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Weltweite Einigkeit — ein dringendes BedürfnisDer Wachtturm 1971 | 15. August
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Weltweite Einigkeit — ein dringendes Bedürfnis
„Nun ermahne ich euch, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle ... im gleichen Sinn und im gleichen Gedankengang eng vereint sein mögt.“ — 1. Kor. 1:10.
1. Worüber ist man sich heute im allgemeinen einig, und was fordert man daher überall?
WER wollte bestreiten, daß wir heute in einer entzweiten Welt leben? Auf politischem, religiösem, wirtschaftlichem, nationalem und internationalem Gebiet sind die Menschen heute, im zwanzigsten Jahrhundert, untereinander uneins. Der sogenannte Generationenkonflikt ist ein Beweis für die Uneinigkeit zwischen der Jugend und der älteren Generation, zwischen Kindern und Eltern. „Laßt uns doch vernünftig miteinander reden“, so hört man von allen Seiten. Immer wieder — sei es in Verbindung mit dem Krieg in Vietnam, den Kämpfen im Nahen Osten, in Afrika und Osteuropa, sei es in Verbindung mit den Auseinandersetzungen an Hochschulen, Mittelschulen und Volksschulen — fordert man eine Beseitigung der Unstimmigkeiten durch die Anwendung von Vernunft. Dennoch scheint die Menschheit unerbittlich den Weg zu gehen, auf dem sie die Worte des Apostels Paulus erfüllt, der in seinem Brief an Timotheus schrieb, daß die Menschen in den kritischen Zeiten der letzten Tage „für keine Übereinkunft zugänglich“ wären. — 2. Tim. 3:3.
2. Was geschieht trotz dieser Forderung, und zu welcher Schlußfolgerung sind daher einige gekommen?
2 Trotz der Verhandlungen, die zu einer Einigung führen sollten, bleibt die Uneinigkeit bestehen, und die Kluft zwischen den Völkern wird immer größer. Oft führen Zwistigkeiten unter den verschiedenen Nationen und Vertretern unterschiedlicher Rassen zu Gewalttat und Blutvergießen. Einige halten die Probleme für unlösbar und glauben deshalb, gewisse Leute sollten ihrer Abstammung oder Hautfarbe wegen von anderen getrennt leben.
3, 4. (a) Was fragt man sich unwillkürlich, wenn man die Uneinigkeit auf religiösem Gebiet betrachtet? (b) Wie zeigt sich diese Uneinigkeit in der katholischen und in der protestantischen Kirche?
3 Besonders auffallend ist die Uneinigkeit auf religiösem Gebiet. Wenn man liest, welche Ansichten manche Anhänger der verschiedenen Glaubensrichtungen und oft sogar die der gleichen Kirche über ein bestimmtes Thema haben, so ist man verblüfft, und man mag sich fragen: „Wo sind da der ,gleiche Sinn und der gleiche Gedankengang‘?“ Es ist so schlimm geworden, daß sogar Angehörige ein und derselben Kirche nicht mehr dasselbe glauben, und sie halten es für unmöglich, miteinander oder mit Außenstehenden über ihre Glaubensansichten zu sprechen. Noch größer ist die religiöse Uneinigkeit vom internationalen Standpunkt aus. Die Katholiken in den verschiedenen Ländern denken sehr unterschiedlich. Die katholische Kirche in den Niederlanden gab zum Beispiel einen neuen Katechismus heraus. Wie in Rom verlautete, soll er achtundfünfzig Häresien enthalten. In diesem neuen Katechismus heißt es, eine klare Lehre über die „Hölle“ sei nicht möglich und jeder müsse „seine eigenen Schlußfolgerungen ziehen“. Es werden darin auch gewisse Wesensmerkmale der Eucharistie angezweifelt und damit eine der wichtigsten katholischen Lehren: die Lehre von der Verwandlung des Brotes und des Weines bei der Messe. Die von Papst Paul VI. herausgegebenen Enzykliken über die Geburtenregelung und den priesterlichen Zölibat haben zu Spaltungen geführt. Es kam schließlich so weit, daß der Papst in bezug auf gewisse Fragen nicht mehr schweigen konnte. In der New York Times vom Freitag, dem 4. April 1969, war auf der Titelseite die Schlagzeile zu lesen „Papst erklärt abweichende Meinungen in der Kirche als ,Kirchenspaltung‘“. In dem Artikel hieß es, Hunderte von Priestern und zwei lateinamerikanische Bischöfe hätten sich von ihrem Priestergelübde losgesagt, weil sie mit den Lehren Roms nicht mehr einverstanden seien.
4 Der Protestantismus, der in Hunderte von Glaubensgemeinschaften aufgespalten ist, bietet im Hinblick auf Übereinstimmung im Denken auch kein besseres Bild. Die protestantischen Organisationen, die unsittliche Handlungen wie Hurerei und Homosexualität stillschweigend billigen, die gewisse Lehren der Bibel offen verwerfen und den Inhalt des ersten Buches Mose und andere biblische Lehren als Mythen bezeichnen, beweisen dadurch, daß sie auch nicht „im gleichen Sinn und im gleichen Gedankengang eng vereint“ sind.
5. Welche Fragen erheben sich unwillkürlich angesichts dieser Spaltungen?
5 Wir könnten uns daher fragen: „Ist es der Menschheit überhaupt möglich, ,im gleichen Sinn und im gleichen Gedankengang eng vereint‘ zu sein? Wenn ja, wie kann eine solche Einigkeit herbeigeführt werden?“ Betrachten wir zunächst einige Vorschläge zur Lösung des Problems, um festzustellen, ob eine weltweite Einigkeit möglich ist.
VORSCHLÄGE ZUR LÖSUNG DES PROBLEMS
6, 7. Wie bewirken Not und Gefahr manchmal, daß sich die Menschen zusammenschließen? Führe Beispiele an.
6 Was bewirkt, daß Menschen sich zusammenschließen und einmütig zusammenarbeiten? Manchmal führt ein Unglück dazu. Hast du nicht auch schon bemerkt, daß bei einer Naturkatastrophe, zum Beispiel bei einem Erdbeben, einer Überschwemmung, einem Hurrikan, einem Tornado oder einem anderen Sturm, die Menschen sich plötzlich gedrängt fühlen, anderen zu helfen? Über das Erdbeben, das sich im März 1964 in Alaska ereignete, wurde berichtet, daß die Leute Ketten gebildet hätten aus Angst, sie könnten in eine Erdspalte stürzen, wenn eine solche in der Straße entstehen würde. In einem weiteren Bericht hieß es, eine alte Frau sei mit ausgestreckten Armen und kreidebleich aus einem Laden gestürzt. Sie habe ihre Arme um den Hals einer anderen Frau geschlungen und sie festgehalten. Diese Frau erzählte: „Als die Erdstöße nachließen, ließ mich die alte Dame los und verschwand um die nächste Hausecke. Ich hatte sie bis dahin noch nie gesehen und habe keine Ahnung, wer es ist. Aber einen Augenblick lang hatten wir ein gemeinsames Interesse — unser Leben zu retten.“ Im Januar 1969 wurde die Westküste der Vereinigten Staaten von schweren Unwettern heimgesucht. Reißende Bäche schwemmten Häuser hinweg. In einem Bericht hieß es, daß die Menschen zu Pferd, in Autos und mit Hubschraubern geflohen seien. In ihrer Not schlossen sie sich zusammen, um sich gegenseitig zu helfen, um vereint an einer gemeinsamen Sache zu arbeiten. Über eine öffentliche Rundfunkstation wurden ständig Meldungen über den Verlauf der Evakuierung durchgegeben. Es wurde angesagt, wann die Leute ihre Häuser verlassen sollten. Die Polizei vergewisserte sich, ob die Häuser des betreffenden Gebietes geräumt worden waren, und dann kamen Soldaten, um Plünderungen zu verhindern. Nach den Überschwemmungen reinigten Planierraupen die Straßen und Rasenflächen. Tausende von Freiwilligen machten sich eifrig daran zu helfen. Ja, in der Not arbeiteten diese Menschen einmütig zusammen.
7 Manchmal schließen sich Nachbarn zusammen, wenn bekannt wird, daß in ihrer Gegend ein Einbrecher sein Unwesen treibt. Im Interesse aller und zum Schutze ihres Eigentums halten sie abwechslungsweise Wache. Wird der Einbrecher gefaßt oder verschwindet er aus dem Gebiet, so wendet sich ein jeder wieder seinen Interessen und Sorgen zu.
8, 9. Erkläre kurz, was die Nationen zu gewissen Zeiten im Interesse der Einigkeit unternommen haben.
8 Oft schließen sich ganze Völker zusammen, um vereint etwas zu unternehmen, wenn sie von einem gemeinsamen Feind bedroht sind. So wurden in den Jahren 1899 und 1907 in Den Haag (Niederlande) zwei Friedenskonferenzen abgehalten. An der ersten nahmen sechsundzwanzig Nationen teil und an der zweiten vierundvierzig. Viele dieser Nationen führten im Jahre 1914 gegeneinander Krieg! Um einen weiteren Krieg von dem Ausmaß des Ersten Weltkrieges (1914—1918) zu verhindern, wurde im Jahre 1919 der Versailler Vertrag unterzeichnet, der die Kriegsstärke Deutschlands festlegte. Aber im Jahre 1936 überging das nationalsozialistische Deutschland diese militärischen Beschränkungen und besetzte das Rheinland, das nach dem Versailler Vertrag eine entmilitarisierte Zone hätte bleiben sollen.
9 Im Jahre 1928 unterzeichneten zweiundsechzig Staaten den Briand-Kellogg-Pakt. Darin verpflichteten sich die Vertragspartner, den Krieg „als Werkzeug der nationalen Politik zu ächten“. Aber im Jahre 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, und bevor dieser furchtbare Krieg zu Ende war, beteiligten sich die meisten dieser zweiundsechzig Staaten an diesem Gemetzel.
10—12. Von welchen weiteren Bestrebungen zur Förderung der Einigkeit berichtet die Geschichte?
10 Die Sowjetunion unterzeichnete Nichtangriffspakte mit Estland, Litauen, Lettland, Polen, Finnland und Rumänien. Kurz danach besetzte sie diese Länder ganz oder teilweise.
11 Im Jahre 1939 unterzeichneten Hitler und Stalin den berühmten sowjetisch-deutschen Nichtangriffspakt. Etwa zwei Jahre später schlachteten sich die Armeen dieser beiden Völker gegenseitig ab.
12 Im Zweiten Weltkrieg kämpften die Vereinigten Staaten, England und Rußland zusammen mit anderen Staaten gegen den gemeinsamen Feind: die unter der Führung Deutschlands stehenden Achsenmächte, zu denen auch Japan gehörte. Ihre Vereinigung zur Selbsterhaltung war danach jedoch nur von kurzer Dauer, denn Rußland ging seine eigenen Wege und war auf Eroberung aus. Inzwischen sind die Nationen, die im Zweiten Weltkrieg die Feinde der Vereinigten Staaten und Englands waren — vor allem Deutschland, Italien und Japan —, ihre Verbündeten geworden, und Sowjetrußland ist in mancher Hinsicht ihr gemeinsamer Feind.
13. (a) Was beweisen diese Bemühungen der Nationen? (b) Wieso wissen wir, daß es nichts Neues ist, aus selbstsüchtigen Gründen nach Einigkeit zu streben?
13 Das alles beweist, daß die Einigkeit dieser Nationen und ihre gemeinsamen Bemühungen nur einem selbstsüchtigen Zweck dienen: der Förderung bestimmter Interessen oder eines nationalen Zieles. Ist dieses Ziel erreicht, so ist man nicht mehr daran interessiert, mit seinen Nachbarn einmütig zusammenzuwirken. Nachforschungen haben ergeben, daß es in 3 426 Jahren Menschheitsgeschichte oder in der Zeit vom Jahre 1481 v. u. Z., als Ägypten die führende Weltmacht war, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges mehr als 3 000 Kriegsjahre und nur 268 Friedensjahre gegeben hat. In dieser Zeit sind etwa 8 000 internationale Friedensverträge geschlossen und gebrochen worden. Seit dem Jahre 1945 sind unter den Nationen weitere Friedensverträge, Bündnisse und Pakte abgeschlossen worden, bei denen man sich aber nicht von dem Wunsche leiten ließ, mit seinen Nachbarn einträchtig in Frieden zu leben, sondern die der Förderung irgendwelcher selbstsüchtiger Ziele dienen sollten.
14, 15. (a) Warum erstrebt man mitunter auf politischem Gebiet Einigkeit? (b) Was geschieht hinterher aber oft?
14 Auch auf dem Gebiet der Staats- und der Kommunalpolitik ist nicht immer aufrichtiges Interesse am Volk der Grund für Einigkeit. Oft wird in einem Wahlfeldzug ein Kandidat nicht deshalb besonders unterstützt, weil er am meisten für das Volk tun kann, sondern weil er seinen Unterstützern gewisse Vorteile bieten kann. Man spricht in solchen Fällen manchmal von „Vetternwirtschaft“. Wenn also gewisse Leute einen bestimmten Kandidaten unterstützen, so tun sie es oft, weil sie daraus Nutzen ziehen. Folglich beruht auch die auf diese Weise erzielte Einigkeit auf selbstsüchtigen Beweggründen. Oft werden Parolen ausgegeben, nach denen der betreffende Kandidat alles für die Bevölkerung im allgemeinen tun werde, sofern er gewählt werde. Es werden Wahlversammlungen veranstaltet, Empfänge gegeben und große Reden gehalten, um zu beweisen, wie viele Leute vereint hinter dem Mann stehen, „der am meisten für das Volk tun kann“. Auf den ersten Blick könnte man denken, die vereinten Bemühungen dieser vielen Leute würden tatsächlich eine bessere Zukunft für das Volk herbeiführen.
15 Wenn der Betreffende dann im Amt ist, muß er damit beginnen, seine „Schulden“ abzuzahlen, das heißt seine Versprechungen zu erfüllen, die er denen gemacht hat, die ihn finanziell oder anderswie unterstützt haben. Deshalb hat oft nicht der Mann die Leitung einer Regierungsstelle oder Behörde inne, der am meisten für das Volk tun kann, sondern eigentlich der, der den Interessen des Betreffenden während des Wahlfeldzuges am meisten gedient und vielleicht eine große Summe für den Wahlfeldzug gespendet hat. Andere, die den Betreffenden ebenfalls unterstützt haben, aber vielleicht nicht in demselben Ausmaß, müssen nun feststellen, daß die Wahlparolen und die Einigkeit während des Wahlfeldzuges eine Täuschung waren. Es ändert sich nichts; es zeigt sich lediglich erneut, wie selbstsüchtig der Mensch ist — nur auf seinen eigenen Gewinn und Vorteil bedacht.
16. Welche dringende Frage ist immer noch nicht beantwortet?
16 Wir stehen also immer noch vor der Frage: Was kann bewirken, daß die Menschen sich zusammenschließen und wirklich in Eintracht zusammenwirken? Not und Gefahr? Nationale und internationale Verträge und Pakte? Die vielen Glaubensgemeinschaften? Die Politiker und ihre Unterstützer? Schon eine kurze Betrachtung veranlaßt aufrichtiggesinnte Personen zu sagen, daß es etwas anderes sein muß, etwas Dauerhafteres, Sichereres, etwas, was auf besseren Grundsätzen beruht. Und so etwas gibt es tatsächlich.
DIE GRUNDLAGE FÜR WAHRE EINIGKEIT
17. Was bildet die Grundlage für wahre Einigkeit?
17 Dieses Etwas wurzelt in einem Buch, das von vielen nicht ernst genommen, von einigen als eine Art Talisman betrachtet und von anderen sogar verurteilt wird. Ja, es ist das Buch der Wahrheit, das Buch Gottes, des Allmächtigen: die Bibel. Darin ist dieses Etwas zu finden, was die Menschen wirklich vereinigen wird, ganz gleich, welcher Nation sie angehören oder welche gesellschaftliche Stellung sie haben.
18. Welchen Rat gab Paulus der Korinther Versammlung in bezug auf Einigkeit, und warum gab er ihr diesen Rat?
18 Der Apostel Paulus schrieb im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung an die Versammlung in Korinth in seinem Brief unter anderem folgendes: „Nun ermahne ich euch, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle übereinstimmend redet und daß keine Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr in demselben Sinn und in demselben Gedankengang fest vereint sein mögt. Denn mir ist über euch, meine Brüder, durch die Hausgenossen der Chloe enthüllt worden, daß Streitigkeiten unter euch bestehen. Was ich meine, ist dies, daß jeder von euch sagt: ,Ich gehöre zu Paulus‘, ,Ich aber zu Apollos‘, ,Ich aber zu Kephas‘, ,Ich aber zu Christus.‘ Der Christus besteht geteilt.“ (1. Kor. 1:10-13, NW, engl. revidierte Ausgabe) Als Paulus diese Worte schrieb, wirkten die Glieder der Versammlung in Korinth nicht einmütig zusammen. Statt die Einigkeit zu fördern, indem sie mit allen übereinstimmend redeten und fest vereint waren, folgten sie Menschen nach, von denen sie dachten, sie verdienten es, unterstützt zu werden.
19. Was opferten die Korinther dadurch, daß sie verschiedenen Menschen nachfolgten, was hatte ihre Einigkeit gefordert, und was könnten wir uns deshalb fragen?
19 Paulus zeigte diesen Christen in Korinth deutlich, daß sie, wenn sie ihm, Apollos, Kephas oder einem anderen Menschen nachfolgen würden, nicht mehr eines Herzens und eines Sinnes wären und so ihre wichtigste Kraftquelle opfern würden. Er beschrieb ihren religiösen Zustand deutlich mit den Worten: „Der Christus besteht geteilt.“ Es konnte unter ihnen keine wahre christliche Einigkeit herrschen, da sie als Anhänger der Lehre des Christentums uneins waren. Paulus schrieb den Korinthern ferner: „Denn wenn einer sagt: ,Ich gehöre zu Paulus‘, ein anderer aber sagt: ,Ich zu Apollos‘, seid ihr da nicht einfach Menschen?“ (1. Kor. 3:4) Um deshalb mehr als einfach Menschen zu sein, sollten die Christen in Korinth — ja eigentlich alle Christen — darauf hinwirken, eines Herzens und eines Sinnes zu sein. Und was bildet die Grundlage für eine solche Einigkeit? Die „gute Botschaft“, die zu verkündigen Paulus nach seinen eigenen Worten von Christus ausgesandt worden war. Du magst nun fragen: „Wie lautet diese ,gute Botschaft‘? Was schließt sie alles ein, und inwiefern trägt sie dazu bei, daß alle Menschen eines Sinnes werden?“
DIE GUTE BOTSCHAFT BEWIRKT EINIGKEIT
20. Ist unter dem Ausdruck „gute Botschaft“ nur eine einzige Botschaft zu verstehen?
20 In einer Welt, in der man im großen ganzen täglich fast nur schlechte Nachrichten hört, sollte die gute Botschaft aus Gottes Wort die Menschen glücklich machen. Die ganze Bibel ist durchdrungen von der guten Botschaft, und diese gute Botschaft fördert unter wahren Christen die Einigkeit. Wir können sagen, daß die „gute Botschaft“ eigentlich aus vielen einzelnen Botschaften besteht. Einige dieser Botschaften, die in Gottes Buch der Wahrheit, in der Bibel, enthalten sind, werden wir nun kurz betrachten.
21. Was besagt die „gute Botschaft“ in 1. Mose 3:15?
21 Gemäß 1. Mose 3:15 sagte Jehova Gott zu der Schlange, die Adam und Eva veranlaßt hatte, seinem gerechten Gebot zuwiderzuhandeln: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; e r wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ Diese gute Botschaft besagte, daß Jehova Gott im Laufe der Zeit einen Samen hervorbringen werde, der den Erzfeind Gottes, die Schlange, den Teufel, und dessen bösen Samen zermalmen werde. Aufgrund dieser guten Botschaft und des Verständnisses ihrer prophetischen Bedeutung konnten die Menschen einer Zukunft entgegensehen, in der sie gesegnet statt verflucht würden und in der sie alle vereinigt würden.
22. Was besagt die „gute Botschaft“ in 1. Mose 22:16-18?
22 In 1. Mose 22:16-18 lesen wir, daß Jehova Gott, nachdem Abraham, sein „Freund“, bewiesen hatte, daß er bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern, sagte: „Ich schwöre bei mir selbst, spricht Jehova, daß, weil du dieses getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich segnen und deinen Samen sehr mehren werde, wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist; und dein Same wird besitzen das Tor seiner Feinde; und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde: darum daß du meiner Stimme gehorcht hast.“ Die an Abraham gerichtete „gute Botschaft“ besagte, daß Jehova mit ihm einen durch einen Eid bestätigten Bund schließe, nach dem zur bestimmten Zeit durch Abrahams Same alle Nationen der Erde gesegnet und zu einem einzigen Volk vereinigt werden sollten. Es zeigte sich nun, daß der in Eden verheißene Same Gottes zur bestimmten Zeit durch die Geschlechtslinie Abrahams, des „Freundes Gottes“, kommen würde. — Jak. 2:23.
23. (a) Was besagt die „gute Botschaft“ in 2. Samuel 7:12, 13? (b) Wie wurde diese „gute Botschaft“ der Jungfrau Maria und den Hirten auf dem Feld geoffenbart?
23 Gemäß 2. Samuel 7:12, 13 gab Jehova Gott David, dem König von Juda, eine Verheißung in folgenden Worten: „Wenn deine Tage voll sein werden, und du bei deinen Vätern liegen wirst, so werde ich deinen Samen nach dir erwecken, der aus deinem Leibe kommen soll, und werde sein Königtum befestigen. Der wird meinem Namen ein Haus bauen; und ich werde den Thron seines Königtums befestigen auf ewig.“ Die an David, einen Nachkommen Abrahams, gerichtete „gute Botschaft“ besagte, daß aus seinem Geschlecht ein bleibender, ewiger Erbe eines gerechten Königreiches hervorgehen werde. Jahrhunderte später erwähnte der Bibelschreiber Lukas diese „gute Botschaft“, als er folgende Worte, die der Engel zu der Jungfrau Maria gesprochen hatte, aufzeichnete: „Du wirst in deinem Schoß empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden; und Jehova Gott wird ihm den Thron Davids, seines Vaters, geben, und er wird für immer als König über das Haus Jakobs herrschen, und sein Königreich wird kein Ende haben.“ (Luk. 1:31-33) Die „gute Botschaft“ von dem Samen, der zuerst in Eden und danach durch Abraham und David verheißen wurde, erreichte somit in Jesus Christus ihren Höhepunkt. Über ihn schrieb Matthäus zu Beginn seines Berichtes folgendes: „Das Buch der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ (Matth. 1:1) Deshalb konnten sich die Engel des Himmels freuen, als Jesus geboren wurde, und einer dieser Engelboten sagte zu Hirten, die sich in der Gegend aufhielten, wo Jesus geboren wurde: „Fürchtet euch nicht, denn seht, ich verkünde euch eine gute Botschaft großer Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden wird, denn euch ist heute in Davids Stadt ein Retter geboren worden, welcher Christus, der Herr, ist.“ (Luk. 2:10, 11) Dieses außerordentliche Ereignis sollte zu der von Gott bestimmten Zeit dazu führen, daß die ganze Menschheit auf einer dauerhaften Grundlage vereinigt würde.
24. Was besagt die „gute Botschaft“ in Matthäus 24:14?
24 Kurz bevor Jesus im Jahre 33 u. Z. festgenommen und an einen Marterpfahl geschlagen wurde, sprach er gemäß Matthäus 24:14 mit seinen Jüngern von einer anderen guten Botschaft. Er sagte: „Und diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ Die Botschaft von diesem Königreich war in der Tat eine gute Botschaft, denn durch dieses Königreich sollte sich alles erfüllen, was Jehova Gott der Menschheit verheißen hatte, sowohl seine in Eden gegebene Verheißung als auch das, was er in Verbindung mit der Geburt, dem Leben, dem Tod, der Auferstehung und der Einsetzung Christi Jesu zum König dieses Königreiches verheißen hatte.
25. Welche drei Fragen in bezug auf weltweite Einigkeit müssen nun noch beantwortet werden?
25 Kurz gesagt, schließt die gute Botschaft, die eine weltweite Einigkeit unter den Menschen herbeiführt, vieles ein. Wir haben hier nur einiges von dem, was Gottes Wort der Wahrheit darüber sagt, erwähnt. Die Bibel, deren Inhalt die sechsundsechzig Briefe oder Bücher bilden, die wir von Gott empfangen haben, enthält noch vieles, was als gute Botschaft bezeichnet werden kann. Man könnte nun noch fragen: Wieso bewirkt die „gute Botschaft“ Einigkeit? Auf welche Weise können die Menschen, die durch Landesgrenzen und Rassenschranken getrennt sind und die die verschiedensten politischen Überzeugungen haben, vereinigt werden? Wann wird diese weltweite Einigkeit, die die Menschheit heute angesichts der vielen Meinungsverschiedenheiten und der großen Uneinigkeit so dringend benötigt, Wirklichkeit werden? Diese und andere Fragen werden im folgenden Artikel beantwortet, und wir laden dich ein, ihn zu lesen und die angeführten Bibeltexte nachzuschlagen, denn das wird dich in deinem Glauben an Jehovas Verheißungen hinsichtlich der weltweiten Vereinigung der Menschheit stärken.
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Die gute Botschaft, die die Menschheit vereinigtDer Wachtturm 1971 | 15. August
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Die gute Botschaft, die die Menschheit vereinigt
1. Was ist das Gegenteil von Einigkeit, und was führt oft dazu? Führe ein Beispiel an.
DAS Gegenteil von Einigkeit ist Uneinigkeit. Uneinigkeit entsteht, wenn Menschen unterschiedliche Ansichten, verschiedene Ziele und gegensätzliche Meinungen haben. Einigkeit setzt eine vereinigende Kraft voraus. Die „gute Botschaft“ ist eine solche Kraft. Hin und wieder werden Menschen durch ein gemeinsames Ziel vereinigt. Ist dann aber das Ziel erreicht, so kommt es oft zu Meinungsverschiedenheiten und Unstimmigkeiten. Ein Beispiel hierfür ist das Raumfahrtprogramm in Verbindung mit der bemannten Mondlandung. Dank der engen Zusammenarbeit Tausender von Leuten gelang das Unternehmen, und es wurde in der ganzen Welt bejubelt. Jetzt, nachdem das Ziel erreicht worden ist, haben unterschiedliche Meinungen darüber, was künftig getan werden sollte, zu Uneinigkeit und zu einer Beeinträchtigung der Zusammenarbeit geführt. In einem Bericht der New York Times vom 17. August 1969 hieß es unter der Überschrift „Raumfahrtprogramm: Hinter der Kulisse des Triumphs Kritik der Ziele“: „Bei dem Streitpunkt Nr. 1 geht es um die Frage, was für Astronauten künftig an Apollo-Flügen teilnehmen sollten, ob Männer, die hauptsächlich als Testpiloten und Techniker ausgebildet wurden, ... oder Wissenschaftler, die vor allem Kenntnisse besitzen in der Geologie, Biologie, Physik und in anderen Wissenschaften. Unzufriedenheit ... hat bereits verschiedene Wissenschaftler veranlaßt, als Astronauten zurückzutreten ... Der Streitpunkt Nr. 2 dreht sich um die Frage: Wer soll bei künftigen Apollo-Flügen die Zeit und die geplante Tätigkeit der zum Mond gesandten Astronauten kontrollieren? ... Der Streitpunkt Nr. 3 dreht sich um die Frage: Sollte die Regierung für die Erforschung des übrigen Sonnensystems das Schwergewicht besonders auf unbemannte Sonden legen, die Kameras und Instrumente mit sich führen, oder sollte sie sich eher auf ein Sofortprogramm konzentrieren, durch das zu Beginn der 1980er Jahre Menschen auf dem Mars landen und wieder zur Erde zurückgebracht werden können?“
2. Was behaupten einige über unterschiedliche Meinungen?
2 Du magst nun sagen: „Ohne Meinungsunterschiede gibt es keinen Fortschritt. Da es keinen Menschen gibt, der alles weiß, muß es unterschiedliche Meinungen geben, obwohl dadurch die Einigkeit verlorengeht. Wie soll die Menschheit also je vereinigt werden können? Da wir einen freien Willen haben, werden wir auch in der Zukunft uneins sein.“ Durch welche Kraft sollte es möglich sein, die ganze Menschheit zu vereinigen? Du wirst dich noch erinnern, daß am Ende des vorangehenden Artikels darauf hingewiesen wurde, daß die „gute Botschaft“ die Menschheit vereinigen wird. Wir laden dich deshalb ein, diesen Gedanken weiter zu verfolgen.
3. Warum können wir uns auf die Bibel und ihre gute Botschaft verlassen?
3 Die Bibel, Gottes Wort, enthält eine gute Botschaft. Wenn man diese gute Botschaft kennt und weiß, welche dynamische Kraft sie hat, wird man in seiner Überzeugung, daß sie Angehörige verschiedener Nationen, Rassen und Sprachgruppen vereinigen kann, bestärkt. Sie kann die Menschen vereinigen, weil die guten Verheißungen, die sie enthält, nicht von einem unvollkommenen Menschen oder von einer Gruppe unvollkommener Menschen stammen, die sich vergeblich bemüht haben, eine weltweite Einigkeit herbeizuführen, sondern von Jehova Gott, dem Allmächtigen, dem Schöpfer und Lebengeber des Menschen.
WER DIE MENSCHHEIT VEREINIGEN KANN
4. (a) Der Glaube woran wird durch die „gute Botschaft“ gestärkt? (b) Welche gute Botschaft, den Schöpfer des Menschen betreffend, schrieb Jesaja nieder? (c) Was bewirkt Übereinstimmung im Denken und Handeln?
4 Die gute Botschaft der Bibel stärkt den Glauben, und der Glaube ist „die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge, die offenkundige Darstellung von Wirklichkeiten, obwohl man sie nicht sieht“. (Hebr. 11:1) Die gute Botschaft der Bibel handelt von den durch den Glauben erhofften Dingen und vermittelt ein Bild von gewissen Wirklichkeiten, obwohl einige davon gegenwärtig noch nicht gesehen werden mögen. Die gute Botschaft stärkt auch den Glauben an den Schöpfer der Menschheit. Das ist wichtig, weil, wie bereits erwähnt, kein Mensch alles weiß. Die gute Botschaft lenkt uns auf den Quell aller Wahrheit und Erkenntnis hin, auf den, der alles lenken und leiten kann, ohne daß jemand seine abweichende Meinung äußern oder darauf hinweisen müßte, daß eine falsche Methode angewandt oder ein falsches Ziel verfolgt werde. Dieser große Urheber ist in jeder Hinsicht befähigt, die Menschheit auf Pfaden der Gerechtigkeit zu leiten. Jesaja schrieb über Jehova, den Schöpfer des Menschen, folgende inspirierte Worte nieder, die eine gute Botschaft sind: „Und wem wollt ihr Gott vergleichen? und was für ein Gleichnis wollt ihr ihm an die Seite stellen? Hebet zur Höhe eure Augen empor und sehet: Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen ... Weißt du es nicht? oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist Jehova, der Schöpfer der Enden der Erde; er ermüdet nicht, unergründlich ist sein Verstand [Verständnis, NW].“ (Jes. 40:18, 26, 28) Ferner sagte Jehova durch Jesaja: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht Jehova. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes. 55:8, 9) Übereinstimmung im Denken und Handeln wird somit durch eine Erkenntnis des Schöpfers und durch die Bereitschaft, ihm zu dienen, erzielt. Der unvollkommene Mensch mag Meinungsunterschiede als den Weg zum Fortschritt betrachten, doch Jehova, der allweise Schöpfer, dessen Verständnis und Erkenntnis der Mensch nicht völlig ergründen kann, sieht die Sache anders.
5. Inwiefern wirkt Gottes Vorkehrung zur Erlösung der Menschen durch Christus als vereinigende Kraft?
5 Die „gute Botschaft“ stärkt den Glauben an Gottes Vorkehrung, durch die die Menschen in Verbindung mit Christus Jesus ewiges Leben erlangen können. Die Heilige Schrift lehrt deutlich, daß Jehova in seiner Barmherzigkeit und seinem Mitleid dafür gesorgt hat, daß der gefallene Mensch von Sünde und Tod erlöst werden kann, und zwar durch seinen erstgeborenen Sohn, der vor seiner menschlichen Geburt als das Wort oder der Logos bekannt war. (Joh. 1:1; Kol. 1:15) Diese gute Botschaft veranlaßt die Menschen, Jehova Gott für die unbeschreiblich wunderbare Vorkehrung, die er durch seinen erstgeborenen Sohn getroffen hat, zu rühmen und zu preisen und dem Herrn Jesus Christus vereint dafür zu danken, daß er den Willen seines Vaters zum Segen der ganzen Menschheit treu erfüllt hat. Wird unser Glaube an die Güte Gottes nicht gestärkt und werden wir nicht in einem gemeinsamen Vorhaben vereinigt, wenn wir an das kostbare Lösegeld denken, das Gott durch Jesus Christus für die Menschheit beschafft hat? Der Apostel Paulus sagte: „Denn in der Tat, Christus ist, während wir noch schwach waren, zur bestimmten Zeit für gottlose Menschen gestorben. Denn kaum wird jemand für einen gerechten Menschen sterben; ja, für den guten Menschen zu sterben, wagt es vielleicht jemand noch. Gott aber empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren.“ (Röm. 5:6-8) Diese Erkenntnis vereinigt die Nutznießer dieser Vorkehrung, alles unvollkommene Menschen, indem sie sie veranlaßt, sich vereint zu bemühen, die Richtlinien Jehovas Gottes, des Allmächtigen, des Schöpfers und Vaters der ganzen Menschheit, und die seines einziggezeugten Sohnes, Jesus Christus; der sie durch sein Loskaufsopfer von Sünde und Tod erlöst hat, zu befolgen.
„EIN VOLLKOMMENES BAND DER EINIGKEIT“
6. Wieso fördert die Liebe die Einigkeit unter den Menschen?
6 Betrachten wir nun, in welcher Beziehung Menschen, die Gottes Wort genau befolgen, vereint zusammenwirken, ganz gleich, wo sie leben, welche Bildung sie genossen oder welche Bräuche sie gepflegt haben und welcher Nation sie angehören. Jesus Christus wies auf einen wichtigen Faktor hin, der zur Vereinigung der Menschheit beiträgt, als er über die gute Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen und von der Liebe sprach, die die Menschen zu Gott und zu ihrem Nächsten haben sollten. Jesus sagte zu seinen Nachfolgern: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ (Joh. 3:16) Um zu zeigen, daß auch der Mensch diese Liebe haben sollte, sagte Jesus: „‚Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn.‘ Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite, das ihm gleich ist, ist dieses: ,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Matth. 22:37-40) Diese Liebe, die grundsatztreue Liebe, erfordert mehr, als nur zu sagen: „Ich liebe dich.“ Es handelt sich dabei nicht um die Anziehungskraft zwischen den Geschlechtern. Diese Liebe beruht auf den höchsten Grundsätzen, auf den in Gottes Buch der guten Botschaft, auf den in der Bibel niedergelegten Grundsätzen. Sie setzt voraus, daß man Gottes Wort und sein Vorhaben mit der Menschheit genau kennt und weiß, daß die Menschen vereint und harmonisch zusammenwirken können, wenn sie die Lehren des Wortes Gottes befolgen.
7. Inwiefern hilft diese Eigenschaft Christen im Umgang mit ihresgleichen?
7 Der Apostel Paulus erläuterte die gute Botschaft von dieser grundsatztreuen Liebe, die Christen beweisen sollten, indem er in seinem Brief an die Kolosser über die Einstellung, die man haben sollte, wenn man Gott gefallen möchte, folgendes schrieb: „Kleidet euch somit als Gottes Auserwählte, heilige und geliebte, mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut. Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr. Außer allen diesen Dingen aber kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einigkeit.“ — Kol. 3:12-14.
VOR GEWOHNHEITEN, DIE UNEINIGKEIT HERVORRUFEN, GESCHÜTZT
8, 9. (a) Was sind gemäß Epheser 5:3-5 einige Ursachen für Uneinigkeit? (b) Nur unter welcher Voraussetzung kann der Rat in Epheser 5:3-5 dazu beitragen, daß die ganze Versammlung vereinigt wird?
8 Die Worte des Apostels Paulus zeigen also, daß die Liebe ein vollkommenes Band der Einigkeit ist, durch das die einzelnen miteinander verbunden oder zu einer Einheit zusammengeschlossen werden. Es ist also möglich, daß Menschen durch die „gute Botschaft“ veranlaßt werden, ohne Streit, Zank und Hader zum Wohle anderer zusammenzuwirken. Dieses vollkommene Band der Einigkeit, die Liebe, veranlaßt sie, ihr Leben nach der guten Botschaft des Wortes Gottes auszurichten. Sie halten sich an den die Einigkeit fördernden Rat in Epheser 5:3-5 und beweisen durch ihren Wandel, daß sie sich bemühen, rechtschaffen zu sein. Paulus sagt dort: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, wie es sich für Heilige geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden, noch unzüchtige Späße, Dinge, die sich nicht schicken, sondern vielmehr Danksagung. Denn das wißt ihr, indem ihr es selbst erkennt, daß kein Hurer oder Unreiner oder Habgieriger — das heißt ein Götzendiener — irgendein Erbe im Königreich des Christus und Gottes hat.“ Wenn alle treuen Anhänger der „guten Botschaft“ diesen Rat befolgen, herrscht Einigkeit unter ihnen. Niemand sollte sich leichtfertig darüber hinwegsetzen, indem er sagt, es sei ja lediglich die Anweisung eines Menschen. Nein, es handelt sich dabei um Gottes Anweisung, die er durch heiligen Geist seinem Volk gegeben hat. Wenn alle treuen Anhänger der guten Botschaft des Wortes Gottes vereinigt bleiben sollen, dann muß sich jeder von ihnen an diesen Rat halten. Keiner hat das Recht zu sagen, was er davon beachten möchte und was nicht. Alle, die Jehova vereint dienen möchten, wissen, daß sie nicht selbst entscheiden dürfen, was befolgt und was nicht befolgt werden sollte. Das ist der Schlüssel zur Einigkeit: die Anerkennung der erhabenen Stellung Jehovas und die Anerkennung dessen, was er durch sein Wort sagt. Deshalb behalten sie auch alle den in Römer 12:3 aufgezeichneten Rat des Apostels Paulus im Sinn: „Denn durch die unverdiente Güte, die mir verliehen worden ist, sage ich einem jeden, der sich dort unter euch befindet, nicht höher von sich zu denken, als zu denken nötig ist, sondern auf eine Weise zu denken, daß er gesunden Sinnes sei, jeder so, wie Gott ihm ein Maß des Glaubens zugeteilt hat.“ Einigkeit entsteht also dadurch, daß alle übereinstimmend reden und dem gleichen Gedankengang folgen.
9 Nach dem Rat der „guten Botschaft“ sollte man über Hurerei oder Habgier weder sprechen noch darüber nachdenken. Man sollte seine Zunge zügeln und keine unzüchtigen Späße erzählen sowie darauf bedacht sein, einen einwandfreien, untadeligen Wandel zu führen. Weshalb? Damit man mit allen ohne Rücksicht auf Bräuche, Bildungsstufe oder Staatsangehörigkeit vereint den Interessen der „guten Botschaft“ dienen kann.
10. Wovor warnt Paulus in seinem Brief an die Epheser ferner?
10 Die gute Botschaft des Wortes Gottes warnt auch vor dem Lügen, Stehlen und Fluchen. Paulus schrieb: „Deshalb, da ihr jetzt die Unwahrheit abgelegt habt, rede ein jeder von euch mit seinem Nächsten Wahrheit; denn wir sind Glieder, die zueinander gehören. Zürnt ihr, so sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen, auch gebt dem Teufel nicht Raum. Wer stiehlt, stehle nicht mehr, sondern er arbeite vielmehr hart, indem er mit seinen Händen gute Arbeit leiste, damit er etwas habe, um einem Bedürftigen davon abzugeben. Kein faules Wort gehe aus eurem Munde hervor, sondern was immer, wie es nötig sein mag, zur Auferbauung gut ist, damit es den Hörern förderlich sei.“ (Eph. 4:25-29) Alle, die Jehova ganzherzig dienen möchten, werden durch diesen auferbauenden Rat der guten Botschaft des Wortes Gottes angespornt, auch auf diesen Gebieten vereint zusammenzuwirken.
11. Wie betrachten einige das Lügen? Warum verursachen Lügner aber Uneinigkeit?
11 In vielen Ländern ist es heute üblich, daß die Regierung nicht nur das eigene Volk, sondern auch andere Regierungen belügt. Als ein Regierungsbeamter hierüber befragt wurde, sagte er, Staatsregierungen hätten das Recht „zu lügen, um sich zu schützen“. Gottes Wort empfiehlt etwas anderes: „Ein jeder von euch [rede] mit seinem Nächsten Wahrheit; denn wir sind Glieder, die zueinander gehören.“ (Eph. 4:25) Einigkeit kommt nur zustande, wenn man miteinander die Wahrheit redet. Lügner sind Betrüger. Wie könnten Lügen zu einer Einigkeit führen, die auf einer sicheren, dauerhaften Grundlage beruht? Das ist unmöglich!
12. Warum führt das Stehlen zu Uneinigkeit?
12 Diebstahl führt zu Uneinigkeit. Die gute Botschaft des Wortes Gottes verurteilt das Stehlen. Nach einem Bericht einer Kriminalagentur veruntreuen Büroangestellte an Geld und Waren an jedem Arbeitstag über fünf Millionen Dollar. Diese Leute sind keine Heiden oder Ungläubige, sondern die meisten gehören einer Kirche an. Sie haben den guten Rat des Wortes Gottes, daß der Stehler nicht mehr stehlen sollte, verworfen und haben sich ihre eigenen Gesetze gemacht. Im Interesse der Einigkeit verbietet die gute Botschaft der Heiligen Schrift denen, die Gottes Gunst und Segen erlangen möchten, das Stehlen.
13. (a) Wie weit verbreitet ist das Fluchen heutzutage? (b) Welchen weisen Rat gibt uns die Bibel in dieser Hinsicht?
13 Fluchen scheint heute gang und gäbe zu sein, und für viele ist es zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Selbst in Theaterstücken und Filmen wimmelt es von Kraftausdrücken und gemeinen Redensarten. Man ist der Ansicht, um ein richtiger Mann zu sein, müsse man gemeine Redensarten führen und fluchen. Personen mit solch verschrobenen Ansichten betrachten den Rat und die Ermahnungen der Bibel als veraltet und unmodern, und sie haben deshalb nichts dafür übrig. Denen, die jedoch bestrebt sind, die Einigkeit unter den Menschen zu fördern, wird der Rat gegeben, kein faules Wort aus ihrem Mund hervorgehen zu lassen. Man wird nicht dadurch zu einem „Mann“ oder einer „Frau“, daß man faule Redensarten führt. Die Bibel empfiehlt denen, die Gott gefallen und die Einigkeit unter den Menschen fördern möchten, folgenden Rat zu beachten: „Schließlich, Brüder, was irgend wahr, was irgend von ernsthaftem Interesse, was irgend gerecht, was irgend keusch, was irgend liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge betrachtet weiterhin.“ (Phil. 4:8) Faule Redensarten verderben einen Menschen. Möchtest du nicht verdorben werden, dann befolge den Rat in Philipper 4:8. Trage zur Einigkeit bei, indem du den Rat der guten Botschaft des Wortes Gottes befolgst. Laß deine Denkweise nicht durch faule Worte und schlechte Gedanken beeinflussen. Wenn du deinen Geist mit dem Schmutz und Schund nährst, der heute im Theater, in Kinos, im Fernsehen und in gedruckten Veröffentlichungen dargeboten wird, dann wirst auch du mit der Zeit schmutzige Redensarten führen oder faule Worte aus deinem Munde hervorgehen lassen. Denke daran, daß dieser Rat vom Schöpfer der Menschheit stammt und uns durch Menschen zugegangen ist, die unter der Wirksamkeit des heiligen Geistes geredet haben, wie dieser sie dazu getrieben hat.
14. Wieso wird die Einigkeit gefordert, wenn lästerndes Reden, boshafte Bitterkeit, Wut, Zorn und Geschrei vermieden werden?
14 Die „gute Botschaft“ fördert aber die Einigkeit noch auf einem anderen Gebiet. Der Apostel Paulus schrieb hierüber folgendes: „Möge alle boshafte Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und lästerndes Reden samt aller Schlechtigkeit von euch entfernt werden.“ (Eph. 4:31) Lästerndes Reden, boshafte Bitterkeit, Wut und Zorn sind in der heutigen Welt eine allgemeine Erscheinung. Durch Kundgebungen, Tumulte, Demonstrationen usw. wird oft gegen etwas, was ein einzelner oder eine ganze Gruppe von Personen getan oder zu tun versäumt hat, scharf protestiert. Der Rat des Jüngers Jakobus, eines der Männer, die mit den heiligen Aussprüchen der guten Botschaft betraut worden waren, lautet jedoch: „Eines Mannes Zorn bewirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.“ (Jak. 1:20) Nach dem Rat der guten Botschaft, die in Gottes Wort enthalten ist, vertragen sich Zorn, Geschrei und lästerndes Reden nicht mit der christlichen Persönlichkeit. Christen werden aufgefordert, ‘die neue Persönlichkeit anzuziehen, die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist’, (Eph. 4:24) Übereinstimmung im Denken und Handeln wird erzielt, wenn alle, die von Gott, dem Schöpfer, anerkannt werden möchten, die von ihm kommende gute Botschaft genau beachten. Wie weise ist daher doch der Rat des Jakobus: „Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ — Jak. 1:19.
VEREINIGT IN DER UNTERSTÜTZUNG DES KÖNIGREICHES GOTTES
15. (a) Inwiefern wirkt die christliche Neutralität vereinigend? (b) Warum leiht Jehova keiner Nation ausschließlich seine Unterstützung?
15 Ein weiterer Faktor, der unter den Christen, die den Rat der guten Botschaft des Wortes Gottes befolgen, die Einigkeit fördert, ist ihre Neutralität. Jesus Christus sagte über seine Nachfolger ganz deutlich: „Sie [sind] kein Teil der Welt ..., so wie ich kein Teil der Welt bin.“ (Joh. 17:14) Die Bibel laßt keinen Zweifel darüber, daß „Jehovas die Erde [ist] und ihre Fülle, der Erdkreis und die darauf wohnen“. (Ps. 24:1) Für Jehova gibt es auf unserem Planeten keine Landesgrenzen. Die gegenwärtige Aufteilung der Erde in verschiedene Staaten mit unterschiedlichen Regierungsformen ist nicht das Werk Jehovas. Er achtet keine Nation mehr als die andere, zieht keine einer anderen vor und leiht auch keiner ausschließlich seine Unterstützung. Diese Aufteilung ist das Werk des „Gottes dieses Systems der Dinge“, Satans, des Teufels, der Jesus alle Königreiche der Welt zu geben versprach, wenn er ihm einen Akt der Anbetung erweise. (2. Kor. 4:4; Matth. 4:8, 9) Die gute Botschaft des Wortes Gottes zeigt, daß Jehova „aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht [hat], damit sie auf der ganzen Erdoberfläche wohnen“. (Apg. 17:26) Gott verlangt daher von allen, die ihm vereint dienen möchten, daß sie sich den Angelegenheiten dieses Systems der Dinge gegenüber neutral verhalten. Damit diese Einigkeit unter den Angehörigen des Volkes Gottes auf der ganzen Erde trotz unterschiedlicher Staatsangehörigkeit, Sprache, Hautfarbe oder Abstammung erhalten bleibt, muß der einzelne mit allen übrigen übereinstimmen. Auch in dieser Beziehung kommt es nicht darauf an, wie ein unvollkommener Mensch das Gesetz Gottes auslegt. Ausschlaggebend sind die Voraussetzungen, von denen Jehova Gott, der allmächtige Urheber aller Dinge, die Einigkeit und seinen Segen abhängig macht.
16. (a) Verlangt die Neutralität, daß sich Christen der Regierung widersetzen? (b) Was gebot ihnen Jesus in dieser Beziehung?
16 Der guten Botschaft ist ferner zu entnehmen, daß alle, die zu der für Gottes Volk kennzeichnenden Einheit zusammengebracht werden, Herrschern und Regierungen gehorchen und nie zulassen, daß ihre Einheit zerstört wird, indem sie das bestehende System zu stürzen versuchen. Jesus selbst sagte: „Zahlt daher des Cäsars Dinge dem Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott.“ (Matth. 22:21) Dieser Gehorsam der Christen in der ganzen Welt ist ein weiterer Beweis für ihre Übereinstimmung im Denken und Handeln.
17. Inwiefern wirkt das Gebot in Matthäus 24:14 unter wahren Christen als vereinigende Kraft?
17 In all diesen Beziehungen vereinigt die gute Botschaft des Wortes Gottes die Gläubigen. Aber auch der Gehorsam gegenüber dem in Matthäus 24:14 aufgezeichneten Gebot, die gute Botschaft von Gottes Königreich auf der ganzen bewohnten Erde zu einem Zeugnis zu predigen, wirkt vereinigend. Alle, die durch Gottes gute Botschaft, die in seinem Wort, der Bibel, enthalten ist, vereinigt worden sind, verkündigen auch weltweit die Botschaft von Gottes Königreich. Die Verkündigung dieser Botschaft wirkt vereinigend, denn Angehörige aller Rassen und Nationen beteiligen sich unterschiedslos an diesem gemeinsamen Werk.
18. Was wird bewirkt, wenn Jehova redet und Menschen hören?
18 Die vereinigende Botschaft des Wortes Gottes wird heute, im zwanzigsten Jahrhundert, den Menschen mündlich und in gedruckter Form überbracht. Mögen gewisse Leute glauben, ohne Meinungsunterschiede gebe es keinen Fortschritt; wir dagegen können mit Überzeugung sagen, daß, wenn Jehova Gott, der Schöpfer des Universums, spricht und Menschen aus allen Volksschichten und in allen Gebieten der Erde auf ihn hören, eine vereinte Zusammenarbeit ohne unterschiedliche Meinungen, ohne Streit und Uneinigkeit möglich ist.
19. Was verhieß Jehova für sein Volk zu tun, und wozu wirst du eingeladen?
19 Gemäß Micha 2:12 (NW) sagte Gott, der Allmächtige, von seinem Volk: „Zur Einheit werde ich sie bringen wie eine Kleinviehherde in die Hürde.“ ‘Wie gut und wie lieblich ist es daher, wenn Brüder in Einheit beisammenwohnen! Es ist wie der Tau des Hermon, der herabfällt auf die Berge Zions. Denn daß dort der Segen sei, hat Jehova geboten, ja Leben auf unabsehbare Zeit.’ (Ps. 133:1-3, NW) Diese Einheit ist heute schon in 206 Ländern und Inselgebieten rund um den Erdball zu finden. Auch du kannst zu dieser vereinigten Gruppe von Menschen gehören. Wir laden dich zu einer Prüfung des Wortes Gottes und der Organisation ein, durch die Gott heute die gute Botschaft verkündigen läßt, die die ganze Menschheit vereinigt.
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