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Erwachet! 1975
g75 8. 6. S. 24-25

Amsterdams Witkars — aus der Notwendigkeit heraus entstanden

Vom „Awake!“-Korrespondenten in den Niederlanden

ES WAR der erste Tag im Frühling des Jahres 1974. Und wie üblich brachte der Frühling neue Anblicke und Klänge mit sich. Aber nur wenige Bürger des farbenfrohen Amsterdam waren auf etwas so Ungewöhnliches gefaßt. Der niederländische Humor kam voll zur Geltung, als man versuchte, das zu beschreiben, was man an jenem Tage sah: „Ein fahrbarer Liebessitz!“, „Ein Zylinder auf Rädern!“, „Eine fahrende Käseglocke!“

Was beobachteten sie da?

Ein Witkar!

Ein Blick auf das ungewöhnliche, batteriegetriebene Fahrzeug genügt, um die allgemeine Überraschung zu verstehen. Dieses kleine Auto mit seinem runden Fahrgestell und seinem gemütlichen Doppelsitz, das ganz mit Glas umgeben ist und, wie es scheint, viel zu hoch auf seinen kleinen Rädern steht, kam den scherzenden Amsterdamern gerade gelegen. Woher stammte diese eigenartige Idee?

Sie war hauptsächlich aus der Notwendigkeit heraus entstanden. Amsterdams sehenswerte Innenstadt wird jeden Tag von 35 000 in jeder möglichen Lücke und Ecke geparkten Autos verschandelt. Dies zusammen mit dem gefährlichen Verkehr in den engen Straßen und dem Lärm und der Verschmutzung ärgert die Fußgänger. In Wirklichkeit aber werden von den 35 000 Autos nur etwa 1 500 gleichzeitig benutzt. Diese Tatsache gab den Anstoß zu der Idee, ein Verkehrssystem einzurichten, in dem mehr Fahrzeuge in Benutzung sind und nicht einfach geparkt werden und nutzlos herumstehen.

Im Jahre 1966 organisierten sich in Amsterdam radikale Jugendliche zu einer Gruppe, die sich die Provos nannte. Ihr Ziel war nicht Gewalttat, sondern Provokation, um Zustände, die in der Öffentlichkeit Ärgernis erregten, zu brandmarken. Einer dieser Zustände war das Verkehrschaos und die Verschmutzung in der Innenstadt. Die Zahl der Personenwagen in den Niederlanden ist von 100 000 im Jahre 1949 auf 2 500 000 gewachsen. Das ist eine sehr große Zahl für ein Land, das nur 36 000 Quadratkilometer groß ist. Die Provos brachten einige ganz unorthodoxe, radikale Pläne zur Lösung dieses komplizierten Verkehrsproblems vor.

Zuerst schlug Luud Schimmelpennink, einer der Anführer der Organisation, vor, in der Innenstadt besonders Fahrräder einzusetzen; aber Amsterdam war mit dem Vorschlag nicht einverstanden. Dann brachte er seine Idee mit dem Witkar vor, das ausschließlich in der Innenstadt eingesetzt werden sollte. Im Jahre 1967 diskutierte Schimmelpennink mit einer Gruppe interessierter Leute über das Witkar. Die meisten Zuhörer, von denen viele prominente Bürger waren, sagten, sie würden nie in so einem „komischen Ding“ fahren. Aber sie waren bereit, Geld zur Verfügung zu stellen, damit Schimmelpennink ein Modell dieses Autos bauen konnte. Im Jahre 1968 war das Modell fertig.

Die Idee nimmt Gestalt an

Mit diesem Modell als Anschauungsstück fing Schimmelpennink an, seine Pläne im einzelnen zu erklären. Das Auto sollte eine Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde erreichen. Der Plan sah 105 gleichmäßig über die Innenstadt verteilte Stationen mit insgesamt 1 200 Witkars vor. Das würde bedeuten, daß keine Station weiter als 500 Meter von der nächsten entfernt wäre.

Witkars sollten nur zwischen bestimmten Stationen fahren, und auf diesen Stationen sollten sie abgestellt und gewartet werden, auch sollten dort die Batterien aufgeladen werden. Nur Mitglieder einer Stiftung, die das Projekt verwalten würde, sollten Witkars benutzen dürfen. Für 10 Dollar würde man Mitglied der Stiftung; für 10 weitere Dollar könnte man einen Schlüssel kaufen, den man brauchen würde, um das Auto fahren zu können.

Ein Mitglied, das sich in der Innenstadt aufhält, muß zunächst ermitteln, welche Station am nächsten liegt. An der Station angekommen, wo ein Witkar bereitsteht, steckt der Betreffende seinen Schlüssel in einen Schlitz des Wahlautomaten. Auf jeder Station ist Platz für sieben oder mehr Witkars. Der Wahlautomat jeder Station ist mit einem Computer verbunden, der sich im Hauptkontrollraum befindet. Der Computer registriert die Nummer des Schlüssels, die der Nummer des Kontos bei der städtischen Girobank entspricht. Wenn der Fahrer die Nummer der gewünschten Station wählt, ermittelt der Computer, ob auf der betreffenden Station noch Parkraum zur Verfügung steht; wenn nicht, wählt er eine andere Station in der Nähe aus.

Am Bestimmungsort angelangt, parkt der Fahrer des Witkars hinter dem letzten Auto in einer Reihe anderer Witkars. Eine Vorrichtung am Dach des Autos wird automatisch an eine Schiene angeschlossen, über die die Batterie aufgeladen wird. Innerhalb von Minuten ist wieder genügend Strom da, so daß das Witkar für eine weitere Fahrt zwischen zwei Stationen zur Verfügung steht.

Das Experimentierstadium

Als im Jahre 1968 das Witkar zum erstenmal in Amsterdam auftauchte, begannen die Verhandlungen mit den Stadtbehörden. Zunächst waren die Behörden sehr zurückhaltend; die Polizei hatte die meisten Bedenken, da sie glaubte, mit 30 Kilometern pro Stunde würde das Fahrzeug den schnelleren Verkehr behindern. Doch die Befürworter des Witkars konnten nachweisen, daß in der Innenstadt die durchschnittliche Verkehrsgeschwindigkeit weniger als 30 Kilometer pro Stunde beträgt.

Hunderte von Personen wurden zahlende Mitglieder der Stiftung, darunter einige Stadtverordnete. Große Firmen sicherten ihre Hilfe zu. Schließlich gewährte die Stadt die Erlaubnis, eine Experimentierstation mit drei Witkars einzurichten. Der 21. März 1974 war der große Tag; das Experiment begann. Es dauerte drei Monate.

Diese dreimonatige Zeit war für die Initiatoren des Projekts sehr wertvoll. Viele Personen, darunter prominente Bürger, unternahmen kurze Rundfahrten mit dem Witkar und warben dadurch für das Projekt. Am Ende des Experimentierstadiums machten zwei Witkars eine Marathonfahrt, die 24 Stunden dauerte. Die beiden Wagen legten insgesamt 444 Kilometer zurück und verbrauchten dabei für weniger als fünf Dollar Strom. Ein durchschnittlicher Personenkraftwagen hätte bei dieser Entfernung im Stadtverkehr 68 Liter Benzin verbraucht.

Im Vergleich zum benzingetriebenen Fahrzeug reduziert das Witkar die Lärmbelästigung auf ein Minimum. Doch ganz ohne Umweltprobleme geht es auch beim Witkar nicht. Zur Erzeugung des Stroms für die 444 Kilometer weite Marathonfahrt war halb soviel Brennstoff nötig, wie ein durchschnittliches Kraftfahrzeug Benzin verbraucht. Insgesamt gesehen, scheinen Witkars jedoch weniger Verschmutzung zu verursachen als benzingetriebene Autos.

Das Experiment beeindruckte die Behörden so sehr, daß die Stadt Amsterdam die Erlaubnis erteilte, zwei weitere Stationen im Oktober zu bauen und zwei weitere im Dezember, so daß es dann insgesamt fünf sein werden. Inzwischen hat das Ministerium für Gesundheit und Umweltschutz 130 000 Dollar beigesteuert, und aus privaten Quellen kamen weitere ansehnliche Spenden. Auf diese Weise wird die erste Phase des Projekts, 5 Stationen und 35 Witkars, finanziert.

Amsterdams ungewöhnliches Projekt zur Bekämpfung des Verkehrschaos und der Verschmutzung wird jetzt realisiert.

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