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Warum läßt Gott das Böse zu?Erwachet! 1981 | 8. Oktober
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Warum läßt Gott das Böse zu?
Wenn er allmächtig ist, könnte er dem Bösen ein Ende machen. Wenn er Liebe ist, warum tut er es dann nicht?
Das erscheint Leuten, die die Frage stellen „Warum läßt Gott das Böse zu?“, ganz einfach.
Aber so einfach ist es nicht. Sind Personen, die diese Frage stellen, bereit, die Abhilfe zu akzeptieren? Das Böse kommt nicht von allein, vielmehr ist es die Wirkung von Ursachen. Was sind die Ursachen? Diese müssen beseitigt werden, soll das Böse verschwinden.
Wer oder was verursacht das Böse? Und wen oder was muß Gott beseitigen, will er — was die Fragesteller offenbar wünschen — das Böse nicht mehr länger dulden?
Die Sache ist gar nicht so einfach, nicht wahr? Es gilt, sich noch mit weiteren Fragen auseinanderzusetzen: Gott läßt das Böse zwar zu, aber wer verübt es? Er könnte ihm ein Ende machen, aber was wäre, wenn er es täte? Was kann das Böse in der Zeit, in der Gott es zuläßt, uns lehren? Warum läßt er es eigentlich zu, und wird er ihm je ein Ende machen?
Auf den folgenden acht Seiten wird untersucht, welche Bedeutung und Konsequenzen diese Fragen haben und wie die Lösung aussehen wird.
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Er läßt es zu, aber wer verübt es?Erwachet! 1981 | 8. Oktober
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Er läßt es zu, aber wer verübt es?
Was ist das Böse, das Gott zuläßt und über das sich die Menschen beklagen? Alles, was menschliche Leiden hervorruft.
KRIEGSFOLGEN
Völker erklären Kriege, opfern Soldaten, bombardieren Städte, töten Frauen und Kinder und besäen die Erde mit Leichen. Krankheiten grassieren. Eine Politik der verbrannten Erde wird betrieben. Es kommt zu Hungersnöten. Die ältere Generation hat zwei Weltkriege erlebt. Im ersten fielen 10 Millionen Soldaten, im zweiten kamen insgesamt 55 Millionen Menschen um. Auf viele Orte hagelte es Bomben, und zwei Großstädte wurden durch Atombomben ausgelöscht.
HUNGEROPFER
Im Jahre 1979 verhungerten in der dritten Welt etwa 50 Millionen Menschen. In diesen Ländern sterben jedes Jahr rund 25 Millionen Kinder, bevor sie das 5. Lebensjahr erreichen, und eine Milliarde Menschen muß ständig hungern. Diese Übel könnte der Mensch verhindern. Die Erde vermag weit mehr Nahrung zu produzieren, als ihre Bevölkerung benötigt. Würde man zum Beispiel das gesamte Gangestiefland bebauen, könnte man mit einer Ernte von rund 140 Millionen Tonnen rechnen. Aber weil es zu kostspielig ist, tut man es nicht. Dabei würde ein Bruchteil der 500 Milliarden Dollar, die die Welt im Jahre 1980 für Rüstungszwecke ausgegeben hat, dafür ausreichen. Wie setzt der Mensch die Prioritäten?
ENTWALDUNG
„Wenn Sie diesen Satz zu Ende gelesen haben, sind wieder über 3 Hektar Wald abgeholzt worden.“ So leitete die Zeitschrift „Newsweek“ einen Artikel über das Thema „Entwaldung“ ein. Seit 1950 soll die Menschheit die Hälfte ihrer Wälder eingebüßt haben. Jedes Jahr verschwinden jetzt 10 bis 20 Millionen Hektar Wald. In Afrika werden jährlich über zwei Millionen Hektar abgeholzt, und 90 Prozent des Holzes wird als Brennstoff gebraucht. Die Folgen? Die Wüsten dehnen sich aus, und noch mehr Menschen müssen hungern. Einschüchterungspolitik und Gewinnstreben sind die treibenden Kräfte zur Verwüstung des Regenwaldes im Amazonasgebiet, die katastrophale Folgen haben wird. Ein Ökologe sagte: „Wenn die Zerstörung des Urwaldes in dem Tempo weitergeht, mag hier eine zweite Sahara entstehen.“
Wenn der Wald abgeholzt wird, spült der Regen die Muttererde fort — doch Pflanzen können nur gedeihen, wenn fruchtbare, humusreiche Erde vorhanden ist. Ein Beispiel: In Indien werden jedes Jahr rund 6 Milliarden Tonnen kostbarer Mutterboden fortgespült, fast 10 Tonnen pro Einwohner des Landes. Es erfordert Tausende von Jahren, bis das Gestein zu Boden verwittert ist, und weitere Jahrhunderte, bis der Boden die Voraussetzungen für den Anbau von Kulturpflanzen erfüllt. Billiger Dreck? Nein, dieser Dreck ist kostbarer als Gold. Ist weniger Ackerkrume vorhanden, kann man weniger anbauen, und mehr Leute müssen hungern — daran ist nicht Gott, sondern der Mensch selbst schuld.
DIE GEISSEL VERSCHMUTZUNG
Von Gott zugelassen, aber vom Menschen verursacht ist die weltweite Verschmutzung der Luft, des Wassers und des Bodens. Auch das ist böse, gemessen an den menschlichen Leiden, die dadurch verursacht werden: Fehlgeburten, Geburtsdefekte, Krankheiten, Tod — niemand weiß, wie viele Millionen Opfer es sind. Ein krasses Beispiel: eine Industriestadt in Brasilien mit 80 000 Einwohnern, ein Zentrum der petrochemischen Industrie. Man nennt die Stadt auch „Tal des Todes“. Täglich verunreinigen ihre Fabriken die Luft und das Wasser mit rund 1 000 Tonnen giftigen Gasen, giftigem Nebel und giftigen Flüssigkeiten. Auf einem Fluß türmt sich der Schaum, die Fische werden blind und deformiert geboren, die Luft ist mit Industrieabgasen beladen. Im ganzen Gebiet gibt es keine Insekten und auch keine Vögel, und die im Regen enthaltenen Säuren brennen auf der Haut. Tausende sterben.
Durch das Bekanntwerden dieser schrecklichen menschlichen Leiden tritt eine weitere Verschmutzung zutage: die Verschmutzung des Denkens und des sittlichen Gefühls. Nur wenn der Mensch innerlich verschmutzt ist — geistig sowie in seinem sittlichen und religiösen Empfinden —, ist er dazu fähig, die Erde in so schamloser Weise absichtlich zu verschmutzen und sie so ihrer Schönheit zu berauben sowie Eigentum, Gesundheit und Leben zu zerstören.
DER MENSCH GEGEN SICH SELBST
Aber nicht nur Völker und Industriekonzerne sowie andere Machtgruppen bringen Leiden über Millionen hilfloser Opfer, sondern auch einzelne quälen andere. Die Zahl der Verbrechen — Mord, Vergewaltigung, Raub und tätliche Beleidigung — steigt immer höher.
Dann gibt es Millionen Menschen, die sich selbst schaden. Sie essen zuviel, werden zu dick und belasten dadurch das Herz zusätzlich; oder sie befolgen fanatisch eine bestimmte Diät, um abzunehmen, werden dabei mager und schwächen ihre Widerstandskraft; oder weil sie sich nicht körperlich betätigen, erschlaffen ihre Muskeln; andere trinken zuviel Alkohol und erkranken an Leberzirrhose, oder sie rauchen und sterben an Lungenkrebs, nehmen Marihuana und schädigen Gehirn, Herz und Lunge sowie ihre Fortpflanzungsfähigkeit und ihr Abwehrsystem; sie begehen Ehebruch oder sind homosexuell und ziehen sich eine Geschlechtskrankheit zu; oder Autofahrer töten sich oder andere durch grob fahrlässiges Fahren; manche jagen nach Macht und Reichtum, nach einer guten Stellung und nach Besitz; dabei leben sie ständig unter Streß, was zu Magengeschwüren oder sogar zu einem Herzinfarkt führt — jeder Leser kann die Liste vermeidbarer Übel, die die Menschen über sich selbst bringen, beliebig verlängern.
MISSBRAUCH DES FREIEN WILLENS
Gott laßt das Böse zu, aber nicht in dem Sinne, daß er die Erlaubnis dafür gibt, es zu praktizieren; er läßt nur zu, daß der Mensch seine Willensfreiheit mißbraucht, was Böses zur Folge hat. Interessanterweise wird in Prediger 7:29 gesagt „Gott [hat] den Menschen rechtschaffen gemacht ..., sie selbst aber haben viele Pläne ausgesucht.“
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Er verbietet es, wird aber dennoch dafür verantwortlich gemachtErwachet! 1981 | 8. Oktober
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Er verbietet es, wird aber dennoch dafür verantwortlich gemacht
DER Mensch führt Krieg und verstümmelt oder tötet dabei Millionen seiner Art. Er verursacht Hungersnöte und Seuchen, verschmutzt die Umwelt, plündert die Erde und verschwendet ihre Schätze. Er rottet Tierarten aus und holzt Wälder ab, als würde er Weizenfelder abernten. Der seines Schutzes beraubte Boden wird vom Regen ausgewaschen und zerstört; die Folge davon sind Überschwemmungen. Der Mensch ist auch für den unerhörten Anstieg der Kriminalität verantwortlich, die bereits ein solches Ausmaß erreicht hat, daß man in gewissen Gegenden am hellichten Tag seines Lebens nicht mehr sicher ist.
Für all dieses Unheil ist also der Mensch verantwortlich. Fast alles, was menschliche Leiden hervorruft, könnte vermieden werden, wenn die Menschen den Geboten Gottes gehorchen würden. Gott verbietet Mord, Diebstahl, Hurerei, Homosexualität, Habsucht, Schwelgerei, Trunkenheit und andere unrechte Handlungen, die sich schädigend auf uns auswirken. Er möchte, daß wir uns um die Erde, die Pflanzen und die Tiere kümmern, daß wir unseren Nächsten lieben und andere so behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten (1. Mose 1:28; 2:15; Matth. 22:39; 7:12).
Warum gerade ich?
Dennoch gibt es zahllose Menschen, die Gottes Ratschläge nicht befolgen. Sie gehen eigene Wege, und wenn sie ins Unglück rennen, geben sie dem die Schuld, der sie davor gewarnt hat. Dann beklagen sie ihre mißliche Lage und sagen vorwurfsvoll: „Warum gerade ich?“ Sie verhalten sich so, als wären sie durch die göttliche Vorsehung ohne ihr eigenes Zutun in diese Lage gekommen. In Sprüche 19:3 wird darauf hingewiesen, daß solche Personen diese Neigung haben. Die revidierte Schlachter-Bibel (1975) gibt den Text wie folgt wieder: „Des Menschen Dummheit verdirbt seinen Weg, und alsdann murrt sein Herz wider den HERRN.“ Wenn es solchen Personen schlechtgeht, geben sie Gott die Schuld; geht es ihnen dagegen gut, stellen sie nie die Frage: „Warum gerade ich?“ Sie machen Gott nur Vorwürfe, danken ihm aber nie.
Die meisten Leiden, über die der Mensch sich beklagt, werden ihm von seinen Mitmenschen zugefügt, oder er fügt sie sich selbst zu. Allerdings gibt es auch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürme und Dürrezeiten, die Leiden für die Menschen mit sich bringen. Aber selbst in solchen Fällen könnten die Schäden auf ein Minimum reduziert werden, wenn beim Bau der Häuser die Sicherheitsvorschriften beachtet würden oder wenn die Wälder, die in Verbindung mit den Niederschlägen wichtige Funktionen erfüllen, nicht zerstört würden. Und wenn Schäden entstehen, sollte man nicht denken, es sei denen, die davon betroffen worden sind, so bestimmt gewesen, vielmehr ist es so, wie wir in Prediger 9:11 lesen: „Ich wandte mich, um unter der Sonne zu sehen, daß nicht den Schnellen der Wettlauf gehört noch den Starken die Schlacht, noch auch den Weisen die Speise, noch auch den Verständigen der Reichtum, noch selbst denen, die Kenntnisse haben, die Gunst, denn Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle.“
Gott verbietet das Böse, aber er läßt es zu, obwohl er allmächtig ist und ihm ein Ende machen könnte. Warum greift er denn nicht ein?
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Er könnte allem ein Ende machen, doch was wäre, wenn er es täte?Erwachet! 1981 | 8. Oktober
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Er könnte allem ein Ende machen, doch was wäre, wenn er es täte?
MÖCHTEN die Leute, die Gott kritisieren, weil er das Böse zuläßt, wirklich, daß er eingreift? Möchten sie, daß er dem Bösen, das sie verüben, Einhalt gebietet oder nur dem, das andere verüben? Was wäre, wenn Gott den Lungenkrebs ausmerzen würde, indem er ihnen die Zigarette aus der Hand nähme, oder die Leberzirrhose, indem er ihren Schnaps in den Ausguß schüttete, oder die Geschlechtskrankheiten, indem er Hurer voneinander trennte? Wären sie damit einverstanden, oder würden sie energisch protestieren und diesen Eingriff als eine Beeinträchtigung ihrer Willensfreiheit betrachten?
Vielleicht würden alle es für richtig halten, wenn Gott Verbrechern die Pistole aus der Hand schlagen würde. Doch wie betrachten sie ihre eigene Kriminalität — z. B. Unterschlagungen? Möchten sie, daß dem Diebstahl generell ein Ende gemacht wird oder nur einer bestimmten Art?
Würden sie sich freuen, wenn Gott die Fabriken schließen würde, die die Umwelt verschmutzen und Krankheit und Tod verursachen, wenn sich auch die Fabrik darunter befände, in der sie ihr Brot verdienen? Sie jammern über die Schrecken des Krieges; würden sie es jedoch gutheißen, wenn die Rüstung eingestellt würde, was zur Folge hätte, daß die Wirtschaft zugrunde ginge? Und was würden sie davon halten, wenn Gott ihre Lebensmittelvorräte zwischen ihnen und den Hungernden teilte und ihren Reichtum zwischen ihnen und den Armen?
Wieviel von dem Bösen soll Gott nach ihrer Meinung beseitigen? Vielleicht möchten sie das Böse gar nicht beseitigt sehen, sondern nur seine Folgen, zum Beispiel, daß man trotz vielen Trinkens keine Schrumpfleber bekommt und trotz vielen Rauchens keinen Lungenkrebs oder daß der Cannabiskonsum das Gehirn nicht schädigt. Möchten sie, daß sie die Konsequenzen des Bösen, das sie säen, nicht ernten müssen? Doch das ist so unmöglich, wie von Unkraut Äpfel oder von Dornen Trauben pflücken zu können.
Wenn die Leute ihr wahres Gesicht zeigen
Wie viele Menschen Böses tun, wenn die Aussicht besteht, ungeschoren davonzukommen, zeigt sich immer wieder bei Katastrophen, wenn die Polizei überfordert ist und die Leute ungestraft stehlen können. Müssen Wohngebiete wegen einer Überschwemmung oder eines Brandes evakuiert werden oder ist wegen eines Stromausfalls eine ganze Stadt im Dunkeln, dann ergreifen viele die Gelegenheit, Wohnungen und Geschäfte zu plündern. Treffend sagt die Bibel: „Weil das Urteil über ein schlechtes Werk nicht eilends vollzogen worden ist, darum hat sich das Herz der Menschensöhne in ihnen völlig darauf gerichtet, Schlechtes zu tun“ (Pred. 8:11).
Wohl hat der Mensch sich bemüht, durch Gesetze, Gerichte, Gefängnisse und Rehabilitationsprogramme dem Bösen entgegenzuwirken, jedoch ohne Erfolg. Es wird viel Böses verübt, aber manche Personen haben gar nicht den Wunsch, daß ihm Einhalt geboten wird. Dennoch kritisieren sie Gott, weil er es zuläßt, und würde er einschreiten, so würden sie es als Eingriff in ihre persönliche Freiheit anprangern. So oder so schimpfen sie auf Gott.
Doch alles dient Jehovas Vorsatz, wie gerechtigkeitsliebende Personen erkennen werden.
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Was können wir daraus lernen, solange es besteht?Erwachet! 1981 | 8. Oktober
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Was können wir daraus lernen, solange es besteht?
WIE DIE SAAT, SO DIE ERNTE
Wer Weizen sät, wird Weizen ernten. Wenn man Roggen sät, wird man Roggen ernten. Sät man Gerste, kann man Gerste ernten. Das ist logisch. Niemand erwartet etwas anderes. Doch in bezug auf das Verhalten denken viele, sie könnten Böses säen und Gutes ernten. Wie aus Galater 6:7 hervorgeht, ist das aber nicht der Fall: „Laßt euch nicht irreführen: Gott läßt sich nicht verspotten. Denn was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“ Es mag viel Zeit zwischen dem Säen und dem Ernten verstreichen, aber der Tag der Ernte kommt. Das sollte für uns eine Lehre sein.
DURCH ERFAHRUNG LERNEN
Jehova ließ zu, daß sein Sohn Jesus von bösen Menschen übel behandelt wurde und daraus etwas lernte: „Obwohl er Sohn war, lernte er Gehorsam durch die Dinge, die er litt.“ Auch wurde er dadurch darauf vorbereitet, ein Hoherpriester zu sein, der „mitfühlen kann mit unseren Schwachheiten“ (Hebr. 4:15; 5:8). Wie Jesus, so stärken Leiden auch uns in unserer Lauterkeit und unserem Gehorsam Gott gegenüber und tragen dazu bei, daß wir mit anderen, die leiden, besser mitfühlen können. Viele Eltern lassen zu, daß ihre Kinder Erfahrungen durch Schaden gewinnen. Sie sagen sich, die Kinder müßten eben Lehrgeld zahlen, denn sie wissen, daß es Dinge gibt, die man auf keine andere Weise lernen kann. Auch Jehovas Zulassung des Bösen kann uns viel Wertvolles lehren.
DAS GUTE MEHR SCHÄTZEN
Viel von dem Guten, das wir genießen, nehmen wir für selbstverständlich. Ein junger Mensch erfreut sich seiner Kraft und Gesundheit, ohne groß darüber nachzudenken; das ändert sich erst, wenn er älter wird und beides nachläßt. Gute Augen, gute Ohren, gute Nahrung, warme Kleidung, eine bequeme Wohnung — alles das und vieles mehr nimmt jeder, der daran gewöhnt ist, für selbstverständlich. Wird man aber blind oder taub oder muß man frieren oder hungern oder muß einem ein Bein amputiert werden oder verliert man einen Angehörigen durch den Tod — dann schätzt man das, was man besessen und nun verloren hat, wie nie zuvor. Geht man eine Woche lang mit verbundenen Augen oder auch nur einen Tag lang, wird einem bewußt, was die Augen einem bedeuten. Durch ein Unglück mögen wir eines dieser wertvollen Güter verlieren, aber eine solche Erfahrung mag uns lehren, für das, was wir noch besitzen, dankbar zu sein.
DER WEG DER WEISHEIT
Die uns von Gott gegebene Anleitung ist Millionen Menschen gleichgültig. Das ändert sich erst, wenn sie die Folgen ihrer Handlungsweise zu spüren bekommen. Wieviel besser ist es, von Anfang an darauf zu hören und sich so Leiden zu ersparen! Man braucht nicht unbedingt durch bittere Erfahrungen zu lernen: „Die Mahnung Jehovas ist zuverlässig, macht den Unerfahrenen weise“ (Ps. 19:7). Unerfahrene können aus den schmerzlichen Erfahrungen anderer lernen: „Indem dem Spötter eine Buße auferlegt wird, wird der Unerfahrene weise.“ Er braucht die üble Erfahrung nicht selbst zu machen: „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und darangeht, sich zu verbergen“ (Spr. 21:11; 22:3). Wenn man die Folgen verkehrten Handelns sieht, kann einem das zur Warnung dienen.
LEHRGELD ZAHLEN
Das Volk Israel verwarf die Anweisungen Jehovas und mußte erst Schweres durchmachen, bis es erkannte, wie wertvoll sie waren: „So ging er daran, durch Ungemach ihr Herz zu unterwerfen ... Die, die töricht waren zufolge des Weges ihrer Übertretung und zufolge ihrer Vergehungen, bereiteten sich schließlich Trübsal“ (Ps. 107:11-17). „Deine Schlechtigkeit sollte dich zurechtbringen“, sagte Jehova zu seinem Volk, „und deine eigenen Taten der Untreue sollten dich zurechtweisen. Erkenne denn und sieh, daß es etwas Schlechtes und Bitteres ist, daß du Jehova, deinen Gott, verlassen hast“ (Jer. 2:19). Viele Unverbesserliche weigern sich jedoch, Zucht anzunehmen: „Selbst wenn du den Törichten mit einem Stößel in einem Mörser fein zerstoßen solltest, mitten unter Grütze, wird seine Torheit nicht von ihm weichen“ (Spr. 27:22).
WIE GROSS SIND DIE LEIDEN?
Heute müssen viele Unschuldige leiden. Darüber ist manch einer beunruhigt. Wir lernen jedoch daraus, daß durch korrupte Systeme Millionen leiden müssen. Aber wir dürfen die Leiden der einzelnen nicht summieren. Man spricht von einer ungeheuren Masse menschlichen Elends, doch sollte man folgendes Beispiel in Erwägung ziehen: Tausend Personen mögen Kopfschmerzen haben, doch keiner von ihnen erduldet die Schmerzen aller tausend Kopfwehpatienten. Jeder fühlt nur seine eigenen Kopfschmerzen. Er verspürt nur ein Tausendstel der gesamten Schmerzen. Seit 6 000 Jahren wird das Böse zugelassen, aber kein Mensch hat 6 000 Jahre lang gelitten. Jeder leidet nur in seinem Leben. Allerdings ist das mehr als genug.
ABHILFE NICHT IN DER MACHT DES MENSCHEN
Wichtig ist, daß wir uns die Lektion, die uns das Böse lehrt, solange es besteht, zu Herzen nehmen: Wenn wir Böses säen, werden wir auch Böses ernten. Geschieht das auf nationaler Ebene, dann müssen Millionen leiden. In den vergangenen 6 000 Jahren hat es der Mensch mit vielen verschiedenen Regierungsformen versucht. Keine hat ihm Frieden und Glück gebracht. Immer und immer wieder hat es sich gezeigt, wie wahr die Worte sind: „Es steht nicht bei dem Manne, der da wandelt, auch nur seinen Schritt zu richten“ (Jer. 10:23). Politiker, Militärs, Geldleute und Geistliche — alle haben die Menschheit enttäuscht. Lehren uns nicht die Jahrtausende, in denen wir nur Böses geerntet haben, daß wir etwas anderes säen müssen und daß mehr als menschliche Bemühungen erforderlich sind?
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Warum er es zuläßt, wie er ihm Einhalt gebieten wirdErwachet! 1981 | 8. Oktober
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Warum er es zuläßt, wie er ihm Einhalt gebieten wird
VOR langer Zeit mußte ein untadeliger und rechtschaffener Mann Schweres durchmachen. Er verlor nicht nur Hab und Gut sowie seine Kinder, sondern erkrankte auch noch schwer. Doch er verstand nicht, warum er das alles erdulden mußte. Zweifellos empfand er sowie viele Menschen heute, die, wenn ihnen so etwas zustößt, ausrufen: „Warum gerade ich?“ Er machte Gott dafür verantwortlich, indem er erklärte: „Die Pfeile des Allmächtigen sind bei mir, ihr Gift trinkt mein Geist; ... daß Gott doch vorginge und mich zermalmte.“ Später rief er aus: „Erweist mir etwas Gunst ..., denn Gottes eigene Hand hat mich angerührt“ (Hiob 6:4, 9; 19:21).
Der treue Hiob machte Gott für sein Unglück verantwortlich. Doch das Buch Hiob vermittelt uns einen Einblick in eine Versammlung im Himmel und verrät, wer der Schuldige war. Vor den versammelten Engeln lenkte Jehova Satans Aufmerksamkeit mit den Worten auf Hiob: „Er ist untadelig und rechtschaffen, er fürchtet Gott und meidet das Böse.“ Darauf gab Satan zurück: „Geschieht es ohne Grund, daß Ijob [Hiob] Gott fürchtet?“ Dann fügte er hinzu: „Aber streck nur einmal deine Hand gegen ihn aus und rühr an all das, was sein ist; wahrhaftig, er wird dir ins Angesicht fluchen.“ Und: „Streck einmal deine Hand aus und rühr an sein Gebein und Fleisch; wahrhaftig, er wird dir ins Angesicht fluchen!“ Das läßt erkennen, daß Satan schon früher Gott vorgeworfen hatte, es gebe keinen Menschen auf der Erde, der ihm, Gott, treu bleibe, wenn er in eine Prüfung gerate. In diesem Fall brachte Satan vor, er habe noch keine Gelegenheit erhalten, Hiob auf die Probe zu stellen. Deshalb entgegnete Jehova: „Wohlan, er ist in deiner Hand. Nur schone sein Leben!“ (Hiob 1:6-11; 2:1-6, Einheitsübersetzung).
Es war also Satan, der die Leiden über Hiob brachte, allerdings mit Jehovas Zulassung. Hiob ahnte das nicht und machte Gott dafür verantwortlich, dennoch bewahrte er seine Lauterkeit ihm gegenüber und bewies so, daß Satan nicht recht hatte (Hiob 2:7; 27:5; 31:6). Das haben treue Menschen bis zum heutigen Tag ebenfalls getan (Hebr. 11:1-39; Offb. 7:9, 10; 14:1, 4). In unserer Zeit, den „letzten Tagen“, verschlimmern sich die Verhältnisse immer mehr. Warum das so ist, geht aus Offenbarung 12:12 hervor: „Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat.“ Nur Jehova kann dem unsichtbaren Urheber des Bösen das Handwerk legen, und er wird es auch bald tun (Joh. 12:31; Offb. 20:1-3).
Doch wie wird dem Bösen und den Leiden, verursacht durch die korrupte Politik, den habgierigen Kommerzialismus und den kriegstreiberischen Militarismus, Einhalt geboten? Und wie steht es mit den Unverbesserlichen, die andere aussaugen — wie wird ihrem bösen Tun ein Ende gemacht? Aufrichtige Personen, die solches Tun verabscheuen, haben versucht, seiner durch Gesetze, Gerichte, Gefängnisse und Rehabilitationsprogramme Herr zu werden — jedoch ohne Erfolg.
Schau den Tatsachen ins Auge!
Es ergeben sich folgende harte Tatsachen: Sollen die Kriege aufhören, müssen die Kriegstreiber beseitigt werden. Sollen die Hungersnöte aufhören, müssen die Profitjäger beseitigt werden. Soll die Verschmutzung aufhören, müssen die Verschmutzer beseitigt werden. Soll das Verbrechen aufhören, müssen die Verbrecher und die Verhältnisse, die die Kriminalität begünstigen, beseitigt werden. Soll die Unsittlichkeit aufhören, durch die Familien zerstört und Krankheiten verbreitet werden, müssen die Personen, die unsittlich handeln, beseitigt werden. Alles, was in den vergangenen 6 000 Jahren von Reformern, Sozialarbeitern, Politikern, Polizei und Friedensorganisationen unternommen wurde, ist fehlgeschlagen. Wenn sich die Bösen nicht ändern wollen, welche andere Lösung gibt es dann, als sie zu beseitigen? Angenommen, Füchse wären im Hühnerstall oder Wölfe würden sich unter die Schafe mischen. Wären die Tiere dann nicht ständig in Gefahr? Ähnlich verhält es sich mit dem Frieden auf der Erde: Solange sie von Übeltätern verseucht ist, kann es keinen Frieden geben. Die Zeit, in der Gott das Böse zugelassen hat, wird vorbei sein, wenn er Satan und alle, die beharrlich das Böse tun, beseitigen wird. Die Frist, die Satan gewährt wurde, um seine Behauptung zu beweisen, ist bald abgelaufen (2. Mose 9:16).
Das Unglück begann mit dem ersten Menschenpaar. Jehova Gott schuf die Erde, vertraute sie dem Menschen an und gebot ihm, sie zu pflegen und sich um Pflanzen und Tiere zu kümmern. Adam und Eva wurden mit dem göttlichen Grundsatz vertraut gemacht: Gehorsam bedeutet Leben, Ungehorsam Tod. Satan focht das an. Adam und Eva besaßen einen freien Willen und konnten sich entscheiden, wem sie anhangen wollten. Sie schlossen sich Satan an. Seither haben die Menschen ihre Willensfreiheit mißbraucht.
Willensfreiheit heute
Die Folgen dieses Mißbrauchs sieht man heute in dem Bösen, das uns umgibt. Aus freien Stücken haben die Menschen das Böse gesät und Leiden geerntet. Haben sie aus ihrer traurigen Geschichte etwas gelernt? Haben sie bemerkt, daß alle möglichen Regierungsformen fehlgeschlagen sind, und erkannt, daß die Menschen Gottes Königreich unter Christus benötigen? Ist ihnen aufgefallen, welche katastrophalen Früchte habsüchtige Menschen und Nationen ernten, die die Erde verschmutzt und den Erdboden mit unschuldigem Blut getränkt haben? Haben sie eine Lehre daraus gezogen, daß Millionen dadurch, daß sie sich für den Materialismus, die Unmoral, das Verbrechen und für Egotripsa entschieden und so ihre Willensfreiheit unweise angewandt haben, unendliche Leiden und Schmerzen über sich gebracht haben?
Gott hat kein Gefallen am Tode der Gesetzlosen, sondern er möchte, daß sie alle bereuen, und in seiner Güte wird er sein ursprüngliches Vorhaben mit der Erde ausführen. Er ‘erschuf sie nicht umsonst’; er bildete sie, ‘damit sie bewohnt werde’, und zwar von Menschen, die sich aus freiem Willen für Frieden und Ruhe entscheiden. Er hört diejenigen, die „seufzen und stöhnen über all die Abscheulichkeiten, die ... getan werden“. Er weiß, daß „die gesamte Schöpfung zusammen fortgesetzt seufzt und zusammen in Schmerzen liegt bis jetzt“ (Jes. 45:18; Hes. 9:4; 18:23; Röm. 2:4; 8:22; 2. Petr. 3:9).
Gott wird Abhilfe schaffen. Er wird das Verlangen der Menschen stillen. Er wird sein Versprechen halten, indem er die Erde von allem Bösen befreien und so den Herzenswunsch aller sanftmütigen und friedfertigen Menschen erfüllen wird: „Nur noch eine kleine Weile, und der Böse wird nicht mehr sein; und du wirst dich sicherlich umsehen nach seiner Stätte, und er wird nicht dasein. Aber die Sanftmütigen selbst werden die Erde besitzen, und sie werden in der Tat ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens. Die Gerechten selbst werden die Erde besitzen, und sie werden immerdar darauf wohnen“ (Ps. 37:10, 11, 29).
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