-
Die UNO — Ein Mann und seine VisionErwachet! 1985 | 22. Oktober
-
-
Die UNO — Ein Mann und seine Vision
DIE Albertina, eine viermotorige DC-6B, flog in geringer Höhe über den afrikanischen Busch. Sie hatte gerade den Flughafen von Ndola im nördlichen Teil Rhodesiens (heute Sambia) überflogen. Unter den 16 Personen an Bord befand sich einer der damals wichtigsten Männer der Welt.
Im Dunkel der Nacht flog der Pilot eine Schleife, um zur Landung anzusetzen. „Augenblicke später kamen die Propeller mit den Baumspitzen in Berührung ... Das Ende einer Tragfläche wurde weggerissen, und in den nächsten Sekunden riß von der Tragfläche immer mehr ab. ... Etwa 250 Meter nach der ersten Berührung mit den Bäumen rammte die Albertina mit dem Stumpf der linken Tragfläche einen Ameisenhügel. Das Flugzeug wurde ruckartig herumgerissen und überschlug sich linksherum, bis es, lichterloh brennend, in der Richtung zum Stillstand kam, aus der es gekommen war.“
Als die Rettungsmannschaft schließlich zum Flugzeug vorgedrungen war, fand sie darin die verkohlten Leichen von 14 Personen. Der einzige Überlebende lebte noch fünf Tage. Wenige Meter vom Wrack entfernt lag der tote Körper des Generalsekretärs der Vereinten Nationen — Dag Hammarskjöld. Der höchste Staatsbeamte der Welt, „Mr. UN“, wie manche ihn nannten, war tot (The Mysterious Death of Dag Hammarskjold [Der geheimnisvolle Tod Dag Hammarskjölds] von Arthur L. Gavshon).
Die UNO und die Kirchen
Dag Hammarskjölds Tod traf die Welt völlig unvorbereitet. Nicht wenige fragten sich, wie die Vereinten Nationen ohne diesen zurückhaltenden, intelligenten Mann an der Spitze, der dem Amt des Generalsekretärs seinen Stempel aufgedrückt hatte, ihre Aufgaben wahrnehmen würden.
Hammarskjöld hat man als einen christlichen Mystiker beschrieben. Seine persönlichen Aufzeichnungen legen den Gedanken nahe, daß er glaubte, von Gott zu seiner Aufgabe bei den Vereinten Nationen berufen worden zu sein. Vor kirchlichen Gruppen sagte er, der Glaube an Gott und der Glaube an die UNO sollten nebeneinanderstehen. Bei einer Gelegenheit erklärte er: „In dem Bemühen der Menschen guten Willens aller Glaubensbekenntnisse oder Religionen, auf der Erde Frieden zu schaffen, wirken die Organisation [die UNO] und die Kirchen Seite an Seite.“ Er behauptete außerdem: „Trotz aller Differenzen im Charakter und in der Verantwortung haben die Kirchen und die Vereinten Nationen ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Betätigungsfeld, wo sie Seite an Seite wirken.“
Hammarskjöld gestaltete auch den Meditationsraum, der sich in der Empfangshalle des UNO-Gebäudes befindet. Sein Bau wurde mit Mitteln finanziert, die von einer gemischten Gruppe, bestehend aus Mohammedanern, Juden, Katholiken und Protestanten, gesammelt wurden. In der Mitte des bescheiden ausgestatteten Raumes befindet sich ein polierter Eisenerzblock, auf den ein schmaler Lichtkegel fällt.
Als was betrachtete Hammarskjöld diesen Block aus Eisenerz? Er schrieb: „Betrachten wir ihn als einen Altar, der nicht deshalb leer ist, weil es keinen Gott gibt oder weil er ein Altar für einen unbekannten Gott ist, sondern weil er dem Gott geweiht ist, den der Mensch unter vielen Namen und in vielerlei Weise anbetet.“
Milliarden Menschen glauben an Gott. Viele haben beobachtet, daß die Päpste Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul II. wie auch protestantische Kirchenführer die Friedensorganisation unterstützten und ihr Segen spendeten. Der Vatikan hat sogar einen ständigen Beobachter bei den Vereinten Nationen. Aufgrund der Unterstützung, die die UNO von kirchlicher Seite erhält, vertreten einige die Ansicht, die Vereinten Nationen könnten in der Tat Gottes Friedensstifter sein, der der Erde Frieden und Sicherheit bringt. Jetzt blicken sie insbesondere nach dem Jahr 1986 aus, dem „Internationalen Friedensjahr“ der UNO.
Sind die Vereinten Nationen wirklich als der Friedensstifter Gottes zu betrachten, der der Erde Frieden bringt? Hat die 40jährige Geschichte der Organisation den Beweis erbracht, daß Gottes Segen auf ihr ruht? Hat die UNO wirklich die Nationen in Frieden vereint?
-
-
Die UNO — Hat sie die Nationen vereint?Erwachet! 1985 | 22. Oktober
-
-
Die UNO — Hat sie die Nationen vereint?
„WER wird dauerhaften Frieden herbeiführen, und wann?“ Diese Frage stellten Jehovas Zeugen in der 1942 veröffentlichten Broschüre Peace—Can It Last? (Weltfriede — Ist er von Bestand?). Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, befand sich der Völkerbund in einem Zustand des Scheintotseins oder im „Abgrund“, wie es in der Bibel heißt (Offenbarung 17:8). Daher wurde auch die Frage aufgeworfen: Wird der Völkerbund im „Abgrund“ der Untätigkeit bleiben?
Bereits damals hatten die Zeugen die Antwort in der Bibel gefunden. Mitten im Zweiten Weltkrieg wurde in der Broschüre folgendes vorausgesagt: „Die Vereinigung der Nationen der Welt wird neu erstehen.“ Traf die Vorhersage ein?
Im April des Jahres 1945 wurde in San Francisco eine Konferenz abgehalten, wo man sich auf eine Charta für die Vereinten Nationen einigen wollte. In dem Buch The Great Design (Der große Entwurf) schildert Cornelia Meigs, was sich vor Beginn der Konferenz abspielte: „In der Washington Cathedral wurde ein feierlicher und inspirativer Gottesdienst abgehalten, um für das neue Unternehmen den Beistand Gottes zu erbitten. ... Auf der Konferenz selbst fiel auf, daß viele der maßgeblichen Redner in den Eröffnungs- und Schlußreden den Beistand Gottes für das erflehten, was sie sich zu tun vorgenommen hatten.“
Einige waren dafür, daß Gott in der Charta erwähnt werde. Andere waren dagegen. Die Nationen wurden sich nicht einig und erwähnten „Gott“ nicht. Ihre Uneinigkeit in dieser Frage hätte sie schon früh auf künftige Entwicklungen aufmerksam machen sollen. Ungeachtet dessen wurde die Charta der UNO von den 51 Gründerstaaten unterzeichnet. Der ehemalige Völkerbund stieg verjüngt aus seiner Asche auf.
Worin unterscheidet sich die UNO vom Völkerbund? Hat sie sich in der Wahrung des Friedens als erfolgreicher erwiesen? Hat sie die Nationen wirklich vereint?
Der Generalsekretär
Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill, Josef Stalin und ihre Berater legten die Grundlage für eine stärkere und handlungsfähigere Organisation. Diese Männer vertraten die Großen Drei — die USA, Großbritannien und die Sowjetunion — bei den in Moskau, Teheran, Jalta und Dumbarton Oaks (Washington, D. C.) abgehaltenen Konferenzen. Die Bezeichnung „Vereinte Nationen“ wurde schließlich von Präsident Roosevelt gewählt.
Die Generalversammlung der UNO hielt ihre erste Sitzung im Januar 1946 ab. Anfang Februar ernannte die UNO ihren ersten Generalsekretär, den Norweger Trygve Lie. Wie betrachtete er seine Ernennung? „Zur Wahrung des Friedens und zur Förderung des Fortschritts in einer von Unruhen, Armut und der Rivalität der Weltmächte bedrängten Welt hatte man mich in das Amt des Generalsekretärs dieser neuen internationalen Organisation geradezu hineinkatapultiert. Das war eine Aufgabe, wie ich sie mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte; aber es war auch ein Alptraum. ... Immer wieder fragte ich mich: Warum war diese ehrfurchtgebietende Aufgabe einem Arbeitsrechtler aus Norwegen zugefallen?“
Wie beim Völkerbund, so wurde dem Amt des Sekretärs der Organisation ursprünglich keine zu große Bedeutung beigemessen. Nach den Worten des Autors Andrew Boyd war den Gründern der UNO nicht bewußt, wie weit die Kompetenz des Generalsekretärs schließlich reichen würde. Boyd schrieb in dem Buch Fifteen Men on a Powder Keg (Fünfzehn Männer auf einem Pulverfaß): „Sie [die Großen Drei] dachten nie auch nur im geringsten an die Möglichkeit, daß die internationalen Streitkräfte dem obersten Beamten der neuen Weltorganisation unterstellt würden.“ Er fügte hinzu: „Sie sahen in ihm ihr Werkzeug, und zwar ein gefügiges Werkzeug.“
Doch in Artikel 99 der UN-Charta hieß es deutlich: „Der Generalsekretär kann die Aufmerksamkeit des Sicherheitsrats auf jede Angelegenheit lenken, die nach seinem Dafürhalten geeignet ist, die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit zu gefährden“ (Kursivschrift von uns). Und Trygve Lie schrieb: „Dieser Artikel überträgt dem Generalsekretär der Vereinten Nationen weltpolitische Befugnisse, wie sie keine Einzelperson, kein Vertreter eines einzelnen Staates, jemals hatte.“ Daher sollte sich sein Amt zu einem Machtfaktor entwickeln, mit dem man zu rechnen hatte.
Tatsächlich gewann der Generalsekretär in seiner Eigenschaft als Krisenmanager so viel Einfluß, daß der Nachfolger Trygve Lies, Dag Hammarskjöld, während der Kongokrise im Jahre 1961 Truppen samt Technikern aus 18 Ländern in einer Stärke von 20 000 Mann aufstellte, die helfen sollten, den Konflikt zu beenden. Im Jahre 1964 unterstanden U Thant, der damals das Amt innehatte, drei UN-Friedenstruppen zugleich.
Der derzeitige Generalsekretär, der Peruaner Javier Pérez de Cuéllar, befehligt die UN-Friedensstreitkräfte, die immer noch auf Zypern und im Nahen Osten stationiert sind. Ihm untersteht auch das Sekretariat im UN-Hauptquartier in New York mit einem Stab von ungefähr 7 400 Mitarbeitern. 19 000 weitere Personen arbeiten unter der Schirmherrschaft der UNO in anderen Ländern. Ist es der UNO in den vergangenen 40 Jahren gelungen, Kriege zu verhüten, da ihr doch so viel Personal zur Verfügung stand?
Sie bellt, kann aber nicht beißen
Letztere Frage muß mit Ja und mit Nein beantwortet werden. Zwei Jahrzehnte nach der Gründung des Völkerbundes im Jahre 1919 wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sein Todeskampf eingeleitet. Die UNO sitzt dagegen 40 Jahre nach ihrer Gründung immer noch fest im Sattel. Wenn auch bisher kein dritter Weltkrieg ausgebrochen ist, sind doch zahlreiche schreckliche Kriege geführt worden, unter deren Folgen Millionen von Menschen zu leiden hatten. Die Kriege in Korea (1950—1953), im Nahen Osten (1948—1949, 1967 und 1973) und in Indochina/Vietnam (1945—1954 und 1959—1975) kommen einem unverzüglich in den Sinn. Hier drängt sich die Frage auf: Warum konnte die UNO diese Kriege nicht verhindern?
Offizielle Vertreter der UNO beantworten die Frage mit dem Hinweis, daß die Organisation nicht effektiver ist, als ihre Mitglieder es ihr gestatten. In einem vom 9. Mai 1985 datierten Brief des polnischen Außenministers Stefan Olszowski hieß es: „Selbst völlig richtige Beschlüsse der Organisation können nicht die erhofften praktischen Ergebnisse zeitigen, wenn oder solange sie im politischen Willen der Mitgliedstaaten keinen Widerhall und keine Unterstützung finden. Ich vertraue darauf, daß es der Menschheit gelingt, sich auf ihrem Weg in den Abgrund zu fangen und umzukehren.“
Demnach kann die UNO nicht mit Polizeigewalt, sondern nur mit Überzeugungskraft vorgehen. Sie ist in Wirklichkeit ein Weltforum, eine Arena zur Austragung von Debatten, in der die Staaten ihre Klagen vorbringen — wenn es ihnen beliebt. Der ehemalige Generalsekretär Kurt Waldheim schrieb: „Wenn sie nicht geneigt sind, ein Problem vor den [Sicherheits-]Rat zu bringen, kann die UNO nichts ausrichten ... Das Unterlaufen oder Ignorieren des Sicherheitsrats untergräbt sein Ansehen und schwächt seine Position ... Ich halte das für eine der möglicherweise gefährlichsten Entwicklungen in der Geschichte der Vereinten Nationen.“
Bringen die Nationen ihre Probleme jedoch vor die UNO, dann beschuldigt oft nur eine Nation die andere. Aus der UNO wird ein Forum für politische Propaganda. Angesichts dessen mag man sich fragen: Wie kann die UNO ihren Einfluß zugunsten des Friedens einsetzen?
Die Antwort der offiziellen Vertreter der UNO lautet, daß die UNO Veröffentlichungen herausgibt und die Meinung der Weltöffentlichkeit zu beeinflussen sucht in der Hoffnung, daß die Regierungen darauf reagieren. Von sich aus kann sie keine bewaffnete Aktion einleiten, um einen Krieg zu verhüten oder zu erschweren. Welche Rolle spielen denn in einem solchen Fall ihre eigenen Streitkräfte?
Eine Veröffentlichung der UNO gibt die Antwort: „Der Charakter dieser Streitkräfte besteht darin, daß sie [wenn durch den Sicherheitsrat oder die Generalversammlung dazu ermächtigt] mithelfen, die Wiederaufnahme von Gefechten zu verhindern, die Ordnung wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten sowie die Rückkehr zu normalen Verhältnissen zu fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Vertreter der Friedenstruppen befugt, Verhandlungen zu führen, zu versuchen, die gegnerischen Parteien umzustimmen, Beobachtungen anzustellen und Tatsachen zu ermitteln. ... Sie sind zwar bewaffnet, dürfen aber nur zur Selbstverteidigung zu den Waffen greifen“ (Kursivschrift von uns). Ihre Aufgabe besteht also darin, anderen von einem Konflikt abzuraten und selbst keinen heraufzubeschwören.
In welche Rolle wird die UNO dadurch in Wirklichkeit gedrängt? Sie gleicht einem Wachhund, der bellen, aber nicht beißen darf. Ein Wachhund warnt allerdings zumindest, wenn Gefahr droht. Warum scheint dann die UNO nichts ausrichten zu können?
Wo die eigentliche Macht liegt
Nach der Ansicht von Andrew Boyd wurden die Ursachen für die Probleme der UNO von den Großen Drei von vornherein in der Charta verankert. Er erklärte: „Freiheraus sagten sie den unbedeutenderen Mitgliedern, daß sie bereits über ein UN-Sicherheitssystem entschieden hätten, das voll und ganz von den Großmächten kontrolliert werde. ... Roosevelt, Churchill und Stalin waren sich völlig darin einig, daß die vorgeschlagene Organisation der Vereinten Nationen ein ausführendes Organ für die Entscheidungen der Großen Drei (mit China und Frankreich als ihren privilegierten Assoziierten) sein sollte.“
Boyd fuhr fort: „Offenbar sollte das von den dreien selbst geschaffene System ausschließen, daß irgendein Teil ihrer weitreichenden militärischen Macht unter die Kontrolle der Gesamtheit der kleineren Staaten geriete oder unter die des Generalsekretärs ... oder des Internationalen Gerichtshofes usw.“ Wie sicherten sie ihr Macht- und Kontrollmonopol?
Boyd erklärte: „Die drei mißtrauten einander. Das Vetorecht sollte zum einen dem gegenseitigen Schutz dienen, zum anderen sollte es verhindern, daß sie von den unbedeutenderen Staaten überstimmt werden konnten.“ Worum handelt es sich bei dem Vetorecht? Es ist das Recht, das Zustandekommen einer Entschließung durch Einspruch zu verhindern. Es ist den 5 ständigen Mitgliedern (China, Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und den Vereinigten Staaten) der insgesamt 15 Mitglieder des Sicherheitsrats vorbehalten. Eine wichtige Entschließung kann den Sicherheitsrat nur mit mindestens neun Jastimmen passieren, was die Zustimmung der fünf mit einschließen muß. Eine Enthaltung wird jedoch nicht als Veto gewertet.
Somit ließ die Aufnahme des Vetorechts in die UN-Charta „erwarten, daß die Großmächte sich wahrscheinlich entzweien würden“. Ein solcher Anfang war für die „Vereinten“ Nationen kein guter Start.
Dessenungeachtet leben wir jetzt im Jahre 1985, und bisher ist ein dritter Weltkrieg verhindert worden. Noch immer spielt die UNO eine aktive Rolle in den Weltangelegenheiten. Ist es daher vernünftig, zu glauben, die UNO könnte Gottes Friedensstifter sein?
[Kasten auf Seite 6]
Die Generalsekretäre und einige ihrer Probleme
Trygve Lie (1946—1953) ‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐ Krieg in Korea; der Nahe
Osten; die Berliner Blockade
Dag Hammarskjöld (1953—1961) ‐‐‐‐ Krieg im Kongo; Intervention
der Sowjetunion in Ungarn;
der Nahe Osten
U Thant (1961—1971) ‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐ Krieg in Vietnam;
Bürgerkrieg in Nigeria/Biafra;
Rhodesienkrise; Krieg
zwischen Indien und Pakistan;
sowjetische Intervention in der
Tschechoslowakei; der Nahe
Osten; Zypern; Kubakrise
Kurt Waldheim (1972—1981) ‐‐‐‐‐‐‐ Krieg in Vietnam; Kampuchea;
Afghanistan; der Nahe Osten
Javier Pérez de Cuéllar (1982—) ‐ Krieg im Libanon; Afghanistan;
Iran und Irak
[Bild auf Seite 4]
Trygve Lie fragte sich: Warum ist diese ehrfurchtgebietende Aufgabe mir zugefallen?
[Bildnachweis]
Foto: UNO
[Bild auf Seite 5]
U Thant unterstanden drei UN-Friedenstruppen zugleich
[Bildnachweis]
Foto: UNO
[Bild auf Seite 7]
Kurt Waldheim schrieb über eine der „gefährlichsten Entwicklungen in der Geschichte der Vereinten Nationen“
[Bildnachweis]
Foto: UNO
[Bild auf Seite 7]
Javier Pérez de Cuéllar steht an der Spitze eines 26 000köpfigen Mitarbeiterstabes
[Bildnachweis]
Foto: UNO
-
-
Die UNO — Gottes Friedensstifter?Erwachet! 1985 | 22. Oktober
-
-
Die UNO — Gottes Friedensstifter?
„Ich bin davon überzeugt, daß die Vereinten Nationen für diejenigen der beste Weg in die Zukunft sind, die ihr Vertrauen in unsere Fähigkeit setzen, unser Schicksal auf diesem Planeten selbst zu bestimmen.“
DIESEN Standpunkt vertrat der frühere Generalsekretär Kurt Waldheim in seinem Buch The Challenge of Peace (Die Herausforderung des Friedens). Er räumte zwar ein, daß die UNO Mängel habe, erklärte aber auch: „Man sollte sich vergegenwärtigen, daß die Vereinten Nationen schließlich die Welt in verkleinerter Form sind. Ihre Mängel müssen demnach in erster Linie auf die Gegensätze zurückgeführt werden, die die Weltgemeinschaft selbst kennzeichnen.“ Er fügte hinzu: „Ich mache darauf aufmerksam, daß sie [die UNO] nicht mehr als ein Spiegelbild der Welt ist, der sie dient. Diese Welt ist ein Konglomerat extrem verschiedener, oft widerspenstiger, jähzorniger und verfeindeter Staaten.“ Aber nicht alle Kommentatoren sehen die UNO in solch einem günstigen Licht.
In ihrem Buch A Dangerous Place—The United Nations as a Weapon in World Politics (Ein gefährlicher Schauplatz — Die Vereinten Nationen als Waffe der Weltpolitik) führen die Professoren Yeselson und Gaglione ins Feld, daß die UNO von ihren ersten Anfängen an ein Forum für angriffslustige Nationen gewesen ist und daß sie ein Pulverfaß von Widersprüchen und politischen Manipulationen ist, die die Flammen eines internationalen Konflikts nur anfachen können. Und wie steht es um die Welt, in der sie wirkt? „Eine bittere, aber ungeschminkte Wahrheit ist, daß die Weltpolitik sehr einem Dschungel ähnelt. Das nationale Gebaren ist grundsätzlich von Selbstsucht und dem Willen zum Überleben bestimmt. Das nationalstaatliche System ist von letzterem so besessen, daß es nicht nur dem Gesetz des Dschungels, sondern auch seiner Moral unterworfen ist.“ Demzufolge „ist Krieg ein dauerhaftes Merkmal der internationalen Beziehungen geworden“.
In welch einem Gegensatz dies doch zu den hochgesteckten Hoffnungen steht, die man bei der Unterzeichnung der Charta der Vereinten Nationen im Jahre 1945 hatte! In der Präambel hieß es: „WIR, DIE VÖLKER DER VEREINTEN NATIONEN — FEST ENTSCHLOSSEN, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat ... — HABEN BESCHLOSSEN, IN UNSEREM BEMÜHEN UM DIE ERREICHUNG DIESER ZIELE ZUSAMMENZUWIRKEN.“
Vierzig Jahre danach klingt das ein wenig hohl. Statt zusammenzuwirken, gehen die Nationen ihre eigenen Wege. Heute noch gehört der Krieg für Millionen in verschiedenen Teilen der Erde zum Alltag. Tag für Tag leiden Menschen unter dem Krieg und verlieren ihr Leben — trotz der Existenz der UNO.
Wer steht wirklich hinter der UNO?
Obwohl in den beiden zuvor zitierten Büchern verschiedene Standpunkte eingenommen werden, stimmen sie in einem ungewöhnlichen Punkt überein. Waldheim sagt, daß die UNO „ein Spiegelbild der Welt ist, der sie dient“, und Yeselson und Gaglione vergleichen die politische Welt mit einem Dschungel. Somit muß die UNO unweigerlich das Gesetz des Dschungels widerspiegeln, in dem ihre Mitglieder leben.
In diesem Zusammenhang ist es von großem Interesse, die in der Bibel verwandte Symbolik zu beachten. Die Bibel spricht von einem „wilden Tier“ und auch von dessen „Bild“, das als „scharlachfarbenes wildes Tier“ beschrieben wird (Offenbarung 13:1, 2, 14; 17:3, 8, 11). Das erste wilde Tier stellt die gesamte weltweite politische Organisation dar, die sich in den vergangenen 4 000 Jahren entwickelt hat, und diese Entwicklung gipfelt in der politischen Zersplitterung der Welt von heute.a Was stellt demnach das „Bild“ dieses Tiers dar?
Welche Organisation ist gemäß den zuvor zitierten Quellen ein Spiegelbild des gegenwärtigen politischen Systems? Offensichtlich die UNO, die mit ihren 159 Mitgliedstaaten ein nahezu universeller Repräsentant ist. (Siehe Seite 11.) Auch stimmen die biblischen Symbole von wilden Tieren gut mit dem Bild von einem „Dschungel“ der Weltpolitik überein. Es ist traurig, aber wahr, daß viele Politiker ihre politischen Vorstellungen wie wilde Tiere verwirklicht haben und noch verwirklichen, indem sie in ihren Kriegen und durch politische Säuberungsaktionen Millionen von Menschen umbringen — Soldaten und Zivilisten. Folter- und Todeskommandos waren und sind immer noch Werkzeuge politischer Zwangsherrschaft. Und die meisten der betreffenden Regierungen und Weltanschauungen sind in der UNO vertreten und werden von ihr respektiert.
Ist es angesichts des zuvor Gesagten vernünftig, die UNO als Gottes Friedensstifter zu betrachten, insbesondere angesichts dessen, daß Gott ‘Liebe ist’? (1. Johannes 4:8). Wenn die UNO aber nicht Gottes Mittel zur Lösung der Probleme ist, wer steht dann in Wirklichkeit hinter ihr?
Die Bibel läßt uns über die Herkunft des einem „wilden Tier“ gleichenden politischen Systems und seines „Bildes“ — der UNO — nicht im unklaren. In Offenbarung 13:2 lesen wir: „Und der Drache gab dem Tier seine Macht und seinen Thron und große Gewalt.“ Wen stellt der Drache dar? Wie derselbe Bibelschreiber deutlich erklärt, handelt es sich bei dem „Drachen“ um denjenigen, „der Teufel und Satan genannt wird, der die ganze bewohnte Erde irreführt“. Aber auf welche Weise führt Satan die Welt irre? (Offenbarung 12:9).
Durch alle möglichen Weltanschauungen und jeden nur erdenklichen politischen Plan, die UNO eingeschlossen, lenkt Satan, der erste Lügner, die Aufmerksamkeit der Menschen von dem einzig wahren Weg ab, der zu Frieden und Sicherheit führt — von der Herrschaft des Königreiches Gottes über die Erde (Johannes 8:44). Seit nahezu 2 000 Jahren haben Personen, die sich zum Christentum bekennen, gebetet: „Dein Reich komme.“ Doch die meisten hatten nie eine klare Vorstellung davon, was unter dem Reich Gottes zu verstehen ist. Was bedeutet es für dich? Da dieses Königreich jetzt so nahe ist, ist es wichtig, ein richtiges Verständnis darüber zu erlangen (Matthäus 6:9, 10).
Erwachet!-Korrespondenten wissen zufolge persönlicher Kontakte, daß viele aufrichtige und pflichtbewußte Menschen an der Verwirklichung der Ziele der UNO arbeiten. Diese aufrichtigen Personen erkennen zwar die Schwächen der Organisation, glauben aber wie Kurt Waldheim und andere, daß sie die einzige Hoffnung des Menschen auf dauerhaften Frieden und dauerhafte Sicherheit ist. Sie kennen keinen anderen Ausweg. Doch es gibt eine Alternative, die sie höchstwahrscheinlich übersehen haben — Gottes Königreichsherrschaft (Offenbarung 11:15).
Der einzig wahre Weg zum Frieden
Aus der Bibel geht hervor, daß es sich bei dem Königreich Gottes um eine himmlische Herrschaft handelt, eine Regierung, die vom geistigen Bereich aus über die Erde herrschen wird (Daniel 2:44; Offenbarung 21:1-4). Die von Christus geführte Königreichsregierung ist bereits weltweit tätig und rüstet ein übernationales Volk für das ewige Leben unter ihrer Herrschaft aus. Diese Menschen aus allen Nationen und Sprachen, die eine völlig geeinte Gruppe bilden, sind als Jehovas Zeugen bekannt. Sie sind die wahren „vereinten Nationen“, die bereits ihre ‘Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu Winzermessern geschmiedet haben’. Sie haben auch die Fesseln des Rassismus abgeworfen sowie die des engstirnigen Nationalismus, den man als „die mächtigste und zerstörerischste Triebkraft in der internationalen Politik“ bezeichnet hat. Mit diesen Fesseln ist die UNO immer noch gebunden; und sie ist dadurch in ihrer Handlungsfähigkeit sehr eingeschränkt (Jesaja 2:2-4).
Jehovas Zeugen wissen zufolge eines persönlichen Studiums der Bibel, daß nur Gottes Königreich wahren und dauerhaften Frieden für die Erde herbeiführen kann und daß die Zeit sehr nahe ist, wo Gottes Königreich eingreifen wird (Lukas 21:31-33; Offenbarung 16:14, 16). Was ist unter diesem Eingriff zu verstehen? Die Vernichtung derer, die vorsätzlich die Erde verderben (Offenbarung 11:18). Das schließt die Vernichtung aller entzweienden politischen Elemente ein (Daniel 2:44). Jehovas Zeugen lehnen daher Satans Trugbild — die UNO — als unzulänglich ab. Warum ist sie aber unzulänglich?
Nach der Definition des niederländischen Philosophen Spinoza, der im 17. Jahrhundert lebte, ist Frieden „nicht das Fehlen von Krieg“, sondern etwas weit Umfassenderes. Er sagte: „Er ist eine Tugend, eine Geistesverfassung, eine Bereitschaft zur Wohltätigkeit, zum Vertrauen, zur Redlichkeit.“ So etwas kann nur erreicht werden durch eine Erziehung der Menschen zu Liebe und Eintracht statt zu Haß und Zwietracht. Der Bibelschreiber Jakobus sagte: „Überdies wird der Same der Frucht der Gerechtigkeit unter friedevollen Verhältnissen für die gesät, die Frieden stiften“ (Jakobus 3:18). In ihrem weltweiten Erziehungswerk belehren Jehovas Zeugen andere Menschen über Gottes Wege des Friedens, denn in seinem Wort heißt es: „Alle deine Söhne werden von Jehova Belehrte sein, und der Frieden deiner Söhne wird überströmend sein“ (Jesaja 54:13).
Wenn du mehr über Gottes Königreichsregierung wissen möchtest, kannst du dich gern an Zeugen Jehovas in deiner Nachbarschaft wenden. Sie werden sich freuen, dir zu helfen, Gottes Weg zum Frieden kennenzulernen.
-