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Vereinigte Staaten von Amerika (Teil 2)Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1975
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DER WELTKRIEG SCHÜRT DAS FEUER DER GEWALTTAT
Gewaltanwendung durch Pöbelrotten hatte auf dem Kongreß 1939 begonnen. Das Feuer der Gewalttat würde jedoch mit Ausbruch des Weltkrieges noch weit stärker angefacht werden. Es sollte zwar bis Ende 1941 dauern, bis die Vereinigten Staaten Deutschland, Italien und Japan den Krieg erklären würden, doch schon lange vorher herrschte im ganzen Land ein starker Nationalismus.
Während der ersten Monate des Zweiten Weltkrieges traf Jehova Gott ganz besondere Vorkehrungen für sein Volk. Im englischen Wachtturm vom 1. November 1939 (deutsch: 1. Dezember 1939) erschien ein Artikel mit dem Thema „Neutralität“. Folgende Worte Jesu Christi über seine Jünger bildeten den Leittext: „Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich nicht von der Welt bin“ (Joh. 17:16, Elberfelder Bibel). Das Studium der christlichen Neutralität zu diesem Zeitpunkt bereitete Jehovas Zeugen im voraus auf die schweren Zeiten vor, die noch kommen würden.
BRANDSTIFTUNG AUF DER KÖNIGREICHSFARM ANGEDROHT
Die Königreichsfarm in der Nähe von South Lansing (New York) versorgte die Glieder des Hauptbüros der Gesellschaft ausreichend mit Obst, Gemüse, Fleisch, Milch und Käse. David Abbuhl arbeitete auf der Königreichsfarm, als der Friede und die Stille dort 1940 ein Ende nahmen. „Einen Tag vor dem Flaggentag, am Abend des 13. Juni 1940“, berichtet Bruder Abbuhl, „sagte uns ein alter Mann, der hier jeden Tag auf dem Weg zur Wirtschaft in South Lansing vorbeikam, wo er sich Whisky kaufte, daß die Bewohner des Ortes zusammen mit Anhängern der American Legion vorhatten, alle unsere Gebäude niederzubrennen und unseren Maschinenpark zu zerstören.“ Man benachrichtigte den Sheriff.
Schließlich trafen die Feinde ein. John Bogard, damals Farmdiener, gab einmal folgenden anschaulichen Bericht der Ereignisse: „Ungefähr um 6 Uhr abends begannen sich die Unruhestifter zusammenzurotten; ein Wagen nach dem anderen kam angefahren, insgesamt waren es schließlich 30 oder 40 vollbesetzte Wagen. Der Sheriff und seine Leute waren jedoch zur Stelle. Sie hielten jeden Wagen an, prüften die Papiere der Fahrer und warnten sie davor, irgend etwas gegen die Königreichsfarm zu unternehmen. Bis spät in die Nacht hinein fuhren die Unruhestifter die Straße, die an unserem Grundstück vorbeiführte auf und ab. Aber die Polizei sorgte dafür, daß sie auf der Straße bleiben mußten, und vereitelte so ihren Plan, Schaden zu stiften. Es war für uns alle dort auf der Farm eine sehr aufregende Nacht, aber wir dachten an die Zusicherung, die Jesus seinen Nachfolgern durch die Worte gegeben hatte: ,Ihr werdet um meines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Menschen sein. Und doch wird bestimmt kein Haar von eurem Haupt verlorengehen‘ (Luk. 21:17, 18).“
So wurden der Angriff und die Brandstiftung abgewendet. Schätzungsweise 1 000 Autos mit möglicherweise 4 000 Mann waren aus dem ganzen Westen des Staates New York herbeigekommen, um das Eigentum der Gesellschaft auf der Königreichsfarm zu zerstören, doch umsonst. Kathryn Bogard schreibt: „Ihr Vorhaben mißlang jedoch, und einige von denen, die zu der Rotte gehörten, sind heute selbst Zeugen Jehovas, ja sie stehen sogar im Vollzeitpredigtdienst.“
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Vereinigte Staaten von Amerika (Teil 3)Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1975
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Vereinigte Staaten von Amerika (Teil 3)
GEWALTTÄTIGKEIT IN LITCHFIELD
Etwa zur selben Zeit, als die Königreichsfarm angegriffen und in Brand gesetzt werden sollte, flammte in Litchfield (Illinois) Verfolgung gegen Jehovas Zeugen auf. „Irgendwie müssen die Verfolger in Litchfield erfahren haben, was wir vorhatten, so daß sie uns schon erwarteten, als wir in die Stadt gefahren kamen“, erinnert sich Clarence S. Huzzey. „Der Priester des Ortes läutete als Signal die Kirchenglocken, und dann trieben sie die Brüder zusammen, um sie ins Gefängnis zu bringen. Einige Brüder wurden heftig geschlagen, und die Pöbelrotte drohte sogar damit, das Gefängnis anzuzünden. Einige von ihnen fanden die Autos der Brüder und verwüsteten sie, bis nur noch ein Haufen Blech übrigblieb.“
Walter R. Wissman sagt: „Nachdem die Brüder von der Pöbelrotte geschlagen worden waren, wurden sie von Angehörigen der Landesverkehrspolizei zu ihrem eigenen Schutz im Gefängnis eingepfercht. Charles Cervenka, einer der Brüder, wurde zu Boden geschlagen, als er sich weigerte, die Fahne zu grüßen. Man schlug ihn mit der Fahne ins Gesicht und trat ihn heftig in den Leib und an den Kopf. Er war von allen Brüdern der am schwersten Verletzte. Er erholte sich nie völlig von den Schlägen. Wenige Jahre darauf starb er. Er sagte einmal, er habe während der Schläge gedacht, daß er froh sei, daß dies ihm passiert sei und nicht einem der neueren Brüder, da er wußte, daß er es ertragen konnte, während vielleicht ein neuerer schwach geworden wäre und nachgegeben hätte.“
„Die Stadt Litchfield war sehr stolz auf das, was sie getan hatte“, erinnert sich Bruder Wissman. „Eine ganze Reihe von Jahren später, Ende der 1950er Jahre, veranstaltete Litchfield seine Hundertjahrfeier mit einem Umzug von Festwagen, die die besonderen Ereignisse der Geschichte der Stadt darstellten. Einer dieser Festwagen war zur Erinnerung an die Pöbelaktion gegen die Zeugen Jehovas im Jahre 1940 gestaltet worden. Die Stadtväter waren der Ansicht, daß dies ein denkwürdiges Ereignis in der Geschichte ihrer Stadt gewesen sei. Möge Jehova es ihnen vergelten!“
UNBEACHTETE AUFFORDERUNGEN
Die gewalttätigen Angriffe gegen die Zeugen Jehovas waren so schwerwiegend und zahlreich, daß der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, Francis Biddle, und Eleanor Roosevelt, die Frau von Präsident
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