Was kann man tun, wenn die Arbeitsplätze knapp sind?
MIT weltweit zunehmender Knappheit der Arbeitsplätze fällt es immer schwerer, Arbeit zu finden. In den USA ist die Zahl der Arbeitsplätze allein zwischen Oktober 1974 und April 1975 um 2 400 000 gesunken. Viele Menschen suchen verzweifelt nach einer Beschäftigung.
Typisch dafür ist die Klage eines Vertreters aus Utah (USA): „Ich bin zwölf Jahre Vertreter gewesen ... An fünf verschiedene Arbeitsvermittlungsfirmen habe ich geschrieben, und das Resultat ist gleich Null. Ich habe jeden Tag in der Zeitung gesucht. Der Stellenanzeigenteil ist innerhalb von sechs Monaten von ungefähr sechs Seiten auf vielleicht eine halbe Seite geschrumpft.“
Als die offizielle Statistik der USA im Februar keinen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit aufwies, dachten viele, die Lage habe sich stabilisiert. Dagegen hieß es in einem Leitartikel der New York Times, betitelt „Arbeitsplätze schwinden dahin“:
„Mehrere Gründe haben dazu geführt, daß die wahre Lage in der Statistik verschleiert wurde. Dazu gehört vor allem die Verminderung der Zahl der Erwerbspersonen um 580 000. Bei den meisten lag der Grund für diesen Rückzug aus dem Berufsleben in ihrer Entmutigung, bedingt durch die Arbeitslosigkeit ..., sie haben die Hoffnung aufgegeben, eine neue Arbeit zu finden“ (8. März 1975).
Bestehen für die Millionen Arbeitslosen wirklich keine Aussichten mehr, eine Anstellung zu finden?
Die innere Einstellung ist wichtig
Die Lage ist nicht unbedingt so schlimm, wie sie in manchen Berichten geschildert wird. Wer eine Anstellung sucht, muß vielleicht seine innere Einstellung zur Arbeit ändern. Ein Beispiel soll dies veranschaulichen:
Auf einem überfüllten Arbeitsamt in Los Angeles (Kalifornien, USA) hingen Listen mit Hunderten von offenen Stellen am Bekanntmachungsbrett; doch sie wurden kaum von jemandem beachtet. Eine Frau, die arbeitslos war, antwortete auf die Frage, weshalb sie sich nicht um eine Sekretärinnenstelle bewerbe: „Warum soll ich eine Arbeit annehmen, die mich nicht interessiert?“
Natürlich ist es nicht verkehrt, sich eine Arbeit zu suchen, für die man sich interessiert. Wenn man eine solche Arbeit aber nicht finden kann, ist die Lage deswegen nicht unbedingt aussichtslos. Meistens kann man andere Arbeit finden, die man auch verrichten kann. Vielleicht ist lediglich eine Anpassung im Denken nötig. Die Erfahrung eines Funktechnikers aus Cleveland (Ohio, USA) zeigt, welch gute Auswirkungen es haben kann, wenn man eine andere Arbeit annimmt.
Dieser Mann war 24 Jahre bei einem Rundfunksender an seinem Wohnort beschäftigt und war zur Zeit seiner Entlassung stellvertretender Aufnahmeleiter. Er versuchte wochenlang, eine ähnliche Stellung zu erhalten, doch vergebens. Schließlich mußte er sich eingestehen, daß er in der untersten Gehaltsstufe anfangen müßte, wenn er überhaupt eine Technikerstellung finden würde; außerdem würde er zu den Beschäftigten gehören, die als erste wieder entlassen würden. Deshalb schaute er sich woanders nach Arbeit um.
Ein Bekannter bot ihm eine Tätigkeit als Maler und Dekorateur an, die er akzeptierte. Zwar muß er bei dieser Arbeit alle seine Unkosten selbst tragen, seine Sozialversicherungsbeiträge selbst entrichten, auf Bezahlung während des Urlaubs verzichten usw., doch er fühlt sich dafür reichlich entschädigt. Er kann jetzt seinen eigenen Zeitplan aufstellen und hat mehr Zeit für andere Pflichten, die in seinem Leben eine wichtige Rolle spielen. Außerdem fühlt er sich gesundheitlich besser, da er bei seiner neuen Tätigkeit mehr Bewegung hat.
Welchen Rat gibt er denen, die arbeitslos sind? Nicht davor zurückzuschrecken, eine andere Arbeit anzunehmen, selbst wenn sie in den Augen mancher als niedrig angesehen wird.
Viele verachten eine Arbeit, bei der man sich die Hände schmutzig macht und besondere Arbeitskleidung tragen muß. Ein Jugendlicher aus Boise (Idaho, USA) wies darauf hin, weshalb einige Arbeitsplätze unbesetzt bleiben: „Die Leute wollen sie einfach nicht. Das ist meistens harte körperliche Arbeit.“ Wer sich aber an körperliche Arbeit gewöhnt hat, ist oft auch gesünder.
Mancher wird durch falschen Stolz veranlaßt, bestimmte Tätigkeiten als unter seiner Würde stehend anzusehen. Als man zum Beispiel einem arbeitslosen Filmregisseur eine gutbezahlte Stellung als Chauffeur anbot, lehnte er auf Drängen seiner Frau ab. Was bringt es aber ein, wenn man sich durch Stolz davon abhalten läßt, durchaus berechtigte Dienstleistungen anzubieten, die anderen zugute kommen? Besonders wenn die Arbeitsplätze knapp sind, tut man gut daran, zu untersuchen, welche Dienste man anbieten kann, die andere brauchen und wofür sie bezahlen.
Seine Dienste anbieten
In letzter Zeit gab es erhöhte Arbeitslosigkeit in Teilen des US-Staates Oregon. Besonders betroffen war die Holzwirtschaft. Ein arbeitsloser Holzfäller aus der Gegend von Portland besann sich auf seine musikalischen Fähigkeiten. Er gibt Musikunterricht und verdient dadurch genug Geld, um seine Familie zu ernähren, bis sich die Lage in der Holzindustrie bessert.
Um Arbeit zu finden, kommt es darauf an, die Bedürfnisse der Menschen in der Umgebung zu berücksichtigen und etwas Initiative aufzubringen. Ein Mann aus dem Wüstengebiet Südkaliforniens, der monatelang Arbeit gesucht hatte, löste sein Problem auf besondere Weise. Wegen der Wüstenhitze verfügen viele Häuser über eine automatische Feuerlöschanlage. Er ging daher von Haus zu Haus und bot sich an, die Wasserleitungen und Sprengdüsen zu reinigen und die Anlage neu einzustellen. Jetzt hat er eine lange Kundenliste und verdient genügend Geld.
In derselben Gegend von Kalifornien wohnt ein Mann, der aus Gesundheitsgründen seine Arbeit in Übersee aufgeben mußte. Nachdem er monatelang erfolglos einen Arbeitsplatz gesucht hatte, kaufte er sich ein kleines tragbares Dampfstrahlreinigungsgerät. Er sprach bei Tankstellen vor und bot sich an, die Toiletten mit diesem Gerät zu reinigen, zu desinfizieren und zu parfümieren. Er ist vollauf beschäftigt und kann seine Arbeitszeit selbst bestimmen.
Vielleicht kannst auch du mit irgendeiner Art von Reinigungsarbeit genug Geld verdienen, wenn du zur Zeit ohne Arbeit bist. Eine Frau vervielfältigte Handzettel, auf denen sie einen neuartigen Reinigungsdienst anbot. Sie wollte zu einem Festpreis in Wohnungen Staub wischen, schrubben und Staub saugen, so daß sie wie neu aussähen.
Die Frau sagte: „Ich war überrascht, daß die meisten Leute ihre Wohnung schon saubergemacht hatten, bevor ich kam, weil sie besorgt waren, was wir von ihnen denken würden. Meistens habe ich für jede Wohnung nur eine Stunde gebraucht.“ Sie verdiente doppelt soviel, wie sie brauchte. Für die Reinigung einer Wohnung haben sich Festpreise gewöhnlich besser bewährt als Bezahlung nach Arbeitsstunden.
Oder vielleicht kannst du auch in der Gebäude- und Fensterreinigung tätig werden. Am besten ist es, mit kleineren Aufträgen zu beginnen, wie mit Praxisräumen von Zahnärzten, Ärzten und Rechtsanwälten, Geschäftsräumen von Kreditbüros, kleinen Banken, Frisören, Imbißstuben und Ausstellungsräumen von Autohändlern. Dazu braucht man einen Staubsauger mit Aufsatz zur Teppichreinigung, einen Schaumstoffwischer, einen Eimer, Putztücher, Schwämme, einen Fensterscheibenabzieher, Poliertücher, Fensterleder sowie Reinigungsmittel und Bohnerwachs. Die Auslagen dafür sind nicht sehr hoch, doch die Bezahlung für die Arbeit muß auch die Anschaffung und Pflege der Geräte decken.
Sich gegenseitig helfen
Wenn Arbeitsplätze knapp sind, können Christen Liebe zeigen, indem sie einander helfen, Arbeit zu finden. Ein Zeuge Jehovas aus Banning (Kalifornien) schreibt: „Glaubensbrüder, die sich in der Gebäudereinigung auskennen, standen mir bei, das Nötige zu lernen. Einer nahm mich in mehrere Geschäfte mit, um mir zu zeigen, wie man den Preis für die Reinigung und das Bohnern eines Bodens kalkuliert. Ein anderer lieh mir die Ausrüstung, die er gerade nicht brauchte, bis ich meine eigene kaufen konnte. Noch ein anderer zeigte mir, wie man Fenster mit einem Abzieher saubermacht.“
Einige Zeugen Jehovas leiten auch Aufträge an Glaubensbrüder weiter, die arbeitslos sind. Zum Beispiel nahm ein Zeuge Jehovas, der eine Gärtnerei besitzt, zusätzliche Aufträge an, die er normalerweise nicht verkraften könnte. Dann schloß er darüber einen Nebenvertrag ab und vermittelte so seinen Glaubensbrüdern Arbeit.
Es ist ein Zeichen von Liebe, wenn man darüber nachdenkt, ob man jemandem, der arbeitslos ist, eine Beschäftigung verschaffen kann. Die Verwandte eines Zeugen Jehovas in New York erlitt einen Schlaganfall, und er brauchte jemand, der nachts bei ihr blieb. Statt eine Krankenbetreuerin zu beauftragen, was er anfangs erwogen hatte, rief er einen Ältesten des Ortes an, in dem seine Schwiegermutter wohnte, und fragte: „Braucht in eurer Versammlung jemand Arbeit?“ Es war wirklich eine Zeugin Jehovas da, die Arbeit suchte. Sie war nicht nur dankbar für die Beschäftigung, sondern betreute die Kranke auch auf so liebevolle Weise, wie man es von jemand, der lediglich seiner Arbeit nachgeht, aber keine christliche Liebe hat, nicht hätte erwarten können.
Es gibt auch noch eine andere Art des Beistandes. Ein Ältester aus Oregon schreibt: „Die Brüder helfen denen, die in Not sind, aus, indem sie ihnen Lebensmittel, Benzin und andere Dinge geben, damit sie weiterexistieren können.“ Es ist herzerfreuend, solch liebevolle gegenseitige Hilfe zu beobachten.
Änderungen vornehmen, sich selbst prüfen
Falls du zu den Millionen Arbeitslosen gehörst, nimm Änderungen in deinem Leben vor. Verrichte zum Beispiel Arbeiten selbst, die du sonst, als du eine Stellung hattest, anderen übertragen hast, wie zum Beispiel Autoreparaturen und Reparaturen am Haus. Verringere deine Ausgaben unverzüglich. Rechne nicht damit, bald wieder eine feste Anstellung zu haben.
Selbst wenn du nicht arbeitslos bist, stelle dir folgende Fragen: Könnte ich meine Schulden bezahlen, wenn ich nächste Woche ohne Arbeit wäre? Falls nicht, so beginne unverzüglich, deine Schulden zu verringern. Verzichte auf so viel wie möglich, um deine Schulden abzuzahlen, solange du noch ein Einkommen hast.
Überdenke deine Einstellung zur Arbeit. Frage dich: Gehe ich mit Begeisterung an das Werk, und bin ich gewissenhaft? Leiste ich gute Arbeit? Erscheine ich pünktlich? Verschwende ich keine Zeit? Wenn du dich bemühst, gute Arbeit zu leisten, wirst du vielleicht nicht entlassen. Doch selbst wenn du arbeitslos wirst, helfen dir diese guten Eigenschaften, eine andere Beschäftigung zu finden.
[Übersicht auf Seite 5]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
WIE EINIGE ARBEITNEHMER DAS PROBLEM DES BERUFSWECHSELS LÖSTEN
Vorherige Tätigkeit Neue Beschäftigung
Leitender Bankangestellter Gemüsehändler
Elektronikingenieur Gebäudereiniger
Brückenbauingenieur Gebäudeanstreicher
Fabrikarbeiter Rundfunk- und Fernsehtechniker
Journalist Grundstücksverwalter
Anzeigenvertreter Schulbusfahrer
Kernphysiker Schulberater
Lehrer Fahrradreparateur
[Übersicht auf Seite 3]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
ARBEITSLOSE IN DEN USA
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PROZENT ARBEITSLOSE