Wir beobachten die Welt
Umweltverschmutzung durch Hunde
◆ Alan Beck, Leiter der Veterinärbehörde von New York, hat jetzt das Heer von Hunden in der Stadt New York als eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bezeichnet und darauf hingewiesen, daß die rund 500 000 registrierten Hunde pro Tag 198 Tonnen Exkremente auf den Straßen zurücklassen. Dies habe zwangsläufig ernste Ansteckungsgefahren zur Folge. Beck fordert eine „humane, aber energische Lösung durch eine strengere Kontrolle der Zahl der Hunde, ihrer Bewegungsfreiheit und der Umweltverschmutzung, für die sie verantwortlich sind“. Nach seiner Meinung gibt es zur Zeit schätzungsweise 33 Millionen Hunde in den Vereinigten Staaten. Das bedeutet, daß auf sechs Einwohner ein Hund kommt.
EKD-Debatte über Auftrag der Kirche
◆ In Freiburg standen sich kürzlich auf der fünften Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland zwei Diskussionsgruppen gegenüber und überlegten, welchen Auftrag die EKD gegenwärtig habe und welche Erwartungen ihre Kirchenglieder an sie stellten. Während die eine Gruppe mehr gesellschaftliches Engagement der Kirche (d. h. Stellungnahme zu tagespolitischen Fragen) verlangte, forderte die andere Gruppe eine Verstärkung des geistlichen Lebens der Kirche. Grundlage der Diskussionsbeiträge waren je ein Bericht des Rates der EKD und einer Gruppe Synodaler zu dem Thema „Kirche zwischen Auftrag und Erwartungen“. Beide Papiere stießen aber auf erhebliche Kritik. Viele Synodale hielten sie für zu realitätsfern, für unverständlich und für zu kompliziert. Der Hamburger Bischof Wölber betonte in diesem Zusammenhang, daß der Fortschritt des „emanzipatorischen Prozesses“ das Ende der überlieferten Kirche bedeuten könne. Schließlich warnte der ehemalige Entwicklungshilfeminister Eppler die Synode, als er davon sprach, zwischen politischem Engagement und mehr Geistigkeit der Kirche zu trennen.
„Die Evangelisierung“ aus der Sicht des Papstes
◆ In dem 130 Seiten langen Schreiben „Evangelii Nuntiandi über die Evangelisierung“ hat Papst Paul VI. die wichtigsten Anregungen der vorjährigen römischen Bischofssynode verkündet. Demnach habe die katholische Kirche „die Pflicht, die Befreiung von Millionen menschlicher Wesen zu verkünden“: von Hunger, chronischen Krankheiten, Analphabetismus, Armut, Ungerechtigkeiten in den internationalen Beziehungen und im Handel und Situationen eines wirtschaftlichen und kulturellen Neokolonialismus. Die Kirche müsse darauf bedacht sein, „ihren missionarischen Elan lebendig zu erhalten“. Die „Basisgemeinschaften“ in der Kirche bejaht Papst Paul, sofern sie nicht „in einem Geist scharfer Kritik an der Kirche“ arbeiten und der Ideologisierung verfallen.
Hoffnung auf die dritte Welt
◆ „Nein ..., von all der optimistischen Schau, wie sie nach dem Konzil in der Kirche und auch in der Welt herrschte, ist heute nicht mehr die Spur.“ Das sagte Pater Mario von Galli zu Prälat Dr. Carl Klinkhammer, der sein 500. und zugleich letztes Düsseldorfer „Mittwochgespräch“ leitete. Nach einem Bericht in der Rheinischen Post benutzte Galli die Gelegenheit, „seinem Publikum aufs gründlichste die Leviten“ zu lesen. Sein Thema lautete: „Kirche vor dem Ende? — Schicksal der Kirche“. Als Beobachter und intimer Kenner des Zweiten Vatikanums und der römischen Bischofssynoden ging er davon aus — und er belegte seine Behauptungen auch entsprechend —, daß die europäischen Katholiken „müde gewordene Christen in einer müde gewordenen Kirche“ seien. Er warf die Frage auf: „Kirche Europas vor dem Ende?“ und beantwortete sie selbst mit Ja. Aber das bedeute nicht ein Ende der Kirche überhaupt. Auf der jüngsten Bischofssynode in Rom habe er erkannt, daß die schöpferischen Kräfte aus Südamerika, Afrika und Indien kämen. Er habe auch gesehen, daß der Papst den Bischöfen und Kardinälen aus jenen Ländern weit mehr Aufmerksamkeit gezeigt, Beifall gezollt und Herzlichkeit geschenkt habe als denen aus Europa. Diese Vertreter der Kirche in der dritten Welt seien wie die Heiligen Drei Könige mit „ihren Gaben“ gekommen. Den Theologen warf er vor, das Bild Gottes entstellt und den Menschen einen furchteinflößenden Gott gepredigt zu haben. „Die Angst sollte die Menschen zu Gott führen. Wie töricht! Denn Gott wollte die Freiheit des Menschen ..., nicht daß sie genötigt, seelisch beängstigt, aus Angst zu ihm ja sagen. Die Ereignisse der heutigen Zeit erzwingen geradezu die Predigt von der Freude.“
US-Forscher befürchten Atomkrieg noch vor dem Jahr 2000
◆ In der Novemberausgabe des Magazins Harvard vertraten Wissenschaftler die Ansicht, daß es noch vor dem Jahr 2000 zu einem Atomkrieg kommen werde, wenn nicht alle Länder in der Welt auf ihre nationale Souveränität verzichten und eine universelle autoritäre Regierung akzeptieren würden. Nach ihrer Ansicht werde ein Konflikt mit nuklearen Waffen jedoch nicht zwischen den Supermächten ausbrechen; die Gefahr gehe vielmehr von Staaten wie Israel, den arabischen Ländern, Indien, Pakistan und einigen afrikanischen Ländern aus. Professor Thomas Schelling warnte besonders vor der wachsenden Verbreitung kleiner Atomwaffen, da seiner Meinung nach noch vor der Jahrtausendwende eine Atombombe gebaut werden könne, die von einem einzigen Mann auf dem Rücken getragen und durch die eine größere Stadt zerstört werden könnte. Das Magazin weist darauf hin, daß bis zum Jahre 1999 in der Welt etwa 1 000 große Kernkraftwerke in Betrieb seien, die so viel radioaktive Abfälle produzieren würden, daß pro Woche eine Atombombe gebaut werden könne. Um dieser bedrohlichen Entwicklung entgegenzuwirken, sei neben der Aufgabe der nationalen Souveränität eine radikale Änderung des Lebensstils der Menschheit erforderlich. Dazu gehöre ein Verzicht auf wesentliche demokratische Werte zugunsten einer Weltregierung.
Fragen über Fragen
◆ Die Fünfte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Nairobi wurde, wie die Schwäbische Zeitung schreibt, zu einem Vulkan mit vielen kleinen Kratern. Viele der Delegierten hätten sich gefragt, wie lange sich die politischen Gegensätze zwischen West und Ost, zwischen Kapitalismus und Sozialismus, zwischen demokratischem und militantem Staatsverständnis noch mit Appellen an die gemeinsame Verantwortung für die immer ärmer werdende Erde beschwichtigen ließen; wann die theologische Auseinandersetzung zwischen den orthodoxen Richtungen und dem praktischen Christentum zum Bruch führen würde; ob es gelingen würde, gutnachbarliche Beziehungen zwischen den missionarisch aktiven und den evangelistisch ausgerichteten Kirchen zu schaffen, und wann der Vulkan „Ökumene“ ausbrechen werde. Die Fragen sind gestellt. Die Antworten hat aber auch Nairobi nicht gebracht. Statt dessen sind die Delegierten mit düsteren Visionen von einer auf „Selbstzerstörung“ zusteuernden technisierten Menschheit auseinandergegangen.
Schon zur Halbzeit der Kirchenkonferenz gab der frühere Generalsekretär und jetzige Ehrenpräsident des ökumenischen Rates, Visser ’t Hooft, den skeptischen Kommentar: „Wir können froh sein wenn angesichts einer so zerfallenen und desperaten Welt, wie wir sie hier erleben, für diesen ökumenischen Rat wenigstens ein kleines bißchen herauskommt.“ In einem Hauptreferat verglich der führende australische Biologe Prof. Birch unsere unruhige Welt mit dem im Jahre 1912 untergegangenen Ozeanriesen Titanic. Auch heute „tanzt die politische und wirtschaftliche Führung noch an Deck“, wo doch die Gefahr des Aussterbens der Menschheit gegeben sei. Birch nannte die heutige Welt „eine Titanic auf Kollisionskurs“.
Zum Abschluß der Konferenz sagte der Tübinger Theologe Jürgen Moltmann: „Die Konferenz war infolge der Fehlorganisation der geistigen Arbeit zur Erfolglosigkeit verurteilt. Wo überhaupt etwas zustande gekommen ist, geschah es gegen die Konferenzleitung.“
„So bleibt zum Schluß das Gefühl“, heißt es in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zu diesem Thema, „daß kaum eine der wichtigen Fragen in Angriff genommen wurde, um die Einheit nicht zu gefährden. Früher war das Zeichen der Ökumene ein kreuztragendes Schiff auf hohen Wellen. In Nairobi hing ein neues Symbol: ein Baum, dessen Wurzeln nach dem Erdreich suchen.“
„Belastungsgrenze erreicht“
◆ Der Rhein ist nicht nur eine bedeutende Wasserstraße, sondern versorgt auch mehrere Millionen Menschen mit Trinkwasser. Wie B. Weimann, Generaldirektor der Gelsenwasser AG und Vorstandsmitglied der 25 Rheinwasserwerke zwischen Mannheim und Wesel umfassenden Arbeitsgemeinschaft, mitteilte, werden täglich 60 000 Tonnen Salz in das zum Teil für Trinkwasser bestimmte Rheinwasser geleitet. Das entspreche 50 mit Salz beladenen Güterzügen. Damit sei aber auch die oberste Belastungsgrenze erreicht. Zu den vorliegenden Anträgen von Anliegerfirmen auf Einleitung weiterer Salzmengen in den Rhein sagte Weimann, es gehe jetzt nicht darum, den Rhein noch mehr zu belasten, sondern darum, „daß es am Rhein besser wird“.
Bundesregierung hält nichts von Kriegsspielzeug
◆ Aus erzieherischen Gründen vertritt die Bundesregierung die Auffassung, daß Kriegsspielzeug nichts für Kinder ist. Staatssekretär Wolters vom Bundesministerium für Familie und Jugend kündigte in der Fragestunde des Bundestages eine Prüfung an, ob von der Regierung Untersuchungen über eine schädliche Wirkung dieses Spielzeugs angestellt werden sollten.
Zwölfjähriger bezahlte 3 000 Mark Schweigegeld
◆ Mit jugendlichen Erpressern hatte sich kürzlich die Kripo in Schorndorf zu befassen. Das Opfer war ein zwölfjähriges Kind, das seit August acht Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren insgesamt 3 000 Mark Schweigegeld bezahlen mußte. Der zwölfjährige Junge hatte öfter, wenn er Geld brauchte, in die Kasse seines Vaters gegriffen, was zwei 15jährigen bekannt war. Diese nun drohten, wenn sie Geld brauchten, die Diebstähle dem Vater mitzuteilen. Um das zu verhindern, gab der erpreßte Junge den beiden laufend Geld. Im Laufe der Zeit erfuhren noch andere von diesem Diebstahl und erpreßten ebenfalls den Zwölfjährigen, bis dieser schließlich acht Jungen mit Schweigegeld versorgen mußte. Dadurch erleichterte er die Kasse seines Vaters in rund vier Monaten um ungefähr 3 000 Mark.
Auch Blasenkrebs eine Raucherkrankheit
◆ Wer als starker Raucher mit 60 Jahren weder an Lungenkrebs noch an Gefäßstörungen leidet, muß mit einer Erkrankung an Blasenkrebs rechnen. Das Risiko für einen Raucher, einen Blasentumor zu bekommen, ist nach einer von der österreichischen Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter der Presse vorgestellten Untersuchung fast doppelt so hoch wie für Nichtraucher. Michael und Manfred Kunze, die Autoren des Berichtes, stellten fest, daß von den untersuchten Tumorpatienten 88 Prozent Raucher sind oder waren. Während andere typische Raucherkrankheiten, wie Herzinfarkt, Lungenkrebs, Bronchialkatarrh und Raucherbein, meist schon vor dem Pensionsalter auftreten würden, erhöhe sich das Risiko einer Erkrankung an Blasenkrebs ab dem 60. Lebensjahr. Erschwerend für die Heilung sei der Umstand, daß eine Früherkennung kaum möglich sei.
50 000 Pflanzenarten von der Ausrottung bedroht
◆ Hamburger Biologen fürchten daß in den nächsten 25 Jahren insgesamt 50 000 verschiedene Pflanzenarten — das ist ein Viertel der gesamten Flora der Erde — ausgerottet oder aufs höchste bedroht sein werden. Nach einer Mitteilung der Hamburger Universität ist eine der Ursachen, daß täglich 5 000 Hektar der tropischen Regenwälder abgeholzt werden, zum Teil nur, um Brennstoff zu gewinnen. Das Tempo der Zerstörung, so betonten die Wissenschaftler, nehme ständig zu.
Sterbendes Mittelmeer
◆ Jetzt hat auch der französische Unterwasserforscher Jacques Cousteau seine warnende Stimme erhoben und keinen Zweifel darüber gelassen, daß das Mittelmeer — ein von den Ozeanen weitgehend abgeschlossenes Binnenmeer — biologisch sterben müßte, sollte die Verschmutzung weiter anhalten. Nach Angaben des Ozeanographen hat die „Vitalität“ des Mittelmeeres in den letzten Jahren um 40 bis 50 Prozent abgenommen. „Das Tempo des Rückganges ist erschreckend“, meinte Cousteau, der darauf hinwies, daß es in den meisten Küstengegenden des Mittelmeeres keine Fische mehr gebe. Wörtlich sagte er: „Die Wasserverschmutzung des Meeres ist sichtbar und meßbar: Eine Unterwasseraufnahme der Küste von Monaco zeigte 1957 noch einen Reichtum von Wasserpflanzen, Algen, Fischen, Muscheln, wirbellosen Tieren und Quallen. Seit 1967, also 10 Jahre später, ist die standortgebundene Fauna verschwunden — mit Ausnahme einer besonders zähen Algenart.“