Fragen von Lesern
● Wie viele Jahre sollten Kinder christlicher Eltern ratsamerweise eine öffentliche Schule besuchen?
Viele christliche Eltern finden es ratsam, daß ihre Kinder die in ihrem Land gebotene Gelegenheit zu einer normalen Grundausbildung nutzen. Die Verantwortung, zu entscheiden, welche Schule die Kinder besuchen sollten und wie lange, fällt den Eltern zu (Spr. 1:8; 6:20-22; Eph. 6:4).
Von christlichen Eltern und ihren Kindern wird erwartet, „Regierungen und Gewalten ... gehorsam zu sein“ (Tit. 3:1). Das schließt auch ein, daß sie den Bestimmungen des Staates hinsichtlich des Besuchs einer öffentlichen Schule gehorchen. In den meisten Ländern macht der Staat den Schulbesuch bis zu einem bestimmten Alter, das zwischen 13 und 18 Jahren variieren kann, zur Pflicht. Es gibt aber auch Länder, in denen die Kinder nur wenige Jahre die Schule besuchen müssen, und danach ist es Sache der Eltern, über die weitere Ausbildung des Kindes zu entscheiden. In vielen Fällen bedeutet dies, daß es dem Kind überlassen bleibt, sich irgendwie durchs Leben zu schlagen. Wenn jedoch das Gesetz vorschreibt, daß Kinder eine bestimmte Anzahl Jahre zur Schule zu gehen haben, sollten christliche Kinder das tun, weil es keinem biblischen Gebot widerspricht (Matth. 22:21).
Die Bibel erlegt Eltern die Verantwortung auf, ihre Kinder zu erziehen, und verlangt von Kindern, ihren Eltern „in allem“, was nicht im Widerspruch mit deutlich zum Ausdruck gebrachten Geboten Gottes ist, gehorsam zu sein (Kol. 3:20; Spr. 4:1; siehe auch Apostelgeschichte 4:18, 19). Solange daher Kinder minderjährig sind und nach dem Gesetz der Aufsicht ihrer Eltern unterstehen oder im Elternhaus sind und dort versorgt werden, sind sie verpflichtet, sich mit der Entscheidung ihrer Eltern hinsichtlich der Dauer der Ausbildung, die ihre Eltern für sie als angebracht erachten, abzufinden. Derselbe Grundsatz gilt auch, wenn ein oder beide Elternteile ungläubig sind. Das heißt nicht, daß die Kinder nicht mit ihren Eltern darüber sprechen und nicht ihre Wünsche äußern könnten, sondern es bedeutet, daß sie schließlich die Entscheidung des Vaters oder, sofern kein Vater da ist, die der Mutter respektieren sollten.
Außerdem ist der biblische Grundsatz zu berücksichtigen, daß Christen imstande sein sollten, für sich und, im Fall verheirateter Männer, für ihre Familie zu sorgen (Eph. 4:28; 1. Tim. 5:8). Aus diesem Grund mag an einigen Orten, an denen die Lebenshaltungskosten recht hoch sind, eine längere weltliche Ausbildung erforderlich sein, damit man seinen Unterhalt bestreiten kann. Im allgemeinen erscheint es christlichen Eltern und Jugendlichen in solchen Gegenden ratsam, die sich bietende Gelegenheit für eine normale weltliche Ausbildung zu nutzen. In Amerika ist dies gleichbedeutend mit dem Besuch der zwölfjährigen High-School.
Des weiteren ist zu berücksichtigen, daß Jehova sowohl auf sein Wort Nachdruck legt als auch auf die seinen Dienern übertragene Aufgabe, Prediger und Lehrer der „ganzen Schrift“ zu sein (2. Tim. 3:16, 17; Matth. 28:19, 20). Das läßt deutlich erkennen, daß Jehova wünscht, daß alle seine Zeugen, ob alt oder jung, lesen und schreiben lernen. Sie sollten die Bibel in ihrer Muttersprache lesen können und in der Lage sein, ihre Botschaft fließend und korrekt sowohl mündlich als auch schriftlich darzulegen. Um das zu erreichen, sollten sie ihre Schulzeit gut nutzen (1. Kor. 2:13; Pred. 12:10).
Zu der grundlegenden Ausbildung, für die der Staat sorgt, gehören im allgemeinen auch Fächer wie Rechnen, Geschichte und Gesundheitspflege. An vielen öffentlichen Schulen in den USA (in anderen Ländern kennt man dagegen Berufs- oder Gewerbeschulen) kann man außerdem lernen, wie man Werkzeuge handhabt und Maschinen bedient, oder man kann sich als Tischler, Elektroinstallateur, Kraftfahrzeugschlosser, Drucker oder in anderen ortsüblichen Berufen ausbilden lassen. Man kann wissenschaftliche Fächer belegen und an Kursen in Maschineschreiben, Musik und Fremdsprachen teilnehmen. Und für Mädchen bieten solche Schulen Unterricht in Hauswirtschaft und Säuglingspflege. Da man in vielen Ländern eine so große Auswahl an Lehrfächern hat, können Jugendliche unter Anleitung ihrer Eltern ein Programm von Lehrfächern, die für sie später von Nutzen sein werden, zusammenstellen. Einige Eltern hielten es für ratsam, daß sich ihre Kinder auf besonderen Schulen in kurzen Fachkursen bestimmte Berufskenntnisse oder technische Kenntnisse, wie zum Beispiel auf dem Gebiet der Elektronik und des Computerwesens, erwarben. Das diente einem praktischen Zweck, nämlich dazu, daß sie im Dienste Jehovas selbst für sich sorgen konnten.
Es gibt heute viele getaufte Diener Jehovas, die noch Jugendliche sind. Durch ihr persönliches Studium, die Vorbereitung auf die Zusammenkünfte und durch die Teilnahme an der Theokratischen Predigtdienstschule haben sie sich eine grundlegende Erkenntnis der biblischen Wahrheit angeeignet, von der sie im christlichen Predigtdienst Gebrauch machen können. Auch die Ausbildung, die sie in einer öffentlichen Schule erhalten haben, ist für sie von Nutzen. Aber wie weit sollte man hinsichtlich einer weltlichen Ausbildung gehen? Es wäre wohl kaum vernünftig, wenn ein Jugendlicher von sich aus eine längere weltliche Ausbildung anstreben würde, als es das Gesetz oder seine Eltern von ihm verlangen. Die Worte aus 1. Timotheus 6:20 zeigen, daß es nicht weise wäre, seinen Sinn mit Philosophien unvollkommener Menschen zu füllen: „O Timotheus, behüte, was als anvertrautes Gut bei dir hinterlegt ist, indem du dich von den leeren Reden abwendest, die verletzen, was heilig ist, und von den Widersprüchen der fälschlich so genannten ,Erkenntnis‘.“ Aus diesem Grund mögen sich die Jahre, die man noch auf einer Universität verbringt, als eine Schlinge erweisen. Es könnte sein, daß man sich einer „Gehirnwäsche“ durch menschliche Philosophien aussetzt, durch die der Glaube an Gott und an die Bibel zerstört wird (Kol. 2:8). Viele Fächer, die auf Hochschulen gelehrt werden, beruhen auf falschen Theorien wie der Evolutionstheorie, Theorien, die die Grundlage des alten Systems der Dinge bilden, das bald für immer verschwinden wird (1. Joh. 2:17). Eine ganze Anzahl Professoren, die nicht an Gott und die Bibel glauben, lehren ihre eigenen gottlosen Glaubensansichten. Überdies wirkt sich die Umgebung an einer Hochschule oft verderblich auf das Sittlichkeitsgefühl aus, und man läuft Gefahr, rauschgiftsüchtig zu werden.
In den meisten Ländern sind an weltlichen Schulen — ob öffentliche oder private — Gesetzlosigkeit, Gewalttätigkeit und Korruption (und auch Rauschgiftsucht) in größerem Ausmaß vertreten, als es vor Jahren der Fall war. Zugegeben, in einigen Schulen ist es besonders schlimm. Ist es aber bereits so weit, daß christliche Jugendliche an ihrem Wohnort keine Schule mehr besuchen können? Diese Frage müssen sich Eltern selbst beantworten. Es hat indes den Anschein, daß einige christliche Jugendliche, die frühzeitig die Schule verlassen wollten, ihren Eltern ein Schreckgespenst von Gewalttätigkeit und Unsittlichkeit vor Augen gemalt haben, um von ihnen die Einwilligung zum Verlassen der Schule zu erhalten. Es ist ihnen gelungen, ihre Eltern so weit zu bringen, daß sie in ihrer übermäßigen Besorgtheit einverstanden waren, sie von der Schule zu nehmen. In vielen Fällen hat sich das zum Schaden der Kinder ausgewirkt.
Die Erfahrung zeigt, daß ernsthafte, gewissenhafte christliche Jugendliche, die eine gute elterliche Erziehung genossen haben und in den biblischen Grundsätzen unterwiesen worden sind, gewöhnlich Probleme vermeiden können. Wenn sie sich sorgfältig nur um ihre eigenen Dinge kümmern, stellen sie fest, daß der Schulbesuch für sie verhältnismäßig gefahrlos ist. Das trifft besonders dann zu, wenn sie bewußt darauf achten, nicht in Schwierigkeiten zu kommen, und wenn sie nicht an sportlichen oder anderen außerschulischen Tätigkeiten teilnehmen. Es dient auch zu ihrem Schutz, wenn sie als Christ ihr Licht leuchten lassen und ihre Mitschüler als ihr Gebiet zum Predigen der guten Botschaft vom Königreich betrachten. Wieviel predigen indes jene Jugendlichen, die frühzeitig die Schule verlassen, in Wirklichkeit? Meistens sind sie voll damit beschäftigt, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, oder sie heiraten frühzeitig und haben schließlich für eine Familie zu sorgen.
In vielen Versammlungen der Zeugen Jehovas hat man festgestellt, daß es für diejenigen, die ihre grundlegende Ausbildung frühzeitig beendeten, später schwieriger war, die Probleme des Lebens zu meistern, den Pionierdienst erfolgreich durchzuführen oder schließlich den mit einer Heirat verbundenen Verantwortlichkeiten in der rechten Weise nachzukommen.
Es ist nicht unsere Absicht, hiermit für christliche Familien Regeln aufzustellen. Diese Hinweise sollen lediglich als Anleitung dienen. Eltern und Jugendliche sollten gemeinsam eine angemessene weltliche Ausbildung planen, eine Ausbildung, die junge Menschen in die Lage versetzt, ihre Interessen und Ziele im Leben auf eine vernünftige, ehrenhafte Weise zu verfolgen. Die gut geschulten Jugendlichen von heute sind die reifen, hart arbeitenden Diener Jehovas von morgen. Eine ausgeglichene Ansicht über Schule und Ausbildung kann ihnen helfen, sich des geistigen Paradieses Gottes in vollem Maße zu erfreuen.
„Seht zu, daß nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und leeren Trug gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus“ (Kol. 2:8).