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Zielt die UNO auf eine Religionsbeschränkung ab?Erwachet! 1977 | 8. Januar
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Zielt die UNO auf eine Religionsbeschränkung ab?
„EINST sahen Amerika und andere Staaten in der UNO eine Vorkämpferin der Menschenrechte und eine unparteiische Verteidigerin der Freiheit für alle Glaubensgemeinschaften“, schrieb die in Manchester erscheinende Zeitung The Guardian. „Aber jetzt“, hieß es im Guardian weiter, „wird die Enttäuschung immer größer.“ Was ist die Ursache dieses Stimmungsumschwungs?
Einige werfen der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen vor, ihren Zweck zu „verfälschen“. Der amerikanische Vertreter, der an den Kommissionssitzungen, die 1976 in Genf abgehalten wurden, teilgenommen hatte, zeigte sich nach seiner Rückkehr in die USA empört über das, was dort vorgefallen war. Am 1. April erhob er in einem öffentlichen Protest einige aufsehenerregende Anklagen.
Als erstes brachte er die Anschuldigung vor, daß die beantragte Erklärung über Religionsfreiheit „Immer mehr umfunktioniert“ werde, „mit dem Ziel, die Religionsfreiheit und das Recht auf eine individuelle Überzeugung unter dem Vorwand zu beschränken, daß die Religion der Intoleranz, dem Rassismus und dem Kolonialismus Vorschub leistet, wodurch der Frieden und ... die Sicherheit des Staates gefährdet werden“.
Der Delegierte Leonard Garment behauptete, daß die Erklärung, so wie sie jetzt formuliert sei, dazu dienen könne, „die Rechtmäßigkeit religiöser Organisationen und ihres Kultus zu untergraben und ihre Unterdrückung zu legitimieren“.
Ferner griff er eine Entschließung an, die während der Sitzungsperiode 1976 über das „Recht auf Leben“ gefaßt wurde. Der eigentliche Sinn dieser Entschließung bestehe darin, behauptete er, daß ein Staat jetzt, wenn er „seine Sicherheit“ oder „den Frieden“ für gefährdet halte, mit der formalen Billigung der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen alle anderen Menschenrechte suspendieren könne — Redefreiheit, Kultusfreiheit, Versammlungsfreiheit und Auswanderungsfreiheit —, bis die Gefahr für das vorrangige „Recht auf Leben“ vorüber sei.
Leonard Garment erklärte vorwurfsvoll, daß diese Resolution „die Möglichkeit einräumt, die Menschenrechte im Namen des Friedens und der internationalen Sicherheit in aller Öffentlichkeit zu verletzen und dabei noch mit Selbstgefühl erfüllt zu sein“ (Pressemitteilung, US-Mission bei der UNO, 1. April 1976; Kursivschrift von uns).
Das sind schwere Anklagen. Werden künftige Geschehnisse die Befürchtungen Leonard Garments bestätigen, oder handelt es sich bei diesen UNO-Entschließungen lediglich um politische Marktschreierei? Sind sie in Wirklichkeit nur Bluff? Die Zukunft wird es zeigen. Aber einige der Geschehnisse, die zu diesen Anschuldigungen Anlaß gegeben haben, mögen den Leser überraschen. Vielleicht ist er ebenso überrascht, wenn er erfährt, was viele UNO-Mitglieder von der Religion halten.
Die UNO und die Religion
Im Jahre 1962 ersuchte die UNO-Vollversammlung die Menschenrechtskommission, eine Erklärung über die Beseitigung religiöser Intoleranz vorzubereiten. Gleichzeitig ersuchte sie um eine Erklärung über die Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung. Im Jahre 1963, nur ein Jahr danach, war die Erklärung über die Rassendiskriminierung vollendet und wurde verkündet. Merkwürdigerweise sind aber nach fast fünfzehn Jahren erst Titel und acht Absätze der Präambel zu der Erklärung über religiöse Intoleranz angenommen worden. Warum?
Während der Debatte im Jahre 1973 sagte der costaricanische Delegierte: „In dem Komitee [das die Erklärung vorbereitet] versucht man zu verhindern, daß die Erklärung je das Licht der Welt erblickt.“ Nach seiner Meinung wird die Tätigkeit durch „List und Tücke“ behindert1a.
In den Jahren, in denen die Arbeiten an dieser Erklärung sehr schleppend vorangingen, erhielt die Erklärung eine überraschende Note. Aus amtlichen Debattenprotokollen geht hervor, daß viele Staaten offensichtlich keine Erklärung wünschen, die völlige Religionsfreiheit gewährt. Eine Erklärung, die deutlich jede Beschränkung der Religionsgemeinschaften verbietet, könnte für sie in diplomatischer Beziehung unbequem sein.
Um die Abfassung einer solchen Erklärung zu verhindern, haben die Delegierten dieser Staaten gegen die Arbeitsweise des Komitees protestiert und Verzögerungen erwirkt; auch haben sie fast jedes Wort des Erklärungsentwurfs angefochten. Wegen dieses zermürbenden Verfahrens sind oft Kompromisse in bezug auf den Wortlaut geschlossen worden, so daß mehr als eine Auslegungsmöglichkeit besteht. Der US-Delegierte sagte, jeder dieser Kompromisse sei „anscheinend so minimal, daß es immer gerechtfertigt erscheint, keinen Einwand zu erheben — noch nicht“.
In dem folgenden Artikel wird dargelegt, wie diese jüngeren UNO-Dokumente umfunktioniert werden, wie aus Dokumenten, die gewisse Rechte schützen sollten, Erklärungen werden, die zur Beschränkung dieser Rechte dienen könnten.
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Wie zwei UNO-Entschließungen „umgedreht“ wurdenErwachet! 1977 | 8. Januar
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Wie zwei UNO-Entschließungen „umgedreht“ wurden
DIE Kreise, die die Erklärung über die Religionsfreiheit ändern möchten, fingen mit dem Titel an. Er wurde auf eine Weise verändert, daß man ihn auf zweierlei Weise auslegen kann.
Als die Vollversammlung eine „Erklärung über die Beseitigung jeder Form von religiöser Intoleranz“ forderte, lag der Nachdruck auf dem Schutz der individuellen Überzeugung vor der Unduldsamkeit von Behörden und anderen. Aber jetzt lautet der Titel: „Erklärung über die Beseitigung jeder Form von Intoleranz, die mit einer Religion oder einer Überzeugung zusammenhängt“2a. Einige mögen ihn dahingehend auslegen, daß „eine Religion oder eine Überzeugung“ die Ursache der „Intoleranz“ ist und daher beseitigt werden sollte!
Ein weiteres Beispiel ist folgendes: Im dritten „Kompromiß“abschnitt der Präambel wird einer der Gründe für das Ergreifen von Maßnahmen gegen die Intoleranz wie folgt dargelegt:
„... die Mißachtung und Verletzung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, vor allem der Gedankenfreiheit, der Freiheit in bezug auf Gewissen, Religion oder Glauben, haben mittelbar oder unmittelbar Kriege und große Leiden über die Menschheit gebracht, besonders da, wo SIE als Mittel ausländischer Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten dienen und zum Haß zwischen den Völkern und Staaten führen“3 (Versalien und Kursivschrift von uns).
Wenn der Ausdruck „SIE“ den Leser verwirrt, wenn er nicht weiß, wer mit „SIE“, die „Kriege und große Leiden über die Menschheit gebracht [haben] ... als Mittel ausländischer Einmischung ... dienen und zum Haß zwischen den Völkern und Staaten führen“, gemeint ist, passiert ihm genau das, was die Diplomaten mit dieser Formulierung beabsichtigt haben. Es steht jedem frei, unter dem Ausdruck „SIE“ die „Mißachtung und Verletzung der Menschenrechte“ zu verstehen oder auch „Religion oder Glauben“.
Das diplomatische Manöver, das angewandt wurde, um die Annahme dieses vagen Wortlauts zu erreichen, war beinahe komisch. Der Vertreter eines europäischen Landes fragte, was mit dem Ausdruck „SIE“ gemeint sei. Darauf entgegnete ein afrikanischer Delegierter, sie würden ihre Auslegung vor der Abstimmung nicht bekanntgeben. Danach empfahl ein Delegierter einer der Sowjetrepubliken, daß „der Kompromiß angenommen und die Auslegung später gegeben“ werde, ohne zu verraten, was sie unter dem Ausdruck „SIE“ verstanden. Er erklärte, es sei die Sache jedes Staates, die Definition zu interpretieren. So unglaublich es klingt, doch der Kompromiß wurde angenommen.
Während der letzten Sitzungsperiode (1976) wurden nur zwei weitere Abschnitte behandelt. Der fünfte Abschnitt wurde ebenso vage formuliert und dann angenommen. Eine heftige Debatte entwickelte sich, als es um den neunten und letzten Abschnitt der Präambel ging. Abschließend hieß es im UN-Bericht: „Es gelang der Arbeitsgruppe nicht, sich auf einen Text zu einigen.“4
Der letzte der zahlreichen „Kompromiß“abschnitte, die unterbreitet wurden, war indessen ein harter Schlag gegen die Religion. Es heißt darin: „Die Religions- und Glaubensfreiheit sollten nicht als Mittel mißbraucht werden, um eine Ideologie oder eine Praxis, die im Widerspruch zu dem Weltfrieden, der sozialen Gerechtigkeit und der Freundschaft zwischen den Völkern und Staaten steht, zu fördern“5 (Kursivschrift von uns).
In anderen Worten: Wenn ein Staat erklären will, daß die Religionsfreiheit „mißbraucht“ und dadurch eine Gefahr für den „Weltfrieden“ heraufbeschworen wird, könnte er sich auf diesen Abschnitt berufen, um seine Beschränkung der Religionsfreiheit zu rechtfertigen.
Inzwischen hat die Menschenrechtskommission noch eine weitere Entschließung angenommen, die sich ähnlich auf die Religionsfreiheit und andere Rechte auswirken kann — die Entschließung über das „Recht auf Leben“.
Geht das „Recht auf Leben“ über alles?
Diese Resolution ist sorgfältig formuliert, um harmlos zu erscheinen. Der Ausdruck „Frieden und Sicherheit“ kommt beispielsweise achtmal in Verbindung mit Texten wie dem folgenden vor (erster Abschnitt): „Jeder Mensch hat das Recht, in Frieden und Sicherheit zu leben und sich voll der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen sowie bürgerlichen und politischen Rechte zu erfreuen.“
Aber gleich der nächste Abschnitt enthält etwas, was man als „Zeitbomben“-Klausel bezeichnen könnte. Darin wird nämlich erklärt, es sei die Überzeugung der Menschenrechtskommission, daß „das Vorhandensein des Weltfrieden und der internationalen Sicherheit die Voraussetzung für eine unbedingte Respektierung der Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie für deren Förderung ist“6 (Kursivschrift von uns).
Aber wie steht es mit der Respektierung der Menschenrechte, wenn Frieden und Sicherheit nicht vorhanden sind? Ein lateinamerikanischer Delegierter stellte diese Frage und fügte hinzu: „Es ist zu hoffen, daß sich tyrannische Regierungen nicht auf diesen Abschnitt berufen, um fortfahren zu können, die Menschenrechte und Grundfreiheiten unter dem Vorwand zu verletzen, daß kein Weltfrieden und keine internationale Sicherheit bestünden.“
Der französische Delegierte hatte ähnliche Befürchtungen. Er sagte: „Würden die Menschenrechte denn unbedingt überall respektiert, wenn in der ganzen Welt Frieden herrschen würde? ... Würden dadurch automatisch tyrannische Regierungen gestürzt? ... Würde automatisch jede Diskriminierung beseitigt ...?“7
Die Entschließung scheint somit das „Recht, in Frieden und Sicherheit zu leben“, für wichtiger zu halten als alle anderen Menschenrechte (auch als die Religionsfreiheit), so daß diese sogar zu suspendieren wären, wenn jenes Recht in Gefahr stünde. Es ist bezeichnend, daß der Delegierte eines Landes, in dem es üblich ist, die Menschenrechte zu beschränken, sagte, seine Delegation habe für den Entschließungsentwurf gestimmt, weil er ihren Standpunkt vollkommen wiedergebe8.
Der amerikanische Vertreter sagte nach seiner Rückkehr aus Genf über diese jüngsten UN-Aktionen:
„Diese Vorfälle sind absolut nichts Ungewöhnliches. Sie sind charakteristisch. ... Ähnliches geht überall vor, wo internationale Tagungen stattfinden. Es passiert überall immer häufiger und immer ausgeprägter. Es ist ein gefährlicher Trend.“
Ist darin eine Botschaft für die Zukunft der Religion enthalten? Ist es wirklich ein „gefährlicher Trend“? Oder sind diese Entschließungen lediglich leere politische Erklärungen, die völlig unwirksam sind? Wie bereits erwähnt, wird die Zukunft es zeigen.
Die Debatten der Menschenrechtskommission ließen jedoch eine tief wurzelnde Abneigung gegen die Religion erkennen, so daß es sich lohnt, sich damit zu befassen. Wegen der gegenwärtigen Geschehnisse werden die Kirchen immer häufiger scharf kritisiert, selbst im demokratischen Westen. Im folgenden Artikel wird dieser Trend behandelt und gezeigt, was er für die Zukunft der Religion bedeutet.
[Fußnote]
a Quellen auf Seite 10, 11.
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Das Schicksal der Religion, wenn die UNO sie angreiftErwachet! 1977 | 8. Januar
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Das Schicksal der Religion, wenn die UNO sie angreift
KANN man ehrlich sagen, die Religion sei das unschuldige, hilflose Opfer der erwähnten Entschließungen? Oder haben die Religionen der Welt den UNO-Delegierten Anlaß gegeben, sie argwöhnisch zu betrachten? Wie viele der Kirchen, die behaupten, christlich zu sein, haben beispielsweise nach den von Christus aufgestellten Normen gehandelt? Während der Debatten der Menschenrechtskommission wurden einige Fälle aus der Geschichte angeführt, gegenüber denen ein ehrlicher Mensch die Augen sicherlich nicht verschließen möchte.
Im Jahre 1973 sagte zum Beispiel der Vertreter der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, in der Vergangenheit sei es oft vorgekommen, daß die Angehörigen der einen oder anderen Religion Andersgläubige unterdrückt, gegen sie Kreuzzüge organisiert und unter ihnen Metzeleien angerichtet hätten. Ein arabischer Delegierter wies darauf hin, daß im 18. Jahrhundert „nach den Händlern stets die Bibel und die Fahne“9 in ein Land gekommen seien. Andere Delegierte äußerten sich ähnlich über die Übergriffe der Religion.
Aber nicht nur Vertreter des Sowjetblocks und einige wenige andere sprachen von den Übergriffen, die sich die Religion in der Vergangenheit zuschulden kommen ließ. Der Vertreter der Niederlande zum Beispiel gab zu, daß „Missionen sich manchmal ganz bedauerlich benommen haben und daß zwischen den christlichen Kirchen und dem Kolonialismus eine Verbindung bestand‘“10. Bei den Debatten im Jahre 1975 gab der französische Delegierte zu, daß vor Jahren die Protestanten in Frankreich von den Katholiken verfolgt wurden und daß wegen solcher Verfolgungen zwischen Völkern und Staaten immer noch ein Haß besteht11.
Verhalten sich die Religionen heute tadellos?
Sind die wilden religiösen Leidenschaften unter dem Einfluß unserer modernen Zeit abgekühlt? Eine eindrucksvolle Antwort bilden zwei Karikaturen, die auf der Titelseite von zwei Zeitungen mit hoher Auflage erschienen sind.
Bei der einen Karikatur handelt es sich um Schnitter Tod, auf dessen schwarzem Mantel zu lesen ist: „Religiöse Morde“, und unter einer Masse von Opfern stehen die Worte: „Das größte Jahrhundert aller Zeiten“.
Die andere Karikatur, die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, stellt das tragische Gemetzel im Libanon dar. Auf der einen Seite schreit einer der Kämpfenden, während die Maschinengewehre knattern: „Das ist einer für Allah!“ und auf der anderen Seite: „Das ist einer für die Heilige Jungfrau!“ Oder: „Dieses Mal für Mohammed!“ bzw. „Dieses Mal für Jesus!“
Aber der Libanon steht in dieser Beziehung nicht allein da. „Es ist eine traurige Wahrheit“, schreibt C. L. Sulzberger, Spezialist für ausländische Angelegenheiten der New York Times, „daß wahrscheinlich die Hälfte der Kriege oder sogar noch mehr, die in der Welt geführt werden, entweder regelrechte Religionskriege sind oder Kriege, bei denen es zum Teil um religiöse Streitfragen geht.“12 Und George W. Cornell von der Associated Press schrieb: „Obschon die Religionen der Welt lehren, daß der Mensch friedfertig und gerecht sein und seinen Nächsten lieben sollte, spielen gerade die Religionen in den meisten großen kriegerischen Auseinandersetzungen der Welt eine Rolle.“13
Die erwähnten Journalisten zählten außer dem Libanon, in dem Moslems und „Christen“ gegeneinander kämpfen, als Beweis für ihre Behauptung noch folgende Unruheherde auf, wo die Religion eine ursächliche Rolle spielt:
Nordirland: Katholiken gegen Protestanten
Naher Osten: Juden gegen Moslems
Zypern: Angehörige der griechisch-orthodoxen Kirche gegen Moslems
Philippinen: Moslems gegen Katholiken
In Eritrea (Äthiopien) kämpfen Moslems und koptische „Christen“ gegeneinander. Der ehemalige libanesische Ministerpräsident, ein Moslem, geißelte vor kurzem das tragische Gemetzel im Namen Gottes, indem er erklärte: „Wenn der Islam das Morden erlaubt, dann möchte ich kein Moslem sein. Wenn das Christentum das Töten erlaubt, dann bin ich gegen das Christentum.“14 Die Religionen, die Gott auf diese Weise in Verruf gebracht haben, tragen eine schwere Verantwortung.
Kann ein ehrlicher Mensch die Rolle übersehen, die die Religionen spielen? Sind nicht stets der Weltfrieden und die internationale Sicherheit durch die Übergriffe der Religionen gestört worden, indem diese Kriege geschürt oder gutgeheißen haben? C. L. Sulzberger schreibt in der New York Times: „Es besteht die Tendenz, die religiöse Leidenschaft als Kriegsursache zu ignorieren“, und wirft dann die Frage auf: „Würde es sich beispielsweise nicht lohnen, daß die UNO diesem Thema eine besondere Untersuchung widmet?“
Ist es möglich zu wissen, was geschehen wird?
Wird die Anregung des Journalisten Sulzberger je verwirklicht werden? Wird sich die UNO mit der Rolle befassen, die die verweltlichten Religionen bei der Zerstörung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit gespielt haben bzw. noch spielen? Wir müssen abwarten. Aber ganz gleich, was die UNO in Zukunft unternehmen wird, so wird die gewalttätige Vergangenheit der Religionen diese schwer belasten.
Es gibt jedoch eine Möglichkeit, zu erfahren, was die Religion von der UNO zu erwarten hat. Vor fast neunzehnhundert Jahren wurde nämlich vorausgesagt, daß eine politische Körperschaft, die sich aus vielen Mitgliedern zusammensetzt, geschaffen würde. Diese Körperschaft ist heute als UNO bekannt. Es wurde sogar prophezeit, daß sie eine Vorläuferin haben würde. Dabei handelte es sich um den Völkerbund.
Das mag weit hergeholt erscheinen. Doch sollte man sich erst mit den Fakten vertraut machen, bevor man urteilt. Der größte Teil des Aufschlusses über dieses Thema findet der Leser im 17. Kapitel des Bibelbuches Offenbarung. In diesem Buch werden künftige Ereignisse mit Hilfe von zahlreichen Symbolen veranschaulicht. In den Versen 3, 10 und 11 wird ein „achter König“ durch ein symbolisches „wildes Tier“ mit sieben Köpfen und zehn Hörnern dargestellt. Dieser „König“ folgt auf sieben andere „Könige“, die der Reihe nach vor ihm regiert haben. Wer sind diese „Könige“?
In Vers 10 wird über die „sieben Könige“ gesagt: „Fünf sind gefallen, einer ist, der andere ist noch nicht gekommen.“ Als diese Worte geschrieben wurden, waren fünf Weltmächte, die in der biblischen Geschichte eine Rolle spielen, bereits „gefallen“: Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien und Griechenland. Die Worte „einer ist“ beziehen sich auf Rom, das zu der Zeit, als die Offenbarung verfaßt wurde, Weltmacht war.
Wie vorhergesagt, ‘kam’ kein anderer „König“ von Weltbedeutung nach dem Heiligen Römischen Reich, bis die anglo-amerikanische Weltmacht erschien, die der siebente „König“ wurde. In Vers 11 heißt es weiter: „Und das wilde Tier, das war, aber nicht ist, es ist auch selbst ein achter König, aber entstammt den sieben.“ In welcher Weise „entstammt“ der ‘achte König’ „den sieben“? Es handelte sich offensichtlich um eine aus vielen Mächten zusammengesetzte Organisation, die die noch vorhandenen Reste der früheren sieben Weltmächte in sich vereinigte. Wie genau paßt diese Beschreibung auf den Völkerbund und seine Nachfolgerin, die UNO! Doch es ist noch mehr vorhergesagt worden.
In der Prophezeiung über das erwähnte „Tier“ heißt es: „Das wilde Tier ... war, ist aber nicht und ist doch daran, aus dem Abgrund heraufzusteigen“ (Vers 8, 11). Ist nicht genau das dem Völkerbund widerfahren? Er bestand während des Zweiten Weltkrieges nicht mehr, war sozusagen in einem „Abgrund“ verschwunden. Später erschien er wieder als die Vereinten Nationen — so wie es in der Bibel vorhergesagt worden war. Aber was hat das Geschick der Religion damit zu tun?
Das Schicksal der Religion
In Vers 3, wo das „wilde Tier“, das sich aus vielen Staaten zusammensetzt, zum erstenmal erwähnt wird, heißt es, daß „ein Weib“ darauf sitzt. Wer ist dieses Weib? Der Kontext läßt deutlich erkennen, wer sie ist. In Vers 2 wird beispielsweise gesagt, daß „die Könige der Erde Hurerei“ mit ihr begingen und daß „die, welche die Erde bewohnen, mit dem Wein ihrer Hurerei trunken gemacht wurden“. Vers 6 sagt, daß sie selbst ‘trunken war von Blut’. Wahrscheinlich sind die Bewohner der Erde auch durch Blutvergießen „trunken“ gemacht worden.
Welcher Teil der menschlichen Gesellschaft ist dafür bekannt, daß er sich widerrechtlich mit den „Königen der Erde“, den politischen Mächten, einläßt, also sozusagen mit ihnen ‘Hurerei begeht’? Wer beeinflußt „die, welche die Erde bewohnen“, durch Einmischung in die Politik in einem solchen Maße, daß die Erdbewohner handeln, als wären sie von den Folgeerscheinungen — zu denen auch Blutvergießen gehört — „trunken“?
Weisen nicht die heuchlerischen Religionssysteme der Welt allein alle diese Merkmale auf? Jeder ehrliche Mensch kann in den Geschichtsbüchern nachlesen, in welchem Maße sie sich in die Politik eingemischt und sinnlos Blut vergossen haben. Gegenwärtig taumelt die Welt, als wäre sie „trunken“ von den Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen und Kämpfe, bei denen die Religion eine Rolle spielt.
Wird die Tatsache, daß die Religion in immer weiteren Kreisen in den üblen Ruf kommt, den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu stören, einen Einfluß auf das haben, was ihr schließlich widerfahren wird? Vielleicht wird das die Hauptursache für ihr Geschick sein, vielleicht auch nicht. Den Anstoß dazu mag dies oder jenes geben, doch die Prophezeiung zeigt, daß Gott alles so lenken wird, daß die „Könige“, die politischen Machthaber, schließlich der buhlerischen falschen Religion überdrüssig werden. Und das wird katastrophale Folgen haben: „Die zehn Hörner, die du sahst, und das wilde Tier, diese werden die Hure [das ,Weib‘] hassen und werden sie verwüsten und nackt machen und werden ihre Fleischteile auffressen und werden sie gänzlich mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat es ihnen ins Herz gegeben“ (Vers 16, 17). Mit diesen Worten wird vorausgesagt, daß das „wilde Tier“ — Sinnbild der UNO — im Verein mit den Mächten, die durch die „zehn Hörner“ versinnbildet werden, die religiösen Systeme der Welt angreifen wird. Wer sind die „zehn Hörner“?
In der Prophezeiung wird gesagt, daß die „zehn Hörner“ „zehn Könige“ sind, die „Gewalt wie Könige für e i n e Stunde mit dem wilden Tier“ empfangen und daß sie „ihre Macht und Gewalt dem wilden Tier“ geben (Vers 12, 13). In der symbolischen Sprache der Bibel bezeichnet die Zahl „Zehn“ häufig Vollständigkeit (wie zehn Finger oder Zehen). Die „zehn Könige“ müssen daher alle Nationen darstellen, die kurz („e i n e Stunde“) als herrschende Mächte neben der UNO auftreten und ihr „Gewalt“ geben. Diese Nationen im Verein mit der UNO werden offensichtlich die dirnenhafte Religion allmählich so „hassen“, daß sie etwas in dieser Hinsicht unternehmen. Sie werden sie „verwüsten“ und „sie gänzlich mit Feuer verbrennen“, sie also ganz und gar vernichten.
Aber auch das symbolische „wilde Tier“ oder seine „zehn Hörner“ werden nicht überleben. Die Prophezeiung läßt erkennen, daß diese Nationen Rechenschaft ablegen müssen, dafür, daß sie die Menschen so lange bedrückt haben, und weil sie Gottes rechtmäßige Regierung und ihren eingesetzten König verwerfen: „Diese werden mit dem Lamm [Christus] kämpfen, doch wird das Lamm sie besiegen, weil er Herr der Herren und König der Könige ist.“ Auch das „wilde Tier“, die UNO, geht „in die Vernichtung“ (Offb. 17:8, 11, 14; vergleiche Daniel 2:44).
Wenn diese Prophezeiung sich weiterhin so genau erfüllt, wie sie es bisher getan hat, wird man in der vor uns liegenden Zeit nur außerhalb der Religionen und der politischen Systeme der Welt sicher sein. Wie kann man sich von diesen Organisationen distanzieren? Als Jesus auf der Erde war, sagte er über seine wahren Nachfolger, daß „sie kein Teil der Welt sind, so, wie ich kein Teil der Welt bin“. Gleichzeitig aber bat er Gott, sie nicht „aus der Welt wegzunehmen, sondern ... über sie zu wachen“ (Joh. 17:14-16).
Es mag zwar unwahrscheinlich klingen, doch es gibt heute Menschen, die nach diesem Grundsatz leben. Im Libanon zum Beispiel haben sich die 1 800 Zeugen Jehovas, die dort wohnen, sowohl in bezug auf die religiösen als auch auf die politischen Aspekte des Konflikts absolut neutral verhalten. So handeln Jehovas Zeugen, ganz gleich, wo sie leben. Im Libanon ist es wiederholt vorgekommen, daß „Christen“ oder Moslems Zeugen Jehovas umbringen wollten, dies aber dann nicht taten, weil die Zeugen in dem Ruf stehen, Bibelforscher zu sein und sich in blutigen Konflikten, bei denen es um politische oder religiöse Fragen geht, neutral zu verhalten. Auch in Irland sowie in allen übrigen Ländern verhalten sie sich so. Sie möchten dem Willen Gottes entsprechend handeln und nehmen deshalb an keinem Konflikt teil.
Dies mag für den einen oder anderen zu idealistisch klingen. Doch darf man nicht vergessen, daß eine solche Handlungsweise die einzig realistische ist, wenn sich die Prophezeiung aus der Offenbarung weiterhin langsam, aber sicher erfüllt. Wegen des bevorstehenden Endes der UNO und der Religionen der Welt ist ein solches Verhalten unerläßlich. „Die Welt vergeht“, heißt es in der Bibel, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt immerdar.“ Jehovas Zeugen sind gern bereit, jedem, der den Willen Gottes kennenlernen möchte, dabei zu helfen (1. Joh. 2:17).
QUELLEN
1. U.N. Documents A/C.3/L.2006 bis 2014.
2. Ebd., E/CN.4/L.1338, S. 4.
3. Ebd., S. 5.
4. 230 Words Toward Religious Freedom, Homer A. Jack, S. 10.
5. U.N. Document E/CN.4/L.1338, S. 4.
6. Ebd., E/CN.4/L.1327, S. 2.
7. Ebd., E/CN.4/SR.1369, S. 7.
8. Ebd., S. 8.
9. Ebd., A/C.3/L 2006 bis 2014.
10. Ebd.
11. Homer A. Jack in dem bereits zitierten Werk.
12. New York Times, 24. Januar 1976, S. 27.
13. The Express (Easton, Pa.), 3. April 1976, S. 5.
14. Oregon Journal, 29. November 1975, S. 4.
[Bildnachweis auf Seite 7]
Abgedruckt mit der Erlaubnis von Wil-Jo Associates, Inc. und Bill Mauldin
[Bildnachweis auf Seite 8]
Veröffentlicht mit der Erlaubnis von Tony Auth, Mitarbeiter des „Philadelphia Inquirer“
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Die hungrige HeuschreckeErwachet! 1977 | 8. Januar
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Die hungrige Heuschrecke
„WIE der Garten Eden ist das Land vor ihm; hinter ihm aber ist es eine öde Wildnis, und es hat sich auch erwiesen, daß nichts davon entrinnt“ (Joel 2:3). Diese Worte schrieb Joel, ein hebräischer Prophet des Altertums, als er die Folgen einer Heuschreckeninvasion beschrieb.
Ein großer Schwarm Wüstenschrecken kann Quadratkilometer um Quadratkilometer blühendes Getreide in einen traurigen Anblick verwandeln und dadurch Hungersnot verursachen. Die tägliche Futterration einer einzigen Heuschrecke wiegt soviel wie sie selbst. Wenn man berücksichtigt, daß ein großer Schwarm aus Milliarden von Heuschrecken bestehen kann, dann kann man sich vorstellen, welch enorme Menge von Pflanzen er vertilgt. Ein Schwarm von schätzungsweise 40 Milliarden Heuschrecken, der eine Fläche von ungefähr tausend Quadratkilometern bedeckt, kann täglich bis zu 80 000 Tonnen Nahrung verschlingen!
Im Jahre 1958 fiel in Somalia, dem östlichsten Land Afrikas, ein Schwarm von einer solchen Größe ein. Dieser gewaltige Schwarm war indes nicht der größte, von dem berichtet wird. Im Jahre 1889 bedeckte ein Schwarm am Roten Meer eine Fläche von schätzungsweise 5 000 Quadratkilometern.
In der Bibel findet man über die Heuschreckenplage eine Beschreibung, die keine Übertreibung ist: „Wie mit dem Geräusch von Wagen auf den Gipfeln der Berge hüpfen sie unablässig, wie mit dem Geräusch eines flammenden Feuers, das Stoppeln verzehrt. Es ist wie ein mächtiges Volk, in Schlachtordnung aufgestellt. Seinetwegen werden sich Völker winden vor Schmerzen. Was alle Angesichter betrifft, sie werden gewißlich vor Erregung erglühen. In die Stadt stürmen sie. Auf die Mauer rennen sie. Die Häuser ersteigen sie. Durch die Fenster gehen sie hinein wie der Dieb. Davor erbebt das Land, die Himmel haben gewankt. Selbst Sonne und Mond haben sich verfinstert, und die Sterne, sie haben ihren Glanz zurückgezogen“ (Joel 2:5, 6, 9, 10).
Das Geräusch eines herannahenden Heuschreckenschwarmes kann man schon in einer Entfernung von ungefähr zehn Kilometern hören. Die Heuschreckenarmee geht wie eine hochorganisierte Kampftruppe vor und zerstört restlos jede Vegetation, der sie auf ihrem Vormarsch begegnet. Die Kiefer der Heuschrecken machen auch nicht vor Leinen, Wolle, Seide und Leder halt. Wenn sie in Häuser eindringen, verschonen sie nicht einmal den Lack auf den Möbeln.
Manche Farmer werfen in ihrer Verzweiflung mit Steinen und Konservendosen nach den Heuschrecken und schlagen mit Stöcken und Ruten auf sie ein. Letzten Endes müssen sie freilich einsehen, daß alles zwecklos ist. Es sind einfach zu viele Heuschrecken. Die Invasion geht weiter. Sie sind so zahlreich, daß sie wie eine Wolke oder wie ein Schneesturm den Horizont verdunkeln.
Glücklicherweise treten nicht jedes Jahr solche Wüstenschreckenschwärme, die alles der Vernichtung weihen, in großer Stärke auf. Woher kommt das?
In erster Linie ist das Wetter ausschlaggebend. In niederschlagsarmen Jahren, in denen in Wüstengebieten nur begrenzte Vegetation vorzufinden ist, schlüpfen die Heuschrecken nicht in großer Zahl und kommen dann auch nicht in Schwärmen zusammen. Sie ähneln grünen Grashüpfern. Aber wenn es in der Wüste wiederholt Regenfälle gegeben hat, schlüpfen die Heuschrecken in Unmengen und verändern sich zur Wanderform. Ihre grüne Farbe verschwindet, sie werden gelb, schwarz und rot.
Die Änderung im Verhalten und in der Farbe tritt ein, wenn die Heuschrecken einander berühren. Das wurde durch wissenschaftliche Versuche bestätigt. Eine Wüstenschrecke, die in einem Behälter eingesperrt ist, in dem der Berührungseffekt durch kleine sich bewegende Fäden nachgeahmt wird, verändert sich allmählich in der Farbe.
Moderne Methoden, die die Heuschrecken unter Kontrolle halten sollen, insbesondere die Besprühung vom Flugzeug aus, haben das Ausmaß von Heuschreckenplagen eingeschränkt. Aber sie verhindern nicht, daß sich die Heuschrecken in großer Zahl vermehren. Das einzige, was wirklich eine Heuschreckenplage verhindern kann, ist eine Naturkatastrophe — die Dürre.
Bedeutet das, daß der Mensch immer dazu gezwungen sein wird, gegen die hungrige Heuschrecke vorzugehen? Nein. Wieso nicht? Weil der Schöpfer, Jehova Gott, sich vorgenommen hat, die Erde in eine Wohnstätte zu verwandeln, die frei von den Problemen ist, die die Lebensfreude des Menschen beeinträchtigt haben (Offb. 21:3-5). Die Heuschrecken haben als Bestandteil seiner Schöpfung ihren Platz auf der Erde, und in seiner neuen Ordnung werden sie an ihrem Platz bleiben und nicht zu einer zerstörerischen Plage werden.
Vor Jahrhunderten bewies Jehova Gott, daß er über die Heuschrecken Gewalt hat. Er brachte eine große Heuschreckenplage über die Ägypter, die die Israeliten in Sklaverei hielten, und setzte dieser Plage auch ein Ende, indem er den gesamten Schwarm ins Meer trieb (2. Mose 10:12-19).
Die hungrige Heuschrecke kann uns auf ihre Weise die Winzigkeit des Menschen und die Größe Gottes erkennen helfen. Nur der Schöpfer kann dafür sorgen, daß dieses Insekt eines Tages dem Menschen nutzen und nicht mehr ein Problem bilden wird, mit dem er zu kämpfen hat.
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