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Der Kampf des Menschen um seine RechteErwachet! 1979 | 8. Dezember
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christlichen Ländern gegen die Rechte anderer verstieß. Weitere Beispiele sind die blutigen Kreuzzüge und die Inquisition; zu erwähnen wären noch die spanischen Konquistadoren, die mit dem Segen ihrer Geistlichen in vielen Ländern mordeten und plünderten; außerdem darf man die Frauen nicht vergessen — schätzungsweise 100 000 —, die im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen wegen angeblicher Hexerei verbrannt wurden.
Ja, die Menschenrechte sind in der Geschichte ein dunkles Kapitel. Die Gesetze des Staates oder auch „christliche“ Gesetze, die dem Wohl des Menschen dienen sollten, sind manchmal unzureichend oder für die Menschen direkt nachteilig gewesen. Es hat viele Gruppen gegeben, die rechtlos waren; und die selbstsüchtigen Neigungen der Menschen haben die Bemühungen, den Rechtlosen zu helfen, behindert. Immer wieder hat sich das alte Bibelwort bewahrheitet: „Der Mensch [hat] über den Menschen zu seinem Schaden geherrscht“ (Pred. 8:9).
Was bedeutet das für uns heute? Hat sich die Situation geändert? Besteht heute mehr Aussicht als früher, daß die Menschenrechte verwirklicht werden? Was zeigen die Tatsachen?
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Wie steht es mit den Menschenrechten heute?Erwachet! 1979 | 8. Dezember
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Wie steht es mit den Menschenrechten heute?
„In der ganzen Welt werden die Menschenrechte immer häufiger mit Füßen getreten, und die Normen des internationalen Verhaltens werden so oft verletzt, daß man von einer Menschenrechtskrise sprechen kann.“
Diese Worte äußerte der US-Abgeordnete Donald M. Frazer.
Manch einer, der diese Worte liest, mag überrascht sein. Vielleicht hat er bis dahin gedacht, in unserer Zeit sei viel zum Schutz und zur Sicherung der Menschenrechte getan worden. Welche von den beiden Ansichten ist zutreffend?
Fortschritte in unserer Zeit
In unserer Zeit ist auf internationaler Ebene viel im Interesse verschiedener Gruppen getan worden — sicherlich mehr als zu irgendeiner früheren Zeit. Die Vereinten Nationen sind bemüht gewesen, eine internationale Norm aufzustellen, indem sie im Jahre 1948 die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ formuliert haben. Später folgten zwei weitere Pakte: der „Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte“ und der „Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte“.
Die Erklärung der Menschenrechte stellte lediglich ein Bekenntnis zu diesen Rechten dar und wurde deshalb von fast allen Mitgliedern der UN unterzeichnet. Die beiden Pakte dagegen zielten darauf ab, die in der Erklärung dargelegten Rechte zu einem Bestandteil des Völkerrechts zu machen, das dann für die Unterzeichner bindend wäre. Die Staaten waren deshalb nicht ohne weiteres bereit, sie zu unterzeichnen.
Ferner haben die Vereinten Nationen Fragen behandelt wie Genozid (Mord an nationalen, rassischen oder religiösen Gruppen), Flüchtlinge, politische Rechte der Frau, die Rechte der Kinder und Weltgesundheit.
Außer den Vereinten Nationen sind noch andere internationale Organisationen — zum Beispiel Amnesty International — bemüht, überall in der Welt die Achtung vor den Menschenrechten zu fördern. Die „Europäische Kommission für Menschenrechte“ wurde gegründet, um als erste Instanz bei Verletzungen der „Europäischen Konvention der Menschenrechte und Grundfreiheiten“ zu dienen. Eine Sonderorganisation der UN, die „Internationale Arbeitsorganisation“, sucht die Abschaffung der Zwangsarbeit zu erreichen und die Arbeitslosigkeit zu verhindern.
Viele Regierungen haben Gesetze zum Schutz der Rechte und des Lebensstandards der arbeitenden Bevölkerung erlassen. Sogar führende Geistliche der Christenheit treten für die Menschenrechte ein. Und in jüngster Zeit haben die Vereinigten Staaten die Menschenrechte zu einem wichtigen Teil ihrer Außenpolitik gemacht, in der Hoffnung, durch ihre wirtschaftliche und politische Macht andere Länder dazu zu bringen, die Rechte ihrer Bürger zu respektieren.
Ungelöste Probleme
Bedeuten diese Bemühungen, daß die Menschenrechte in unserer Zeit, während die gegenwärtige Weltordnung noch besteht, verwirklicht werden? Leider hört man immer wieder — wie der US-Abgeordnete Frazer durchblicken ließ —, daß die Menschenrechte in vielen Ländern verletzt werden. Im Jahre 1976 sagte der damalige amerikanische Außenminister: „Kein Land, kein Volk, ja auch kein politisches System hat auf dem Gebiet der Menschenrechte eine weiße Weste.“
Aus Anlaß des 30. Jahrestages der Bekanntgabe der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ sagte Papst Johannes Paul II.: „In der Welt, in der wir heute leben, gibt es zahllose Beispiele für Ungerechtigkeit und Bedrückung.“ Die Canberra Times zitierte folgende Worte von Amnesty International: „In den meisten Ländern, ganz gleich, wie sie regiert werden und nach welcher Ideologie sie ausgerichtet sind, werden die Menschenrechte verletzt.“ Warum?
Eine Schwierigkeit liegt darin, daß es Verletzungen von Menschenrechten gibt, über die die Staatsregierungen keine Kontrolle haben. Keine Regierung möchte, daß die Rechte ihrer Bürger durch Verbrecher verletzt werden, doch heute wird in den meisten Ländern zufolge des Überhandnehmens des Verbrechens das Recht der Bürger auf „Sicherheit der Person“ verletzt.
Ein weiteres sehr schwer zu lösendes Problem ist der Welthunger. Millionen Menschen hungern und kommen deshalb in den Genuß ganz weniger Rechte. Jemand formulierte das wie folgt: „Was haben Menschen, die arm sind und hungern, von ihrem Recht auf gute Lebensbedingungen und einen angemessenen Lebensstandard?“
In den Nachrichten hörte man in den vergangenen Monaten immer wieder von den „Bootsleuten“, den Vietnamflüchtlingen. Sozusagen jedermann wird die Auffassung teilen, daß sie nach Artikel 14 der Erklärung der Menschenrechte das Recht haben, „in anderen Ländern vor Verfolgungen Asyl zu suchen und zu genießen“. Ihr Auftauchen an der Küste bestimmter Länder hat indessen große Bestürzung ausgelöst. Man behauptet, die Flüchtlinge seien eine Gefahr für die Wirtschaft dieser Länder. Es gingen Meldungen durch die Presse, nach denen die Flüchtlinge wieder zurück aufs Meer geschickt wurden, was in einigen Fällen tragische Folgen hatte.
Ein weiteres Problem sind widersprüchliche Interessen oder Rechte. Ruben Santos Cuyugen, ein philippinischer Pädagoge, erklärte das wie folgt: „Der Schutz kultureller Rechte einer Minderheit mag im Widerspruch zu dem stehen, was die größere Gemeinschaft oder die Region zu ihrer Entwicklung benötigt. Ähnlich ist es mit den Eigentumsrechten einer privilegierten Gruppe; würde man sie schützen, könnte das eine Unterdrückung der Rechte der benachteiligten Gruppen zur Folge haben.“
Was bedeutet das? Man denke an ein Land, dessen Reichtum zum größten Teil in den Händen einiger weniger privilegierter Personen ist, während die große Masse des Volkes in Armut lebt. Die Regierung ist nun bemüht, den Reichtum des Landes neu zu verteilen, um den Lebensstandard der Mehrheit anzuheben und ihre Rechte zu schützen. Doch dabei verletzt sie die bestehenden Rechte der reichen Minderheit.
Und schließlich geht es noch um die Frage der Interpretation. Manche westliche Länder weisen oft auf die Rechte hin, die ihre Bürger besitzen; einige sozialistische Länder dagegen werfen ihnen Menschenrechtsverletzungen vor. Wie die New York Times berichtete, äußerte Fidel Castro beispielsweise die Meinung, die sogenannte Freiheit der westlichen Länder sei nichts anderes als das bürgerliche Recht auf Ausbeutung des Menschen und die Erhaltung des Klassensystems.
Nichtkommunistische Länder werfen den kommunistischen Ländern viele Verletzungen der Menschenrechte vor, zum Beispiel wird auf die Zwangsarbeitslager hingewiesen und auf die Not der Dissidenten, über die die Presse soviel berichtet hat. Wie die französische Zeitung La Croix indessen meldet, hat „die Sowjetunion ... den Jahrestag der Verkündung der ,Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte‘ groß gefeiert und dabei ... die außergewöhnlichen Rechte ihrer Bürger gerühmt“.
Man hat den Eindruck, sie würden von Verschiedenem sprechen, und vielleicht tun sie es auch. Dr. Edward Norman, Dekan von Peterhouse, einem der Colleges der Universität Cambridge, sagte: „Solche Vorwürfe [wegen der Menschenrechte] erheben die westlichen Demokratien, wenn sie die autoritären Regime kritisieren ... Die sozialistischen Staaten erwidern bei ihrer Ablehnung des westlichen Liberalismus ebenfalls mit der Sprache der Menschenrechte. Beide reden also von Menschenrechten, aber die Bedeutung des Vokabulars ist je nach Ideologie oder Klasse verschieden.“
Folter und Genozid
Vielleicht schlimmer als die erwähnten sozialen Probleme und ideologischen Unterschiede sind die vielen Fälle, in denen die Regierungen ihre eigenen Bürger bedrücken. Die Zeitschrift Time veröffentlichte vor zwei Jahren einen Bericht von Amnesty International, in dem es hieß, daß in den vergangenen zehn Jahren die Regierungen von 60 Ländern die Folter angewandt hätten. Allein im Jahre 1975 sollen in 40 Ländern Bürger gefoltert worden sein. Außerdem wird mehreren Ländern vorgeworfen, Personen aus politischen Gründen gefangenzuhalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Welt entsetzt, als sie erfuhr, daß in Europa sechs Millionen Juden und Millionen weiterer Menschen ermordet worden waren. Viele sagten: „Das darf sich nicht wiederholen!“ Doch immer wieder erfahren wir, daß in verschiedenen Teilen der Welt Menschen zu Tausenden, ja zu Millionen hingeschlachtet werden. Der Regierung eines kleinen afrikanischen Landes wird vorgeworfen, jeden sechsten Bürger ihres Landes umgebracht zu haben. Auf einer tropischen Insel sollen bei einer Invasion 100 000 Menschen ums Leben gekommen sein. In einem asiatischen Land sind Berichten gemäß aus politischen Gründen mehr als eine Million Menschen ermordet worden.
Wenn man solche Berichte liest, mag man sich fragen: Warum unternimmt man nichts dagegen? Warum wird niemand in diese Länder geschickt, um zu überprüfen, ob diese Berichte stimmen, und um dem Morden ein Ende zu machen? Die Antwort ist in den Worten des englischen Juristen Lord Wilberforce zu finden, der von dem „unlösbaren Dilemma in Verbindung mit den Menschenrechten“ sprach — nämlich, daß einerseits die Menschenrechte seit der Verkündung der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ zu den internationalen Angelegenheiten zählen, daß aber andererseits die Art und Weise, wie ein Staat seine Bürger behandelt, eine ausschließlich innerpolitische Sache ist.
Professor W. J. Stankiewics (University of British Columbia) erklärte die Sache noch ausführlicher: „Selbst wenn man in einem Land der Überzeugung ist, daß in einem anderen Land die Menschenrechte verletzt werden, so verbietet doch das Völkerrecht ein Eingreifen, auch das Eingreifen im Verein mit anderen Staaten. Nach dem Völkerrecht wäre ein Eingreifen, um zu verhindern, daß die Menschenrechte weiterhin verletzt werden, ein Angriff auf dieses Land. Menschenrechte gibt es, und sie werden auch anerkannt, aber es ist kaum möglich, sie zu schützen.“
Wie können die Menschenrechte verwirklicht werden?
Das alles zeigt, wie schwierig die Verwirklichung der Menschenrechte im gegenwärtigen System der Dinge ist. Gibt es eine Möglichkeit, diese Rechte zu verwirklichen? Wenn man den Kampf, den der Mensch bisher um seine Rechte geführt hat, untersucht, zeigt es sich, daß mindestens zweierlei erforderlich wäre:
Erstens müßten die Menschen ein hohes sittliches Niveau haben: Sie dürften nicht nur Wert darauf legen, daß ihre eigenen Rechte gewahrt werden, sondern müßten auch selbstlos die Rechte der anderen achten. Zweitens wäre eine Regierung erforderlich, die über so viel Weisheit verfügte, daß sie die Rechte der verschiedenen Gruppen sorgsam aufeinander abstimmen würde und die Widersprüche zwischen verschiedenen Ideologien in Verbindung mit den Menschenrechten lösen könnte. Die Regierung müßte zudem über so viel Macht verfügen, daß sie soziale Probleme wie Verbrechen und Armut, durch die die Menschen daran gehindert werden, in den Genuß ihrer Rechte zu kommen, lösen könnte. Sie müßte außerdem supranational sein, das heißt Gewalt über die Völker haben, so daß keine irdische Macht die Möglichkeit hätte, Bürger zu ermorden, zu foltern, ungerechterweise einzusperren oder in anderer Weise zu bedrücken.
Im gegenwärtigen System der Dinge gibt es natürlich kein Volk, das so ist, und keine Regierung, die über solche Macht verfügt. Bedeutet das, daß jeder, der die Verwirklichung der Menschenrechte erhofft, unrealistisch ist? Nein; wir können überzeugt sein, daß die Menschenrechte in der ganzen Welt verwirklicht werden — und zwar bald. Es lohnt sich, die im folgenden Artikel unterbreiteten Tatsachen zu prüfen.
[Herausgestellter Text auf Seite 9]
„Kein Land, kein Volk, ja auch kein politisches System hat auf dem Gebiet der Menschenrechte eine weiße Weste.“
[Herausgestellter Text auf Seite 10]
„Was haben Menschen, die arm sind und hungern, von ihrem Recht auf gute Lebensbedingungen und einen angemessenen Lebensstandard?“
[Herausgestellter Text auf Seite 11]
Erstens müßten die Menschen ein hohes sittliches Niveau haben ...
[Herausgestellter Text auf Seite 11]
Zweitens wäre eine Regierung erforderlich, die über so viel Weisheit verfügte, daß sie die Rechte der verschiedenen Gruppen sorgsam aufeinander abstimmen würde.
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Menschenrechte — Werden sie je verwirklicht werden?Erwachet! 1979 | 8. Dezember
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Menschenrechte — Werden sie je verwirklicht werden?
MAN denke einmal kurz über folgende Gebote nach:
„Du sollst nicht morden.“
„Du sollst nicht stehlen.“
„Du sollst nicht falsch zeugen als Zeuge gegen deinen Mitmenschen.“
„Einerlei richterliche Entscheidung sollte für euch gelten. Der als Fremdling Ansässige sollte wirklich so sein wie der Einheimische.“
Diese Gesetze gehören zu einem Recht, das vor rund 3 500 Jahren geschaffen wurde und 1 500 Jahre lang das Leben eines Volkes regelte. Gewiß kannte sich der Schöpfer dieses Rechts auf dem Gebiet der Menschenrechte gut aus. Diese Gebote erinnern uns an einige der in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ verkündeten Grundsätze, zum Beispiel an Artikel 3, in dem es heißt, daß jeder Mensch das Recht „auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“ hat, oder an Artikel 7, wo wir lesen: „Alle Menschen sind vor dem Gesetze gleich.“ Hielt man sich damals an dieses Recht, so waren „Leben, Freiheit und Sicherheit“ des Volkes so ziemlich gewährleistet (2. Mose 20:13, 15, 16; 3. Mose 24:22).
Die erwähnten Gesetze gehören zu dem Recht, das das Volk Israel zur Zeit Mose erhielt. Natürlich besaßen auch andere Völker ein Recht. Aber das Gesetz Mose unterschied sich außer in seinen moralischen Forderungen und Bestimmungen noch in einer anderen Hinsicht ganz gewaltig von all den übrigen Gesetzbüchern: Es war nicht das Werk eines Menschen. Moses zeigte, daß es aus einer übermenschlichen Quelle stammte, als er zu den Israeliten sagte: „Du wirst auf die Stimme Jehovas, deines Gottes, hören, um seine Gebote und seine Satzungen zu halten, die in diesem Buche des Gesetzes geschrieben sind“ (5. Mose 30:10).
Das zeigt, daß es eine höhere Macht gibt, der die Rechte, die heute als „Menschenrechte“ bezeichnet werden, am Herzen liegen. Diese höhere Macht ist niemand anders als der Schöpfer des Menschen, Jehova Gott. Er hat verheißen, daß die Zeit kommen wird, in der alle Rechte des Menschen zum Wohle jedes einzelnen verwirklicht werden. Diese Zeit ist nicht mehr fern.
Der Schöpfer und die Menschenrechte
In der Bibel wird berichtet, wie Gott mit den Menschen gehandelt hat. Allerdings ist der Ausdruck „Menschenrechte“ darin nicht zu finden. Doch die Rechte, die man heute als „Menschenrechte“ bezeichnet, werden in der Heiligen Schrift vielfach erwähnt.
Nach der Erschaffung des ersten Menschenpaares segnete Jehova Gott den Menschen mit „Leben, Freiheit und Sicherheit“. Er erschuf das erste Menschenpaar, Adam und Eva, vollkommen. Das bedeutete, daß sie überhaupt nicht hätten sterben müssen — ein solches Leben kann heute kein Staat seinen Bürgern in Aussicht stellen.
Sie waren auch frei, denn sie besaßen einen
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