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Nutzbringendes Bibellesen — Wie?Der Wachtturm 1985 | 15. Juni
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Nutzbringendes Bibellesen — Wie?
„SELIG sind die Armen im Geiste.“ So oder ähnlich lauten gemäß einigen deutschen Bibeln die einleitenden Worte der berühmten Bergpredigt Jesu (Matthäus 5:3, Allioli-Bibel). Verstehst du, was Jesus eigentlich meinte, als er von den „Armen im Geiste“ sprach? Bezog er sich auf Geistesschwache? Das erscheint unglaublich, aber sicher ist es wichtig, zu verstehen, was Jesus meinte.
Jehovas Zeugen, die selbst von ihren Kritikern als ausgezeichnete Erforscher der Bibel anerkannt werden, haben festgestellt, daß die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift in bewundernswerter Weise das Erfordernis der Klarheit und Genauigkeit erfüllt. Sie gibt diese Stelle aus der Bergpredigt wie folgt wieder: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind.“
In einigen Bibelkommentaren wird zugegeben, daß das mit dem Ausdruck die „Armen im Geiste“ gemeint ist. Warum wird dann in vielen neueren Übersetzungen, wie zum Beispiel in der katholischen Jerusalemer Bibel und in der Elberfelder Bibel, 1975, weiterhin der Ausdruck die „Armen im Geiste“ verwendet?
Dieses Beispiel zeigt, daß man, um aus dem Bibellesen Nutzen ziehen zu können, eine Bibelübersetzung wählen muß, die genau in der Wiedergabe ist sowie klar und verständlich.
Die richtige Einstellung
Nutzbringendes Bibellesen setzt auch die richtige Einstellung von seiten des Lesers voraus. Die besagten Worte aus der Bergpredigt fassen treffend zusammen, welche Einstellung wir haben sollten, nämlich: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind.“ Fehlt deinem Leben eine echte geistige Dimension? Bist du dir der Tatsache bewußt, daß du deinem Sinn und deinem Herzen geistige Nahrung zuführen mußt? Die Bibel kann dir helfen, dieses Bedürfnis zu stillen.
Allerdings wirst du in der Bibel keine Nahrung für Sinn und Herz finden, wenn du sie wie jedes andere literarische Werk liest. Nimm sie nicht als „Menschenwort“ an, „sondern als das, was es wahrhaftig ist, als das Wort Gottes“ (1. Thessalonicher 2:13). Du findest darin nicht menschliche Philosophie oder nationalistische Geschichte, sondern Gottes Gedanken und die Geschichte seiner Handlungsweise mit seinen Dienern auf der Erde. Die Bibel enthält auch erstaunliche Prophezeiungen, von denen einige sich bereits erfüllt haben, wohingegen andere sich vor unseren Augen erfüllen oder sich noch erfüllen werden, und zwar zum Wohle der Menschheit.
Da die Bibel das Wort Gottes ist, sollte man, wenn man aus dem Bibellesen Nutzen ziehen möchte, seine Hilfe suchen. Daher ist es angebracht, vor dem Bibellesen zu Gott zu beten. Bitte ihn mit einfachen, von Herzen kommenden Worten, daß er dir helfen möge, das, was du liest, zu verstehen und in deinem Leben richtig in die Tat umzusetzen. Manchmal ermangeln wir der Fähigkeit, die erworbene Erkenntnis anzuwenden. Diese Fähigkeit nennt man Weisheit. Die Bibel selbst rät: „Wenn es also einem von euch an Weisheit fehlt, so bitte er Gott unablässig, denn er gibt allen großmütig und ohne Vorwürfe zu machen; und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber unablässig im Glauben, ohne irgendwie zu zweifeln“ (Jakobus 1:5, 6).
Glaubensvoll lesen
Du magst fragen: „Wie kann ich glaubensvoll beten und glaubensvoll lesen, wenn es mir an Glauben fehlt?“ Nun, wenn du an das Bibellesen mit der richtigen Einstellung herangehst und dir deiner ‘geistigen Bedürfnisse bewußt bist’, wird mit zunehmender Erkenntnis über Jehova Gott und seine wunderbaren Vorsätze, die in Christus münden, auch dein Glaube wachsen. Wahrer Glaube ist nicht mit blinder Leichtgläubigkeit zu verwechseln. Die Bibel selbst definiert Glauben wie folgt: „Die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge, der offenkundige Erweis von Wirklichkeiten, obwohl man sie nicht sieht“ (Hebräer 11:1).
Echter Glaube erfordert Erkenntnis als Unterbau, und eine solche Erkenntnis macht die von Gott verheißenen Dinge so zur Wirklichkeit, als sähe man sie. Glaube ist daher etwas, was erworben werden kann. Er folgt auf das Lesen und Hören der Dinge, die Gott und seine wunderbaren Vorsätze für die Menschheit betreffen. Der Apostel Paulus sagte: „Der Glaube [folgt] auf das Gehörte. Das Gehörte aber kommt durch das Wort über Christus“ (Römer 10:17).a
Je mehr dein Glaube wächst, um so nutzbringender wird das Bibellesen für dich sein. Warum? Weil deine „Erwartung erhoffter Dinge“ noch ‘gesicherter’ wird. Man könnte das mit einer Freundschaft veranschaulichen, die zwischen dir und jemand anders entstanden ist. Je besser du im Laufe der Zeit den anderen kennenlernst, um so größer wird dein Vertrauen zu ihm. Schließlich wirst du, nachdem du viele Situationen durchlebt hast, in denen dich dein Freund nie im Stich gelassen hat, vorbehaltlos Vertrauen in ihn setzen. Wenn er dir schreibt, weißt du, wie du das Geschriebene zu verstehen hast. Sollte ein Satz einmal nicht so deutlich sein, fällt es dir nicht schwer, den Gedanken zu erfassen, denn du kennst deinen Freund sehr gut. Du liest seinen Brief vertrauensvoll, nicht mit Argwohn.
Ebenso verhält es sich mit der Bibel: Je mehr du über sie und ihren Autor, Jehova Gott, erfährst, um so mehr wirst du sowohl auf Gott als auch auf sein Wort vertrauen. Nicht einmal Episoden in der biblischen Geschichte, die schwer zu verstehen sind, werden dieses Vertrauen erschüttern. Falls beispielsweise der Grund für eine drastische Maßnahme Gottes gegen eine Person oder Nation nicht unmittelbar zu erkennen ist, wirst du darauf vertrauen, daß sie notwendig war. Wenn es sich um einen vertrauten Freund handelt, würdest du wahrscheinlich sagen: „Nun, wenn er das getan hat, dann muß er einen guten Grund dafür gehabt haben.“
Natürlich wird dein Glaube an Gott gestärkt, wenn du herausfinden kannst, warum er auf eine solche Weise gehandelt hat oder warum er manchmal anscheinend zögert, gegen die Bösen vorzugehen. Doch vielleicht brauchst du Hilfe. Genau das ist ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt nutzbringenden Bibellesens.
Hilfe erforderlich
Es ist eine wunderbare Sache, die gesamte Bibel zu lesen. Bei einem Tagespensum von einem Kapitel würdest du über drei Jahre brauchen. Liest du drei bis vier Kapitel pro Tag, dann brauchst du etwa ein Jahr, um die Hebräischen und die Griechischen Schriften ganz durchzulesen. Um eine allgemeine Vorstellung vom Inhalt der Bibel zu gewinnen, könntest du mit den Psalmen und Sprüchen beginnen. Wende dich dann 1. Mose, 2. Mose und 1. Samuel zu, bevor du dich mit dem christlichen Zeitalter befaßt, indem du Matthäus, Apostelgeschichte und einige der an die ersten Christen geschriebenen Briefe, wie zum Beispiel Philipper, Jakobus und 1. und 2. Petrus, liest.
Währenddessen wird dir bewußt werden, daß man, um aus der Bibel praktischen und geistigen Nutzen ziehen zu können, herausfinden muß, was sie jeweils über ein bestimmtes Thema sagt. Die Schriftstellen, die ein bestimmtes Thema erklären, mögen weit voneinander entfernt sein. Wahrscheinlich verspürst du dann die Notwendigkeit, Bibelstudienhilfsmittel zu verwenden, um zu erfahren, wo die Bibel etwas über die einzelnen Themen sagt. Außerdem können dir solche Studienhilfsmittel helfen, alles in der richtigen zeitlichen Reihenfolge zu sehen, denn die Bibelbücher sind nicht streng chronologisch geordnet. Sehr nützlich zum Verständnis der Heiligen Schrift ist auch geographisches und historisches Hintergrundmaterial.
Wo kann man eine solche Hilfe zum Bibelstudium finden? In den vergangenen Jahren haben katholische Autoren viele Bücher veröffentlicht, die angeblich dazu gedacht sind, Katholiken beim Bibellesen zu helfen. Aber solche Autoren befinden sich in einem Zwiespalt. Wenn sie Katholiken wirklich helfen, die Bibel zu verstehen, entdecken letztere schnell, daß ein Großteil der katholischen Dogmen nicht in der Bibel zu finden ist. Rechtfertigen sie dagegen die katholische Lehre, dann untergraben sie das Vertrauen des Lesers zur Bibel, weil sie die Heilige Schrift der kirchlichen Tradition unterordnen. (Vergleiche Markus 7:13.)
Immer mehr aufrichtige Katholiken lassen sich von Jehovas Zeugen helfen. In vielen Ländern bemühen sich Tausende von Katholiken angestrengt, die Bibel zu verstehen, aber von den Ortsgeistlichen erhalten sie nur wenig oder gar keine Hilfe. Sie gleichen dem äthiopischen Beamten, der im Buch Jesaja las. Als der Evangeliumsverkündiger Philippus ihn fragte, ob er wirklich verstehe, was er lese, erwiderte der Äthiopier in demütiger Weise: „Wie könnte ich es, wenn mich niemand anleitet?“ (Apostelgeschichte 8:31, Einheitsübersetzung). Philippus half ihm, und kurz danach wurde dieser aufrichtige Mann ein getaufter Christ. Ähnlich verhält es sich, wenn Jehovas Zeugen in ihrem Dienst von Tür zu Tür Katholiken antreffen und diese sagen, daß sie eine Bibel haben. Die Zeugen fragen dann, ob sie gern Hilfe hätten, um aus dem Bibellesen wirklich Nutzen ziehen zu können.
Fruchtbringendes Lesen
Jehovas Zeugen verwenden in ihrem biblischen Bildungswerk eine große Vielfalt an Bibelstudienhilfsmitteln, wie zum Beispiel Mein Buch mit biblischen Geschichten (116 biblische Berichte, in einfacher Sprache dargelegt und chronologisch angeordnet), Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? (mit wissenschaftlichen und historischen Beweisen für die Glaubwürdigkeit der Bibel), „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“ (eine Zusammenfassung des Inhalts der Bibel — Buch für Buch — mit geographischen und historischen Hintergrundinformationen) und Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben (ein Überblick über Schriftstellen zu 30 wichtigen Themen, einschließlich der wunderbaren Hoffnung, die Gottes Wort aufrichtigen Bibellesern heute in Aussicht stellt).
Diese Bibelstudienhilfsmittel werden zusammen mit der persönlichen, kostenlosen Hilfe, die Jehovas Zeugen dir gern anbieten, das Bibellesen für dich zu einer erfreulichen und nutzbringenden Erfahrung machen. Du wirst sogar Anleitung für das tägliche Leben und eine wunderbare Hoffnung auf das Leben in Gottes verheißener neuen Ordnung erhalten, wo endlich Gottes Wille geschehen wird „wie im Himmel, so auf Erden“ (Matthäus 6:10, Jerusalemer Bibel).
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Tiefer im Wort Gottes schürfenDer Wachtturm 1985 | 15. Juni
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Tiefer im Wort Gottes schürfen
„Wenn du ... wie nach verborgenen Schätzen ständig danach forschst, dann wirst du ... die wahre Erkenntnis Gottes finden“ (SPRÜCHE 2:4, 5).
1. Was ist eine Quelle wahren Glücks, und warum?
„GLÜCKLICH ist der Mensch, der Weisheit gefunden hat, und der Mensch, der Unterscheidungsvermögen erlangt, denn sie als Gewinn zu haben ist besser, als Gewinn an Silber zu haben, und sie als Ertrag zu haben besser als Gold selbst. Sie ist kostbarer als Korallen, und alles andere, woran du Lust hast, kann ihr nicht gleichkommen. Länge der Tage ist in ihrer Rechten ... Sie ist ein Baum des Lebens für die, die sie ergreifen, und die sie festhalten, sind glücklich zu nennen“ (Sprüche 3:13-18).
2. Warum sind Jehovas Zeugen glücklich, doch welcher Rat wird ihnen schon vor der Taufe gegeben?
2 Wahre Christen sind wirklich glücklich darüber, Weisheit gefunden zu haben. Das bedeutet, daß sie fähig sind, ihre Erkenntnis des Wortes Gottes bei ihrer aktiven Anbetung, beim Lösen ihrer Alltagsprobleme und bei Entscheidungen in bezug auf ihre Lebensziele anzuwenden. Bei Jehovas Zeugen wird jeder Taufbewerber zuerst durch eine umfangreiche Reihe von gezielten Fragen auf seine Bibelkenntnis hin überprüft, bevor man ihn zur Taufe zuläßt. Eine der abschließenden Fragen lautet: „Weshalb ist es wichtig, daß du nach deiner Wassertaufe einen guten Zeitplan für dein persönliches Studium und die regelmäßige Beteiligung am Predigtdienst beibehältst?“ Dadurch wird dem Taufbewerber die Notwendigkeit vor Augen geführt, weiterhin zu studieren, und zwar mehr als die elementaren Dinge, und ‘zur Reife voranzudrängen’ (Hebräer 6:1). Befolgen jedoch alle diesen Rat?
3, 4. (a) Was sagte Paulus über einige Christen in Korinth und in Judäa? (b) Was scheint bei manchen Christen heute der Fall zu sein?
3 Der Apostel Paulus klagte in seinem ersten Brief an die Christen in Korinth, er könne zu ihnen nicht wie zu „Geistesmenschen“ reden, sondern müsse zu ihnen wie zu „Unmündigen in Christus“ reden (1. Korinther 3:1). An Christen, die wahrscheinlich in Judäa lebten, schrieb er: „Über ihn haben wir viel zu sagen, und es ist schwer zu erklären, da ihr am Gehör stumpf geworden seid. Denn in der Tat, obwohl ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, benötigt ihr wieder jemand, der euch von Anfang an die elementaren Dinge der heiligen Aussprüche Gottes lehre; und ihr seid solche geworden, die Milch benötigen, nicht feste Speise. Denn jeder, der Milch zu sich nimmt, ist unbewandert im Worte der Gerechtigkeit, denn er ist ein Unmündiger“ (Hebräer 5:11-13).
4 Heute hat es den Anschein, daß einige, sobald sie genügend Erkenntnis erworben haben, um sich Jehova hingeben zu können, und die Hoffnung auf ewiges Leben in einem irdischen Paradies erlangt haben, keine ernsthaften, ausdauernden Studiengewohnheiten entwickeln. Vielleicht denken sie, sie wüßten genug, um in geistiger Hinsicht sozusagen zurechtzukommen. Sie gehen nicht über das „Milch“stadium hinaus. Wie Paulus unumwunden sagte, sind solche „unbewandert im Worte der Gerechtigkeit“. Das bedeutet, daß sie es nicht gewohnt sind, das „Wort der Gerechtigkeit“ zu gebrauchen, um Dinge zu prüfen. Paulus fügte hinzu: „Die feste Speise aber gehört reifen Menschen, denen, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben zur Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht“ (Hebräer 5:14).
Wachstum erfordert „feste Speise“
5, 6. (a) Was trifft auf einige zu, die bereits seit Jahren in der Wahrheit sind, und warum ist das nicht normal? (b) Was sagte Paulus zu solchen, und was sollten sie daher tun?
5 Seit wie vielen Jahren bist du bereits Jehova hingegeben? Betrachte einmal rückblickend dein geistiges Wachstum während dieser Jahre. Kannst du anhand der Bibel lediglich die grundlegenden Wahrheiten, „die elementaren Dinge der heiligen Aussprüche Gottes“, erklären? Einige von denen, die schon seit 10 oder 20 Jahren zu dem christlichen „Weg“ gehören, befinden sich immer noch im „Milch“stadium. Was würde man von einem 10jährigen Kind oder von einem 20jährigen jungen Mann denken, der immer noch mit Milch aus der Flasche ernährt würde? Wäre das normal? Würde eine solche Milchkost nicht das Wachstum des Betreffenden hemmen? Wenn er auch so leben könnte, würde er doch nie ein starker, gesunder Erwachsener werden. So verhält es sich auch in geistiger Hinsicht.
6 Warum sind einige, die schon seit Jahren Christen sind, geistig nicht stark genug, den normalen „Unmündigen“, denen, die gerade erst für Jehova Stellung bezogen haben, tatkräftig zu helfen? Diejenigen, die keine Fortschritte gemacht haben, haben jahrelang die Zeit und Aufmerksamkeit von Ältesten und anderen reifen Christen in Anspruch genommen, wohingegen sie selbst, wie Paulus sagte, „der Zeit nach Lehrer sein“ sollten. Um Lehrer zu werden, müssen sie über das „Milch“stadium hinausgehen und sich angewöhnen, „feste Speise“ zu sich zu nehmen. Wie können sie das tun? (Hebräer 5:12).
7. Für wen ist gemäß Hebräer 5:14 „feste Speise“ angebracht, und wie wird ein Christ zu einer solchen Person?
7 Paulus sagte, daß ‘feste Speise reifen Menschen gehört’, und beschrieb sie als solche, die „ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben zur Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht“. Mit anderen Worten: Diejenigen, die es sich zur Gewohnheit machen, die Kenntnis des Wortes Gottes, über die sie verfügen, zu gebrauchen, um zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, schulen allmählich ihr Wahrnehmungsvermögen und werden zu christlicher Reife gelangen. Sie gewöhnen es sich an, das „Wort der Gerechtigkeit“ zu gebrauchen, um Dinge zu prüfen und auf diese Weise festzustellen, was in moralischer, geistiger und sogar in physischer Hinsicht schädlich oder nützlich ist. Dadurch, daß sie das Gelernte anwenden, sind sie nicht mehr „unbewandert im Worte der Gerechtigkeit“. Sie werden zu „reifen Menschen“, zu solchen, denen die „feste Speise“ gehört (Hebräer 5:13, 14).
Entwickle gute „Eß“gewohnheiten
8. Wie kann es dazu kommen, daß sich ein Christ auf „Milch“diät beschränkt, aber wie kann er seine geistigen „Eß“gewohnheiten ändern?
8 Kranke Menschen, die lange Zeit eine Milchdiät eingehalten haben, müssen ihren Körper daran gewöhnen, wieder feste Speise aufzunehmen. Ähnlich verhält es sich mit denen, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, in der vom „treuen und verständigen Sklaven“ dargebotenen geistigen Speise gewissermaßen herumzustochern und die Leckerbissen, die ein etwas anstrengenderes „Kauen“ (Überlegung und Nachforschung) erfordern, sozusagen am Tellerrand liegenzulassen. Sie müssen sich anstrengen, gute geistige „Eß“gewohnheiten zu entwickeln. Sie müssen ihr ‘klares Denkvermögen aufwecken’ und sich ‘mit allen Kräften bemühen’ (Matthäus 24:45; 2. Petrus 3:1, 2; Lukas 13:24, Einheitsübersetzung).
9. Was kann jemandem helfen, der keinen Appetit mehr hat?
9 Es gibt drei Dinge, die jemandem, der krank war, helfen können, seinen Appetit auf feste, nahrhafte Speise wieder zu wecken: 1. die richtige Motivation, d. h. der Wunsch, wieder gesund und kräftig zu werden, 2. regelmäßig servierte appetitanregende Speise und 3. genügend körperliche Betätigung und frische Luft. Wie können diese Punkte jemandem helfen, der keinen Appetit mehr auf die tieferen Dinge des Wortes Gottes hat?
10. Was sollte uns dazu motivieren, unsere Kenntnis des Wortes Gottes zu erweitern?
10 Jeder, der sich Jehova hingegeben hat, sollte eine starke Motivation haben, seine Kenntnis des Wortes Gottes zu erweitern. Unsere Liebe zu Jehova spornt uns an, uns mit seinen wunderbaren Eigenschaften, seinem Willen und seinen Vorsätzen besser vertraut zu machen. Das erfordert tiefgründiges Studium und Nachsinnen (Psalm 1:1, 2; 119:97). Zudem ist unsere Aussicht, einmal ewig in Gottes irdischem Paradies zu leben, davon abhängig, daß wir ‘fortgesetzt Erkenntnis in uns aufnehmen über den allein wahren Gott und seinen Sohn, Jesus Christus’ (Johannes 17:3). Doch unser Wunsch nach ewigem Leben sollte nicht unser Hauptmotiv für das Studium der Heiligen Schrift sein. Das war der Fehler, den einige glaubensschwache Juden begingen. Wenn wir ‘die Schriften erforschen’, müssen wir es in erster Linie aus Liebe zu Gott tun und mit dem Wunsch, seinen Willen zu tun (Johannes 5:39-42; Psalm 143:10).
11. Auf welche Weise wird uns zu geregelten Zeiten appetitanregende Speise „serviert“?
11 Die Fülle appetitanregender geistiger Speise, die regelmäßig und „zur rechten Zeit“ von dem „treuen und verständigen Sklaven“ „serviert“ wird, sollte uns alle dazu bewegen, unsere Wertschätzung dafür zu zeigen, also aus den guten Angeboten vollen Nutzen zu ziehen (Matthäus 24:45). Wir sollten gute geistige „Eß“gewohnheiten entwickeln, indem wir genügend Zeit dafür reservieren, all den vorzüglichen Stoff zu lesen und zu studieren, der in den Büchern und Zeitschriften der Wachtturm-Gesellschaft veröffentlicht wird. Die geistige Speise wird zu geregelten Zeiten in den fünf wöchentlichen Zusammenkünften „serviert“, die weltweit in den Versammlungen der Zeugen Jehovas abgehalten werden. Bist du bei all diesen Zusammenkünften anwesend und gut vorbereitet, um die Speise aufnehmen zu können?
12. (a) Wodurch kann ein Christ noch seinen geistigen Appetit anregen? (b) Welche Fragen könnten wir uns daher stellen?
12 Die Liebe zu Gott wie auch die Liebe zum Nächsten sollte uns bewegen, Gottes Wort zu studieren (Lukas 10:27). Für jemanden, der buchstäblich den Appetit verloren hat, sind frische Luft und körperliche Betätigung eine Hilfe. Ebenso ist es für einen Christen, der Appetit auf „feste Speise“ entwickeln möchte, eine Hilfe, wenn er im Predigtwerk tätig ist und seine Erkenntnis nutzt, um die „gute Botschaft vom Königreich“ zu verbreiten und „Jünger aus Menschen aller Nationen“ zu machen (Matthäus 24:14; 28:19, 20). Denke daran, daß Paulus zu den geistig Unmündigen, die wie solche geworden waren, „die Milch benötigen“, sagte, sie sollten eigentlich „der Zeit nach Lehrer sein“ (Hebräer 5:12). Wo stehst du in Anbetracht der Zeit, in der du bereits ein wahrer Christ bist? Hast du als Bruder so weit Fortschritte gemacht, daß du als „Lehrer“ im Predigtwerk und vielleicht auch als Ältester in der Versammlung nützlich sein kannst? Bist du als christliche Schwester imstande, erbauliche Bibelstudien in den Wohnungen der Menschen durchzuführen, die Interesse an Gottes Wahrheit zeigen, oder vielleicht deinen christlichen Schwestern im Zeugniswerk zu helfen?
Mache das Studium zu einem Vergnügen
13. Was ist der Unterschied zwischen Lesen und Studieren?
13 Man sagt, Lesen sei ein Vergnügen, wohingegen Studieren Arbeit sei. Daran ist etwas Wahres. Man kann viel Erbauliches zur wohltuenden Entspannung lesen. Was könnte denn schöner sein, als ein oder zwei Stunden in bequemer Haltung einen Bericht aus dem Jahrbuch der Zeugen Jehovas oder eine Ausgabe der Zeitschrift Erwachet! zu lesen? Studieren dagegen bedeutet Arbeit. In einem Wörterbuch heißt es: „Studieren erfordert anhaltende zielgerichtete Konzentration mit sorgfältiger Beachtung von Einzelheiten, die wahrscheinlich die Möglichkeiten, Anwendungen, Variationen oder Verflechtungen des erforschten Themas offenbaren.“ Ja, Studieren erfordert Anstrengung. Aber so, wie jede andere gut ausgeführte Arbeit befriedigend und lohnend sein kann, kann auch das Studieren erfreulich und geistig lohnend sein. Es liegt in unserem Interesse, aus dem Studieren ein solches Erlebnis zu machen. Wie geht man dabei vor?
14. Was mußt du möglicherweise tun, um dein persönliches Studium erfreulicher und nützlicher zu gestalten?
14 Damit das Studieren ein erfreuliches und wirklich nützliches Erlebnis wird, muß man genügend Zeit dafür aufwenden. Da es „anhaltende zielgerichtete Konzentration“ und „sorgfältige Beachtung von Einzelheiten“ erfordert, erhebt sich die Frage: Wie oft hast du deinen Wachtturm oder die für das Versammlungsbuchstudium verwendete Publikation richtig studiert? Entspräche es nicht eher der Wahrheit, zu sagen, daß du den Stoff häufig nur überfliegst und schnell die Antworten zu den Fragen unterstreichst, ohne wirklich ins Detail zu gehen und dich mit den Gründen für die dargelegten Erklärungen zu befassen? Wenn das bei dir der Fall ist, müßtest du wahrscheinlich, um deine geistigen „Eß“gewohnheiten zu verbessern, als erstes die „gelegene Zeit“ für das Studium ‘auskaufen’ (Epheser 5:15-17). Das kann bedeuten, daß du den Zeitaufwand für andere, weniger wichtige Betätigungen drastisch beschneiden mußt. Doch du magst überrascht sein, welch erfreuliches Erlebnis das Studium sein kann, wenn du die Zeit hast, dich mit dem Stoff richtig zu befassen, statt ihn durchjagen zu müssen.
15. Was ist noch unerläßlich, damit das Studium erfreulich und von geistigem Nutzen ist?
15 In Verbindung mit dem Zeitfaktor ist auch das Gebet zu erwähnen. Damit das Studium geistigen Nutzen bringen kann, ist Jehovas Segen unerläßlich. Wir müssen zu ihm im Namen Jesu beten und ihn bitten, uns Sinn und Herz zu öffnen und sie für die Wahrheiten, die wir studieren möchten, wirklich empfänglich zu machen. Wie oft hast du dich schon in Eile auf eine Zusammenkunft vorbereitet und dann hinterher festgestellt, daß du vergessen hattest, Jehova um seinen Segen und um die Weisheit zu bitten, das Gelernte im täglichen Leben anzuwenden? Warum solltest du dir Jehovas Hilfe entgehen lassen, wenn sie dir doch auf deine Bitte hin gewährt wird? (Jakobus 1:5-7).
Tiefer schürfen
16. Was müssen wir in Übereinstimmung mit dem Schlüsseltext dieses Artikels tun, um Erkenntnis, Unterscheidungsvermögen und Verständnis zu finden?
16 In Sprüche 2:4, 5 heißt es: „Wenn du ... wie nach verborgenen Schätzen ständig danach forschst, dann wirst du ... die wahre Erkenntnis Gottes finden.“ Im Kontext wird von der Notwendigkeit gesprochen, nach Jehovas „Reden“, „Geboten“ und „Weisheit“ zu forschen sowie nach „Unterscheidungsvermögen“ und „Verständnis“. Nach Schätzen zu suchen erfordert Anstrengung und Ausdauer. Viel Schürfarbeit ist dazu nötig. Ebenso verhält es sich mit der Suche nach der ‘wahren Erkenntnis Gottes’, nach „Unterscheidungsvermögen“ und „Verständnis“. Auch das erfordert viel Schürfarbeit, d. h., man muß unter die Oberfläche dringen. Denke nicht, daß es ausreicht, Gottes Wort oberflächlich zu betrachten, es nur zu überfliegen.
17. Was sagt die Schrift über Jehovas Gedanken, und wofür sollten wir daher dankbar sein?
17 Ein Psalmist rief aus: „Wie groß deine Werke sind, o Jehova! Sehr tief sind deine Gedanken“ (Psalm 92:5). Der Apostel Paulus schrieb bewundernd: „O Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!“ (Römer 11:33). In einem anderen Brief sprach er von den ‘tiefen Dingen Gottes’ (1. Korinther 2:10). Diese tiefen Dinge offenbart Gott, wie Paulus erklärte, „durch seinen Geist“, seine wirksame Kraft, die einen mächtigen Einfluß auf die gesalbten Christen ausübt, die von Christus Jesus dazu bestimmt worden sind, geistige Speise auszuteilen. Wir sollten wirklich dankbar sein für die geistige Schürfarbeit, die die „Sklaven“klasse bewältigt, um die „verborgenen Tiefen der Vorsätze Gottes“ für uns immer verständlicher zu machen (1. Korinther 2:10, Today’s English Version).
18. Wie kann jeder Christ tiefer im Wort Gottes schürfen, und welche besonderen Schürfwerkzeuge stehen ihm zur Verfügung?
18 Doch das enthebt den einzelnen Christen nicht der Pflicht, tief im Wort Gottes zu schürfen, um die ganze Tiefe der erklärten Gedanken auszuschöpfen. Dazu gehört, daß man die angegebenen Schriftstellen nachschlägt. Es bedeutet, daß man die Fußnoten in den Wachtturm-Artikeln liest, von denen einige den Leser auf eine ältere Publikation verweisen, die eine bestimmte Schriftstelle oder Prophezeiung noch umfassender erklärt. Es erfordert, daß man tiefer schürft und sich bemüht, diese ältere Publikation herauszusuchen, und dann den Stoff auf den angegebenen Seiten studiert. Ebenso ist es erforderlich, von den speziellen Bibelstudienhilfsmitteln guten Gebrauch zu machen, die die „Sklaven“klasse im Laufe der Jahre zur Verfügung gestellt hat, wie zum Beispiel die Indexe und Konkordanzen sowie die Bücher Hilfe zum Verständnis der Bibel und „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“. Ja, uns Christen sind hervorragende Schürfwerkzeuge an die Hand gegeben worden, zu denen auch die neue englische Reference Bible gehört, die im Laufe der Zeit noch in einer Reihe anderer Sprachen erhältlich sein wird. Wir wollen diese Schürfwerkzeuge für einen guten Zweck einsetzen.
Zweck des Studiums
19. Welches Wort der Vorsicht ist in bezug auf Erkenntnis angebracht?
19 Mit dem tiefschürfenden Studium des Wortes Gottes soll nicht bezweckt werden, daß wir uns unseren Brüdern überlegen fühlen oder unsere Erkenntnis zur Schau stellen. Bei Weltmenschen ist das häufig der Fall. Dem Grundsatz nach treffen hier folgende Worte des Paulus zu: „Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut“ (1. Korinther 8:1). Die Liebe bewegt uns, unsere Erkenntnis demutsvoll im Werk des Predigens und Jüngermachens anzuwenden und taktvoll dazu beizutragen, die christlichen Zusammenkünfte geistig zu bereichern.
20. Welche Ermahnungen erteilte Paulus in dieser Verbindung?
20 Wir sollten nicht mehr „Unmündige“ sein, sondern „in allen Dingen durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4:13-15). „Laßt uns ... zur Reife vorandrängen“ (Hebräer 6:1). Wir sollten reife Menschen sein — imstande, „feste Speise“ zu verdauen, die uns zu geistig starken und nützlichen Gliedern der Christenversammlung machen wird. Allerdings gehört dazu mehr, als durch Studium Erkenntnis aufzunehmen. Es erfordert, daß wir uns von Jehovas Äußerungen oder veröffentlichten Aussprüchen mit Wertschätzung ernähren. Damit werden wir uns im nächsten Artikel beschäftigen (Psalm 110:1; Jesaja 56:8; 66:2).
Zur Erinnerung
◻ Warum bleiben einige in geistiger Hinsicht „Unmündige“?
◻ Was kann jemandem helfen, reif zu werden?
◻ Wie können wir gute geistige „Eß“gewohnheiten entwickeln?
◻ Wodurch kann unsere Freude am persönlichen Studium gesteigert werden?
◻ Warum ist es notwendig, tief im Wort Gottes zu schürfen?
[Kasten auf Seite 11]
Faktoren, die zur geistigen Gesundheit beitragen:
1. Richtige Motivation: Entwickle ein starkes Verlangen, mit Jehova besser vertraut zu werden.
2. Regelmäßige Ernährung: Mache dir die geistige Speise zunutze, die regelmäßig vom „treuen und verständigen Sklaven“ „serviert“ wird.
3. Betätigung: Wende deine Erkenntnis an, um anderen zu helfen, indem du dich zum Beispiel am Predigtwerk beteiligst.
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Sich von der Erfüllung der Äußerungen Jehovas ernährenDer Wachtturm 1985 | 15. Juni
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Sich von der Erfüllung der Äußerungen Jehovas ernähren
„Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht“ (MATTHÄUS 4:4).
1. Inwiefern ist Jehova der große Ernährer, doch welche Aussage machte Jesus hinsichtlich der Bedürfnisse des Menschen?
JEHOVA ist der große Ernährer. Gemäß dem ersten Kapitel der Bibel stellte er sich als solcher dem Menschen vor (1. Mose 1:29, 30). Viel später sagte der Psalmist David voller Dankbarkeit zu Jehova: „Auf dich schauen hoffnungsvoll die Augen aller, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du öffnest deine Hand und sättigst das Begehren alles Lebenden“ (Psalm 145:15, 16). Ja, Jehova hält sowohl für den Menschen als auch für das Tier eine Fülle an Nahrung bereit. Es besteht jedoch ein Unterschied. Während Tiere mit physischer Nahrung auskommen, braucht der Mensch, wie Jesus zeigte, mehr als physisches Brot oder physische Nahrung. Er sollte auch ‘von jeder Äußerung leben, die durch den Mund Jehovas ausgeht’ (Matthäus 4:4).
2. Was sollten wir in bezug auf Jesu Worte aus Matthäus 4:4 wissen?
2 Das war Jesu Erwiderung auf Satans Versuch, ihn zu veranlassen, durch ein Wunder Steine in Brot zu verwandeln. Der Teufel beharrte nicht auf diesem Punkt, sondern ging schnell zu einer anderen Versuchung über. Dabei wandte er Psalm 91:11, 12 auf solch irrige Weise an, daß man vermuten könnte, er habe nicht einmal verstanden, was Jesus mit seiner Erwiderung auf die erste Versuchung meinte (Matthäus 4:3-7). Doch wir als Diener Jehovas sind sehr an dem interessiert, was Jesus sagte. Wir, die wir mit Freude tief in der Bibel schürfen, um den größtmöglichen geistigen Nutzen zu erlangen, können uns fragen: „Meinte Jesus, daß der Mensch, damit er ein erfülltes Leben führen kann, ‘jede Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht’, studieren
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