Wir beobachten die Welt
Suchtgefahren
◆ Die hamburgische Landesstelle gegen Suchtgefahren veröffentlichte in ihrem Jahresbericht für 1972 alarmierende Zahlen, die anzeigen, daß viele in den Sog der Genußgifte geraten sind. Im Jahre 1950 wurden z. B. in der Bundesrepublik 5,3 Milliarden Mark für Alkohol ausgegeben. Im Jahr 1971 waren es bereits 27,6 Milliarden. Ähnlich sieht das Verhältnis bei den Ausgaben für Tabakwaren aus: Im Jahre 1950 gab man dafür 4,3 Milliarden Mark, 1971 aber 12,8 Milliarden Mark aus. Der Bundesbürger rauchte 1971 im Durchschnitt 2 049 Zigaretten, 1953 waren es 744 Stück. Der durchschnittliche Bierkonsum pro Kopf der Bevölkerung betrug 1950 38,1 Liter jährlich, 1971 aber trank der Bundesbürger im Durchschnitt 144,5 Liter. Die Zahl der Männer und Frauen, die in eine verhängnisvolle Abhängigkeit vom Alkohol geraten sind, steigt steil an. Gemäß dem Hamburger Abendblatt gibt es allein in Hamburg 22 000 Personen, die alkoholsüchtig sind.
Moral und Beichte
◆ Zwei italienische Journalisten veröffentlichten unter dem Titel „Sex in der Beichte“ ein Buch, das die Antworten der Geistlichen enthält, die über voreheliche Beziehungen, das Leben im Konkubinat oder intime Eheangelegenheiten befragt wurden. In insgesamt 632 Beichtstühlen katholischer Kirchen in Italien bekannten sie ihre „Sünden“. Von einem Priester in Meran erhielten sie gemäß ihrer Schilderung auf das Bekenntnis, vorehelichen Geschlechtsverkehr gepflegt zu haben, folgende Antwort: „Ich kann dir keinen Rat geben, aber wenn du denkst, daß es richtig und ehrbar ist, kannst du damit fortfahren. ... Wenn deine Verlobte zustimmt und auch nichts Verkehrtes darin sieht, kann ich dir die Absolution geben.“ Ein anderer Priester bezeichnete zwar voreheliche Geschlechtsbeziehungen als schwere Sünde, empfahl aber: „Wenn man es wirklich nicht mehr aushalten kann, dann gibt es doch Straßenmädchen, nicht wahr?“ Die Autoren dieses Buches täuschten die Bekenntnisse vor, weil sie befürchteten, „die Antworten wären sonst nicht echt gewesen“. Natürlicherweise hat die Veröffentlichung dieser Berichte erhebliche Kritik seitens der Kirche ausgelöst.
Was ist aus der Religion in Rhodesien geworden?
◆ „Früher blühte die Religion in Rhodesien“, berichtet der rhodesische Herald. Was ist daraus geworden? „Viele Afrikaner halten an ihren traditionellen Glaubensanschauungen fest, und weitaus die meisten sind nur dem Namen nach Christen. Die Religion der Europäer steht nur auf dem Papier. Mehr als 80 Prozent der europäischen Bevölkerung werden offiziell als Christen eingestuft, jedoch sind die Europäer unterschiedlich religiös. Weniger als 15 Prozent gehen regelmäßig in die Kirche. ... Das Zusammenschrumpfen der Gemeinden spiegelt sich in der Verminderung der Kirchenneubauten in Salisbury wider — ein weiteres Symptom von Untätigkeit.“ Die Zeitung zitiert den anglikanischen Priester, der die Frage aufwirft: „Wo sind die Heiden? Die meisten behaupten, Christen zu sein.“
Zeugin Jehovas in Spanien freigesprochen
◆ Der spanische Oberste Gerichtshof hat eine von der Regierung verhängte Geldstrafe von 500 Peseten (rund 25 Mark), die über die Zeugin Jehovas Alicia Dorado verhängt worden war, aufgehoben. Sie hatte die weltbekannte Zeitschrift Der Wachtturm, die auch in spanischer Sprache erscheint, an Leute verbreitet, die sich dafür interessierten. Nach Ansicht der spanischen Behörden war das unerlaubte öffentliche Betätigung für Jehovas Zeugen und daher nach dem Gesetz über öffentliche Ordnung strafwürdig. Der Oberste Gerichtshof war aber anderer Ansicht. Nachdem Alicia Dorado Einspruch erhoben hatte, entschied er, daß in diesem Falle das Gesetz über religiöse Freiheit Vorrang habe und die Strafe daher aufzuheben sei.
Ist dies wirklich „Befreiung“?
◆ Hat die gegenwärtige Sexrevolution den Frauen wirklich „Befreiung“ gebracht? Psychotherapeut Catherine Hahner aus New York ist nicht dieser Meinung. „Nun meinen wir nicht nur, daß wir uns nicht mehr davor zurückzuhalten haben, die Männer zu lieben, sondern nun müssen wir sie lieben. Unsere glorreiche Sexrevolution hat aus uns schlimmere Sklaven gemacht, als wir vor hundert Jahren waren. Statt nur von einem Mann sexuell in Besitz genommen zu werden, sind wir nun das sexuelle Eigentum eines jeden Mannes geworden.“
Inflation breitet sich in Europa aus
◆ Die Inflation hat sämtliche Länder der Europäischen Gemeinschaft erfaßt, sie hält unvermindert an. In den größeren Ländern der EG wird gleichermaßen ein rascher Anstieg der Verbraucherpreise registriert: Zwischen Februar 1972 und dem gleichen Monat 1973 betrugen die Erhöhungen in Italien 8,1 %, in Großbritannien 7,9 %, in den Niederlanden 7,2 % und in Dänemark 7,1 %. Belgien verzeichnete 6,9 %, die Bundesrepublik 6,8 % und Frankreich 6,3 %. Ausnahmen bildeten die beiden kleinen EG-Partner Luxemburg und Irland. In Luxemburg betrug die Geldentwertung 5,9 %, hingegen hat Irland mit 10 % die größte Verteuerung zu beklagen. Die Nahrungsmittelpreise steigen in fast allen Ländern stärker als die Lebenshaltungskosten insgesamt.
Gutes Beispiel
◆ Bundesforschungsminister Horst Ehmke will ein gutes Beispiel geben, indem er mit Umweltschutz und Gesundheitsvorsorge im eigenen Haus beginnt. Wie mitgeteilt wurde, wird der Minister mit der alten Gewohnheit brechen und künftig bei Sitzungen in seinem Ministerium Zigarren und Zigaretten „grundsätzlich nicht mehr zur Verfügung stellen. Zur Begründung erklärte Ehmke, es gehe nicht an, Forschungen auf dem Gebiet umweltbelastender Schadstoffe zu fördern und gleichzeitig zum Konsum nachgewiesenermaßen gesundheitsschädlicher Genußgifte zu ermuntern“.
Jeden Tag tausend Selbstmorde
◆ Mindestens 1 000 Menschen pro Tag nehmen sich auf der Welt aus Verzweiflung, Angst oder Scham das Leben. Seit Beginn dieses Jahrhunderts zeige die Zahl der Selbstmorde eine ständig steigende Tendenz, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem in Genf veröffentlichten Bericht unter dem Titel „Der Selbstmord — ein weltweites Problem“. Die jährliche Selbstmordrate wird zur Zeit auf 10 pro 100 000 Menschen geschätzt. In den meisten europäischen Ländern stehe nach Herzkrankheiten, Krebs und Unfällen der Selbstmord als Todesursache vor allem bei Menschen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren.
Was weltweit zutrifft, ist auch in der Bundesrepublik Deutschland zu beobachten. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Selbstmordverhütung, Dr. Felix Böcker aus Erlangen, teilte mit, daß in jedem Jahr rund 100 000 Bundesbürger versuchen, sich das Leben zu nehmen. 13 000 von ihnen gelingt das Vorhaben.
Der Leiter des Selbstmordverhütungszentrums Wien, Prof. Dr. Erwin Ringel, nannte als besonders selbstmordgefährdet alte Menschen, Vereinsamte, politisch, religiös oder rassisch Verfolgte, Flüchtlinge und „Landflüchtlinge“, die in der Stadt nicht Fuß fassen können. Auch nach Autounfällen, an denen sie selbst nicht schuldig waren, könnten Menschen mit der Flucht in den Selbstmord reagieren. Der Grund dafür sei offenbar ein Zusammenbruch ihrer Persönlichkeit. Ringel hob hervor, daß der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky als erster Staatschef der Welt die Senkung der Selbstmordquote als Aufgabe seiner Regierung bezeichnet habe.
Entwicklungsländer im Rüstungswettlauf
◆ Entwicklungsländer, die internationale Hilfe erhalten, geben jetzt für militärische Zwecke rund 25mal mehr aus als noch vor drei Jahren. Das geht aus einer Untersuchung der Vereinten Nationen hervor. Die UN-Studie weist auf den „krassen Gegensatz“ hin, der zwischen der „enormen Vergeudung“ von Mitteln für Rüstungszwecke und den unerledigt gebliebenen Entwicklungsaufgaben besteht.
Rattenplage
◆ Die Rattenplage auf der Erde nimmt weiter zu. Auf einem wissenschaftlichen Kongreß in Budapest teilten die Experten mit, daß es mittlerweile genau ebensoviel Ratten wie Menschen gibt: über drei Milliarden. Die Nagetiere fressen alljährlich 33 Millionen Tonnen Lebensmittel.
Mehr Abtreibungen als Geburten in New York
◆ Im amerikanischen Bundesstaat New York lag die Zahl der Abtreibungen im Jahre 1972 erstmals höher als die der Geburten. Wie das Gesundheitsministerium des Staates bekanntgab, standen 252 278 Geburten 278 000 Schwangerschaftsabbrüche gegenüber. Seit der Liberalisierung der Abtreibungsgesetze in New York im Jahre 1970, durch die es weitgehend in das Ermessen der werdenden Mutter gestellt wurde, ob sie ihr Kind bekommen will oder nicht, war die Zahl der Abtreibungen im Verhältnis zu den Lebendgeburten ständig gestiegen. Viele der Frauen, die im Staate New York die Abtreibung vornehmen ließen, kamen aus anderen Teilen der USA.
Zunahme atomarer Waffen
◆ Die Zahl der strategischen Atomwaffen der USA und der Sowjetunion hat auch seit der Unterzeichnung des ersten Abkommens zur Begrenzung der strategischen Rüstung im Mai 1972 weiter zugenommen. Wie aus einer Studie des Stockholmer „Instituts für Friedensforschung“ hervorgeht, vergrößerten die USA ihr Arsenal an atomaren Gefechtsköpfen von 5 890 auf 7 040 und die UdSSR von 2 170 auf 2 260. Auch die Produktion hochentwickelter Waffen in China, Indien, Südafrika und Brasilien nimmt zu. „Die Militarisierung der Welt schreitet fort“ ist die Schlußfolgerung des Friedensforschungsinstituts. Es warnt vor „unmenschlichen“ Waffen, vor allem vor solchen, die Brände auslösten, wie Napalm- und Brandbomben. Während des gesamten Zweiten Weltkrieges seien 14 000 Tonnen Napalm verbraucht worden, in den Kämpfen in Indochina dagegen 400 000 Tonnen.
Von Schülern bedroht
◆ Lehrkräfte in Los Angeles, die sich von ihren Schülern bedroht fühlen, können in Zukunft mit Spezialfunkgeräten Hilfe herbeirufen. Weil schon so viele Lehrerinnen und Lehrer von ihren Schülern tätlich angegriffen worden sind, hat die städtische Schulbehörde sich entschlossen, eine größere Geldsumme für Taschenfunkgeräte zu bewilligen, die an die Lehrkräfte ausgegeben werden.
Körper zu Versuchszwecken nach dem Tod
◆ Gemäß einer Meinungsumfrage der Wickert-Institute wären zahlreiche Bundesbürger bereit, nach ihrem Tode ihren Körper für medizinische Forschung und Organtransplantationen sowie für Sicherheitsversuche zur Verfügung zu stellen. 40 Prozent der insgesamt 2 067 befragten Personen erklärten sich bereit, nach ihrem Tode Organe zur Transplantation zur Verfügung zu stellen. 34 Prozent würden dem Wunsch der Ärzte entsprechen, nach ihrem Ableben eine Sektion zur Feststellung der Todesursache vornehmen zu lassen. 27 Prozent waren bereit, ihren Leichnam der Anatomie zur Verfügung zu stellen, und 20 Prozent würden ihren Körper nach dem Tod sogar für Zwecke der Sicherheitsforschung, etwa für Aufprallversuche mit Kraftfahrzeugen, freigeben. Insbesondere diese von Wissenschaftlern kürzlich bekanntgegebene Möglichkeit hatte zu Protesten in der Bevölkerung geführt.
Ein Christ, der sich nach biblischen Grundsätzen ausrichtet, wird nicht zulassen, daß nach seinem Tode oder nach dem Tode eines Angehörigen der Leichnam verstümmelt oder mißbraucht wird, da er Achtung vor dem Körper hat, der von Jehova Gott erschaffen wurde. — Ps. 100:3.
Auch die Antarktis ist verschmutzt
◆ Die Antarktis ist nicht mehr ein unberührter Kontinent, auf dem Umweltverschmutzung unbekannt ist. Im Gegenteil: Tierleben und Wasser sind dort von Hunderten von Tonnen Öl bedroht, das seit Jahren in verrostenden Tanks lagert und täglich die Küstenstriche verseuchen kann. Die Tanks gehören nach Aussage des Kapitäns eines britischen Eispatrouillenschiffes zu Walfangstationen, die in den 60er Jahren von ihren sowjetischen, japanischen und skandinavischen Eigentümern verlassen worden sind, nachdem die internationale Walfangkommission die Fangquoten drastisch gekürzt hatte. Da der Abtransport des Öls, das zum Betrieb der Walverarbeitungsfabriken gebraucht wurde, zu kostspielig gewesen wäre, habe man es einfach in den Tanks gelassen, die nun allmählich verrotteten, so daß das Öl unkontrolliert austreten könne.