Laß dich von der Bibel leiten
„Fahrt fort, gerade Bahn für eure Füße zu machen, damit das Lahme nicht ausgerenkt, sondern vielmehr geheilt werde.“ — Hebr. 12:13.
1. Unter welchen Verhältnissen waren die Israeliten vierzig Jahre lang von Jehova abhängig gewesen, und welche Zukunft stand ihnen bevor?
VIERZIG Jahre waren die Israeliten in der Wüste umhergewandert, ohne Wohnstätte, ohne Land, ohne engere Verbindung mit anderen Völkern. Vierzig Jahre hatte Gott sie geleitet und mit allem Nötigen versorgt. Er hatte sie ernährt, indem er ihnen das Manna vom Himmel gesandt hatte. Er hatte durch Moses, seinen Mittler, sogar Wasser aus dem Felsen hervorkommen lassen. Nun befand sich dieses auserwählte Volk Gottes, über sechshunderttausend Männer mit ihren Frauen und Kindern, in den Ebenen Moabs auf der Ostseite des Jordan, Jericho gegenüber. Es war eine Nation kräftiger, widerstandsfähiger junger Männer und Frauen, von denen nur wenige über sechzig Jahre alt waren. Viele, vielleicht sogar die meisten, waren in der Wüste geboren worden. Sie kannten nur das Zeltleben und die Unwirtlichkeit der Wüste, aber jenseits des Jordan lag ein reiches, fruchtbares Land, ein Land, in dem Milch und Honig floß, ein Land des Weizens und der Gerste, der Fruchtbäume und Blumen, ein Land des Gesangs und des Frohsinns, ein Land des Friedens — ein Land der Verheißung.
2. Wovor mußten sie sich in acht nehmen, und wieso scheiterte Balaks Anschlag auf die Israeliten?
2 Sie waren aber von Feinden umgeben: von Männern, Frauen und Kindern, die nicht Jehova anbeteten und die ungestört so weiterleben wollten, wie sie es gewohnt waren, weshalb es ihnen lieber gewesen wäre, die Israeliten wären vernichtet worden. Diese Feinde waren bereit, jedes erdenkliche Mittel anzuwenden, um zu verhindern, daß diese junge Nation in das Land einzog und es als von Gott verheißenes Erbe in Besitz nahm. Balak, der König von Moab, dingte daher den Propheten Bileam, um das Volk Jehovas zu verfluchen. Dreimal versuchte Bileam, die Israeliten zu verfluchen, aber Gott, der Allmächtige, lenkte die Zunge Bileams jedesmal so, daß der beabsichtigte Fluch in einen Segen für Israel verwandelt wurde, und gab dadurch deutlich zu verstehen, daß es „keinen unglückkündenden Bannspruch wider Jakob [gab] noch irgendeine Wahrsagerei wider Israel“. — 4. Mose 23:23, NW.
3. (a) Wodurch gelang es Bileam, das anscheinend unbesiegbare Volk zu besiegen, und wozu führte dies? (b) Aufgrund welcher unverzüglichen Gegenmaßnahme gebot Jehova der Plage Einhalt?
3 Schließlich fand Bileam heraus, wie dieses starke, anscheinend unbesiegbare Volk besiegt werden konnte. Er verführte die Israeliten zum Abfall von Jehova, ihrem Gott, ihrem Beschützer und dem Quell ihrer Kraft. Er gab dem König von Moab den Rat, die Israeliten zur Hurerei mit Götzendienerinnen und dadurch zum Götzendienst zu verführen, um Jehova zu veranlassen, sein Volk zu verfluchen. Der Bibelbericht lautet (4. Mose 25:1-3): „Und das Volk fing an zu huren mit den Töchtern Moabs; und diese luden das Volk zu den Opfern ihrer Götter, und das Volk aß und beugte sich nieder vor ihren Göttern. Und Israel hängte sich an den Baal-Peor; und der Zorn Jehovas entbrannte wider Israel.“ Die Richter Israels erhielten deshalb den Befehl, die Männer, die sich an diesen falschen Gott, an Baal-Peor, gehängt hatten, zu töten. Doch während die Ältesten am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft Israels Verfehlung beweinten, besaß Simri, der Sohn eines israelitischen Obersten oder Fürsten, die Unverschämtheit, vor den Augen Mose und der ganzen Gemeinde eine Midianitin ins Lager zu bringen. Pinehas, der Sohn des Priesters Eleasar, ergriff unverzüglich Gegenmaßnahmen. Er nahm eine Lanze, folgte den beiden in das Innere des Zeltes und durchstach sie. „Da ward die Plage von den Kindern Israel abgewehrt. Und es waren der an der Plage Gestorbenen vierundzwanzigtausend.“ (4. Mose 25:8, 9) Vierundzwanzigtausend Missetäter starben durch die Hand Jehovas. Sie zogen nicht in das Verheißene Land ein, obwohl sie unmittelbar davor gestanden hatten. Sie hatten sich ihrer Leidenschaft hingegeben und sich nicht mehr von Jehova Gott leiten lassen.
4. Welcher Prüfung wurden die Israeliten danach unterzogen?
4 Das war aber nicht alles. Ein Mann, der sich an den mit dem Baalskult verbundenen lasterhaften Ausschweifungen nicht beteiligt hatte, ließ sich später dennoch von der Leidenschaft fortreißen; doch bei ihm geschah es durch die Habsucht, durch die heimtückische Schlinge des Materialismus. Die Befriedigung seines selbstsüchtigen Verlangens kostete sechsunddreißig seiner israelitischen Brüder das Leben.
5. (a) Warum entzog Jehova Israel seine Gunst, und wie kam die Ursache ans Licht? (b) Wie wurde der Übeltäter bestraft, und warum?
5 Es geschah, nachdem die Stadt Jericho dem Volk Gottes durch ein Wunder in die Hände gefallen war und die Israeliten gegen die Stadt Ai gezogen waren, um sie einzunehmen. Josua, ihr Führer, hatte nur dreitausend bewaffnete Männer beauftragt hinaufzuziehen, weil er im Hinblick auf die geringe Zahl der feindlichen Streitkräfte den Sieg mit Leichtigkeit zu erringen hoffte. Die Männer von Ai stürmten jedoch aus der Stadt heraus, jagten die Männer Israels in die Flucht und töteten sechsunddreißig von ihnen. Josua und die älteren Männer fielen vor Jehova auf ihr Angesicht und baten ihn flehentlich, ihnen kundzutun, warum sie dieses Unglück betroffen habe. Jehova sagte zu ihnen: „Israel hat gesündigt, und auch haben sie meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe; und auch haben sie von dem Verbannten genommen, und auch gestohlen, und es auch verheimlicht, und es auch unter ihre Geräte gelegt!“ Am nächsten Morgen versammelte Josua die ganze Nation, wie Jehova ihm geboten hatte, und ermittelte durch ein Ausscheidungsverfahren schließlich Achan als den von Jehova für schuldig Befundenen. Unter dem Druck des Verhörs gestand Achan, sich einiges von der Beute angeeignet zu haben, die in Jericho gemacht worden war und die Jehova für heilig erklärt und für seinen Dienst beansprucht hatte. Durch sein Geständnis sprach Achan sich selbst das Urteil, und er wurde mit seinen Angehörigen, die seine Handlungsweise offenbar gebilligt hatten, gesteinigt. — Josua 7:1-25.
DIE UNVORSICHTIGEN WARNEN
6. (a) Inwiefern befindet sich Gottes Volk heute in einer ähnlichen Lage wie die Israeliten in den Ebenen Moabs? (b) Welchen Schutz haben wir?
6 Gottes Volk steht heute an der Schwelle einer neuen Ordnung, einer Ordnung, in der Gerechtigkeit herrschen und in der es möglich sein wird, ewig zu leben. Jeder Fluch, den Satans Welt über dieses Volk ausgesprochen hat, ist von Jehova in einen Segen umgewandelt worden. Doch der Einfluß, durch den das gegenwärtige System der Dinge die Menschen zum Sexkult und zu anderen unmoralischen Handlungen, wie Lügen, Betrügen und Stehlen, verführt, ist genauso stark wie damals der Einfluß Bileams und des Volkes von Moab. Sind wir gegen diesen Einfluß gefeit? Die Tatsachen sagen nein! Jedes Jahr muß Tausenden die Gemeinschaft der Organisation Gottes entzogen werden, weil sie sich von Jehova und seinen gerechten Grundsätzen abgewandt haben, weil sie sich nicht mehr von der Bibel leiten lassen. Nur wenige von ihnen werden erkennen, was sie verloren haben, werden bereuen und ihre schlechte Handlungsweise ändern. Alle übrigen werden die wunderbaren Segnungen des neuen Systems der Dinge nicht erleben. Wie können wir dieses Unglück vermeiden?
7. (a) Wie kommt es nach den Worten des Jakobus zu einer willentlichen Übertretung des Gesetzes Gottes? (b) Von welchen beiden Kräften können wir uns leiten lassen, und auf welche entgegengesetzten Wege können wir dadurch geraten?
7 Simri und Achan begingen ihre Tat vorsätzlich. Sie wußten, daß sie dem ausdrücklichen Gebot Jehovas zuwiderhandelten. Es ist aber kaum anzunehmen, daß sie sich bei ihrer Tat, die ihnen das Leben kostete, nicht von Wünschen leiten ließen, die sie schon vorher genährt hatten. Jakobus, der Bruder Jesu, beschreibt die willentliche Übertretung als das Ergebnis fortgesetzten falschen Denkens: „Jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Wenn dann die Begierde befruchtet ist, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollbracht ist, bringt den Tod hervor.“ (Jak. 1:14, 15) Simri und Achan standen beide unter dem durch Moses vermittelten Gesetz Gottes und waren dessen Satzungen unterworfen. Wir stehen heute unter dem Gesetz Christi, dem Gesetz des Geistes Gottes, der uns zur Gerechtigkeit antreibt. (Röm. 6:18, 19; 7:6; Gal. 5:16-18) Der gleiche Geist wirkt aber auch auf die Christenversammlung und ihre Aufseher ein, die durch Gottes Geist ernannt werden. (Apg. 20:28) Wenn wir also von Gottes Geist angetrieben werden, das heißt, wenn wir uns durch Gottes Wort und durch Gottes Organisation von Gottes Geist leiten lassen, dann müßten wir eigentlich jedes unrechte Verlangen, durch das wir in eine ähnliche Schlinge geraten könnten wie Simri und Achan, im voraus erkennen und sollten es unterdrücken können. Es fragt sich nur, ob wir ehrlich und aufrichtig daran interessiert sind, von Gottes Geist geleitet zu werden, oder ob wir in Wirklichkeit lieber unseren Neigungen und Wünschen nachgeben, ganz gleich, welche Folgen es für uns haben mag.
8. Inwiefern sind die Diener für die Versammlung ein Schutz, und warum sind sie sich ihrer Verantwortung bewußt?
8 Die Aufseher und Dienstamtgehilfen in der Versammlung sind Gaben in Form von Menschen, die Christus den Christenversammlungen auf der ganzen Erde gegeben hat, um ihre Glieder zu stärken und aufzuerbauen. (Eph. 4:8, 11, 12) Es sind Männer, die im Hinblick auf das Halten des Gesetzes Gottes zur Reife herangewachsen sind und die sich zufolge ihrer Erfahrung und ihrer Schulung in bezug auf Gottes gerechte Forderungen auskennen und wissen, unter welcher Voraussetzung man diesen Forderungen entsprechen und Gottes Gesetz halten kann. Sie wachen daher ständig über den Zustand der ihrer Obhut anvertrauten Versammlung und deren Glieder und erkennen die Anzeichen gewisser Schwächen, die zu einer gefährlichen geistigen Krankheit oder zu einer schwerwiegenden Übertretung des Gesetzes Gottes führen könnten, sehr schnell. Sie nehmen sich der Herde Gottes liebevoll an, da sie wissen, daß sie Rechenschaft ablegen müssen (Hebr. 13:17), und sie kommen ihrer Verantwortung bereitwillig nach, indem sie den ernsten Rat befolgen, den der Apostel Paulus den Galatern (Gal. 6:1, 2) gab, als er ihnen schrieb: „Brüder, wenn auch ein Mensch einen Fehltritt tut, ehe er es gewahr wird, so versucht ihr, die geistig Befähigten, einen solchen Menschen im Geiste der Milde zurechtzubringen, während du ein Auge auf dich selbst gerichtet hältst, damit nicht auch du versucht werdest. Fahrt fort, einer des anderen Bürden zu tragen, und so erfüllt das Gesetz des Christus.“
ABWEICHEN IST GEFÄHRLICH
9. Wie sollten wir uns verhalten, wenn wir auf eine falsche Handlungsweise hingewiesen werden, und was verraten wir, wenn wir dies nicht tun?
9 Wie sollte ein Bruder, bei dem solche Anzeichen zu beobachten sind, reagieren, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird? Er sollte für diese göttliche Vorkehrung innerhalb der Organisation Jehovas bestimmt dankbar sein. Er sollte anerkennen, daß der Rat dem Worte Gottes entnommen ist, und sollte bereit sein, sich davon leiten zu lassen. Würde er, wenn er beleidigt wäre oder wenn er seine verkehrte Handlungsweise zu rechtfertigen suchte, nicht erst recht beweisen, daß der Rat angebracht und es sehr notwendig war, ihn auf sein falsches Handeln aufmerksam zu machen? Würde er dadurch nicht erkennen lassen, daß er sich von seiner Neigung, der Anziehungskraft einer verkehrten, weltlichen Handlungsweise nachzugeben, bereits stärker beeinflussen läßt als von Gottes Geist, der ihn dazu antreiben würde, sich dem theokratischen, biblischen Standpunkt anzupassen? Ist man in diesem Fall nicht gezwungen, anzunehmen, daß er bereits zu weit gegangen ist und sich vielleicht bereits außerhalb der Reichweite des Wortes Gottes befindet? Was könnte ihn nun noch davon abhalten, auf diesem Weg weiterzugehen, der schließlich zu einer Übertretung führt, die den Tod nach sich ziehen könnte? „Laßt euch nicht irreführen: Gott läßt sich nicht verspotten. Denn was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten; denn wer im Hinblick auf sein Fleisch sät, wird von seinem Fleisch Verwesung ernten, wer aber im Hinblick auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“ — Gal. 6:7, 8.
10. Warum sollte man selbst die geringste Abweichung von Jehovas Forderungen nicht unterschätzen? Welche Handlungsweise ist in Wirklichkeit einfacher, und warum?
10 Wir sollten daher die Gefahr einer Abweichung, sie mag noch so gering sein, nicht unterschätzen, denn was bedeutet es abzuweichen? Es bedeutet, vom richtigen Weg abzugehen, davon abzukommen oder sich davon abzuwenden. Durch jede Abweichung entsteht ein Abstand, der bei weiteren Abweichungen immer größer wird. Es gibt für den Abgewichenen nur eine Möglichkeit, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen: Er muß die Richtung ändern. Wenn man aber die Zickzackspur betrachtet, die solche Personen hinterlassen, erkennt man, wie schwierig der Weg zurück ist. Wieviel einfacher ist es doch, der Aufforderung zu folgen: „Fahrt fort, gerade Bahn für eure Füße zu machen, damit das Lahme nicht ausgerenkt, sondern vielmehr geheilt werde.“ — Hebr. 12:13.
11. Wie ist es möglich, einen Fehltritt zu tun, ohne sich dessen bewußt zu sein, und für welche Sicherheitsmaßnahme sollten wir dankbar sein?
11 Wir sind alle dem gewaltigen Einfluß von Satans System der Dinge ausgesetzt. Manchmal erkennen wir vielleicht gar nicht, wie stark dieser Einfluß ist oder auf welche Weise er wirkt. Jemand mag zum Beispiel eine Denk- oder Handlungsweise annehmen, die anfänglich harmlos erscheint, die aber mit der Zeit zu ernsten Schwierigkeiten führen kann. Der Betreffende mag dadurch zu einem Fehltritt veranlaßt werden, zu einer Abweichung vom biblischen Maßstab oder zu einer Verletzung eines biblischen Grundsatzes. Er mag sich dessen aber gar nicht bewußt werden, weil er den Maßstab oder den Grundsatz nicht kennt, weil er nicht weiß, wozu dieser Fehltritt führen kann, oder weil er im Augenblick nicht wachsam genug war. Ganz gleich, welche Verhältnisse dazu beitrugen, sollten wir dankbar sein, daß Jehova durch sein Wort oder durch seine Organisation, deren Vertreter die Diener der Versammlung sind, über uns wacht und uns aufmerksam macht, wenn wir einen Fehltritt tun.
12. (a) Woran können die Diener einer Versammlung erkennen, daß jemand eine falsche Handlungsweise verfolgt? (b) Aus welchen zwei Gründen sind sie daran interessiert, entsprechende Schritte zu unternehmen?
12 Die Diener der Versammlung mögen das eigentliche Problem nicht immer erkennen, sie mögen aber eine gewisse Tendenz oder Einstellung beobachten, die ihnen zeigt, daß etwas nicht stimmt. Vielleicht ist es die Tendenz, die Zusammenkünfte zu versäumen oder Aufgaben für die Theokratische Predigtdienstschule abzulehnen oder sich mehr über die Mode zu unterhalten als über geistige Dinge. Wie dem auch sei, die Diener machen sich Gedanken, weil diese Anzeichen verraten, daß das geistige Wohl des Betreffenden in Gefahr steht. Sie machen sich aber vor allem deshalb Gedanken, weil sie wissen, daß die Einstellung eines einzelnen die ganze Versammlung beeinflussen kann. Der Apostel Paulus schrieb: „Wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen.“ (1. Kor. 4:9) Das zeigt, daß unsere Handlungsweise von Außenstehenden beobachtet wird. Wenn wir eine falsche Handlungsweise so lange verfolgen, bis wir uns einer Übertretung schuldig machen, wirft dies auf die ganze Versammlung ein schlechtes Licht. Man braucht nicht unbedingt eine offensichtliche Sünde zu begehen, um die Organisation in Verruf zu bringen. Das veranschaulicht folgende Äußerung eines Lehrers: „Ich habe die Kinder der Zeugen Jehovas stets bewundert. Sie waren immer anständig und kleideten sich immer nett. Leider kann man dies heute nicht mehr von allen sagen. Manche unterscheiden sich durch ihre Kleidung, ihren Haarschnitt, ihr Aussehen und Benehmen kaum noch von den übrigen Kindern.“ Jedermann, der die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas besucht, weiß, daß dies eher die Ausnahme ist als die Regel, aber diese Äußerung gibt trotzdem Anlaß zu ernsten Bedenken, und Diener in Versammlungen, in denen solche Tendenzen zu beobachten sind, sollten etwas unternehmen, um ihnen entgegenzuwirken, damit „das Lahme nicht ausgerenkt, sondern vielmehr geheilt werde“.
13. (a) Warum wäre es nicht richtig zu denken, wir könnten Menschen dadurch gewinnen, daß wir ihnen sozusagen auf gleicher Ebene begegnen, und wie wurde dies durch die Korinther Versammlung bewiesen? (b) Warum ist es gefährlich, sich davor zu fürchten, anders auszusehen als seine weltlichen Zeitgenossen?
13 Einige mögen der Meinung sein, der Sache der Wahrheit wäre mehr gedient, wenn wir als „fortschrittlich“ und „modern“ erscheinen, wenn wir mit der heutigen Welt Schritt halten, ihr sozusagen auf gleicher Ebene begegnen würden. Diese Ansicht geht jedoch von einer falschen Voraussetzung aus. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Jehova wünscht nicht, daß sich Menschen mit seiner Organisation verbinden, weil sie populär und modern ist. Er ist an Menschen interessiert, die Gerechtigkeit lieben und bereit sind, nach Grundsätzen zu leben. Ein Beispiel hierfür ist die frühchristliche Versammlung in Korinth. Einige, die mit ihr verbunden waren, dachten, Popularität würde der Versammlung zu Ehre und Ansehen verhelfen. Als der Apostel Paulus davon hörte, schrieb er: „Tatsächlich wird von Hurerei aus eurer Mitte berichtet, und von einer solchen Hurerei, wie es sie selbst nicht unter den Nationen gibt, daß ein gewisser Mann die Frau seines Vaters hat. Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht vielmehr getrauert, damit der Mann, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte hinweggeschafft werde? Die Ursache eures Rühmens ist nicht schön. Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert? Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr eine neue Masse seiet, wie ihr ja ungesäuert seid.“ (1. Kor. 5:1, 2, 6, 7) Paulus hielt es für nötig, unverzüglich drastische Maßnahmen zu ergreifen, um diese Versammlung zu reinigen. Er entzog den Übertretern des Gesetzes Gottes die Gemeinschaft und half denen, die diesen Mißstand geduldet hatten, erkennen, daß sie nicht richtig gedacht hatten. Wie der Sauerteig der Sünde die ganze Versammlung durchsäuert, so verdirbt auch die Neigung, sich der Mode, den Sitten und Gewohnheiten dieser Welt anzupassen, das Denkvermögen und die theokratische Einstellung eines Menschen. Wenn wir uns schon davor fürchten, anders auszusehen als unsere weltlichen Zeitgenossen, was kann uns dann noch daran hindern, einen Schritt weiterzugehen und auf Kosten der christlichen Grundsätze Zugeständnisse zu machen, um nicht allzusehr von ihnen abzustechen? Oder was soll uns dann noch daran hindern, unsere Probleme nach weltlichen Ansichten zu lösen? Dadurch wird in uns nicht die Frucht des Geistes Gottes hervorgebracht, sondern eher die Frucht des Geistes dieser Welt, die uns schließlich zur Übertretung des Gesetzes Gottes veranlassen kann. (Gal. 5:16-18) Wie Jakobus andeutete, geht unsittlichen Handlungen meist eine Warnung voraus. Unrechte Wünsche entwickeln sich selten von heute auf morgen zu einem heißen Verlangen. Gewöhnlich müssen erst zwei Dinge vorhanden sein: die Neigung und die Gelegenheit. Wenn wir uns von der Bibel leiten lassen, bemühen wir uns, soweit wie möglich beides zu vermeiden.
DIE GEFAHR SCHLECHTER GESELLSCHAFT
14. Wieso schafft schlechte Gesellschaft die Voraussetzungen für unmoralisches Handeln, und wie kann dies veranschaulicht werden?
14 Eine schlechte Gesellschaft schafft durch ihren verderblichen Einfluß die Voraussetzungen für unmoralisches Handeln. Grundsätze werden abgeschwächt und statt dessen falsche Neigungen gefördert. Die Gelegenheit zu sündigen bietet sich uns fortgesetzt und kann uns leicht veranlassen, aus Unwissenheit oder Furcht vor Spott töricht zu handeln. Auch werden, wenn mehrere beisammen sind, durch die Übertretung des einen alle übrigen zu Mitwissern und dadurch zu Mitschuldigen. Ein junger Bruder, der im Predigtdienst gute Fortschritte gemacht hatte, hielt sich gern in der Gesellschaft von Schulkameraden auf, die sich über die biblischen Grundsätze hinwegsetzten. Eines Tages beschlossen sie, zum Spaß einige Flaschen Mineralwasser von einem Lieferwagen herunterzuholen. Für sie war dies ein harmloser Streich; als aber der Fahrer sie sah, kam er angelaufen und wies sie zurecht. Bevor sich jemand versah, zog einer der Jungen ein Springmesser aus der Tasche, stieß es dem Fahrer in den Leib und verletzte ihn tödlich. Der jugendliche Diener Gottes, der dabei war, wurde von seiner Versammlung aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen und ist jetzt in einer Sonderschule. Auch Achan stürzte die ganze Nation ins Unglück. Er mußte seine Handlungsweise mit dem Leben bezahlen, und die Nation war erst wieder frei von Schuld, als er aus ihrer Mitte entfernt war. — Josua 7:20-25.
15. (a) Welchen Fehler beging Dina, und warum sollte uns ihre Erfahrung zur Warnung dienen? (b) Wie handelte dagegen Joseph, und wieso können wir uns an seiner Handlungsweise ein Beispiel nehmen?
15 Bestimmt möchte niemand, der sich an christliche Grundsätze hält, willentlich Hurerei begehen. Die Vorsicht würde aber gebieten, daß man auch Situationen meidet, die dazu führen könnten, daß man vergewaltigt wird. Dina, die mit den jungen Töchtern der Kanaaniter Umgang pflegte, ließ diese Möglichkeit außer acht. Der verliebte Sohn Hemors sah sie und vergewaltigte sie. Hätte sie keine Gesellschaft mit denen gepflegt, die den wahren Gott nicht fürchteten, so wäre ihr diese Erniedrigung erspart geblieben. (1. Mose 34:1, 2) Auch heute sollte man sich entsprechend vorsehen. Man sollte sich nicht auffällig kleiden und nicht ohne entsprechende Begleitung durch wenig belebte und einsame Straßen oder gefährliche Viertel gehen. Man sollte aber auch die Gesellschaft derer meiden, die keine Einschränkungen kennen, weil sie sich Jehova nicht hingegeben haben und weil es ihnen an der Liebe zu rechten Grundsätzen mangelt. Joseph, Dinas Bruder, handelte weise, als er als Sklave in Ägypten war. Obwohl ihn die Frau Potiphars, seines Herrn, wiederholt verführen wollte, wich er nicht von dem Wege ab, von dem er wußte, daß er recht war und Gott wohlgefiel. Er suchte, soweit es ihm als einem Sklaven möglich war, alles zu vermeiden, was ihn der Versuchung hätte aussetzen können, und als diese schamlose Frau ihn schließlich zwingen wollte, mit ihr unerlaubte Beziehungen zu haben, wandte er sich von ihr ab und lief davon, wobei er sein Oberkleid in ihrer Hand zurückließ. Er wollte lieber jede Strafe, die sie gegen ihn ersinnen mochte, auf sich nehmen, als Jehova durch eine Übertretung seines Gesetzes zu mißfallen. Joseph wurde von dem wahren Gott für seine Standhaftigkeit belohnt. — 1. Mose 39:7-23.
16. (a) Welcher Gefahr setzt sich jemand aus, der sich nicht vollständig von den weltlichen Maßstäben abwendet? (b) Wieso sehen wir dies bei Achan, der Korinther Versammlung und bei Dina? (c) Welche Hilfe hat uns Jehova zur Lösung von Problemen gegeben, und welche Rolle spielt dabei die Versammlung als Ganzes?
16 Wenn wir Jehova aufrichtig lieben und ehrlich den Wunsch haben, seinen Willen zu tun, gibt es für uns kein Problem, das so tief wurzeln würde, daß wir es nicht durch die richtige Anwendung von biblischen Grundsätzen lösen könnten. Wer aber seiner Verantwortung gleichgültig gegenübersteht und zögert, sich von weltlichen Maßstäben vollständig abzuwenden, der läßt sich von dieser Denkweise immer mehr beeinflussen, bis er eines Tages in dieser oder jener Weise von einem Unglück betroffen wird. Wir sind in dieser Hinsicht heute nicht anders als das Volk Gottes in der Vergangenheit. Achans materialistische Einstellung und seine unrechten Wünsche bewogen ihn, Gott zu bestehlen, was zur Folge hatte, daß die ganze Versammlung verunreinigt wurde und sechsunddreißig seiner Mitisraeliten und alle seine Angehörigen sterben mußten. Einige in der Korinther Versammlung waren so sehr darauf bedacht, ihrer sittlich verkommenen Umgebung zu gefallen, daß sie sogar Blutschande in ihrer Mitte duldeten. Sie dachten, Popularität führe zu Ehre und Ansehen. Nur dadurch, daß Paulus die Versammlung streng züchtigte, indem er nach biblischen Grundsätzen handelte und dem Übeltäter die Gemeinschaft entzog, rettete er den Geist der Versammlung. Dina dachte, sie könne mit Ungläubigen Umgang pflegen, ohne Schaden zu nehmen. Sie büßte ihre Jungfräulichkeit ein und brachte den Tod über alle Männer von Sichem. Ihr Bruder Joseph dagegen wich nicht von seinen Grundsätzen ab, obwohl er fern von seiner Heimat, in einem fremden Land und fern von seinen Angehörigen, war. Er bewies, daß Gott die, die ihn lieben und seinen gerechten Forderungen entsprechen, liebt und beschützt. Sind deine Angehörigen alle in der Wahrheit, oder stehst du allein da? Das ändert nichts an der Sache. Wir haben alle die gleichen Probleme. Die ganze Versammlung hat diese Probleme. Sie muß sich durch ihre ernannten Diener damit befassen. Sie können alle gelöst werden, und zwar mit der Bibel. Der Psalmist schrieb: „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuße und Licht für meinen Pfad.“ (Ps. 119:105) Ja, wir haben Gottes Zusicherung, daß die Bibel uns unfehlbar durch die Wüste des satanischen Systems der Dinge führen und uns vor unmoralischen Männern und Frauen, die dem neuzeitlichen Baal-Peor dienen, und vor ihrem Einfluß schützen wird. Die Bibel fördert in uns die Liebe zu Gott und führt uns sicher und unversehrt in die unmittelbar bevorstehende neue gerechte Ordnung, sofern wir uns ihrer Leitung anvertrauen.
[Bild auf Seite 299]
Christen müssen sich von der Bibel leiten lassen, wenn sie vermeiden wollen, einer unmoralischen Handlungsweise zum Opfer zu fallen wie Achan, dessen Habsucht 36 seiner Mitisraeliten das Leben kostete.