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Welche Macht üben die Vereinten Nationen in der Welt aus?Der Wachtturm 1974 | 15. Dezember
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Welche Macht üben die Vereinten Nationen in der Welt aus?
DIE Organisation der Vereinten Nationen wurde 1945 ins Leben gerufen und besteht nun neunundzwanzig Jahre. Welche Macht übt sie heute in der Welt aus? Nimmt ihr Einfluß neuerdings wieder zu, nachdem Jahre vergangen sind, in denen er offensichtlich zurückging?
Alle Anzeichen deuten darauf hin. Die heutige Entwicklung zeigt an, daß diese globale Organisation in den Angelegenheiten der Welt künftig eine höchst bedeutsame Rolle spielen wird. Auch die biblischen Prophezeiungen lassen das erkennen.
Man hegte große Hoffnungen, als die UNO im Jahre 1945 auf der Konferenz von San Francisco aus der Taufe gehoben wurde. Die New York Post bezeichnete die Konferenz als „die bedeutendste Versammlung, die seit dem ,letzten Abendmahl‘ abgehalten wurde“.
Die Welt hatte damals gerade die blutigste kriegerische Auseinandersetzung der Menschheitsgeschichte überstanden, die mit der verheerenden Explosion von Atombomben ihren blitzartigen Abschluß fand. Das Versprechen, die neugegründete Organisation werde eine Institution sein, in der sich alle Nationen zu gemeinsamem Wirken im Interesse des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit vereinen könnten, fand bei den kriegsmüden Menschen Anklang. Es regte zu Vorstellungen über eine neue Ära des Fortschritts und des Wohlstandes an, die, geschaffen durch weltweite Zusammenarbeit, in der Vergangenheit ihresgleichen suchen würde.
In den ersten Jahren lenkte die UNO das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sich. Ereignisse wie die Gründung der Republik Israel, die Grenzstreitigkeiten zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir, der Ausbruch des Koreakrieges und die Sueskrise trugen dazu bei, daß die UNO in der ganzen Welt Schlagzeilen machte. Sie erzielte Erfolge, indem sie verschiedene mögliche Krisenherde abschirmte, in einigen Fällen einen Waffenstillstand herbeiführte und in anderen Fällen für eine frühe Beilegung des Konflikts sorgte. Das imposante Gebäude ihres Hauptsitzes am East River in Manhattan (New York, USA) wurde zu einem besonderen Anziehungspunkt für Touristen.
DER RÜCKGANG BEGINNT
In den 1960er Jahren glitt die UNO zu relativer Bedeutungslosigkeit ab und fand in der Öffentlichkeit immer weniger Beachtung. Noch im Jahre 1970 wurde sie von einigen als „Debattiergesellschaft am East River“ und als eine „Propagandaplattform“ bezeichnet, als eine „internationale Psychiatercouch“, die von den Nationen aufgesucht wird, um ihre Beschwerden vorzutragen. Ihre Besucherränge waren größtenteils leer. Die Presseberichte gingen zurück. Eine Zeitlang drohte der UNO infolge mangelnder Unterstützung durch die Mitgliedstaaten sogar der finanzielle Bankrott.
Zugegeben, UNO-Organe wie die Weltgesundheitsorganisation, die Weltbank, die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft sowie die Organisation für Wirtschaft, Erziehung und Kultur haben in ausgedehnten Gebieten der Erde bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Doch die UNO sollte hauptsächlich ein politisches Werkzeug sein, und gerade in der Weltpolitik schien sie ihre größte Schwäche zu offenbaren.
Schon seit ihrer Gründung weist die Organisation natürlich Beschränkungen und Schwächen auf. In der World Book Encyclopedia (1970) heißt es: „Die UNO ist keine Weltregierung. Normalerweise kann sie nur Studien betreiben und Empfehlungen machen.“ Das trifft vor allem auf die Generalversammlung zu, das oberste Organ der Organisation, das Resolutionen verfassen und verabschieden kann — Resolutionen, an die die Mitgliedstaaten der Organisation nicht gebunden sind.
Der aus fünfzehn Mitgliedern bestehende Sicherheitsrat entfaltet größere Initiative und kann Beschlüsse fassen, die bindend sind. Allerdings hat jedes der fünf ständigen Mitglieder (die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und die Volksrepublik China) das Vetorecht.
Kurt Waldheim, der derzeitige UNO-Generalsekretär, faßte das Problem mit den Worten zusammen:
„Man darf nicht erwarten, daß die Vereinten Nationen Wunder vollbringen. Wir setzen uns aus souveränen Staaten zusammen. Wir können nur das vollbringen, was unsere Mitgliedstaaten zulassen.“
Jegliches entschlossene Handeln der Riesenorganisation hängt von ihrer Einheit ab. Aber schon innerhalb des ersten Jahres nach ihrer Gründung bestand die Einheit der Vereinten Nationen größtenteils nur noch dem Namen nach. Der „kalte Krieg“ verhärtete die kommunistischen Staaten gegenüber den Westmächten.
Man sollte daran denken, daß die Zusammensetzung der UNO im Jahre 1945 eine ganz andere war als heute. Damals gehörten der Organisation 51 Staaten an. 22 davon lagen in der westlichen Hemisphäre (einschließlich der Vereinigten Staaten und Kanadas), etwa ein Dutzend weitere waren westeuropäische Staaten und Länder des britischen Commonwealth. Unter den restlichen befanden sich nur eine Handvoll kommunistische und neutrale Länder.
Die meisten UNO-Mitglieder waren somit Verbündete der Vereinigten Staaten, und viele Jahre verhielt sich die Mehrheit bei Abstimmungen genauso wie die Vereinigten Staaten. Dieses Machtübergewicht der westlichen Länder drängte den kommunistischen Block und dessen Anführer, die Sowjetunion, in eine Stellung der Unnachgiebigkeit. Das war der Hauptgrund, weshalb die Sowjetunion während der ersten zwei Jahrzehnte des Bestehens der UNO bei Maßnahmen des Sicherheitsrates mehr als hundertmal von ihrem Vetorecht Gebrauch machte. In den 1960er Jahren änderte sich das Bild drastisch. Die kühnen Hoffnungen schwanden dahin.
EIN WESENTLICHER GRUND FÜR DEN RÜCKGANG
Während der ersten fünf Jahre ihres Bestehens wurden nur neun neue Mitglieder in die Organisation aufgenommen, wodurch sich die Gesamtzahl auf 60 erhöhte. Aber 1960 gab es bereits 99 Mitglieder. Heute sind es 135. Weitaus die meisten der neuen Mitglieder werden von Asien und Afrika gestellt (Kontinente, auf denen immer mehr ehemalige Kolonien Selbständigkeit erlangt haben, oft mit Hilfe der UNO). Diese veränderte Zusammensetzung erwies sich als ein wesentlicher Grund, weshalb die UNO an Bedeutung in der Welt einbüßte. Wieso?
Durch diese Ausdehnung wurde die UNO tatsächlich zu einer Weltorganisation. Gleichzeitig ging jedoch der Einfluß des Westens zusehends zurück. Eifer und Begeisterung für die Organisation ließen nach, besonders in den Vereinigten Staaten.
Die Ernüchterung ist vor allem auf das Abstimmungsverfahren in der Generalversammlung zurückzuführen. Kleinere Länder, die jetzt in der Überzahl sind und von denen einige nicht einmal eine Bevölkerungszahl von einer Million erreichen, haben das gleiche Stimmrecht wie Länder von der Größe Englands, Brasiliens, der Vereinigten Staaten oder der Sowjetunion. Für die „Supermächte“ ist dies oft enttäuschend gewesen.
In den vergangenen zehn Jahren erreichten die afro-asiatischen Staaten die absolute Mehrheit in der UNO. (Von den 135 Mitgliedern sind es mehr als 70.) Zweifellos war dieser Umstand im wesentlichen mit dafür ausschlaggebend, daß dem zwanzig Jahre langen Bestreben, das kommunistische China mit seiner enormen Bevölkerungszahl von 800 000 000 als Mitglied zuzulassen, Erfolg beschieden war. Seine Aufnahme als ständiges Mitglied in den Sicherheitsrat anstelle von Nationalchina im Jahre 1971 trug auch dazu bei, daß die UNO von Grund auf in neuem Lichte erschien. Es stand fest, daß sich das Rad nicht mehr in die Zeit der Anfänge der Weltorganisation zurückdrehen lassen würde.
Trotz der Ausdehnung schien es für die Welt keine sichtbaren Anzeichen dafür zu geben, daß sich die Kraft der UNO erneuert hätte. Die sogenannte „dritte Welt“, bestehend aus den ärmeren Nationen und „Entwicklungs“ländern, sah sich nun in der außergewöhnlichen Lage, entgegen der ablehnenden Haltung der „Supermächte“ in der Vollversammlung Resolutionen verabschieden zu können. Doch die Staaten der „dritten Welt“ hatten nichts, womit sie solchen Resolutionen Gewicht verleihen konnten. Die allgemeine Enttäuschung hielt an, und die riesige Organisation bäumte sich auf, seufzte und stöhnte, konnte aber ihre Stärke im allgemeinen nicht zu entschlossenem Handeln vereinen.
In einem Leitartikel der Zeitschrift Life vom Jahre 1970 hieß es daher: „Nationaler Eigennutz bestimmt immer noch die internationale Politik, und die wirkliche Macht liegt dort, wo sie schon immer war — bei den Regierungen und Streitkräften der Großmächte.“
Wieso ist dann mit einer Wiederbelebung der Macht der Vereinten Nationen zu rechnen? Was soll dazu beitragen? Welche Rolle wird diese Weltorganisation in der Zukunft noch für die ganze Menschheit spielen?
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Was bringt die Zukunft den vereinten Nationen?Der Wachtturm 1974 | 15. Dezember
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Was bringt die Zukunft den vereinten Nationen?
FÜR die Vereinten Nationen ist offensichtlich eine Ära angebrochen, in der sie ihre Stärke erneuern und auf der Weltbühne an Bedeutung gewinnen. In naher Zukunft werden sie in weltbewegende Ereignisse verwickelt sein. Welche Gründe gibt es dafür?
Durch den Nahost-Konflikt im Oktober 1973 und dessen Nachwehen gewannen sie sehr viel an Prestige. Zugegeben, die Großmächte spielten bei der Wiederherstellung der Waffenruhe zwischen Israel, Ägypten und Syrien die wichtigste Rolle. Doch es verhielt sich so, wie der finnische Historiker Max Jakobson in der Saturday Review⁄World vom 23. März 1974 schrieb:
„Selbst die Supermächte stellten fest, daß es ganz ohne die Vereinten Nationen nicht geht. Das Abkommen über die Feuereinstellung ... wurde durch den Sicherheitsrat [der UNO] legitimiert. Die UNO sorgte für eine Überwachung an Ort und Stelle. Das Auftauchen der Blauhelme an den Ufern des Sueskanals belebte das Vertrauen der Gläubigen erneut: Die Vereinten Nationen werden trotz allem benötigt.“
Über die Berufung des UNO-Generalsekretärs Kurt Waldheim zum Vorsitzenden der Nahost-Friedenskonferenz sagte der UNO-Reporter Anthony Astrachan:
„Seine Rolle als Vorsitzender bei der Eröffnung der Friedensgespräche in Genf mag symbolischen Charakter haben, doch Symbole erlangen Bedeutung, wenn nicht sogar Macht. Moskau und Washington ... fördern ihn nun, um ihre Interessen in der Welt zu wahren.“
Auch durch den Zypernkonflikt wurde die Rolle, die die UNO bei der Erhaltung des Friedens spielt, ins Rampenlicht gerückt.
PROBLEME, DIE EIN INTERNATIONALES HANDELN ERFORDERN
Aber der Nahe Osten ist nur ein kleiner Ausschnitt der Weltbühne. Überall, auf der ganzen Erde, erkennt man immer deutlicher, daß die jetzt am Horizont aufsteigenden schwerwiegenden Probleme ein schnelles, vereintes Eingreifen auf internationaler Ebene erfordern.
In weiten Gebieten der Erde besteht heute ein dringender Bedarf an Nahrungsmitteln. Doch die Getreidespeicher der Welt sind praktisch ihrer Restbestände beraubt. Gleichzeitig nimmt die Weltbevölkerung weiter zu — im vergangenen Jahr um achtundsiebzig Millionen.
Die Armut breitet sich aus. Wie der Präsident der Weltbank, Robert McNamara, erklärte, müssen heute 800 000 000 Menschen mit dreißig Cent täglich auskommen. In den wohlhabenderen Ländern treibt die galoppierende Inflation die Preise in die Höhe, und die Währungen sind im allgemeinen instabil wie nie zuvor.
Die Zerstörungskraft der von den Großmächten in den letzten Jahren entwickelten Waffen läßt die Atombomben des Zweiten Weltkrieges tatsächlich klein erscheinen. Nun ist Indien durch die Zündung eines Nuklearsprengsatzes das sechste Mitglied des „Atomklubs“ geworden. Mit der Wahrscheinlichkeit, daß weitere Staaten dem Beispiel Indiens folgen werden, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mitglied des „Klubs“ bei einem künftigen Konflikt auf Atomwaffen zurückgreift. Welche Zerstörungen dadurch angerichtet werden könnten, übersteigt die Vorstellungskraft.
Die an die Energiequellen gestellten Ansprüche steigen schneller, als sie durch die verfügbaren Vorräte befriedigt werden können. Durch die Energiekrise trat sogar die Sorge über die Umweltverschmutzung in den Hintergrund. Aber das Problem der Verunreinigung von Luft, Land und Wasser wurde damit nicht behoben. Es besteht immer noch und nimmt schlimmere Formen an.
Als US-Außenminister Henry Kissinger über diese Probleme in einer Rede vor den Vereinten Nationen sprach, sagte er: „Probleme dieser Größenordnung lassen sich nicht durch eine Welt lösen, die in unabhängige Nationalstaaten oder starre Blöcke aufgespalten ist.“ Die Lage erfordert ein gemeinsames Vorgehen auf weltweiter Ebene. Aber es gibt noch andere Faktoren, die zur Stärkung der Position der Vereinten Nationen beitragen.
WEITERE GRUNDLEGENDE FAKTOREN
Die Welt sei, wie Dr. George W. Shepherd, Professor der Universität Denver, erklärte, kein Schachbrett mehr, auf dem sich die beiden Supermächte gegenüberständen, wobei die europäischen Staaten den Springern und Läufern und die Staaten der „dritten Welt“ den Bauern gleichen würden. „Deshalb“, sagte er, „beobachten wir eine Wiederbelebung [der Vereinten Nationen].“
Früher konnten die Staaten der „dritten Welt“ in der UNO nur Lärm schlagen und Resolutionen verabschieden, die nie durchgesetzt wurden, doch heute können die Großmächte diese kleineren Länder nicht ohne weiteres abtun. Der jüngste Ölboykott der Araber zeigte, welches Machtpotential die „dritte Welt“ darstellt. Das trifft nicht nur auf die ölreichen Länder zu. Viele der grundlegenden Rohstoffe und Mineralien — Zinn, Zink, Kupfer, Magnesium, Uran, Eisenerz, Bauxit (aus welchem Aluminium gewonnen wird) —, die für die Industriestaaten unentbehrlich sind, kommen aus den sogenannten „Entwicklungsländern“. Welche möglichen Folgen ergeben sich daraus?
In einem Artikel des in Schwabach (Deutschland) erscheinenden Tagblattes war zu lesen, daß es wirklich merkwürdig zuginge, wenn diese ärmeren Länder nicht dem arabischen Beispiel folgten und auf die Dauer der Versuchung widerstehen könnten, „den sog. reichen Völkern den Fehdehandschuh hinzuwerfen und die Muskeln ihres erwachten Selbstbewußtseins spielen zu lassen“. Es hieß dann weiter: „Wenn wir erst einmal den Griff des erwachten Selbstbewußtseins dieser Länder an der Gurgel spüren, ist es zu spät. ... Hier stellen sich innerhalb unserer industriellen Welt soziale Fragen in Dimensionen, wie sie uns bislang noch nicht begegnet sind.“
All das trägt zu der Verunsicherung bei, die größere wie kleinere Staaten dazu bewegt, weltweite Abkommen anzustreben und durch gemeinsames Vorgehen eine Entspannung herbeizuführen. Die Nationen hat heute eine in der Geschichte fast beispiellose Sorge um Frieden und Sicherheit erfaßt, die zu einer vorherrschenden Einstellung oder zu einem „Geist“ geführt hat, der die Nationen immer mehr zu globalem Denken und Handeln veranlaßt. Weshalb man damit rechnen könne, daß sie sich in zunehmendem Maße der Vereinten Nationen bedienen werden, begründete Charles W. Yost, ehemaliger US-Botschafter bei der UNO, folgendermaßen:
„Trotz allem hat die UNO gegenüber allen anderen Plänen zur Aufrechterhaltung internationaler Beziehungen einen enormen Vorteil — sie ist eine dauerhafte Einrichtung. Welche Verdienste sich Gipfeltreffen, Regionalkonferenzen, bilaterale oder multilaterale Abkommen auch immer erwerben mögen, sie beruhen alle auf dem Treibsand launenhafter Führer und der sich ändernden öffentlichen Meinung. Nur die UNO gründet sich wie nationale Regierungen fest auf eine Verfassung und eine Beamtenschaft, die in sich selbst leben und Jahrzehnt um Jahrzehnt fortdauern.“
WAS AUS DEN PROPHEZEIUNGEN DER BIBEL HERVORGEHT
Die Frage, was die Zukunft den Vereinten Nationen bringt, kann jedoch nicht aufgrund einer Untersuchung der in der Welt vorherrschenden Verhältnisse oder Strömungen endgültig beantwortet werden. Das ist nur mit Hilfe des inspirierten Wortes Gottes, der Bibel, und seiner Prophezeiungen möglich. Die heutigen Vorgänge und Entwicklungen bestätigen die Wahrhaftigkeit jener Prophezeiungen.
In der Bibel werden politische Weltmächte symbolisch als Tiere dargestellt. (Siehe Daniel 7:17, 23; 8:20-22.) In Offenbarung, Kapitel 17 wird eine politische Organisation — ein Zusammenschluß von Nationen — vorhergesagt, in der sich die Überreste vergangener Weltmächte vereinen. Sie wird symbolisch durch ein siebenköpfiges Tier dargestellt (die Köpfe veranschaulichen nur Weltmächte, die Einfluß auf die Diener des wahren Gottes ausübten), das zehn Hörner hat, die die Gesamtheit der irdischen Regierungen darstellen. Diese Organisation sollte eine Zeitlang vom Schauplatz verschwinden, indem sie sozusagen in einen Abgrund todähnlicher Untätigkeit fiel. Nach ihrem erneuten Auftauchen sollte sie von ihrem endgültigen Geschick ereilt werden.
Diese symbolische Beschreibung paßt auf die Vereinten Nationen und auf ihren Vorläufer, den Völkerbund (der während des Zweiten Weltkrieges in eine Zeit todähnlicher Untätigkeit eintrat). Die durch die „zehn Hörner“ dargestellten Regierungen gewannen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu dieser politischen Organisation weltweit an Einfluß, und wie wir feststellen, haben selbst kleine Staaten aufgrund ihrer Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen Mitspracherecht, Bedeutung und Macht erlangt (Offb. 17:7-13)a.
Diese verschiedenen symbolischen Könige haben gemäß der Prophezeiung „e i n e n Gedanken“ (Offb. 17:13). Das heißt, daß sie sich trotz ihrer bei zahlreichen Plänen auftauchenden Meinungsunterschiede in ihrem Entschluß einig sind, einen menschlichen Plan zur Schaffung von dauerndem Frieden und Sicherheit auf weltweiter Ebene durchzusetzen. Dadurch verwerfen sie das, was Gott für die Verwirklichung dieses Zieles vorgesehen hat: sein Königreich unter Christus Jesus. Die Prophezeiung zeigt daher, daß diese internationale politische Organisation gegen Gottes eingesetzten König und gegen diejenigen kämpft, die auf seiner Seite der Streitfrage stehen. Die endgültige Vernichtung dieser Organisation samt all ihren Mitgliedern und Unterstützern wird daher unumgänglich, wodurch für die von Gott für die Erde bestimmte Regierung der Weg bereitet wird (Offb. 17:14; Dan. 2:44).
Doch bevor diese politische Organisation vom irdischen Schauplatz verschwindet, wird sie einen weiteren Teil der Prophezeiung Gottes erfüllen. Die Nationen, aus denen sich diese Organisation zusammensetzt, haben, wie die Bibel zeigt, lange Zeit unter der arglistigen Herrschaft weltlicher Religionssysteme gestanden, die ein Weltreich der falschen Religion bilden, das in der Offenbarung durch eine Hure namens „Babylon die Große“ dargestellt wird. Aus der Prophezeiung geht hervor, daß die politischen Mächte der Heuchelei, der Einmischung und der Forderungen dieser hurerischen religiösen Systeme überdrüssig sein und sich dagegen wenden werden, indem sie sie völlig verwüsten (Offb. 17:1-6, 15-18)b.
So seltsam es auch klingen mag, diese Weltorganisation geht gerade dann, wenn sie den Höhepunkt ihrer Bedeutung und die Schwelle zur politischen Grundsteinlegung für Frieden und Sicherheit zu erreichen scheint, ihrem Untergang entgegen. Der Apostel Paulus schrieb unter Inspiration: „Wann immer sie sagen: ,Friede und Sicherheit!‘, dann wird plötzliche Vernichtung sie überfallen“ (1. Thess. 5:2, 3). Diese Weltorganisation wird sich nach einer derartigen Proklamation auf ein höchst dramatisches und welterschütterndes Vorgehen, auf die Vernichtung des Weltreiches der falschen Religion, einlassen. Dennoch wird diese Organisation — eine Nachahmung und ein nutzloser und rebellischer Versuch, Gottes verheißenes Königreich durch eine politische Einrichtung zu ersetzen — sich dadurch nicht davor schützen können, von Gott vernichtet zu werden.
Deshalb vereinen sich nun immer mehr Menschen aus über 200 Ländern und Inselgebieten, ja Menschen aus vielen Nationen, und setzen ihr volles Vertrauen und ihre ganze Hoffnung nicht auf ein politisches System dieser geplagten Welt, sondern auf die Regierung Christi Jesu, die ihren Sitz im Himmel hat und auf unserer Erde wirklich für dauernden Frieden und Sicherheit sorgen wird.
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