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Warum anderen vertrauen?Der Wachtturm 1977 | 15. Juli
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zu einem entsprechenden Vorgehen. Der Bericht aus 1. Könige 22:20-22 ist ein Beispiel dafür. Es heißt dort: „Jehova sprach dann: ,Wer wird Ahab betören, daß er hinaufziehe und zu Ramoth-Gilead falle?‘ Und dieser begann etwa dies zu sprechen, während jener etwa das sprach. Schließlich trat ein Geist [ein Sohn Gottes] hervor und stand vor Jehova und sprach: ,Ich selbst werde ihn betören.‘ Darauf sprach Jehova zu ihm: ,Wodurch?‘ Hierauf sprach er: ,Ich werde ausgehen, und ich werde bestimmt ein trügerischer Geist im Munde aller seiner Propheten werden.‘ Da sprach er: ,Du wirst ihn betören, und was noch mehr ist, du wirst als Gewinner hervorgehen. Gehe und tu so.‘“ Dieser Geist oder Engel übte dann Macht auf Ahabs Propheten aus, so daß sie das redeten, was in ihrem Herzen war, nicht die Wahrheit, sondern das, was sie sagen wollten und was Ahab von ihnen hören wollte.
Außergewöhnlich großes Vertrauen setzte Jehova in seinen einziggezeugten Sohn. Er räumte seinem Erstgeborenen das Vorrecht ein, mit ihm einen Anteil an der Schöpfung zu haben, sowohl der geistigen als auch der materiellen. Jehova befürchtete nicht, daß seine Stellung als Schöpfer dadurch beeinträchtigt würde. Gern offenbarte er den Menschen die Rolle seines Sohnes, wodurch dieser sehr geehrt wurde (Kol. 1:15-17). Nachdem der Sohn als der Mensch Jesus Christus seine Treue bis in den Tod bewiesen hatte, wurde er von seinem Vater auferweckt und in eine Stellung erhoben, die derjenigen übergeordnet war, die er eingenommen hatte, bevor er auf die Erde kam. Die Bibel sagt: „Gott [hat] ihn ... zu einer übergeordneten Stellung erhöht und ihm gütigerweise den Namen gegeben, der über jedem anderen Namen ist, so daß sich im Namen Jesu jedes Knie beuge ... und jede Zunge offen anerkenne, daß Jesus Christus Herr ist zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil. 2:9-11). Da Jehova Gott Jesus Christus volles Vertrauen schenkt, braucht er nicht zu befürchten, daß sein Sohn diese erhöhte Stellung je mißbrauchen wird.
Es ist auch wunderbar, welch ein Vertrauen Jehova Gott unvollkommenen Menschen schenkt. In den vergangenen neunzehn Jahrhunderten hat er 144 000 Männer und Frauen ausgewählt, die mit seinem Sohn herrschen sollen. Dadurch, daß er sie zu himmlischem Leben auferweckt, verleiht er ihnen Unsterblichkeit und Unverweslichkeit (1. Kor. 15:42-54; Offb. 5:9, 10; 14:1-4; 20:6). Obwohl sie in eine den Engeln übergeordnete Stellung gelangen, vertraut Jehova darauf, daß diese Herrscher ihre Stellung nie mißbrauchen werden (1. Kor. 6:3).
Sollten wir nicht, da Jehova Gott seinen Dienern so großes Vertrauen entgegenbringt, sein Beispiel nachahmen? Wenn dies dein Wunsch ist, wirst du Glaubensbrüder als Personen betrachten, die Jehova Gott wirklich dienen möchten. Zugegeben, einige mögen dich manchmal enttäuschen. Doch diejenigen, die Jehova Gott wirklich ergeben sind, möchten niemand verletzen. Sie bedauern es sehr, wenn durch ihre Schwächen und Unvollkommenheiten Probleme entstehen.
Besonders Älteste in der Christenversammlung sollten sehr darauf achten, gegenüber Glaubensbrüdern die richtige Einstellung zu bewahren. Wenn Älteste im Sinn behalten, daß ihre Brüder wirklich das tun möchten, was recht ist, werden sie sie nicht wegen eines geringfügigen Versehens voreilig zur Rede stellen. Sie werden auch nicht den Eindruck erwecken, daß sie eigentlich nicht davon überzeugt sind, daß eine Arbeit richtig getan wird, wenn sie nicht jedem auf die Finger sehen. Wer treu seine Arbeit verrichtet, verdient es bestimmt, daß man ihm vertraut.
Darüber hinaus sollten Älteste aber auch andere, die größere Talente, bessere Fähigkeiten oder ein besseres Verständnis haben als sie, um Rat bitten (Spr. 15:22). Es bereitet bestimmt keine Ehre, der Urheber eines Plans zu sein, der sich später als minderwertig erweist. Vernünftig ist dagegen derjenige, der bestrebt ist, Nutzen aus der Erfahrung, dem Wissen und den Fähigkeiten anderer zu ziehen. Durch seine demütige Haltung regt er zur Zusammenarbeit an und ermöglicht es mehreren, sich an einer Arbeit, die gut ausgeführt worden ist, zu erfreuen.
Ebenso kann ein Ehemann, der seiner Frau vertraut, viel zum Glück seiner Ehe beitragen. Eine Frau, der in ihrem Aufgabengebiet wenig Spielraum für Eigeninitiative verbleibt, wird bald die Freude an ihrer Arbeit verlieren. Sie wird das Gefühl haben, im Einsatz ihres Wissens, ihrer Talente und Fähigkeiten beschnitten zu sein, was zur Frustration führt. Wenn ihr Mann hingegen bestimmte wichtige Dinge ihrem gesunden Urteilsvermögen überläßt, wird sie gern etwas so ausführen, wie es ihrem Mann gefällt.
Gleichermaßen sollten Eltern im Umgang mit ihren Kindern zeigen, daß sie ihnen vertrauen. Eine Möglichkeit besteht darin, daß sie ihnen erkennen helfen, inwiefern Vorrechte und Verantwortlichkeiten, die sie ihnen übertragen, ein Ausdruck elterlichen Vertrauens sind. Wenn Kinder dies erkennen, werden sie sich mehr angespornt fühlen, zu beweisen, daß das Vertrauen ihrer Eltern nicht unangebracht gewesen ist.
Ja, anderen zu vertrauen führt zu guten Ergebnissen. Wir haben daher allen Grund, Jehova in dieser Hinsicht nachzuahmen. Des weiteren sollten wir uns bemühen, Personen, die uns vertrauen, nicht zu enttäuschen. Wenn wir anderen vertrauen und beweisen, daß wir auch ihr Vertrauen verdienen, werden wir viel dazu beitragen, ein gutes Verhältnis zu unseren Mitmenschen zu bewahren.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1977 | 15. Juli
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Fragen von Lesern
● Meine Frau, die kein Diener Gottes ist, liebt einen anderen Mann. Könnte ich mich von ihr scheiden lassen, da sie wahrscheinlich ‘in ihrem Herzen Ehebruch begangen hat’, wie Jesus in Matthäus 5:28 sagte?
Jesus bezeichnete mit seinen Worten in Matthäus 5:28 „geistigen Ehebruch“, wie es einige nennen, nicht als Scheidungsgrund.
Seine Worte lauten: „Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: ,Du sollst nicht ehebrechen.‘ Ich aber sage euch, daß jeder, der fortwährend eine Frau ansieht, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen, in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen hat“ (Matth. 5:27, 28).
Christus erklärte hier, daß das siebente der Zehn Gebote für seine jüdischen Zuhörer nicht nur eine Aufforderung gewesen sein sollte, den körperlichen Akt des Ehebruches zu vermeiden (2. Mose 20:14; 5. Mose 5:18). Er zeigte, daß das Vergehen vom Herzen einer Person ausgeht. Wie Jakobus später erklärte, können verkehrte Wünsche im Herzen eines Menschen dazu führen, daß er sündigt, und das ist oft der Fall (Jak. 1:14, 15; Spr. 6:25). Das geschah auch mit David, der die Frau eines anderen Mannes so lange ansah, bis er leidenschaftlich erregt wurde, was dazu führte, daß er sündigte, nämlich Ehebruch beging (2. Sam. 11:2-4). Somit ermahnte Jesus seine Zuhörer, nicht nur die Sünde an sich zu vermeiden, sondern bereits die sündige Begierde, die zur Sünde führen kann.
Gott weiß, wenn jemand, ob Mann oder Frau, eine solche sinnliche Begierde pflegt („fortwährend eine Frau ansieht“), denn er „sieht, wie das Herz ist“ (1. Sam. 16:7; Spr. 24:12; Hebr. 4:13). Gott weiß, daß eine Person, die darauf aus ist, eine unsittliche Handlung zu begehen, nur noch nicht die Gelegenheit gehabt haben mag, ihr Verlangen in die Tat umzusetzen. Daher ist sie in Gottes Augen bereits schuldig.
Stellt aber dieses ehebrecherische Verlangen an sich schon einen schriftgemäßen Grund für den Ehepartner des Betreffenden dar, sich scheiden zu lassen, um dann frei zu sein, wieder zu heiraten? Nein. Jesus ermächtigte Menschen nicht, etwas aufgrund der Wünsche zu entscheiden, die jemand im Herzen hegen mag. Der Apostel Johannes schrieb zum Beispiel, daß „jeder, der seinen Bruder haßt, ... ein Totschläger“ ist (1. Joh. 3:15). Die christlichen Ältesten in einer Versammlung sind jedoch nicht befugt, eine Person als Mörder auszuschließen, von der sie denken, sie trage einen gewissen Haß in ihrem Herzen. Sie können Herzen nicht genauso gut beurteilen und darin lesen wie Gott.
Als daher Jesus sagte, der einzige schriftgemäße Grund für eine Scheidung sei „Hurerei“ (griechisch: pornéia, was geschlechtliche Unsittlichkeit bedeutet), meinte er damit tatsächlich ausgeführte unsittliche Handlungen (Matth. 19:9).
Wenn die Frau mit sich reden läßt, könnte man vielleicht folgendes mit ihr besprechen: Gott, unser Schöpfer, weiß, was für uns Menschen am besten ist, und er versichert uns, daß es nicht zu dauerhaftem Glück führt, wenn wir uns auf unsittliche Handlungen einlassen. Das findet man bestätigt, wenn man ehrlich darüber nachdenkt, wie sich unmoralische Handlungen auf das Leben derer ausgewirkt haben, die sie pflegten. Man handelt daher vernünftig, wenn man sofort gegen unsittliche Begierden ankämpft, bevor sie zu unsittlichen Taten führen und Kummer hervorrufen. Selbst „romantische Träume“ von einer mit Unsittlichkeit verbundenen Liebe könnten jemand daran hindern, in seiner Lage glücklich zu werden.
Wenn es in einer Ehe zu Schwierigkeiten kommt können gewöhnlich beide Partner zu einer Stärkung
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