Wir beobachten die Welt
Kinder gehen mit schweren Lasten zur Schule
◆ Wie der Praxis-Kurier berichtete, macht das bayerische Kultusministerium darauf aufmerksam, daß Kinder oft zu schwere Lasten zur Schule tragen. So trägt der Erstkläßler im Durchschnitt täglich 3 Kilogramm „Schulsachen“, Schüler der dritten Klasse bereits über 4 Kilogramm und vom elften Lebensjahr an 5 bis 6 Kilogramm. Nicht selten wurde beobachtet, daß Schultaschen ein Gewicht von 15 Pfund hatten. Die volle Schultasche (die besser ein Ranzen sein sollte) sollte nicht mehr als 10 Prozent des Körpergewichts ausmachen. Ein 30 Kilogramm schweres Kind wäre also mit 3 Kilogramm Schulsachen voll ausgelastet. Grund genug für die Eltern, darauf zu achten daß nicht wie festgestellt, ständig unnötige Dinge (z. B. dicke Ringmappen, klotzige Schreibgarnituren, Spielzeug, Fundsachen-Raritäten und überflüssige Bücher) herumgetragen werden.
Unvorstellbare Entfernungen
◆ Nach einer Meldung der Stuttgarter Zeitung haben australische Astronomen einen Quasar entdeckt, bei dem es sich vermutlich um das von der Erde am weitesten entfernte Objekt handelt, das bisher festgestellt worden ist. Das Licht des Himmelskörpers ist zehn Milliarden Jahre unterwegs, ehe es die Erde erreicht. Gemäß der Meldung soll das Licht von dem sternähnlichen Objekt, das jetzt auf der Erde eintrifft, seine Reise bereits lange vor der Entstehung der Erde begonnen haben.
Nur jeder vierte Gehörlose wird geschult
◆ Der Schweiz. Evang. Pressedienst berichtet, daß es auf der ganzen Erde schätzungsweise 36 Millionen Taubstumme gibt. Davon bleiben 27 Millionen völlig sich selbst überlassen, sieben Millionen lernen wenigstens eine Gebärdensprache, und nur zwei Millionen erhalten einen ordnungsgemäßen Unterricht in einer Taubstummenschule. Dort lernen sie sprechen und von den Lippen ablesen und werden dann als „Gehörlose“ bezeichnet. Aber auch den geschulten Taubgeborenen bleibt das Geheimnis der Sprache weitgehend verschlossen; die meisten sind nicht imstande, komplizierte Sprache zu verstehen, ein schwieriges Buch — etwa die Bibel — ohne Hilfe geistig zu verarbeiten.
Treppensteigen erhöht die Leistungsfähigkeit
◆ Das Institut für Arbeitsphysiologie der Universität Dortmund führte mit freiwilligen Probanden der Bayer AG in dem 31 Stockwerke hohen Verwaltungsgebäude einen dreimonatigen Leistungstest durch. Wie der Praxis-Kurier berichtet, sollte durch diesen Test festgestellt werden, ob sich allein durch Treppensteigen die Herz-Kreislauf-Funktion von Schreibtischarbeitern verbessern läßt. 26 Mitarbeiter stiegen täglich während ihrer Arbeitszeit mindestens 25 Stockwerke hoch. Nach Abschluß des Tests ließ sich eine Leistungssteigerung von durchschnittlich 28 Prozent feststellen. In Einzelfällen wurden Steigerungen von 100 Prozent registriert. Die Vergleichsgruppe, die den Lift benutzte, blieb auf ihrem Leistungsniveau.
Mehr als nur ein Fotoapparat
◆ „In dem Kleinsten der Schöpfung zeigt sich des Schöpfers Macht und Huld am größten.“ Diese vielsagenden Worte Johann Gottfried Herders zeigen einmal mehr, daß wir immer wieder eine über dem Menschen stehende intelligente Macht erkennen können. Wie die Schweizer Zeitung Der Bund meldete, ist es trotz größter Anstrengungen in den Forschungsstätten der Welt bis heute nicht gelungen, die Vorgänge in und hinter der Netzhaut unseres Auges zu verstehen. Wenn Licht auf die Netzhaut fällt, wird es dort von den lichtempfindlichen Zellen in elektrische Impulse umgewandelt. Was dann mit der Information geschieht, weiß man nicht so recht. Die Netzhaut enthält neben den Sehzellen noch fünf komplexe Schichten typischer Nervenzellen. Normalerweise sorgen die ständigen und willkürlichen Augenbewegungen, die jeder an sich selbst beobachten kann, für ein Hinundherschieben des Bildes und damit für die notwendige Erneuerung der Reizsituation auf der Netzhaut. Bisher fehlt es allerdings an einer überzeugenden Erklärung, warum dann nicht das Zentrum großflächiger, einfarbiger Muster verschwindet, etwa beim Betrachten eines weißen Blattes Papier.
Man kann sehen, daß noch viele Fragen über den menschlichen Körper ungeklärt sind und sich im Kleinen die Weisheit und Intelligenz eines Schöpfers zeigt. So selbstverständlich uns das Sehen erscheint, so wenig wissen wir darüber.
Mehr Geld für Parteien
◆ Unter der Überschrift „Parteien melden Rekordeinnahmen“ brachte die Schwäbische Zeitung eine Übersicht über die Höhe der finanziellen Mittel der einzelnen Parteien in der Bundesrepublik. Nach dieser Aufstellung standen den Parteien im Jahre 1975 über 300 Millionen Mark zur Verfügung; das ist mehr als je zuvor. Die Einnahmen sind durchweg gestiegen. Die größten Einnahmen hatte die SPD mit etwas mehr als 130 Millionen Mark, gefolgt von der CDU mit 113,6 und der CSU mit gut 20 Millionen Mark. Die FDP verbesserte ihre Einnahmen auf 22,7 Millionen Mark. Die DKP brachte es auf 12,2 Millionen Mark.
Welche Bedeutung hat die UNESCO?
◆ Der stellvertretende Vorsitzende des Kommunikationsausschusses der deutschen UNESCO-Kommission gibt eine interessante Darstellung der UNESCO. Er erinnerte in einem Vortrag an vier Tatsachen:
1. In der UNESCO hat jedes der 141 Mitgliedsländer eine Stimme. Gleichberechtigung der Großen und der Kleinen. Von den Großen und Reichen zunehmend als lästig empfunden. Vor allem dann, wenn sie sich in der Minderheit befinden.
2. In der UNESCO haben die Länder der dritten Welt eine Mehrheit. Sie versuchen, die UNESCO zum Diskussionsforum und zum Sprachrohr für ihre Interessen zu machen. Das ist legitim. Sie haben sonst wenig Möglichkeiten, ihre Stimme zu erheben.
3. Die UNESCO ist arm. Ihr gesamter Jahresetat entspricht dem einer mittleren Rundfunkanstalt in der Bundesrepublik. UNESCO kann informieren, forschen, diskutieren. Sie kann Länder beim Aufbau ihrer Medien beraten, ihnen bei der Planung helfen. Sie kann keine Entwicklungshilfe leisten. Ein Architekturbüro allenfalls, kein Bauunternehmen.
4. Die UNESCO ist machtlos. Sie kann keine Gesetze erlassen und deren Befolgung erzwingen. Sie kann empfehlen, raten, vorschlagen. Wir können uns über die Empfehlungen hinwegsetzen, wenn wir wollen, und auch über Deklarationen, die dort beschlossen werden. Aber es wird zunehmend schwieriger, sich dem Druck einer Weltöffentlichkeit zu entziehen, der sich auf UNESCO-Beschlüsse stützen kann.
Diese Äußerungen eines Experten geben einen interessanten Einblick in die Möglichkeiten der UNESCO.
Sind Unfälle schicksalsbedingt?
◆ Unter der Überschrift „Jeder vierte glaubt an den Schutzpatron“ berichteten die Nürnberger Nachrichten über einen wissenschaftlichen Test, der im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung (München) durchgeführt wurde. Dabei hat sich herausgestellt, daß jeder vierte Bundesbürger an einen Schutzpatron glaubt und daß fast die Hälfte Unfälle im Haushalt und in der Freizeit als schicksalsbedingt hinnimmt. Zwei Drittel vertrauen ihrem „sechsten Sinn“, und gerade der Wohnbereich gibt vielen Menschen ein „trügerisches Gefühl der Geborgenheit“. Untersuchungen von Unfallursachen zeigten indessen, daß 40 Prozent aller Unfälle im Wohnungs- und Freizeitbereich technisch bedingt sind und 60 Prozent sogar durch das Verhalten der betroffenen Personen begünstigt werden. Demnach werden von den meisten Menschen die Gefahren in diesen Bereichen sehr stark unterschätzt.
Wie kommt ein Haifischskelett ins Gebirge?
◆ In einer Höhe von rund 3 000 Metern haben sowjetische Studenten im Pamir ein gut erhaltenes Haifischskelett entdeckt. Wie die tadschikische Universität mitteilte, wird durch diesen Fund erneut die wissenschaftliche These bestätigt, nach der dieses Gebirge in der Vorzeit Meeresboden gewesen ist.
Neuer Text der „Luther“-Bibel erschienen
◆ Seit November vorigen Jahres steht in der Evangelischen Kirche in Deutschland eine neu herausgegebene Luther-Bibel mit dem Titel „Neues Testament 1975“ zur Verfügung. Eine Kommission von Theologen und Germanisten hat in den vergangenen fünf Jahren die Übersetzung des Neuen Testaments nach Genauigkeit und Verständlichkeit überprüft und dem heutigen Deutsch nahegebracht. Die Kommission arbeitete im Auftrage der EKD, und das Ergebnis wurde von dieser gebilligt. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR muß über die Annahme noch entscheiden. Zunächst wurde das Neue Testament gedruckt, zum erstenmal im Computer-Fotosatz. Die ganze Bibel soll 1977 in der neuen Fassung erscheinen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung dazu berichtet, soll die neue Übersetzung die Bibel wieder verständlich machen, denn nach längerer Abkehr sei in den letzten Jahren das Interesse der Öffentlichkeit am Religiösen und an der Bibel unerwartet gewachsen. Der deutsche Text muß nicht nur mit dem griechischen übereinstimmen, um verständlich zu sein; er muß auch in die Ohren eingehen, so daß man die Bibelsprüche sprechen und sich merken kann. Ob dieses Ziel erreicht wurde, kann man erst feststellen, wenn der neue Text längere Zeit in Gebrauch gewesen ist.
Sind die Kirchen mitschuldig?
◆ Die Kirchenzeitung Erzbistum Köln berichtete über eine gemeinsame Konferenz der Bischöfe Nordirlands und der Irischen Republik. Auf dieser Konferenz wurden die Terroristen als eine „fanatisierte Minderheit mit einer perversen Moralauffassung“ und als „ruchlose Verbrecher“ bezeichnet. Zuvor hatte eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Katholiken und Protestanten die Mitverantwortung der Kirchen für die Ungerechtigkeit und Gewalt in Nordirland festgestellt. Der Bischof von Derry, Dr. Cahal Daly, hatte in einer Rede die traditionelle Lehre vom „gerechten Krieg“ kritisiert und erklärt, daß er damit nicht übereinstimmen könne. Eine stärkere Entwicklung der Theologie über die Gewalt und eine neue Auseinandersetzung über die Lehre vom „gerechten Krieg“ bezeichnete Daly als „schreiende Notwendigkeit der heutigen Kirchen“. Die Kirche sei mitschuldig an der Situation in Irland, erklärte der Bischof, da sie Kriegen auf nationalem Gebiet viel zu tolerant begegne und damit den Revolutionären die Möglichkeit böte, in ethischen Terminologien einen Bomben- und Tötungsfeldzug zu rechtfertigen. Man könne keine Morddrohungen aussprechen und gleichzeitig Frieden und Gerechtigkeit verlangen.
Sicher wird sich mancher Leser dieses Berichtes fragen, wieso ruchlose Verbrecher Mitglieder der katholischen bzw. einer protestantischen Kirche sein können und was die Kirchen konkret gegen sie zu tun gedenken. Verbale Verurteilungen haben sich bisher als ungeeignetes Mittel gegen sie erwiesen.
Das ewige Eis in den Schweizer Alpen ist zurückgegangen
◆ Wie die Baseler National-Zeitung meldete, sind seit der Jahrhundertwende die Schweizer Gletscher um mehr als ein Viertel geschmolzen. Dennoch sind mit 1 828 Gletschern 1 342 Quadratkilometer der Oberfläche der Schweiz vergletschert. Das sind 3,25 Prozent der gesamten Landesfläche oder die Ausdehnung des Kantons Aargau.
Wäre das von Gletscherforschern geschätzte Eisvolumen von 67 Milliarden Kubikmetern auf das Land verteilt, so wäre die Schweiz von einem 1,6 Meter dicken Eispanzer überzogen. Diese Zahlen gehen aus dem neuesten Gletscherinventar hervor, das das Geographische Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich herausgegeben hat. Der Institutsvorsteher, Professor Fritz Müller, betonte, Schnee und Eis würden mit 80 Prozent den Hauptanteil der Süßwasserreserven darstellen. Obwohl nur 3 Prozent der permanenten Schnee- und Eismassen außerhalb der Antarktis und Grönlands lägen, erlangten diese aufgrund ihrer Zivilisationsnähe größte Bedeutung. So hätten im Winterhalbjahr 1972/73 die Stauseen — als Sammelbecken der Gletscherschmelzwasser — 24 Prozent des Stromverbrauchs der Schweiz gedeckt.