Wir beobachten die Welt
Schlechtes Zeugnis für UNO
„Nach vierzig Jahren, die seit ihrer Gründung vergangen sind, bekommen die Vereinten Nationen für ihre Bemühungen, die Weltprobleme zu lösen, ein so schlechtes Zeugnis, daß sie das Examen nicht bestehen“, schreibt die kanadische Zeitung The Toronto Star. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup unter 20 000 Bürgern in 17 nichtkommunistischen Staaten ergab, daß nur ein Drittel glaubt, die UNO habe ihre Sache „bei der Lösung anstehender Konflikte“ gut gemacht.
Selbst die Verantwortlichen der Organisation brachten ihre Enttäuschung zum Ausdruck. „Ähnlich wie enttäuschte Eltern“, bemerkte die New York Times, „zeigten sich viele Teilnehmer der zweitägigen Konferenz mit dem Thema ‚40 Jahre Vereinte Nationen‘ desillusioniert, verstimmt und erzürnt über ihr ‚Kind‘, das sich so ganz anders entwickelte, als sie es erwartet hatten.“ Die Tagung in der New Yorker Universität führte UN-Beobachter mit langjähriger Erfahrung sowie Rechtsgelehrte und ehemalige Gesandte — einschließlich des einzigen noch lebenden amerikanischen Unterzeichners der Charta — zusammen. Die UNO sei, so wurde kritisiert, nicht mehr als ein „Forum für Debatten“.
Kostspielige Bestattung
Der Körper von Königin Rambhai Bharni von Thailand wurde im April dieses Jahres — fast ein ganzes Jahr nach ihrem Tod — eingeäschert. Allein die prunkvolle Feuerbestattungszeremonie mit zahllosen Bläsern und Trommlern in prächtigen Gewändern kostete umgerechnet über eine Million US-Dollar, sie wurde sechs Monate lang vorbereitet. Zum Abschluß wurden in die Urne zu der Asche der Königin Edelsteine im Wert von einer viertel Million Dollar gelegt. Ihr Gemahl, König Prajadhipok, war der letzte absolutistische Monarch Thailands.
Bedrohung der Gesellschaft durch Drogen
Die Drogenabhängigkeit in Großbritannien habe sich zur „gefährlichsten kriminellen Bedrohung der Gesellschaft“ entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt die britische Polizei in ihrem im Sommer veröffentlichten Jahresbericht 1984. Bedrohlich sei neben dem Drogenhandel auch die wachsende Zahl von Diebstählen in Apotheken. Wie die Salzburger Nachrichten meldeten, nehme der Mißbrauch von Drogen trotz „erheblicher Erfolge“ der Behörden zu. So ist die Zahl der aufgedeckten Fälle im Drogenhandel von 3 495 im Jahre 1983 auf 4 713 im Jahre 1984 gestiegen. Dies bedeute einen Anstieg von 35 Prozent. Ein Polizeisprecher wies jedoch darauf hin, daß dies nur die „ganz kleine Spitze des Eisberges“ sei. Vor allem harte Drogen wie Heroin und Kokain seien immer leichter zu bekommen und bedeuteten eine wachsende Gefahr.
„Saubere, schonende, blutungsarme Operationstechnik“
„Es ist eine unbestrittene Erfahrung in der Transplantationschirurgie“, schreibt Dr. A. Lamesch im Luxemburger Wort, „daß die präoperative Bluttransfusion die Abwehrkräfte des menschlichen Organismus schwächt.“ Diese Wirkung werde bei Nierentransplantationen sogar genutzt. „Neuere Erkenntnisse weisen jedoch darauf hin, daß Bluttransfusionen bei Krebsoperationen eine nachteilige Wirkung haben; es kommt nach Entfernung von Darm- und Lungenkrebsen bei den Patienten, die Blutübertragungen während der Operation erhalten haben, in einem signifikanten Ausmaß häufiger zum Wiederausbruch der Krebskrankheit und zur Ansiedlung von Tochtergeschwülsten“, heißt es in der Zeitung.
Die „nachteilige Wirkung von Bluttransfusionen“ wurde ebenfalls bei Brustkrebs beobachtet. Es wird angenommen, daß „die Schwächung der Abwehrkräfte die Ursache ist“. Medizinische Untersuchungen in Japan unterstützen diese Annahme. (Siehe Erwachet! vom 8. Juli 1985, Seite 29.) Allerdings wird auch die Wirkung von Viren nicht ausgeschlossen. Dr. Lamesch kommt zu folgendem Schluß: „Für den Erfolg der Operation und die Heilungsaussichten für den Patienten ist eine saubere, schonende, blutungsarme Operationstechnik unter Vermeidung unnötiger Bluttransfusionen in der Krebschirurgie von grundlegender Bedeutung.“
„Soap-operas“ zeigen Wirkung
Die amerikanischen „Soap-operas“, darunter „Dallas“ und „Denver-Clan“, sind für die Wissenschaftler an der Universität Tübingen zum Forschungsobjekt geworden. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldete, ist damit begonnen worden, „die Entwicklung und die soziale Funktion solcher populären Fernsehserien“ zu untersuchen, wobei auch die Wirkung in Europa einbezogen werden soll. Aus welchem Grund? Die Forscher hoffen, „bei ihren Analysen auch Erkenntnisse über Entwicklungstendenzen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft zu gewinnen, der ein gewisser Leitcharakter in der westlichen Welt zukommt“. Die „als trivial empfundenen Serienprogramme“, die „vornehmlich weibliche Zuschauer ansprechen“ sollten, waren von großen Seifen- und Waschmittelfirmen gefördert worden und wurden einst abschätzig als „Soap-operas“ bezeichnet. Die Produzenten der Filme verstanden es immer wieder, Millionen von Zuschauern zu fesseln. „Thematisch geht es auch heute noch um Liebe, Ehe, Beruf, Krankheit und Altern, aber auch um Intrigenspiel, Haß und Verbrechen“, schreibt die Zeitung. „Die erzählerische Struktur der ‚Soap-operas‘ bringt ständig neue Verwicklungen, ohne daß die so heraufbeschworenen Konflikte gelöst werden: Das offene Ende einer jeden Episode ist ein wichtiges Markenzeichen der Serienstücke.“
Niveauverlust bei Abiturienten
Die meisten Studienanfänger seien „nicht fähig, schwierigen Lernsituationen standzuhalten oder sich zu konzentrieren“, sie seien „wenig belastbar“, verfügten kaum über Lerntechniken und hätten Kommunikationsschwierigkeiten. Der Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz, Professor T. Berchem, beklagte außerdem bei Abiturienten mangelhafte Ausdrucksfähigkeit, schlechte Rechtschreibung und fehlende mathematische und fremdsprachliche Fachkenntnisse. Bei verschiedenen Studienanfängertests in Göttingen, Hannover, Braunschweig, Köln und München habe sich, wie Die Welt meldete, ein düsteres Bild ergeben, das „zwar nicht überbewertet“ werden dürfe, aber „bedenkliche Tendenzen“ zeige.
Aus Nachbarn werden Feinde
Der Rentner aus dem ersten Stock ärgerte sich jahrelang über den pensionierten Finanzbeamten aus dem Erdgeschoß, der die Haustür jeden Tag um 19 Uhr abschloß. Die 77jährige Rentnerin geriet mit dem 29jährigen Mieter in Streit, weil er wieder einmal seinen Treppenputztermin versäumt hatte. Beide Fälle — sie spielten sich innerhalb von zehn Tagen ab — endeten mit Totschlag. „Werden streitende Nachbarn immer gewalttätiger?“ fragt das Hamburger Abendblatt. Wenn sich Nachbarn streiten, werden Delikte wie Beleidigung, Tierquälerei und sogar Gewaltstraftaten immer häufiger. Anlaß können im Grunde nichtige Dinge sein: Es wird zu laut geduscht, zu laut musiziert, oder die Katze stört den Frieden. Aus vielen kleinen Streitigkeiten erwachsen Gewalt und Prozesse. Dr. E. Pahlke vom Hamburger Mieterverein empfiehlt: „Sprechen Sie mit Ihrem Nachbarn, bei einem Gerichtsverfahren kommt meistens außer den Kosten nichts heraus.“
„Schnelle“ Transistoren
Transistoren schalten immer schneller. Während früher die alten Vakuumröhren für das Ein- und Ausschalten eines Stromes Mikrosekunden oder etwas weniger benötigten, beträgt die Schaltzeit für herkömmliche Transistoren nur noch Milliardstelsekunden (Nanosekunden). „Mit neuen Konzepten soll nun die Geschwindigkeit weiter um den Faktor 1 000 auf Pikosekunden [Billionstelsekunden] verringert werden“, heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Dies will man dadurch erreichen, daß man die Steuerelektrode des Transistors (Basis) extrem dünn macht. Die Elektronen können diesen Bereich praktisch im freien Flug durchqueren, ohne daß sie durch Stöße mit den Atomen abgebremst werden.“ In Frankreich ist ein Transistor entwickelt worden, der eine Schaltzeit von 30 Pikosekunden hat, und an der amerikanischen Cornell-Universität wird an einem Transistor gearbeitet, mit dem man sogar 1,5 Pikosekunden erreichen will.
Flugsicherheit
Australien ist, was sowohl Auslands- als auch Inlandsflüge betrifft, das sicherste Land der Welt. Das geht aus einer Zehnjahresstudie über Flugzeugunfälle hervor, über die kürzlich die Zeitschrift Flight International berichtete. Die Auswertung des statistischen Materials von 25 führenden Luftfahrtnationen ergab, daß die Rate der tödlichen Unfälle von 1973 bis 1984 bei 1,8 lag, bezogen auf eine Million Landungen. Die Rate für Australien betrug dabei nur 0,06. „Auf der Liste der sichersten Flugnetze folgen nach Australien Skandinavien, Japan, die USA, Frankreich, Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland“, schrieb die australische Zeitung The Sydney Morning Herald. „Im Vergleich dazu am wenigsten sicher waren Kolumbien, die Türkei, Ägypten, Indonesien und die Sowjetunion.“ Mike Ramsden, ein führender Experte auf dem Gebiet der Flugsicherheit, führte als Hauptgrund dafür, daß Australien „seit mehr als 20 Jahren unter den wichtigsten Luftfahrtnationen unbestritten das sicherste Land“ ist, folgendes an: „Disziplin trotz Individualismus und ein gesunder Respekt vor Autorität.“
Hot dogs — Nichts für kleine Kinder?
Jedes Jahr ersticken in den USA etwa 75 Kinder an Lebensmitteln. Die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (USA) beschäftigte sich mit den häufigsten Ursachen für den Erstickungstod bei der Nahrungsaufnahme. Es stellte sich heraus, daß von 103 Erstickungsanfällen mehr als 40 Prozent auf Hot dogs (Würstchen), Bonbons oder kleine Früchte wie Nüsse und Weintrauben zurückzuführen waren. Kinder zwischen dem ersten und dem dritten Lebensjahr waren gemäß einer Mitteilung der AMA (American Medical Association) besonders gefährdet. Es zeigten sich zwar bei den einzelnen Lebensmitteln, aufgeteilt auf die verschiedenen Altersgruppen, unterschiedliche Reihenfolgen (Ursachenhäufigkeit), doch Hot dogs standen für die Ein-, Zwei- und Dreijährigen stets an erster Stelle.
Indirekte „Pressezensur“ durch die Tabakindustrie?
„Mehrere Untersuchungen belegen, daß die Abhängigkeit der Medien von den Anzeigen-Einnahmen der Tabakindustrie dazu geführt hat, daß Diskussionen über Rauchen und Gesundheit in den Zeitschriften unterdrückt werden“, berichtet die Medizinerzeitschrift „Herz + Gefäße“ (5/85, S. 321). „Dies hat zur Folge, daß die Öffentlichkeit weniger gut über die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Rauchens informiert wird, als dies der Fall sein sollte.“ In dem Artikel, der sich auf einen Bericht im New England Journal of Medicine (312 [1985], 384) stützt, heißt es weiter: „Insbesondere Zeitschriften, die einen bedeutenden Teil ihrer Anzeigeneinnahmen von der Zigarettenindustrie beziehen, haben über Jahrzehnte keinen einzigen Artikel über die Folgen des Nikotinkonsums publiziert, während andere Gesundheitsfragen ausführlich und wiederholt behandelt wurden. Beispiele über Zensur einzelner Artikel, die sich kritisch mit dem Rauchen auseinandersetzen, sind zahlreich.“ Die Tabakindustrie — rechtzeitig vom Erscheinen kritischer Artikel über das Rauchen informiert — würde in der betreffenden Ausgabe die Zigarettenwerbung entsprechend reduzieren oder streichen.