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200 Jahre UnabhängigkeitErwachet! 1976 | 8. November
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200 Jahre Unabhängigkeit
AM 4. Juli 1776 wurden die Vereinigten Staaten von Amerika „geboren“. An diesem Tag verkündeten die dreizehn Kolonien in Nordamerika ihre Unabhängigkeit von England.
Am 4. Juli 1976 jährte sich dieses Ereignis zum zweihundertsten Mal. In zweihundert Jahren haben sich die Vereinigten Staaten zu dem viertgrößten Land der Welt entwickelt, sowohl in bezug auf die Bevölkerung als auch die Bodenfläche. Die USA haben jetzt rund 215 Millionen Einwohner.
Aber im Vergleich zu anderen Staaten sind die USA verhältnismäßig jung. Die erste europäische Siedlung, die bestehenblieb, wurde von den Engländern im Jahre 1607 in Jamestown (Virginia) gegründet. Zu Anfang kam die Mehrzahl der Kolonisten nach Amerika, um vor religiöser und politischer Verfolgung sicher zu sein oder um ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern.
Beginn der Revolution
Im Jahre 1776 zählte die Gesamtbevölkerung der dreizehn Kolonien 2 600 000. Aber lange vor jenem Jahr war es zwischen den Kolonien und der englischen Krone, König Georg III., zu Schwierigkeiten gekommen. Die meisten Kolonisten forderten größere politische und wirtschaftliche Freiheit. Als sie nicht gewährt wurde, empörten sie sich und beriefen einen Kontinentalkongreß ein.
Im Mai 1775 kam es zu der ersten erfolgreichen Angriffshandlung durch die amerikanischen Aufständischen. Ethan Allen und seine „Green Mountain Boys“, eine Abteilung Vermonter, griffen die von den Engländern gehaltene Festung Ticonderoga (New York) an. Oberst Allen zwang die Engländer „im Namen des großen Jehova und des Kontinentalkongresses“ zur Übergabe.
Im darauffolgenden Jahr tagte der Kongreß in der „Independence Hall“ in Philadelphia und nahm dort — am 4. Juli 1776 — die Unabhängigkeitserklärung an.
Die erstrebten Freiheiten
In der Unabhängigkeitserklärung wurden die erstrebten Freiheiten verkündet. Unter anderem wurde in diesem Dokument hoher Ideale und edler Ziele festgestellt: „Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: daß alle Menschen gleich geschaffen sind; daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen, unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; daß dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; daß zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten; daß, wann immer irgendeine Regierungsform sich als diesen Zielen abträglich erweist, es Recht des Volkes ist, sie zu ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen.“
Der Unabhängigkeitserklärung waren auch Proteste gegen die englische Krone beigefügt. So hieß es darin: „Er [der König] hat es abgelehnt, andere Gesetze zugunsten großer Bevölkerungskreise zu verabschieden, wenn diese Menschen nicht auf das Recht der Vertretung in der Legislative verzichten wollten, ein für sie unschätzbar wichtiges Recht ... Er hat die Rechtsprechung hintertrieben ... er hat ... einer vorgeblichen Rechtsprechung seine Billigung erteilt: ... um uns in vielen Fällen des Rechtes auf ein ordentliches Verfahren vor einem Geschworenengericht zu berauben ... Er hat unsere Meere geplündert, unsere Küsten verheert, unsere Städte niedergebrannt und unsere Mitbürger getötet ... Er hat unsere ... gefangengenommenen Mitbürger gezwungen, die Waffen gegen ihr Land zu erheben ...“
Im Jahre 1783, nach acht bitteren Kriegsjahren, kam endlich ein Frieden zustande. Alle englischen Truppen wurden abgezogen. Die Vereinigten Staaten waren jetzt ihr eigener Herr und Meister.
Wie ist es diesem Land seither ergangen? Was haben die zweihundert Jahre, in denen dieses Land ein souveräner Staat gewesen ist, der Bevölkerung beschert? Sieht seine Zukunft rosig aus? Was werden die nächsten hundert Jahre bringen?
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Ist die Freiheit erhalten geblieben?Erwachet! 1976 | 8. November
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Ist die Freiheit erhalten geblieben?
ALS im Jahre 1776 die Unabhängigkeit der dreizehn Kolonien verkündet wurde, begann ein ungewöhnliches, großangelegtes Experiment mit einer neuen Staatsform — der modernen Demokratie. Damals wurden die meisten Völker von einem König regiert oder hatten eine andere autoritäre Staatsform.
Aber die Vereinigten Staaten standen auf dem Standpunkt, daß nur „Regierungen ..., die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten“, die erstrebten Freiheitsrechte schützen können. Zu diesen Freiheitsrechten zählten die Rede-, Glaubens-, Presse- und Versammlungsfreiheit.
Diese Freiheiten galten als „unveräußerliche Rechte“ und wurden in der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, die 1787 verkündet wurde, verankert.
Was zeigt die Geschichte?
Erst die Praxis ließ erkennen, wie ernst diese Ideale gemeint waren. Edle Worte niederzuschreiben ist nicht schwer, danach zu handeln aber sehr.
Die diesbezügliche Geschichte ist recht widerspruchsvoll. Vielfach sind die verkündeten Freiheitsrechte ganz gut geschützt worden. Aber man hat sie oft auch in haarsträubender Weise mißbraucht und mißachtet.
Positiv zu werten ist die Tatsache, daß die der Rede-, Glaubens-, Presse- und Versammlungsfreiheit zugrundeliegenden Ideale im großen und ganzen respektiert worden sind. Allerdings war es gelegentlich erforderlich, einen harten Rechtskampf zu führen, um in den Genuß der in der Verfassung verankerten Freiheit zu kommen.
Ein Kampf
Religiöse Minderheiten, die ihr Recht auf Glaubensfreiheit beanspruchten, sind zeitweise unterdrückt worden. So wurden Ende der 1930er und Anfang der 1940er Jahre Jehovas Zeugen in den USA heftig verfolgt. Nicht nur durch Pöbelaktionen, sondern auch durch gewisse voreingenommene Beamte wurden sie um ihre in der Verfassung verankerten Rechte gebracht.
Das hatte zur Folge, daß Jehovas Zeugen in vielen Fällen bis vor das Oberste Bundesgericht gehen mußten. Glücklicherweise wurden die Kräfte, die die Glaubensfreiheit unterdrücken wollten, durch die Entscheide, die dieses hohe Gericht fällte, immer mehr zurückgedrängt. Die Glaubensfreiheit blieb bestehen.
Diese Freiheit ist für das weltweite Predigtwerk der Zeugen Jehovas, deren Hauptsitz in den Vereinigten Staaten ist, von großem Nutzen. Und zweifellos sind die Grundrechte der Glaubens-, Versammlungs-, Rede- und Pressefreiheit, die von der Verfassung gewährleistet werden, für alle Religionsgemeinschaften des Landes von Wichtigkeit gewesen.
Es gibt viele Länder, in denen eine ganz andere Situation bestand oder noch besteht. Ein Beispiel ist Hitler-Deutschland, wo dieses Predigtwerk vollkommen unterdrückt wurde. Auch in kommunistischen Ländern kann dieses Werk nicht öffentlich getan werden. In einer Anzahl anderer Diktaturstaaten, in denen keine Glaubensfreiheit besteht, verhält es sich ähnlich.
Um die Grundrechte zu erlangen oder zu erhalten, sind viele harte Kämpfe geführt worden. Bis jetzt bestehen sie in den Vereinigten Staaten noch.
Besser als Unfreiheit
Es ist besser, den Mißbrauch der Freiheit zu dulden, als gar keine Freiheit zu besitzen. Ein Beispiel ist die Zweihundertjahrfeier selbst. Viele Veranstaltungen in Verbindung mit dieser Feier sind recht würdig verlaufen, andererseits aber ist die Feier auch zu selbstsüchtigen Zwecken ausgenutzt worden.
In der Zeitschrift U.S. News & World Report konnte man lesen: „Wenn nicht jeder achtsam ist, mag dieses Jahr als die Zweihundertjahrfeier des amerikanischen Geschäftsgeistes in die Geschichte eingehen. Die Vermarktung von zweihundert Jahren Geschichte beginnt allmählich absurde Ausmaße anzunehmen.“
Die erwähnte Zeitschrift berichtete, daß aus Anlaß der Zweihundertjahrfeier besondere „T-Shirts, Weinkühler, Nachbildungen des Stuhls von John Hancocka und von George Washingtons Pistole, Holzstückchen von Balken der ursprünglichen ,Independence Hall‘, Kugelschreiber, rot-weiß-blaue Abortbrillen und Müllbeutel mit einer Freiheitsglocke darauf zum Verkauf angeboten werden“.
Auch in der Zeitschrift The Wall Street Journal hieß es: „Leider hat die Zweihundertjahrfeier ein überreiches Angebot an ... Auswüchsen des Geschäftsgeistes, mit patriotischen Farben geschmückt, hervorgebracht.“
Aus Anlaß der Zweihundertjahrfeier strömen auch viele Touristen zu den historischen Stätten. Dabei ist es vorgekommen, daß sie die Rechte der Leute, die dort wohnen, gröblich verletzt haben. Zum Beispiel sind Touristen, die in einem Viertel von Philadelphia historische Straßen entlanggingen, vor den Fenstern von Privatwohnungen stehengeblieben und haben durch die Scheiben geschaut. Und die Bürgersteige und Straßen sind hinterher mit Müll übersät gewesen.
Eine Frau sagte, sie habe in ihrer Verzweiflung schließlich eine Methode gefunden, um allzu neugierige Touristen fernzuhalten. Sie habe sich daran erinnert, wie ihre Vorfahren, die ersten Siedler der Kolonialzeit, ihren Müll losgeworden seien. Und so habe sie es auch gemacht. Sie habe ihn aus dem Fenster im zweiten Stock auf die Straße geworfen! „Wenn das die Touristen nicht vertreibt, dann weiß ich nicht, was noch helfen könnte“, erklärte sie.
An einigen Orten wollte man die Arbeitnehmer zwingen, aus Anlaß der Zweihundertjahrfeier Kleidung in bestimmten Farben oder eine bestimmte Haartracht zu tragen. Ein diesbezüglicher Zwang verletzt aber gerade die Freiheitsrechte, deren man bei dieser Zweihundertjahrfeier gedenken will.
Wenn ein Mißbrauch der Freiheitsrechte unerträglich wird, kann man sich natürlich an das Gericht wenden. Die Gerichte sind verpflichtet, die von der Verfassung gewährleisteten Rechte zu schützen. Aber wie gesagt, es ist besser, sich damit abzufinden, daß die Freiheit gelegentlich mißbraucht wird, als keine Freiheit zu besitzen.
Viele amerikanische Bürger haben sich dieser Freiheitsrechte erfreut, andere dagegen empfinden die Darlegung dieser kostbaren Rechte in der Unabhängigkeitserklärung und die Artikel der Verfassung, durch die sie geschützt werden, als nichtssagend. Wer sind diese anderen? Und warum empfinden sie so?
[Fußnote]
a Amerikanischer Staatsmann (1737—1793), der als erster die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnete.
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
Für die einen war die Freiheit von großem Nutzen, für die anderen wirkte sich ihr Mißbrauch jedoch verheerend aus.
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Quälende Probleme der VergangenheitErwachet! 1976 | 8. November
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Quälende Probleme der Vergangenheit
DEN in der Unabhängigkeitserklärung verkündeten und in der Verfassung verankerten Rechten Geltung zu verschaffen ist ein schwieriger Prozeß gewesen. Die damit verbundenen Probleme haben sich zum Teil als äußerst quälend erwiesen, und in den Augen einiger Historiker sind sie ein trauriges Kapitel der amerikanischen Geschichte.
Ein Beobachter behauptete, daß die meisten Amerikaner während der Zweihundertjahrfeier eine beschönigte Version der Geschichte ihres Landes zu hören bekämen. Er schrieb: „Auch andere Wahrheiten sollten gesagt werden.“ Ein ehrlicher Überblick über die zweihundertjährige Geschichte Amerikas muß solche Wahrheiten ebenfalls einschließen.
Eine solche Wahrheit hängt mit den Freiheitsrechten zusammen, die am 4. Juli 1776 verkündet wurden. In der Unabhängigkeitserklärung wurde gesagt, „daß alle Menschen gleich geschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen, unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; daß dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören“. Die Verfassung garantierte die Grundrechte der Rede-, Versammlungs-, Presse- und Glaubensfreiheit. Und im 4. Zusatzartikel wird gesagt: „Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung, der Urkunden und des Eigentums vor willkürlicher Durchsuchung, Verhaftung und Beschlagnahme darf nicht verletzt werden.“
Das sind edle Grundsätze. Und für viele Bürger dieses Landes haben die verbrieften Rechte größtenteils Geltung gehabt. Aber Historiker zeigen, daß das nicht auf alle Bürger zutrifft.
Eine gewalttätige Vergangenheit
Die Besiedlung des Landes, das heute als die Vereinigten Staaten bekannt ist, bedeutete eine Verletzung fast aller erwähnten edlen Grundsätze. Die Rechte, die die europäischen Siedler für sich forderten, wurden denen, die vor ihnen das Land bewohnt hatten, nicht gewährt.
„Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung, der Urkunden und des Eigentums vor willkürlicher Durchsuchung, Verhaftung und Beschlagnahme“ hatte für die Indianer keine Geltung, die sich Jahrhunderte vor der Besiedlung durch Europäer in diesem Land niedergelassen hatten. Es ist eine geschichtliche Tatsache, daß die indianische Bevölkerung zum großen Teil ausgerottet wurde. Ihr Land und ihr Heim wurde ihnen weggenommen. Man zwang die dezimierten Stämme, in Reservationen zu leben. Und bis zum Jahr 1948 besaßen die Indianer nicht einmal in allen Staaten das Wahlrecht.
Allerdings betrachtete man die Indianer als „Wilde“. Sie bekämpften sich untereinander, und oft unterwarf ein Stamm einen anderen. Außerdem leisteten sie den Weißen erbitterten Widerstand. Aber man könnte sich fragen, ob die Amerikaner sich nicht auch mit allen Mitteln gewehrt hätten, wenn eine ausländische Macht den Krieg zwischen den Nord- und den Südstaaten (1861 bis 1865) als einen Beweis von Unkultur gewertet hätte und in das Land eingedrungen wäre, um es zu „zivilisieren“.
Heute äußern Vertreter der Indianer immer noch bittere Worte. Vernon Bellecourt, Führer der „American Indian Movement“, erklärte, daß „Amerika die vergangenen zweihundert Jahre seines Bestehens als zweihundert ränkevolle und beschämende Jahre betrachten sollte“. Er forderte die Indianer auf, die Zweihundertjahrfeier nicht mitzumachen, denn „seit der Zeit, da die Kolonisten anfingen, die eingeborenen Amerikaner zu unterwerfen und ihnen ihr Land wegzunehmen, haben wir keinen Grund mehr zum Feiern“.
In gewissen Kreisen wird die Auffassung vertreten, daß sich die gewalttätige Vergangenheit Amerikas sogar auf die Gegenwart auswirkt. Die Denver Post schrieb: „Am schwerwiegendsten ist wohl das Problem des Wesens der amerikanischen Gesellschaft. Seit der Pionierzeit hat sie immer wieder einen gewalttätigen Geist bekundet. Der jahrhundertelange ,Kampf‘ gegen die Indianer hat diese Geisteshaltung außerordentlich gefördert. Die Europäer kamen als Eindringlinge, und in vielen Fällen erkämpften sie sich Land, indem sie die Menschen, die es vor ihnen besessen hatten, ausrotteten. Dieser Geist der Gewalttat ist geblieben.“
In der amerikanischen Geschichte gibt es aber noch ein weiteres trauriges Kapitel. Es betrifft die Sklaverei.
Warum die Sklaverei?
Als die ersten Siedler den Indianern das Land wegnahmen, sahen sie sich im Besitz riesiger Gebiete mit fruchtbarem Boden. In den südlichen Kolonien eigneten sich Klima und Boden sehr gut für den Anbau von Tabak, Reis, Zuckerrohr und Baumwolle.
Aber wer sollte diese großen Landflächen bearbeiten? Dazu reichte die verhältnismäßig kleine europäische Bevölkerung nicht aus. Auch hatte den Weißen diese Arbeit nie besonders gefallen. Wie konnte man das Problem lösen? Mit Schwarzen, die man in Afrika entführte und dann als Sklaven hielt.
Viele haben sich gefragt: Wie konnte eine Nation, die sich zu den Grundsätzen bekennt, daß „alle Menschen gleich geschaffen sind“, daß alle die „unveräußerlichen Rechte“ auf „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück“ besitzen sowie das Recht auf Sicherheit der Person und Wohnung „vor willkürlicher Durchsuchung, Verhaftung und Beschlagnahme“, die Sklaverei dulden? Eine der Beschwerden, die der Unabhängigkeitserklärung beigefügt waren, lautete: „Er [der englische König] hat unsere ... gefangengenommenen Mitbürger gezwungen, die Waffen gegen ihr Land zu erheben.“ Aber selbst die Personen, die diese edlen Worte niederschrieben, duldeten, daß Neger gefangengenommen und gezwungen wurden, als Sklaven zu arbeiten.
Dieses Problem zeigt deutlich, wie sehr den Menschen die Selbstsucht in Fleisch und Blut eingewurzelt ist. Selbstsucht ist auch die Wurzel des Verlangens, reich zu werden, egal ob jemand dabei zu Schaden kommt oder nicht. Dieser Wunsch erwies sich in der amerikanischen Geschichte oft als mächtiger denn die edlen Grundsätze.
Natürlich wurde die Sklaverei nicht im Jahre 1776 eingeführt. Das erste Sklavenschiff mit Negern an Bord landete ungefähr 150 Jahre früher, und zwar in Jamestown. Als im Jahre 1776 die Unabhängigkeitserklärung verkündet wurde, betrug die Zahl der Neger bei einer Gesamtbevölkerung von 2 600 000 rund 500 000. Weit über 90 Prozent der schwarzen Bevölkerung lebte in den Südstaaten.
Thomas Jefferson, der die Unabhängigkeitserklärung entwarf, übte als junger Rechtsanwalt an der Sklaverei Kritik. Er selbst aber besaß auch Sklaven. Darüber lesen wir in der Zeitschrift Ebony: „Daß er an der Sklaverei Kritik übte, während er selbst Nutzen daraus zog, ist für die klugen jungen Revolutionäre jener Zeit charakteristisch.“ Aus gewissen Quellen geht hervor, daß über 200 Sklaven auf dem Gut Jeffersons in Monticello (Virginia), das Tausende von Hektar groß war, arbeiteten.
Patrick Henry, der die Sklaverei abstoßend fand, sagte dennoch: „Ich habe mir auch Sklaven gekauft.“ Warum er das tat, zeigt der nächste Satz: „Mir geht es wie den anderen, die in diesem Land leben: Ohne Sklaven ist es hier unbequem.“
Zwei Jahre später hielt Patrick Henry seine berühmte Rede, in der er zum Ausdruck brachte, daß er die Rückkehr der Engländer absolut nicht wünsche, und ausrief: „Gebt mir Freiheit oder den Tod!“ Zweifellos haben viele Negersklaven ähnlich empfunden.
Schließlich abgeschafft
Die Empörung über die Sklaverei wuchs. Viele betrachteten es als ein Unrecht, daß in einem Land, das angeblich für die Freiheit kämpfte, Sklaven gehalten wurden.
Viele Amerikaner, die sich zum Christentum bekannten, vermochten die Versklavung von Mitmenschen nicht mit der berühmten „Goldenen Regel“, die Jesus aufstellte, in Einklang zu bringen, denn diese Regel lautet: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matth. 7:12).
Als 1861 der Sezessionskrieg (Bürgerkrieg) ausbrach, zählten vierunddreißig Staaten zur Union. Fünfzehn davon waren sogenannte Sklavenstaaten. Elf dieser Staaten erklärten ihren Austritt aus der Union und schlossen sich zu den Konföderierten Staaten von Amerika zusammen. Vier Sklavenstaaten schlossen sich den Nordstaaten an.
Im Jahre 1863 erließ der damalige Präsident Abraham Lincoln die Emanzipations-Proklamation. Darin wurden die Sklaven in den Konföderierten Staaten für frei erklärt. Aber erst 1865, nach der Ratifizierung des 13. Verfassungszusatzesa, wurde die Sklaverei in allen Staaten vollständig beseitigt.
Der Zusatzartikel 15, der 1870 in Kraft trat, gewährte den Schwarzen das Wahlrecht. Aber für viele bedeutete dieses Recht wenig. In einigen Staaten wurde eine Wahlsteuer erhoben. Diese Steuer mußte bezahlt werden, bevor jemand zur Wahl zugelassen wurde. Viele der Armen unter der schwarzen und weißen Bevölkerung konnten das Geld für diese Steuer nicht aufbringen. Erst der Zusatzartikel 24, der 1964 in Kraft trat, verbot die Wahlsteuer für Bundeswahlen. Und 1966 verbot das Oberste Bundesgericht diese Steuer für alle Wahlen.
In vielen Staaten galt auch die Bestimmung, daß nur Personen wählen durften, die lesen und schreiben konnten. Viele Schwarze, aber auch viele Weiße, erfüllten diese Bedingung nicht. Erst 1970 verbot die Regierung diese Bestimmung als Erfordernis für das Wählen.
Das große Unrecht, das in den mehr als 350 Jahren, in denen die Sklaverei in Amerika bestand, verübt wurde, ist ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte. Bis auf den heutigen Tag hat das Land noch nicht alle Auswirkungen davon bewältigt.
Unterschiedliche Ansichten einiger Frauen
Eine Anzahl Frauen behauptete, ihnen seien auf bestimmten Gebieten die Rechte, die zur Zeit der Gründung der Vereinigten Staaten verkündet wurden, vorenthalten worden. Diese Frauen wiesen darauf hin, daß es den Frauen fast anderthalb Jahrhunderte lang nicht erlaubt war zu wählen.
Sie vertraten den Standpunkt, daß eine demokratische Regierung oder, wie Lincoln erklärte, eine „Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk“ den Frauen das Wahlrecht einräumen sollte. Ihnen dieses Recht nicht zu gewähren bedeute, daß der Hälfte der Bevölkerung (des „Volkes“) ein Recht vorenthalten würde, das ihr gemäß der Auffassung, die die Gründerväter vertraten, zugestanden werden sollte. Schließlich willigte die Regierung ein und erklärte 1920 die Frauen für wahlberechtigt.
Außerdem gibt es Frauen, die sagen, daß sie im Berufsleben im allgemeinen anders behandelt würden als die Männer. Obschon sie dieselbe Arbeit leisten müßten wie diese, würden sie nicht den gleichen Lohn empfangen, selbst wenn sie der alleinige Ernährer der Familie seien. Eine Frau erklärte, daß für berufstätige Frauen oft der Spruch gelte: „Zuletzt geheuert, zuerst gefeuert.“
Natürlich teilen nicht alle Amerikanerinnen diese Auffassungen. Die meisten jedoch schätzen die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, die durch Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmerin — daß sie nicht ausgenutzt oder ungerecht behandelt wird — erreicht worden sind.
Der Weg der Freiheit ist in den vergangenen zweihundert Jahren recht holprig gewesen. Ein Teil der Bevölkerung hat sehr viel Freiheit genossen. Das wurde auch geschätzt und als etwas Kostbares betrachtet. Andere dagegen sind unterdrückt worden, die einen mehr, die anderen weniger. Und während viele der Ungerechtigkeiten, die früher bestanden, behoben worden sind, wirken sich ihre üblen Folgen immer noch auf die Nation aus.
[Fußnote]
a Abschnitt 1: „Weder Sklaverei noch Zwangsdienstbarkeit darf, außer als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist, in den Vereinigten Staaten oder in irgendeinem ihrer Hoheit unterworfenen Gebiet bestehen.“
[Bild auf Seite 7]
Die ersten Europäer tauschten friedlich Waren gegen Dinge, die sie wünschten. Aber bald wurde es anders: Was sie haben wollten, nahmen sie sich mit Gewalt.
[Bild auf Seite 8]
Die edlen Grundsätze der Gleichheit und der Freiheit hatten für die Sklaven keine Gültigkeit.
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Welche Voraussetzungen bestehen für eine bessere Zukunft?Erwachet! 1976 | 8. November
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Welche Voraussetzungen bestehen für eine bessere Zukunft?
BIETEN die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten heute, nach zweihundert Jahren, Aussicht auf eine bessere Zukunft? Zweifellos sind die USA ein wirtschaftlich starker Staat, auch haben sie viele weitere Faktoren aufzuweisen, die sich zu ihrem Vorteil auswirken können.
Manche Fachleute, die den Trend der Wirtschaft, des Schulwesens, der sozialen Probleme und der Politik beobachten, kommen indessen zu einem ernüchternden Schluß. Sie vertreten die Auffassung, daß das Land, obschon ihm große Kraft und viel Gutes innewohnt, bald in große Schwierigkeiten kommen wird, es sei denn, die negativen Trends ändern sich.
Sie schreiben, daß viele amerikanische Familien den „amerikanischen Traum“ ausgeträumt hätten. Mit diesem „Traum“ ist die Überzeugung gemeint, daß es unaufhörlich aufwärtsgeht: bessere Erwerbsmöglichkeiten, steigende Einkünfte und ein höherer Lebensstandard sowie Sicherheit, innerer Frieden und eine goldene Zukunft für die Kinder.
Aber viele Amerikaner verspüren nichts davon. Die New York Times schrieb: „Unter einem großen Teil der Amerikaner wächst die Furcht, daß es mit diesem Traum aus und vorbei sei. Der große amerikanische Traum ... erscheint vielen immer weniger realisierbar.“
Ein wachsendes Problem
Ein Hauptproblem betrifft die Art und Weise, wie die Amerikaner ihren Wohlstand in den vergangenen paar Jahrzehnten größtenteils finanziert haben: mit geborgtem Geld! Es wurden Schulden über Schulden gemacht. Sie haben die Zukunft verpfändet, um gegenwärtig gut leben zu können. Aber wenn der Schuldenberg zu groß wird, kommt es zum Bankrott.
In Amerika haben Privatpersonen, Betriebe sowie Kommunal- und Staatsregierungen, ja sogar die Bundesregierung so viel Schulden — und machen ständig noch mehr —, daß sie in Gefahr sind, ihre Ausgaben nicht mehr bezahlen zu können. Das Nachrichtenmagazin U.S. News & World Report schreibt: „Der Schuldenberg wächst schneller als die amerikanische Wirtschaft, die ihn tragen muß. Die öffentlichen und die privaten Schulden machen jetzt mehr als das Doppelte des Bruttosozialproduktesa aus.“ Die gesamte Schuld beträgt gegenwärtig über drei Billionen Dollar!
Die erwähnte Zeitschrift berichtet, daß die „Schulden der Industriebetriebe heute etwa das Siebzehnfache ihres Gewinns nach Abzug der Steuern ausmachen“ und weiterhin wachsen. Die Schulden der Bundesregierung betragen weit über 600 Milliarden Dollar, und auch dieser Schuldenberg wächst weiter. In den vergangenen siebzehn Jahren hat der Staatshaushalt nur einmal einen geringen Überschuß aufgewiesen. Das Defizit für das Fiskaljahr 1975 betrug über 43 Milliarden Dollar. Für das Steuerjahr 1976 wird ein Rekorddefizit von 75 Milliarden Dollar erwartet.
Im Jahre 1939 betrugen die Zinsen für die Staatsschulden eine Milliarde Dollar im Jahr. Für das Fiskaljahr 1977 rechnet man mit etwa 45 Milliarden Dollar. Allein die Zinsen für ein Jahr ergeben mehr, als die gesamten Staatsschulden ausmachten, die das Land seit seinem Bestehen bis zum Zweiten Weltkrieg gehabt hatte.
Senator Harry F. Byrd jr. sagte: „Wenn wir diese Defizitfinanzierung fortsetzen, wird eine Katastrophe für das Land unvermeidlich sein.“
Hat jedoch die Wirtschaft in den vergangenen Monaten nicht wieder etwas angezogen? Ja, die meisten Wirtschaftsexperten glauben, die Rezession der jüngsten Vergangenheit sei vorbei. Ein großer Teil des Wirtschaftsaufschwungs ist jedoch mit geliehenem Geld finanziert worden. Wenn man 75 Milliarden geborgte Dollar in eine Wirtschaft pumpt, beginnt sie sich zu erholen — wenigstens vorübergehend. Aber die Schuldenlast wird schwerer und schwerer. Einige Beobachter haben den Gedanken geäußert, man könne das mit einem Heroinsüchtigen vergleichen, der immer mehr von der Droge benötigt, bis sein Organismus nicht mehr damit fertig wird und zusammenbricht.
Niedrigerer Lebensstandard
Die Stadt New York hat bereits erfahren, was für Folgen es hat, wenn man dauernd mehr ausgibt, als man einnimmt. Die Schuldenlast der Stadt ist so groß geworden, daß sie nur mit Mühe Geld aufnehmen kann, um die laufenden Ausgaben zu decken, von einer Rückzahlung der Darlehen gar nicht zu reden.
Die Stadt hat deshalb ihre Dienste reduziert, was gleichbedeutend ist mit dem Einsparen öffentlicher Bediensteter. Aber das Defizit bleibt trotz drastischer Maßnahmen bestehen. Auch wird es für die Stadt immer schwieriger, die Steuern, die bereits sehr hoch sind, noch mehr zu erhöhen.
Aber was einer Stadt widerfährt — daß ihr Lebensstandard sinkt, wenn mehr Geld ausgegeben als eingenommen wird —, kann auch einem ganzen Land widerfahren. Manche Experten sind der Auffassung, daß dieser Prozeß bereits begonnen hat. Professor George Sternlieb von der Rutgers-Universität erklärte: „Was wir überwachen, ist nichts anderes als ein Absinken des amerikanischen Lebensstandards.“
Auch die Steuern beeinträchtigen den Lebensstandard. Sie sind der Ausgabeposten, der von der Inflation am meisten betroffen wird. Die verschiedenen Steuern, die ein Arbeitnehmer zahlen muß, machen bereits mehr als ein Drittel seines Lohnes aus. US-Finanzminister William E. Simon sagte: „Das Steuersystem des Bundes, das sich seit den Anfängen der Republik entwickelt hat, ist heute in Nöten.“ Man befürchtet eine „Steuerrevolte“. Einer der Gründe, warum sich die amerikanischen Kolonien gegen das Mutterland empörten, war eine Steuer, die die Kolonisten für ungerecht hielten.
Armut inmitten von Reichtum
In den USA leben viele im Wohlstand, gleichzeitig herrscht aber auch große Armut. Die Zeitung New York Post schrieb: „Es wird geschätzt, daß 10 bis 30 Millionen Amerikaner unter dem Existenzminimum leben.“ Viele weitere haben gerade das Existenzminimum oder nicht viel mehr.
Der Rubrikjournalist Jack Anderson berichtete über einen Reporter, der sich als Landarbeiter ausgab und sich als Wanderarbeiter verdingte. Der Raum, den man ihm als Wohnraum anwies, war „menschenunwürdig“. „Die Lebensbedingungen“, sagte er, „waren alles andere, als was man im 20. Jahrhundert gewohnt ist, ja sie erinnerten mehr an die Quartiere, in denen man im 19. Jahrhundert die Sklaven unterbrachte.“
Anderson schloß mit den Worten: „Es ist eine Ironie, daß die Personen, die auf den fruchtbarsten Feldern der Welt arbeiten, oft in bitterster Armut leben; was sie verdienen, reicht nur für das Allernotwendigste. Einige könnten fast als Leibeigene des Gutsbesitzers gelten, denn er nimmt von dem, was sie verdienen, mehr weg, als er ihnen auszahlt. Und die Mehrzahl dieser Landarbeiter hat anscheinend keine Aussicht, diesem armseligen Dasein zu entrinnen.“
Die große Zahl älterer Menschen, die in Armut leben, ist, wie zugegeben wird, eine Schande für das ganze Land. Ferner werden die Lebensbedingungen in vielen Großstädten immer schlechter. Viele Häuser verfallen oder werden aufgegeben. Und dieser Prozeß geht so schnell vor sich, daß Sanierungsprogramme damit nicht Schritt halten können.
Somit leben jetzt, zweihundert Jahre nach der Gründung der Vereinigten Staaten, viele Amerikaner sehr gut, Millionen andere Amerikaner aber sehr schlecht. Daran haben all die Wohlstandsjahre und all die gutgemeinten Bemühungen nichts geändert. Das sind keine Voraussetzungen für eine bessere Zukunft.
Weitere Übel
Seit zweihundert Jahren besteht in diesem Land ein ziemlich fortschrittliches Schulwesen, dennoch gibt es Millionen, die kaum lesen können. Das amerikanische Erziehungsministerium erklärte, es sei „empörend“, daß etwa ein Fünftel der Erwachsenenbevölkerung (23 Millionen Amerikaner) unfähig sei, so gut zu lesen, daß es für das tägliche Leben ausreiche, zum Beispiel für das Einkaufen, um den Führerschein zu machen oder um eine Versicherungspolice durchzulesen. Das erwähnte Amt berichtete, daß weitere 39 Millionen Amerikaner mit ihren Schulkenntnissen „gerade so durchkämen“.
Die Verhältnisse in vielen amerikanischen Schulen geben keinen Anlaß zu der Hoffnung, daß die Kinder in Zukunft besser ausgebildet werden. Die amerikanische Presse berichtet, daß in den Schulen die Gewalttat grassiert und Belästigungen, Überfälle, Wandalismus und Bandenkämpfe immer häufiger vorkommen. In einer Schrift wurde der Zustand als die „Herrschaft des Schulhausterrors“ bezeichnet. In einer Großstadt kam es in fünf Monaten zu 474 Angriffen auf Volksschullehrer und Professoren.
Dieser Trend entspricht dem Trend in der Kriminalität. Jetzt werden jedes Jahr über 11 Millionen Verbrechen begangen. Weitere Millionen werden nie gemeldet.
Das Familienleben entartet ebenfalls. Soziologen von Boston haben ermittelt, daß „in einer amerikanischen Durchschnittsfamilie Gewalttätigkeit so selbstverständlich ist wie Liebe“. Fünfzig Prozent der befragten Ehepaare gaben zu, daß es in ihrer Familie im vergangenen Jahr zu Handgreiflichkeiten gekommen war. Auch wird geschätzt, daß jedes Jahr eine Million Kindesmißhandlungen vorkommen.
Vertrauensschwund
Die New York Times schrieb: „In den vergangenen paar Jahren sind wir als Volk vom Weg abgekommen; wir leben in Ungewißheit; wir sind unsicher geworden in unseren Beziehungen zueinander und zur Welt. Der Optimismus und die sittliche Kraft — so charakteristisch für Amerika in den vergangenen Jahrzehnten — sind durch einen tiefsitzenden Zynismus und durch Enttäuschungen fast ganz verdrängt worden.“
Auch Senator Frank Church beobachtete, daß „der Mangel an Vertrauen, ein weitverbreiteter Zynismus und ein großer Pessimismus die zentralsten und fundamentalsten Probleme sind, denen sich Amerika heute gegenübersieht“. Senator Church, der eine Untersuchung der Mißbräuche, die in Bundesämtern vorgekommen sind, leitete, sagte: „In allen Kreisen der amerikanischen Gesellschaft bis hinauf zur Bundesregierung kümmert man sich immer weniger um das Gesetz.“ Er erklärte, daß „der Bestand einer freien Regierung gefährdet ist, wenn sie sich nicht mehr an das Gesetz hält“.
Die Zukunft
Werden die Vereinigten Staaten so, wie sie heute sind, fortbestehen und schließlich die Dreihundertjahrfeier ihrer Unabhängigkeit begehen können?
Viele glauben, daß die Demokratie keine Zukunft hat. Sie weisen darauf hin, daß die Zahl der demokratischen Regierungen in der Welt immer kleiner, die der totalitären Regierungen dagegen immer größer wird.
Die deutsche Zeitschrift Stern schrieb, daß das „amerikanische Jahrhundert“ vorbei sei, brachte aber die Hoffnung zum Ausdruck, daß Amerika ein „Comeback“ haben werde, und der Wunsch wurde geäußert, daß sich Amerika dann anders verhalten möge. Die amerikafreundliche Zeitschrift Economist (London) sprach vom „Ende“ des amerikanischen „Empire“. Die Zeitschrift schrieb, daß, „wahrscheinlich schon ziemlich am Anfang der nächsten hundert Jahre (1976 bis 2076) eine andere Nation in der Welt führend sein wird“.
Es gibt aber noch einen triftigeren Grund, warum wir erwarten dürfen, daß, lange bevor die nächsten hundert Jahre um sein werden, ein großer Wechsel eintreten wird. Die Ursache dafür wird aber kein Sieg einer anderen Weltmacht über die Vereinigten Staaten sein.
[Fußnote]
a Geldwert aller innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft erzeugten Güter und Dienstleistungen.
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Etwas Besseres als NationalismusErwachet! 1976 | 8. November
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Etwas Besseres als Nationalismus
DIE Bevölkerung jedes Landes möchte, daß es ihre Nachkommen einmal besser haben. Wodurch wird eine bessere Zukunft ermöglicht? Durch die Bemühungen einzelner Staaten?
Heute gibt es mehr Staaten denn je. Jede Regierung verspricht ihrem Volk bessere Zeiten und fordert, daß es mit ihrem Kurs einverstanden ist. Hat ein Staat oder eine Gruppe von Staaten etwas getan, um das Los der ganzen Menschheit zu verbessern? Die Zeit, das zu tun, war bestimmt vorhanden. Doch ist es auch in unserem Jahrhundert immer wieder zu katastrophalen Fehlschlägen gekommen.
Die Aufteilung der Erde in viele verschiedene Staaten hat sich nicht gut ausgewirkt. Ein „geteiltes Haus“ ist bestimmt nicht imstande die komplizierten Probleme der Welt zu lösen.
Die Zeitschrift Parade berichtete zum Beispiel folgendes: „Ein Viertel der Weltbevölkerung hungert fast ständig, und ein Zehntel ist am Verhungern, weil es an Nahrung fehlt.“ Ernährungsexperten sagen jedoch, daß die Erde genügend Nahrung hervorbringen könnte. Aber sie weisen darauf hin, daß jede Zusammenarbeit und eine vernünftige Verteilung der Nahrungsmittel durch die unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systeme behindert wird.
Außerdem bewirkt der Nationalstolz — der Nationalismus —, daß sich ein Land vor dem anderen fürchtet. Deshalb geben die Staaten der Welt jetzt jährlich über 300 Milliarden Dollar für Rüstungszwecke aus. Man stelle sich vor, wieviel Gutes die Menschheit bewirken könnte, wenn dieses Geld zu friedlichen Zwecken verwendet würde.
Kein Staat und keine Ideologie kann dem Volk das geben, wonach es sich am meisten sehnt und was es am dringendsten benötigt. Die Mehrzahl der Menschen wünscht sich echten Frieden, Sicherheit, Wohlstand, Gesundheit und Glück.
Wenn die ganze Menschheitsfamilie in Liebe miteinander auskommen könnte, würde unser aller Leben durch die wertvollen Eigenschaften der verschiedenen Volksgruppen bereichert. Ist es nicht interessant, die Küche der verschiedenen Völker kennenzulernen? Viele Volksgruppen sind bekannt für ihre hübsche Tracht oder ihre schöne Musik. Gäbe es keine Staatsgrenzen, so könnte unser Leben durch viel Schönes, was andere Kulturen aufzuweisen haben, bereichert werden.
Es widerspricht der Vernunft
Es widerspricht der Vernunft, wenn ein Volk einem anderen Volk feindlich gegenübersteht, denn wir alle stammen von demselben Elternpaar ab.
Der verstorbene englische Historiker Arnold Toynbee sagte über den Nationalismus: „Er ist eine Geisteshaltung, die uns veranlaßt, in erster Linie einem kleinen Bruchteil des Menschengeschlechts ... die politische Treue zu halten ..., ganz gleich, welche Folgen das für die Mehrheit des Menschengeschlechts, die nicht zu dieser Nation gehört, hat.“
Toynbee sagte: „Der Nationalismus ist eine Geisteskrankheit“, weil er entzweiend und zerstörerisch wirkt. Und der frühere UN-Generalsekretär U Thant erklärte: „Viele Probleme, denen wir heute gegenüberstehen, beruhen auf falschen Ansichten, von denen man einige fast unbewußt übernommen hat, zum Beispiel den engstirnigen Nationalismus mit der Einstellung: ,Mein Vaterland, sei es im Recht oder Unrecht!‘“
In Gottes Wort wird gesagt, daß Jehova, der Schöpfer des Menschen, „nicht parteiisch“ ist (Apg. 10:34). Und da Gott „aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht“ hat, ist es ganz klar, daß die Staatsgrenzen auch in den Augen des Schöpfers etwas Unvernünftiges sind (Apg. 17:26).
Besteht denn irgendwelche Aussicht, daß die Völker eines Tages ihre Vorurteile, die sie gegeneinander haben, überwinden und eine weltweite Familie werden, die im Interesse aller wirkt?
Einheit schon jetzt vorhanden!
Ja, die Aussicht besteht. Gottes Wort gibt die Garantie dafür, daß die Menschheit, die jetzt in viele Einzelstaaten aufgeteilt ist, bald geeint werden wird. Dann werden alle Staatsgrenzen, die so nachteilig sind, wegfallen (Dan. 2:28, 44).
Die Prophezeiungen der Bibel zeigen, daß wir jetzt „im Schlußteil der Tage“ leben, kurz bevor Gott in die Angelegenheiten der Menschen eingreift und dem gegenwärtigen entzweiten System der Menschenherrschaft ein Ende macht. Aber wie aus der Prophezeiung in Jesaja, Kapitel 2 hervorgeht, wird gerade in dieser Zeit „der Berg des Hauses Jehovas“, die wahre Gottesanbetung, „erhaben sein über die Hügel“, und „alle Nationen“ werden zu ihm „strömen“.
Mit welchem Ergebnis? Gott „wird gewißlich Recht sprechen unter den Nationen und die Dinge richtigstellen hinsichtlich vieler Völker. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nation wird nicht gegen Nation das Schwert erheben, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen“ (Jes. 2:4).
Gott, der Allmächtige, vereinigt jetzt Menschen, die von Herzen aufrichtig sind, zu einer weltweiten Bruderschaft und lehrt sie, so zu leben, wie die Menschen in der gerechten neuen Ordnung unter seiner Regierung, die er vom Himmel her ausüben wird, leben werden. Nachdem Gott das gegenwärtige böse System der Dinge vernichtet haben wird, wird er die Überlebenden, denen er ‘Recht gesprochen’ hat, in seiner neuen Ordnung, in der ewig Frieden und Wohlfahrt herrschen wird, leben lassen.
Aus Offenbarung, Kapitel 7, Vers 9 geht hervor, daß es sich bei diesen Überlebenden um eine „große Volksmenge“ handelt, „die kein Mensch zu zählen vermochte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“. Diese Menschen ordnen sich der Herrschaft Gottes unter. Sie erkennen, daß sich nichts, was eine Regierung ihrem Volk zu geben vermag, mit der Hoffnung auf Leben in Gottes neuer Ordnung vergleichen läßt. Kein Mensch, sondern nur Gott kann willige Personen diesem ersehnten Ziel zuführen.
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Spuren hinterlassenErwachet! 1976 | 8. November
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Spuren hinterlassen
„JEHOVAS ZEUGEN sind für eine Zähigkeit bekannt, die sprichwörtlich ist. Sie haben blühendes Wachstum in allen Ländern, sogar dort, wo sie verboten sind.
Auf Jamaika kann man bei ihnen ein ständiges Wachstum beobachten. während alle anderen, größeren Konfessionen im Abnehmen begriffen sind. Das folgende Beispiel zeigt den Grund dafür:
Vor kurzem fuhren wir bei einem Ausflug zu den Portlandhöhen ungefähr 30 Minuten lang auf einer einsamen, unbefestigten Straße, ohne auch nur irgend jemandem zu begegnen. Die einzigen gelegentlich auftauchenden Anzeichen von Zivilisation waren Ziegen, die nach unserem Dafürhalten wild waren. Wir parkten am Fuß einer steilen Kalksteinerhebung und erkletterten einen Teil des gottverlassensten Gebietes unseres Landes.
Als wir schmutzig müde und durstig zu unseren Autos zurückkehrten, schien, seitdem wir sie abgestellt hatten, nicht einmal eine Brise geweht zu haben. Dennoch befand sich unter jedem Scheibenwischer ein brandneues Traktat, das dort von einem Zeugen Jehovas (ob im Geiste oder im Fleische, das kann ich nicht sagen) angebracht worden sein muß. T. J.“ (The Daily Gleaner, Kingston, Jamaika, W. I.).
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