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Okinawa — Insel zweier KulturenErwachet! 1972 | 22. Mai
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Wohnhäusern. Auf der ganzen Insel sind etwa 100 000 Motorfahrzeuge zugelassen, die in den Hauptverkehrsstunden die Straßen der Städte verstopfen.
Leute aus dem Westen sehen hier somit vieles, was ihnen vertraut ist, u. a. auch viele Angehörige ihrer eigenen Rasse. Nach dem Krieg blieb ein Teil der US-Streitkräfte auf der Insel zurück. Noch heute leben 90 000 US-Soldaten mit ihren Familien hier. Die Vereinigten Staaten haben auf Okinawa einen Stützpunkt errichtet, der in der Geschichte ohne Beispiel ist: Hier gibt es 120 militärische US-Installationen. Das US-Areal beträgt ein ganzes Viertel der Insel!
Die englisch sprechende fremde Bevölkerung hat sich mit der Inselbevölkerung nicht vermischt, obwohl man sagen kann, daß diese Bevölkerung eigentlich sehr aufgeschlossen ist. Die beiden Kulturen bestehen nebeneinander, sie vermischen sich sowenig wie Öl mit Wasser. Diese Bevölkerungsgruppen leben nebeneinander, aber nicht miteinander. Es gibt auf Okinawa eine amerikanische Lebensweise und eine okinawische Lebensweise. Von der Bevölkerung Okinawas haben nur wenige Englisch gelernt, und die meisten Amerikaner wohnen auf dieser Insel nur vorübergehend und nehmen die Lebensweise der Inselbevölkerung nicht an.
Seit Jahren hat man die Forderung gehört, die Amerikaner sollten Okinawa den Japanern zurückgeben. Diese Forderung wurde u. a. erhoben, weil die Bevölkerung Okinawas das Land dringend benötigt und die Vereinigten Staaten einen so großen Teil der Inselfläche belegt haben. Im Jahre 1953 wurden die Amamiinseln, eine kleine Gruppe der nördlichen Riukiuinseln, den Japanern zurückgegeben. Am 17. Juni 1971 unterzeichneten die Vereinigten Staaten einen Vertrag, durch den sie sich verpflichteten, Japan Okinawa und die übrigen Riukiuinseln zurückzugeben. Man rechnete damit, daß das Abkommen 1972 in Kraft trete. So erhält Japan nach 27 Jahren das letzte Gebiet, das es im Zweiten Weltkrieg an die Vereinigten Staaten verloren hatte, zurück.
Aber das bedeutet nicht, daß Amerika sich ganz aus Okinawa zurückziehen wird. Es wird weiterhin auf dieser Insel 88 militärische US-Installationen geben, und diese werden ein ziemlich großes Bedienungspersonal erfordern.
Ost und West miteinander
Die Bevölkerung Okinawas ist nicht erfreut darüber, daß ihre Insel ein solch bedeutender militärischer Stützpunkt ist und daß so viele taktische Kernwaffen darauf stationiert sind. Sie hat „den stählernen Taifun“ erlebt, und das Waffenarsenal ist eine unangenehme Erinnerung daran. Viele freuen sich daher, wenn sie die Verheißung der Bibel hören, daß unter Gottes Regierung die Völker „ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden [werden] und ihre Speere zu Winzermessern“. — Micha 4:3.
Im Jahre 1952 gab es auf Okinawa keinen einzigen Zeugen Jehovas, der der Bevölkerung verkündigt hätte, daß durch Gottes Königreich Frieden einkehren wird, aber jetzt gibt es 500 Zeugen auf dieser Insel. Sie kommen regelmäßig in elf Versammlungen zusammen, um gemeinsam zu studieren und um Gemeinschaft zu pflegen. In zehn dieser Versammlungen werden die Zusammenkünfte in Japanisch durchgeführt, aber seit 1968 gibt es auch eine englischsprachige Versammlung, die jetzt aus über hundert Gliedern besteht. Diese besuchen die englisch sprechende Bevölkerung Okinawas; dabei haben sie schon viele Personen gefunden, die bereits in anderen Ländern die Bibel studiert haben. Von diesen konnte einer ganzen Anzahl geholfen werden, im Glauben Fortschritte zu machen.
Obgleich die japanisch sprechenden und englisch sprechenden Zeugen sich zum Bibelstudium getrennt versammeln, leben sie doch miteinander und arbeiten Hand in Hand. Zum Beispiel, wenn sie Kongresse veranstalten — solche Kongresse werden jetzt von über 750 Personen besucht —, arbeiten sie gemeinsam, um diese Tagungen erfolgreich zu gestalten. Die Verständigung geht größtenteils mit Hilfe der Gebärdensprache vor sich, aber die Einheit, die sie bilden, beweist treffend, daß die Menschen friedlich und glücklich miteinander leben können.
Außenstehende beobachten diese Einheit, die gegenüber der Uneinigkeit und Verwirrung, die hier sonst herrschen, wohltuend absticht. Als eine japanischsprachige und eine englischsprachige Versammlung ein leerstehendes Geschäftshaus renovierten, um es als Versammlungsstätte benutzen zu können, waren die Nachbarn über die Zusammenarbeit der beiden Gruppen so erstaunt, daß viele zur Baustelle kamen und Fragen stellten. Ja, diese Bewohner Okinawas, obwohl sie Angehörige zweier verschiedener Kulturkreise sind, leben nicht nur nebeneinander, sondern sie leben miteinander als geeinte, christliche Familie.
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Schließt die göttliche Inspiration den menschlichen Faktor völlig aus?Erwachet! 1972 | 22. Mai
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Dein Wort ist Wahrheit
Schließt die göttliche Inspiration den menschlichen Faktor völlig aus?
IN 2. Timotheus 3:16 wird gesagt: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert.“ Als Mittel oder Werkzeug diente der heilige Geist oder die wirksame Kraft Gottes. Der Apostel Petrus erklärte: „Menschen redeten von Gott aus, so wie sie vom heiligen Geist getragen wurden.“ (2. Petr. 1:21) König David anerkannte, daß er unter der Einwirkung des Geistes Gottes stand, indem er sagte: „Der Geist Jehovas hat durch mich geredet, und sein Wort war auf meiner Zunge.“ — 2. Sam. 23:2.
Bedeutet das indessen, daß die Männer, die gebraucht wurden, um die Heilige Schrift niederzuschreiben, einfach schriftlich festhielten, was ihnen diktiert wurde? Mußten sie, abgesehen von der Niederschrift selbst, von sich aus weiter nichts tun, um Gottes Botschaft zu übermitteln? Schloß die Tatsache, daß sie inspiriert wurden, jegliche persönliche Note und individuelle Ausdrucksweise aus?
Bei einigen Teilen der Bibel handelt es sich um die Niederschrift der von Gott erhaltenen Mitteilungen. Dazu gehören die Zehn Gebote und alle übrigen Gesetze und Satzungen des Bundes, den Gott mit Israel geschlossen hatte. In Verbindung mit diesen Gesetzen wurde dem Propheten Moses geboten: „Schreibe dir diese Worte auf.“ — 2. Mose 34:27.
Auch andere Propheten erhielten gelegentlich besondere Botschaften, die sie ausrichten mußten. Bei einer Gelegenheit wurde dem Propheten Jeremia gesagt: „Rufe vor den Ohren Jerusalems und sprich: So spricht Jehova: Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste, im unbesäten Lande. Israel war heilig dem Jehova, der Erstling seines Ertrags.“ (Jer. 2:2, 3) Diese Botschaft sowie weitere wurden später schriftlich festgehalten und bildeten einen Teil der inspirierten Schriften.
Vielfach übermittelten Engel die göttlichen Botschaften. Auch in solchen Fällen ging es nur darum, die vom Engel empfangene Mitteilung niederzuschreiben. Manchmal wird aber auch die Wirkung erwähnt, die der Besuch des Engels bei dem Besuchten hervorgerufen hat. Wie Maria auf den Besuch des Engels Gabriel reagierte, schildert der Arzt Lukas wie folgt: „Sie aber wurde bei dem Wort tief beunruhigt und begann zu überlegen, was das für ein Gruß sei.“ (Luk. 1:29) Lukas schilderte Marias Reaktion somit in eigenen Worten.
Den Bibelschreibern wurden Mitteilungen gewöhnlich durch Träume oder Visionen geoffenbart oder während sie im Trancezustand waren. Bei Träumen wurden offenbar im Geist des Schlafenden visuelle Eindrücke der Botschaft oder des Vorhabens Gottes hervorgerufen. Bei Visionen wurden beim Empfänger im Wachzustand visuelle Eindrücke der Gedanken Gottes hervorgerufen. Einige Bibelschreiber
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