahlten seine Augen. Jetzt mußte er nicht auf Bücherwissen zurückgreifen. Er war wie entrückt aus Liebe zu seiner Heimat und vielleicht aus Liebe zu diesem Monument, von dessen Dach aus wir so weit in die Ferne blicken konnten. Dann, als ob er bemerkt hätte, daß er sich selbst vergessen hatte, spielte er wieder die Rolle des dienstbeflissenen Führers.

      „Galileo Galilei, geboren in Pisa, führte von diesem Stockwerk aus die Versuche zu den von ihm entdeckten Fallgesetzen durch. Wie Sie sehen können, hängen hier sieben Glocken. Insgesamt wiegen sie 9 500 Kilo. Sie dürfen nie voll ausschwingen, da sonst Vibrationen entstehen könnten, die dem Turm schaden würden. Jede Glocke hat ihren eigenen Namen ...“

      Mühelos sagte er sieben fremdartige Namen auf, doch ich hörte schon nicht mehr zu. Statt dessen genoß ich es, zu beobachten, wie gut er die Rolle des offiziellen Führers spielte.

      Als wir die Stufen hinuntergingen, fragte ich ihn, ob der Aufbau und die Verzierungen des Turms eventuell eine symbolische Bedeutung hätten, aber er zeigte sich ziemlich unsicher auf diesem Gebiet. Später las ich in einem Artikel von Dezzi Bardeschi (Psicon 1976) folgende merkwürdige Erklärung: „Die sieben Stockwerke (des Turms) stellen die sieben Wege zu Christus dar, die sieben Phasen des Lebens und die sieben harmonischen Sphären, die die Seele (mit Hilfe der sieben Gaben des heiligen Geistes) durchwandern muß, um zu Gott zu gelangen.“ Offensichtlich war die Glaubenslehre und Philosophie des Mittelalters voller orientalischer heidnischer Ansichten, die zum festen Bestandteil der „christlichen“ Kultur wurden.

      Mein Besuch beschränkte sich nicht auf den Turm. Ich hatte etwas über die in der Nahe gelegenen Monumente — Dom und Baptisterium — gelesen, die von außen ebenfalls schön aussehen und voller Kunstwerke sind. Während mein Blick darauf ruhte, bemerkte ich, wie der Junge Anzeichen von Ungeduld zeigte. Es war Zeit, daß wir uns trennten. Also begaben wir uns ins Freie, wo die Sonne immer noch die samtartigen Grasflächen beschien. Ich verabschiedete mich und überreichte ihm ein kleines Geschenk, das er sich wirklich verdient hatte, und beobachtete, wie er laufend und hüpfend in einer Menschenmenge verschwand.

      Nun wieder allein, warf ich dem anmutigen Schiefen Turm von Pisa einen letzten Blick zu und dachte mir dabei, daß er, so wie andere schöne alte Monumente, ein Beweis für die menschliche Geschicklichkeit und Erfindungsgabe ist — Gaben, die dem Schöpfer, sofern sie richtig eingesetzt werden, viel mehr Lobpreis bereiten als jegliches Glockengeläut.

  • Du mußt dein Klavier auch pflegen
    Erwachet! 1979 | 22. November
    • Du mußt dein Klavier auch pflegen

      DAS Klavier ist ein wunderbares Instrument. Doch häufig betrachten wir es als etwas Selbstverständliches. Wir spielen darauf. Es begleitet unseren Gesang. Wir erwarten, daß es in großen Orchestern dabei ist. Ein Klavierkonzert kann uns so begeistern, daß wir einen ganzen Abend lang keine andere Unterhaltung brauchen.

      Aber den meisten von uns ist das Klavier nicht von großen Konzertsälen, sondern vom eigenen Wohnzimmer her vertraut. Dieses Instrument wird allein in den Vereinigten Staaten von mehr als 21 000 000 Personen gespielt, und jedes Jahr werden über 200 000 Klaviere hergestellt.

      Falls du selbst ein Klavier besitzt, hat die Anschaffung eine größere Investition erfordert. Nach deinem Haus und deinem Auto könnte es die größte Investition gewesen sein, die du vorgenommen hast. Daher würde es sich lohnen, mehr über dein Klavier und seine Pflege zu erfahren.

      Dein Klavier — ein Meisterwerk

      Das Klavier — Saiten- und Schlaginstrument zugleich — ist eine Klasse für sich. Die von den Saiten erzeugten Klänge enthalten Disharmonien, denn physikalisch gesehen harmonieren die Obertöne eines Klanges nicht mit seinem Grundton. Strenggenommen erzeugt eine Klaviersaite keinen einheitlichen Ton, sondern Teiltöne, die nicht genau in Harmonie mit dem Grundton sind. Dieser Umstand verleiht dem Klavier seine einzigartige Klangfarbe.

      Ein moderner Flügel hat etwa 240 Drähte, die sogenannten Saitena. Ganz links befinden sich lange dicke Saiten, die mit Kupferdraht umsponnen sind, damit sie schwer genug sind, um die tiefsten Töne hervorzubringen; der tiefste Ton ist das A2 mit 27 1⁄2 Schwingungen pro Sekunde. Die Töne links von der Mitte werden von je zwei kupferumsponnenen Saiten und die mittleren sowie die höheren Töne von drei nicht umsponnenen Saiten erzeugt. Der höchste Ton, das c5, hat 4 186 Schwingungen pro Sekunde. Der Zug, dem die einzelnen Saiten standhalten müssen, ist so enorm, daß man mit der gesamten in einem Flügel vorherrschenden Zugkraft einen 20-Tonnen-Lkw von der Straße heben könnte.

      Dein Klavier hat etwa 9 000 bewegliche Teile

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