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Esther bekundet göttliche WeisheitDer Wachtturm 1950 | 15. September
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Esther bekundet göttliche Weisheit
„ALLES hat eine bestimmte Zeit, und jedes Vornehmen unter dem Himmel hat seine Zeit. Töten hat seine Zeit, und Heilen hat seine Zeit; . . . Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; . . . Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit.“ Das Verständnis der Weisheit dieser Worte, wie sie in Prediger 3:1, 3, 4, 7 aufgezeichnet sind, wird eine Hilfe sein für alle Diener Jehovas, welche die Absichten der Feinde von Wahrheit und Gerechtigkeit vereiteln und aus ihren Gelegenheiten, ihm zu dienen, das Beste machen wollen. Solche werden deshalb mit Interesse und nutzbringend den Bericht durchlesen über eine gewisse jüdische Jungfrau namens Esther, welche diesem weisen Lauf folgte.
Esther lebte in der königlichen Stadt Susan, der Hauptstadt von Persien, und zwar in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts vor Christus, zur Zeit, da Xerxes (Ahasveros) über die 127 Provinzen des Reiches herrschte, welches sich von Äthiopien bis nach Indien erstreckte. Von früher Jugend an Waise, war Esther von ihrem Cousin Mordokai, einem Benjaminiter, erzogen worden. Ihr persischer Name „Esther“ entsprach dem jüdischen „Hadassa“, was „Myrte“ bedeutet.
Esther erscheint zum ersten Mal in dem Buche, das nach ihrem Namen genannt ist, nachdem Xerxes die Königin Vasti zufolge einer schwerwiegenden Gehorsamsverweigerung abgesetzt hatte, und als die schönsten Jungfrauen des Reiches als Königin-Anwärterinnen nach der Hauptstadt gebracht wurden, um die abgesetzte Königin zu ersetzen. Esther war unter den so Erwählten, denn sie war ‚schön und lieblich‘ (Zürcher B.), und aus den nachfolgenden Aufzeichnungen zeigt sich ganz deutlich, dass sie von lieblicher Gesinnung war. Es ist deshalb nicht verwunderlich, zu erfahren, dass Hegai, der Hüter der Frauen des Königs, sie allen andern Jungfrauen vorzog, als ihre Zeit kam, ihren Besuch beim König vorzubereiten.
Esther bekundete Weisheit, indem sie den Anweisungen Mordokais gehorchte, ihre Identität als Jüdin nicht bekanntzugeben; denn warum sollten Rassenvorurteile sie ungeeignet machen? Das war die Zeit, wo es zu schweigen galt. Und als nach dem vorgeschriebenen Kurs der Schönheitspflege, welcher zwölf Monate dauerte, die Reihe, beim König vorzusprechen, an sie kam, und ihr gestattet wurde, irgend etwas zu verlangen, was sie wünschen mochte, um so gefällig wie möglich vor ihm zu erscheinen, da bekundete sie durch Schweigen wiederum Weisheit und Genügsamkeit; sie vertraute auf das reifere Urteil Hegais und bat um nichts ausser dem, was er bestimmte. Irgendeine mädchenhafte Grille hätte die Sache leicht verderben können.
Bezüglich ihres Besuches beim König lesen wir: „Der König gewann Esther lieb, mehr als alle Weiber, und sie erlangte Gnade und Gunst vor ihm, mehr als alle die Jungfrauen. Und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vastis Statt.“ Hierauf veranstaltete der König ein grosses Fest, rief einen nationalen Feiertag aus und teilte freigebig Geschenke aus, alles zur Ehre Esthers, seiner neuen Königin. — Esther 2:16-18.
Nicht lange danach enthüllte Esthers Cousin Mordokai ihr einen Mordanschlag gegen den König, den sie dem König bekanntgab und der sich nach einer Untersuchung als tatsächlich bestehend erwies. Hier wiederum legte sie Weisheit an den Tag, denn wenn sie auch den König wissen liess, dass es Mordokai war, der die Verschwörung aufgedeckt hatte, ‚tat sie ihr Volk und ihre Abstammung doch nicht kund‘. Obgleich sie jetzt Königin war, beachtete sie gleich wie zuvor immer noch die klugen Anweisungen dieses weisen und ergebenen Dieners Jehovas.
Vasti wurde im dritten Jahr der Regierung Xerxes’ abgesetzt; vier Jahre waren vergangen, bis Esther ihr nachfolgte. Nun war man im zwölften Jahre seiner Regierung, etwa 475 v. Chr., als ihr eines Tages ihre Mägde die Nachricht brachten, dass alle Juden in Susan, Mordokai inbegriffen, in grosser Not seien, dass sie weinten, klagten und fasteten und sich mit Sacktuch und Asche bedeckten. Ratlos schickt Esther Kleider an Mordokai, damit er sein Sacktuch ablegen könne, doch er weigert sich, sie anzunehmen. Beunruhigt sendet Esther darauf einen Kämmerer des Königs, Hathak, der in ihren Diensten stand, um zu erfahren, „was das wäre, und warum es wäre“.
Mordokai berichtet diesem alles, was ihm begegnet war, und bezüglich der genauen Summe Geldes ($18 000 000), die Haman an die Schatzkammern des Königs für die Vernichtung der Juden abzuliefern versprochen hatte. Er gibt Hathak auch eine Abschrift des in Susan herausgegebenen Erlasses zur Vernichtung aller Juden am 13. Tag des zwölften Monats (Adar), welches Datum durch das Werfen des Loses bestimmt worden war, damit er dies Esther zeige und sie heisse, zum König zu gehen und ihn für ihr Volk anzuflehen. — Esther 4:1-9.
Doch Esther zögert, und dies nicht ohne scheinbar guten Grund: „Alle Knechte des Königs . . . wissen,“ erwidert sie Mordokai, „dass für einen jeden, Mann und Weib, der zu dem König in den inneren Hof hineingeht, ohne dass er gerufen wird, ein Gesetz gilt, nämlich, dass er getötet werde; denjenigen ausgenommen, welchem der König das goldene Zepter entgegenreicht, dass er am Leben bleibe; ich aber bin seit nunmehr dreissig Tagen nicht gerufen worden, um zu dem König hineinzugehen.“ War der König erzürnt über sie? Hatte sie ihm irgendwie missfallen und stand nicht mehr — wenigstens augenblicklich nicht — in seiner Gunst? Dreissig Tage schienen eine lange Zeit, die liebliche Königin unbeachtet zu lassen. — Esther 4:11.
Doch Mordokai hält stand: „Denke nicht,“ lässt er Esther sagen, „in deinem Herzen, dass du im Hause des Königs allein vor allen Juden entkommen werdest. Denn wenn du in dieser Zeit irgend schweigst, so wird Befreiung und Errettung für die Juden von einem andern Orte her erstehen; . . . Und wer weiss, ob du nicht für eine Zeit, wie diese, zum Königtum gelangt bist?“ Seinen Gedankengang wertschätzend und im Vertrauen auf Jehova erwidert Esther: „Gehe hin, versammle alle Juden, die sich in Susan befinden; und fastet meinethalben, . . . drei Tage, . . . auch ich werde mit meinen Mägden ebenso fasten. Und alsdann will ich zu dem König hineingehen, was nicht nach dem Gesetz ist; und wenn ich umkomme, so komme ich um!“ (Esther 4:13-16) Zweifellos brachte sie während dieses Fastens Jehova Gebete um Leitung und Hilfe dar.
Am Ende der drei Tage kleidete sich Esther in ihre königlichen Gewänder — denn es galt, aufs vorteilhafteste zu erscheinen —, und dann wagte sie sich in die Gegenwart des Königs. Als der König sie erblickte, erlangte sie seine Gunst, und er hielt ihr sein Zepter entgegen und fragte: „Was ist dir, Königin Esther? und was ist dein Begehr? Bis zur Hälfte des Königreiches, und sie soll dir gegeben werden!“ Platzte da Esther unvermittelt heraus und zählte all die Tatsachen über die schreckliche Not auf, in der sich sie und alle Juden wegen Hamans gemeiner Verschwörung befanden? Nein; obwohl die Angelegenheit dringend war, offenbarte sie Takt, Selbstbeherrschung und Weisheit, indem sie erkannte, dass alles seine Zeit hat; und so bat sie lediglich, dass der König und sein Grosswesir Haman zu einem Festmahl kommen möchten, das sie bereitet habe. Sie wollte den König zuerst in die bestmöglichste Stimmung bringen, und indem sie Haman einlud, bewirkte sie nicht nur, dass er sorglos und unaufmerksam wurde, sondern auch, dass er zu seiner Blossstellung gegenwärtig war. — Esther 5:1-4.
Der König und Haman nehmen am Bankett teil. Bei diesem Anlass bittet sie die beiden, am folgenden Tag einem weitern Mahle beizuwohnen, wann sie ihre Bitte bekanntgeben wollte. Am Schlusse des zweiten Banketts beantwortete sie des Königs dritte Frage um ihr Begehr mit den wohlgewählten Worten: „Wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, o König, und wenn es den König gut dünkt, so möge mir mein Leben geschenkt werden um meiner Bitte willen, und mein Volk um meines Begehrs willen. Denn wir sind verkauft, ich und mein Volk, um vertilgt, ermordet und umgebracht zu werden; und wenn wir zu Knechten und Mägden verkauft worden wären, so hätte ich geschwiegen, obgleich der Bedränger nicht imstande wäre, den Schaden des Königs zu ersetzen (denn die Bedrängnis wäre es dann nicht wert, dass der König um ihretwillen belästigt würde, Zürcher B.).“ Welcher Schock musste diese Nachricht dem König nach diesem besondern Anlass geben! Kein Wunder, dass er entrüstet ausrief: „Wer ist der, und wo ist der, welchen sein Herz erfüllt hat, also zu tun?“ Wo ist er? Man beachte hier, wie weise es war, Haman beim Mahle gegenwärtig zu haben; sie antwortete: „Der Bedränger und Feind ist dieser böse Haman!“ Ehe der Tag vorüber war, hing Haman am Galgen, den er für Mordokai errichtet hatte, und Hamans Besitztum wurde der Königin gegeben, welche Mordokai die Verwaltung davon übertrug. Esther war reichlich belohnt für ihre Geduld, ihren Mut, ihre Weisheit, und vor allem ihr Vertrauen in Jehova. — Esther 7:1-10.
Der grosse Feind der Juden war tot, aber sein Werk musste noch zunichte gemacht werden, denn sein Erlass zur Vernichtung aller Juden war noch in Kraft. Somit wagte sich Esther abermals in die Gegenwart des Königs, fiel ihm diesmal zu Füssen und flehte ihn unter Tränen an, das von Haman geplante Böse abzuwenden, und wiederum hielt ihr der König das Zepter entgegen. Man beachte nun, mit welcher Beredsamkeit sie nicht für ihr eigenes Leben, sondern für das Leben ihres Volkes einstand: „Wenn es den König gut dünkt, und wenn ich Gnade vor ihm gefunden habe, und die Sache vor dem König recht ist, und ich ihm wohlgefällig bin, so werde geschrieben, die Briefe zu widerrufen, nämlich den Anschlag Hamans, . . . Und wie vermöchte ich den Untergang meines Geschlechts anzusehen?“ — Esther 8:2-6.
Dieser Bitte entsprechend, gab der König Ermächtigung zu einem Gegenerlass, und so schrieb Mordokai an alle Juden in den Provinzen, dass sie am 13. Adar für ihr Leben kämpfen, ja gegen ihre Feinde die Offensive ergreifen möchten. Die Briefe wurden mit dem Siegelring des Königs versiegelt und mit den raschesten Beförderungsmitteln, die dem König zur Verfügung standen, ausgesandt. Ausserdem „ging Mordokai von dem König hinaus in königlicher Kleidung . . . mit einer grossen goldenen Krone, . . . und die Stadt Susan jauchzte und war fröhlich. . . . Und viele aus den Völkern des Landes wurden Juden“. — Esther 8:8-17.
Auf Grund dieser Wendung der Dinge nahmen die Beamten überall Partei für Mordokai, Esther und die Juden, und am gefürchteten 13. Tag des Monats Adar kamen als Ergebnis nicht all die Juden um, sondern an ihrer Statt leckten 75 000 ihrer Feinde in allen Provinzen den Staub, und in Susan allein kamen 500 ums Leben. Und obwohl der Erlass den Juden gestattete, ihre Feinde zu plündern, berichten die Aufzeichnungen, dass ‚sie ihre Hand nicht an die Beute legten‘. — Esther 9:10.
Nachdem der König Xerxes zur Königin Esther darüber gesprochen hatte, fragte er sie, was sonst noch ihre Bitte sei, er würde sie ihr gewähren. Da dies „eine Zeit zum Töten“ war, bat Esther, dass den Juden in Susan ein weiterer Tag eingeräumt werde, sich an ihren Feinden zu rächen, und dass man die zehn Söhne Hamans, die bereits umgebracht waren, an einen Galgen hänge. Während sich die Juden in allen Provinzen freuten und den 14. Adar feierten, hängten die Juden in der Hauptstadt Susan die zehn Söhne Hamans an einen Galgen, sehr wahrscheinlich gerade an jenen, den ihr Vater für Mordokai errichtet hatte und an welchen Haman selbst gehängt worden war, und die Juden setzten ihr Werk, sich an ihren Feinden zu rächen, fort, mit dem Ergebnis, dass 300 weitere fielen. Dann feierten sie dies und freuten sich am 15. des Monats. Sowohl Mordokai als Esther sandten hernach Briefe an die Juden in allen Provinzen und setzten den 14. und 15. des Monats Adar als Tage des Frohlockens fest; und bis zu diesem Tage feiern die Juden diese beiden Tage, die bekannt sind als „Purimfest“ wegen des Loses „Pur“, das Haman geworfen hatte, um den Tag der Vernichtung der Juden zu bestimmen.
Jehovas Diener können viel von Esthers weisem Beispiel lernen, besonders jetzt, da gesetzliche Verschwörungen und gesetzlose Taten gegen sie weiterhin zunehmen. Dieses Beispiel zeigt, dass es wirklich eine Zeit zum Schweigen gibt, um unnötiges Entstehen von Vorurteilen zu meiden und um vorsichtig zu sein, nicht Aufschluss zu verbreiten, den der Feind benutzen könnte, das Volk und Werk des Herrn zu schädigen. Es zeigt ferner, dass es eine Zeit gibt zum Reden, indem Gottes Volk freimütig und furchtlos ist, aber volles Vertrauen in Jehova hat, dass er ihm zu Hilfe kommt, wenn es alles getan hat, was ihm möglich ist. Die Notwendigkeit wird enthüllt, treu und loyal gegeneinander zu sein und die Weisheit zu besitzen, auf die Anweisungen und Ratschläge zu hören und sie zu befolgen, die durch reife und ergebene Diener Jehovas gegeben werden, welche Gott gegenwärtig zur Leitung seines Werkes auf Erden benutzt. Ausserdem ist das Drama von Esther voller prophetischer Bedeutung; es schattet Ereignisse unserer Tage vor und lässt uns einen flüchtigen Blick tun in die nahe Zukunft, wodurch wir die Zusicherung erhalten, dass die Pläne der Feinde des Volkes Gottes fehlschlagen werden, weil er alle jene bewahrt, die ihn lieben und ihm dienen.
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BriefDer Wachtturm 1950 | 15. September
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Brief
„WEITERES ÜBER BLUTTRANSFUSION“
3. Februar 1950
Geehrte Dame!
Ihrem Briefe vom 16. Dezember konnte zufolge dringender Arbeit nicht eher Beachtung geschenkt werden.
Wir schätzen Ihre freimütige Darlegung über Bluttransfusion und unternehmen diesbezüglich keinen geistigen Feldzug gegen Sie noch gegen irgend jemand sonst, sondern müssen es dem grossen Gesetzgeber überlassen, Ihr sowie unser Richter zu sein. Unsere Darlegungen über diese Sache sind dank jener Personen veröffentlicht worden, die von uns eine geistige Leitung erwarten, und werden nicht herausgegeben, um unter Jehovas Volk Spaltung hervorzurufen. Wiederholt gehen bei uns Anfragen um Auskunft über Bluttransfusion ein, und man erwartet besonders von uns eine Gutheissung dieses medizinischen Brauches. Dies kommt so häufig vor, dass wir zur Information für alle, damit sie unsere Einstellung wissen können, gezwungen waren, uns über diese Sache zu äussern. Unsere Worte haben nicht mehr Meinungsverschiedenheiten verursacht, als über diesen Gegenstand bereits existierten, bevor wir selbst etwas darüber sagten. Wir haben uns in dieser Sache nur klar ausgedrückt, damit andere, die über unsere Einstellung im Zweifel waren, uns nicht um unsere Gutheissung angehen möchten, wenn sie Zuflucht nehmen zu diesem umstrittenen medizinischen Brauch. Wenn irgend jemand denkt, unsere Stellungnahme verdiene Beachtung und habe die Unterstützung der Schrift, und sich entschliesst, sich dadurch leiten zu lassen, wohlan, wenn aber nicht, so ist das seine eigene Verantwortung vor Gott. Nur kann er dann nicht vorbringen,
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