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Niemandem Böses mit Bösem vergeltenDer Wachtturm 1969 | 15. Dezember
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Niemandem Böses mit Bösem vergelten
1. Warum sind unsere Tage „kritische Zeiten ..., mit denen man schwer fertig wird“?
WENN man heute die Berichte in den Tageszeitungen liest, kommt man unweigerlich zu dem Schluß, daß die Menschen eigenliebig und geldliebend sind, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen und aufgeblasen vor Stolz, daß sie die Vergnügungen mehr lieben als Gott und eine Form der Gottergebenheit haben, sich aber hinsichtlich deren Kraft als falsch erweisen. Viele böse Menschen scheinen vom Schlechten zum Schlimmeren voranzuschreiten. Wenn du die Weltverhältnisse von einem solch realistischen Standpunkt aus betrachtest, bedeutet das nicht, daß du negativ denken würdest, sondern es zeigt lediglich, daß du die Tatsachen so siehst, wie sie wirklich sind. Du magst überrascht sein, zu erfahren, daß du nicht der erste bist, der so denkt. Ein Mann, der vor nahezu 2 000 Jahren lebte, wurde von Jehova Gott inspiriert, über die Tage, in denen wir leben, eine Prophezeiung niederzuschreiben. Dieser Mann, der Apostel Paulus, bezeichnete diese Zeit als die letzten Tage. Er schrieb: „Dieses aber erkenne, daß in den letzten Tagen kritische Zeiten da sein werden, mit denen man schwer fertig wird“ und schilderte danach die Einstellung und Handlungsweise der heutigen Menschen mit den zuvor erwähnten Worten. — 2. Tim. 3:1-5, 13.
2. Inwiefern herrschten in den Tagen Noahs ähnliche Zustände wie heute, und was sagte Jesus darüber?
2 Gab es jemals eine Zeit, in der die Bosheit des Menschen auf der Erde so groß war wie heute? Ja, die Geschichte berichtet laut 1. Mose 6:5, 11 und 12: „Und Jehova sah, daß des Menschen Bosheit groß war auf Erden, und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. Und die Erde war verderbt vor Gott, und die Erde war voll Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden.“ Es ist tröstlich festzustellen, daß Jehova, der allmächtige Gott, diese Bosheit nicht übersah, sondern Schritte unternahm, um die Erde davon zu säubern. Dieser und andere Berichte in der Bibel sind für alle, die das Böse hassen, ein Trost, weil sie beweisen, daß Gott in solch schlimmen Zeiten eingreift. Für uns sind die heutigen kritischen Zeiten ein Beweis dafür, daß Christus Jesus gegenwärtig ist und als himmlischer König inmitten seiner Feinde herrscht. Als Jesus auf der Erde war, äußerte er folgende prophetische Worte, die wir in Matthäus 24:37-39 lesen: „Denn geradeso wie die Tage Noahs waren, so wird die Gegenwart des Sohnes des Menschen sein. Denn so wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, Männer heirateten und Frauen wurden verheiratet, bis zu dem Tage, an dem Noah in die Arche hineinging, und sie keine Kenntnis davon nahmen, bis die Flut kam und sie alle wegraffte, so wird die Gegenwart des Sohnes des Menschen sein.“ Im gleichen Kapitel (Vers 34) lesen wir ferner die Worte Jesu: „Wahrlich ich sage euch, daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen.“ Demnach steht das Ende dieses bösen Systems der Dinge kurz bevor, und wir können verstehen, warum der Apostel Paulus die heutigen Tage als die letzten Tage bezeichnete. — Ps. 110:1, 2.
3. Wie reagieren manche Leute auf die heutigen Weltereignisse?
3 Da die Verhältnisse heute so sind, wie der Apostel Paulus sie beschrieben hat, und da sie immer schlimmer werden, machen sich in der ganzen Welt viele schlechte Einflüsse geltend, unter denen die Menschen viel leiden müssen. Ungerechtigkeiten kommen häufig vor, und vielen Menschen ist schon schweres Unrecht und bitteres Leid zugefügt worden. Wir leben in dem unruhigen Zeitalter der Gewalt, in dem die Menschen, ihren Empfindungen und Kenntnissen entsprechend, ganz verschieden reagieren. Kriege, Streiks, Protestaktionen, Tumulte, Demonstrationen und Vergeltungsmaßnahmen wegen tatsächlicher oder vermutlicher Benachteiligung sind an der Tagesordnung. Viele Schwierigkeiten werden auch durch den Nationalismus hervorgerufen. Es gibt Leute, die sich zusammenschließen, um Gewalttaten zu verüben. Andere suchen Mittel und Wege, um das gegenwärtige System der Dinge zu erneuern. Jeder einzelne sieht sich gezwungen zu entscheiden, wie er auf all diese Dinge reagieren und welchen Weg er einschlagen will.
4. Wie reagiert ein Christ auf die gegenwärtigen Weltverhältnisse?
4 Vieles von dem, was wir gehört oder vielleicht selbst erlebt haben mögen, könnte unseren Unwillen erregen. Als echte Christen sollten wir aber daran denken, daß wahre Christen zwar in der Welt, aber kein Teil der Welt sind und diese auch nicht nachahmen. (Joh. 15:17 bis 16:4) Wir werden durch diese Verhältnisse angeregt, die Bibel noch intensiver zu lesen und aufmerksam zu beobachten, wie sich das Weltgeschehen in Übereinstimmung mit den vor Jahrhunderten aufgezeichneten biblischen Prophezeiungen abwickelt. Wir lassen uns dadurch nicht von der Tätigkeit oder dem Werk, das Christen in dieser besonderen Zeit durchführen müssen, ablenken. Um unser Gleichgewicht besser bewahren zu können, sollten wir an das beispielhafte Verhalten Jesu Christi denken, zu dessen Lebzeiten in diesem System der Dinge manches Unrecht und viel Böses geschah (unter anderem die Enthauptung von Johannes dem Täufer), der aber dennoch nicht versuchte, die damalige Welt zu erneuern. Er führte das ihm von Gott aufgetragene Werk durch. Er predigte unablässig die Königreichsbotschaft. — Joh. 9:4.
5. Was setzt die Feindesliebe voraus?
5 Jesus setzte das, was er predigte, auch in die Tat um. Aus einer seiner ersten, in der Bergpredigt niedergelegten Lehren geht hervor, warum die Söhne Gottes ihre Feinde lieben sollten. „Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde unablässig und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und über Gerechte und Ungerechte regnen läßt. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Steuereinnehmer dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr da Besonderes? Handeln nicht auch die Leute von den Nationen ebenso? Ihr sollt demnach vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ (Matth. 5:43-48) Eine solche Handlungsweise setzt offensichtlich ein großes Maß an Reife und Selbstbeherrschung sowie viel Langmut voraus, aber mit der Hilfe des Geistes Gottes ist es möglich, so zu handeln, und nach den Ausführungen des Apostels Paulus im Galaterbrief (5. Kapitel) sind die Selbstbeherrschung und die Langmut Früchte des Geistes Gottes.
6, 7. Bei welchen Gelegenheiten bewies Jesus trotz schmerzlicher Erfahrungen Selbstbeherrschung?
6 Christus Jesus hatte die Fähigkeit, ruhig zu überlegen, und er blieb stets Herr seiner Handlungen. Selbst als er geschmäht und verfolgt wurde, dachte er nicht daran, Böses mit Bösem zu vergelten. Als er unrechtmäßig festgenommen wurde und einer seiner Gefährten dem Sklaven des Hohenpriesters das Ohr abhieb, sagte er zu ihm: „Stecke dein Schwert wieder an seinen Platz, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. Oder denkst du, ich könne nicht meinen Vater anrufen, daß er mir in diesem Augenblick mehr als zwölf Legionen Engel sende?“ (Matth. 26:52, 53) Er hätte sich also die Hilfe von mindestens 60 000 Engeln erbitten können, aber er tat es nicht, sondern beherrschte sich.
7 Selbst als Jesus, nachdem er tief gedemütigt worden war und viele Schmerzen gelitten hatte, am Marterpfahl starb, zeigte er keine Haßgefühle. „Jesus aber sprach: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.‘ Ferner warfen sie Lose, um seine Kleider zu verteilen. Und die Leute standen da und schauten zu. Die Vorsteher aber höhnten und sagten: ‚Andere hat er gerettet; so rette er sich selbst, wenn dieser der Christus Gottes, der Auserwählte, ist.‘ Auch die Soldaten trieben Spott mit ihm, traten heran und boten ihm sauren Wein an und sagten: ‚Wenn du der König der Juden bist, so rette dich selbst.‘ Über ihm war auch eine Inschrift angebracht: ‚Dieser ist der König der Juden.‘ Einer der aufgehängten Übeltäter aber begann auf lästerliche Weise zu ihm zu sprechen: ‚Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns.‘ In Erwiderung schalt ihn der andere und sprach: ‚Fürchtest du Gott denn gar nicht, jetzt, da du im gleichen Gericht bist? Und wir allerdings gerechterweise, denn wir empfangen völlig das, was wir für unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Ungehöriges getan.‘ Und er fuhr fort zu sagen: ‚Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Königreich kommst.‘ Und er sprach zu ihm: ‚Wahrlich ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein.‘“ — Luk. 23:34-43.
8. Womit müssen Nachfolger Jesu Christi rechnen?
8 Im gleichen Kapitel, in dem Paulus die Verhältnisse der letzten Tage schilderte, schrieb er über die Christen: „In der Tat werden alle, die in Verbindung mit Christus Jesus mit Gottergebenheit leben wollen, auch verfolgt werden.“ (2. Tim. 3:12) Demnach gehört es zum Leben eines echten Christen, Schmähungen, Verfolgungen und Leiden auf sich zu nehmen, und Jesus hat uns durch seine Einstellung und durch seine Selbstbeherrschung ein nachahmenswertes Beispiel gegeben. Petrus schrieb: „In der Tat, zu diesem Lauf wurdet ihr berufen, weil auch Christus für euch gelitten hat, euch ein Vorbild hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen genau nachfolgt. Er beging keine Sünde, noch wurde Trug in seinem Munde gefunden. Als er beschimpft wurde, gab er nicht schimpfend zurück. Als er litt, begann er nicht zu drohen, sondern übergab sich weiterhin dem, der gerecht richtet.“ — 1. Petr. 2:21-23.
9. Was wird denen, die in bösen Zeiten leben, im 12. Kapitel des Römerbriefes empfohlen?
9 Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung mußten die Nachfolger Christi als Diener Gottes von seiten böser Menschen viel leiden. Das Römische Reich war dafür bekannt, daß es die Christen verfolgte. Die Christen wurden in jenen Tagen sehr zahlreich. Die Verfolgung bewirkte aber nicht, daß sie — wie sündige Menschen es für „selbstverständlich“ halten würden — Böses mit Bösem vergalten. Sie kämpften gegen diese Reaktion an, indem sie ihren Sinn neugestalteten, wie es ihnen der vielverfolgte Apostel Paulus empfohlen hatte: „Daher bitte ich euch inständig, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott annehmbares Schlachtopfer darzustellen, das ist ein heiliger Dienst mit der Kraft eurer Vernunft. Und formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt, damit ihr euch selbst vergewissern könnt, was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist. Freut euch in der Hoffnung. Harrt in Drangsal aus. Beharrt im Gebet. Segnet weiterhin jene, die euch verfolgen; segnet, und verflucht nicht. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Sorgt für die Dinge, die in den Augen aller Menschen vortrefflich sind. Haltet nach Möglichkeit, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Raum; denn es steht geschrieben: ‚Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht Jehova.‘ Doch ‚wenn dein Feind hungrig ist, speise ihn; wenn er durstig ist, gib ihm etwas zu trinken; denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln‘. Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse stets mit dem Guten.“ — Röm. 12:1, 2, 12, 14, 17-21.
10. Wie können wir es verhüten, die Sünde der Vergeltung zu begehen?
10 Damit wir uns nicht der Sünde der Vergeltung schuldig machen, müssen wir so eingestellt sein wie Jesus. Diese Einstellung ist eine Art Waffe, die als Schutz dient. Petrus gab den Rat: „Da Christus also im Fleische gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit der gleichen Gesinnung; denn wer im Fleische gelitten hat, hat von Sünden abgelassen.“ — 1. Petr. 4:1.
11. (a) Was erlebte Dina, und warum kam dieses Unglück über sie? (b) Welche Sünde begingen Simeon und Levi, weil ihre Schwester geschändet worden war? (c) Welche Folgen hatte diese Vergeltung für Simeon und Levi?
11 Ein Studium der Bibel zeigt uns, warum es gut ist, diesen Rat in bösen Tagen zu befolgen. Denken wir zum Beispiel an Dina, von der in 1. Mose, Kapitel 34 die Rede ist. Diese Tochter Jakobs handelte sehr töricht, indem sie die Gesellschaft von Personen suchte, die Jehova Gott nicht anbeteten und sein Gesetz nicht liebten. Das führte schließlich dazu, daß sie von einem jungen Mann namens Sichem vergewaltigt wurde. Es wurde ihr also Böses zugefügt. Ihr Vater Jakob dachte nicht an Vergeltung, aber seine Söhne waren sehr erzürnt und nahmen sich vor, sich am Volke Sichems zu rächen. Simeon und Levi töteten alle Männer der Stadt, in der ihre Schwester Dina geschändet worden war, und ihre Brüder halfen ihnen, die Stadt zu plündern. Dadurch luden besonders Simeon und Levi Blutschuld auf sich, und das mißfiel ihrem Vater. Als Jakob später im Sterben lag und es für ihn an der Zeit war, seine Söhne zu segnen, sagte er über die beiden folgendes: „Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge der Gewalttat ihre Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, meine Ehre vereinige sich nicht mit ihrer Versammlung! denn in ihrem Zorn haben sie den Mann erschlagen, und in ihrem Mutwillen den Stier gelähmt. Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig, und ihr Grimm, denn er war grausam! Ich werde sie verteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel.“ (1. Mose 49:5-7) Für Simeon und Levi hatte es also nichts Gutes zur Folge, daß sie Böses mit Bösem vergalten.
12. (a) Welchen Segen erteilte Jakob Joseph, während er von Simeon und Levi nicht gut sprach? (b) Durch welche Handlungsweise hatte Joseph einen solchen Segen verdient?
12 Joseph hatte dagegen einen anderen Geist bekundet und wurde von seinem Vater gesegnet: „Die Segnungen deines Vaters überragen die Segnungen meiner Voreltern [der uralten Berge, Me] bis zur Grenze der ewigen Hügel. Sie werden sein auf dem Haupte Josephs und auf dem Scheitel des Abgesonderten unter seinen Brüdern.“ (1. Mose 49:26) Joseph war vorher von seinen Brüdern viel Böses zugefügt worden. Sie hatten ihn in die Sklaverei verkauft, wodurch er nach Ägypten hinabgekommen war. Da Joseph von Jehova gesegnet wurde, gelangte er im Lande Ägypten zu großen Ehren und zu großem Ansehen. Als eine Hungersnot hereinbrach, zogen seine Brüder nach Ägypten, um Nahrung zu holen. Der mächtige Joseph zeigte sich ihnen gegenüber nicht rachsüchtig. Er vergalt ihnen nicht Böses mit Bösem, sondern erwies ihnen Liebe und war zum Vergeben bereit. „Und er fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte; und Benjamin weinte an seinem Halse. Und er küßte alle seine Brüder und weinte an ihnen; und danach redeten seine Brüder mit ihm.“ (1. Mose 45:14, 15) Diese Handlungsweise wirkte sich segensreich aus. Die ganze Familie wurde wieder vereint und überlebte mit Josephs Hilfe die Hungersnot.
13. (a) Welche Klasse von Menschen mußte unter dem alten Volk Israel viel Böses erdulden? (b) Welche Erfahrungen Davids veranschaulichen dies treffend? (c) Was empfiehlt Jakobus im Hinblick auf diese Erfahrungen?
13 Die Nachkommen Jakobs handelten unterschiedlich: Einige verübten Böses, andere dagegen erduldeten Böses. Zu denen, die sehr viel Böses erdulden mußten, gehörten die Propheten Jehovas, die in seinem Namen redeten. Ihre Leiden wurden hauptsächlich von Angehörigen ihres eigenen Volkes verursacht, die den Geist Jehovas verloren hatten und die den Neigungen des sündigen Fleisches frönten. Hochgeehrt unter den Männern dieses Volkes war Saul, sein erster König. Er hätte viel Gutes tun können; statt dessen handelte er töricht, übertrat die Gebote Gottes und verlor daher die Gunst Jehovas. Sein Zeitgenosse David wurde von Jehova mit einem Sieg über Goliath gesegnet. Saul fürchtete deshalb David. Er begann ihn zu hassen und gedachte, ihn umzubringen. Er wollte David mit dem Speer an die Wand spießen, aber David wich ihm aus. Immer wieder versuchte er, David Böses zuzufügen. Dessenungeachtet bekundete David den Geist Gottes und ließ sich nicht dazu hinreißen, sich an Saul zu rächen. David bedauerte Saul und war entschlossen, die Sache Jehova Gott zu überlassen. (1. Sam. 18:15, 25; 19:10, 11; 24:4-15) David war nur einer der Propheten, die Böses erduldeten; es gab noch viele andere, die uns ebenfalls ein gutes, nachahmenswertes Beispiel hinterlassen haben. Es steht einwandfrei fest, daß die, die den Bösen gegenüber Geduld übten, Gottes Gunst erlangten. Ahmen wir sie daher nach! „Brüder, nehmt euch beim Erleiden von Ungemach und beim Geduldüben die Propheten als Beispiel, die im Namen Jehovas geredet haben. Seht, wir preisen die glücklich, die ausgeharrt haben. Ihr habt vom Ausharren Hiobs gehört und habt gesehen, welchen Ausgang Jehova gab, daß Jehova voll inniger Zuneigung und barmherzig ist.“ — Jak. 5:10, 11.
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In der heutigen Zeit das Böse mit dem Guten besiegenDer Wachtturm 1969 | 15. Dezember
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In der heutigen Zeit das Böse mit dem Guten besiegen
1, 2. (a) Was mußten Jehovas Zeugen in unserem Jahrhundert unter anderem alles durchmachen? (b) Haben sie sich dadurch von ihrem Werk ablenken lassen? (c) Warum wenden sich Jehovas Zeugen an die Gerichte? (d) Welche Worte Jesu haben sie getröstet?
JEHOVAS ZEUGEN haben heute die Pflicht, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu verbreiten und nach Gottes Wort und Gesetz zu leben. Da sie Jehova Gott aufrichtigen Herzens anbeten, werden sie oft heftig verfolgt. Einige sind wegen ihres Glaubens getötet worden. Andere sind geschmäht und ungerecht behandelt worden. Man hat sie verleumdet und ihnen ihre Rechte versagt. Ihre Kinder sind von den Schulen verwiesen worden. Man hat ihnen Hab und Gut zerstört. Es ist ihnen widerrechtlich und gegen ihren Willen Blut übertragen worden. Einige sind wegen ihres Glaubens geschäftlich ruiniert worden oder haben ihre Arbeitsstelle verloren. Sie haben also in der Vergangenheit schon sehr viel Böses erduldet. Trotz alledem hat die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas ihren Auftrag, die gute Botschaft vom Königreich zu predigen, nie aus den Augen verloren. Christen haben das Recht, sich in Zeiten der Verfolgung rechtmäßig zu verteidigen, und Jehovas Zeugen haben für die ‘Verteidigung und gesetzliche Befestigung der guten Botschaft’ schon viel Geld ausgegeben. — Phil. 1:7.
2 Jehovas Zeugen sind für die guten Ratschläge und Belehrungen aus Gottes Wort dankbar, da deren Befolgung sie davor bewahrt, Rachegefühle aufkommen zu lassen. Wenn sie sich daher an die Gerichte wenden, tun sie es nicht aus Rache, sondern weil sie sich an die Worte Jesu erinnern, die wir in Matthäus 10:18-28 lesen: „Ja, ihr werdet vor Statthalter und Könige geschleppt werden um meinetwillen, ihnen und den Nationen zu einem Zeugnis. Wenn man euch aber ausliefert, so macht euch keine Sorgen darüber, wie oder was ihr reden sollt; denn was ihr reden sollt, wird euch in jener Stunde gegeben werden; denn die Redenden seid nicht nur ihr, sondern der Geist eures Vaters ist es, der durch euch redet. Ferner wird ein Bruder den Bruder zum Tode überliefern und ein Vater sein Kind, und Kinder werden gegen die Eltern aufstehen und werden sie zu Tode bringen lassen. Und ihr werdet um meines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Leute sein; wer aber bis zum Ende ausgeharrt haben wird, der wird gerettet werden. Wenn man euch in einer Stadt verfolgt, so flieht in eine andere; denn wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit dem Kreis der Städte Israels keinesfalls zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen ist. Ein Jünger steht nicht über seinem Lehrer noch ein Sklave über seinem Herrn. Es genügt, wenn der Jünger wie sein Lehrer wird und der Sklave wie sein Herr. Wenn man den Hausherrn Beelzebub genannt hat, wieviel mehr wird man seine Hausgenossen so nennen! Darum fürchtet euch nicht vor ihnen; denn es ist nichts zugedeckt, was nicht aufgedeckt, und nichts verborgen, was nicht bekanntwerden wird. Was ich euch im Dunkeln sage, das redet im Licht; und was ihr im Flüsterton hört, das predigt von den Hausdächern. Und werdet nicht furchtsam vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib in der Gehenna vernichten kann.“ Jehovas Zeugen erscheinen vor Amtspersonen und Gerichten, um Zeugnis abzulegen, wie Jesus es selbst getan hat.
3. Führe ein Beispiel an, das zeigt, warum es gut ist, Verfolger nicht anzugreifen.
3 Christen verlassen sich vollständig auf Jehova Gott und fürchten sich nicht vor denen, die den Leib töten können; sie entwickeln nie eine solch weltliche Gesinnung, daß sie einen Angriff auf ihre Verfolger organisieren würden. Einer der bekanntesten Verfolger der ersten Christen war Saulus, ein Pharisäer aus dem Stamme Benjamin. Obwohl die Christen Saulus als Feind und Verfolger kannten, versuchten sie nie, ihn zu töten. Hätten sie zur Vergeltung Zuflucht genommen und den Verfolger umgebracht, so hätten sie Böses verübt. Solange ein Mensch am Leben ist, besteht — selbst bei einem Verfolger — die Hoffnung, daß er eines Tages den wahren Sachverhalt über die von ihm Verfolgten erfährt und, sofern er ein gutes Herz hat, so handelt wie Saulus, der, als er das Licht sah, die reine Anbetung annahm und ein Christ wurde. Wir können stets hoffen, daß noch viele wie er umkehren und beginnen, den wahren Gott, Jehova, anzubeten. — Apg., Kap. 9.
4. Wie sollten Diener Gottes Übeltätern gegenüber eingestellt sein?
4 Selbst gegenüber denen, die nicht so aufrichtig sind wie Saulus, sondern die sich wirklich als böse Menschen oder als unverbesserliche Übeltäter erweisen, sollte der Christ richtig eingestellt sein, er sollte vertrauensvoll auf Jehova warten, der sagte: „Erzürne dich nicht über die Übeltäter, beneide nicht die, welche Unrecht tun! Denn wie das Gras werden sie schnell vergehen, und wie das grüne Kraut verwelken. Stehe ab vom Zorn und laß den Grimm! Erzürne dich nicht! nur zum Übeltun verleitet es. Denn die Übeltäter werden ausgerottet werden; aber die auf Jehova hoffen, diese werden das Land [die Erde, NW] besitzen.“ (Ps. 37:1, 2, 8, 9) Jehova wird ganz bestimmt etwas unternehmen. Er weiß, wie es im Herzen der Menschen aussieht, und er handelt mit den Übeltätern so, wie er es für gut befindet, dessen können wir gewiß sein. Folgende Worte Jesu bestärken uns in dieser Überzeugung: „Sollte also Gott bestimmt nicht auch seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, Recht verschaffen, auch wenn er ihnen gegenüber langmütig ist? Ich sage euch: Er wird ihnen eilends Recht verschaffen. Dessenungeachtet: wird der Sohn des Menschen, wenn er gekommen ist, wirklich den Glauben auf der Erde finden?“ — Luk. 18:7, 8.
DIE VORTEILE DER SELBSTBEHERRSCHUNG
5. Warum ist es gut, Selbstbeherrschung zu üben?
5 Jehova hat uns, seinen irdischen Geschöpfen, durch die außergewöhnliche Langmut, die er Übeltätern gegenüber bewiesen hat, das beste Beispiel gegeben. Er kennt das Gebilde des Menschen und weiß, daß er schwach und unvollkommen ist, weshalb er einen jeden von uns nach dem richtet, was in seinem Herzen ist. Wenn Jehova unvollkommenen Menschen gegenüber Langmut üben kann, dann sollten auch wir es zu lernen versuchen. Langmut ist eine Frucht des Geistes, die mit Selbstbeherrschung eng verbunden ist. Wenn wir lernen, Beleidigungen hinzunehmen und Selbstbeherrschung zu üben, sind wir bestimmt im Vorteil. Selbst Christen sind unvollkommen und können sich gegenseitig beleidigen. Eine kleine Selbstprüfung mag diesen Gedanken besser veranschaulichen. Wer könnte sagen, er habe noch nie einem seiner Familienangehörigen gegenüber die Beherrschung verloren? Kannst du dich an einen solchen Fall erinnern? Dann denke einmal nach, und frage dich: „Was hat es genutzt? Ist es mir zum Vorteil gewesen? Sind wir deswegen aneinandergeraten und haben uns angeschrien? Habe ich das, was geschehen war, von einem reifen Gesichtspunkt aus betrachtet?“
6. Wie sollten ungehorsame Kinder in Zucht genommen werden?
6 Wer leicht die Beherrschung verliert, schadet in Wirklichkeit seiner Gesundheit. Eltern, die ihren Kindern gegenüber schnell die Beherrschung verlieren, schaden nicht nur sich selbst und ihrer Gesundheit, sondern auch ihren Kindern, denn oft werden solche Kinder nervös, verschlossen oder sogar ernstlich krank. Das heißt aber nicht, daß man Kindern alles durchgehen lassen sollte. Das würde der Bibel widersprechen. Manchmal geht es nicht ohne Züchtigung, und die Bibel zeigt auch, daß Kinder gezüchtigt werden müssen. Weise Eltern bewahren dabei aber die Ruhe. Es ist schon vorgekommen, daß Eltern, die beim Züchtigen ihrer Kinder die Beherrschung verloren haben, diese verletzt oder sogar getötet haben. Ein Kind, das nicht in Zucht genommen wird, versagt jedoch im Leben und enttäuscht seine Eltern, wenn es älter wird. Deshalb ist die Zucht nützlich, und kleine Kinder benötigen hin und wieder eine Tracht Prügel. Beachten wir die ermahnenden Worte der Bibel: „Und ihr, Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie weiterhin auf in der Zucht und im autoritativen Rate Jehovas.“ „Möge alle boshafte Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und lästerndes Reden samt aller Schlechtigkeit von euch entfernt werden. Werdet aber gütig gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt, so wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat.“ — Eph. 6:4; 4:31, 32.
7. Wie sollte man Verfehlungen, die sich jemand in der Versammlung zuschulden kommen ließ, betrachten?
7 Die Worte des Apostels Paulus in Epheser 4:31, 32 lassen sich auch auf die Versammlung anwenden. Da wir dem Ende dieses bösen Systems der Dinge immer näher kommen, sollten wir lernen, uns eng an unsere Brüder in der Versammlung zu halten, uns gegenseitig zu lieben und uns zu freuen, sie zu sehen. Der Teufel ist wütend und weiß, daß er wenig Zeit hat; darum verursacht er Gottes Dienern viele Schwierigkeiten. In der Versammlung finden sie jedoch Liebe, Trost und die nötige Auferbauung, die ihnen hilft, mit den Prüfungen oder Problemen, die der nächste Tag bringen mag, fertig zu werden. Petrus drückte dies folgendermaßen aus: „Aber das Ende aller Dinge hat sich genaht. Seid daher gesunden Sinnes und seid wachsam im Hinblick auf Gebete. Habt vor allem inbrünstige Liebe zueinander, denn die Liebe deckt eine Menge von Sünden zu.“ (1. Petr. 4:7, 8) Als reifer Diener Gottes berücksichtigte Petrus die Tatsache, daß Christen mitunter sündigen oder Fehler begehen, doch dann sollte christliche Liebe angewandt werden. Einige mögen sich eine Verfehlung zuschulden kommen lassen, und andere mögen gedankenlos handeln. Da wir aber zur Reife voranschreiten und den Geist Jehovas haben, lernen wir mit der Zeit bestimmt auch, uns gegenseitig zu vergeben. Der Nutzen unserer Vergebung mag im Augenblick nur dem Schuldigen oder Übeltäter zukommen, doch später werden auch wir daraus Nutzen ziehen. Würden wir, statt zu vergeben, Böses mit Bösem oder Gleiches mit Gleichem vergelten, so würden wir uns in den Augen unseres himmlischen Vaters eines Vergehens schuldig machen. Darum sprach Jesus die mahnenden Worte: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, wird euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ — Matth. 6:14, 15.
8. Wie sollte man vorgehen, wenn man mit einem Bruder oder einer Schwester Schwierigkeiten hat?
8 Selbst bei schwerwiegenden Verfehlungen, das heißt, wenn sich jemand in der Versammlung etwas zuschulden kommen ließ, was man als eine große Sünde oder als etwas außergewöhnlich Böses betrachten könnte, sollte man nach der Regel vorgehen, die Jesus festlegte, als er sagte: „Überdies, wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so gehe hin und lege seinen Fehler zwischen dir und ihm allein offen dar. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. Wenn er aber nicht hört, dann nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen festgestellt werde. Wenn er nicht auf sie hört, dann sprich zu der Versammlung.“ (Matth. 18:15-17) Das ist sowohl für die christliche Familie als auch für die Versammlung ein sehr guter Rat. In beiden Fällen, in der Versammlung und in der Familie, lassen sich Schwierigkeiten am besten beseitigen, wenn man darüber spricht. Wird Böses mit Bösem vergolten, so kann dadurch die Einheit der Versammlung gestört oder eine Familie zerrüttet werden. Wenn also jemand etwas getan hat, was ihm nicht vergeben (was auch vergessen bedeutet) werden kann, ist es das beste, man spricht mit ihm und bringt die Sache in Ordnung. Man sollte nicht zulassen, daß dadurch die Freude verlorengeht, die in jeder Gott hingegebenen Familie und Versammlung zu finden sein sollte. Bitte Jehova um den Mut und die Kraft, seinen Rat zu befolgen, dann bemühe dich, gestützt darauf, dein Problem zu lösen, und du wirst Gelingen haben.
AUFSEHER
9. Welchen Rat sollte ein Aufseher bei der Behandlung von Problemen beachten, selbst wenn ihm die Erfüllung seiner Aufgabe nicht leichtfallen mag?
9 Aufseher mögen sich manchmal in der Versammlung mit Personen auseinandersetzen müssen, die verkehrte Ansichten über biblische Lehren haben. Oft sind es Personen, die die Wahrheit in Frage ziehen, indem sie törichte oder einfältige Argumente vorbringen, oder die der Bibel widersprechen und dadurch in der Versammlung ziemliche Schwierigkeiten verursachen. Aber selbst in solchen Fällen sollte man sich an Jehovas Richtlinien halten und bei der Behandlung des Problems Selbstbeherrschung üben und die Ruhe bewahren. Es hat keinen Sinn, deswegen einen Streit heraufzubeschwören. Dadurch würde nichts Gutes erreicht. Paulus gab Timotheus unter der Inspiration des Geistes Gottes den Rat: „Ferner weise törichte und einfältige Streitfragen ab, da du weißt, daß sie Streitigkeiten erzeugen. Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist, da Gott ihnen vielleicht Reue gewährt, die zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit führt, und sie wieder zur Besinnung kommen mögen, aus der Schlinge des Teufels heraus, in der sie von ihm für dessen Willen lebendig gefangengenommen worden sind.“ (2. Tim. 2:23-26) Ein Aufseher, der diesen Rat befolgt, beweist christliche Reife.
10. Inwiefern hat uns Paulus ein gutes Beispiel dafür gegeben, wie wir gegen Personen vorgehen sollten, die Schaden stiften?
10 Selbst denen gegenüber, die vielleicht sogar den Glauben verlieren und versuchen, Schaden zu stiften, sollte man sich beherrschen und milde sein. Der Apostel Paulus hatte Erfahrung mit solchen Personen, und die Tatsachen zeigen, daß er auch ihnen gegenüber die Ruhe bewahrte. Wir lesen in 1. Timotheus 1:19, 20 und 2. Timotheus 4:14: „... indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst, das einige von sich geworfen und an ihrem Glauben Schiffbruch erlitten haben. Zu diesen gehören Hymenäus und Alexander, und ich habe sie dem Satan übergeben, damit sie durch Züchtigung gelehrt werden, nicht zu lästern.“ „Alexander, der Kupferschmied, hat mir viel Schaden zugefügt — Jehova wird ihm gemäß seinen Taten vergelten.“ Paulus erfüllte demnach seine Aufgabe als Aufseher, ohne den Übeltäter persönlich zu verletzen.
11. Wie sollte ein Aufseher reagieren, wenn seine Brüder ihn bei der Erfüllung seiner Aufgaben nicht richtig unterstützen?
11 Manchmal wird ein Aufseher von anderen Gliedern der Versammlung nicht in dem Maße unterstützt, wie er es erwartet. Das kann seine Selbstbeherrschung und seine Langmut ziemlich auf die Probe stellen. Auch in dieser Hinsicht können wir uns an Paulus ein Beispiel nehmen. Als er verfolgt und ihm dadurch viel Böses zugefügt wurde, versäumten andere Gott hingegebene Christen, ihm die nötige Hilfe oder Unterstützung zu leihen. Wünschte er ihnen deswegen etwas Böses? Keineswegs; auch in diesem Fall bewies er christliche Reife und wurde vom Himmel getröstet und gestärkt. Er bemerkte zu dieser Erfahrung: „Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand zur Seite, sondern sie alle verließen mich — möge es ihnen nicht zugerechnet werden —, doch der Herr stand mir bei und flößte mir Kraft ein, damit durch mich die Verkündigung völlig durchgeführt werde und alle Nationen sie zu hören bekämen; und ich wurde aus dem Rachen des Löwen befreit.“ (2. Tim. 4:16, 17) Er war bereit, seinen Brüdern zu vergeben, und wollte nicht, daß Jehova es ihnen zurechnen würde.
12. Welchen Geist sollte der Aufseher in der Versammlung fördern?
12 Der Aufseher sollte nicht nur selbst stets die Ruhe bewahren, eine reife Denkweise verraten und beweisen, daß er nicht auf Vergeltung bedacht ist, sondern er sollte sich auch bemühen, anderen Gliedern der Versammlung zu helfen, so zu handeln. Der Aufseher schätzt die Unterstützung der Versammlung in jeder Hinsicht sehr. Paulus förderte als Aufseher den richtigen Geist mit den Worten: „Wir bitten euch nun, Brüder, die zu respektieren, die unter euch hart arbeiten und die euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und ihnen um ihrer Arbeit willen über alle Maßen liebevolle Achtung zu zollen. Seid friedsam miteinander. Andererseits ermahnen wir euch, Brüder: weist die Unordentlichen zurecht, redet bekümmerten Seelen tröstend zu, steht den Schwachen bei, seid langmütig gegen alle. Seht zu, daß niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach gegeneinander und gegen alle anderen.“ — 1. Thess. 5:12-15.
13. Wieso sind die Früchte des Geistes allen in der Versammlung zum Segen?
13 Wenn Aufseher und Versammlung die Früchte des Geistes hervorbringen, wird die Versammlung stark, bildet eine Einheit und hat Frieden. Paulus zeigte, was alles zu den Früchten des Geistes gehört, mit den Worten: „Andererseits ist die Frucht des Geistes Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz. Außerdem haben jene, die Christus Jesus angehören, das Fleisch samt seinen Leidenschaften und Begierden an den Pfahl geschlagen. Wenn wir durch den Geist leben, laßt uns auch weiterhin durch den Geist ordentlich wandeln.“ (Gal. 5:22-25) Alle diese Eigenschaften kommen nicht nur dem Christen selbst, sondern auch seiner Umgebung zugute. Eine Versammlung, in der alle ordentlich wandeln, ist ein Segen für alle.
14. (a) Inwiefern wirken sich die Werke des Fleisches für andere zum Schaden aus? (b) Wie wird gegen jemand in der Versammlung vorgegangen, der solche Dinge treibt?
14 Durch die Werke des Fleisches würden wir dagegen nicht nur uns selbst, sondern auch anderen schaden. Wir sollten sie deshalb vermeiden. „Nun sind die Werke des Fleisches offenkundig, nämlich: Hurerei, Unreinheit, ein zügelloser Wandel, Götzendienst, Ausübung von Spiritismus, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Wortzänkereien, Spaltungen, Sekten, Neidereien, Trinkgelage, Schwelgereien und dergleichen Dinge. Vor diesen Dingen warne ich euch im voraus, so wie ich euch im voraus gewarnt habe, daß jene, die solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht ererben werden.“ (Gal. 5:19-21) Wer eines dieser schlechten Dinge unter den Gliedern der Versammlung einführen würde, würde nicht nur gegen die Versammlung, sondern auch gegen Jehova sündigen. Die Versammlung müßte dann Schritte unternehmen, um den Betreffenden zu züchtigen, nicht aus Rache oder um Böses mit Bösem zu vergelten, sondern um nach Gottes Recht zu handeln und um die Gerechtigkeit und Reinheit der Versammlung zu bewahren. Übrigens wird jemand, der Selbstbeherrschung übt, solche Dinge nicht treiben.
DER RICHTIGE STANDPUNKT
15. Von welchem Standpunkt aus sollten Christen ihre Verfolger betrachten?
15 Sich so beherrschen zu lernen, wie die Bibel es sagt, mag uns sehr schwierig erscheinen, aber es ist möglich. Das haben Gottes Diener in den vergangenen Jahrhunderten bewiesen. (Jak. 5:10, 11) Niemand von uns sieht es gern, wenn jemand Böses tut. Eigentlich tut es uns leid, daß in diesen „letzten Tagen“ in der ganzen Welt so viele Menschen Böses tun. Diese Menschen sind im Grunde genommen zu bedauern. Viele von denen, die Gottes Diener beschimpfen und ihnen Böses tun, handeln bestimmt nur so, weil sie falsch unterrichtet sind. Manche besitzen eine unzureichende Schulung oder sind falsch belehrt worden. Andere folgen lediglich ihren inneren Trieben, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob eine Sache gut oder schlecht, richtig oder falsch ist. Jesus sagte über die Verfolger: „Man wird euch aus der Synagoge ausschließen. Ja die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen. Diese Dinge aber werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich kennengelernt haben.“ (Joh. 16:2, 3) Das zeigt, wie Jesus die Verfolger betrachtete. Er wußte, daß sie weder den Vater noch ihn, Christus, kannten und darum zu Mördern würden. In solchen Situationen ist es stets gut, wenn ein Christ Jehova um seine Hilfe und Leitung sowie um seinen Geist bittet. Das taten die ersten Christen, wenn sie verfolgt wurden. (Apg. 4:24-31) Da sie wußten, worum es ging, konnten sie das Böse ertragen, ohne die Freude zu verlieren und sich von der Erfüllung ihres Auftrages ablenken zu lassen. Die Verfolger „riefen die Apostel herein, peitschten sie aus und befahlen ihnen, nicht mehr aufgrund des Namens Jesu zu reden, und ließen sie gehen. Diese nun gingen aus dem Sanhedrin hinweg, voll Freude, weil sie gewürdigt worden waren, um seines Namens willen in Unehre zu kommen. Und jeden Tag fuhren sie im Tempel und von Haus zu Haus ununterbrochen fort zu lehren und die gute Botschaft über Jesus, den Christus, zu verkünden.“ — Apg. 5:40-42.
16. Warum sollte man bei Schwierigkeiten im richtigen Geist miteinander reden?
16 In einem solchen Fall Böses mit Bösem zu vergelten oder seine Verfolger mit Schimpfwörtern zu überschütten könnte unter Umständen nur noch größere Schwierigkeiten oder vielleicht sogar Schaden zur Folge haben. Es ist daher gut, sich an den Rat in Sprüche 15:1 zu erinnern: „Eine gelinde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn.“ Das trifft sowohl auf Verfolgung als auch auf Probleme in der Familie oder in der Versammlung zu. Sich zu befehden nützt nichts; Fehden, Streitigkeiten und Rachgier haben schon oft dazu geführt, daß ganze Familien aus dem Dasein ausgelöscht wurden. In anderen Fällen hat man sich vorgenommen, nicht mehr miteinander zu reden. In einer Familie oder in einer Versammlung, in der man aber nicht mehr miteinander spricht, entsteht Uneinigkeit. Weißt du noch, was beim Turm zu Babel geschah? Sobald die Leute nicht mehr miteinander reden konnten, kam ihr ganzes Unternehmen zum Stillstand. Wir können daraus etwas lernen. Ein gemeinsames Unternehmen setzt voraus, daß man miteinander spricht und in einem Geist der Milde miteinander verkehrt. — 1. Mose 11:7, 8; Mal. 3:16.
17, 18. Wie können sich die Wahrheit und christliche Geduld auf unsere Feinde auswirken?
17 Lassen wir uns von Gottes Wort und von Gottes Geist leiten! Denken wir zeit unseres Lebens daran, daß aus einem Verfolger ein Anbeter Gottes, aus einem Verbrecher ein gesetzestreuer Bürger und aus einem Kampfhahn ein friedliebender Mensch werden kann, aber zuerst muß die Wahrheit in sein Herz und in seinen Sinn dringen. Sei stets bereit, jedermann Gutes zu tun. Das kann sich gemäß Sprüche 25:21, 22 sehr segensreich auswirken. Das wird durch folgenden Bericht aus dem Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1967 gut veranschaulicht:
„Dadurch, daß Jehovas Zeugen anderen Gastfreundschaft erweisen, haben sie manchmal die Gelegenheit, Personen zu einer Erkenntnis der Wahrheit zu verhelfen. (Hebr. 13:2) Das folgende Beispiel ist ein Beweis hierfür: Eine Schwester, die sich nach der Durchführung eines Heimbibelstudiums auf dem Heimweg befand, traf die Mutter einer jungen Frau, mit der sie ein Studium durchführte. Die Schwester, die bemerkte, daß diese Frau blaß war und zitterte, lud sie, in der Annahme, daß sie krank sei, zu sich nach Hause ein und erwies ihr soviel Freundlichkeit wie möglich, obgleich diese Frau die Wahrheit bekämpfte.
Plötzlich brach diese Dame in Tränen aus und sagte zu der Schwester: ‚Warum sind Sie so freundlich zu mir? ... Wenn Sie wüßten ...‘ Die Schwester erwiderte, daß sie als ein Zeuge Jehovas versuche, ihr Nächstenliebe zu erweisen, und da sie annehme, daß sie krank sei, versuche sie, ihr zu helfen. Dann weinte diese Frau und sagte: ‚Ich bin nicht krank. Ich kam hierher, um Sie zu töten, weil Sie mir die Liebe meiner Tochter gestohlen haben, die nun Gott mehr liebt als mich.‘ Die Schwester erklärte dieser Frau, daß die Bibel Kinder ermahnt, ihre Eltern zu ehren, und daß sie sie, statt sie zu trennen, einander näherbringen könne. Als die Frau einen Moment nachgedacht hatte, erwiderte sie: ‚Sie berauben mich jede Woche einen Nachmittag der Gemeinschaft meiner Tochter, weil Sie zu ihr gehen.‘ Daher schlug die Schwester der Dame vor, ebenfalls beim Studium anwesend zu sein, traf für die folgende Woche eine Verabredung mit ihr und brachte sie dann nach Hause.
Zu Beginn hatte die Schwester einige Schwierigkeiten, aber sie war erfolgreich. Diese Frau ist nun ein Zeuge und ebenso auch ihr Mann. Da diese Schwester schon älter ist, kann sie nicht mehr soviel umhergehen, wie sie gerne möchte, aber sie macht sich nützlich, indem sie auf die Kinder ihrer Tochter aufpaßt, wodurch diese oft die Möglichkeit hat, den Ferienpionierdienst durchzuführen. Außerdem hat ihre Liebe zur Wahrheit sie befähigt, einer ihrer Nachbarinnen zu helfen, die nun ebenfalls eine Königreichsverkündigerin geworden ist.“
18 Hätte die Schwester versäumt, dieser Frau Gutes zu tun, weil diese der Wahrheit gegenüber feindlich eingestellt war, dann hätte sie nicht nach Jesu Rat in Matthäus, Kapitel 5 gehandelt. Da sie aber, statt Böses mit Bösem zu vergelten, sogar einem Feind Liebe erwies, wurde sie mit guten Ergebnissen gesegnet. Nicht umsonst möchte Jehova, daß wir uns als seine Kinder erweisen, indem wir unsere Feinde lieben.
19. Wie beweisen wir, daß wir uns in diesen „letzten Tagen“ nicht vom Bösen haben besiegen lassen?
19 Als Christen begegnen wir in diesen abschließenden Tagen der Herrschaft Satans über das gegenwärtige System der Dinge dem Bösen in den verschiedensten Formen, aber wir sollten das Böse weiterhin mit dem Guten besiegen. Wir sollten uns durch das Böse nicht von der Durchführung des uns aufgetragenen menschenfreundlichen Werkes, der Verkündigung der guten Botschaft von Gottes Königreich, ablenken lassen. Behalten wir die Worte des Apostels Paulus im Sinn: „Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse stets mit dem Guten.“ Man kann demnach vom Bösen nur besiegt werden, wenn man sich davon besiegen läßt, und dies können wir mit der Hilfe Jehovas verhindern. Wir sollten ihn daher fortgesetzt um seine Hilfe bitten. Laß dich also nicht vom Bösen besiegen. Vergelte niemandem Böses mit Bösem. — Röm. 12:17-21.
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Die Zeit verlangt, daß man auf sich selbst und auf sein Lehren achtgibtDer Wachtturm 1969 | 15. Dezember
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Die Zeit verlangt, daß man auf sich selbst und auf sein Lehren achtgibt
Was bedeutet es für jemanden, der ein Christ ist, auf sich achtzugeben?
Auf sich achtzugeben bedeutet, dafür zu sorgen, daß man in Übereinstimmung mit christlichen Grundsätzen wandelt. Paulus fragte: „Du aber, der du einen anderen lehrst, lehrst dich selbst nicht.“ (Röm. 2:21) Man muß ein Täter des Wortes und auch ein Lehrer des Wortes sein. — 1. Tim. 4:16.a
Ein Täter des Wortes zu sein ist heute schwieriger denn je, weil die Tage so sehr böse sind. (Eph. 5:16) Nie zuvor hat die Welt so sehr zu so vielen schädlichen Begierden angespornt. (1. Joh. 2:16) Der Christ muß auf der Hut sein, damit er nicht eilig die unbegrenzten Vorkehrungen Jehovas zur Freude des Menschen übergeht und dem Produkt niedrigen Denkens selbstsüchtiger Menschen verfällt.
Man muß auch auf sich achtgeben, damit man jederzeit die Weisheit von oben offenbart, die unter anderem vernünftig ist. Vernünftigkeit gebietet, daß man andere nicht der Freiheit beraubt, die ihnen zusteht. Gleichzeitig darf man aber keine Gelegenheiten vorübergehen lassen, nützlichen biblischen Rat und Trost zu geben, wenn sich solche Gelegenheiten bieten. — Röm. 14:13; Gal. 6:1; 1. Thess. 5:11.
Wie sollte man auf sein Lehren achtgeben?
Man muß auf sein Lehren achtgeben, damit es immer der genauen Erkenntnis entspricht und in Übereinstimmung mit der Bibel und dem ist, was der „treue und verständige Sklave“ aus Jehovas Vorratshaus hervorbringt. (Matth. 24:45-47) Zu diesem Zweck muß man sein Äußerstes tun, sich Gott als bewährt darzustellen, indem man das Wort der Wahrheit recht handhabt. Es ist einem dabei eine große Hilfe, wenn man mit den Veröffentlichungen der Watch Tower Society auf dem laufenden bleibt. — 2. Tim. 2:15.
Man muß auch auf sein Lehren achtgeben, damit man sich klar ausdrückt und so von denen, die man lehrt, verstanden wird. Man muß mit anderen sprechen! Zu diesem Zweck sollte man dafür sorgen, daß man einen angemessenen Wortschatz hat, und man sollte sich, so wie man Gelegenheit dazu hat, bemühen, ihn zu erweitern. Ungeachtet, wie alt man wird, sollte man ständig Anstrengungen unternehmen, um seine genaue Erkenntnis und seine Lehrfähigkeit zu verbessern und auch mit dem zunehmenden Licht Schritt zu halten. — Spr. 4:18.
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