Aus der göttlichen Gabe des Gewissens Nutzen ziehen
„Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen; seine Schritte werden nicht wanken“ (Psalm 37:31).
1, 2. Warum sollten wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob wir uns von unserem Gewissen leiten lassen können? (Sprüche 12:15; 14:12).
GOTT hat Christen zwar keine ausführliche Gesetzessammlung gegeben, doch hat er für einige Gesetze oder ausdrückliche Regeln und für viele Grundsätze gesorgt, die wir im Einklang mit unserem Glauben und unserem Gewissen anwenden sollten. Aber ein Gewissen zu haben bedeutet noch nicht, daraus vollen Nutzen zu ziehen. Viele Menschen glauben, alles was ihr Gewissen nicht beunruhige, sei in Ordnung. Ist diese Denkweise jedoch richtig?
2 Die Bibel zeigt, daß uns unser Gewissen aufgrund unseres sündigen Fleisches irreführen kann; es kann schwach, irregeleitet oder befleckt sein. Wie gefährlich die Ansicht ist, man solle sich von seinem Gewissen leiten lassen, können wir besser verstehen, wenn wir die Bewohner der Insel Kreta betrachten, von denen man im ersten Jahrhundert sagte, sie seien „Lügner, schädliche wilde Tiere, unbeschäftigte Fresser“ (Titus 1:10-12).
3. Wie wirkte sich das Gewissen auf die Kreter aus?
3 Wie alle anderen Menschen hatten auch die Kreter ein angeborenes Gewissen. Sie zogen jedoch keinen Nutzen daraus. Der Apostel Paulus schrieb an Titus, der sich auf Kreta befand: „Den Reinen sind alle Dinge rein. Den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern sowohl ihr Sinn als auch ihr Gewissen ist befleckt“ (Titus 1:15; Römer 2:14, 15). Die meisten Kreter hatten ein unempfindliches Gewissen, das ihnen nicht half, das zu tun, was sittlich einwandfrei oder rein war (1. Timotheus 4:2). Für viele Kreter war „nichts rein“. Warum? Da ihr Gewissen befleckt war, betrachteten sie jede Situation als eine Gelegenheit, Schlechtes zu tun. Vielleicht sagten sie sich: „Mein Gewissen ist deswegen nicht beunruhigt.“ Es hätte jedoch beunruhigt sein sollen. Einige kretische Juden oder Proselyten waren zu Pfingsten 33 u. Z. in Jerusalem gewesen. Ihre biblische Erkenntnis hätte ihnen helfen sollen, nicht zu lügen, keine schädlichen Dinge zu treiben und nicht zu schlemmen. Und allen, die Jesus angenommen hatten, wurde auch noch durch seine Lehren geholfen, ein gut funktionierendes Gewissen zu haben (Apostelgeschichte 2:5, 11; Titus 1:5; 2:2-5; 3:3-7).
4, 5. Was können wir aus dem Fall des Paulus über das Gewissen lernen?
4 Das Gewissen kann selbst eine Person irreführen, die unter dem Einfluß des Wortes Gottes steht und das Rechte zu tun wünscht. Saulus (oder Paulus) kannte die Schrift und diente Gott eifrig gemäß dem mosaischen Gesetz. Er war jedoch hinsichtlich der fortschreitenden Verwirklichung des Willens Gottes nicht auf dem laufenden. Er war, nachdem der Messias in Erfüllung der Prophezeiungen gekommen war, gepredigt hatte und gestorben war, immer noch ein Pharisäer und ein aktiver Anhänger des Judaismus. Sein Gewissen hinderte ihn nicht, „ein Verfolger der Versammlung“ zu sein, indem er „Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn schnaubte“ (Philipper 3:4-6; Apostelgeschichte 9:1, 2).
5 Diese Beispiele zeigen, daß uns unser Gewissen irreführen kann. Da wir vor vielen Entscheidungen stehen, die nicht durch spezielle biblische Gesetze geregelt werden, sondern Gewissensangelegenheiten sind, sollten wir wissen, wie wir unser Gewissen schulen und den größten Nutzen daraus ziehen können. Es gibt drei Gebiete, mit denen wir uns jetzt befassen möchten.
Was läßt Gottes Wort erkennen?
6, 7. Nenne eine Möglichkeit, wie uns Gottes Wort in Gewissensangelegenheiten eine Hilfe sein kann.
6 Das vollkommene Wort Gottes enthält vieles, was uns hilft, Gottes Gedanken oder Grundsätze zu verstehen, und wodurch unser Gewissen geschult wird. Wie bereits erwähnt, besaß Joseph kein schriftliches Gesetz Gottes gegen Ehebruch. Aber sein Gewissen war richtig geschult. Seine Überlegungen stützten sich zweifellos auf die Tatsache, daß der Mann und die Frau („die zwei“) gemäß Gottes Vorsatz e i n Fleisch sein sollten und sich kein Dritter in ehebrecherischer Weise zwischen sie drängen sollte. Außerdem wußte er bestimmt von der Erfahrung, die Abraham, der Freund Gottes, gemacht hatte und die erkennen ließ, wie Gott über Ehebruch denkt (Matthäus 19:5; 1. Mose 2:24; 20:1-18).
7 Für uns kann sich ein ähnlicher Nutzen ergeben. Wir mögen zum Beispiel vor der Frage stehen, ob wir von jemandem, der einer anderen Nationalität oder Rasse angehört oder von anderer Herkunft ist, die Einladung zu einem Essen annehmen oder mit ihm Geschäfte machen sollen. Das ist der persönlichen Entscheidung überlassen. Wenn wir aus der Bibel Gottes Unparteilichkeit und Fairneß kennengelernt haben, wird unser geschultes Gewissen jedem Vorurteil entgegenwirken, das in der Umgebung, in der wir aufgewachsen sind, herrschen mag. Dementsprechend werden wir handeln (Apostelgeschichte 10:34, 35; Jakobus 2:1-4). So können biblische Grundsätze auch uns eine Hilfe sein.
8. Was sollten wir tun, wenn wir vor einer Gewissensentscheidung stehen?
8 Wenn wir uns in einer Angelegenheit entscheiden müssen, um ‘ein gutes Gewissen zu behalten’, sollten wir herauszufinden suchen, was Jehova diesbezüglich zu sagen hat, denn das kann und sollte unser Gewissen und unsere Entscheidung beeinflussen (1. Petrus 3:16). Wir sollten nicht nur nach regelrechten Gesetzen Ausschau halten, sondern uns auch dafür interessieren, ob es irgendwelche einschlägigen biblischen Grundsätze gibt. Hat Jesus etwas getan oder gesagt, was erkennen läßt, wie er über eine solche Entscheidung dachte? Wir können in Bibelstudienhilfsmitteln, in denen die Angelegenheit behandelt wird, nachforschen. Und wir können Mitchristen um Rat bitten, die uns behilflich sein könnten, entsprechende biblische Grundsätze zu ermitteln. Wir dürfen natürlich nicht denken, daß sie für uns die Verantwortung tragen. Auch sollten wir sie nicht fragen: „Was würdest du tun, wenn du dich in dieser Sache entscheiden müßtest?“ (Galater 6:5).
9. Welches Ziel verfolgen wir, wenn wir uns in Gewissensfragen entscheiden?
9 In Situationen, in denen eine persönliche Entscheidung zu treffen ist, sollten sich aufrichtige Christen so verhalten, daß sie ein reines und ruhiges Gewissen vor Gott bewahren. Sie sollten stets sagen können: „Unser Gewissen [legt] Zeugnis [ab] ..., daß wir mit Heiligkeit und gottgemäßer Aufrichtigkeit ... unseren Wandel in der Welt geführt haben, ganz besonders aber euch gegenüber“ (2. Korinther 1:12). Wie sehr ein Christ Jehova und seine Grundsätze liebt, mag sich darin zeigen, wie er in Gewissensfragen entscheidet.
Wie werden andere davon berührt?
10, 11. Welcher zweite Gesichtspunkt, der bei Gewissensfragen eine Rolle spielt, ist an dem Problem, das im alten Korinth entstand und bei dem es um Speise ging, zu erkennen?
10 Christen wünschen, daß sie von ihrem Gewissen angetrieben werden, Gott nachzuahmen. Deshalb sollten ihre Gewissensentscheidungen im wesentlichen von einem liebevollen Interesse an anderen beeinflußt werden. Dieser Gesichtspunkt trat hervor, als Paulus über verschiedene Fragen in Verbindung mit Speisen schrieb.
11 In der Versammlung Korinth war in Verbindung mit Fleisch, das Götzen geopfert worden war, ein Problem entstanden. Ein Christ hätte Götzendienst getrieben, wenn er Opferfleisch während einer götzendienerischen Zeremonie gegessen hätte. Es war jedoch, wie Paulus erklärte, keine Sünde, übriggebliebenes Fleisch in restaurantähnlichen Einrichtungen zu essen, die mit einem Tempel verbunden waren, oder auf öffentlichen Fleischmärkten zu kaufen (1. Korinther 8:10; 10:25; Apostelgeschichte 15:29). Dennoch hatten sich einige Christen, die früher Götzen verehrt hatten, Gedanken über das Essen derartigen Fleisches gemacht (sie hatten ein schwaches Gewissen), selbst dann, wenn das Fleisch öffentlich und nicht unter religiösen Vorzeichen verkauft wurde. Obgleich Paulus ein schwaches Gewissen nicht entschuldigte, forderte er andere auf, auf solche Brüder Rücksicht zu nehmen. Es wäre nicht liebevoll gewesen, etwas zu tun, was sie zum Straucheln gebracht oder veranlaßt hätte, sich gewissensmäßig frei zu fühlen, wieder Götzen zu verehren.
12, 13. Warum sollte man auf die Ansicht und das Gewissen anderer Rücksicht nehmen? Veranschauliche es.
12 Paulus bekundete die Haltung, die wir alle einnehmen sollten: „Wenn ... Speise [oder irgend etwas anderes] meinen Bruder zum Straucheln bringt, will ich überhaupt nie wieder Fleisch essen.“ Wenn wir in einer Angelegenheit, die unserem Gewissen überlassen ist, so daß wir Handlungsfreiheit haben, das Gewissen anderer außer acht ließen und so ‘unseren Bruder zugrunde richten würden, für den Christus gestorben ist’, könnten wir die Anerkennung Gottes verlieren. Paulus warf die Frage auf: „Warum sollte meine Freiheit von dem Gewissen eines anderen gerichtet werden?“ (1. Korinther 8:3, 11-13; 10:29). Selbst wenn man glaubt, etwas sei „Sache des eigenen Gewissens“, könnte man sich die Verurteilung Jehovas zuziehen, wenn man anderen dadurch schadet. Das zeigt, wie trügerisch der Gedanke sein kann: „Wenn es meinem Gewissen überlassen ist, ist es in Ordnung.“
13 Beachten wir, was ein Ehepaar erlebte, mit dem die Bibel studiert wurde und das die Zusammenkünfte besuchte und vor der Taufe stand. Ein Ältester der Versammlung erzählte dem Mann, er habe sich einen bestimmten Film angesehen. Der Mann entgegnete: „Was, Sie sehen sich R-Filme an?“a Der Älteste versuchte, seine Handlung zu entschuldigen, indem er sagte, gewisse dieser Filme (die sogar von der Welt für fragwürdig gehalten werden) hätten einen Wert, wenn man die fragwürdigen Aspekte ignoriere. Doch den Mann schien das irgendwie berührt zu haben. Er machte danach langsamere Fortschritte als seine Frau. Hätte der Älteste über Texte wie Kolosser 3:2-8, Epheser 5:3-5 und Matthäus 7:12 nachgedacht, so hätten sein Gewissen und sein Wandel davon beeinflußt werden können (1. Korinther 9:22, 25-27).
14, 15. Inwiefern könnte das Gewissen der Ältestenschaft in bestimmten persönlichen Angelegenheiten eine Rolle spielen?
14 Auf andere Rücksicht zu nehmen heißt auch, von ihnen nicht zu verlangen, etwas gutzuheißen, was ihrem Gewissen widerspricht. Zum Beispiel müssen die Versammlungsältesten für Trauungszeremonien bzw. Hochzeitsansprachen im Königreichssaal, für den geplanten Ablauf, für die Dekoration des Saales usw. ihre Zustimmung geben.b Die Ältesten einer Versammlung schrieben: „Bei einer Trauung gingen alle Brautjungfern sich zufächernd durch den Mittelgang. Die nächste Trauung mußte die erste übertreffen. Daher gingen die Brautjungfern mit sich drehenden Sonnenschirmen durch den Mittelgang. Die nächste mußte größer und besser sein; zwanzig Brautjungfern und zwanzig Brautführer wurden gewünscht. Man begann aus dem Saal einen Zirkus zu machen.“
15 Handelte es sich in diesem Fall um eine „Gewissensangelegenheit“, deren Entscheidung Privatsache war? Nein. Selbst wenn das Gewissen eines Brautpaares etwas Übertriebenes oder Ausgefallenes zulassen würde, dürfte das Gewissen der gesamten Ältestenschaft nicht außer acht gelassen werden. Die Ältesten möchten zwar niemandem ihren persönlichen Geschmack aufdrängen, doch liegen ihnen der Frieden, die Eintracht und das Geistiggesinntsein der ganzen Versammlung am Herzen. Außerdem sollten sie anderen gewissenhaft helfen, zu ‘wissen, wie sie sich im Hause Gottes zu benehmen haben, das eine Säule und Stütze der Wahrheit ist’ (1. Timotheus 3:15; 1. Korinther 10:31).
16. Was solltest du berücksichtigen, wenn du eine Entscheidung zu treffen hast, die deinem Gewissen überlassen ist?
16 Wenn wir uns also in einer „Gewissensangelegenheit“ zu entscheiden haben, sollten wir überlegen, 1. was Gottes Wort in Verbindung damit zu sagen hat und 2. wie unsere Entscheidung andere beeinflussen oder betreffen mag. Es gibt allerdings noch einen wichtigen dritten Gesichtspunkt.
Wie werden wir selbst beeinflußt?
17. Wie wurde ein Bruder aus New York von seinem Gewissen beeinflußt?
17 In der Zeitschrift Natural History vom August 1981 erschien ein Artikel über die Fahrradboten der Stadt New York, die eilige Pakete und Briefe an Geschäfte in der ganzen Stadt ausliefern. Über einen Mann, der diese Art Arbeit aufgenommen hat, ist zu lesen: „Donald, ein 41jähriger Bote, kann mit seinem Verdienst für seine Frau und seinen 15jährigen Sohn sorgen. Er war in der Filmbearbeitung tätig, gab diesen Beruf aber auf, weil er ein Zeuge Jehovas ist und er die Rolle, die er bei der Herstellung pornographischer Streifen spielte, damit nicht vereinbaren konnte. Als Bote hat er jetzt nicht nur ein reines Gewissen, sondern kann sich die Arbeit auch so einteilen, wie er möchte, und mehr Zeit dem Proselytenmachen widmen.“
18. (a) Wie könnte dieser Bruder zu seiner Entscheidung gelangt sein? (b) Was können wir daraus lernen?
18 Bei Entscheidungen in Verbindung mit der Arbeitsstelle spielen mehrere Faktoren eine Rolle. (Siehe den Kasten auf Seite 26.) Ähnlich wie im Fall Donalds mag ein Christ bei einer Firma arbeiten, die Filme entwickelt — Schnappschüsse, Heimfilme, Werbefilme und kommerzielle Spielfilme. Im Laufe der Zeit übernimmt die Firma vielleicht auch einige pornographische Filme. Irgendwann beginnt dann das Gewissen des Christen, ihn zu beunruhigen. Vielleicht stellt er fest, daß er dadurch unfreiwillig mit Pornographie oder einer anderen schriftwidrigen Sache zu tun hat. Da man ihn mit einer Firma, die sich mit Pornographie befaßt, gleichsetzt oder weil er etwas tun muß, was sein Gewissen beunruhigt, mag er zu dem Schluß kommen, daß er seine Arbeitsstelle aufgeben muß, wenn er „untadelig“ bleiben möchte, was vor allem für Personen wichtig ist, die Dienstvorrechte in der Versammlung haben oder danach streben. Bei der Suche nach einer anderen Arbeitsstelle kann ein Christ zuversichtlich um den Segen Jehovas bitten (1. Timotheus 3:2, 8-10; Römer 13:5). Zweifellos gibt es viele Christen, die es vorgezogen haben, solche Beschäftigungen aufzugeben, statt sich moralisch beschmutzen zu lassen. (Vergleiche Matthäus 5:28.) Wenn wir also vor einer Gewissensentscheidung stehen, sollten wir uns fragen: „Wie wird es sich auf mich auswirken, wenn ich das tue oder mich weigere, es zu tun?“ Wir sollten unser Gewissen bestimmt nicht ignorieren, so daß es abstumpft und es uns künftig leichter fällt, etwas Schlechtes zu tun (1. Timotheus 4:2; Judas 10; Epheser 4:18, 19).
19, 20. (a) Wie könnten sich sowohl das Gewissen als auch der Glaube auf unseren Predigtdienst auswirken? (b) Was sollte unser Wunsch sein, ungeachtet, ob wir wohlhabend sind oder nicht?
19 Wenn wir an Donalds Gewissensentscheidung denken, sollten wir beachten, daß er nicht nur die Anerkennung Jehovas suchte, sondern auch mehr über seinen Glauben sprechen wollte. Das entspricht den Worten des Paulus, der das Gewissen mit dem Glauben in Verbindung brachte und sagte: „Das Ziel dieses Auftrages ist tatsächlich Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben“ (1. Timotheus 1:5).
20 Es ist lobenswert, wenn jemandes Glaube und sein Wunsch, ein gutes Gewissen zu behalten, ihn zu Änderungen veranlassen, damit ‘seine Schritte nicht wanken werden’ und er der Verkündigung des ‘ganzen Rates Gottes’ mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen kann (Apostelgeschichte 20:26, 27). Wie sollten wir indes andere betrachten, die aufgrund ihrer Verhältnisse anscheinend mehr im Predigtdienst leisten könnten, es aber nicht tun? Sie haben vielleicht eine gutbezahlte Stellung oder ein einträgliches Geschäft und verfügen offensichtlich bereits über genügend finanzielle Mittel, um im gegenwärtigen System ein bequemes Leben führen zu können. Statt als Vollzeitprediger die Freude des Jüngermachens zu erleben, arbeiten sie weiter an der Vergrößerung ihres Geschäftes und ihres Hauses und richten sich immer komfortabler ein.c (Vergleiche Markus 10:17-22; Lukas 12:16-21.) Es steht uns nicht zu, über andere in dieser Hinsicht ein Urteil zu fällen, denn „jeder von uns [wird] für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“. Lassen wir uns lieber von unserem ungeheuchelten Glauben dazu antreiben, Gott in vollem Maße zu dienen, so daß wir ein reines Gewissen haben können (Römer 14:1-4, 10-12).
Von einem gut funktionierenden Gewissen geleitet
21. Welche positive Wirkung kann unser Gewissen auf uns haben?
21 Ein richtig geschultes und empfindsames christliches Gewissen wird uns anleiten, das Gute zu tun. So verhielt es sich auch mit Paulus. Er war so sehr an ‘seinen Brüdern’, den Mitjuden, interessiert, daß er schrieb: „Mein Gewissen [gibt] mit mir Zeugnis ... in heiligem Geist, daß ich großen Kummer und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen habe“ (Römer 9:1-3). Ja, er tat alles ihm Mögliche, um ihnen die gute Botschaft des Christentums zu übermitteln.
22. Warum kann das Gewissen uns noch mehr anspornen, als Regeln es tun könnten?
22 So sollte es auch bei uns sein. Wenn wir die Bedeutung unseres von Gott stammenden Gewissens schätzen, werden wir nicht dazu neigen, nur in Regeln zu denken. Durch Regeln können Mindestforderungen aufgestellt oder Ziele gesetzt werden. Aber ein Gewissen, das von Liebe und Glauben angeregt wird, wird von uns wahrscheinlich noch mehr fordern und uns zu größeren Opfern und größerer Selbstlosigkeit anspornen. Auf diese Weise werden wir aus dem Gewissen bestimmt Nutzen ziehen. Es wird uns vor Handlungen bewahren, durch die wir uns Gottes Mißfallen zuziehen könnten, und es wird uns helfen, das zu tun, was er gutheißt. Das ist ganz besonders deshalb der Fall, weil uns unser Gewissen dazu anleitet, einen größeren Anteil an der Verkündigung der guten Botschaft zu haben. Könnte es einen größeren Nutzen geben als den, den Paulus in seinem Brief an Timotheus erwähnte? Er schrieb: „Gib beständig acht auf dich selbst und auf dein Lehren. Bleibe bei diesen Dingen, denn dadurch, daß du dieses tust, wirst du sowohl dich selbst als auch die retten, die auf dich hören“ (1. Timotheus 4:16).
[Fußnoten]
a In den Vereinigten Staaten gelten die mit dem Prädikat „R“ versehenen Filme wegen des Themas oder wegen des Ausmaßes an Sex, Gewalttaten oder obszönen Redensarten als ungeeignet für Personen unter 17 Jahren (es sei denn, sie befinden sich in Begleitung eines Elternteils oder eines Vormundes).
c Mehr Pioniere wären für die Ortsversammlung gewiß von Nutzen. Doch viele interessierte Personen, die geistig hungern, sind in Gebieten zu finden, in die nur wenige ziehen können, weil es dort keine Arbeitsmöglichkeiten gibt. Welch ein Segen ist es doch, wenn Christen, die finanziell abgesichert sind, diesen Hilferufen Folge leisten! (Apostelgeschichte 16:9, 10).
Erinnerst du dich?
□ Warum ist es gefährlich zu denken: „Wenn eine Sache mein Gewissen nicht beunruhigt, muß sie in Ordnung sein.“?
□ Welche drei Faktoren solltest du gewissenhaft berücksichtigen, wenn du vor einer Gewissensfrage stehst?
□ Welchen Einfluß sollte das Gewissen auf unsere öffentliche Lobpreisung Gottes haben?
[Kasten auf Seite 26]
Bei der Berufstätigkeit zu berücksichtigende Faktoren
Wenn sich ein Christ bezüglich der Ausübung einer bestimmten Tätigkeit entscheiden muß, sollte er zunächst bedenken, was er tatsächlich zu tun hätte. Er könnte die folgenden zwei Punkte berücksichtigen:
Wird die Tätigkeit an sich in der Bibel verurteilt?
Die Bibel verurteilt zum Beispiel das Stehlen, den Götzendienst und den Mißbrauch von Blut. Ein Christ könnte somit kaum einer Arbeit nachgehen, die solche Dinge direkt fördert.
Wurde er durch die Arbeit so eng mit einer verurteilten Tätigkeit verbunden sein, daß er sich eindeutig mitschuldig macht?
Selbst ein Hausmeister oder ein Pförtner in einer Blutbank oder einer Fabrik, in der nur Kriegswaffen hergestellt werden, ist direkt mit einer Tätigkeit verbunden, die dem Wort Gottes widerspricht (3. Mose 17:13, 14; Jesaja 2:2-4).
Außer dem, was der Betreffende tatsächlich zu tun hätte, können einige weitere Faktoren einen Einfluß auf das Gesamtbild haben:
Handelt es sich bei der Tätigkeit um eine Dienstleistung, die nicht schriftwidrig ist?
Ein Postbote leistet durch die Auslieferung der Post an Familien und Firmen einen Dienst. Wäre ein Christ zu verurteilen, wenn dort, wo er die Post austrägt, einige Diebe wohnen oder eine Firma existiert, die Götzenbilder verkauft? (Matthäus 5:45).
In welchem Ausmaß hat man Einfluß auf das, was geschieht?
Ein Christ, der einen Laden hat, würde Götzenbilder oder Blutwurst nicht lagern oder verkaufen. Er ist nicht in derselben Lage wie ein Arbeitnehmer in einem Supermarkt, in dem unter tausend anderen Produkten auch Blutpudding oder Zigaretten verkauft werden.
In welchem Ausmaß ist der Betreffende in die Tätigkeit verwickelt?
Ein Arbeitnehmer, der an der Kasse tätig ist und nur gelegentlich mit Zigaretten zu tun hat, könnte sich sagen, daß er nicht in derselben Lage ist wie ein anderer Arbeitnehmer, der die Zigaretten fast täglich in die Regale gibt.
Wer bezahlt die Arbeit, oder wo geschieht dies?
In einem Land, in dem der Staat einer Kirche die Aufsicht über alle sozialen Programme überträgt, erhält ein Mann seinen Lohn vielleicht von einer kirchlichen Organisation. Doch seine Arbeit als Wärter in öffentlichen Parks verrichtet er nicht auf kirchlichem Grundbesitz. Es handelt sich weder um eine religiöse Tätigkeit, noch kann gesagt werden, daß sie die falsche Anbetung fördert.
Wie wirkt es sich insgesamt aus, daß der Betreffende diese Arbeit verrichtet?
Würde die Tätigkeit viele zum Straucheln bringen und zum ‘Tadel’ Anlaß geben? (1. Timotheus 3:2, 10). Wie würde sie sich auf das Gewissen des Betreffenden auswirken?
[Bild auf Seite 23]
Ein Mitchrist kann dir helfen, herauszufinden, was Gottes Wort über eine bestimmte Gewissensangelegenheit sagt.
[Bild auf Seite 25]
Berücksichtige, wie deine Entscheidungen oder Handlungen auf andere wirken mögen